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Streitschlichten im Zeltlager - Sozialistische Jugend Deutschlands ...

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<strong>Streitschlichten</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong><br />

Kinder unterstützen Kinder in Konflikten<br />

Ein Modellprojekt der<br />

<strong>Sozialistische</strong>n <strong>Jugend</strong> <strong>Deutschlands</strong><br />

Die Falken<br />

<strong>Sozialistische</strong> <strong>Jugend</strong> <strong>Deutschlands</strong> – Die Falken<br />

Bundesvorstand


Impressum<br />

Impressum<br />

<strong>Streitschlichten</strong> <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong><br />

Kinder unterstützen Kinder in Konflikten<br />

Ein Modellprojekt der <strong>Sozialistische</strong>n <strong>Jugend</strong> <strong>Deutschlands</strong> – Die Falken<br />

1. Auflage 2000<br />

Herausgeberin:<br />

Redaktion:<br />

Texte:<br />

Satz und Layout:<br />

Druck:<br />

Redaktionsanschrift:<br />

SJD – Die Falken, Bundesvorstand<br />

Andrea Lummert<br />

Kerstin Bunte, Consolata Peyron, Kurt Faller<br />

Orange, Essen<br />

Druckerei Möller&Roche, Gelsenkirchen<br />

SJD – Die Falken<br />

Bundesvorstand<br />

Kaiserstr. 27<br />

53113 Bonn<br />

Tel.: (02 28) 22 10 55<br />

Fax: (02 28) 21 75 62<br />

e-mail: sjd.die.falken.buvo@t-online.de<br />

2


Inhalt<br />

Inhalt<br />

1. Vorwort<br />

2. Voraussetzungen des Modellprojektes<br />

3. Grundüberlegungen<br />

3.1. Eine andere Sicht auf Konflikte in der pädagogischen Arbeit<br />

3.2. Wir können unsere Konflikte selber lösen – Peer-Group-Education<br />

3.3. Eine neue Konfliktkultur einführen – Konfliktmanagement und Systemdesign<br />

3.4. Das Hexagon konstruktiver Konfliktbearbeitung<br />

3.4.1. Intervention<br />

3.4.2. Prävention<br />

3.4.3. Komptenzen<br />

3.4.4. Schlüsselpersonen<br />

3.4.5. Unterstützungssysteme<br />

3.4.6. Implementierung<br />

4. Auf die HelferInnen kommt es an<br />

4.1. Planung des Trainings für die HelferInnen<br />

4.1.1. Anknüpfen an den konkreten Bedarfen der TeilnehmerInnen<br />

4.1.2. Systemische Betrachtung der bestehenden Probleme<br />

4.1.3. Vermittlung von Techniken systemischer Gesprächsführung und Mediation<br />

4.1.4. Überlegungen zu strukturellen Veränderungen oder Modifizierung von Arbeitsabläufen<br />

4.2. Haltung und Arbeitsweise der Trainerin /des Trainers<br />

4.2.1. Ressourcenorientierung<br />

4.2.2. Prozessorientierung<br />

4.2.3. Beteiligungsorientierung<br />

4.3. Das Baustein-Konzept<br />

4.4. Durchführung des Trainings<br />

4.4.1. Einstieg<br />

4.4.2. Konflikt<br />

4.4.3. Konfliktanalyse<br />

4.4.4. Kommunikation<br />

4.4.5. Techniken der Vermittlung und Verhandlung<br />

4.4.6. Besonderheiten interkultureller Kommunikation<br />

4.4.7. Arbeit mit Gruppen<br />

4.4.8. Konfliktmanagement<br />

5. Die Kinder werden aktiv<br />

5.1. Die Ziele der Trainerinnen<br />

5.2. Die Vorbereitung der Kinder<br />

5.3. <strong>Streitschlichten</strong> <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong><br />

5.3.1. Die Rahmenbedingungen <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong><br />

5.3.2. Vernetzen und bekannt machen<br />

5.3.3. Die Gruppe<br />

5.3.4. Prinzipien und Regeln<br />

5.3.5. Üben und Praxis<br />

6. Die Auswertung<br />

6.1. Was hat es den Kindern gebracht?<br />

6.2. Die Auswertung durch die HelferInnen<br />

6.3. Auswertung der Trainerinnen<br />

6.4. Fazit<br />

7. Spiele und Übungen<br />

8. Literatur und Internet-Adressen<br />

3


Vorwort<br />

1.<br />

Vorwort<br />

Streiten gehört zum Alltag. Kinder wie Erwachsene<br />

haben damit Erfahrung. Manche<br />

erleben Streit als etwas befreiendes. Danach<br />

ist die Luft geklärt wie nach einem Gewitter.<br />

Manche Streitigkeiten nehmen jedoch kein<br />

Ende. Oder sie gehen auf Kosten des oder<br />

der Schwächeren. Manchmal kommt es zu<br />

Verletzungen – die Blessuren können körperlicher<br />

oder auch seelischer Natur sein.<br />

„Streitet ihr schon wieder?“ Oft müssen wir<br />

zusehen wie sich andere streiten. Viele, Erwachsene<br />

wie Kinder, finden das belastend.<br />

Manche kucken einfach weg. Wenn ein Streit<br />

eskaliert oder unfair verläuft, Schwächere zu<br />

Schaden kommen oder die gesamte Gruppenatmosphäre<br />

belastet, können wir nicht<br />

wegsehen. Aber was tun? Wenn Kinder streiten,<br />

finden manche Erwachsenen es hilfreich,<br />

die Streitenden zu trennen, „damit nichts<br />

schl<strong>im</strong>meres passiert.“ Sie zwingen sie zur<br />

Einigung, drohen ihnen Strafe an oder versuchen<br />

sie abzulenken. Im besten Fall lassen<br />

wir uns den Streit erläutern und versuchen<br />

zu schlichten.<br />

Kinder haben ein starkes Bedürfnis nach<br />

Gerechtigkeit und dass alle gleich behandelt<br />

werden. Wenn sie anderen Kindern be<strong>im</strong><br />

Streiten zukucken oder sich einmischen,<br />

kann es schon mal passieren, dass sie wie<br />

be<strong>im</strong> Fussballspiel den Schiedsrichter spielen.<br />

Einer muss ja recht haben!<br />

Wir wollten wissen, wie wir mit Streit von<br />

Kindern und Erwachsenen anders umgehen<br />

können. Ob es Methoden gibt, bei einem<br />

Streit den Streitenden zu helfen, ohne dass<br />

nachher eineR geschlagen vom Feld geht.<br />

Das Verfahren, das wir entdeckt haben, ist<br />

in den USA und Großbritannien entwickelt<br />

worden und nennt sich Mediation – das englische<br />

Wort für Vermittlung. Das Ziel der<br />

Mediation ist es, dass die Streitenden zu einer<br />

Einigung kommen, hinter der beide Seiten<br />

stehen. Es soll keine Sieger und Verlierer<br />

geben. Dazu kam die Idee, dass diese Vermittlung<br />

am besten läuft, wenn sie unter<br />

Gleichaltrigen passiert. Kinder also den Streit<br />

von Kindern schlichten.<br />

In der Bundesrepublik war dieses „Streitschlichter“-Verfahren<br />

bisher nur an Schulen<br />

und Kindergärten ausprobiert worden. Uns<br />

erschien die Idee, Mediation und Peer-<br />

Group-Education zu verbinden, wie geschaffen<br />

für unseren Verband – denn als Selbstorganisation<br />

von Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen,<br />

die sich Partizipation, Gleichberechtigung<br />

und solidarisches Miteinander auf die Fahnen<br />

geschrieben hat, bieten die Falken nicht<br />

nur gute ideelle Voraussetzungen, sondern<br />

mit ihrer Gruppenarbeit und ihren <strong>Zeltlager</strong>n<br />

auch ein gutes Praxisfeld. Das Bundeskinderlager<br />

1999 bot sich an, die Idee <strong>im</strong><br />

Verband bekannt zu machen und gleichzeitig<br />

auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen.<br />

4


Vorwort<br />

Deshalb hat der Bundesvorstand sich umgesehen<br />

und nach TrainerInnen gesucht, die<br />

die Methoden des friedlichen <strong>Streitschlichten</strong>s<br />

kennen und weitervermitteln können.<br />

Die Stiftung Deutsche <strong>Jugend</strong>marke e.V.<br />

hat uns dankenswerterweise finanziell unterstützt,<br />

damit wir vor dem Bundeskinderlager<br />

HelferInnen und Kinder aus verschiedenen<br />

Gliederungen trainieren und während<br />

des Bundeskinderlagers das Ganze in der<br />

Praxis erproben konnten. Auch dieses Buch<br />

wurde so erst möglich.<br />

Inzwischen haben wir die Erfahrung ausgewertet<br />

und aufgeschrieben. Mit der nun vorliegenden<br />

Dokumentation möchten wir euch<br />

die theoretischen Hintergründe des „<strong>Streitschlichten</strong>s“<br />

vermitteln, von den Helfertrainings<br />

berichten, den Ablauf der Streitschlichterausbildung<br />

für Kinder schildern und<br />

wie sie ihre Konflikte <strong>im</strong> Bundeskinderlager<br />

geklärt haben. Auf den Abdruck von Spielen<br />

und Übungen haben wir verzichtet. Es<br />

gibt umfangreiche Streitschlichter-Handbücher<br />

und Spielesammlungen, die detailliert<br />

Auskunft geben, welches Spiel an welchem<br />

Platz am besten eingesetzt werden kann. In<br />

dieser Ausführlichkeit würde der Abdruck<br />

hier den Rahmen sprengen. Andererseits<br />

sind viele Übungen urheberrechtlich geschützt<br />

und es ist schwierig, von Verlagen<br />

Abdruckgenehmigungen zu erhalten, wenn<br />

sie ihre Bücher selbst noch verkaufen wollen.<br />

Zum Schluss findet ihr daher eine ausführliche<br />

Literaturliste mit vielen Titeln, die für die<br />

Praxis sehr hilfreich sind. Wir möchten den<br />

Trainerinnen Kerstin Bunte und Consolata<br />

Peyron herzlich danken, die die Kinder trainiert<br />

und sie be<strong>im</strong> Schlichten unterstützt haben.<br />

Sie haben ihre Erfahrungen diesem<br />

Buch schriftlich beigesteuert. Wir möchten<br />

Kurt Faller danken, der die Helferinnen und<br />

Helfer in einem Basistraining auf ihre Aufgabe<br />

vorbereitet hat, den Kindern ein guter<br />

„Coach“ zu sein – damit niemand mit der<br />

„roten Karte“ den Zeltplatz verlassen muss.<br />

Und wir möchten den vielen Falken, den alten,<br />

mittelalten und ganz jungen danken,<br />

die sich auf das Exper<strong>im</strong>ent „<strong>Streitschlichten</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong>“ eingelassen haben.<br />

Diesem Buch wünschen wir schließlich viele<br />

Leserinnen und Leser, die daraus Anregungen<br />

und Ideen beziehen und sich damit für<br />

eine verbesserte Konfliktkultur <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong><br />

und <strong>im</strong> Verband einsetzen.<br />

Freundschaft!<br />

Hendrikje Adriani (Bundes-F-Ringleiterin)<br />

Andrea Lummert (Bundessekretärin)<br />

5


Voraussetzungen des Modellprojektes<br />

2.<br />

Voraussetzungen des<br />

Modellprojektes<br />

Jedes Jahr fahren Tausende von Kids mit den<br />

Falken ins <strong>Zeltlager</strong>. Sie erfahren dort in der<br />

Gemeinschaft mit anderen, wie sie gemeinsam<br />

ihren Alltag regeln, Spaß haben und<br />

sich für ein gemeinsames Ziel einsetzen können.<br />

Demokratie mit Kindern ist ein wesentlicher<br />

Bestandteil der Falkenpädagogik, die<br />

ihre Wurzeln in der <strong>Sozialistische</strong>n Erziehung<br />

der Kinderfreundebewegung und Reformpädagogik<br />

der zwanziger Jahre hat.<br />

Aggressionen zwischen Kindern gehören<br />

zum Alltag – nicht nur – jeden <strong>Zeltlager</strong>s.<br />

Wenn Streitigkeiten zunehmen oder Kinder<br />

bei der Lösung ihrer Konflikte zu völlig unpassenden<br />

Mitteln körperlich und seelischer<br />

Gewalt greifen, fragen sich HelferInnen wie<br />

sie damit klar kommen sollen. Schwierigkeiten<br />

tauchen dann auf, wenn Kinder in<br />

ihrem sozialen Umfeld zuhause und in der<br />

Schule zu wenig Möglichkeiten haben, den<br />

Umgang mit anderen und das friedliche<br />

Lösen von Konflikten zu lernen.<br />

Wir wollen, dass die Kinder mitbest<strong>im</strong>men,<br />

sich selbst organisieren! Die Fähigkeit dazu<br />

hängt aber eng zusammen mit der Fähigkeit,<br />

eigene Interessen zu benennen, Konflikte<br />

zu erkennen und Kompromisse zu<br />

schließen.<br />

Das Modell „Streitschlichter <strong>im</strong> Kinderzeltlager“<br />

unterstützt Kinder darin, ihre Bedürfnisse<br />

selbstbewußt zu äußern, ihrem<br />

Zorn auf den Grund zu gehen, ihren Streit<br />

friedlich beizulegen und zu einem Interes-<br />

senausgleich zu kommen. Da die „Streitschlichter“<br />

Gleichaltrige sind, können Kinder<br />

deren Unterstützung eher annehmen.<br />

Kinder erweitern so ihre Kompetenzen und<br />

ihre Spielräume, in denen sie ihre Angelegenheiten<br />

ohne Erwachsene regeln können.<br />

Die Ziele <strong>im</strong> Einzelnen sind:<br />

1. Das Konzept der <strong>Zeltlager</strong>pädagogik der<br />

SJD – Die Falken über Methoden der<br />

Mediation und Peer-Group-Education weiterzuentwickeln,<br />

mit dem Ziel der Gewaltprophylaxe<br />

und der Verbesserung der<br />

Demokratiestrukturen <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong>;<br />

2. ehrenamtliche GruppenhelferInnen zu<br />

qualifizieren, indem sie lernen, Konflikte früher<br />

zu erkennen, gezielter und effektiver auf<br />

sie zu reagieren und die Arbeit der „StreitschlichterInnen“<br />

zu fördern und abzusichern;<br />

3. Kindern mehr Partizipation zu ermöglichen,<br />

indem ihnen Formen konstruktiver<br />

Konfliktlösung vermittelt und sie zu „StreitschlichterInnen“<br />

ausgebildet werden.<br />

Die Diskussion um die <strong>Zeltlager</strong>grundsätze<br />

Zur Zeit wird <strong>im</strong> gesamten Verband über<br />

unsere Ansprüche an <strong>Zeltlager</strong> diskutiert, um<br />

die alten „<strong>Zeltlager</strong>grundsätze“ der SJD – Die<br />

Falken weiterzuentwickeln. Vom 19. Juli bis<br />

1. August 1999 fand daher erstmals seit<br />

zehn Jahren wieder ein bundesweites Kinder-<br />

6


Voraussetzungen des Modellprojektes<br />

zeltlager statt, um in der Vorbereitung und<br />

Durchführung dieses Bundeskinderlagers ein<br />

gemeinsames Praxisfeld für konzeptionelle<br />

Verbesserungen der <strong>Zeltlager</strong>pädagogik zu<br />

haben.<br />

Bei der ganzen Debatte kommen <strong>im</strong>mer<br />

wieder Themen hoch wie z.B. „Gewalt und<br />

Aggressionen abbauen“ oder „Demokratie<br />

mit Kindern besser gestalten“.<br />

Das Bundeskinderlager bot die einmalige<br />

Möglichkeit, das Modell „Streitschlichter <strong>im</strong><br />

Kinderzeltlager“ <strong>im</strong> Verband bekannt zu machen,<br />

mit mehreren Falkengliederungen vorzubereiten<br />

und in der Praxis zu erproben und<br />

auszuwerten.<br />

„Mediation“ und „Peer-Group-<br />

Education“ als methodische Grundlagen<br />

des „Streitschlichter“-Programms<br />

Das Konzept „Streitschlichter“ 1 baut auf Erfahrungen<br />

aus Großbritannien und den USA<br />

auf, wo in den 80er Jahren die „peermediation“<br />

in breitem Umfang an Schulen<br />

und anderen pädagogischen Einrichtungen<br />

eingeführt wurde. Dort und auch bei den<br />

ersten Versuchen hier in Deutschland (in<br />

Berlin, Bielefeld und Offenbach) hat sich<br />

gezeigt, dass SchülerInnen oft sehr viel<br />

schneller und effektiver in Konflikten unter<br />

Gleichaltrigen vermitteln können.<br />

Unter Mediation 2 versteht man Konfliktvermittlung<br />

durch Stärkung der Person und<br />

Förderung der Selbsterkenntnis. Sie hat zum<br />

Ziel, die Konfliktparteien zu befähigen, selbst<br />

eine Lösung für ihren Streit zu finden. Je<br />

besser die MediatorInnen die Situation der<br />

Streitenden kennen und erfassen können,<br />

um so leichter fällt es ihnen, den Gegnern<br />

zu helfen, die Lösung ihrer Probleme wieder<br />

selbst in die Hand zu nehmen.<br />

In der Peer-Group-Education wird davon<br />

ausgegangen, dass Kinder und <strong>Jugend</strong>liche<br />

sehr stark von Gleichaltrigen – von ihrer<br />

Peer-Group – beeinflußt werden. Mit Gleichaltrigen<br />

verbringen sie mehr Zeit als mit Erwachsenen<br />

und die Peer-Group wird mit<br />

wachsendem Alter <strong>im</strong>mer bedeutsamer für<br />

ihr Verhalten, ihre Wertmaßstäbe und ihre<br />

Lebensgestaltung. Dieser Einfluß wird in der<br />

Regel von Erwachsenen negativ gesehen und<br />

vor allem in Verbindung mit der Verführung<br />

zu Nikotin-, Alkohol- und Drogenkonsum<br />

bzw. zu antisozialem Verhalten gesehen.<br />

Hier setzt Peer-Group-Education an und<br />

n<strong>im</strong>mt den großen Einfluß, den Peer-Groups<br />

auf die Entwicklung von Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen<br />

haben, ernst und macht daraus<br />

ein positives pädagogisches Konzept. „Peer-<br />

Group-Education ist eine Methode zur Vermittlung<br />

von Informationen oder des Lernens<br />

am Modell, bei der best<strong>im</strong>mte Verhaltensweisen<br />

beeinflußt oder best<strong>im</strong>mte Inhalte<br />

vermittelt werden. Die Peer-educators sind<br />

der jeweiligen Zielgruppe sehr ähnlich: sei<br />

es in bezug auf ihr Alter, ihr Geschlecht, ihre<br />

soziale Herkunft usw.<br />

Wenn Kinder und <strong>Jugend</strong>liche diese Rolle<br />

der MediatorInnen übernehmen, dann benötigen<br />

sie Unterstützung. Zum einen muss<br />

ihr Beitrag und ihre Verantwortung von den<br />

Erwachsenen akzeptiert werden. Entsprechend<br />

ist be<strong>im</strong> Projekt „Streitschlichter <strong>im</strong><br />

Kinderzeltlager“ darauf zu achten, dass die<br />

am Bundeskinderlager beteiligten Gliederungen<br />

und die HelferInnen informiert sind<br />

und der Arbeit der „Streitschlichter“ positiv<br />

gegenüber stehen. Eine wichtige Voraussetzung<br />

ist ein gründliches Training der StreitschlichterInnen.<br />

Erforderlich ist auch eine beständige<br />

Betreuung durch HelferInnen, die<br />

als „Coaches“ ausgebildet und tätig sind.<br />

1<br />

Vgl. Faller, Kurt, Kerntke, Wilfried., Wackmann, Maria: Konflikte selber lösen. Ein Trainingsbuch für Mediation und Konfliktmanagement in<br />

Schule und <strong>Jugend</strong>arbeit. Verlag an der Ruhr, Mülhe<strong>im</strong> a.d. Ruhr, 1996<br />

2<br />

Vgl. Kurt Faller, Mediation in der pädagogischen Arbeit. Ein Handbuch für Kindergarten, Schule und <strong>Jugend</strong>arbeit. Verlag an der Ruhr, Mülhe<strong>im</strong><br />

a.d. Ruhr, 1998<br />

7


Voraussetzungen des Modellprojektes<br />

Darüberhinaus ist eine klare Vereinbarung<br />

erforderlich, welche Konflikte von den Kindern<br />

vermittelt werden und an welchen Punkten<br />

erwachsene HelferInnen einbezogen<br />

werden. Dann muß klar sein, wann und wo<br />

die Mediationen stattfinden und wie mit den<br />

Ergebnissen umgegangen wird. Diese Rahmenbedingungen<br />

sind erforderlich, um positive<br />

Impulse für das soziale Miteinander<br />

<strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong> erwarten zu können.<br />

Das Trainingsprogramm „Streitschlichter <strong>im</strong><br />

Kinderzeltlager“ verfolgte <strong>im</strong> Einzelnen drei<br />

Ziele:<br />

1. Kindern werden Formen konstruktiver<br />

Konfliktlösung vermittelt, die ihre persönlichen<br />

Fähigkeiten, in Konfliktsituationen auf<br />

Gewalt zu verzichten, erweitert.<br />

2. Kinder werden zu MediatorInnen ausgebildet.<br />

Dies betrifft nur Kinder aus ausgewählten<br />

Falkengliederungen, die vor dem<br />

Bundeskinderlager an entsprechenden Trainings<br />

teilnehmen können.<br />

3. Helferinnen und Helfer werden befähigt,<br />

Konflikte früher zu erkennen, gezielter und<br />

effektiver auf sie zu reagieren und die Arbeit<br />

der „StreitschlichterInnen“ zu fördern<br />

und abzusichern.<br />

Auf diese Weise wollten wir das Prinzip der<br />

Selbstbest<strong>im</strong>mung über Methoden der Peer-<br />

Group-Education und Mediation noch besser<br />

als bisher fördern und das Prinzip der<br />

Unterstützung Gleichaltriger qualifiziert ausbauen.<br />

Denn die gleichaltrigen „Streitschlichter“<br />

benötigen mehr als „Gleichaltrigkeit“:<br />

sie müssen pädagogische Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten erwerben. Selbst für jüngere<br />

Kinder sind solche Trainings möglich,<br />

8


Voraussetzungen des Modellprojektes<br />

wenn diese mit angemessenen Formen<br />

durchgeführt werden und die Betreuung<br />

gewährleistet ist. Denn für den Gedanken,<br />

anderen zu helfen, ihren Streit zu beenden,<br />

sind auch schon kleinere Kinder zu begeistern.<br />

Für Erwachsene ist es oft überraschend,<br />

wie schnell und unkonventionell<br />

Streitereien beendet werden können.<br />

Das Bundeskinderlager als Praxisfeld<br />

Das Modell der gleichaltrigen StreitschlichterInnen<br />

erfordert eine Struktur, in der die<br />

Kinder Freiräume für die Lösung ihrer Konflikte<br />

ebenso finden wie eine pädagogische<br />

Unterstützung, wenn sie sie benötigen. In<br />

diesem Sinne eignet sich der Rahmen eines<br />

Kinderzeltlagers für ein solches Modellprojekt.<br />

Das Bundeskinderlager, an dem fast 1 000<br />

Kinder aus dem gesamten Bundesgebiet teilnahmen,<br />

eignete sich sehr gut für die Erprobung<br />

des Streitschlichtermodells. Das<br />

Bundeskinderlager fand <strong>im</strong> Sommer 1999<br />

auf dem Falken-Zeltplatz „Unsere Welt“ in<br />

Wyk auf der Nordseeinsel Föhr statt.<br />

Für die vorbereitenden Trainings wurden vor<br />

allem diejenigen Kinder angesprochen, die<br />

bereits länger bei den Falken aktiv sind, nicht<br />

zum ersten Mal in ein Falkenzeltlager fuhren<br />

und interessierte sowie ausgebildete<br />

ehrenamtliche HelferInnen zu ihrer Unterstützung<br />

hatten. Die Trainerinnen Kerstin<br />

Bunte und Consolata Peyron, die die Kindertrainings<br />

durchgeführt hatten, nahmen auch<br />

selbst am Bundeskinderlager teil, setzten dort<br />

die Trainings fort und unterstützten Kinder<br />

und HelferInnen bei der Umsetzung des<br />

Streitschlichterprogramms.<br />

Die Kinder wohnten in Gruppen von 6–8<br />

Kindern in einem Zelt und wurden von jeweils<br />

1–2 ehrenamtlichen HelferInnen betreut.<br />

Auf solchen großen <strong>Zeltlager</strong>n werden<br />

jeweils bis zu zehn Zelte in einem Rund um<br />

einen Platz zusammengestellt, so daß sich<br />

eine Dorfstruktur bildet. Selten leben mehr<br />

als 80 Personen in einem solchen Zeltdorf<br />

zusammen. Damit ist gewährleistet, dass<br />

selbst grosse <strong>Zeltlager</strong> mit mehreren hundert<br />

TeilnehmerInnen für die Kinder übersichtlich<br />

bleiben und Mitbest<strong>im</strong>mung möglich<br />

ist. In den Dörfern nehmen die Kinder<br />

ihre Mahlzeiten ein, dort sitzen sie abends<br />

gemeinsam am Lagerfeuer oder planen mit<br />

den HelferInnen Ausflüge und Dorffeste.<br />

Jeweils drei Dörfer bilden ein Dorfzentrum.<br />

Im Bundeskinderlager wurden vier Dorfzentren<br />

gebildet. Die Kinder haben in ihrer<br />

Zeltgruppe und ihrem Dorf die Möglichkeit,<br />

über ihre Belange demokratisch zu beraten<br />

und abzust<strong>im</strong>men. Zu Versammlungen der<br />

Dorfzentren und des Gesamtcamps schikken<br />

sie Delegierte.<br />

Unter dem Motto „Auf die Zukunft – fertig –<br />

los!“ konnten sie vormittags auf Zelt- und<br />

Dorfebene und nachmittags in den Aktionszentren<br />

auf Lagerebene an vielfältigen Aktivitäten<br />

teilnehmen. Sie spielten Theater,<br />

machten in der Radio- oder Zeitungsredaktion<br />

mit und beteiligten sich an verschiedenen<br />

musischen und kreativen Aktivitäten, bei<br />

denen es <strong>im</strong>mer um Ideen für eine kindgerechte<br />

Zukunft ging.<br />

Die „Streitschlichter“ wurden <strong>im</strong> überschaubaren<br />

Rahmen der Dörfer aktiv, in denen<br />

sie mit ihren Gliederungen wohnten. So<br />

konnten zunächst diejenigen Kinder das Angebot<br />

nutzen, die sich bereits aus ihrer Gruppe<br />

oder aus einem anderen <strong>Zeltlager</strong> kannten.<br />

9


Grundüberlegungen<br />

3.<br />

Grundüberlegungen<br />

Kurt Faller<br />

Allgemeine Zielsetzung des Projekts ist es,<br />

Kinder und <strong>Jugend</strong>liche zu befähigen, auf<br />

Gewalt als Mittel zur Lösung von Konflikten<br />

zu verzichten und Konflikte konstruktiv zu bewältigen.<br />

Durch Vermittlung von Grundregeln<br />

konstruktiver Konfliktlösung und Erweiterung<br />

der Handlungskompetenz in kritischen<br />

und aggressiven Situationen sollen<br />

Kinder und <strong>Jugend</strong>liche in Trainings lernen,<br />

mit Konflikten in einer anderen, kreativen<br />

Weise umzugehen und in Konfliktsituationen<br />

bei anderen Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen zu<br />

vermitteln.<br />

Gleichzeitig sollen Helferinnen und Helfer<br />

befähigt werden, Konflikte frühzeitig zu erkennen<br />

und entsprechend zu reagieren.<br />

Um diese Ziele umzusetzen, wurden bei den<br />

Trainings Herangehensweisen und Techniken<br />

aus dem Konzept der systemischen<br />

Mediation angewandt, das Kurt Faller in<br />

seiner langjährigen Praxis entwickelt hat. 3<br />

Bei der Entwicklung des Projekts „Streitschlichter<br />

<strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong>“ waren folgende Elemente<br />

dieses Konzepts hilfreich:<br />

3.1<br />

Eine andere Sicht auf<br />

Konflikte in der pädagogischen<br />

Arbeit<br />

Konflikte werden meist als störend, bedrohlich,<br />

zerstörerisch und schmerzvoll erlebt.<br />

Daher versuchen die Beteiligten oft, Konflikten<br />

auszuweichen oder sie schnell mit administrativen<br />

Mitteln zu lösen.<br />

In dem Konzept der systemischen Mediation<br />

(Mediation = Vermittlung) wird bewusst von<br />

einem positiven Konfliktbegriff ausgegangen.<br />

Konflikte sind in der pädagogischen Arbeit<br />

etwas Normales. Konflikte – früh wahrgenommen<br />

– sind ein wichtiges Signal, dass<br />

etwas nicht st<strong>im</strong>mt und sie bieten eine Chance<br />

zur Entwicklung und Verbesserung der gegenseitigen<br />

Beziehungen. Gefährlich sind<br />

die ungelösten Konflikte, die zwar oft in<br />

harmlosen Meinungsverschiedenheiten, unterschiedlichen<br />

Interessen oder Missverständnissen<br />

ihren Ursprung haben, aber<br />

derart eskalieren (eskalieren = sich steigern)<br />

können, dass die Beteiligten sehr darunter<br />

leiden. Die entscheidende Frage ist, wie<br />

3<br />

Kurt Faller war Leiter des <strong>Jugend</strong>bildungswerkes der Stadt Offenbach und ist jetzt Geschäftsführer des Instituts MEDIUS – Institut für Mediation,<br />

Beratung und Systemdesign. Er wirkt als Dozent in der Aus- und Fortbildung für Führungskräfte in Mediation und Konfliktmanagement, in<br />

postgradualen Ausbildungsgängen an der Universität Oldenburg, den Fachhochschulen Aargau und Luzern , dem Institut für Sozialarbeit und<br />

Sozialpädagogik in Frankfurt und dem Institut für systemische Entwicklung und Fortbildung in Zürich.<br />

10


Grundüberlegungen<br />

schnell Konflikte zur Kenntnis genommen<br />

und bearbeitet werden. Nicht der Konflikt<br />

ist das Problem, sondern die Art und Weise,<br />

wie wir damit umgehen.<br />

3.2<br />

Wir können unsere<br />

Konflikte selber lösen:<br />

Peer-Group-Education<br />

Kinder und <strong>Jugend</strong>liche werden sehr stark<br />

von Gleichaltrigen – von ihrer Peer-Group –<br />

beeinflusst. Allerdings wird dieser Einfluss<br />

von Eltern und Pädagogen oft negativ betrachtet.<br />

Peer-Group-Education setzt genau an diesem<br />

Punkt – dem großen Einfluss, den die<br />

Peer-Group auf die Entwicklung von Kindern<br />

und <strong>Jugend</strong>lichen hat – an und macht daraus<br />

ein positives pädagogisches Konzept. Es<br />

geht darum, Kinder und <strong>Jugend</strong>liche nicht<br />

nur als Problemverursacher zu sehen, sondern<br />

ihre Problemlösungskompetenzen in<br />

den Erziehungsprozess einzubeziehen. In<br />

diesem Prozess verändert sich auch die Rolle<br />

des Lehrers oder der Lehrerin, die als<br />

„Coach“ anders arbeiten muss. Paulo Freire,<br />

der in den Alphabetisierungskampagnen in<br />

Lateinamerika mit Peer-Group-Education<br />

gearbeitet hat, hat das so formuliert: „Der<br />

Lehrer ist nicht länger der Einzige, der lehrt,<br />

sondern einer der selbst <strong>im</strong> Gespräch mit<br />

den Schülern belehrt wird … Sie sind gemeinsam<br />

verantwortlich für einen Prozess,<br />

in dem alle wachsen“.<br />

Die Peer-Group-Education hat eine lange<br />

Geschichte. Breit angewandt wurde sie erstmals<br />

Ende des 18. bzw. Anfang des 19. Jahrhunderts<br />

in England und Amerika. Denn mit<br />

der Industrialisierung wurden damals Kenntnisse<br />

in Lesen und Schreiben für die Arbeiter<br />

unumgänglich. Es fehlten jedoch die<br />

dafür erforderlichen Strukturen. In dieser Zeit<br />

begann man, pädagogische Ansätze wie<br />

etwa das „Madras“-System von Andrew Bell<br />

und das Monitoring-System von Joseph Lancaster<br />

in die Praxis umzusetzen. Die Methode<br />

bestand darin, dass Lehrer einige Schüler<br />

zu Tutoren ausbildeten, die dann ihre<br />

Kenntnisse und Fähigkeiten an andere Kinder<br />

weitergaben. Mit der Entwicklung des<br />

Bildungssystems verlor das Monitoring an<br />

Bedeutung.<br />

Es wurde wieder in den 50er Jahren unseres<br />

Jahrhunderts in den Alphabetisierungskampagnen<br />

in Entwicklungsländern aufgenommen.<br />

In den letzten 20 Jahren wurden<br />

die Vorteile der Peer-Group-Education in der<br />

pädagogischen Diskussion wieder entdeckt,<br />

besonders in Großbritannien und den USA.<br />

In unserem entwickelten Bildungssystem in<br />

Europa haben wir keine größeren Probleme<br />

mit Lehrermangel oder geeigneten Schulen,<br />

um die Vermittlung von Grundwissen<br />

abzusichern. Aber wenn es um komplexere<br />

Probleme der Erziehung geht, reichen die<br />

traditionellen Methoden nicht aus. Die Mitglieder<br />

der Peer-Group haben oft einen<br />

wichtigeren Einfluss auf das Verhalten der<br />

Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen als Erwachsene.<br />

Diese Gruppendynamik zu nutzen, ist das<br />

Ziel der „Peer-Group-Education“ (PGE). In<br />

den USA, Großbritannien und einigen anderen<br />

europäischen Ländern gibt es inzwischen<br />

umfangreiche PGE-Programme <strong>im</strong><br />

Bereich der Gesundheitserziehung wie Anti-<br />

Raucher oder Anti-Drogenprogramme. Im<br />

Bereich der Gewaltprävention werden vor<br />

allem Projekte zur „peer-mediation“ ange-<br />

11


Grundüberlegungen<br />

wandt. Vor allem in den USA wird „peermediation“<br />

seit den 80er Jahren in breitem<br />

Umfang an Schulen und anderen pädagogischen<br />

Einrichtungen praktiziert. Auch wir<br />

können aus unserer Erfahrung die positive<br />

Einschätzung bestätigen:<br />

■ SchülerInnen können oft sehr viel schneller<br />

und effektiver <strong>im</strong> Konflikt unter Gleichaltrigen<br />

vermitteln.<br />

■ Sie verstehen in der Regel die Positionen<br />

der einzelnen Konfliktbeteiligten besser als<br />

Erwachsene.<br />

■ Sie können sich leichter in ihre Situation<br />

versetzen und sprechen vor allem ihre Sprache.<br />

■ Gleichaltrige werden sehr viel leichter als<br />

neutrale Person anerkannt als Lehrkräfte<br />

oder SozialarbeiterInnen.<br />

Allerdings ergibt sich das nicht automatisch.<br />

„Streitschlichter-Programme“ müssen sorgfältig<br />

vorbereitet und begleitet werden. Wenn<br />

Kinder und <strong>Jugend</strong>liche Verantwortung für<br />

das soziale Kl<strong>im</strong>a an den Schulen und pädagogischen<br />

Einrichtungen übernehmen, ist<br />

es unabdingbar, dass dieser Beitrag auch<br />

entsprechend akzeptiert wird. Die Streitschlichter<br />

müssen gründlich trainiert und begleitet<br />

werden. Es muss klar verabredet werden,<br />

in welchen Fällen sie aktiv werden und<br />

wann sie Unterstützung von Erwachsenen<br />

einholen können.<br />

Inzwischen gibt es in Deutschland an vielen<br />

Schulen Streitschlichterprogramme. Viele<br />

SchülerInnen werden in Projekttagen und<br />

Trainings mit den kommunikativen Grundkompetenzen<br />

zur Vermittlung und Verhandlung<br />

in Konflikten vertraut gemacht. Diese<br />

Erfahrungen sind eine gute Grundlage für<br />

die Entwicklung von Streitschlichterprogrammen<br />

in der außerschulischen pädagogischen<br />

Arbeit.<br />

3.3<br />

Eine neue Konfliktkultur<br />

einführen –<br />

Konfliktmanagement<br />

und Systemdesign<br />

Konstruktive Konfliktbearbeitung in der pädagogischen<br />

Arbeit von Kinder- und <strong>Jugend</strong>verbänden<br />

bezieht sich nicht nur auf Veränderungen<br />

<strong>im</strong> individuellen Verhalten, sondern<br />

auch auf Veränderungen in Gruppenund<br />

Verbandsstrukturen.<br />

Gerade in pädagogischen Prozessen haben<br />

wir es häufig mit Konflikten zu tun, die sich<br />

wiederholen oder vergleichbare Ursachen<br />

haben. Manchmal sind es auch äußere Einflüsse,<br />

die <strong>im</strong>mer wieder zu Problemen führen.<br />

Besonders bei verbandlich organisierten<br />

Freitzeitaktivitäten ist es daher wichtig,<br />

allgemein akzeptierte Formen der Konfliktregulierung<br />

zu haben. Denn, so heißt es in<br />

der entsprechenden wissenschaftlichen Literatur:<br />

„Defizite der Konfliktregulierung markieren<br />

die Einbruchsstellen für Gewalt“.<br />

Berechnung der Konfliktkosten<br />

Um ein System konstruktiver Konfliktbearbeitung<br />

zu entwickeln, macht es Sinn, sich<br />

erst einmal mit den auftretenden Konfliktsituationen<br />

zu beschäftigen und festzustellen,<br />

wie hoch die „Kosten“ für Konflikte sind. Zur<br />

Berechnung dieser Konfliktkosten schlägt<br />

W.Ury, einer der Begründer des Harvard-<br />

Konzepts, in seinem Buch: „Konfliktmanagement<br />

– Wirksame Strategien für den<br />

sachgerechten Interessenausgleich“ vier Kriterien<br />

vor:<br />

12


Grundüberlegungen<br />

1. Transaktionskosten<br />

Als Transaktionskosten bezeichnen wir all die<br />

aus Konflikten resultierenden und nachvollziehbaren<br />

Kosten: nervliche Belastungen,<br />

Geld, Arbeitszeit und andere Ressourcen, die<br />

unnötig verbraucht wurden.<br />

2. Zufriedenheit mit dem Ergebnis<br />

bisheriger Konfliktlösung<br />

Eine wesentliche Frage ist, wie zufrieden die<br />

Beteiligten – in unserem Fall die HelferInnen<br />

und die Kinder - mit den bisherigen Formen<br />

der Konfliktlösung sind. Welcher Weg der<br />

Konfliktlösung ist bisher best<strong>im</strong>mend:<br />

a) Werden die auftretenden Konflikte durch<br />

Interessenausgleich und die Suche nach einer<br />

für beide Seiten befriedigenden Lösung<br />

bearbeitet?<br />

b) Steht der Verweis auf verabredete oder<br />

von oben best<strong>im</strong>mte Regeln <strong>im</strong> Vordergrund?<br />

c) Oder werden die Konflikte zwischen den<br />

Kindern durch ein „Machtwort“ der<br />

HelferInnen entschieden?<br />

Dabei ist es sinnvoll, einige typische Konflikte<br />

genau zu analysieren, um ein Bild zu<br />

bekommen, wie hoch die Zufriedenheit mit<br />

der bisherigen Konfliktlösung ist.<br />

3. Auswirkungen auf die Beziehung<br />

Wie wirken sich die bisherigen Formen der<br />

Konfliktlösung auf die weitere Gestaltung der<br />

Beziehungen in der Gruppe und zu anderen<br />

Gruppen aus?<br />

4. Neuaufflammen der Konflikte<br />

Hier geht es um die Frage, ob die gefundenen<br />

Lösungen auch dauerhaft wirken und<br />

den Konflikt tatsächlich beenden oder bei<br />

welchen Fällen oder Gruppenkonstellationen<br />

der Stress bald wieder von vorne<br />

los geht.<br />

3.4<br />

Das Hexagon konstruktiver<br />

Konfliktbearbeitung<br />

Um das Ziel zu erreichen, die Konfliktkosten<br />

eines Systems zu senken, wird nun ein<br />

Konfliktmanagement-Systemdesign erarbeitet.<br />

Ein derartiges Systemdesign umfasst all<br />

die Elemente und Einzelprogramme, die<br />

sinnvoll erscheinen, um z. B. <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong><br />

Konfliktsituationen zu vermeiden, auftretende<br />

Konflikte konstruktiv zu bearbeiten und<br />

Kinder in die Bearbeitung von Konflikten einzubeziehen.<br />

Um ein derartiges Systemdesign praktisch<br />

erarbeiten zu können, hat der Autor das<br />

Hexagon konstruktiver Konfliktbearbeitung<br />

entwickelt. Das Hexagon umfasst sechs Elemente,<br />

die auch alle untereinander in Beziehung<br />

stehen. Damit ist es möglich, einzelne<br />

Aspekte des Umgangs mit Konflikten<br />

in Systemen getrennt zu betrachten und entsprechende<br />

Programme zu entwickeln. (Siehe<br />

Abb.1, S.14)<br />

3.4.1 Intervention<br />

Dieses Element beschreibt das System der<br />

Konfliktbearbeitung. Untersuchungsfragen<br />

sind: Welche Konflikte gibt es? Wer sind die<br />

Konfliktbeteiligten? Wie werden bisher die<br />

Konflikte gelöst? Warum werden diese Verfahren<br />

gewählt? Wie hoch sind die Kosten?<br />

Welche interessensorientierten Verfahren<br />

sind denkbar?<br />

13


Grundüberlegungen<br />

Hexagon konstruktiver Konfliktbearbeitung<br />

3.4.2 Prävention<br />

Dieses Element beschreibt die Möglichkeiten,<br />

bei häufig auftretenden Konflikten <strong>im</strong><br />

Vorfeld, also präventiv zu reagieren.<br />

Untersuchungsfragen sind: Gibt es Probleme,<br />

die alters- oder strukturbedingt <strong>im</strong>mer<br />

wieder auftreten? Wie wird mit diesen Störungen<br />

umgegangen? An welchen Stellen<br />

wären begleitende oder vorbereitende Programme<br />

sinnvoll? Können beispielsweise als<br />

Teil der Gesamtvorbereitung auf die <strong>Zeltlager</strong><br />

auch einfache Formen des konstruktiven<br />

Umgangs mit Konflikten geübt werden?<br />

3.4.3 Kompetenzen<br />

Dieses Element befasst sich mit den Fähigkeiten<br />

der Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen, mit<br />

Konflikten umzugehen.<br />

Untersuchungsfragen sind: Welche Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten haben die Kinder und<br />

<strong>Jugend</strong>lichen zum konstruktiven Umgang<br />

mit Konflikten? Welche Möglichkeiten gibt<br />

es <strong>im</strong> Rahmen der verbandlichen Arbeit,<br />

derartige Kenntnisse zu vermitteln? Wie können<br />

Lernziel zur sozialen Kompetenz in andere<br />

pädagogische Programme integriert<br />

werden?<br />

3.4.4 Schlüsselpersonen<br />

Dieses Element befasst sich mit den Kompetenzen<br />

der Schlüsselpersonen – in unserem<br />

Fall der Helferinnen und Helfer- <strong>im</strong><br />

Umgang mit Konflikten.<br />

14


Grundüberlegungen<br />

Untersuchungsfragen sind: Inwieweit haben<br />

sich die HelferInnen mit Methoden konstruktiver<br />

Konfliktlösung befasst? Inwieweit werden<br />

soziale Kompetenzen in der Vorbereitung<br />

geschult? An welchen Punkten könnten<br />

derartige Techniken in die Vorbereitung<br />

integriert werden? Welche Möglichkeiten gibt<br />

es, den HelferInnen Trainings anzubieten?<br />

Welche Unterstützung durch Beratung und<br />

Supervision ist notwendig und möglich?<br />

3.4.5 Unterstützungssysteme<br />

Dieses Element befasst sich mit den Möglichkeiten,<br />

be<strong>im</strong> Umgang mit schwierigen<br />

Situationen Unterstützung von anderen<br />

Gruppen, Institutionen oder Einrichtungen<br />

zu erhalten.<br />

Untersuchungsfragen sind: Welche Möglichkeiten<br />

der Kooperation mit den Institutionen<br />

wie Schulen, Horte oder <strong>Jugend</strong>einrichtungen,<br />

die die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen normalerweise<br />

betreuen, gibt es? Welche speziellen<br />

Konfliktlagen entstehen möglicherweise<br />

durch das soziale und familiäre Umfeld?<br />

Gibt es Kontakte zu Beratungsinstitutionen?<br />

Welche Unterstützung gibt es innerhalb<br />

des Verbandes? Wie könnten vor Ort<br />

Kontakte zu anderen unterstützenden Gruppen<br />

aufgebaut werden? Wie könnten Stiftungen,<br />

Fördervereine oder andere Gruppen<br />

zur finanziellen Unterstützung der Programme<br />

gewonnen werden?<br />

Dieses Element befasst sich mit der Frage,<br />

inwieweit die entwickelten Formen konstruktiver<br />

Konfliktbearbeitung und entsprechende<br />

Programme in die reguläre Tätigkeit der<br />

Organisation <strong>im</strong>plementiert werden können.<br />

Untersuchungsfragen sind: Inwieweit können<br />

die entwickelten Formen, wie z.B. das<br />

Streitschlichterprogramm, auf Dauer in die<br />

Vorbereitung, Durchführung und Planung<br />

der <strong>Zeltlager</strong> einbezogen werden? Welche<br />

strukturellen und inhaltlichen Änderungen<br />

sind notwendig? Welche Gremien müssen<br />

dazu welche Beschlüsse fassen? Welche<br />

Materialien müssen zur Unterstützung der<br />

einzelnen Landesverbände erarbeitet werden?<br />

Wie werden die Ergebnisse evaluiert?<br />

Die umfangreichen Erfahrungen mit dem<br />

Hexagon in Schulen, Kindertagesstätten und<br />

<strong>Jugend</strong>einrichtungen zeigen, dass man mit<br />

dieser Herangehensweise Systeme konstruktiver<br />

Konfliktlösung entwickeln kann, die die<br />

Logik des pädagogischen Prozesses <strong>im</strong> Allgemeinen<br />

und die Struktur und Organisation<br />

der pädagogischen Arbeit in einem speziellen<br />

Bereich berücksichtigen.<br />

3.4.6 Implementierung<br />

15


Auf die HelferInnen kommt es an<br />

4.<br />

Auf die HelferInnen<br />

kommt es an<br />

Kurt Faller<br />

4.1<br />

Planung der Trainings<br />

für die HelferInnen<br />

Für die Planung und die Erstellung des Trainings-Designs<br />

ergaben sich auf der Basis<br />

der Grundüberlegungen und des Konzepts<br />

folgende allgemeine Punkte:<br />

4.1.1 Anknüpfen an den<br />

konkreten Bedarfen der<br />

TeilnehmerInnen<br />

„Die Menschen dort abholen, wo sie momentan<br />

sind“, ist eine Grundregel für Trainings<br />

zu sozialer Kompetenz.<br />

Es ist deshalb wichtig, zu Beginn einen Rahmen<br />

zu schaffen, in dem die Teilnehmer-<br />

Innen die Sicherheit gewinnen, dass die Probleme<br />

bearbeitet werden, die für sie wichtig<br />

sind und ihnen nicht allgemeine Verhaltensmaßregeln<br />

übergestülpt werden.<br />

Für den Trainer bedeutet dies, mit dem Material<br />

zu arbeiten, das die TeilnehmerInnen<br />

anbieten und sich mit ihnen gemeinsam auf<br />

einen Prozess der Bearbeitung und des Suchens<br />

nach Lösungen einzulassen. Was auch<br />

bedeuten kann, ein gut vorbereitetes Programm<br />

zu verändern, wenn die Bedarfe der<br />

TeilnehmerInnen es erfordern.<br />

4.1.2 Systemische Betrachtung<br />

der bestehenden<br />

Probleme<br />

Wenn ein klarer und sicherer Rahmen für<br />

die gemeinsame Arbeit geschaffen wurde,<br />

ist es möglich, in einer Abfolge von Einzelarbeit,<br />

Kleingruppen- und Plenumsarbeit<br />

eine Problemlandkarte zu erstellen und eine<br />

Entscheidung zu treffen, welche Fragen dann<br />

intensiver bearbeitet werden sollen. Für diese<br />

Bearbeitung ist es sinnvoll, mit Techniken und<br />

Übungen zu arbeiten, die von vorneherein<br />

die Sichtweise der anderen Partei in den<br />

Prozess einbauen. Das kann in unterschiedlichen<br />

Formen geschehen. Wichtig ist jedenfalls,<br />

schon in der Darstellung des Problems<br />

die Sichtweise der Kinder oder anderen Helfer<br />

zu erkunden und dabei die Gemeinsamkeiten<br />

und Unterschiede dieser Sichtweisen<br />

und die unterschiedlichen Wahrnehmungen<br />

herauszuarbeiten.<br />

16


Auf die HelferInnen kommt es an<br />

Problemlandkarte<br />

4.1.3 Vermittlung von<br />

Techniken systemischer<br />

Gesprächsführung und<br />

Mediation<br />

Die Einbeziehung anderer Sichtweisen führt<br />

oft zu „Irritationen“ und einer gewissen<br />

Nachdenklichkeit, dass man die Dinge „so<br />

nicht“ gesehen oder nicht bemerkt habe,<br />

welche unterschiedlichen Wahrnehmungen<br />

bestanden hätten. Dies ist der Punkt, wo<br />

Übungen zu systemischer Gesprächsführung<br />

eingeführt werden können, die helfen, komplexere<br />

Zusammenhänge zu erfassen, andere<br />

Sichtweisen zu erkennen und in den<br />

Lösungsprozess einzubeziehen. Dazu gehören<br />

auch Grundtechniken von Mediation, um<br />

Vermittlungsgespräche professioneller zu gestalten.<br />

4.1.4 Überlegungen zu<br />

strukturellen Veränderungen<br />

oder Modifizierung<br />

von Arbeitsabläufen<br />

Gerade bei den Problemlagen, die sich häufig<br />

wiederholen oder strukturell bedingt sind,<br />

können Lösungsvorschläge entwickelt werden,<br />

die nach dem Training in der praktischen<br />

Arbeit erprobt werden können. Es hat<br />

sich bewährt, dafür Formen der Begleitung<br />

und Supervision zu finden. Dies können Trainings<br />

mit derselben Gruppe in einem gewissen<br />

zeitlichen Abstand oder begleitende<br />

Sitzungen sein. Dies ermöglicht, dass die Ergebnisse<br />

der Trainings sorgsam und nachhaltig<br />

in die Arbeit einfließen.<br />

17


Auf die HelferInnen kommt es an<br />

4.2<br />

Haltung und Arbeitsweise<br />

deR TrainerIn<br />

Für ein erfolgreiches Training ist natürlich<br />

die Haltung und die Arbeitsweise des Trainers<br />

oder der Trainerin von großer Bedeutung.<br />

Gerade bei Trainings zu sozialer Kompetenz<br />

schauen die TeilnehmerInnen v.a. in<br />

der ersten Phase des Trainings sehr genau<br />

auf die Person, die das Training leitet. Versteht<br />

der Trainer etwas von meiner Arbeit?<br />

Kann er die Schwierigkeiten verstehen, mit<br />

denen wir konfrontiert sind? Ist es möglich,<br />

über persönliche Probleme <strong>im</strong> Umgang mit<br />

Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen zu sprechen, ohne<br />

sich gleich rechtfertigen zu müssen? Will er<br />

uns belehren, wie wir uns verhalten sollen?<br />

Diese und ähnliche Fragen stehen zu Beginn<br />

eines Trainings <strong>im</strong> Raum, ob sie nun<br />

direkt formuliert werden oder nicht. Es ist<br />

Teil der Professionalität eines Trainers, diese<br />

völlig berechtigten Fragen und Vorbehalte<br />

aufzunehmen, mit ihnen zu arbeiten und sie<br />

<strong>im</strong> Prozess des Trainings produktiv einzusetzen.<br />

Wenn der Trainer – wie <strong>im</strong> vorliegenden Fall<br />

– von dem systemischen Ansatz ausgeht,<br />

zeigt sich dies in seiner Haltung und seiner<br />

Arbeitsweise. Bezogen auf die Haltung des<br />

Trainers sind folgende Prinzipien handlungsleitend:<br />

4.2.1 Ressourcenorientierung<br />

Ressourcenorientiert mit Menschen arbeiten<br />

heißt, von vorneherein mit einer positiven<br />

Grundhaltung auf sie zuzugehen und die<br />

Problemlandkarte<br />

18


Auf die HelferInnen kommt es an<br />

Leistungen, die sie in ihrer Arbeit mit Kunden<br />

erbringen, wertzuschätzen. Dabei ist es<br />

ein wichtiger Grundsatz, gerade bei der Bearbeitung<br />

von schwierigen Situationen erst<br />

einmal an den Dingen anzuknüpfen, die<br />

bisher schon positiv gelungen sind. Dadurch<br />

können die in den Personen liegenden „Ressourcen“<br />

aktiviert, gestärkt und erweitert werden.<br />

Diese Herangehensweise unterscheidet sich<br />

deutlich von der sog. Defizitorientierung, die<br />

den Blick vor allem darauf lenkt, was die<br />

Person nicht kann, wo sie also „Defizite“ hat,<br />

die behoben werden müssen.<br />

4.2.2 Prozessorientierung<br />

Trainings zu systemischer Mediation zielen<br />

auf Verhaltensänderung in der pädagogischen<br />

Arbeit. Veränderungen <strong>im</strong> Verhalten<br />

sind aber keine kurzfristigen und schon gar<br />

keine linear ablaufenden Prozesse. Jede Person<br />

und jede Gruppe hat dabei ihr eigenes<br />

Tempo und geht ihre eigenen Wege.<br />

Professionelle Trainingsarbeit beinhaltet die<br />

Kompetenz, den Punkt zu erkennen, an dem<br />

sich die jeweilige Person oder Gruppe befindet<br />

und sie Schritt für Schritt vorwärts zu<br />

begleiten. Das heißt natürlich auch, dass<br />

dabei das vorgesehene Programm entsprechend<br />

der jeweiligen Situation verändert<br />

werden muss. Für den Trainer bedeutet dies,<br />

dass er auf der einen Seite gut vorbereitet<br />

sein muss, aber auf der anderen Seite sofort<br />

das Programm ändern kann, wenn es<br />

die Situation erfordert.<br />

4.2.3 Beteiligungsorientierung<br />

Ob Menschen bereit sind, ihr Verhalten zu<br />

ändern, entscheiden sie letztlich allein. Training<br />

und Beratung kann dazu Anstöße geben,<br />

unterstützen und den Prozess der Veränderung<br />

begleiten. Es ist und kann kein<br />

Ersatz für das eigene Bemühen sein.<br />

Daher ist es für den Erfolg des Trainings<br />

wichtig, von vorneherein die Wünsche und<br />

Erwartungen der TeilnehmerInnen in das<br />

Programm aufzunehmen und an den Themen<br />

zu arbeiten, die für die jeweilige Gruppe<br />

wichtig sind. Denn wenn man an den<br />

Themen arbeitet, die die TeilnehmerInnen in<br />

ihrer Arbeit und oft auch in ihrer Freizeit beschäftigen,<br />

dann kann man mit ihnen daran<br />

arbeiten, selbst zu formulieren, was sie<br />

verändern und wie sie es verändern wollen.<br />

Damit wird auch deutlich, dass die Verantwortung<br />

für Veränderung bei der jeweiligen<br />

Person liegt und dass sie sich dafür in Training<br />

und Beratung Unterstützung holen<br />

kann.<br />

Diese systemische Arbeitsweise erfordert<br />

nicht nur ein hohes Maß an Klarheit, Genauigkeit<br />

und Flexibilität, sondern auch eine<br />

vielfältige Methodenkompetenz. Denn <strong>im</strong><br />

Prozess ist es häufig notwendig, den vorbereiteten<br />

Plan und die vorbereiteten Übungen<br />

zur Seite zu legen und andere Übungen<br />

und Techniken zu benutzen, die für die<br />

jeweilige Gruppe und den jeweiligen Prozess<br />

besser geeignet sind.<br />

Gleichzeitig ist es wichtig, mit Kommunikationsübungen<br />

sehr sorgsam umzugehen<br />

und sie der Gruppe oder der Situation entsprechend<br />

zu variieren. Dabei gilt der<br />

Grundsatz, dass <strong>im</strong>mer nur so tief wie für<br />

den jeweiligen Arbeitsauftrag notwendig<br />

gearbeitet wird, und nicht so tief wie möglich.<br />

19


Auf die HelferInnen kommt es an<br />

Für einen professionell arbeitenden Trainer<br />

ist es entscheidend, <strong>im</strong> Training die Grenzen<br />

zu jeglichen therapeutischen Ansätzen<br />

und Methoden zu kennen und diese Grenzen<br />

auch einzuhalten.<br />

4.3<br />

Das Bausteinkonzept<br />

Um den beiden – sich vordergründig widersprechenden<br />

– Anforderungen gerecht zu<br />

werden, nämlich auf der einen Seite eine<br />

klare Konzeption und Vorbereitung der Seminare<br />

zu gewährleisten und auf der anderen<br />

Seite sich in der Arbeitsweise auf Gruppe<br />

und Prozess einzulassen, hat sich in der<br />

Praxis des Autors das Baustein-Konzept bewährt.<br />

(Siehe auch: Kurt Faller, „Konflikte selber<br />

lösen – Ein Trainigsprogramm für Schule<br />

und <strong>Jugend</strong>arbeit“.)<br />

Für die Trainings zu systemischer Mediation<br />

in der sozialen und pädagogischen Arbeit<br />

wurden folgende Bausteine entwickelt und<br />

eingesetzt:<br />

Baustein: Einstieg<br />

Um einen gemeinsamen Einstieg in das Training<br />

zu finden, werden schon in der Phase<br />

des gegenseitigen Kennenlernens Übungen<br />

eingesetzt, die die TeilnehmerInnen ermuntern,<br />

ihre Erwartungen möglichst genau zu<br />

formulieren. Erst nach der Darstellung der<br />

Wünsche und Erwartungen – auch der Befürchtungen<br />

– präsentiert der Trainer das vorgesehene<br />

Programm und bemüht sich dabei,<br />

die geäußerten Erwartungen schon <strong>im</strong><br />

Programm zu berücksichtigen, bzw. das Programm<br />

schon jetzt zu modifizieren.<br />

Baustein: Konflikt<br />

In diesem Baustein werden Übungen eingesetzt,<br />

um in Kleingruppen-und Plenumsphasen<br />

eine Übersicht über die schwierigen<br />

Situationen, Probleme und Konflikte zu bekommen,<br />

die die TeilnehmerInnen beschäftigen.<br />

Ebenso werden Übungen eingesetzt,<br />

um das eigene Konfliktverhalten zu reflektieren.<br />

In diesem Baustein werden die Themen benannt<br />

und festgehalten, die dann <strong>im</strong> Verlauf<br />

des Trainings weiter bearbeitet werden.<br />

Baustein: Konfliktanalyse<br />

Dabei geht es <strong>im</strong> ersten Schritt darum,<br />

Grundlagen zu erarbeiten und Techniken zu<br />

erlernen, um eine schwierige Situation besser<br />

verstehen und die Position, Interessen und<br />

Bedürfnisse der Beteiligten analysieren zu<br />

können.<br />

Baustein: Kommunikation<br />

In diesem Baustein geht es darum, in Übungen<br />

zum Aktiven Zuhören, Spiegeln, Nichtverletzend-Reagieren,<br />

hilfreich Fragen und<br />

zu systemischer Gesprächsführung kommunikative<br />

Grundkompetenzen zu verstärken.<br />

Dabei wird in der Regel mit konkreten Fällen<br />

aus dem Bereich der TeilnehmerInnen<br />

gearbeitet, die mit den Instrumenten der<br />

Konfliktanalyse genauer betrachtet wurden.<br />

Ebenso werden die TeilnehmerInnen ermuntert,<br />

Situationen aus ihrem Arbeitsalltag in<br />

diese Übungen einzubeziehen.<br />

Baustein: Besonderheiten<br />

interkultureller Kommunikation<br />

Gleichzeitig werden die allgemeinen kulturell<br />

unterschiedlichen Herangehensweisen<br />

und spezielle Erfahrungen und Informationen<br />

zu einzelnen ethnischen Gruppen vermittelt<br />

und in praktischen vertiefenden Übungen<br />

an konkreten Beispielen erprobt.<br />

20


Auf die HelferInnen kommt es an<br />

Problemlandkarte<br />

Baustein: Techniken der Vermittlung<br />

und Verhandlung<br />

Im nächsten Schritt sollen die kommunikativen<br />

Grundtechniken in Rollenspielen zur<br />

Vermittlung und Verhandlung eingesetzt<br />

werden. Geübt werden Vermittlungs- und<br />

Verhandlungstechniken nach dem Setting<br />

der transformativen Mediation und des Harvard-Konzepts.<br />

Dabei werden nur die Teile<br />

mediativer Techniken eingesetzt, die für die<br />

jeweilige Gruppe und den jeweiligen Arbeitsauftrag<br />

sinnvoll sind.<br />

Baustein: Konfliktmanagement<br />

Im letzten Schritt werden anhand der bearbeiteten<br />

Fälle die Elemente herausgearbeitet,<br />

die nicht durch Veränderungen <strong>im</strong> individuellen<br />

Verhalten verbessert werden können,<br />

sondern in den Strukturen und Arbeitsabläufen<br />

liegen. Also die Frage, wie schwierige<br />

Situationen durch Veränderungen der<br />

Arbeitsabläufe, entsprechende Informationen<br />

oder präventive Maßnahmen entschärft<br />

werden können. Wenn sich solche Ideen<br />

herausschälen, wird daran gearbeitet, welche<br />

Schritte notwendig sind, was zu beachten<br />

und in Gang zu setzen ist, um zu erreichen,<br />

dass manche Probleme entweder gar<br />

nicht mehr auftreten oder Formen gefunden<br />

werden, dass sie dann, wenn sie auftreten,<br />

schnell und konstruktiv bearbeitet werden.<br />

Bei Trainings mit „Schlüsselpersonen“ kann<br />

man ein „Systemdesign“ zum Konfliktmanagement<br />

erarbeiten, das als Teil von<br />

Organisations- oder Konzeptionsentwicklung<br />

<strong>im</strong>plementiert wird.<br />

21


Auf die HelferInnen kommt es an<br />

4.4 Durchführung der<br />

Trainings<br />

Auf der Grundlage dieser konzeptionellen<br />

Überlegungen wurden <strong>im</strong> Rahmen des Projekts<br />

zwei Trainings mit einer Gruppe von<br />

20 Personen durchgeführt. Das Basistraining<br />

wurde in 24 Trainingsstunden an zwei Wochenenden<br />

durchgeführt. An dem Training<br />

nahmen vor allem für das Bundeszeltlager<br />

vorgesehene HelferInnen teil.<br />

4.4.1 Einstieg<br />

In der Klärung der Wünsche und Erwartungen<br />

zu Beginn des Trainings wurden die in<br />

der Vorbereitung geäußerten Vorstellungen<br />

bestätigt. Zusätzlich wurde noch der Wunsch<br />

geäußert, die Themen „Arbeit mit Gruppen”<br />

und Auseinandersetzung mit interkulturellen<br />

Konflikten in das Programm mit aufzunehmen.<br />

Dies wurde auch von anderen TeilnehmerInnen<br />

unterstützt und in das vorgesehene<br />

Programm integriert.<br />

4.4.2 Konflikt<br />

Im ersten Schritt des Trainings stand das<br />

Thema „Verhalten in Stress-Situationen“ <strong>im</strong><br />

Vordergrund. In lockeren Eingangsübungen<br />

wie dem Meinungsbarometer 4 wurden das<br />

eigene Verhalten und die Erfahrungen mit<br />

dem Verhalten der Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen<br />

in der speziellen Situation in einer Freizeitmaßnahme<br />

wie einem <strong>Zeltlager</strong> reflektiert.<br />

Dies wurde durch Inputs zu „zwei extreme<br />

Verhaltensweisen <strong>im</strong> Konflikt“ und den Faktoren,<br />

die <strong>im</strong> Stress unsere Fähigkeit der<br />

Wahrnehmung behindern, vertieft.<br />

Die Reflexion eigenen Verhaltens in<br />

Stresssituationen wurde durch Übungen wie<br />

„Mein Feind“ 5 und in Gesprächen in Kleingruppen<br />

angeregt.<br />

Im nächsten Schritt wurden Arbeitsgruppen<br />

entsprechend der verschiedenen Arbeitsfelder<br />

gebildet, die schwierige Situationen in<br />

ihrem Bereich notierten. Diese Beispiele wurden<br />

zusammengetragen und damit eine<br />

Problemlandkarte zusammengestellt.<br />

4.4.3 Konfliktanalyse<br />

Anschließend ging es darum, eine Situation<br />

genauer zu analysieren und die Instrumente<br />

der Konfliktanalyse kennen zu lernen. Für<br />

diesen Lernschritt brachte der Trainer einen<br />

interkulturellen Fall aus dem schulischen<br />

Umfeld ein. An dem Fall „Mehmet will nicht<br />

spülen“ wurden die einzelnen Instrumente<br />

wie Spinnwebanalyse 6 , Punkte-Liste,<br />

Eskalationsskala und Erarbeiten eines<br />

Bearbeitungsplans praktisch geübt.<br />

Danach bestand die Aufgabe darin, jeweils<br />

einen Fall aus der Problemlandkarte zu nehmen<br />

und ihn in Gruppen mit den oben genannten<br />

Instrumenten zu analysieren. Die<br />

Ergebnisse wurden dann in Form eines<br />

Beratungssettings vorgetragen. Der Trainer<br />

führte mit jeder Gruppe ein Gespräch über<br />

ihren Fall, in dem er modellhaft die wichtigsten<br />

Fragetechniken aus der systemischen<br />

Gesprächsführung anwandte. Die anderen<br />

Gruppen erhielten Beobachtungsaufgaben,<br />

die dann in der Schlussreflexion dieser<br />

Übung ausgewertet wurden.<br />

4<br />

„Meinungs- oder Konfliktbarometer“ siehe: Faller, K. u.a. „Konflikte selber lösen“, S.41f. In unseren Trainings haben wir neue zeltlagerbezogene<br />

Situationsbeschreibungen entwickelt, bei denen die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen entscheiden sollen, ob es sich dabei um einen Konflikt handelt.<br />

Zum Beispiel:<br />

a) Albert, Mehmet und Bernd spielen Fussball. Nora möchte mitmachen, doch die drei ignorieren sie. Erst als die Helferin Alexandra dazu<br />

kommt, willigen sie murrend ein; b) Anna und Martina sprechen nicht mehr miteinander. Die Helferin erfährt von den anderen in der Gruppe,<br />

dass Martina sich mit Annas Freundin Tanja angefreundet hat; c) Johannes und Kerstin haben gemeinsam Spüldienst. Kerstin ärgert sich<br />

darüber, dass Johannes nicht gründlich genug spült.<br />

5<br />

Die Übung „Mein Feind“ ist eine Kommunikationsübung, in der das eigene Verhalten <strong>im</strong> Konflikt reflektiert wird (in: Faller, K. u.a., „Konflikte<br />

selber lösen“, S.51)<br />

6<br />

Bei der Konfliktanalyse werden die Fragen gestellt, a) Wer daran beteiligt ist, b) Was jedeR in dem Konflikt tut und c) ergründet, warum die<br />

Einzelnen so handeln und was sie damit erreichen wollen. (Vgl. Faller, „Konflikte selber lösen“, S. 47)<br />

22


Auf die HelferInnen kommt es an<br />

4.4.4 Kommunikation<br />

Damit war auch der Übergang zu vertiefenden<br />

kommunikativen Übungen geschaffen.<br />

In Kleingruppen übten die TeilnehmerInnen<br />

anhand von Beispielen aus ihrem Arbeitsalltag<br />

verschiedene Techniken. Zwei schwierige<br />

Situationen wurden in der Gesamtgruppe<br />

besprochen und der Trainer übernahm<br />

die Rolle des Helfers. Dies führte zu<br />

einer intensiven Diskussion über mögliche<br />

Alternativen in der pädagogischen Arbeit <strong>im</strong><br />

<strong>Zeltlager</strong>.<br />

4.4.5 Techniken der Vermittlung<br />

und Verhandlung<br />

Nach einer Einführung in die Grundlagen<br />

der Mediation wurden in Rollenspielen verschiedene<br />

Situationen in Kleingruppen<br />

durchgespielt und damit die Phasen eines<br />

Mediationsgesprächs kennen gelernt. Im<br />

Vordergrund stand das Einüben von<br />

Mediation, in der pädagogischen Arbeit.<br />

4.4.6 Besonderheiten<br />

interkultureller Kommunikation<br />

Da bei den <strong>Zeltlager</strong>n auch viele Kinder aus<br />

unterschiedlichen Kulturen und unterschiedlicher<br />

ethnischer Herkunft sind, wurde an<br />

speziellen Fällen die besondere Dynamik<br />

interkultureller Konflikte herausgearbeitet<br />

und Formen des Umgangs diskutiert und in<br />

Rollenspielen geübt.<br />

4.4.7 Arbeit mit Gruppen<br />

Anhand von Fällen aus den Gruppen wurden<br />

Übungen durchgeführt, wie die Helfer-<br />

Innen die gruppendynamischen Prozesse,<br />

den Entwicklungsstand einer Gruppe und die<br />

sozialen Kompetenzen deutlicher erkennen,<br />

sogenannte Prozessorientierte Lernziele für<br />

die Gruppe und einzelne Personen entwikkeln<br />

und in Fördergesprächen umsetzen<br />

können. Inputs und Übungen zu Peer-<br />

Group-Education führten zu der Frage, wie<br />

Kinder und <strong>Jugend</strong>liche sich in der Gruppe<br />

gegenseitig unterstützen könnten und welche<br />

Möglichkeiten sich dadurch in Buddy-<br />

Projekten und speziell dem Streitschlichterprogramm<br />

eröffneten.<br />

4.4.8 Konflikt-Management<br />

Im letzten Teil des Trainings stand vor allem<br />

die Planung und Vorbereitung des Streitschlichterprogramms<br />

<strong>im</strong> Vordergrund.<br />

Durch das „Basistraining“ für HelferInnen<br />

konnte gewährleistet werden, dass eine<br />

Gruppe von Ehrenamtlichen die Projektidee<br />

mit trug und in der Lage war, an der Umsetzung<br />

<strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong> mitzuwirken sowie die Kinder<br />

entsprechend zu unterstützen. Die<br />

GruppenleiterInnen wurden befähigt, in ihren<br />

Kindergruppen Übungen, Spiele und<br />

Regeln einzuführen und zu erproben, die das<br />

„Streitkl<strong>im</strong>a“ und die Kommunikationsfähigkeit<br />

in der Gruppe verbessern. Da die TeilnehmerInnen<br />

den gegenseitigen Austausch<br />

und die gemeinsame Arbeit an den Fällen<br />

als besonders positiv empfunden hatten, entstand<br />

die Idee, auch auf dem <strong>Zeltlager</strong> einzelne<br />

Fälle intensiv zu besprechen, dabei die<br />

erlernten Techniken zu vertiefen und so Formen<br />

der Kollegialen Beratung zu entwickeln,<br />

die auf Dauer und auch ohne externe Begleitung<br />

praktiziert werden können.<br />

23


Die Kinder werden aktiv<br />

5.<br />

Die Kinder werden aktiv<br />

Consolata Peyron und Kerstin Bunte<br />

5.1<br />

Die Ziele der<br />

TrainerInnen<br />

Klar definiertes Ziel für uns war es, eine andere<br />

Streitkultur auf dem Zeltplatz zu installieren.<br />

Für dieses Ziel spielten für uns mehrere<br />

Faktoren eine Rolle, die nicht getrennt<br />

voneinander gesehen werden können. Für<br />

uns persönlich waren drei besonders wichtig,<br />

um von einer gelungenen Arbeit sprechen<br />

zu können:<br />

1. den Kindern Mediation zu vermitteln<br />

2. die Verankerung/Installation auf dem<br />

Zeltplatz<br />

3. die Atmosphäre in der wir arbeiten<br />

In erster Linie war es uns wichtig mit den<br />

Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen, die wir zu<br />

StreitschlichterInnen ausbildeten, in einer<br />

gewaltfreien konstruktiven Weise zu arbeiten.<br />

Konkret ging es uns um eine Beteiligung<br />

der Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen. Wir legten<br />

Wert auf die Förderung von Eigenverantwortlichkeit<br />

und eine gleichberechtigte Arbeitsweise,<br />

in der bei Entscheidungen in Bezug<br />

auf das Projekt (beispielsweise die Gestaltung<br />

des Zeltes) die St<strong>im</strong>men der Kinder<br />

genauso viel zählten wie unsere. Ziel während<br />

des Trainings war es, neben dem Er-<br />

lernen von Mediation <strong>im</strong>mer auch eine Stärkung<br />

des Selbstwertgefühls der Einzelnen zu<br />

erreichen. Freiwilligkeit ist einer der Grundsätze<br />

der Mediation. Sie ist auch eine wichtige<br />

Voraussetzung für diese Art von Trainingsarbeit.<br />

Für uns war es ein ausgesprochen<br />

positiver Aspekt, dass diese Grundvoraussetzung<br />

der Mediation auch in unseren<br />

Trainings zum Tragen kam. Wir konnten bei<br />

den Falken, anders als es manchmal in<br />

Schulen üblich ist, auf Freiwilligkeit setzen,<br />

denn während des Ferienlagers entschieden<br />

die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen je nach Zeiteinteilung<br />

und Interessen selbst, ob sie an<br />

weiteren Übungsstunden und Streitschlichtungen<br />

teilnahmen.<br />

5.2<br />

Die Vorbereitung der<br />

Kinder<br />

Die zukünftigen StreitschlichterInnen erfahren<br />

<strong>im</strong> Training, was in den fünf Phasen des<br />

<strong>Streitschlichten</strong>s zu beachten ist. Dabei üben<br />

sie in Rollenspielen, worauf es in jeder Phase<br />

ankommt. Besonders wichtig sind die<br />

Übungen zum Aktiven Zuhören und das Erlernen<br />

der Allparteilichkeit. Sie lernen, welche<br />

Haltungen und Verhaltensweisen be<strong>im</strong><br />

Vermitteln in einem Konflikt hilfreich sind.<br />

Sie lernen mit Störungen und Unterbrechun-<br />

24


Die Kinder werden aktiv<br />

Alter<br />

Unsere StreitschlichterInnen waren zwischen<br />

8 und 15 Jahren alt. Be<strong>im</strong> Training<br />

sollten bei den Jüngeren mehr Spiele eingesetzt<br />

werden und auch die Konfliktfälle<br />

7 für die Rollenspiele sind altersgemäß<br />

auszuwählen. Die Konfliktbeispiele können<br />

auch aus der Gruppe selbst kommen.<br />

Die Fähigkeit, Streit zu schlichten, können<br />

Kinder erst ab einem best<strong>im</strong>mten Alter bzw.<br />

einem entsprechenden Entwicklungsstand<br />

erlernen. Voraussetzung zum <strong>Streitschlichten</strong><br />

sind Fähigkeiten a) zum Perspektivenwechsel<br />

und b) zwischen Menschen zu<br />

verhandeln. Dabei gibt es verschiedene<br />

Entwicklungsstufen, die in Studien zur kognitiven<br />

und moralischen Entwicklung untersucht<br />

worden sind. Die Ausbildung dieser<br />

Fähigkeiten kann durch Übungen gefördert<br />

werden.<br />

Die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel und<br />

Verhandlungskompetenz bedeutet in einfacher<br />

Form beispielsweise, dass ein Kind<br />

(etwa <strong>im</strong> Alter zwischen 8 und 10 Jahren)<br />

seine Gedanken und sein Verhalten aus<br />

der Sicht einer anderen Person betrachten<br />

kann und Strategien entwickeln kann, die<br />

Bedürfnisse beider Parteien über Tausch,<br />

Austausch und Verhandlung zu befriedigen.<br />

Ältere Kinder können darüber hinaus<br />

die „Perspektiven zweier (oder mehrerer)<br />

Personen gleichzeitig wahrzunehmen und<br />

quasi aus der Sicht einer außenstehenden<br />

Person betrachten. Kinder und <strong>Jugend</strong>liche<br />

dieser Entwicklungsstufe können über<br />

sich, den anderen un die Beziehung zwischen<br />

sich und anderen reflektieren und<br />

Kompomisse und gemeinsame Ziele entwickeln,<br />

die beide Interessen berücksichtigen“.<br />

8<br />

gen konstruktiv umzugehen. Sie erfahren,<br />

wie sie Ärger und verletzende Botschaften<br />

der Streitenden auffangen können. Und sie<br />

erfahren, wie Empowerment-Übungen bei<br />

sich selbst und bei anderen das Selbstbewusstsein<br />

stärken können.<br />

Im folgenden möchten wir eines der<br />

Trainingswochenenden für Kinder beschreiben,<br />

zu dem wir Kinder aus Falkengruppen<br />

<strong>im</strong> Bezirk Hessen-Süd in ein<br />

Tagungshaus in der Region eingeladen hatten.<br />

Für die Kinder war klar, dass sie zum<br />

Bundeskinderlager fahren würden. Sie waren<br />

<strong>im</strong> Alter zwischen 8 und 15 Jahren. Das<br />

Training ging von Freitagnachmittag bis<br />

Sonntagnachmittag.<br />

Die Altersspanne der am Training interessierten<br />

Kinder machte uns die Aufgabe nicht<br />

leicht. Es bedarf eben anderer Methoden,<br />

einer Achtjährigen Streitschlichtung beizubringen<br />

als einer Fünfzehnjährigen. So standen<br />

wir <strong>im</strong>mer in dem Spannungsfeld, keine<br />

Überforderung für die Jüngeren und keine<br />

Langeweile oder Vorurteile („So ein Babykram!“)<br />

bei den Älteren aufkommen zu lassen.<br />

Insgesamt gesehen gelang uns das sehr<br />

gut, wenn auch einige Jüngere über Anstrengung<br />

klagten und bei ein oder zwei Spielen<br />

die Älteren meinten, so toll wäre das nicht<br />

gewesen. Für die spätere Streitschlichtungspraxis<br />

auf Föhr hatte diese Altersspanne insofern<br />

Vorteile, als alle auf dem <strong>Zeltlager</strong><br />

7<br />

Kindergechte Konfliktbeispiele findet ihr z.B. in Jefferys-Duden, Karin: „Das Streitschlichterprogramm“, Beltz-Verlag, 1999<br />

8<br />

Vgl.: Jefferys-Duden, Karin: „Das Streitschlichterprogramm“, S. 143 ff.<br />

25


Die Kinder werden aktiv<br />

anwesenden Altersgruppen auch <strong>im</strong> StreitschlichterInnenteam<br />

vertreten waren.<br />

a) Kennenlernen und Erwartungen<br />

klären<br />

Am Freitagnachmittag begannen wir mit<br />

dem Kindertraining. Die Zeit bis zum Abendessen<br />

war für das gegenseitige Kennenlernen<br />

vorgesehen. Einige Kinder kannten sich<br />

schon besser, andere jedoch kaum. Zum<br />

strukturierten Kennenlernen hatten wir aus<br />

Zeitschriften verschiedene Bilder ausgeschnitten,<br />

auf denen Gegenstände, Landschaften,<br />

Tiere oder Personen abgebildet<br />

waren. Jedes Kind durfte sich drei der Zeitungsausschnitte<br />

auswählen (nach dem Kriterium,<br />

welches ihnen gefällt oder etwas mit<br />

ihnen zu tun hat) und auf ein Blatt kleben.<br />

Anhand der entstandenen Bilder konnte sich<br />

jedes Kind mit Namen und Interessen vorstellen.<br />

Bei dieser ersten Übung entstand eine<br />

unschöne St<strong>im</strong>mung, weil einige über andere<br />

und deren Bilder Witze gemacht haben.<br />

Wir haben darauf hingewiesen, dass<br />

Witze machen nicht angesagt sei, was die<br />

St<strong>im</strong>mung aber nur wenig verbesserte. Bevor<br />

das nächste Kind sein Bild vorstellen<br />

durfte, haben wir dann jedes Mal etwas gewartet,<br />

so dass die Unruhe und das Witze<br />

machen etwas nachließen. Wir haben vermutet,<br />

dass die Unruhe und das Witze machen<br />

vielleicht mit der Fremdheit der Situation<br />

und der Unsicherheit der Einzelnen in<br />

Zusammenhang stehen könnte. Im Verlauf<br />

des Trainings veränderte sich die Atmosphäre<br />

<strong>im</strong>mer mehr zu einer akzeptierenden hin.<br />

Nach dem Kennenlernen anhand von Zeitschriftenausschnitten<br />

haben wir mit den Kindern<br />

„Welcome Diversity“ (siehe Kapitel 7)<br />

gespielt. Bei diesem Spiel geht es darum,<br />

die Unterschiede bzw. die Unterschiedlichkeit<br />

Willkommen zu heißen. Lernziel ist es,<br />

andere Meinungen auszuhalten und nicht<br />

zu bewerten.<br />

Vor dem Abendbrot spielten wir schließlich<br />

noch einige Pantom<strong>im</strong>en, wobei die anderen<br />

raten mussten, was vorgespielt wurde.<br />

Dies machte allen sehr viel Spaß. Unsere<br />

Idee war, durch das Pantom<strong>im</strong>espiel die Kinder<br />

und <strong>Jugend</strong>lichen langsam an Rollenspiele<br />

heranzuführen und mögliche Hemmungen<br />

vor Rollenspielen abzubauen.<br />

Anleitungen für Pantom<strong>im</strong>en und Rollenspiele<br />

findet ihr in Spielekarteien und Büchern.<br />

Auf einige weisen wir <strong>im</strong> Literaturverzeichnis<br />

hin. Es ist dabei wichtig, darauf zu achten,<br />

ob die Spiele für Kinder <strong>im</strong> Grundschulalter<br />

geeignet sind oder nur für <strong>Jugend</strong>liche.<br />

Nach dem Abendbrot ging es dann um<br />

19.30 weiter. Nach einer Aufwärmübung<br />

(warming up) befragten wir die Teilnehmenden<br />

über ihre Vorstellungen und Erwartungen.<br />

Uns war es wichtig, die Meinung jedes<br />

Kindes bzw. <strong>Jugend</strong>lichen zu hören, um ein<br />

genaues Bild von der Gruppe zu erhalten.<br />

So konnten wir <strong>im</strong> Verlauf der Tage auf einige<br />

Erwartungen gezielt eingehen. Bei anderen<br />

konnten wir aber auch schon klarstellen,<br />

dass ihre Vorstellungen teilweise nicht<br />

der Realität der Streitschlichtung entsprechen,<br />

um so Enttäuschungen vorzubeugen.<br />

Als Einst<strong>im</strong>mung auf das Thema Mediation<br />

haben wir eine Zuhörübung gemacht. Zum<br />

Ausklang des Tages gab es noch ein Spiel.<br />

Konflikte sind nichts Schl<strong>im</strong>mes!<br />

Konflikte werden häufig als Erfahrungen<br />

gesehen, die lieber vermieden werden<br />

oder ignoriert werden sollten (beispielsweise<br />

aus Angst oder Hilflosigkeit). In der<br />

kreativen Konfliktbearbeitung werden<br />

Konflikte als Erfahrungen, die helfen zu<br />

wachsen und zu lernen, und als Teil unseres<br />

Lebens betrachtet.<br />

(Kerstin und Consolata)<br />

26


Die Kinder werden aktiv<br />

Kennenlernen<br />

Kennenlernspiele gibt es viele. Weitere Beispiele<br />

findet ihr auch in Büchern, die in<br />

unserer Literaturliste stehen. Spiele funktionieren<br />

am besten, wenn ihr sie vorher<br />

einmal selbst ausprobiert habt. Kennenlernspiele<br />

beziehen sich manchmal einfach<br />

nur auf die Namen, andere gehen „tiefer“<br />

und beziehen auch das Kennenlernen<br />

von Interessen und persönlichen Eigenheiten<br />

mit ein.<br />

Beispiele:<br />

■ Sich kreuz und quer einen Ball oder ein<br />

Stofftier zuwerfen und be<strong>im</strong> Werfen den<br />

eigenen Namen und z.B. ein Hobby nennen.<br />

Der nächste wiederholt die Angaben,<br />

fügt die eigenen hinzu und wirft den Ball<br />

weiter<br />

■ JedeR interviewt hintereinander drei Personen,<br />

der er dann <strong>im</strong> Plenum kurz vorstellt.<br />

■ Sich gegenseitig Namensschilder basteln<br />

■ Thematisches Vorstellen: in Dreiergruppen<br />

(durch Abzählen finden) sammeln alle<br />

auf einem DIN-A3-Blatt positive Erfahrungen<br />

mit dem Lösen von Streitigkeiten, machen<br />

sich dabei miteinander bekannt und<br />

stellen ihr Plakat dann der Großgruppe vor.<br />

b) Was ist ein Konflikt?<br />

Am Samstag haben wir dann begonnen, an<br />

den Inhalten der Streitschlichtung zu arbeiten.<br />

Zunächst befassten wir uns mit dem<br />

Thema „Was ist ein Konflikt?“, um deutlich<br />

zu machen, wie unterschiedlich Situationen<br />

von verschiedenen Personen wahrgenommen<br />

werden. Hilfreich war hier die Übung<br />

„Konfliktbarometer“.<br />

Um Konflikte und die dahinter liegenden<br />

Gefühle besser wahrnehmen zu können,<br />

sind Kommunikationsübungen sinnvoll, z.B.<br />

die Übung „Wenn ich dich richtig verstehe<br />

…“. Ähnliche Übungen finden sich in verschiedenen<br />

Büchern und Broschüren und<br />

können dort nachgelesen werden. Achtet <strong>im</strong>mer<br />

auch darauf, für welche Altersstufe die<br />

Übungen gedacht sind.<br />

c) Wie schlichte ich einen Streit?<br />

Danach sind wir konkret zur Mediation bzw.<br />

Streitschlichtung gekommen. Anhand von<br />

Rollenspielen erarbeiteten wir mit den Kindern<br />

und <strong>Jugend</strong>lichen die fünf Phasen der<br />

Mediation in Theorie und Praxis. 9<br />

Die Streitschlichtung läuft in klar definierten<br />

Schritten oder Phasen ab, die aufeinander<br />

folgen sollten. Es ist für die Streitschlichter-<br />

Innen wichtig, einen solchen „roten Faden“<br />

zu haben, da es die Mediation erleichtert.<br />

Unterschiedliche AutorInnen gehen von unterschiedlichen<br />

Stufenmodellen aus. Gemeinsam<br />

ist allen Modellen, dass zunächst<br />

die Rahmenbedingungen geklärt, die Positionen<br />

ausgetauscht und dann vertiefend<br />

durchleuchtet werden. Schließlich werden<br />

Lösungen gesucht und Vereinbarungen ge-<br />

9<br />

Spiele und Übungen zur Erarbeitung der Phasen findet ihr in dem Buch von Faller, Kerntke, Wackmann “Konflikte selber lösen”, das be<strong>im</strong> Verlag<br />

an der Ruhr erschienen ist. (siehe Literaturverzeichnis)<br />

27


Die Kinder werden aktiv<br />

troffen. Nähere Informationen zu den teilweise<br />

unterschiedlich differenzierten Stufenmodellen<br />

findet ihr in den <strong>im</strong> Literaturverzeichnis<br />

aufgeführten Büchern von Kurt Faller<br />

(Baustein-Modell), von Karin Jefferys-Duden<br />

(„Friedensbrücke“) oder auch <strong>im</strong> Standardwerk<br />

von Friedrich Glasl.<br />

Diese sehr wichtige Grundlage für die Streitschlichtung<br />

nahm einen Großteil der Zeit des<br />

Samstags ein. In der verbleibenden Zeit bis<br />

Sonntagmittag übten wir die Mediation in<br />

weiteren Rollenspielen. Bei den Rollenspielen<br />

haben wir jeweils in zwei Gruppen gearbeitet,<br />

wobei wir als BetreuerInnen jeweils<br />

eine Gruppe begleiteten. Grundsätzlich haben<br />

wir Co-Mediation durchgeführt, d.h. in<br />

den Rollenspielen (und auch später <strong>im</strong> Streitschlichtungsalltag)<br />

waren die Kinder und<br />

<strong>Jugend</strong>lichen jeweils zu zweit als StreitschlichterInnen<br />

tätig. Dabei haben jeweils<br />

zwei StreitschlichterInnen <strong>im</strong> Tandem ge-<br />

schlichtet; zwei andere Kinder bzw. <strong>Jugend</strong>liche<br />

erhielten Rollen zugewiesen und spielten<br />

die Streitenden. Im Rollenspiel müssen<br />

die beiden „Streitenden“ möglichst realistisch<br />

den Streit spielen, den sie mit der Spielbeschreibung<br />

erhalten und sich entsprechend<br />

benehmen. Die StreitschlichterInnen<br />

versuchen dann zu vermitteln.<br />

Das Spielen der Rollenspiele machte allen<br />

Spaß und sie waren begeistert bei der Sache,<br />

was wiederum uns sehr gefreut hat.<br />

5.3<br />

<strong>Streitschlichten</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Zeltlager</strong><br />

Vorschlag für den Ablauf des <strong>Streitschlichten</strong>s<br />

<strong>im</strong> Bundeskinderlager (entwickelt auf dem<br />

Basistraining für HelferInnen)<br />

Was ist Mediation?<br />

„Mediation, die eine Methode der kreativen Konfliktbearbeitung ist, hat zum Ziel, eine<br />

Lösung /Annäherung zwischen den Konfliktparteien zu erreichen. Idee ist, dass durch<br />

Verständnis für die jeweils andere Seite kooperativ nach anderen Wegen für die Zukunft<br />

gesucht werden kann. Im Rahmen der Streitschlichtung sind die Streitenden für die Inhalte<br />

verantwortlich. Lösungsvorschläge werden von den Streitenden selber gemacht.<br />

So ist es auch wahrscheinlicher, dass sie sich an die Vereinbarungen halten, wenn diese<br />

auf ihren eigenen Ideen beruhen. Im Vordergrund steht die Entwicklung eines Verständnis<br />

von Konflikten als etwas, mit dem man positiv umgehen und von dem man lernen<br />

kann. Bei Konflikten werden die Standpunkte der verschiedenen Konfliktparteien nicht<br />

als richtig oder falsch sondern als verschieden (ohne Bewertung oder ohne Suche eines<br />

Schuldigen) angesehen. Zuhören, sich in andere einfühlen, neutral bleiben, vermitteln<br />

und mit problematischen Situationen umgehen können werden in der Streitschlichtung<br />

gestärkt.<br />

Mediation ist die Vermittlung in Streitfällen durch unparteiische Dritte, die von beiden<br />

Konfliktparteien akzeptiert werden. Die Streitschlichterinnen helfen den Streitenden, eine<br />

für beide zufrieden stellende Lösung zu finden. Sie stellen wieder eine direkte Verbindung<br />

zwischen den Konfliktparteien her. Die Streitenden können in dem Mediationsverfahren<br />

erfahren was die Probleme, Gefühle, Interessen und Wünsche der anderen<br />

Seite sind.“<br />

(Kerstin Bunte und Consolata Peyron)<br />

28


Die Kinder werden aktiv<br />

0. Zu Beginn des <strong>Zeltlager</strong>s können die<br />

HelferInnen, die am Basistraining teilgenommen<br />

haben, mit den Kindern in ihrer Zeltgruppe<br />

Spiele und Übungen ausprobieren,<br />

die zur Verbesserung der Konfliktfähigkeit<br />

beitragen.<br />

1. Interessierte Kinder können am Schnuppertraining<br />

teilnehmen (wenn sie nicht bereits<br />

vorher die Möglichkeit hatten, an einem<br />

Kindertraining teilzunehmen) und die<br />

Grundlagen des <strong>Streitschlichten</strong>s lernen.<br />

2. HelferInnen und Kinder überlegen sich<br />

gemeinsam Regeln, was <strong>im</strong> Fall eines Streits<br />

am besten passieren soll. Sie beziehen dafür<br />

auch das Streitschlichterzelt ein und überlegen<br />

sich, wie sie das Zelt ausstatten können.<br />

3. Das Streitschlichter-Zelt ist eine Art „Ruhezone“,<br />

in die Kinder (auch mit ihren<br />

HelferInnen) sich zurückziehen können, um<br />

über ihren Streit zu sprechen oder um sich<br />

eine „Auszeit“ zu gönnen. Der Aufenthalt<br />

<strong>im</strong> Streitschlichterzelt ist absolut freiwillig! Die<br />

Initiative dazu ergreifen die Kinder selbst!<br />

4. Wenn es ausgebildete Streitschlichter-<br />

Innen <strong>im</strong> Dorfzentrum gibt, setzen sich diese<br />

mit ihren HelferInnen zusammen und vereinbaren,<br />

ob sie feste Sprechzeiten möchten<br />

oder nach Bedarf die Schlichtung durchführen.<br />

Das geben sie dann in der Dorfversammlung<br />

oder <strong>im</strong> Dorfzentrumsrat bekannt.<br />

5. Wer in Streit gerät kann und Hilfe möchte,<br />

kann<br />

a) die Helferin oder den Helfer um Unterstützung<br />

bitten. Falls der Streit zu heftig<br />

ist, die Streitenden nicht gleich stark sind<br />

oder es zu Verletzungen gekommen ist,<br />

wird die Helferin oder der Helfer den Streit<br />

schlichten.<br />

b) ist ein Kind in der Nähe, das die Grundbegriffe<br />

des <strong>Streitschlichten</strong>s kennt und <strong>im</strong><br />

Streit nicht parteilich ist, dann kann dieses<br />

Kind um Unterstützung gefragt werden.<br />

c) auch andere Kinder und HelferInnen um<br />

Rat fragen, wie das sonst auch üblich ist.<br />

5.3.1 Die Rahmenbedingungen<br />

<strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong> –<br />

Streitschlichterzelt und<br />

Stundenplan<br />

Während des Bundeskinderlagers wurde das<br />

Modell in drei Dorfzentren mit unterschiedlicher<br />

Intensität erprobt. Die Kinder vereinbarten<br />

in den Trainingsseminaren, wie sie<br />

genau während des Bundeskinderlager vorgehen<br />

möchten. Sie entschieden, dass sie<br />

in ihrem Dorfzentrum ein Streitschlichterzelt<br />

errichten und dort „Sprechstunden“ anbieten<br />

wollen. Außerdem wünschten sich die<br />

Kinder bedruckte T-Shirts und Buttons, um<br />

sich während des <strong>Zeltlager</strong>s sichtbar als<br />

„Streitschlichter“ auszuweisen und um so anderen<br />

Kindern auch außerhalb der Sprechzeiten<br />

Unterstützung anzubieten. Während<br />

des <strong>Zeltlager</strong>s war es jedoch etwas komplizierter<br />

und langwieriger bis Kinder, Helfer-<br />

Innen und Trainerinnen miteinander die Rahmenbedingungen<br />

des <strong>Streitschlichten</strong>s geklärt<br />

hatten. Diese organisatorischen Entscheidungen<br />

wurden weitgehend in den ersten<br />

zwei Tagen des <strong>Zeltlager</strong>s getroffen.<br />

Zunächst stellte sich die Zeltfrage. Wir hatten<br />

die Möglichkeit, zwischen einem größeren<br />

und einem kleineren Zelt zu wählen. Die<br />

Streitschlichtergruppe aus Hessen-Süd zum<br />

Beispiel entschied für ihr Dorfzentrum, dass<br />

ein kleineres Zelt wohl gemütlicher sei. Von<br />

Anfang an haben wir die Bedeutung einer<br />

29


Die Kinder werden aktiv<br />

angenehmen „Atmosphäre“ betont: Der äußerliche<br />

Rahmen beeinflusst stark den Einstieg<br />

in das Konfliktgespräch und somit die<br />

gesamte Konfliktbearbeitung. Dieses weiße<br />

Zelt wurde zu dem zentralen Anlaufpunkt<br />

der StreitschlichterInnengruppe und ihrer<br />

Aktivitäten: morgens fanden darin die Trainings<br />

statt, mittags standen die StreitschlichterInnen<br />

zur Verfügung um Unterstützung für<br />

Streitende zu bieten und dort fanden auch<br />

die Besprechungen des Teams und weitere<br />

Planungen statt. Eine weitere Frage war wie<br />

das Zelt eingerichtet werden sollte. So sollte<br />

es gemütlich sein und gleichzeitig aus praktischen<br />

Gründen für die Mediation Sitzgelegenheiten<br />

bieten. Die StreitschlichterInnen –<br />

bereits geübt <strong>im</strong> Finden von Konsenslösungen<br />

– entschieden sich schließlich, sowohl<br />

Tische und Bänke ins Zelt zu stellen<br />

wie auch einige Matratzen mit Spannbettlaken,<br />

so dass allen gedient war.<br />

Zusammen mit den StreitschlichterInnen<br />

planten wir in den ersten Tagen, wie die praktische<br />

Arbeit aussehen könnte. Dabei war<br />

es uns sehr wichtig, die Wünsche der Kinder<br />

und <strong>Jugend</strong>lichen zu berücksichtigen und eigene<br />

Ideen von ihnen zu fördern, um auch<br />

dadurch zu verdeutlichen, dass dies „ihr“<br />

Projekt ist und nicht ein Projekt, welches ausschließlich<br />

von Erwachsenen erarbeitet wurde.<br />

Gemeinsam überlegten die StreitschlichterInnen,<br />

wie sie das Angebot bekannt<br />

machen wollten. Es wurde beschlossen, dass<br />

Treffen für die Gruppe an der Infowand <strong>im</strong><br />

Dorfzentrum befestigt würden. Nach ein<br />

paar Tagen hatten einige von ihnen vor dem<br />

Eingang zum Zelt der StreitschlichterInnen<br />

in Hessen-Süd ein selbstgebasteltes gelbes<br />

Schild mit bunter Schrift aufgestellt und das<br />

Innere des Zeltes war von anderen mit viel<br />

Kreativität geschmückt worden.<br />

Die fünf Phasen der Mediation:<br />

1. Begrüßung und für eine freundliche Atmosphäre<br />

sorgen. Die MediatorInnen stellen<br />

sich vor und erläutern ihre Rolle. Dabei<br />

erläutern sie, dass sie „allparteilich“<br />

sind, also für niemanden Partei ergreifen<br />

werden. Sie bemühen sich um ein Verstehen<br />

beider Seiten. Die MediatorInnen sind<br />

verantwortlich für den Prozess, die Streitenden<br />

für die Inhalte und die Lösung. Sie tragen<br />

vor, was sie bereits über den Konflikt<br />

wissen und vergewissern sich durch Rückfragen,<br />

ob ihr Wissen zutreffend ist.<br />

2. Die Sichtweisen der Konfliktparteien werden<br />

dargestellt. Die Konfliktparteien tragen<br />

nacheinander ihre Standpunkte vor.<br />

Die jeweils nicht vortragende Partei kann<br />

sich Notizen machen, darf aber nicht unterbrechen<br />

oder kommentieren. Die<br />

MediatorIn fasst jeweils das Gesagte zusammen<br />

und fragt nach, ob alles richtig<br />

wiedergegeben wurde.<br />

3. Jetzt folgt die Konflikterhellung. Hierbei<br />

geht es um die Vertiefung einzelner Punkte.<br />

Die Hintergründe, Gefühle, Interessen<br />

und Bedürfnisse werden herausgearbeitet.<br />

Wünsche und Idealvorstellungen können<br />

ausgesprochen werden.<br />

4. In der Problemlösungsphase kann das<br />

Problem eventuell in besser handhabbare<br />

Teilprobleme aufgesplittet werden. Danach<br />

können die Konfliktparteien eine Ideensammlung<br />

(Brainstorming) zur Entwicklung<br />

von Lösungsideen durchführen. Die Lösungsvorschläge<br />

werden diskutiert und bewertet.<br />

Gemeinsam wird nach einem Konsens<br />

gesucht.<br />

5. In der Vereinbarungsphase findet eine<br />

Einigung auf die beste Lösung statt. Es wird<br />

eine Vereinbarung formuliert und von allen<br />

unterzeichnet.<br />

(Kerstin Bunte, Consolata Peyron)<br />

30


Die Kinder werden aktiv<br />

Auch die Klärung der Öffnungszeiten des<br />

Streitschlichterzeltes und der Übungszeiten<br />

war nicht so einfach. Schließlich waren die<br />

Kinder nicht nur zum <strong>Streitschlichten</strong> ins <strong>Zeltlager</strong><br />

gefahren, sondern wollten wie alle<br />

anderen Kinder auch am Alltag des Camps<br />

teilnehmen. Sie hatten Spüldienst oder wollten<br />

<strong>im</strong> Meer baden, sie machten mit ihrer<br />

Gruppe eine Wattwanderung, bauten <strong>im</strong><br />

Internet-Café an der Bundeskinderlager-<br />

Homepage oder wollten ganz einfach nur<br />

rumhängen. Sie hatten eben Ferien. Schließlich<br />

einigten wir uns doch auf Öffnungs- und<br />

Übungszeiten, bei denen möglichst viele ihre<br />

Interessen verwirklichen konnten.<br />

So wurde z.B. <strong>im</strong> Dorfzentrum der „Hessen-<br />

Süd´ler“ entschieden, das Streitschlichter-<br />

Innenzelt täglich eine Stunde von 14.00 bis<br />

15.00 Uhr (es erschien uns allen als die günstigste<br />

Zeit, da es die einzige war, in der kein<br />

dorfgebundenes Programm angeboten wurde)<br />

zu öffnen. In dieser Zeit konnten alle<br />

kommen, die sich mit Problemen an die<br />

StreitschlichterInnen wenden wollten. Wir als<br />

Betreuerinnen waren während dieser Zeit<br />

auch <strong>im</strong>mer anwesend. Der Dienst für Streitende<br />

wurde von den StreitschlichterInnen<br />

so organisiert, dass täglich mindestens zwei<br />

und bis zu vier von ihnen anwesend waren.<br />

Bei diesen Diensten von 14.00 bis 15.00<br />

Uhr konnte jeder aus der Streitschlichter-<br />

Innengruppe mindestens einmal als Mediatorin<br />

tätig sein. Wer einen solchen Dienst<br />

übernahm, musste am Vortag jedoch be<strong>im</strong><br />

Training mitgemacht haben.<br />

In einem anderen Dorfzentrum fand ein so<br />

genanntes „niederschwelliges“ Angebot statt.<br />

Hier wurde ein Zelt eingerichtet, in dem Wut<br />

und Konflikte einen Platz haben konnten,<br />

ohne dass „richtige“ Streitschlichtergespräche<br />

stattfinden mussten. Die Idee war, hier<br />

einen Ort zu schaffen, an dem Streitende<br />

zusammenkommen und in Ruhe gemeinsam<br />

reden konnten. Auch dieses Zelt wurde <strong>im</strong><br />

Laufe des <strong>Zeltlager</strong> gut angenommen.<br />

Das braucht ihr <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong>:<br />

■ Der Ort<br />

Es ist für die Konfliktparteien am besten,<br />

wenn sie ungestört sind und auch nicht beobachtet<br />

werden können. Am besten ist ein<br />

eigenes Streitschlichterzelt (SG 20 oder Jurte)<br />

– wenn das nicht möglich ist, könnt ihr euch<br />

auch einen „Friedensplatz“ unter einem<br />

schönen Baum aussuchen oder die Streitschlichtung<br />

zu best<strong>im</strong>mten Zeiten <strong>im</strong> Komm-<br />

Zelt durchführen.<br />

■ Die Zeit<br />

StreitschlichterInnen sind <strong>Zeltlager</strong>teilnehmer<br />

wie andere auch. Sie möchten genauso wie<br />

die Konfliktparteien am <strong>Zeltlager</strong>alltag teilnehmen,<br />

müssen ihren Spüldienst machen<br />

oder wollen baden gehen. Überlegt also<br />

gemeinsam, welche Öffnungszeiten oder<br />

Sprechzeiten außerhalb des Programms am<br />

besten sind. Und haltet die Zeiten dann auch<br />

ein, damit die Streitenden nicht vor dem<br />

verschlossenen Zelt stehen.<br />

■ Schön und bekannt!<br />

Am besten überlegt ihr euch bereits vor dem<br />

<strong>Zeltlager</strong>, wie ihr euer Streitschlichterzelt<br />

gestalten wollt und packt das entsprechende<br />

Deko-Material ein. Wenn ihr billige oder<br />

alte Stoffbahnen und Laken habt, die ihr<br />

vorher in hellen Farben einfärbt, könnt ihr<br />

diese <strong>im</strong> Zelt am Gestänge befestigen und<br />

herunter hängen lassen. Auch Moskitonetze<br />

oder alte Gardinen können für die Dekoration<br />

genutzt werden. Eine „Biertisch“-<br />

Garnitur eignet sich gut für Besprechungen.<br />

Und unter die „Vorhänge“ könnt ihr<br />

Matrazen legen, die mit Spannbetttüchern<br />

bezogen sind. Auch Bücher, Malzeug,<br />

Massageutensilien, Musik oder ähnliches<br />

können zur Selbst-Beruhigung der Streitenden<br />

bereit liegen, die vielleicht für eine „Auszeit“<br />

ins Zelt gehen wollen. Natürlich müsst<br />

ihr euer Angebot auch bekannt machen. Am<br />

besten gehen die Streitschlichter selbst gleich<br />

31


Die Kinder werden aktiv<br />

zu Beginn des <strong>Zeltlager</strong> zu den Dorfvollversammlungen<br />

und stellen sich vor. Sie<br />

erläutern die Regeln und dass Vertraulichkeit<br />

und Verschwiegenheit herrscht<br />

5.3.2 Vernetzen und bekannt<br />

machen<br />

Es ging darum, das Projekt fest auf dem<br />

<strong>Zeltlager</strong> zu verankern. Notwendig dafür, ist<br />

Streitschlichtung in die schon bestehenden<br />

Strukturen einzupassen. Wenn dies gut gelingt,<br />

besteht die Möglichkeit, dass das Projekt<br />

in Zukunft sich langfristig selber trägt<br />

und externe TrainerInnen <strong>im</strong>mer weniger<br />

wichtig werden und unsere Aufgaben in<br />

Zukunft durch die HelferInnen übernommen<br />

werden können.<br />

Um eine Verankerung in den Strukturen zu<br />

erreichen erschien es uns wichtig das Verstehen<br />

und die Umsetzung der Mediationsidee<br />

bekannt zu machen. Die Öffentlichkeitsarbeit<br />

war also ein wichtiger Bestandteil<br />

unserer Arbeit.<br />

Öffentlichkeit <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong><br />

In unserer Vorbereitung auf das Bundeskinderlager<br />

spielte Öffentlichkeitsarbeit eine<br />

große Rolle. Auf Vorbereitungstreffen, durch<br />

Rundschreiben und in Publikationen hatte<br />

der Bundesvorstand bereits über das Projekt<br />

informiert. In dem Bewusstsein, dass<br />

unser Projekt das erste dieser Art war und<br />

wir die Akzeptanz <strong>im</strong> Bundeskinderlager mit<br />

wachsender Bekanntheit steigern konnten,<br />

überlegten wir von Beginn an wie wir am<br />

besten über Ideen und Möglichkeiten der<br />

Streitschlichtung von Kindern für Kinder aufklären<br />

konnten. Wir gingen davon aus, dass<br />

die Unterstützung der HelferInnen und das<br />

Interesse bei Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen<br />

durch gründliche Information wachsen würden.<br />

Als wir auf dem Bundeskinderlager ankamen,<br />

wurde uns klar, dass es nicht leicht sein<br />

würde, angesichts der Weitläufigkeit des<br />

Geländes und der weitgehend dezentralen<br />

Strukturen unser Projekt so bekannt zu machen,<br />

wie wir es uns vorgestellt hatten. Wie<br />

wir die Öffentlichkeitsarbeit organisieren<br />

würden, stellte sich als eine der wichtigsten<br />

Fragen während der ganzen Dauer des<br />

Bukilas.<br />

Der erste Schritt in diese Richtung bestand<br />

darin, das Projekt in den Dorfversammlungen<br />

vorzustellen: Wir versuchten dabei,<br />

Rolle und Ziele eines Streitschlicherprogramms<br />

sowohl den Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen<br />

als auch den HelferInnen so klar wie<br />

möglich zu vermitteln. Besonders betonten<br />

wir, dass die Einrichtung der Streitschlichtung<br />

eine Einrichtung für die Kinder ist, eine Idee,<br />

die ihnen Hilfe und Unterstützung bietet und<br />

auf keinen Fall als eine Form von Strafe gehandhabt<br />

werden darf – „Wenn ihr nicht aufhört<br />

zu streiten, müsst ihr ins Streitschlichterzelt!“<br />

(Was leider sowohl für einige Kinder<br />

und <strong>Jugend</strong>liche wie auch für einige Helfer-<br />

Innen nicht selbstverständlich zu sein schien.)<br />

Be<strong>im</strong> Lagerrat am ersten Abend ging es auch<br />

darum, unsere Rolle und Aufgaben den<br />

VertreterInnen der anderen Dorfzentren zu<br />

erläutern und mit den <strong>im</strong> voraus ausgebildeten<br />

und interessierten HelferInnen die<br />

Konkretisierung des Projektes abzust<strong>im</strong>men.<br />

Um die vorhandenen Ressourcen am besten<br />

zu nutzen, einigten wir uns darauf, <strong>im</strong> Dorfzentrum<br />

4 ein zentrales Streitschlichter-<br />

Innenzelt für die Kinder aller Dörfer anzubieten.<br />

Auch wir bezogen in diesem Dorfzentrum<br />

unser Zelt und wohnten damit in<br />

direkter Nachbarschaft zu den Kindern und<br />

<strong>Jugend</strong>lichen aus Hessen-Süd, die wir als<br />

erstes trainiert hatten. Somit hatten wir relativ<br />

viel Kontakt zu den StreitschlichterInnen.<br />

Eine weitere Gelegenheit, einen Eindruck von<br />

unserem Projekt zu vermitteln, bot sich am<br />

zweiten Tag während eines „Stationenspiels“,<br />

32


Die Kinder werden aktiv<br />

das für alle Kinder zum Kennenlernen des<br />

Platzes organisiert wurde. Das Mediationszelt<br />

bildete eine Station, durch die viele<br />

Kinder, <strong>Jugend</strong>liche und HelferInnen gingen.<br />

Die Aufgabe der Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen<br />

bei dieser Station war ein Kooperationsspiel,<br />

bei dem die Kommunikation eine große Rolle<br />

spielte. Über den Einstieg der Wichtigkeit der<br />

Kommunikation hatten die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen<br />

die Möglichkeit, mehr über<br />

StreitschlichterInnen zu erfahren. Wir erzählten<br />

genau, was <strong>im</strong> Zelt passieren wird, und<br />

luden sie ein ins StreitschlichterInnenzelt zu<br />

kommen.<br />

Über das Bundeskinderlager-Radio „Venceremos“<br />

kündigte ein Streitschlichter in den<br />

ersten Tagen die Öffnungszeiten des Konfliktbearbeitungszeltes<br />

an und erklärte kurz,<br />

worin die Aufgabe der StreitschlichterInnen<br />

bestehe. Bei einem längeren Radiobeitrag<br />

über das Projekt am Tag der Offenen Tür<br />

hatten alle MediatorInnen die Möglichkeit<br />

mit einem selbst ausgedachten Spruch das<br />

<strong>Streitschlichten</strong> darzustellen, um allen Zuhörenden<br />

deutlich zu machen, was sie persönlich<br />

mit Mediation verbinden:<br />

„<strong>Streitschlichten</strong> macht Spaß!“, „Streiten ist<br />

was Normales!“, „Keine Blamage be<strong>im</strong><br />

Kommen!“, „1,2,3 der Streit ist vorbei!“,<br />

„Streiten ist cool, <strong>Streitschlichten</strong> ist obercool!“,<br />

„Streitschlichter sind ganz normale<br />

Leute!“, „Es gibt fast <strong>im</strong>mer eine Lösung!“,<br />

„Keiner ist schuldig!“, „Es gibt verschiedene<br />

Sichtweisen!“, „Streiten ist wichtig!“, „Kinder<br />

streiten sich unter sich. Kinder lösen es<br />

unter sich!“, „Auch HelferInnen können sich<br />

streiten!“<br />

Aus organisatorischen Gründen fiel kurzfristig<br />

die Präsentation des Projektes durch die<br />

Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen auf dem Eröffnungsabend<br />

aus, was aus zweierlei Gründen<br />

schade war. Einerseits hatten die StreitschlichterInnen<br />

Ideen gesammelt und vorbereitet,<br />

wie sie das Streitschlichter-Angebot<br />

auf dem Eröffnungsabend präsentieren<br />

könnten. Zum anderen hatten wir uns durch<br />

die Vorstellung am Eröffnungsabend erhofft,<br />

das Angebot noch weiter bekannt zu machen<br />

und so einige Kinder und <strong>Jugend</strong>liche<br />

zu ermuntern, den Weg zur Mediation in den<br />

nächsten Tagen zu suchen.<br />

Eine andere Art wie das Projekt auch in der<br />

Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde, war<br />

ein Artikel, der in der Lokalzeitung der Insel<br />

erschien.<br />

Zur Öffentlichkeitsarbeit in weiterem Sinne<br />

gehörten auch die „Schnuppertrainings“ zur<br />

Mediation für Kinder und <strong>Jugend</strong>liche, die<br />

das <strong>Streitschlichten</strong> noch gar nicht kannten.<br />

Diese Einführungstrainings boten wir während<br />

des Bundeskinderlagers an. In diesem<br />

Sinne waren alle Kinder und HelferInnen,<br />

die an Trainings oder Streitschlichtungen teilgenommen<br />

hatten, auch MultiplikatorInnen<br />

für die Idee.<br />

Zur Öffentlichkeitsarbeit zählte auch das<br />

Treffen mit zwei Mitarbeiterinnen des Deutschen<br />

<strong>Jugend</strong>institut (DJI), Frau Zinser und<br />

Frau Winklhofer, die <strong>im</strong> Rahmen einer Studie<br />

zur Beteiligung von <strong>Jugend</strong>lichen in Kinder-<br />

und <strong>Jugend</strong>verbänden mit uns die Zusammenhänge<br />

zwischen dem Mediationsansatz<br />

und Partizipationsmodellen besprachen<br />

und einige der StreitschlichterInnen zu<br />

ihren Erfahrungen interviewten.<br />

Vernetzung mit interessierten<br />

HelferInnen<br />

Einen wichtigen Punkt bei der Einführung des<br />

Streitschlichterprogramms <strong>im</strong> Bundeskinderlager<br />

stellte die Vernetzung mit interessierten<br />

Erwachsenen dar, die eine tragende Rolle<br />

bei der Unterstützung der Arbeit der Kinder<br />

und <strong>Jugend</strong>lichen spielen können.<br />

Die HelferInnen haben zum einen eine wichtige<br />

Vorbildfunktion. Die Kinder achten genau<br />

darauf, wie die Erwachsenen mit ihren<br />

Konflikten umgehen, ob sie sie verschwei-<br />

33


Die Kinder werden aktiv<br />

gen oder bearbeiten. Wenn sie sie bearbeiten,<br />

ist natürlich die Art und Weise von großem<br />

Interesse.<br />

Die HelferInnen aus Hessen-Süd, die wir zum<br />

Teil vom Kindertraining in Seehe<strong>im</strong> kannten,<br />

waren eine große Hilfe, um einen Überblick<br />

über die Falken- und Bukilaorganisation<br />

zu bekommen. Dadurch, dass wir <strong>im</strong><br />

selben Dorf wohnten ergaben sich mit ihnen<br />

häufige Gespräche auch über das Projekt.<br />

Wir bekamen zu einzelnen Punkten<br />

Rückmeldung, von denen einige für Durchführung<br />

des Projektes sehr hilfreich waren.<br />

Besonders <strong>im</strong> Hinblick auf organisatorische<br />

Aspekte war uns dieser Austausch eine große<br />

Unterstützung.<br />

Der direkte Kontakt mit den interessierten<br />

HelferInnen aus den anderen Dörfern gestaltete<br />

sich schwieriger. Für die Dauer des<br />

Lagers organisierten wir zusammen mit Andrea<br />

Lummert regelmäßige Treffen am<br />

Abend mit den HelferInnen, die am Basistraining<br />

teilgenommen hatten oder interessiert<br />

am Projekt waren. Diese Treffen wurden<br />

geplant, um einen Austausch über die<br />

praktische Umsetzung des Projektes in jedem<br />

Dorf zu ermöglichen. Bald merkten wir<br />

jedoch, dass diese Treffen eine Extrabelastung<br />

für die schon angespannten<br />

HelferInnen darstellten, so dass es für sie –<br />

trotz vorhandenem Interesse – selten möglich<br />

war, daran teilzunehmen. Einzelne<br />

HelferInnen nutzten während dieser Treffen<br />

die Möglichkeit, mit uns Fragen des<br />

StreitschlichterInnenprogramms zu besprechen.<br />

Wichtig für alle organisatorischen Fragen<br />

war außerdem das Bundesbüro der Falken,<br />

mit dem häufige Treffen stattfanden, um<br />

<strong>im</strong>mer wieder die nächsten Schritte zu diskutieren<br />

und zu planen.<br />

5.3.3 Die Gruppe<br />

Das Konzept der Peer-Group-Education (siehe<br />

oben) geht davon aus, dass die „peers“<br />

dann am wirkungsvollsten agieren können,<br />

wenn sie möglichst viele Ähnlichkeiten in<br />

Bezug auf Alter, Geschlecht, soziale Gruppierung<br />

und Kulturkreis mit der Gruppe aufweisen,<br />

in der sie Unterstützung anbieten<br />

wollen. Deshalb ist es be<strong>im</strong> Aufbau einer<br />

Streitschlichtergruppe gut, wenn es sich bei<br />

den Vermittelnden um ein Spiegelbild der<br />

Gruppe handelt, in der sie vermitteln wollen.<br />

Unsere StreitschlichterInnen aus Hessen-<br />

Süd z.B. waren fünf Jungen und neun Mädchen<br />

<strong>im</strong> Alter zwischen acht und fünfzehn<br />

Jahren. Diese heterogene Aufteilung kam<br />

uns bei der Besetzung der Streitschlichtungstandems<br />

zur Hilfe. Wir achteten darauf,<br />

dass die Teams der Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen,<br />

die als Vermittelnde tätig waren, zu dem Geschlecht<br />

und dem Alter der Streitenden in<br />

Beziehung standen (beispielsweise die Vermittelnden<br />

sollten nicht viel jünger sein als<br />

die Streitenden oder nicht zwei Jungen sollten<br />

für zwei streitende Mädchen vermitteln).<br />

Das Wichtigste ist, dass die Streitparteien<br />

zufrieden sind und sich von ihren Vermittelnden<br />

verstanden fühlen.<br />

Die Motivation der StreitschlichterInnen war<br />

unterschiedlich hoch. Mehrheitlich räumten<br />

die beteiligten Kinder ihrer Aufgabe als<br />

StreitschlichterInen eine hohe Priorität ein,<br />

für die sie sehr viel Initiative zeigten und auf<br />

die sie stolz waren. Für andere (wenige)<br />

wurde aus unserer Sicht die Rolle der StreitschlichterIn<br />

bald zu einer Nebensächlichkeit<br />

bis hin zur Lästigkeit, da die Treffen in Konkurrenz<br />

zu anderen Freizeitangeboten standen<br />

und bei einigen die erste große Begeisterung<br />

für die StreitschlichterInnen-Idee<br />

bald nachließ. Zwischen diesen zwei Extremen<br />

bewegte sich die größte Zahl der Kinder,<br />

für die die Motivation je nach Wetter,<br />

34


Die Kinder werden aktiv<br />

Laune und anderen Angeboten jeden Tag<br />

schwankte. Aus unserer Erfahrung ist es<br />

normal, dass einige mehr bei der Sache bleiben<br />

als andere. Immer standen jedoch genügend<br />

StreitschlichterInnen zur Verfügung,<br />

sodass das Angebot in der gesamten Zeit<br />

sichergestellt war. Insgesamt waren wir sehr<br />

zufrieden mit der Motivation der Gruppe.<br />

Trotz der erschwerenden Umstände mit Hitze<br />

und Unruhe und vieler zu erledigender<br />

organisatorischer Dinge in den ersten Tagen,<br />

hatten wir das Gefühl, dass aus den<br />

einzelnen Beteiligten der Streitschlichtergruppe<br />

<strong>im</strong>mer mehr eine Gruppe entstand,<br />

die sich gemeinsam einer Aufgabe stellte.<br />

Immer seltener wurden Witze übereinander<br />

gemacht oder Einzelne ausgelacht, ein Problem,<br />

das be<strong>im</strong> ersten Training besonders<br />

am ersten Tag häufig zu beobachten war,<br />

so dass wir ein Spiel sogar fast abgebrochen<br />

hätten. Die Scherze übereinander verloren<br />

an Schärfe und klangen eher lustig.<br />

Es entwickelte sich eine St<strong>im</strong>mung des gegenseitigen<br />

Akzeptierens. Best<strong>im</strong>mt ist es<br />

auch darauf zurückzuführen, dass besonders<br />

bei der Gestaltung des Zeltes und der<br />

Planung der Öffentlichkeitsarbeit klar wurde,<br />

welch unterschiedliche Fähigkeiten in der<br />

Gruppe vorhanden waren und dass wir alle<br />

Beteiligten zum Gelingen unseres Projektes<br />

brauchten. Ein weiteres Merkmal für das Zusammenwachsen<br />

zu einer vertrauensvollen<br />

Atmosphäre und einer arbeitsfähigen Gruppe<br />

war, dass es bei den Rollenspielen <strong>im</strong>mer<br />

selbstverständlicher wurde, dass Jungen<br />

und Mädchen, Jüngere und Ältere quer<br />

gemischt jeweils zu zweit das MediatorInnenteam<br />

bilden konnten. Die StreitschlichterInnen<br />

guckten <strong>im</strong>mer weniger darauf, wer<br />

ihre Freundin oder ihr Freund ist, den sie<br />

schon von früher kannten, sondern sie wurden<br />

mehr und mehr bereit, mit allen aus<br />

der Gruppe diese Aufgabe zusammen anzugehen.<br />

Trotz dieses Zusammenhalts kapselte<br />

sich die Gruppe nicht von den anderen<br />

ab. Viel Zeit außerhalb der StreitschlichterInnengruppe<br />

verbrachten sie mit Kindern<br />

bzw. <strong>Jugend</strong>lichen aus ihren Schlaf- und<br />

Gruppenzelten oder mit anderen FreundInnen.<br />

5.3.4 Prinzipien und Regeln<br />

Regeln, die für die Mediation gelten:<br />

■ Selbstverantwortlichkeit<br />

■ Freiwilligkeit<br />

■ Vertraulichkeit<br />

■ keine Besch<strong>im</strong>pfungen<br />

■ nicht unterbrechen<br />

■ Für die MediatorInnen: Die Konfliktparteien<br />

fragen, ob sie bereits sind, am Verfahren<br />

teilzunehmen. Widerstände ernst<br />

nehmen!<br />

■ Allparteilichkeit. Die MediatorInnen dürfen<br />

keiner der beiden Konfliktparteien<br />

Recht geben. Es geht aber um mehr, als<br />

nur neutral zu sein. Ziel ist es, beide Seiten<br />

zu verstehen und nicht, beiden Seiten<br />

Gleichgültigkeit und Neutralität entgegenzubringen.<br />

Wichtige Voraussetzung für Allparteilichkeit<br />

ist, das Gesagte nicht zu<br />

bewerten. Also nicht sagen: „Das ist richtig“<br />

oder „Das ist falsch“.<br />

Freiwilligkeit<br />

Freiwilligkeit ist ein zentrales Prinzip der<br />

Mediation und ein wichtiger Aspekt konstruktiver<br />

Konfliktbearbeitung. Freiwilligkeit sollte<br />

auch ein Bestandteil unserer Trainingskultur<br />

sein. Daher war es uns bei allen Trainings<br />

wichtig, dass die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen<br />

selbständig entscheiden konnten, ob<br />

sie während des <strong>Zeltlager</strong>s noch zu Übungsstunden<br />

kamen. Wir eröffneten ihnen die<br />

Möglichkeit, die Gruppe kurzzeitig zu verlassen,<br />

wenn sie merkten, dass ihre Kon-<br />

35


Die Kinder werden aktiv<br />

zentration oder ihr Interesse nachliessen.<br />

Damit wollten wir auch der Tatsache Rechnung<br />

tragen, dass sie extra Kräfte und Zeit<br />

in eine zusätzliche Tätigkeit einfließen ließen.<br />

Diese Haltung führte zu sehr guten Ergebnissen.<br />

Einige Kinder kamen fast zu jedem<br />

Training, andere kamen seltener. Die<br />

meisten kamen regelmäßig jeden zweiten<br />

oder dritten Tag, womit wir in Anbetracht der<br />

Konkurrenz von Sonne, Strand, Meer und<br />

vielen anderen Angeboten sehr zufrieden<br />

waren.<br />

Um den verschiedenen Bedürfnissen so gut<br />

wie möglich gerecht zu werden, gestalteten<br />

wir ein flexibles Angebot für alle StreitschlichterInnen.<br />

Die Teilnahme an allen unseren<br />

Angeboten war freiwillig. Bis auf eine<br />

Ausnahme: wer am nächsten Tag die<br />

„Schicht“ als StreitschlichterIn übernehmen<br />

wollte, war verpflichtet, am Tag davor zur<br />

Übungsstunde zu kommen. So war für uns<br />

gewährleistet, dass nur solche Kinder und<br />

<strong>Jugend</strong>liche Streit schlichteten, die <strong>im</strong> Training<br />

waren. Auch wollten wir durch diese<br />

Regelung verhindern, dass das Training seinen<br />

Stellenwert verlor. Wir waren der Meinung,<br />

dass das Üben in Rollenspielen sehr<br />

hilfreich bleiben würde. Hinzu kam, dass wir<br />

bei einigen Kindern befürchteten, sie könnten<br />

sich überschätzen und die Trainings nicht<br />

mehr so ernst nehmen.<br />

Regeln für die Gruppe<br />

Während der gesamten Zeit war es uns wichtig,<br />

dass best<strong>im</strong>mte Grundregeln für die<br />

Gruppe galten. Diese Grundregeln tragen<br />

dazu bei, eine vertrauensvolle Atmosphäre<br />

und eine Atmosphäre zur Selbstwertstärkung<br />

zu erreichen. Zusammenfassend kann gesagt<br />

werden, dass das Ernst-Nehmen jeder<br />

Person und die Vertraulichkeit <strong>im</strong> Training<br />

Grundvoraussetzung der Arbeit sind. Vertraulichkeit<br />

bedeutete konkret, dass Fallbeispiele,<br />

die in unserer Trainingsarbeit besprochen<br />

wurden, nicht weitererzählt werden<br />

sollten. Dies war notwendig, um best<strong>im</strong>mte<br />

Themen überhaupt besprechen zu können.<br />

Gleichzeitig war dies eine gute Übung für<br />

den „Ernstfall“ des Mediationsgesprächs.<br />

Schließlich durften die StreitschlichterInnen<br />

auf keinen Fall weitererzählen, was ihnen<br />

während einer Mediation von den Konfliktparteien<br />

anvertraut wurde.<br />

Besonders wichtig war uns bei unserer<br />

Trainingsarbeit auch, dass alle zu Wort kommen<br />

konnten. Dafür haben wir regelmäßige<br />

Gesprächsrunden durchgeführt, um best<strong>im</strong>mte<br />

Themen zu besprechen und Meinungen<br />

auszutauschen. Dabei wurde ein<br />

Ball <strong>im</strong> Kreis weitergegeben. JedeR, der oder<br />

die den Ball hatte, durfte etwas sagen und<br />

wurde von den anderen nicht unterbrochen.<br />

Jede Person kam auf diese Weise einmal an<br />

die Reihe und konnte etwas zum Thema sagen.<br />

Natürlich achteten wir auch darauf, daß<br />

alle ausreden durften und nicht unterbrochen<br />

wurden und jeder sozusagen für sich<br />

selbst gesprochen hat.<br />

Vor der Eröffnung des ersten Streitschlichter-<br />

Zeltes organisierten wir eine Runde mit den<br />

angehenden StreitschlichterInnen, um noch<br />

einmal gemeinsam ihre Stärken und Schwächen<br />

zu besprechen. Die angehenden StreitschlichterInnen<br />

konnten dabei ansprechen,<br />

ob sie sich schon sicher für ihre Aufgabe<br />

fühlten und wer noch mehr üben wollte. Jedes<br />

Kind beantwortete für sich die Fragen<br />

„Was traue ich mir zu?“ und „Wo brauche<br />

ich noch Unterstützung?“ Die Streitschlichter-<br />

Innen waren sich sicher, neutral bleiben zu<br />

können, die Vertraulichkeit der Gespräche<br />

bewahren zu können und die Konflikte der<br />

36


Die Kinder werden aktiv<br />

anderen Kinder ernst zu nehmen. Einige von<br />

ihnen hatten noch Bedenken, ob sie schwere<br />

Fälle lösen könnten, ob sie nicht nervös<br />

werden würden, falls die Streitenden nichts<br />

sagen würden und ob sie bei dem Gespräch<br />

ernst bleiben könnten.<br />

5.3.5 Üben und Praxis<br />

Das Üben<br />

Wir boten allen StreitschlichterInnen täglich<br />

vormittags von 11.00 bis 12.30 Uhr ein<br />

Mediationstraining an, um auf der einen<br />

Seite alte Kenntnisse und Fähigkeiten aufzufrischen<br />

und auf der anderen Seite neue<br />

zu erwerben. Einfühlendes Zuhören und<br />

nichtbewertendes Zusammenfassen standen<br />

<strong>im</strong>mer wieder <strong>im</strong> Mittelpunkt unserer<br />

Übungen. 10 Wir hatten dieses als ein freiwilliges<br />

Angebot geplant, um die StreitschlichterInnen<br />

nicht mit Extrastunden zu<br />

überfordern. Die StreitschlichterInnen waren<br />

nur dann verpflichtet zu kommen, wenn sie<br />

am selben Nachmittag Dienst hatten, um<br />

noch mal mit uns das wichtigste in Ruhe zu<br />

besprechen.<br />

Regelmäßiges Üben mit eigenen<br />

Fällen und Rollenspielen<br />

Wir übten <strong>im</strong>mer wieder Rollenspiele, bei<br />

denen zwei <strong>Jugend</strong>liche Konfliktpartei spielten<br />

und zwei vermittelten. Die Themen der<br />

Konflikte kamen aus der alltäglichen Erfahrung<br />

der Kinder <strong>im</strong> Bundeskinderlager, also<br />

Konflikte, die sie selber erlebt oder beobachtet<br />

hatten. Dies verfolgte den Zweck, Situationen<br />

zu bearbeiten, die sehr stark mit<br />

dem alltäglichen Leben <strong>im</strong> Lager zu tun hatten.<br />

Beispiele für Konflikte, die wir besprachen,<br />

waren die folgenden:<br />

■ Ein Junge ist wegen seiner Freundin eifersüchtig<br />

■ Einige FreundInnen haben sich mit einem<br />

anderen Kind verabredet und kommen<br />

nicht zur vereinbarten Zeit. Das Kind ist<br />

sehr enttäuscht und sauer wegen des langen<br />

Wartens.<br />

■ Ein älteres Kind ärgert ein Kleineres, das<br />

<strong>im</strong> gleichen Zelt schläft und n<strong>im</strong>mt ihm<br />

sein Kuscheltier weg. Durch die Streiterei<br />

bekommt das ganze Zelt Ärger und alle<br />

müssen früher ins Bett.<br />

■ Zwei Freundinnen streiten sich, weil eine<br />

auf die andere eifersüchtig ist.<br />

■ Ein Junge wird von allen ausgelacht. Er<br />

rastet ab und zu aus und wird dabei auf<br />

die anderen Jungs aggressiv.<br />

■ Ein Mädchen „verknallt“ sich in einen Helfer<br />

und ist auf alle anderen Mädchen eifersüchtig.<br />

■ Ein Mädchen oder Junge spült nicht so<br />

wie es von den anderen erwartet wird.<br />

■ Die <strong>Jugend</strong>lichen, die alle <strong>im</strong> gleichen Zelt<br />

schlafen, können sich nicht darüber einigen,<br />

wo wer <strong>im</strong> Zelt liegen wird. Daraus<br />

entstehen <strong>im</strong>mer wieder heftige Streitereien.<br />

■ Ein Junge hat <strong>im</strong>mer wieder zwei Mädchen<br />

angefasst, daraufhin haben die beiden<br />

ihn verprügelt.<br />

Das <strong>Streitschlichten</strong> beginnt<br />

Am dritten Tag wurde das Zelt zum ersten<br />

mal mittags geöffnet und die Vermittlungstätigkeit<br />

begann. Unsere Aufgaben als<br />

BetreuerInnen fielen je nach Bedarf sehr unterschiedlich<br />

aus. Wir haben die StreitschlichterInnen<br />

beraten und jeweils eine von uns<br />

war auch bei Schlichtungen anwesend, um<br />

den Kindern über die Anfangsschwierigkeiten<br />

hinweg zu helfen. Damit unterstützten<br />

10<br />

Beispiele für Übungen wie das „Reflektierende Zuhören“ oder die „Nichtverletzende Ärgermitteilung“ finden sich in dem Buch „Konflikte selber<br />

lösen“ von Kurt Faller u. a. Weitere Übungen gibt es in „Kommunikationstraining“ von Heinz Klippert und in anderen Büchern, die ihr in der<br />

Literaturliste findet.<br />

37


Die Kinder werden aktiv<br />

wir bei Bedarf die StreitschlichterInnen, die<br />

noch keine Übung <strong>im</strong> Vermitteln hatten. Uns<br />

war es sehr wichtig, dass sie sich nicht überfordert<br />

fühlten und dadurch eventuell auch<br />

die Lust verlieren könnten.<br />

Die meisten Streitigkeiten der Kinder bezogen<br />

sich auf den <strong>Zeltlager</strong>alltag. Sehr zahlreich<br />

waren Konflikte um unterschiedliche<br />

Sauberkeitsansprüche und Ordnungsvorstellungen.<br />

Streit entbrannte hier besonders<br />

dann, wenn einzelne Kinder ein Amt und<br />

damit Verantwortung für eine Aufgabe übernommen<br />

hatten, die sie nach Ansicht von<br />

Gruppenmitgliedern nicht entsprechend erfüllten.<br />

Konfliktträchtig war auch das gemeinsame<br />

Schlafen in einem Zelt. Der<br />

Schlafplatz und die Nachtruhe waren dabei<br />

die zentralen Fragen. Auch gegenseitige<br />

Besch<strong>im</strong>pfungen waren Anlass, ins Streitschlichterzelt<br />

zu gehen.<br />

In einem Fall haben wir auch selbst mediiert.<br />

Der Streit schwelte schon lange Zeit. Am letzten<br />

Abend, als das Streitschlichterzelt bereits<br />

geschlossen war, kam eine Helferin direkt<br />

auf uns zu und bat uns um Unterstützung.<br />

Wir haben uns dann mit den zwei betroffenen<br />

Jungen ans Meer gesetzt. Der abendliche<br />

ruhige Strand bot einen sehr angenehmen<br />

Rahmen für die Vermittlung zwischen<br />

den beiden, die sich <strong>im</strong>mer wieder ziemlich<br />

heftig gestritten hatten.<br />

Streitschlichtungen fanden<br />

spontan statt<br />

Mehrere Streitschlichtungen fanden nicht in<br />

dem vorhergesehenen Rahmen statt, sondern<br />

eher spontan. StreitschlichterInnen berichteten<br />

uns zum Beispiel, sie hätten zwei<br />

Streitende gesehen und ihnen angeboten:<br />

„Ich bin StreitschlichterIn. Soll ich euch helfen,<br />

euren Streit zu lösen?“ Einige sind dann<br />

mit den Streitenden ins Schlichterzelt gegangen,<br />

andere haben direkt vor Ort ein Gespräch<br />

angeboten. Mehrere Streitschlichter-<br />

Innen berichteten, dass sie in dieser Form<br />

außerhalb des Zeltes vermittelt haben. Uns<br />

hat das sehr gefreut. Es schien uns ein guter<br />

Weg, die scheinbare Hemmschwelle für<br />

Streitende, nämlich ins Streitschlichter-Zelt<br />

zu kommen, zu umgehen und Streitschlichtung<br />

<strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong> mehr zu verbreiten. Leider<br />

kam das Projek erst in den letzten Tagen<br />

so richtig in Gang. Es dauerte eine Weile,<br />

bis die Einzelnen Vertrauen in das Projekt<br />

gefasst hatten. So kamen in den ersten Tagen<br />

nur wenige zur Streitschlichtung. Manchmal<br />

kamen auch Anfragen, ob wir als Betreuende<br />

uns auch vorstellen könnten zwischen<br />

HelferInnen zu vermitteln. Letztendlich<br />

haben diese jedoch ihre Konflikte unter<br />

sich beigelegt oder gar nicht geklärt.<br />

Intervision und weitere Organisation<br />

am Abend<br />

Abends boten wir eine Art „Intervision“ für<br />

die StreitschlichterInnen an, damit sie Fragen,<br />

die sie beschäftigten, miteinander und<br />

bei Bedarf mit uns besprechen konnten. Der<br />

Termin war nach dem Abendessen angesetzt.<br />

Zu diesem Extraangebot kamen an den<br />

meisten Abenden nur zwei bis drei StreitschlichterInnen.<br />

So war nicht nur Zeit für Erfahrungsaustausch,<br />

sondern auch für entspannte<br />

Spiele. Der Abend schien für die<br />

meisten die Zeit zu sein, wo sie ohne<br />

Programmstress in Ruhe etwas mit FreundInnen<br />

machen konnten. Für einige wäre es<br />

sogar der dritte „Streitschlichter“-Termin an<br />

diesem Tag gewesen. So blieb die Teilnehmerzahl<br />

an diesen Treffen begrenzt. Für uns<br />

waren diese Abende trotzdem interessant.<br />

Sie boten uns die Möglichkeit, mit denen die<br />

38


Die Kinder werden aktiv<br />

gekommen waren, einmal in Ruhe ins Gespräch<br />

zu kommen, ohne dass wir für ein<br />

best<strong>im</strong>mtes Programm verantwortlich waren.<br />

An diesen Abenden erfuhren wir manchmal<br />

mehr über die StreitschlichterInnen und was<br />

sie beschäftigte, als während des „offiziellen“<br />

Programms.<br />

Einige dieser Themen konnten wir dann<br />

aufnehmen und mit allen noch einmal bearbeiten.<br />

Manchmal waren es auch Anmerkungen<br />

zu organisatorischen Punkten, die<br />

wir mit einbeziehen konnten. Während der<br />

Übungszeiten am Morgen, der Schlichtungszeit<br />

am Nachmittag und der Intervisionsgruppe<br />

am Abend ergaben sich spontan<br />

<strong>im</strong>mer wieder Gespräche unter den Kindern<br />

und <strong>Jugend</strong>lichen oder zwischen ihnen und<br />

uns über aktuelle Streitereien oder Konflikte:<br />

Wir hatten <strong>im</strong>mer ein offenes Ohr, um<br />

die Erfolge oder Schwierigkeiten der StreitschlichterInnen<br />

aufzunehmen. Dabei ergaben<br />

sich auch <strong>im</strong>mer wieder Gespräche über<br />

das Projekt.<br />

Hier einige der Punkte, die wir aus Sicht der<br />

StreitschlichterInnen mitbekommen haben<br />

(man darf dabei nicht vergessen, dass dieses<br />

die Punkte sind, die uns – Begleiterinnen<br />

des Projekts – mitgeteilt wurden. Es ist<br />

davon auszugehen, dass es trotz unserer Bemühungen<br />

eine vertrauensvolle Atmosphäre<br />

zu schaffen, Punkte oder Themen gab,<br />

die sie aus verschiedenen Gründen nicht mit<br />

uns Erwachsenen besprechen wollten.)<br />

Als wir die Frage diskutierten, wieso die Kinder<br />

sich nicht trauen würden ins Zelt zu kommen<br />

(und gerade die aus dem gleichen Dorf,<br />

in dem das Zelt stand), gaben einige<br />

StreitschlichterInnen zu bedenken, dass viele<br />

Kinder wahrscheinlich Angst hätten, sich<br />

dadurch lächerlich zu machen und ausgelacht<br />

zu werden, gerade wenn man die<br />

StreitschlichterInnen vom eigenen Dorf<br />

kennt. Fehlendes Vertrauen wurde als ein<br />

weiterer Punkt genannt, in dem Sinne, dass<br />

die Kinder, die kommen, Vertrauen in die<br />

Kompetenzen der StreitschlichterInnen haben<br />

sollten und die Sicherheit, dass die<br />

StreitschlichterInnen schon andere Streitereien<br />

gelöst haben. Auch die Tatsache, dass<br />

HelferInnen bei Streitigkeiten untereinander<br />

oder mit Kindern nie zur Streitschlichtung<br />

gingen, schien die Glaubwürdigkeit der Vermittlung<br />

zu belasten. Dadurch entstand für<br />

manche Kinder der Eindruck, dass das Streitschlichterzelt<br />

es nur eine Einrichtung für Kinder<br />

war, für „richtige“ Streitereien von Erwachsenen<br />

also nicht tauglich. Gerade um<br />

die Motivation bei Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen<br />

zu Streitschlichtung zu gehen zu erhöhen,<br />

müsste über den Gedanken der Streitschlichtung<br />

zwischen HelferInnen oder zwischen<br />

HelferInnen und Kindern bzw. <strong>Jugend</strong>lichen<br />

weiter nachgedacht werden.<br />

39


Die Auswertung<br />

6.<br />

Die Auswertung<br />

6.1<br />

Was hat es den Kinder<br />

gebracht?<br />

Noch <strong>im</strong> Bundeskinderlager fand eine Auswertungsrunde<br />

der TrainerInnen mit den<br />

StreitschlichterInnen statt. Was das Projekt<br />

den Kindern, die mit einem Problem zu den<br />

StreitschlichterInnen gekommen waren, gebracht<br />

hat, kann hier nur über die Einschätzungen<br />

der StreitschlichterInnen und Eindrücke<br />

der HelferInnen beurteilt werden.<br />

Eine systematische Befragung zu den Wirkungen<br />

konnte nicht stattfinden.<br />

Um einen Überblick über die Eindrücke der<br />

StreitschlichterInnen zu erhalten, stellten die<br />

Trainerinnen gegen Ende des Aufenthaltes<br />

den Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen die folgenden<br />

zwei Fragen: „Was hat euch am <strong>Streitschlichten</strong><br />

gefallen? Was hat euch nicht gefallen?”<br />

Die StreitschlichterInnen machten in der<br />

Auswertung deutlich, dass für sie das Projekt<br />

weitgehend positiv war. Für einige Kinder<br />

war diese Erfahrung sehr wichtig gewesen,<br />

weil sie dadurch den Eindruck gewonnen<br />

hatten, „anderen helfen“ zu können.<br />

Damit veränderte sich ihre Rolle in der Gruppe<br />

und <strong>im</strong> Zeltdorf in eine positive Richtung,<br />

sie erhielten dafür Anerkennung. Für einige<br />

Kinder war die Erfahrung in Föhr einfach<br />

spannend: Ein Satz, wie „Cool, dass doch<br />

jemand (ins Streitschlichterzelt) gekommen<br />

ist.“, drückt das Erstaunen darüber aus, dass<br />

das <strong>Streitschlichten</strong>, das sie eher in Rollenspielen<br />

erlernt und geübt hatten, wirklich<br />

eine Entsprechung be<strong>im</strong> Leben <strong>im</strong> Ferienlager<br />

und somit in der Realität hatte. Die Tatsache,<br />

dass die Arbeitsmethoden auf Föhr<br />

praxisbezogener waren als bei den vorausgegangenen<br />

Trainings (es wurden jetzt<br />

Mediationsrollenspiele anhand erlebter Streitigkeiten<br />

geübt), erhöhte in Föhr die Motivation<br />

und die Lust am Mitmachen deutlich.<br />

Für einige StreitschlichterInnen war „alles“<br />

gut, während von mehreren die Rollenspiele<br />

bei den positiven Rückmeldungen an erster<br />

Stelle genannt wurden. Für einige der<br />

Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen war es auch wichtig,<br />

dass sie viel gelernt haben, neue Methoden<br />

erfahren haben und nun besser Streit<br />

schlichten konnten.<br />

In drei Punkten lässt sich zusammenfassen,<br />

was den StreitschlichterInnen nicht gefallen<br />

hat: die Übungszeiten überschnitten sich mit<br />

der Badezeit oder mit dem anderen Programm,<br />

was natürlich die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen<br />

jeden Tag wieder in eine schwierige<br />

Entscheidungssituation brachte. Die<br />

Hitze machte einigen Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen<br />

zu schaffen und vielleicht ist die von<br />

einigen bei der Auswertung geäußerte zeitweilige<br />

Langeweile darauf zurückzuführen,<br />

dass einige Kinder und <strong>Jugend</strong>liche bei der<br />

40


Die Auswertung<br />

Hitze zwar zu den Treffen der StreitschlichterInnen<br />

kamen, aber dann manchmal erschöpft<br />

auf den Matratzen <strong>im</strong> StreitschlichterInnenzelt<br />

lagen. Einigen Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen<br />

erschien die Umsetzung des Erlernten<br />

in der Praxis noch zu „schwierig“.<br />

Von einem wurde auch geäußert, dass die<br />

Rollenspiele zur Vorbereitung einfacher gewesen<br />

seien als die realen Fälle auf Föhr.<br />

Am vorletzten Tag veranstalteten die Trainerinnen<br />

<strong>im</strong> Zelt eine kleine Abschlussparty mit<br />

den StreitschlichterInnen. Wie <strong>im</strong>mer war es<br />

schwierig, einen zusätzlichen Termin – diesmal<br />

für eine Party – zu finden. So einigten<br />

sie sich darauf, ein gemeinsames Abendessen<br />

mit kleiner Abschlussparty zu verbinden.<br />

Musik gab es natürlich auch. Es war ein<br />

netter Ausklang für die StreitschlichterInnen<br />

und ihre Arbeit auf dem Bukila.<br />

6.2<br />

Die Auswertung durch<br />

die HelferInnen<br />

Mit den HelferInnen fanden sowohl auf dem<br />

Bundeskinderlager als auch in der Nachfolge<br />

auf einem Seminar Auswertungsgespräche<br />

statt.<br />

Am letzen Tag des Bundeskinderlagers fand<br />

eine Austauschrunde mit HelferInnen statt,<br />

die am Projekt direkt beteiligt waren oder es<br />

eher am Rande beobachtet hatten. Die Trainerinnen<br />

waren natürlich sehr gespannt auf<br />

das „Feedback“ der HelferInnen. Insgesamt<br />

wurde das Modellprojekt als wichtig und interessant<br />

beurteilt, wenn es auch von einigen<br />

als „gewöhnungsbedürftig“ bezeichnet<br />

wurde. Als sehr positiv wurde hervorgehoben,<br />

dass viele der beteiligten Kinder vom<br />

Projekt begeistert waren und dass die<br />

StreitschlichterInnen in ihren jeweiligen<br />

Gruppen das erlernte „Werkzeug“ eingebracht<br />

haben.<br />

Nach Ansicht von HelferInnen hätte das<br />

Streitschlichterprojekt schneller und früher<br />

seine Wirkung erreicht, wenn die innerverbandliche<br />

Öffentlichkeitsarbeit für das<br />

Projekt intensiver gewesen wäre. Es hatte<br />

doch eine Weile gedauert, bis Erwachsene<br />

und Kinder Vertrauen in das ihnen zunächst<br />

fremde Projekt und die StreitschlichterInnen<br />

gefasst hatten. Angemerkt wurde auch, dass<br />

die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen die Streitschlichtung<br />

vielleicht ernster nehmen würden,<br />

„wenn die HelferInnen es vormachen<br />

würden und auch an Streitschlichtungen bei<br />

eigenen Streitereien teilnehmen würden“.<br />

Die HelferInnen waren der Auffassung, dass<br />

für sie selbst das Konfiktpotential schon allein<br />

dadurch vermindert werden könnte,<br />

wenn <strong>im</strong> stressigen <strong>Zeltlager</strong>alltag mehr<br />

Raum und Zeit für Zuhören und Austausch<br />

gegeben wäre. Es wird der Wunsch formuliert,<br />

mehr verlässliche Ansprechpartner-<br />

Innen für HelferInnen <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong> zu finden,<br />

die einfühlend zuhören und geäußerte<br />

Probleme nicht bewertend akzeptieren können.<br />

Es wird überlegt, dass Übungen zur „Allparteilichkeit“<br />

mit allen HelferInnen vor dem<br />

<strong>Zeltlager</strong> durchgeführt werden könnten. Hilfreich<br />

kann eine Mediation auch für Konflikte<br />

zwischen HelferInnen und Kindern sein,<br />

wobei hier ein neutraler Erwachsener die<br />

Mediation durchführen sollte.<br />

Die am Basistraining beteiligten HelferInnen<br />

äußerten sich <strong>im</strong> nachhinein weitgehend<br />

positiv über die Wirksamkeit der Streitschlichtermethoden<br />

in ihrer Gruppenarbeit.<br />

In dem Maße, indem „ihre“ Gruppenkinder<br />

bei alltäglichen Zankereien zur Selbsthilfe<br />

schritten, konnten sie eine konkrete Entlastung<br />

erfahren und den Kindern mehr Freiräume<br />

gewähren. Die Häufigkeit mit der sie<br />

bei Streitigkeiten in der Gruppe intervenieren<br />

mussten, ließ nach Aussage der GruppenleiterInnen<br />

<strong>im</strong> Bundeskinderlager nach.<br />

41


Die Auswertung<br />

Sie veränderten darüber hinaus ihre Interventionen<br />

in der Art, dass sie sich stärker<br />

bemühten, sich mit Bewertungen und Parteinahme<br />

zurückzuhalten, das aktive Zuhören<br />

zu verbessern und die Lösungskompetenz<br />

der Kinder zu stärken.<br />

Zusätzlich erlebten es die HelferInnen als hilfreich,<br />

Beratung und Unterstützung in Konfliktfällen<br />

durch die beiden ausgebildeten<br />

Mediatorinnen <strong>im</strong> Bundeskinderlager zu erhalten.<br />

Auswertung der Trainerinnen<br />

Die erstmalige Erprobung des Streitschlichtermodells<br />

in einem <strong>Jugend</strong>verband und auf<br />

einem <strong>Zeltlager</strong> war für uns eine spannende<br />

Erfahrung, aus der wir insgesamt eine<br />

positive Bilanz ziehen. Ein grundlegendes<br />

Kennzeichen konstruktiver Konfliktbearbeitungsmethoden<br />

besteht darin, dass Auseinandersetzungen,<br />

Konflikte, Streiten und „wütend<br />

werden“ nicht als „negativ“ oder<br />

„schlecht“ an sich, sondern als übliche Erscheinung<br />

jedes Zusammenlebens angesehen<br />

werden.<br />

Durch das Pilotprojekt „<strong>Streitschlichten</strong> <strong>im</strong><br />

Kinderzeltlager“ wurde ein Schritt in diese<br />

Richtung getan: Es ist normal, dass es Streitereien<br />

<strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong> gibt und es geht darum,<br />

sowohl die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen als<br />

auch die HelferInnen mit Handlungsalternativen<br />

vertraut zu machen. So kann mit auftauchenden<br />

Konflikten konstruktiver, zielgerichteter<br />

und effektiver umgangen werden.<br />

Die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen denen wir begegnet<br />

sind, haben von Anfang an Neugier<br />

und Interesse für dieses erst einmal ungewöhnliche<br />

Thema gezeigt. Gesehen aus<br />

unserer Rolle als Trainerinnen fanden wir es<br />

sehr angenehm, mit Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen<br />

zusammenzuarbeiten, die freiwillig an<br />

diesem Programm teilnahmen. Die Kinder<br />

und <strong>Jugend</strong>lichen haben sich ziemlich<br />

schnell auf ungewöhnliche Arbeitsmethoden<br />

wie Mediationsrollenspiele eingelassen.<br />

Auch war es für sie nichts ungewöhnliches,<br />

in einer Gruppe mit anderen Kindern zu kooperieren.<br />

So konnten wir uns in der Zeit,<br />

die wir zur Verfügung hatten, auf die für sie<br />

neuen Inhalte konzentrieren und uns sehr<br />

umfassend und intensiv mit dem Thema<br />

Mediation und Streitschlichtung befassen.<br />

Auch die HelferInnen zeigten <strong>im</strong> Verlauf des<br />

Bundeskinderlagers ein wachsendes Interesse<br />

an unserer Arbeit und an der Konfliktthematik<br />

insgesamt. Wir erhielten zunehmend<br />

Anfragen von Seiten der HelferInnen,<br />

ob wir ihnen bei einigen Streitigkeiten in ihren<br />

Gruppen Unterstützung geben könnten.<br />

Dies kann als ein Zeichen gedeutet werden,<br />

dass ein Bedürfnis nach anderen Mitteln zur<br />

Konfliktbearbeitung vorhanden ist.<br />

Welche konkreten positiven Auswirkungen<br />

hat das Projekt gehabt? Hier folgen die unserer<br />

Meinung nach wichtigsten Punkten:<br />

■ Für viele Kinder und <strong>Jugend</strong>liche und eine<br />

Reihe von HelferInnen war die Begegnung<br />

mit der Mediation eine neue und von vielen<br />

als Bereicherung beurteilte Erfahrung, da sie<br />

dabei eine andere Art des Umgangs mit<br />

Konflikten kennenlernen konnten.<br />

■ Die Mediation wurde in den verschiedenen<br />

Trainings den Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen<br />

auf eine lebendige Art vermittelt. Vor allem<br />

die Rollenspielen machten den meisten Kindern<br />

und <strong>Jugend</strong>lichen Spaß, nachdem die<br />

erste Scheu überwunden war. Auch auf den<br />

ersten Blick schüchterne Kinder entpuppten<br />

sich oft als begeisterte „Streitparteien“ bzw.<br />

StreitschlichterInnen.<br />

■ Durch lebendige Kooperations- und Kommunikationsspiele<br />

sowie Übungen kann der<br />

Gruppenprozess eine neue Qualität erhalten:<br />

durch die Mediation und die dazugehörende<br />

Haltung wird eine Atmosphäre der<br />

Akzeptanz von Vielfalt und ein respektvoller<br />

Umgang mit Unterschieden gefördert.<br />

42


Die Auswertung<br />

■ Ansätze einer anderen Konfliktkultur zeigten<br />

sich dadurch, dass dem Thema Konflikt<br />

und Konfliktbearbeitung eine größere Bedeutung<br />

beigemessen wurde: das zentrale<br />

StreitschlichterInnenzelt war jeden Tag geöffnet.<br />

Hier fanden die ersten Mediationen<br />

statt. Es gab aber auch noch ein weiteres<br />

Zelt, in das Kinder gehen konnten, wenn sie<br />

in Streitigkeiten verwickelt waren. Hier gab<br />

es andere Kinder, die ihnen zuhörten, oder<br />

die Möglichkeit, sich mit alternativen Beschäftigungen<br />

zu beruhigen, abzulenken<br />

oder zur Ruhe zu kommen.<br />

Zur veränderten Konfliktkultur trugen auch<br />

die Trainings bei und natürlich die Schlichtungen<br />

selbst. Mehrere Mediationstrainings<br />

wurden vor und während des Bundeskinderlagers<br />

angeboten. So gab es die ausgebildeten<br />

StreitschlichterInnen, die jugendlichen<br />

TeilnehmerInnen der Schnuppertrainings<br />

sowie die HelferInnen, die sich vorher <strong>im</strong><br />

Basistraining als „Coach für Kids“ ausbilden<br />

ließen. Darüber hinaus erfuhren andere<br />

HelferInnen durch persönliches Erleben und<br />

die Öffentlichkeitsarbeit vom Projekt. Abschließend<br />

sind natürlich die Kinder zu nennen,<br />

die an Streitschlichtungen teilnahmen<br />

und dies für sich als hilfreich erlebten.<br />

■ Durch das Projekt StreitschlichterInnen bot<br />

sich den Kindern eine weitere Partizipationsmöglichkeit<br />

<strong>im</strong> Bukila. Durch ihre dabei<br />

wachsenden Kompetenzen erweiterten sich<br />

ihre Mitsprache- und Beteiligungsmöglichkeiten.<br />

Sie können mehr Verantwortung für<br />

ihre eigenen Probleme übernehmen, sind<br />

weniger abhängig von Erwachsenen und<br />

überlassen den Umgang mit ihren Angelegenheiten<br />

und die Lösung ihrer Konflikte<br />

nicht anderen. Sie erweitern ihre persönliche<br />

Konfliktfähigkeit.<br />

Aus den konkreten Erfahrungen mit dem<br />

Modellprojekt ergeben sich einige Punkte,<br />

die uns für mögliche zukünftige Projekte verbesserungswürdig<br />

erscheinen, um das bereits<br />

sehr erfolgreiche Projekt noch zu opt<strong>im</strong>ieren.<br />

Die Vorschläge beruhen entweder<br />

auf unseren Erfahrungen als Trainerinnen<br />

und Begleiterinnen des Projektes oder sie<br />

kommen von den <strong>Jugend</strong>lichen bzw. den<br />

HelferInnen.<br />

■ Vor dem <strong>Zeltlager</strong> sollten HelferInnen und<br />

Kinder über Ziel und Zweck eines Mediationsprojektes<br />

und über die Rollen der unterschiedlichen<br />

Akteure noch besser informiert<br />

werden. Was ist die Aufgabe der Trainerinnen?<br />

Die Trainerinnen als „falkenfremde“<br />

Personen. Welche Erwartungen<br />

könnten geweckt werden, die nicht erfüllt<br />

werden können? Was machen die Coaches?<br />

Wer wird StreitschlichterIn?<br />

■ Die Ausbildung der StreitschlichterInnen<br />

sollte am besten vor dem <strong>Zeltlager</strong> abgeschlossen<br />

sein. Bei der tiefergehenden Ausbildung<br />

der StreitschlichterInnen stellte es<br />

sich als problematisch heraus, dass wir in<br />

Konkurrenz zu Meer, Sonne und Strand und<br />

vielen anderen Freizeitangeboten standen.<br />

Eine Stunde pro Tag wollten die Kinder gerne<br />

investieren. Sie sind aber schnell zeitlich<br />

überfordert, wenn zusätzlich zu den Sprechzeiten<br />

<strong>im</strong> Streitschlichterzelt und eventuellen<br />

Koordinierungs- und Supervisionstreffen<br />

noch Übungsstunden oder gar Ausbildungseinheiten<br />

hinzu kommen.<br />

■ Vor dem <strong>Zeltlager</strong> fand die Ausbildung<br />

für HelferInnen an zwei Wochenenden statt.<br />

Es wäre hilfreich gewesen, wenn mehr HelferInnen<br />

in dem Projekt aktiv eingebunden<br />

gewesen wären. Mehr ausgebildete und informierte<br />

HelferInnen hätte für das Projekt<br />

eine größere Unterstützung gebracht. So<br />

hätten mehr HelferInnen z.B. ihre zu betreuenden<br />

Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen ermuntern<br />

können, an einer Streitschlichtung teilzunehmen.<br />

In Zukunft könnte es hilfreich sein, noch<br />

mehr Wert darauf zu legen, erst mit den<br />

HelferInnen und danach mit den Kindern<br />

und <strong>Jugend</strong>lichen zu arbeiten, so dass das<br />

43


Die Auswertung<br />

Projekt eine breitere Akzeptanz findet und<br />

HelferInnen das Projekt stärker unterstützen<br />

können, zumindest indem sie die Kinder und<br />

<strong>Jugend</strong>lichen aus ihren Gruppen darüber<br />

informieren können.<br />

Aus Gesprächen mit verschiedenen Beteiligten<br />

sind wir zu dem Schluss gekommen, dass<br />

das Zelt an einer zentraleren Stelle vorteilhafter<br />

gestanden hätte. An einem zentralen<br />

Platz wäre das StreitschlichterInnenzelt wahrscheinlich<br />

von mehr Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen<br />

entdeckt und vielleicht auch aufgesucht<br />

worden. In zukünftigen kleineren und weniger<br />

dezentral strukturierten <strong>Zeltlager</strong>n kann<br />

dies leichter beachtet werden.<br />

■ Mediation bzw. konstruktive Konfliktbearbeitung<br />

könnte ein fester Bestandteil der<br />

HelferInnenausbildung werden, um den HelferInnen<br />

praktisches Werkzeug für die Bewältigung<br />

ihrer Arbeit vermitteln zu können.<br />

Somit können einige Elemente der Mediation<br />

die übliche pädagogische Arbeit erweitern.<br />

■ Wenn die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen in ihren<br />

Gliederungen von der Mediationsarbeit<br />

erfahren, können sie sich freiwillig für eine<br />

StreitschlichterInnenausbildung anmelden.<br />

■ Für Kinder, die noch nicht mit dem Thema<br />

in Berührung gekommen sind, können<br />

Schnupperkurse in Mediation auf zukünftigen<br />

<strong>Zeltlager</strong>n angeboten werden.<br />

■ Idealerweise sollte die Ausbildung zwei<br />

oder am besten sogar drei Wochenenden<br />

umfassen. In der ersten Einheit würde es um<br />

ein besseres Verständnis von Konflikten gehen,<br />

um einen Einblick in Mediation und<br />

erste Kommunikationsübungen. Die beiden<br />

folgenden Wochenenden müssten dann<br />

dafür genutzt werden, intensiv das Vermitteln<br />

in Konflikten zu üben und vorzubereiten,<br />

wie die StreitschlichterInnengruppe sich<br />

auf dem Zeltplatz darstellt und wie alles organisiert<br />

werden soll.<br />

Für die Weiterführung des Streitschlichter-<br />

Innenprojektes sollte überlegt werden, bei<br />

welchen Punkten Verbesserungen vorgenommen<br />

werden sollten. Wir hoffen, dass<br />

unsere Anregungen dazu eine Grundlage<br />

bilden werden. Wünschenswert für ein Projekt<br />

dieser Art wäre, wenn auf Dauer mehr<br />

Kinder und <strong>Jugend</strong>liche zu Streitschlichter-<br />

Innen ausgebildet werden, die dann mit auf<br />

das <strong>Zeltlager</strong> fahren. Es könnte selbstverständlich<br />

werden, dass auf jedem <strong>Zeltlager</strong><br />

ein StreitschlichterInnenzelt vorhanden ist.<br />

Mit der Zeit könnte es dann zur Normalität<br />

werden, mit einem vorgefallenen Streit als<br />

Erstes zu den StreitschlichterInnen zu gehen.<br />

Es bedarf wohl noch einiger Zeit und Erfahrungen<br />

bis die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen erkennen,<br />

dass das Streitschlichterprojekt ein<br />

Projekt für sie ist, das ihnen wirklich eine<br />

Unterstützung bietet. Zu groß ist häufig noch<br />

die Angst vor Bestrafung. An vielen Schulen<br />

hat sich auch gezeigt, dass die Streitschlichtung<br />

eine gewisse Anlaufzeit brauchte<br />

bis die Kinder bzw. <strong>Jugend</strong>lichen Streitschlichtung<br />

als ein Instrument anerkannt<br />

haben, dass sie unterstützt.<br />

Wenn ein solches Projekt weiter gefördert<br />

wird, könnte es zur Regel werden, dass es<br />

bei jedem <strong>Zeltlager</strong> einen best<strong>im</strong>mten Ort<br />

gibt, an dem Konflikte und Wut einen Platz<br />

haben, so dass deren Bearbeitung die Bedeutung<br />

zugemessen wird, die ihr zusteht.<br />

Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass<br />

das StreitschlichterInnenmodell sich gut für<br />

<strong>Zeltlager</strong> eignet. Aus unseren Erfahrungen<br />

ist vieles zur Zufriedenheit verlaufen, einige<br />

(der von uns geschilderten) Aspekte könnten<br />

für zukünftige Projekte modifiziert und<br />

an die gegebene Situation angepasst werden.<br />

Grundsätzlich ist Streitschlichtung <strong>im</strong><br />

<strong>Zeltlager</strong> ein sehr viel versprechendes Projekt,<br />

gerade weil ein <strong>Zeltlager</strong> viele Strukturen<br />

bietet, die für ein Streitschlichterprojekt<br />

44


Die Auswertung<br />

notwendig sind. Es bedarf keiner großartigen<br />

Umstrukturierung des <strong>Zeltlager</strong>s, sondern<br />

ist ein sinnvolle Erweiterung, die sich<br />

in die <strong>Zeltlager</strong>kultur einfügt. In diesem Sinne<br />

beurteilen wir das Projekt als nachahmenswert<br />

und hoffen, dass es von den Falken<br />

<strong>im</strong> Rahmen anderer Ferienfreizeiten fortgeführt<br />

und auf den positiven gemachten<br />

Erfahrungen aufgebaut wird.<br />

6.4<br />

Unser Fazit<br />

In der Auswertung des Projektes „<strong>Streitschlichten</strong><br />

<strong>im</strong> Kinderzeltlager“ kamen die<br />

beteiligten Gliederungen und der Bundesvorstand<br />

der SJD – Die Falken zu einem weitgehend<br />

positiven Urteil. Allen Beteiligten<br />

konnten wichtige Impulse gegeben werden,<br />

doch gilt es nun in der Folgezeit – auch mit<br />

Hilfe dieser Dokumentation – das Projekt <strong>im</strong><br />

Verband breiter bekannt zu machen und<br />

noch mehr Personen eine Beteiligung zu ermöglichen,<br />

um so eine stärkere Breiten- und<br />

Tiefenwirkung <strong>im</strong> Verband zu erzielen. Es<br />

konnten wichtige Schritte auf diesem Weg<br />

gegangen werden, da bei den bereits ausgebildeten<br />

HelferInnen und Kindern großes<br />

Interesse an einer Fortsetzung des Projektes<br />

besteht. Als ein Ergebnis des Projektes haben<br />

auch die beiden Bundesbildungsstätten<br />

der SJD – Die Falken „Streitschlichtung“ in<br />

ihr Programm aufgenommen. Das „Salvador-Allende-Haus“<br />

in Oer-Erkenschwick bietet<br />

sowohl Basistrainings für HelferInnen als<br />

auch Fortgeschrittenenseminare an. Die<br />

<strong>Jugend</strong>bildungsstätte Kurt Löwenstein in<br />

Werftpfuhl bei Berlin vermittelt Referentinnen<br />

und Referenten und organisiert auf Anfrage<br />

Trainings und Fortbildungen zum Thema.<br />

Uns ist natürlich bewusst, dass Mediation<br />

kein Allheilmittel für Konflikte <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong><br />

ist. Sind die Konfliktparteien nicht gleichberechtigt<br />

und haben wir es mit Hierarchien<br />

zu tun, so können die Schwächeren <strong>im</strong> Konflikt<br />

„den Kürzeren“ ziehen. Auch wenn Gewalt<br />

<strong>im</strong> Spiel ist, muss uns klar sein, dass<br />

zunächst das Opfer geschützt werden muss.<br />

Bei rassistischen Vorurteilen und auf interkulturellen<br />

oder geschlechtsspezifischen Verständigungsschwierigkeiten<br />

aufbauenden<br />

Konflikten kann es ebenfalls schwierig sein,<br />

einen gleichberechtigten Interessensausgleich<br />

zu finden. Überall dort wo strukturelle<br />

Gewalt <strong>im</strong> Spiel ist, kann Mediation an<br />

Grenzen stossen. Uns geht es darum, die<br />

Beteiligten am <strong>Zeltlager</strong> konfliktfähiger zu<br />

machen, sie stärker zu beteiligen und ihnen<br />

Mittel an die Hand zu geben, mit noch mehr<br />

Respekt einander gegenüber zu treten.<br />

Alle Beteiligten haben durch das Projekt einen<br />

Kompetenzzuwachs erlebt. Unter anderem<br />

haben wir gelernt, dass es bei Streitigkeiten<br />

keine Gewinner und Verlierer geben<br />

muss und Lösungen gefunden werden können,<br />

die für alle Beteiligten befriedigend<br />

sind. Dies hatte positive Auswirkungen auf<br />

das Zusammenleben in der Kindergruppe<br />

und <strong>im</strong> Zeltdorf – und damit zukünftig für<br />

den gesamten Verband. In diesem Sinne ist<br />

das Streitschlichterprojekt ein wichtiges Element,<br />

um unsere <strong>Zeltlager</strong>pädagogik weiterzuentwickeln.<br />

45


Übungen und Spiele<br />

7. Übungen und Spiele<br />

Die folgenden Übungen und Spiele sollen<br />

nur einen Einblick geben, wie ein Streitschlichter-Training<br />

vorbereitet werden kann.<br />

Ausführliche Spiel- und Trainingsanleitungen<br />

findet ihr in den <strong>im</strong> Literaturverzeichnis angegebenen<br />

Büchern.<br />

7.1 Vorstellen und<br />

Kennenlernen<br />

Kennenlernspiele gibt es viele. Weitere Beispiele<br />

findet ihr auch in Büchern, die in unserer<br />

Literaturliste stehen. Spiele funktionieren<br />

am besten, wenn ihr sie vorher einmal<br />

selbst ausprobiert habt. Kennenlernspiele<br />

beziehen sich manchmal einfach nur auf die<br />

Namen, andere gehen „tiefer“ und beziehen<br />

auch das Kennenlernen von Interessen<br />

und persönlichen Eigenheiten mit ein. Ihr<br />

könnt darüber auch einen Einstieg ins Thema<br />

finden.<br />

Ideen für kurze Spiele<br />

■ JedeR interviewt hintereinander drei Personen,<br />

der er dann <strong>im</strong> Plenum kurz vorstellt.<br />

■ Sich gegenseitig Namensschilder basteln.<br />

■ Thematisches Vorstellen: in Dreiergruppen<br />

(durch Abzählen finden) sammeln alle<br />

auf einem DIN-A3-Blatt (z.B.) positive Erfahrungen<br />

mit dem Lösen von Streitigkeiten,<br />

machen sich dabei miteinander bekannt und<br />

stellen ihr Plakat dann der Großgruppe vor.<br />

Namensball<br />

Vermittelt nur die Namen und führt<br />

dazu, dass jeder jeden einmal anspricht<br />

Alter: ab 8 Jahre<br />

TN-Zahl: ab 10<br />

Ihr braucht dazu einen weichen Stoffball<br />

oder eine zusammengerollte Socke.<br />

Alle stehen oder sitzen <strong>im</strong> Kreis. In der ersten<br />

Runde wirfst du den Ball einem Teilnehmer<br />

zu und rufst deinen eigenen Namen.<br />

Dieser wirft den Ball weiter und ruft seinen<br />

Namen. Das geht so weiter bis alle ein oder<br />

zwei Mal dran waren und ihren eigenen Namen<br />

gesagt haben. In der zweiten Runde<br />

wirfst du den Ball und nennst den Namen<br />

derjenigen, der du den Ball zuwirfst. Diese<br />

wirft den Ball weiter und nennt dabei ebenfalls<br />

den Namen der Person, die den Ball<br />

fängt. In der dritten Runde wird es noch kom-<br />

46


Übungen und Spiele<br />

plizierter, denn du wirfst den Ball jemandem<br />

zu und rufst den Namen derjenigen, an die<br />

der Ball weitergeworfen werden soll.<br />

(Gefunden in: „Der Europäische Paß gegen<br />

Rassismus.“ Unterrichtsmaterialien, zusammengestellt<br />

von Dr. Wilfried Kerntke und Kurt<br />

Faller, S. 51)<br />

Welcome, diversity!<br />

Ein St<strong>im</strong>mungsmacher – ziemlich amerikanisch,<br />

aber wirkungsvoll<br />

Alter: ab 7 Jahre<br />

TN-Zahl: ab 10<br />

Ihr stellt euch alle <strong>im</strong> Kreis auf. Die TrainerIn<br />

fordert dazu auf, dass alle diejenigen in die<br />

Mitte gehen, „die schon einmal <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong><br />

waren“ (oder ähnliches). Sie heisst sie willkommen<br />

und klatscht zusammen mit den<br />

anderen <strong>im</strong> äußeren Kreis Beifall. Jetzt gehen<br />

alle wieder zurück in den Kreis. Danach<br />

erhalten alle nach diesem Muster für die verschiedensten<br />

Eigenschaften, Fähigkeiten und<br />

Handicaps viel Beifall. Zum Beispiel könnt<br />

ihr all diejenigen auffordern, in die Kreismitte<br />

zu treten,<br />

■ die grösser (oder kleiner) sind als 160 cm,<br />

■ die Wurstbrote nicht leiden können,<br />

■ die nachts nicht gerne alleine schlafen,<br />

■ wer schon einmal einen Streit angezettelt<br />

hat, usw.<br />

Bald können die TeilnehmerInnen selber Dinge<br />

vorschlagen, die sie von den anderen gerne<br />

wissen möchten. JedeR sollte mindestens<br />

einmal <strong>im</strong> Kreis gewesen sein. Das Spiel<br />

kann einen guten Eindruck vom Wert der<br />

Vielfalt in einer Gruppe vermitteln und hilft<br />

gleichzeitig be<strong>im</strong> gegenseitigen Kennenleren.<br />

(In Anlehnung an Spielbeschreibung in: „Der<br />

Europäische Paß gegen Rassismus“, S. 52)<br />

7.2 Auflockerung und<br />

Konzentration<br />

Anarcho-Fangen<br />

Dieses Spiel ist wild und lustig und eignet<br />

sich bestens für eine aktive Pause!<br />

Spielt es am besten draussen.<br />

TN-Zahl: ab 10<br />

Alter: ab 8 Jahre<br />

Überall stehen Zweiergruppen herum, die<br />

PartnerInnen haben sich eingehakt. Zwei<br />

sind übrig, ein Jäger und ein Gejagter. Wenn<br />

es dem Gejagten zu gefährlich oder zu anstrengend<br />

ist, rettet er sich zu einem der stehenden<br />

Paare. In dem Moment, wo er sich<br />

unterhakt, wird aus dem Paar eine Dreiergruppe<br />

und die andere außen stehende Person<br />

muss wegrennen. Diese Person wird die<br />

neue Jägerin. Der bisherige Jäger wird der<br />

Gejagte. Damit der neue Gejagte gleich<br />

ganz eingeschüchtert wird, stösst die neue<br />

Jägerin einen markerschütternden Schrei<br />

aus.<br />

(Gefunden in: „Der Europäische Paß gegen<br />

Rassismus“, S. 56)<br />

47


Übungen und Spiele<br />

Pinguine und Kraniche<br />

Es ist zunächst lustig, wird aber mit der<br />

Zeit <strong>im</strong>mer meditativer<br />

TN-Zahl: ab 18, je mehr desto besser<br />

Alter: ab 8 Jahre<br />

Alle TeilnehmerInnen sind zunächst Pinguine.<br />

Die Pinguine stehen stocksteif <strong>im</strong> Raum,<br />

Arme an den Körper gepresst, Füsse nach<br />

außen gekehrt. Sie gehen auf den Hacken,<br />

mit winzigen Trippelschrittchen. Alle probieren<br />

diese Bewegung und versuchen auch,<br />

sie als Körpergefühl wahrzunehmen.<br />

Dann kommt ein Kranich dazu. Er schreitet<br />

würdevoll mit langen staksigen Schritten,<br />

wobei sein langer Schnabel, dargestellt<br />

durch die ausgestreckten Arme, <strong>im</strong> Rhythmus<br />

der Schritte auf und zu klappt. Auch in<br />

die Kranichbewegung sollte man sich einfühlen<br />

und ihrem ruhigen Rhythmus nachspüren.<br />

Berührt ein Kranich be<strong>im</strong> Gehen einen Pinguin,<br />

so verwandelt der sich sofort in einen<br />

Kranich und n<strong>im</strong>mt dessen Bewegungsweise<br />

an.<br />

So verwandelt sich das Bewegungsbild <strong>im</strong><br />

Raum – und damit auch die St<strong>im</strong>mung.<br />

Bei der Auswertung könnt ihr darüber sprechen,<br />

wie sich der Übergang von der einen<br />

zur anderen Bewegung angefühlt hat, wie<br />

sich die St<strong>im</strong>mung verändert hat.<br />

(Gefunden in: „Der Europäische Paß gegen<br />

Rassismus“, S. 57)<br />

7.3 Kommunikation<br />

und Gefühle<br />

Wenn Stifte tanzen<br />

Alter: ab 8 Jahren<br />

TN-Zahl: gerade Zahl, mindestens 2<br />

Ihr braucht für jedes Paar einen Stift oder<br />

ähnliches.<br />

Für ein aktives gutes Zuhören ist es wichtig,<br />

die Aufmerksamkeit auf den Partner lenken<br />

zu können. In dieser Übung geht es darum,<br />

diese Fähigkeit spielerisch zu schulen. Abwechselnd<br />

übernehmen die Partner die Führung<br />

oder lassen sich führen.<br />

Immer zwei Spieler stehen einander gegenüber<br />

und halten einen Stift zwischen den<br />

Kuppen ihrer Zeigefinger gespannt. Aufgabe<br />

ist es, sich durch den Raum zu bewegen,<br />

ohne dass der Stift herunterfällt. Die Spieler<br />

dürfen nicht miteinander reden. Je extremer<br />

und gewagter die Bewegungen sind, desto<br />

mehr Spaß macht es.<br />

In der Auswertung fragst du danach, wie gut<br />

jedeR mit seinem Partner klar gekommen ist.<br />

Ist ein Miteinander gelungen oder war es<br />

eher ein Gegeneinander? Woran lag es?<br />

War die Führung ungleich verteilt oder wechselte<br />

sie? Wie war es, sich auf den anderen<br />

einzustellen? (Gefunden in: W. Kneip,<br />

K. Faller, M. Seidel: „Ein Auftrag für Buddys.<br />

Eine Präventionsmappe zum Thema<br />

,Straßenkinder in Deutschland‘ für die<br />

Sekundarstufe 1“, S. 56)<br />

48


Übungen und Spiele<br />

Gefühle fühlen<br />

Da es vielen <strong>Jugend</strong>lichen schwer fällt, Gefühle<br />

zu äußern – die inder Regel hinter<br />

„Coolness“ versteckt werden – kann mit dieser<br />

nonverbalen Übung das Eis gebrochen<br />

werden.<br />

Die TeilnehmerInnen finden sich in Dreiergruppen<br />

zusammen. Sie erfahren vom<br />

Teamer, dass die Aufgabe lautet, Gefühle<br />

auszudrücken, ohne ein Wort zu sprechen.<br />

Zuerst soll dies mit M<strong>im</strong>ik (d.h. mit Veränderungen<br />

des Gesichts) geschehen, später<br />

dann nur mit den Händen. Nenne nun mit<br />

ausreichend Pausen dazwischen langsam<br />

die Begriffe „Freude“ – „Hass“ – „Einsamkeit“<br />

– „Wut“ – „Trauer“ – „stilles Glück”. Die<br />

<strong>Jugend</strong>lichen sollen mit dem entprechenden<br />

Gesichtsausdruck reagieren. Auch wenn´s<br />

albern wird, bitte die TeilnehmerInnen, möglichst<br />

ernsthaft zu bleiben.<br />

Für die Weiterführung rücken <strong>im</strong>mer drei<br />

TeilnehmerInnen eng beieinander, geben<br />

sich die Hände, so dass sie einen geschlossenen<br />

Kreis bilden, und schließen die Augen.<br />

Nenne wieder die Gefühls-Begriffe. Die<br />

<strong>Jugend</strong>lichen versuchen, zu jedem Begriff<br />

das enstprechende Gefühl in Handbewegung<br />

und Händedruck zu übertragen und<br />

es ihren jeweiligen Nachbarn zu vermitteln,<br />

wobei sie parallel von diesen auch Äußerungen<br />

empfangen und wahrnehmen.<br />

In der Auswertung kannst du fragen, ob es<br />

angenehm oder unangenehm war, die nonverbalen<br />

Gefühle über die Hände zu vermitteln.<br />

Wäre es leichter gefallen, über die<br />

Gefühle zu reden? Welche Gefühle ließen<br />

sich leicht und problemlos ausdrücken, welchen<br />

waren nur schwer oder überhaupt nicht<br />

zu verstehen? (Gefunden in: W. Kneip,<br />

K. Faller, Markus Seidel: „Ein Auftrag für<br />

Buddys. Eine Präventionsmappe zum Thema<br />

,Straßenkinder in Deutschland‘ für die<br />

Sekundarstufe 1“, S. 60)<br />

„Wenn ich dich richtig<br />

verstehe …“<br />

Ziel: Sich anvertrauen und aktiv zuhören<br />

lernen<br />

Es ist nicht einfach, sich jemandem anzuvertrauen.<br />

Um so schwieriger ist es, wenn<br />

der Zuhörende nur die Hälfte mitbekommt,<br />

weil er be<strong>im</strong> Zuhören nur die Dinge wahrn<strong>im</strong>mt,<br />

die er kennt oder versteht. Diese<br />

Übung schult deshalb nicht nur das „sich<br />

einem anderen anvertrauen“, sondern auch<br />

das offene ungefilterte Zuhören.<br />

Inhalt: Das Thema, über das jedeR sprechen<br />

soll, kann (je nach Vertrautheit der Gruppe<br />

miteinander) ganz unverfänglich sein („Mein<br />

letzter Urlaub“), von den TeilnehmerInnen<br />

selbst gewählt werden („Etwas persönliches<br />

von mir erzählen“) oder in einer bereits vertrauter<br />

miteinander umgehenden Gruppe<br />

sehr konkret formuliert werden, z. B. „Wie<br />

ich einmal in einem Streit den Kürzeren gezogen<br />

habe“ oder „Wie ich mich einmal geärgert<br />

habe“.<br />

Ablauf: Je zwei TeilnehmerInnen sitzen einander<br />

gegenüber. EineR von beiden ist<br />

ErzählerIn, der/die andere ist ZuhörerIn.<br />

Der/die Erzählende soll nun innerhalb von<br />

10 Minuten (kann bei weniger vertrauten<br />

Gruppen auf 3 Minuten verkürzt werden)<br />

über sein/ihr Thema (siehe oben) sprechen.<br />

Dabei soll angesprochen werden,<br />

■ welche Gefühle das bei ihm/ihr auslöste,<br />

wie er/sie darauf reagiert hat<br />

Ziel: die (Selbst-)wahrnehmung zu Gefühl(-säußerungen)<br />

verbessern<br />

■ was er/sie dann unternommen hat und<br />

vielleicht die Situation für sich gemeistert<br />

hat Ziel: das Wissen über die eigenen<br />

Kompetenzen und Lösungsstrategien stärken<br />

49


Übungen und Spiele<br />

Der/die Zuhörende hat dabei die Aufgabe,<br />

genau zuzuhören und <strong>im</strong>mer wieder zwischendurch<br />

das Erzählte mit den geäußerten<br />

und be<strong>im</strong> Erzähler wahrgenommenen<br />

Gefühle in eigenen Worten wiederzugeben:<br />

„Wenn ich dich richtig verstehe, hast du gerade<br />

gesagt …“ Ist der Erzählende mit der<br />

Zusammenfassung nicht einverstanden,<br />

kann er sie korrigieren.<br />

Nach 10 Minuten stehen alle Zuhörenden<br />

auf (die Erzähler bleiben sitzen) und wechseln<br />

zu einem neuen Partner. Hier werden<br />

die Rollen getauscht: Die ehemaligen Zuhörer<br />

erzählen, und die ehemaligen<br />

ErzählerInnen hören zu.<br />

Auswertung: Wie schwer oder leicht ist es<br />

gefallen, einem anderen seine privaten Gefühle<br />

anzuvertrauen? War es anstrengend<br />

zuzuhören? Ist es gut gelungen, neutral zu<br />

bleiben und nicht zu kommentieren?<br />

Diese Übung sollte <strong>im</strong>mer wieder einmal<br />

durchgeführt werden – mit wechselnden<br />

Themen. (Gefunden in: W. Kneip, K. Faller,<br />

Markus Seidel: „Ein Auftrag für Buddys. Eine<br />

Präventionsmappe zum Thema ,Straßenkinder<br />

in Deutschland‘ für die Sekundarstufe<br />

1“, S. 58)<br />

7.4 Konflikte klären<br />

und Konflikten vorbeugen<br />

Logbuch der Wünsche<br />

Eine gute Atmosphäre in der Gruppe und<br />

gemeinsame Gruppenziele können helfen,<br />

ein besseres „Konfliktkl<strong>im</strong>a“ zu schaffen.<br />

Gemeinsame Ziele können von allen mitbest<strong>im</strong>mt<br />

und verändert werden – ein Schritt<br />

zu mehr Selbstbest<strong>im</strong>mung und Verantwortung.<br />

Welche Wünsche und Regeln hat die Gruppe<br />

für ihr Zusammenleben, z.B. <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong>?<br />

Das „Logbuch der Wünsche“ macht die<br />

Vorstellungen der Einzelnen sichtbar. Wenn<br />

die Gruppe mit dem „Logbuch“ ein Schiff<br />

oder Raumschiff assoziiert, kann es nett sein,<br />

ein Plakat des „Raumschiffs Gruppe“ zu malen<br />

und später die Logbuchblätter daran zu<br />

befestigen.<br />

Die Gruppe spricht darüber, was sie sich für<br />

das Zusammenleben <strong>im</strong> „Raumschiff <strong>Zeltlager</strong>gruppe“<br />

wünschen, wie alle miteinander<br />

umgehen sollten, welche Regeln und<br />

welche Ordnung herrschen könnte.<br />

JedeR TeilnehmerIn erhält ein „Logbuchblatt“,<br />

das jedeR mit einem persönlichen<br />

Symbol oder Zeichen in Besitz nehmen kann.<br />

Dann schreibt jedeR ihren/seinen Wunsch<br />

an die Gruppe und eine Regel auf das Blatt,<br />

das sie gerne eingeführt sähen. Nun werden<br />

alle Blätter zu dem Raumschiffbild gehängt<br />

und jedeR hat die Möglichkeit, seinen<br />

Wunsch und seine Regel zu erklären.<br />

Gemeinsam werden alle Wünsche und Regeln<br />

besprochen, Gemeinsamkeiten herausgearbeitet<br />

und strukturiert. Wie ließen sich<br />

die einzelnen Wünsche verwirklichen – sind<br />

sie realistisch oder nicht? Was würde passieren,<br />

wenn man die Regeln anwenden<br />

würde?<br />

Die Kids machen eine Wunsch-Rangliste<br />

(z.B. durch Bepunktung, indem jedeR drei<br />

Punkte an die aufgelisteten Wünsche vergeben<br />

kann, sodass sich höher und weniger<br />

hoch bepunktete Wünsche ergeben) und<br />

machen einen Plan, wie sich peu à peu die<br />

Wünsche verwirklichen lassen. Welche Regeln<br />

sollen nach übereinst<strong>im</strong>mender Meinung<br />

in der Gruppe zur Probe für drei Tage<br />

eingeführt werden? Zwei „Regelwächter“<br />

sollen auf die Einhaltung der Regeln achten.<br />

50


Übungen und Spiele<br />

Was noch dazu kommen kann: JedeR überlegt<br />

sich, was er oder sie zur Gemeinschaft<br />

beisteuern kann. Er versucht, dies in der folgenden<br />

Woche zu tun. Am Ende der Woche<br />

wird über alle Beiträge geredet.<br />

(Gefunden in: W. Kneip, K. Faller, Markus<br />

Seidel: „Ein Auftrag für Buddys. Eine<br />

Präventionsmappe zum Thema ,Straßenkinder<br />

in Deutschland‘ für die Sekundarstufe<br />

1“, S. 64)<br />

Wie schlichte ich einen<br />

Streit in vier Schritten?<br />

(Kurt Faller)<br />

1. Schritt: Schlichtung einleiten<br />

■ Vorstellen<br />

■ Namen der Kontrahenten ermitteln<br />

■ Vertraulichkeit und Neutralität zusichern<br />

■ Ziel formulieren: gemeinsam nach Lösungen<br />

suchen<br />

■ Regeln erklären:<br />

1. JedeR kommt zu Wort<br />

2. sich nicht unterbrechen<br />

3. sich nicht besch<strong>im</strong>pfen<br />

2. Schritt: Klärung des Vorfalls<br />

■ Festlegen, wer anfängt<br />

■ JedeR trägt nacheinander den Vorfall aus<br />

einer Sicht in Ruhe vor<br />

■ Aktives Zuhören des Schlichters bzw. der<br />

Schlichterin ist erforderlich<br />

■ Nachfragen bei Unklarheiten durch den<br />

Schlichter<br />

■ Herausfinden der Motive durch den<br />

Schlichter – Ärger und Aggressionen abbauen<br />

■ Nachfragen, wie die Kontrahenten sich<br />

jetzt fühlen<br />

3. Schritt: Lösungen finden (Stifte und<br />

Kärtchen bereitlegen)<br />

■ Lösungen durch die Kontrahenten aufschreiben<br />

lassen.<br />

■ Jeden Vorschlag auf ein Kärtchen schreiben.<br />

■ Schlichter schreibt auch Lösungsvorschläge<br />

auf.<br />

■ Vorlesen der Lösungen durch Kontrahenten.<br />

■ Gemeinsam Vorschläge bewerten.<br />

■ Aussortieren der unbrauchbaren Vorschläge.<br />

■ Festlegen, welche Vorschläge angenommen<br />

werden.<br />

■ Erklärung der Kontrahenten, dass sie einverstanden<br />

sind.<br />

4. Schritt: Vereinbarungen aufschreiben<br />

■ Schlichter trägt die Vereinbarungen ins<br />

Formular ein und liest laut vor.<br />

■ Nachfragen, ob etwas ergänzt oder geändert<br />

werden soll.<br />

■ Unterschreiben der getroffenen Vereinbarung<br />

durch alle TeilnehmerInnen.<br />

■ Anfertigen von Kopien und Aushändigen<br />

eines Exemplars an die Kontrahenten.<br />

■ Beendigung des Streits mit Händedruck.<br />

■ Dank an die Beteiligten – Vernichtung der<br />

Kärtchen.<br />

51


Literatur und Internetadressen<br />

8.<br />

Literatur und<br />

Internetadressen<br />

8.1<br />

Literatur<br />

Diese Bücher könnt ihr in jeder Buchhandlung<br />

bestellen, in Stadt- und Universitätsbibliotheken<br />

ausleihen oder einfach in<br />

eurem nächsten Falkenbüro nachfragen,<br />

ob dort eines davon <strong>im</strong> Regal steht!<br />

Akin, Terri u.a.: Selbstvertrauen und<br />

soziale Kompetenz. Übungen, Aktivitäten<br />

und Spiele für Kids ab 10. Verlag an<br />

der Ruhr, Mühlhe<strong>im</strong> a.d. Ruhr, 2000<br />

Arbeitsgruppe SOS-Rassismus NRW (Hrsg.):<br />

Spiele, Impulse und Übungen zur<br />

Thematisierung von Gewalt und Rassismus<br />

in der <strong>Jugend</strong>arbeit, Schwerte, 1996<br />

(Bezug: AG SOS-Rassismus NRW, Haus<br />

Villigst, 58239 Schwerte)<br />

Beins, Hans-Jürgen; u.a.: Wenn Kinder<br />

durchdrehen. Vom Wert des „Fehlers“ in<br />

der Psychomotorik. Borgmann-Verlag,<br />

1996<br />

Sammlung unterschiedlicher theoretischer<br />

und praktischer Beiträge aus verschiedenen<br />

Berufsfeldern. Sie suchen Wege,<br />

Kinder zu fördern und dem „Durchdrehen“<br />

vorzubeugen.<br />

Besemer, Christoph: Mediation. Vermittlung<br />

in Konflikten. Veröffentlicht von der<br />

Stiftung Gewaltfreies Leben (Königsfeld)<br />

und der Werkstatt für gewaltfreie Aktion,<br />

Baden (Heidelberg, Freiburg), 1993<br />

Ein empfehlenswertes Grundlagenwerk.<br />

Besemer, Christoph: Mediation in der<br />

Praxis. Erfahrungen aus den USA. Hrsg.:<br />

Werkstatt für gewaltfreie Aktion,<br />

Baden /Freiburg, 1996<br />

Boal, Augusto: Der Regenbogen der<br />

Wünsche. Zur Praxis des „Theaters der<br />

Unterdrückten“. Kallmeyer Verlag, 1999<br />

DOMINO. Ein Handbuch zur Anwendung<br />

von Peergruppen-Erziehung. Hrsg.:<br />

Europarat, <strong>Jugend</strong>abteilung. F-67075<br />

Strassbourg, CEDEX, Frankreich (kostenlos)<br />

Dulabaum, Nina L.: Mediation. Das ABC.<br />

Die Kunst, in Konflikten erfolgreich zu<br />

vermitteln. Beltz-Verlag, Weinhe<strong>im</strong>, Basel,<br />

1998<br />

52


Literatur und Internetadressen<br />

Faller, Kurt; u.a.: Konflikte selber lösen.<br />

Trainingsbuch für Mediation und<br />

Konfliktmanagement in Schule und<br />

<strong>Jugend</strong>arbeit. Verlag an der Ruhr,<br />

Mühlhe<strong>im</strong> a. d. Ruhr, 1996<br />

Das „Streitschlichter“-Programm berücksichtigt<br />

die Interessen der Konfliktparteien,<br />

es bewertet nicht; es will tragfähige Kompromisse<br />

und keine Machtworte. Das Buch<br />

bietet grundlegende Infos zum Thema<br />

Streitschlichtung, sofort einsetzbare<br />

Übungsprogramme für <strong>Jugend</strong>liche und<br />

Erwachsene, organisatorische Hilfen und<br />

Erfahrungsberichte.<br />

Faller, Kurt: Mediation in der pädagogischen<br />

Arbeit. Verlag an der Ruhr,<br />

Mühlhe<strong>im</strong> a.d. Ruhr, 1998<br />

Mehr und noch umfassendere Informationen<br />

zu den Grundlagen des Streitschlichter-Konzeptes,<br />

zu Konflikten und<br />

ihren Lösungen sowie zum pädagogischen<br />

Hexagon.<br />

Fisher, Roger; Ury, William; Patton, Bruce<br />

M.: Das Harvard-Konzept. Frankfurt/<br />

Main, New York, 17. Auflage, 1998<br />

Wie „win-win-Lösungen“ geschaffen werden.<br />

Glasl, Friedrich: Konfliktmanagement.<br />

Verlag Freies Geistesleben, Bern, 1994<br />

Ein weiteres Grundlagenwerk.<br />

Glasl, Friedrich: Selbsthilfe in Konflikten.<br />

Bern, 1999<br />

Wenn man vom Kapitel zur<br />

antroposophischen Weltanschauung absieht,<br />

ist das Buch sehr hilfreich.<br />

Gordon, Thomas: Die neue Familienkonferenz.<br />

Deinbek, 1994<br />

Hagedorn, Ortrud: Konfliktlotsen. Klett-<br />

Verlag, Stuttgart 1994<br />

Haumersen, Petra; Liebe, Frank:<br />

Multikulti: Konflikte konstruktiv.<br />

Trainingshandbuch Mediation in der<br />

interkulturellen Arbeit. Verlag an der<br />

Ruhr, Mühlhe<strong>im</strong> a. d. Ruhr, 1999<br />

Die hier vorgestellten Szenarios wurden<br />

mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen<br />

erprobt. S<strong>im</strong>ulationsspiele und<br />

Rollenspiele stellen Konfliktsituationen dar<br />

und decken den Kern der Verständigungsschwierigkeiten<br />

auf. Die verwendeten<br />

Fallbeschreibungen beziehen sich auf<br />

Konflikte zwischen Erwachsenen. Ein Buch,<br />

um interkulturelle Konflikte zu reflektieren.<br />

Kein Rezeptebuch!<br />

Jefferys-Duden, Karin: Das Streitschlichterprogramm.<br />

Mediatorenausbildung<br />

für Schülerinnen und Schüler<br />

der Klassen 3 bis 6. Beltz Fachbuch-<br />

Verlag, Weinhe<strong>im</strong>, 1999<br />

Das Buch enthält kindgerechte Beispiele<br />

für Mediationsgespräche, Arbeitsblätter<br />

zum Üben und Erarbeiten von Streitschlichtung.<br />

Mit Anleitungen für<br />

Unterrichtsgespräche.<br />

Jefferys, Karin; Noack, Ute: Streiten,<br />

Vermitteln, Lösen. Schüler-Streitschlichter-Programm<br />

mit Kopiervorlagen.<br />

AOL-Verlag, Lichtenau, 1995<br />

Kerntke, Wilfried; Faller, Kurt: Courage<br />

zeigen. Unterrichtsmaterialien zum<br />

Europäischen Paß gegen Rassismus für<br />

Schule und <strong>Jugend</strong>arbeit. Hrsg. Aktion<br />

Courage, Postfach 2644, 53016 Bonn,<br />

Tel.: (02 28) 21 30 61<br />

53


Literatur und Internetadressen<br />

Klippert, Heinz: Kommunikations-Training.<br />

Übungsbausteine für den Unterricht.<br />

Beltz Fachbuch-Verlag, Weinhe<strong>im</strong>,<br />

2000<br />

Kneip, Winfried; Faller, Kurt; Seidel, Markus:<br />

Ein Auftrag für Buddys. Eine<br />

Präventionsmappe zum Thema<br />

„Straßenkinder in Deutschland“ für die<br />

Sekundarstufe 1. Mannesmann Mobilfunk<br />

GmbH (Hrsg.), Düsseldorf, 1999<br />

(siehe auch: www.buddy-projekt.de) Mit<br />

Spiel- und Übungsbeschreibungen, z.B.<br />

zum Verstehen und Zuhören<br />

Krowatschek, Dieter: Wenn Kinder rot<br />

sehen.Aggressionen erfahren, austragen<br />

und verhindern. AOL-Verlag, 1999<br />

Mit Hilfen und Tipps für SchülerInnen der<br />

Klassen 4–8.<br />

McKee, David: Du hast angefangen.<br />

Nein du. Verlag Sauerländer, 1998<br />

Bilderbuch über zwei streitende Ungeheuern.<br />

Gut geeignet für die Medienarbeit mit<br />

Kindern <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong>.<br />

Lisner, Susanne: Der wütende Willi. Verlag<br />

an der Ruhr, Mühlhe<strong>im</strong> a. d. Ruhr<br />

1996<br />

Gefühle erkunden und Aggressionen<br />

abbauen. Arbeitsmappe.<br />

Nolting, Hans-Peter: Lernfall Aggression.<br />

Wie sie entsteht – Wie sie zu vermindern<br />

ist. Rowolt Taschenbuchverlag, Reinbek<br />

1987<br />

Ist sehr zu empfehlen, bietet einen guten<br />

Überblick und kostet „nur“ 12,90 DM.<br />

Potthoff, Ulrike; u.a.: Gespräche mit<br />

Kindern. Gesprächssituationen, Methoden,<br />

Übungen, Kniffe und Ideen. Verlag<br />

Cornelson-Scriptor, 1996<br />

Prutzmann, Priscilla; u.a.: Das freundliche<br />

Klassenz<strong>im</strong>mer – Gewaltlose Konfliktlösungen<br />

<strong>im</strong> Schulalltag. Kassel, 1996<br />

Reichel, Auguste; Reichel, René: Mit Angst,<br />

Lust und Aggression – Heilsame Gedanken<br />

und Methoden für Erziehung und<br />

Beratung. Ökotopia Verlag, Münster,<br />

1997<br />

Schulz von Thun, Friedemann: Miteinander<br />

Reden (Bd. 1–3). Rowohlt Taschenbuch<br />

Verlag, Reinbek, 1999<br />

Smith, Charles A.: Hauen ist doof - 162<br />

Spiele gegen Aggression in Kindergruppen.<br />

Verlag an der Ruhr, Mühlhe<strong>im</strong><br />

a. d. Ruhr, 1994<br />

Ury, William L.: Konfliktmanagement.<br />

Wirksame Strategien für den sachgerechten<br />

Interressenausgleich. Verlag<br />

Wilh. Heyne, München 1996<br />

Einer der Begründer des „Harvard-Konzepts“<br />

Völkening, Martin: Meine schönsten<br />

Entspannungsspiele. Bezugsadresse: AA-<br />

Verlag für Pädagogik, Ursulaplatz 8, D-<br />

50668 Köln, Tel.: (02 21) 1 30 15 39<br />

Völkening, Martin: Meine schönsten<br />

kooperativen Spiele. AA-Verlag (s.o.)<br />

Vopel, Klaus W.: Kinder können kooperieren.<br />

Interaktionsspiele für die Grundschule.<br />

Iskopress 1996<br />

Es sind vier Bücher erschienen, die aufeinander<br />

aufbauen und die wichtigsten<br />

Entwicklungsbedürfnisse von Kindern <strong>im</strong><br />

Grundschulalter aufgreifen. Teil 1: Dazugehören,<br />

Teil 2: Kommunikation, Teil 3:<br />

Innere Kompetenz entwickeln, Teil 4:<br />

Probleme lösen.<br />

54


Literatur und Internetadressen<br />

Walker, Jamie: Gewaltfreier Umgang mit<br />

Konflikten in der Grundschule.<br />

Cornelsen Verlag Scriptor, Frankfurt<br />

a. M.,1995<br />

Das strukturierte Spielangebot lädt ein zur<br />

sofortigen Umsetzung.<br />

Z<strong>im</strong>mermann, W.-D.; u.a.: Aus Erfahrung<br />

lernen - Mit Erfahrung spielen. Verlag an<br />

der Ruhr, Mühlhe<strong>im</strong> a. d. Ruhr<br />

Rollenspielvorschläge zu Alltagskonflikten<br />

in Schule und Elternhaus. Mit systematischer<br />

Anleitung zum Einsatz von Rollenspielen,<br />

die besonders für EinsteigerInnen<br />

viele wissenswerte Anregungen enthält.<br />

8.2<br />

Internetadressen<br />

Berghof Forschungszentrum für<br />

konstruktive Konfliktbearbeitung<br />

http://www.berghof-center.org/<br />

Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung<br />

http://www.hsfk.de<br />

Informations- und Dokumentationszentrum<br />

für Antirassismusarbeit e.V.<br />

http://www.IDAev.de<br />

ReferentInnenverzeichnisse und<br />

vieles mehr<br />

<strong>Jugend</strong>bildungsstätte Kurt Löwenstein,<br />

zweite Bundesbildungsstätte der SJD-Die<br />

Falken in Werftpfuhl (Brandenburg)<br />

http://www.werftpfuhl.de<br />

Vermittlung von ReferentInnen für Streitschlichter-Seminare<br />

Kölner Trainingskollektiv für gewaltfreie<br />

Aktion und kreative Konfliktlösung<br />

http://www.ndh.net/home/dilg/index.htm<br />

Kurve Wustrow – Bildungs- und Begegnungsstätte<br />

für gewaltfreie Aktion e.V.<br />

http://www.kurvewustrow.org<br />

National Building Institute – NCBI<br />

http://www.ncbi.org<br />

Workshops zum Thema „Vorurteile“ und<br />

„Konfliktlösung“<br />

Salvador-Allende-Haus<br />

Bundesbildungsstätte der SJD-Die Falken<br />

in Oer-Erkenschwick (NRW)<br />

http://www.allende-haus.de<br />

Trainingsseminare für StreitschlichterInnen<br />

Verein für Friedenspädagogik<br />

Tübingen e. V.<br />

http://www.friedenspaedagogik.de<br />

55


<strong>Sozialistische</strong> <strong>Jugend</strong> <strong>Deutschlands</strong> – Die Falken<br />

Bundesvorstand

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