11.07.2012 Aufrufe

«gute Nachbarn reden miteinander.»

«gute Nachbarn reden miteinander.»

«gute Nachbarn reden miteinander.»

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ansichten<br />

Ein Informationsdienst zur Golfplatzerweiterung des Lindner Hotel & Sporting Club Wiesensee<br />

Ausgabe 2 • November 2006<br />

Themen dieser Ausgabe<br />

«Gute <strong>Nachbarn</strong> <strong>reden</strong><br />

<strong>miteinander</strong>.<strong>»</strong><br />

Otto Lindner jun. über positive und traurige Entwicklungen<br />

der letzten Wochen und Monate.<br />

Seite 1<br />

«Oftmals werden alte,<br />

offne Rechnungen beglichen.<strong>»</strong><br />

Interview mit Landschaftsplaner und Golfplatzexperte<br />

Wolfgang R. Müller über den Einfluss<br />

des Naturschutzes, über Ausgleichsmaßnahmen<br />

und die Rolle von Golfplatzgegnern bei der<br />

Anlage eines Golfterrains.<br />

Seiten 2-3<br />

«Ich möchte, dass die<br />

Veranstaltung weitergeht.<strong>»</strong><br />

Bericht von der Bürgerversammlung zum Thema<br />

Hotel- und Golfplatzerweiterung im Bürgerhaus<br />

Stahlhofen am 20. September 2006.<br />

Seite 4-5<br />

«Du lebst hier im<br />

Paradies.<strong>»</strong><br />

Stimmen von der Bürgerversammlung.<br />

Seiten 4-5<br />

«Was hat Pottum davon?<strong>»</strong><br />

Auf der Bürgerversammlung gestellte Fragen.<br />

Seite 5<br />

«Es geht um den<br />

Wiesensee.<strong>»</strong><br />

Interview mit Gerhard Loos, Bürgermeister der<br />

Verbandsgemeinde Westerburg, über die Bedeutung<br />

des Wiesensees für den Westerwald,<br />

ein aktuelles Gutachten und die darin vorgeschlagenen<br />

Maßnahmen gegen die Verlandung<br />

des Wiesensees.<br />

Seiten 6-7<br />

Vorläufiger Plan der<br />

Golfplatzerweiterung.<br />

Seite 8<br />

Die rechtliche Seite –<br />

Stand des Planungsverfahrens.<br />

Wie funktioniert das Planungsverfahren und<br />

an welcher Stelle befindet es sich zur Zeit.<br />

Seite 8<br />

Impressum Seite 8<br />

«Gute <strong>Nachbarn</strong> <strong>reden</strong><br />

<strong>miteinander</strong>.<strong>»</strong><br />

Liebe Bürgerinnen und Bürger der<br />

Verbandsgemeinde Westerburg,<br />

seit der letzten Ausgabe der „Ansichten“, in<br />

der ich Sie um die Aufnahme eines aktiven<br />

Dialogs gebeten habe, hat sich viel getan:<br />

Die Resonanz auf die erste Ausgabe<br />

der„Ansichten“ selbst war großartig, aber<br />

auch nicht ohne Kritik. „Endlich mal Informationen<br />

aus erster Hand, das wurde Zeit“,<br />

schrieb mir ein Pottumer in einer Mail.<br />

Alle Fragen haben wir beantwortet und auf<br />

unsere neu eingerichtete Kommunikationsplattform<br />

im Internet teilweise online gestellt.<br />

Unter www.lindner.de/golfplatzwiesensee<br />

finden Sie auch das Interview, das die Redaktion<br />

der Westerwälder Zeitung mit uns zum<br />

Thema Hotel- und Golfplatzerweiterung<br />

führte.<br />

Auf der Bürgerversammlung am 20. September<br />

hatten wir dann die Gelegenheit,<br />

den 160 Anwesenden Fragen direkt zu beantworten.<br />

Parallel dazu liefen die Gespräche mit den Eigentümern<br />

an. Das Feedback ist sehr positiv.<br />

Viele wollen sogar lieber verkaufen als verpachten,<br />

deshalb bieten wir als Alternative<br />

zur Pacht auch den Kauf an. Noch konnte<br />

aufgrund der zum Teil veralteten Daten nicht<br />

1<br />

mit allen direkt gesprochen werden. Da bitten<br />

wir die Eigentümer um Verständnis und<br />

ein klein wenig Geduld.<br />

«WWV stimmt Golfplatz zu.<strong>»</strong><br />

Ermutigend ist auch die Stellungnahme<br />

der Naturschützer des Westerwald-Vereins<br />

(WWV). „WWV stimmt Golfplatz zu.“<br />

titelte die Westerwälder Zeitung am 04. Oktober.<br />

Was mich – trotz der allgemeinen guten Resonanz<br />

– jedoch traurig stimmt, ist die Tatsache,<br />

dass gerade der kleine, harte Kern<br />

der Golfplatzgegner einem offenen Dialog<br />

ausweicht. Unter dem Motto „Gute <strong>Nachbarn</strong><br />

<strong>reden</strong> <strong>miteinander</strong>“ hatten wir die<br />

Golfplatzgegner Ende August zu einem unverbindlichen<br />

Gedankenaustausch mit Herrn<br />

Wenzelmann und mir in das Lindner Hotel<br />

eingeladen. Keiner ist gekommen.<br />

Bei der Bürgerversammlung selbst verließen<br />

sie unter großem Erstaunen aller Anwesenden<br />

ohne erkennbaren Grund und ohne<br />

ihre konkreten Fragen gestellt zu haben,<br />

den Saal. Und auch weitere Angebote zum<br />

Dialog an Mitglieder der Gemeinschaft der<br />

Golfplatzgegner wurden abgelehnt.<br />

Selbst die Möglichkeit, sich in der SWR-Live-<br />

Diskussionssendung „Reiss & Leute“ offen<br />

für jedermann zu stellen, wurde von ihnen<br />

nicht wahrgenommen. Die geplante Sendung<br />

musste daraufhin von der Redaktion<br />

abgesagt werden.<br />

„Nur wer redet, kann gemeinsam einen Weg<br />

finden“, sagte Westerwald-Botschafter Reiner<br />

Meutsch auf der Bürgerversammlung.<br />

Unser Gesprächsangebot gilt weiter – für die<br />

Gegner und alle sonstigen Interessierten. Sie<br />

erreichen mich telefonisch unter Tel. 0211-<br />

59 97-303 oder per Mail unter golfplatz.wiesensee@lindner.de.<br />

Ihr<br />

Otto Lindner jun.


ANSICHTEN • Ein Informationsdienst zur Golfplatzerweiterung des Lindner Hotel & Sporting Club Wiesensee • Ausgabe 2 • November 2006<br />

«Oftmals werden alte, offene<br />

Rechnungen beglichen.<strong>»</strong><br />

Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sich<br />

Wolfgang R. Mueller mit der Planung<br />

von Golfplätzen. ANSICHTEN sprach mit<br />

dem Landschaftsplaner vom Niederrhein<br />

über den Einfluss des Naturschutzes,<br />

über Ausgleichsmaßnahmen und die<br />

Rolle von Golfplatzgegnern.<br />

Ansichten: Sie sind Landschaftsarchitekt<br />

und beschäftigen sich seit über 20 Jahren<br />

auch mit dem Bau von Golfplätzen.<br />

Welche Trends bei der Gestaltung konnten<br />

Sie hier in den vergangenen Jahren<br />

feststellen?<br />

Mueller: Golfplätze werden auf Jahrzehnte<br />

angelegt. Was hier zählt, ist kein Trend, sondern<br />

eine nachhaltige Planung. Seit den achtziger<br />

Jahren legt man hierzulande beispielsweise<br />

einen großen Wert auf landschaftlich<br />

geprägte, parkähnliche Anlagen. Das freut<br />

nicht nur die Golfer, die Rasenautobahnen<br />

auch nicht spannend finden. Das freut die<br />

Anwohner, denn so eine Anlage bietet einen<br />

sehr schönen Anblick. Und sie sind im<br />

Sinne der Naturschützer, denn sie bieten viel<br />

Schutzraum für Tiere und Pflanzen.<br />

Ansichten: Wie groß ist der Einfluss des<br />

Naturschutzes bei der Gestaltung von<br />

Golfterrains?<br />

Mueller: Ohne Naturschutz geht es nicht. Jeder,<br />

der einen Golfplatz plant, muss beispielsweise<br />

einen sogenannten „landespflegerischen<br />

Begleitplan“ aufstellen. In Rheinland-Pfalz<br />

schreibt dies das Landesnaturschutzgesetz vor.<br />

Golfplatzplaner Wolfgang R. Mueller an seinem Schreibtisch.<br />

Naturparadies Golfplatz Willich: Auf einer ehemaligen Maisanbaufläche entstand eine parkähnliche Golfanlage.<br />

Ansichten: Was steht in so einem Begleitplan?<br />

Mueller: Darin werden beispielsweise die<br />

bisherige Nutzung, das Geländerelief, jede<br />

Art von Pflanzen und Tieren, die auf dem<br />

Terrain vorkommen, erfasst. Das ist sehr zeitaufwendig.<br />

Meine Mitarbeiterin, Frau Engelke,<br />

auch Landschaftsarchitektin, war oft<br />

vor Ort am Wiesensee und hat an dem Plan<br />

mehrere Wochen gearbeitet.<br />

Ansichten: Was sagt der Plan zur möglichen<br />

Veränderung des Geländes durch<br />

einen Golfplatz?<br />

Mueller: Hier werden bereits konkrete Ziele<br />

formuliert, die auch eingehalten werden<br />

müssen. Eine Aussage<br />

ist beispielsweise, dass<br />

nur ein Drittel des 30<br />

Hektar großen Geländes<br />

für die Abschläge, Golfbahnen<br />

und Grüns genutzt<br />

werden darf. Auf<br />

den restlichen zwei Dritteln<br />

würden Wildwiesen,<br />

Feldgehölze und Wald<br />

entstehen. Damit würde<br />

das Gelände, das bisher<br />

vorwiegend ackerbaulich<br />

genutzt wird, eine<br />

erhebliche ökologische<br />

Aufwertung erfahren.<br />

Ansichten: Sagt der<br />

Begleitplan auch etwas<br />

zu den Bäumen<br />

aus?<br />

Mueller: Es gibt zwar nicht so viele – von<br />

2<br />

den rund 30 Hektar sind nur 10 Prozent bewaldet<br />

– aber der Plan gibt auch hier klar<br />

vor, dass beispielsweise alle großen und prägenden<br />

Bäume im Gebiet erhalten und geschützt<br />

werden müssen.<br />

Ansichten: Die Golfplatzgegner interessiert<br />

vor allem das Wäldchen am Palzhahn.<br />

Mueller: Das Wäldchen am Palzhahn wurde<br />

im Sommer bei einer Begehung von Forstexperten<br />

begutachtet. Es besteht im Außenbereich<br />

aus großen und erhaltenswerten<br />

Bäumen, im Inneren aus sogenanntem Stangenholz,<br />

das nach einem Sturmschaden vor<br />

über zehn Jahren einfach so nachgewachsen<br />

ist.<br />

Aus forstwirtschaftlicher Sicht wäre dieses<br />

Stangenholz nicht erhaltenswert bzw. besser,<br />

es durch echte, lebensfähige Bäume im<br />

Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen zu ersetzen.<br />

Das ist das eine. Das andere ist, dass<br />

vielen in Pottum das Wäldchen am Palzhahn<br />

sehr am Herzen liegt. Das nehmen wir ernst,<br />

d. h. wir würden die Planungen so anlegen,<br />

dass selbst von dem an sich wertlosen Stangenholz<br />

so wenig wie möglich abgeholzt<br />

werden muss.<br />

Ansichten: Sie sprachen vorher von einer<br />

ökologischen Aufwertung des Geländes.<br />

Ein Teil der Golfplatzgegner äußerte die<br />

Angst, dass bei Baubeginn Bagger das<br />

Gelände erstmal in eine Mondlandschaft<br />

verwandeln. Wo ist da die ökologische<br />

Aufwertung?<br />

Mueller: Die Bilder von Golfplatzbaustellen,<br />

die aussehen wie eine Momentaufnahme der<br />

ANSICHTEN • Ein Informationsdienst zur Golfplatzerweiterung des Lindner Hotel & Sporting Club Wiesensee • Ausgabe 2 • November 2006<br />

Mondoberfläche, gibt es. Sie stammen aber<br />

von Plätzen, deren natürliche Oberfläche erst<br />

mit künstlich aufgeschütteten Hügeln interessant<br />

gemacht werden muss. Das passiert<br />

nur dann, wenn das Gelände so topfeben<br />

wie hier bei uns am Niederrhein ist.<br />

Ansichten: Bisher befinden sich auf dem<br />

Gelände vorwiegend Äcker und Wiesen.<br />

Durch welche Ausgleichsfläche würden<br />

diese denn kompensiert – etwa mit neuen<br />

Äckern und Wiesen?<br />

Mueller: Nein, natürlich nicht. Es muss immer<br />

eine Aufwertung zur bisherigen Nutzung<br />

stattfinden. Qualitativ und quantitativ.<br />

Die Naturschützer achten zu Recht darauf,<br />

dass einheimische Bäume und Gehölze eingesetzt<br />

werden, die Schutzraum für die bereits<br />

vorhandene Fauna bieten. Deshalb wird<br />

auch ein so großer Wert auf die Bestandsaufnahme<br />

des Terrains im Vorfeld gelegt.<br />

Ansichten: Das ist ja alles schön und gut.<br />

Nur, was sagen Sie, wenn die Golfplatzgegner<br />

Angst haben, das Gelände würde<br />

überdüngt werden?<br />

Mueller: Diese Bedenken kann ich sehr leicht<br />

zerstreuen. Es gibt für alle nachlesbare Studien,<br />

die beweisen, dass die Belastung eines Golfplatzes<br />

durch Dünger 70 Prozent unter der einer<br />

Ackerfläche liegt.<br />

An der bestehenden Golfanlage am Wiesensee<br />

werden zudem nur 3 Prozent der Gesamtfläche,<br />

Abschläge und Grüns gedüngt.<br />

Ansichten: Sie haben in ihrem Berufsleben<br />

schon einige Golfplatzprojekte begleitet.<br />

Gibt es eigentlich immer Gegner?<br />

Mueller: Immer. Und das ist auch gut so.<br />

Nur ein Drittel eines Golfplatzes werden bespielt, der Rest gehört ganz der Natur.<br />

Golfanlage oder Naturpark? Moderne Golfplätze, wie hier in Willich, schreiben den Naturschutz groß.<br />

Denn sie stellen oftmals wichtige Fragen,<br />

zum Beispiel zum Thema Naturschutz. Problematisch<br />

wird es nur dann, wenn diese<br />

Fragen oder Punkte vorgeschoben sind, um<br />

in Wirklichkeit die eigenen, persönlichen Interessen<br />

durchzusetzen.<br />

Ansichten: Wenn ein Gegner auf dem Gelände<br />

bisher Ackerbau betreibt und nun<br />

Angst um seine Zukunft hat, dann kann<br />

man das doch nachvollziehen.<br />

Mueller: Auf jeden Fall. Für solche Fälle wird<br />

auch immer eine Lösung gesucht und gefunden.<br />

Dazu ist man nicht nur moralisch, sondern<br />

auch per Gesetz verpflichtet.<br />

Ansichten: Welche Interessen sollte es<br />

sonst noch geben?<br />

Mueller: Da geht es oft um persönliche Privilegien.<br />

Wir hatten beispielsweise mal einen<br />

3<br />

Pächter, der nicht mehr direkt über die Wiese<br />

von seinem Haus zu seiner Pacht laufen konnte.<br />

Er hätte nun einen Umweg von einem Kilometer<br />

machen müssen. Das wollte er nicht.<br />

Ganz oft werden aber auch alte Rechnungen<br />

beglichen. D. h. man rächt sich bei den Entscheidungsträgern<br />

für alte Enttäuschungen,<br />

nicht bewilligte Zugeständnisse oder für versagte<br />

Unterstützungen bei eigenen Projekten.<br />

Oftmals wird dabei von den Beteiligten auf den<br />

Sack geschlagen, obwohl der Esel gemeint ist.<br />

D. h., es geht gar nicht um das konkrete Projekt<br />

oder gar den Investor, sondern darum, anderen<br />

Beteiligten durch seine gegnerische Haltung<br />

eins auszuwischen.<br />

Ansichten: Woher weiss man, welche<br />

Motivation jemand in Wirklichkeit hat.<br />

Das wird doch keiner verraten?<br />

Mueller: Direkt nicht,<br />

aber wenn man merkt,<br />

dass alle vernünftigen<br />

und nachrecherchierbaren<br />

Argumente nicht<br />

fruchten, und die Gegner<br />

immer noch dagegen<br />

sind, muss man<br />

sich eben fragen, welche<br />

Motivation sie in<br />

Wirklichkeit haben.<br />

Letztendlich darf es in<br />

einer Demokratie, die<br />

z. B. bei einem Golfplatzbau<br />

zwischen 40<br />

und 60 sogenannte<br />

Träger öffentlicher Belange<br />

befragen muss<br />

und noch die Bürger vor<br />

Ort zu Wort kommen<br />

lässt, nicht sein, dass sich<br />

Einzelegoismen über die<br />

Mehrheit hinwegsetzen.


ANSICHTEN • Ein Informationsdienst zur Golfplatzerweiterung des Lindner Hotel & Sporting Club Wiesensee • Ausgabe 2 • November 2006<br />

«Ich möchte, dass die Veranstaltung<br />

weitergeht.<strong>»</strong><br />

Einen ungewöhnlichen Auftritt erlebten<br />

die Teilnehmer der Bürgerversammlung<br />

am 20. September im Bürgerhaus Stahlhofen.<br />

Moderator Reiner Meutsch hatte gerade<br />

eine Frage an Otto Lindner jun. weitergeleitet,<br />

als ein Gemurmel durch das Publikum<br />

ging. Ein knappes Dutzend der Anwesenden<br />

war dabei, unter großem Erstaunen aller Besucher<br />

der Bürgerversammlung, den Saal zu<br />

verlassen – ohne Ankündigung oder ersichtlichen<br />

Grund.<br />

Kurz davor hatte Reiner Meutsch die Fragerunde<br />

eröffnet. Der erfolgreiche Geschäftsführer<br />

von Berge & Meer, der als Botschafter<br />

und Sympathieträger des Westerwalds von<br />

Verbandsbürgermeister Gerhard Loos zur<br />

Moderation eingeladen worden war, hatte<br />

nach einem Statement des Gastgebers Gerhard<br />

Loos und der Präsentation der Hotel-<br />

und Golfplatzerweiterungspläne durch Otto<br />

Lindner jun., die drei aufs Podium geladenen<br />

Ortsbürgermeister von Pottum, Winnen und<br />

Stahlhofen nach ihrer Meinung gefragt.<br />

„Gemischt“ lautete das Urteil von Klaus<br />

Weil, Ortsbürgermeister von Pottum zur Frage<br />

Reiner Meutschs, wie er sich angesichts<br />

des neuen Projekts fühle.<br />

Otto Lindner jun. stellt auf der Bürgerversammlung der Verbandsgemeinde die Pläne zur Hotel- und Golfplatzerweiterung vor.<br />

„Wenn man die Landschaft vor und nach<br />

dem Bau des aktuellen Golfplatzes sieht,<br />

dann kann ich das Projekt nur positiv sehen“,<br />

urteilte Jürgen Simon, Ortsbürgermeister<br />

von Winnen. „Stillstand ist Rückstand.<br />

Wir müssen im Westerwald mithalten. Dort,<br />

wo heute der Golfplatz ist, war früher die<br />

Viehweide von Pottum“, erinnerte Günther<br />

Raspel, Ortsbürgermeister von Stahlhofen.<br />

Die ersten Fragen der Diskussionsrunde, die von<br />

4<br />

den Golfplatzgegnern gestellt wurden, drehten<br />

sich eher um formale Aspekte: Ob beispielsweise<br />

korrekt zu einer Bürgerversammlung eingeladen<br />

wurde oder warum die Veranstaltung<br />

nicht in Pottum selbst stattfinde?<br />

Diese Formalitäten stellte Gerhard Loos klar.<br />

Er erklärte, dass es sich bei der Bürgerversammlung<br />

um eine für alle Bürger offene<br />

Informationsveranstaltung handele. Hätte er<br />

zu der in der Gemeindeordnung definierten<br />

ANSICHTEN • Ein Informationsdienst zur Golfplatzerweiterung des Lindner Hotel & Sporting Club Wiesensee • Ausgabe 2 • November 2006<br />

Einwohnerversammlung eingeladen, hätte<br />

er das Ganze viel „formaler ohne Moderator<br />

und mit solchen Formalitäten wie die Erteilung<br />

des Wortes durch den Bürgermeister<br />

etc.“ machen müssen.<br />

Die Antwort auf die Frage zum Versammlungsort<br />

kam aus dem Publikum selbst.<br />

Der Wirt der Gaststätte in Pottum, die die<br />

Verbandsgemeinde Westerburg bereits für<br />

den ersten Termin der Bürgerversammlung<br />

im Juli angefragt hatte, hatte auf Druck der<br />

Golfplatzgegner abgesagt.<br />

Zwischendurch überraschte Gerhard Loos das<br />

Publikum mit einer Neuigkeit.<br />

Im Gepäck hatte er den „Bewirtschaftungsplan<br />

Wiesensee“, eine Analyse und ein Maßnahmenplan<br />

von unabhängigen Gutachtern über<br />

die Zukunft des Wiesensees (siehe hierzu auch<br />

das Interview mit Gerhard Loos auf den Seiten<br />

6 und 7).<br />

Zu weiteren Fragen der Golfplatzgegner kam<br />

es nicht mehr. Kurze Zeit später verließen sie<br />

den Saal.<br />

Selbst Reiner Meutsch, der sie nochmals persönlich<br />

einlud, doch wieder zurückzukommen<br />

und die Chance zum Dialog zu nutzen, wurde<br />

ignoriert.<br />

Die verbliebenen 160 Teilnehmer ließen sich<br />

von diesem Auftritt jedoch nicht beeinflussen.<br />

„Ich bin gekommen, um mir selbst ein Bild zu<br />

machen, ich möchte, dass die Veranstaltung<br />

weitergeht“, äußerte eine Besucherin unter<br />

Beifall. Bis 22 Uhr wurden alle offenen Fragen<br />

beantwortet.<br />

«Du lebst hier im Paradies. Ist dir das bewusst?<strong>»</strong><br />

Zitate vom Podium:<br />

„Wir haben zwar sämtliche Informationsvorschriften<br />

eingehalten und bereits<br />

im Dezember 2004 den Gemeinderat unterrichtet,<br />

aber wir hätten parallel schon<br />

breiter informieren müssen. Dafür entschuldige<br />

ich mich in aller Form.“, Otto<br />

Lindner jun., Vorstand Lindner Hotels AG,<br />

„Wir unterstützen dieses Projekt, weil<br />

wir neue Arbeitsplätze in der Region<br />

schaffen, und nicht, weil wir Existenzen<br />

vernichten wollen.”, Gerhard Loos, Bürgermeister<br />

Verbandsgemeinde Westerburg.<br />

„Letztendlich wollen doch die Golfplatzbefürworter<br />

und -gegner das Gleiche: Sie<br />

wollen, dass der See nicht mehr stinkt, dass<br />

die Natur nicht zu Schaden kommt und<br />

dass sich die Lebensqualität für alle verbessert.“,<br />

Reiner Meutsch, Moderator, Geschäftsführer<br />

Berge & Meer.<br />

„Es geht hier um ein Gesamtprojekt,<br />

das auch die Erweiterung des Hotels<br />

um einen Konferenz-, Wellness-, Restaurant-<br />

und Zimmerbereich umfasst. Eine<br />

Golfplatzerweiterung ohne Hotelerweiterung<br />

– oder umgekehrt – macht keinen<br />

Sinn.“, Otto Lindner jun., Vorstand Lindner<br />

Hotels AG.<br />

„Die Belange der Landwirtschaft müssen<br />

berücksichtigt werden.“, Gerhard Loos,<br />

Bürgermeister Verbandsgemeinde Westerburg.<br />

„Käme es zu einer Golfplatzerweiterung,<br />

bliebe der Dicke Baum stehen und<br />

auch das Wäldchen am Palzhahn bliebe<br />

weitgehend erhalten.”, Otto Lindner jun.,<br />

Vorstand Lindner Hotels AG.<br />

Zitate aus dem Publikum:<br />

Da die Zitierten nicht immer namentlich bekannt<br />

sind, wird hier auf eine Namensnennung verzichtet.<br />

„Einfach rausgehen entspricht nicht meinem<br />

Demokratieverständnis. Die Golfplatzgegner<br />

hätten alle Möglichkeiten gehabt, ihre<br />

Fragen zu stellen.”<br />

„Ich freue mich über die Einladung, denn<br />

ich möchte wissen, was am Wiesensee passiert<br />

und wir sollten nicht abbrechen, bloß<br />

weil jemand geht.“<br />

„In zehn Jahren wird der See auf Pottumer<br />

Seite verlandet sein. Es wäre falsch, hier<br />

nicht an das Gesamtprojekt Wiesensee zu<br />

denken.”<br />

„Ich bin vor 40 Jahren mit der Bundeswehr<br />

nach Westerburg gekommen. Damals hieß<br />

es, was hat Westerburg davon? Heute hö-<br />

ren wir überall das große Geheule. Stell‘<br />

heute mal die Frage an den Bäcker, den<br />

Tankwart oder an Handwerker, die alle weniger<br />

Brötchen, Benzin oder Dienstleistungen<br />

verkaufen.”<br />

„Ich habe mir auch die Gegenveranstaltung der<br />

Golfplatzgegner angehört, weil man als Ratsmitglied<br />

immer beide Seiten kennen muss. Da<br />

wurde polemisch mit falschen Zahlen hantiert<br />

und hetzerisch auf die Anwesenden<br />

eingeredet.”<br />

„Andere Gemeinden gehen her, weisen<br />

Flächen aus und suchen Investoren, um<br />

Arbeitsplätze zu schaffen. Wir bekommen<br />

50 Arbeitsplätze und wollen sie nicht. Das<br />

kann ich nicht verstehen.“<br />

„Wenn wir Besuch haben, über den Berg<br />

gehen und der Blick fällt dann auf den Wiesensee<br />

mit dem Hotel und dem Golfplatz,<br />

dann werde ich jedes Mal gefragt:<br />

„Mein Gott, du lebst hier im Paradies. Ist dir<br />

das bewusst?”“<br />

Otto Lindner jun. antwortet auf Fragen aus dem Publikum.<br />

«Was hat Pottum davon?<strong>»</strong><br />

Fragen aus dem Publikum:<br />

Frage: Was hat Pottum davon?<br />

Otto Lindner jun.: Schon heute verdienen<br />

fast 6 Prozent der Pottumer ihr Geld im<br />

Lindner Hotel. Die Hälfte aller 118 Arbeitnehmer<br />

kommt aus der Verbandsgemeinde<br />

Westerburg.<br />

Mit dem Projekt Hotel- und Golfplatzerweiterung<br />

könnten mindestens 50 neue Arbeitsplätze<br />

geschaffen werden. Das Image<br />

und das Ansehen des Wiesensees und seiner<br />

Gemeinden würde, genauso wie die<br />

Preise für das Land, weiter steigen. Zudem<br />

könnte der Dammbau als Initialzündung<br />

für das Gesamtprojekt „Schönerer Wiesensee“<br />

dienen.<br />

Frage: Kann man nicht aus dem Wiesensee<br />

eine Probe entnehmen und diese<br />

auf Rückstände von Pestiziden oder<br />

Düngemitteln untersuchen?<br />

Siegfried Wenzelmann: Um hier – würden<br />

im See tatsächlich Rückstände von Pestiziden<br />

oder Düngemitteln nachgewiesen werden<br />

– den wahren Verursacher zu finden, müsste<br />

man bei uns beispielsweise direkt bei den<br />

Abschlägen oder Grüns messen. Nur dort<br />

kommen, wenn überhaupt, Pestizide oder<br />

Düngemittel zum Einsatz. Wir haben bereits<br />

kurz nach Übernahme des Hotels das Fresenius-Institut<br />

beauftragt, diese Frage zu klären.<br />

Die Probe war negativ.<br />

Diese Untersuchung kann jederzeit nachgeholt<br />

werden (akt. Anmerkung S. Wenzelmann).<br />

Frage: Muss man Angst haben, beim<br />

Spaziergang um den Golfplatz von fliegenden<br />

Golfbällen getroffen zu werden?<br />

5<br />

Otto Lindner jun.: Jeder, der einen Golfplatz<br />

plant, muss Auflagen einhalten. Diese<br />

werden von externen Prüfern, in unserem<br />

Fall der Kreisverwaltung, kontrolliert.<br />

Abgesehen davon ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

von einem Golfball getroffen zu<br />

werden, generell außerordentlich gering.<br />

In den vergangenen drei Jahren gab es in<br />

Deutschland bei über 500.000 Golfspielern<br />

gerade mal fünf Unfälle mit Personen, die<br />

zudem nicht stärker zu Schaden gekommen<br />

sind.<br />

Frage: Wie ist der Zusammenhang zwischen<br />

den notwendigen Baumaßnahmen<br />

am Wiesensee und der Hotel- und<br />

Golfplatzerweiterung durch das Unternehmen<br />

Lindner?<br />

Gerhard Loos: Wir sind uns alle im Klaren,<br />

dass der Wiesensee ausgebaggert und das<br />

Ufer befestigt werden muss. Das ist sehr<br />

teuer. Um dafür Fördergelder zu bekommen,<br />

müssen wir einen Eigenanteil einbringen.<br />

Da unsere Kassen leer sind, könnten<br />

wir die Mittel, die wir für den Dammbau<br />

von Lindner bekommen, hier als Eigenkapital<br />

einsetzen. (Siehe hierzu auch das Interview<br />

mit Gerhard Loos.)<br />

Frage: Wird es in nächster Zeit eine<br />

weitere Golfplatzerweiterung geben?<br />

Otto Lindner jun.: Eine weitere Golfplatzerweiterung<br />

wird es in nächster Zeit nicht<br />

geben. Eine 27-Loch-Golfanlage bietet<br />

eine ausreichend große Flexibilität, damit<br />

sowohl die Hotelgäste, wie auch die Mitglieder<br />

auf ihre Kosten kommen können.


ANSICHTEN • Ein Informationsdienst zur Golfplatzerweiterung des Lindner Hotel & Sporting Club Wiesensee • Ausgabe 2 • November 2006<br />

«Es geht um den Wiesensee.<strong>»</strong><br />

Gerhard Loos, Bürgermeister der Verbandsgemeinde<br />

Westerburg, über die Bedeutung<br />

des Wiesensees für das Westerburger<br />

Land und den Westerwald.<br />

Ein aktuelles Gutachten und die darin vorgeschlagenen<br />

Maßnahmen gegen die Verlandung<br />

des Wiesensees.<br />

Ansichten: Herr Loos, auf der Bürgerversammlung<br />

am 20. September erwähnten<br />

Sie einen Bewirtschaftungsplan für den<br />

Wiesensee. Was hat es damit auf sich?<br />

Loos: Die Bewirtschaftung des Wiesensees<br />

ist durch vielfältige und teilweise konkurrierende<br />

Nutzungen geprägt. Der See wird<br />

genutzt von Seglern, Surfern, Badegästen,<br />

Schlauch-, Ruder- und Tretbootfahrern. Darüber<br />

hinaus dient der See bereits seit 1976, mit<br />

Ausnahme der Jahre 1989 bis 1991, einem<br />

bekannten Fischzüchter als Fischzuchtgewässer<br />

für Zander, Karpfen und Schleien.<br />

Um all diesen, doch sehr unterschiedlichen<br />

Nutzungsansprüchen gerecht zu werden, ist<br />

es erforderlich, einen Bewirtschaftungsplan<br />

für den Wiesensee durch ein Fachbüro aufstellen<br />

zu lassen.<br />

Bereits in 1989 wurde der Auftrag zur Erstellung<br />

eines solchen Bewirtschaftungsplanes an<br />

ein entsprechend qualifiziertes Ingenieurbüro<br />

erteilt, das den ersten Entwurf des Planes bereits<br />

im Dezember 2001 fertigstellte. Dieser<br />

Entwurf wurde zu Beginn des Jahres 2002<br />

der SGD Nord als zuständiger Fachbehörde,<br />

zur Prüfung und Genehmigung vorgelegt.<br />

Aufgrund notwendiger Ergänzungen und<br />

Untersuchungen wurde die endgültige Fassung<br />

des Bewirtschaftungsplans – Teil 1 – im<br />

September 2006 erneut zur Genehmigung<br />

vorgelegt.<br />

Der vorliegende Bewirtschaftungsplan dient<br />

Gerhard Loos, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Westerburg.<br />

Naherholungsgebiet Wiesensee im Westerburger Land im Westerwald.<br />

als Grundlage zur Entwicklung von Maßnahmen,<br />

die dem vorrangigen Ziel des Betreibers<br />

(Verbandsgemeinde) dienen, einen ökologisch<br />

intakten See zu schaffen, der als touristische<br />

Attraktion möglichst vielen Nutzern genügt.<br />

Ansichten: Wie wichtig ist der See für<br />

den Tourismus im Westerwald?<br />

Loos: Vor dem Hintergrund der Schließung<br />

des Bundeswehrstandortes Westerburg und<br />

der Verlegung des Kulturamtes von Westerburg<br />

nach Montabaur ist der weitere Aus-<br />

und Aufbau des Tourismus ein wichtiger<br />

Teilbereich, die verlorene Wirtschaftskraft zu<br />

kompensieren. Dies gelingt jedoch nur mit<br />

einem intakten See, der zusammen mit dem<br />

neu gegründeten Industrie-, Tertiär- und Erlebnispark<br />

Stöffel das touristische Aushängeschild<br />

des Westerburger Landes und des<br />

gesamten Westerwaldes werden kann.<br />

Bereits heute ist der Wiesensee ein Magnet<br />

bei der Touristikwerbung auf internationalen<br />

Touristikbörsen.<br />

Ansichten: Und das, obwohl der See in<br />

den letzten Jahren zunehmend verkrautet<br />

und verlandet?<br />

Loos: Der Wiesensee zählt mit einer durchschnittlichen<br />

Wassertiefe von 1,60 bis 1,80<br />

Meter zu den flachen Seen. Bei solch flachen<br />

Gewässern wirkt sich eine Verschlammung<br />

des Seebodens, die unter anderem durch<br />

Uferabbrüche hervorgerufen wird, deutlich<br />

schlimmer aus als bei tieferen Gewässern.<br />

Dies trifft besonders die Segler, da aufgrund<br />

der zunehmenden Verschlammung der Seeboden<br />

in die Höhe wächst und das Segeln so<br />

stark einschränkt. Hier ist umgehend Abhilfe<br />

zu schaffen. Ein Wunsch, der übrigens besonders<br />

den Pottumern am Herzen liegt. Bei<br />

der Amtseinführung von Ortsbürgermeister<br />

6<br />

Klaus Weil stellte er ganz explizit die Forderung<br />

an mich, in dieser Sache für seine Ortsgemeinde<br />

aktiv zu werden.<br />

Ansichten: Warum ist Pottum besonders<br />

betroffen?<br />

Loos: Der Segelhafen mit rund 90 Wasserliegeplätzen<br />

und 80 Landliegeplätzen wurde<br />

1986 vor der Ortslage Pottum im Wiesensee<br />

errichtet. Durch die Verschlammung des<br />

Sees ist gerade dieser Bereich sehr stark in<br />

Mitleidenschaft gezogen. Hier wirkt sich der<br />

Verlust von Wassertiefe ganz gravierend aus:<br />

Konnten die Segler in den 80er und 90er<br />

Jahren noch die ganze Saison für ihren Sport<br />

nutzen, so müssen die Segelfreunde heute<br />

oft bereits Mitte bis Ende Juli die Segelsaison<br />

beenden.<br />

Ansichten: Den See gibt es seit Anfang der<br />

70er Jahre. Wie konnte es zu diesen massiven<br />

Problemen überhaupt kommen?<br />

Loos: Das ursprünglich als Regenrückhaltebecken<br />

mit Fischereibewirtschaftung geplante<br />

Gewässer wird inzwischen auch als Erholungs-<br />

und Sportsee genutzt. Als Regenrückhaltebecken<br />

sollte es die Frühjahrshochwasser<br />

auffangen und somit die Situation der<br />

Unterlieger entschärfen. Dafür war die Planung<br />

mit ursprünglich 5,0 Meter Wassertiefe<br />

an der Staumauer und gut einem Meter vor<br />

der Ortslage Pottum durchaus ausreichend.<br />

Für die spätere Freizeitnutzung reicht die<br />

Wassertiefe lediglich vor der Staumauer aus.<br />

Jedoch erkannte der Zweckverband „Seewiese”,<br />

bestehend aus den Ortsgemeinden<br />

Pottum, Stahlhofen a. W. und Winnen,<br />

bereits sofort nach dem ersten Anstau des<br />

Sees die touristische Bedeutung für unseren<br />

Raum und gab den Wiesensee für die Naherholung<br />

frei.<br />

ANSICHTEN • Ein Informationsdienst zur Golfplatzerweiterung des Lindner Hotel & Sporting Club Wiesensee • Ausgabe 2 • November 2006<br />

Ansichten: Wie konnte es zur Verschlammung<br />

kommen?<br />

Loos: Hier nennt der Bewirtschaftungsplan<br />

mehrere Faktoren, die für eine Verschlammung<br />

im Wiesensee verantwortlich sind.<br />

Zunächst liegt es daran, dass der Uferbereich<br />

vom Segelhafen ausgehend in Richtung Naturschutzgebiet<br />

immer stärker eingebrochen<br />

ist. Dies ist die Folge des überwiegend herrschenden<br />

Südwestwindes, der die Wellen des<br />

Sees ungehindert gegen das „Pottumer Ufer”<br />

schlagen lässt. Dadurch sind hier stellenweise<br />

bis zu zwanzig Meter Uferverlust zu beklagen.<br />

Hinzu kommen noch neben den Einträgen<br />

über die Seezuflüsse die Exkremente der<br />

Fische und das absterbende Gras im See.<br />

Ansichten: Die Fischzucht wurde von der<br />

Verbandsgemeinde Westerburg dieses<br />

Jahr zum ersten Mal zurückgefahren.<br />

Loos: Aufgrund der Vorgaben der Fachbehörden<br />

sahen wir keine andere Möglichkeit,<br />

als den bisherigen Fischbesatz drastisch zu<br />

verringern. Dies führte zu einem Verzicht der<br />

Pachteinnahmen. Dem gegenüber steht jedoch<br />

ein großer Erfolg in der Ökologie des<br />

Wiesensees.<br />

Die Wasserqualität des Sees war in diesem<br />

Jahr besser als in den letzten zehn Jahren.<br />

Dieses Ergebnis erfuhren wir vom zuständigen<br />

Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft<br />

und Gewerbeaufsicht in Oppenheim,<br />

das den Wiesensee in diesem Jahr im wöchentlichen<br />

Rhythmus überprüfte. Dieses<br />

Ergebnis macht uns Mut und zeigt uns den<br />

Weg in die richtige Richtung, was den Besatz<br />

des Sees in den kommenden Jahren betrifft.<br />

Ansichten: Und die Verschlammung und<br />

der Graswuchs?<br />

Loos: Diese beiden Punkte sind natürlich<br />

nicht mit der Reduzierung des Fischbesatzes<br />

in den Griff zu bekommen.<br />

Die stark fortschreitende Eutrophierung des<br />

Sees führt zu großen Problemen für alle Nutzer.<br />

Hinzu kommt die bereits erwähnte flache<br />

Ausgangslage des Sees, die eine Sonneneinstrahlung<br />

bis auf den Seeboden zulässt.<br />

Dadurch kann sich die nährstoffreiche Sedimentschicht<br />

am Boden erwärmen und das<br />

Gras weiter sprießen. Um dies endgültig zu<br />

verhindern, müsste der See bis zu einer Tiefe<br />

zwischen sechs und acht Metern ausgebaggert<br />

werden. Dies ist natürlich unrealistisch.<br />

Ansichten: Was schlägt der Bewirtschaftungsplan<br />

vor?<br />

Loos: Der Bewirtschaftungsplan sieht die<br />

Entschlammung als wirksame, aber auch<br />

sehr teure, Maßnahme vor, die noch einer<br />

sorgfältigen Prüfung und Untersuchung bedarf.<br />

Einhergehend mit der Entschlammung<br />

des Sees müssen die Uferzonen befestigt<br />

werden. Mit der Tieferlegung des Sees wür-<br />

de der nährstoffreiche Schlamm entfernt<br />

und damit die interne Düngung vermindert.<br />

Dabei wird ein für den Artenerhalt erforderlicher<br />

Entwicklungszustand wiederhergestellt,<br />

die Wasserqualität verbessert und<br />

stabilisiert, Fischsterben durch Sauerstoffmangel<br />

vermieden, der See vertieft und die<br />

Sichttiefe verbessert.<br />

Ansichten: Was hat dies alles mit Lindner<br />

zu tun? (Diese Frage stellte auch ein<br />

Besucher der Bürgerversammlung.)<br />

Loos: Eine Tieferlegung des Sees, insbesondere<br />

vor Pottum, und die Befestigung des<br />

Ufers kosten sehr viel Geld. Die Verbandsgemeinde<br />

Westerburg ist, wie jeder weiß,<br />

jedoch finanziell nicht auf Rosen gebettet.<br />

Unsere finanziellen Verhältnisse lassen, ohne<br />

Unterstützung, eine Sanierung des Sees leider<br />

nicht zu.<br />

Es gibt zwar Fördermöglichkeiten des Landes<br />

und der EU. Eines ist jedoch bei allen Förderprogrammen<br />

Bedingung: Sie verlangen<br />

immer einen Eigenanteil der Kommunen.<br />

Eine hundertprozentige Finanzierung durch<br />

das Land oder die EU ist nicht möglich. Unser<br />

Bestreben ist es, das Geld, das Lindner<br />

bei der Erweiterung des Golfplatzes in den<br />

Dammbau investieren müsste, als unseren<br />

Eigenanteil für die Sanierung des Wiesensees<br />

anerkannt zu bekommen.<br />

Segel- und Yachthafen Pottum vom Wiesensee aus gesehen.<br />

Ansichten: Die Verbandsgemeinde Westerburg<br />

besteht aus der Stadt Westerburg<br />

und 23 Ortsgemeinden. Wie stehen<br />

die zu dem Projekt Wiesensee?<br />

Loos: Unsere Gemeinden, die im Wesentlichen<br />

die finanziellen Mittel für die Aufgaben<br />

der Verbandsgemeinde aufbringen,<br />

haben erkannt, welches Potential der See<br />

gerade für das Westerburger Land hat. Mit<br />

7<br />

der Tieferlegung und der Uferbefestigung<br />

würde unser Wiesensee auf Dauer für die<br />

Besucher der Region attraktiv bleiben. Nach<br />

Durchführung dieser Maßnahme können wir<br />

mit einer Zunahme der Übernachtungs- und<br />

Tagesgäste rechnen. Nach einem Artikel aus<br />

der Fachzeitschrift „Stadt und Gemeinde”<br />

zählt der Tagestourismus als Wirtschaftsfaktor<br />

für Kommunen. Die durchschnittlichen<br />

Ausgaben eines Tagestouristen liegen bei<br />

rund 28 Euro pro Kopf und Tag. Reisekosten<br />

für den Transfer zwischen Quell- und<br />

Zielgebiet sind hierin nicht enthalten. Diese<br />

Beträge kommen der Gastronomie, der heimischen<br />

Geschäftswelt, dem Lebensmitteleinzelhandel,<br />

den Tankstellen und indirekt<br />

wiederum den Zulieferern zugute. Kurzum,<br />

das stärkt die Wirtschaftskraft des Westerburger<br />

Landes, das sichert und schafft neue<br />

Arbeitsplätze. Um genau das geht es hier.<br />

Und dafür kämpft jeder Ortsbürgermeister,<br />

jedes Mitglied im Verbandsgemeinderat und<br />

in den einzelnen Ortsgemeinderäten.<br />

Ansichten: Was passiert mit dem Wiesensee,<br />

wenn das Golfplatzprojekt scheitern<br />

sollte?<br />

Loos: Wenn das Golfplatzprojekt und damit<br />

auch die weiteren Investitionsabsichten<br />

scheitern sollten, wäre dies ein schwerer<br />

Rückschlag für den gesamten Fremdenver-<br />

kehr in unserem Westerburger Land. Wir<br />

dürften auf absehbare Zeit nicht in der Lage<br />

sein, Sanierungsmaßnahmen im Wiesensee<br />

durchführen zu können. Ich gehe davon<br />

aus, dass eine solche Entscheidung zu spürbaren<br />

wirtschaftlichen Einbrüchen in der<br />

heimischen Gastronomie führen, zumindest<br />

aber die guten Entwicklungsansätze beeinträchtigen<br />

würde.


ANSICHTEN • Ein Informationsdienst zur Golfplatzerweiterung des Lindner Hotel & Sporting Club Wiesensee •Ausgabe 2 • November 2006<br />

Stand des Planungsverfahrens.<br />

Vorläufiger Plan der Golfplatzerweiterung: Alle Wanderwege bleiben – bis auf ein 150 m langes Teilstück – beim Bau des Golfplatzes erhalten.<br />

Die vergangenen Wochen waren anstrengend<br />

für die Mitarbeiter der Kreisverwaltung.<br />

Sie mussten über 40 Stellungnahmen<br />

zur geplanten Golfplatzerweiterung und der<br />

damit verbundenen Änderung des Flächennutzungsplans<br />

analysieren.<br />

Die Befragung der Träger öffentlicher Belange<br />

– von der Landwirtschaftskammer bis hin<br />

zu kirchlichen Einrichtungen – gehört zum<br />

demokratischen Entscheidungsprozess, den<br />

das Bundesbaugesetz bei Vorhaben dieser<br />

Größenordnung vorschreibt. Dazu zählt auch<br />

die Offenlegung der Pläne für die Allgemeinheit,<br />

die sich dann ebenfalls äußern kann.<br />

Sowohl die Wünsche, Anregungen bzw.<br />

Vorschriften der Träger öffentlicher Belange,<br />

die die Kreisverwaltung in der so genannten<br />

landesplanerischen Stellungnahme zusammenfasst,<br />

als auch die Wünsche der Bürger<br />

diskutiert dann der Verbandsgemeinderat.<br />

Beschließt er, dass Einwände gerechtfertigt<br />

sind, dann müssen diese in einem neuen Entwurf<br />

des Flächennutzungsplans eingearbeitet<br />

werden. Dieser neue Entwurf geht wiederum<br />

den Trägern öffentlicher Belange zu bzw. wird<br />

zur Einsicht und Stellungnahme den Bürgern<br />

offen gelegt.<br />

Zur Erinnerung: Der Flächennutzungsplan einer<br />

Gemeinde gibt lediglich vor, wie Flächen<br />

genutzt werden dürfen.<br />

Um Details wie im Fall der Golfplatzerweiterung<br />

beispielsweise die Bahnen verlaufen<br />

– geht es erst beim zweiten Schritt, dem vorhabenbezogenen<br />

Bebauungsplan.<br />

Das Verfahren zur „Aufstellung des vorhabenbezogenen<br />

Bebauungsplans“ kann<br />

parallel zum Verfahren der „Aufstellung<br />

der Änderung des Flächennutzungsplans”<br />

durchgeführt werden.<br />

Auch beim vorhabenbezogenen Bebauungsplan<br />

wird erst über die sogenannte „Aufstellung“<br />

im Gemeinderat abgestimmt. Erst<br />

dann geht es in die Details. Genauso wie<br />

beim Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans<br />

kommen hier wieder alle Träger<br />

öffentlicher Belange und die Bürger im<br />

Rahmen der frühzeitigen Bürgerbeteiligung<br />

und der Offenlage zu Wort.<br />

Beide legen mit ihren Stellungnahmen und<br />

Anregungen die Grundlage für die Entscheidung<br />

des Gemeinderats. Dieser wägt ab<br />

zwischen Einzelinteressen und dem Gemeinwohl<br />

und legt fest, ob weitere Änderungen<br />

des Plans nötig sind.<br />

§8<br />

Impressum<br />

Herausgeber: Lindner Hotels AG, Düsseldorf<br />

Verantwortlich Otto Lindner jun.<br />

für den Inhalt: Vorstand Lindner Hotels AG<br />

Inhaltliche Konzeption<br />

und Redaktion: Ulrika Brandt, Lindner Hotels AG<br />

Gestaltung/ Stefan M. Oehlen<br />

Produktion: Ilona Bruckmann<br />

Lindner Unternehmensgruppe<br />

Düsseldorf<br />

Druck: K+S Druck Schneider GmbH<br />

Hövel<br />

Auflage: 12.000 Exemplare<br />

Distribution: VFA Verlag für Anzeigenblätter GmbH<br />

Mülheim-Kärlich<br />

Ansichten<br />

im Internet: www.lindner.de<br />

Bezugsquelle: Lindner Hotel & Sporting Club<br />

Wiesensee<br />

Am Wiesensee<br />

56457 Westerburg/Westerwald<br />

Telefon 02663-991-451<br />

Telefax 02663-991-460<br />

info.wiesensee@lindner.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!