«gute Nachbarn reden miteinander.»
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Ansichten<br />
Ein Informationsdienst zur Golfplatzerweiterung des Lindner Hotel & Sporting Club Wiesensee<br />
Ausgabe 2 • November 2006<br />
Themen dieser Ausgabe<br />
«Gute <strong>Nachbarn</strong> <strong>reden</strong><br />
<strong>miteinander</strong>.<strong>»</strong><br />
Otto Lindner jun. über positive und traurige Entwicklungen<br />
der letzten Wochen und Monate.<br />
Seite 1<br />
«Oftmals werden alte,<br />
offne Rechnungen beglichen.<strong>»</strong><br />
Interview mit Landschaftsplaner und Golfplatzexperte<br />
Wolfgang R. Müller über den Einfluss<br />
des Naturschutzes, über Ausgleichsmaßnahmen<br />
und die Rolle von Golfplatzgegnern bei der<br />
Anlage eines Golfterrains.<br />
Seiten 2-3<br />
«Ich möchte, dass die<br />
Veranstaltung weitergeht.<strong>»</strong><br />
Bericht von der Bürgerversammlung zum Thema<br />
Hotel- und Golfplatzerweiterung im Bürgerhaus<br />
Stahlhofen am 20. September 2006.<br />
Seite 4-5<br />
«Du lebst hier im<br />
Paradies.<strong>»</strong><br />
Stimmen von der Bürgerversammlung.<br />
Seiten 4-5<br />
«Was hat Pottum davon?<strong>»</strong><br />
Auf der Bürgerversammlung gestellte Fragen.<br />
Seite 5<br />
«Es geht um den<br />
Wiesensee.<strong>»</strong><br />
Interview mit Gerhard Loos, Bürgermeister der<br />
Verbandsgemeinde Westerburg, über die Bedeutung<br />
des Wiesensees für den Westerwald,<br />
ein aktuelles Gutachten und die darin vorgeschlagenen<br />
Maßnahmen gegen die Verlandung<br />
des Wiesensees.<br />
Seiten 6-7<br />
Vorläufiger Plan der<br />
Golfplatzerweiterung.<br />
Seite 8<br />
Die rechtliche Seite –<br />
Stand des Planungsverfahrens.<br />
Wie funktioniert das Planungsverfahren und<br />
an welcher Stelle befindet es sich zur Zeit.<br />
Seite 8<br />
Impressum Seite 8<br />
«Gute <strong>Nachbarn</strong> <strong>reden</strong><br />
<strong>miteinander</strong>.<strong>»</strong><br />
Liebe Bürgerinnen und Bürger der<br />
Verbandsgemeinde Westerburg,<br />
seit der letzten Ausgabe der „Ansichten“, in<br />
der ich Sie um die Aufnahme eines aktiven<br />
Dialogs gebeten habe, hat sich viel getan:<br />
Die Resonanz auf die erste Ausgabe<br />
der„Ansichten“ selbst war großartig, aber<br />
auch nicht ohne Kritik. „Endlich mal Informationen<br />
aus erster Hand, das wurde Zeit“,<br />
schrieb mir ein Pottumer in einer Mail.<br />
Alle Fragen haben wir beantwortet und auf<br />
unsere neu eingerichtete Kommunikationsplattform<br />
im Internet teilweise online gestellt.<br />
Unter www.lindner.de/golfplatzwiesensee<br />
finden Sie auch das Interview, das die Redaktion<br />
der Westerwälder Zeitung mit uns zum<br />
Thema Hotel- und Golfplatzerweiterung<br />
führte.<br />
Auf der Bürgerversammlung am 20. September<br />
hatten wir dann die Gelegenheit,<br />
den 160 Anwesenden Fragen direkt zu beantworten.<br />
Parallel dazu liefen die Gespräche mit den Eigentümern<br />
an. Das Feedback ist sehr positiv.<br />
Viele wollen sogar lieber verkaufen als verpachten,<br />
deshalb bieten wir als Alternative<br />
zur Pacht auch den Kauf an. Noch konnte<br />
aufgrund der zum Teil veralteten Daten nicht<br />
1<br />
mit allen direkt gesprochen werden. Da bitten<br />
wir die Eigentümer um Verständnis und<br />
ein klein wenig Geduld.<br />
«WWV stimmt Golfplatz zu.<strong>»</strong><br />
Ermutigend ist auch die Stellungnahme<br />
der Naturschützer des Westerwald-Vereins<br />
(WWV). „WWV stimmt Golfplatz zu.“<br />
titelte die Westerwälder Zeitung am 04. Oktober.<br />
Was mich – trotz der allgemeinen guten Resonanz<br />
– jedoch traurig stimmt, ist die Tatsache,<br />
dass gerade der kleine, harte Kern<br />
der Golfplatzgegner einem offenen Dialog<br />
ausweicht. Unter dem Motto „Gute <strong>Nachbarn</strong><br />
<strong>reden</strong> <strong>miteinander</strong>“ hatten wir die<br />
Golfplatzgegner Ende August zu einem unverbindlichen<br />
Gedankenaustausch mit Herrn<br />
Wenzelmann und mir in das Lindner Hotel<br />
eingeladen. Keiner ist gekommen.<br />
Bei der Bürgerversammlung selbst verließen<br />
sie unter großem Erstaunen aller Anwesenden<br />
ohne erkennbaren Grund und ohne<br />
ihre konkreten Fragen gestellt zu haben,<br />
den Saal. Und auch weitere Angebote zum<br />
Dialog an Mitglieder der Gemeinschaft der<br />
Golfplatzgegner wurden abgelehnt.<br />
Selbst die Möglichkeit, sich in der SWR-Live-<br />
Diskussionssendung „Reiss & Leute“ offen<br />
für jedermann zu stellen, wurde von ihnen<br />
nicht wahrgenommen. Die geplante Sendung<br />
musste daraufhin von der Redaktion<br />
abgesagt werden.<br />
„Nur wer redet, kann gemeinsam einen Weg<br />
finden“, sagte Westerwald-Botschafter Reiner<br />
Meutsch auf der Bürgerversammlung.<br />
Unser Gesprächsangebot gilt weiter – für die<br />
Gegner und alle sonstigen Interessierten. Sie<br />
erreichen mich telefonisch unter Tel. 0211-<br />
59 97-303 oder per Mail unter golfplatz.wiesensee@lindner.de.<br />
Ihr<br />
Otto Lindner jun.
ANSICHTEN • Ein Informationsdienst zur Golfplatzerweiterung des Lindner Hotel & Sporting Club Wiesensee • Ausgabe 2 • November 2006<br />
«Oftmals werden alte, offene<br />
Rechnungen beglichen.<strong>»</strong><br />
Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sich<br />
Wolfgang R. Mueller mit der Planung<br />
von Golfplätzen. ANSICHTEN sprach mit<br />
dem Landschaftsplaner vom Niederrhein<br />
über den Einfluss des Naturschutzes,<br />
über Ausgleichsmaßnahmen und die<br />
Rolle von Golfplatzgegnern.<br />
Ansichten: Sie sind Landschaftsarchitekt<br />
und beschäftigen sich seit über 20 Jahren<br />
auch mit dem Bau von Golfplätzen.<br />
Welche Trends bei der Gestaltung konnten<br />
Sie hier in den vergangenen Jahren<br />
feststellen?<br />
Mueller: Golfplätze werden auf Jahrzehnte<br />
angelegt. Was hier zählt, ist kein Trend, sondern<br />
eine nachhaltige Planung. Seit den achtziger<br />
Jahren legt man hierzulande beispielsweise<br />
einen großen Wert auf landschaftlich<br />
geprägte, parkähnliche Anlagen. Das freut<br />
nicht nur die Golfer, die Rasenautobahnen<br />
auch nicht spannend finden. Das freut die<br />
Anwohner, denn so eine Anlage bietet einen<br />
sehr schönen Anblick. Und sie sind im<br />
Sinne der Naturschützer, denn sie bieten viel<br />
Schutzraum für Tiere und Pflanzen.<br />
Ansichten: Wie groß ist der Einfluss des<br />
Naturschutzes bei der Gestaltung von<br />
Golfterrains?<br />
Mueller: Ohne Naturschutz geht es nicht. Jeder,<br />
der einen Golfplatz plant, muss beispielsweise<br />
einen sogenannten „landespflegerischen<br />
Begleitplan“ aufstellen. In Rheinland-Pfalz<br />
schreibt dies das Landesnaturschutzgesetz vor.<br />
Golfplatzplaner Wolfgang R. Mueller an seinem Schreibtisch.<br />
Naturparadies Golfplatz Willich: Auf einer ehemaligen Maisanbaufläche entstand eine parkähnliche Golfanlage.<br />
Ansichten: Was steht in so einem Begleitplan?<br />
Mueller: Darin werden beispielsweise die<br />
bisherige Nutzung, das Geländerelief, jede<br />
Art von Pflanzen und Tieren, die auf dem<br />
Terrain vorkommen, erfasst. Das ist sehr zeitaufwendig.<br />
Meine Mitarbeiterin, Frau Engelke,<br />
auch Landschaftsarchitektin, war oft<br />
vor Ort am Wiesensee und hat an dem Plan<br />
mehrere Wochen gearbeitet.<br />
Ansichten: Was sagt der Plan zur möglichen<br />
Veränderung des Geländes durch<br />
einen Golfplatz?<br />
Mueller: Hier werden bereits konkrete Ziele<br />
formuliert, die auch eingehalten werden<br />
müssen. Eine Aussage<br />
ist beispielsweise, dass<br />
nur ein Drittel des 30<br />
Hektar großen Geländes<br />
für die Abschläge, Golfbahnen<br />
und Grüns genutzt<br />
werden darf. Auf<br />
den restlichen zwei Dritteln<br />
würden Wildwiesen,<br />
Feldgehölze und Wald<br />
entstehen. Damit würde<br />
das Gelände, das bisher<br />
vorwiegend ackerbaulich<br />
genutzt wird, eine<br />
erhebliche ökologische<br />
Aufwertung erfahren.<br />
Ansichten: Sagt der<br />
Begleitplan auch etwas<br />
zu den Bäumen<br />
aus?<br />
Mueller: Es gibt zwar nicht so viele – von<br />
2<br />
den rund 30 Hektar sind nur 10 Prozent bewaldet<br />
– aber der Plan gibt auch hier klar<br />
vor, dass beispielsweise alle großen und prägenden<br />
Bäume im Gebiet erhalten und geschützt<br />
werden müssen.<br />
Ansichten: Die Golfplatzgegner interessiert<br />
vor allem das Wäldchen am Palzhahn.<br />
Mueller: Das Wäldchen am Palzhahn wurde<br />
im Sommer bei einer Begehung von Forstexperten<br />
begutachtet. Es besteht im Außenbereich<br />
aus großen und erhaltenswerten<br />
Bäumen, im Inneren aus sogenanntem Stangenholz,<br />
das nach einem Sturmschaden vor<br />
über zehn Jahren einfach so nachgewachsen<br />
ist.<br />
Aus forstwirtschaftlicher Sicht wäre dieses<br />
Stangenholz nicht erhaltenswert bzw. besser,<br />
es durch echte, lebensfähige Bäume im<br />
Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen zu ersetzen.<br />
Das ist das eine. Das andere ist, dass<br />
vielen in Pottum das Wäldchen am Palzhahn<br />
sehr am Herzen liegt. Das nehmen wir ernst,<br />
d. h. wir würden die Planungen so anlegen,<br />
dass selbst von dem an sich wertlosen Stangenholz<br />
so wenig wie möglich abgeholzt<br />
werden muss.<br />
Ansichten: Sie sprachen vorher von einer<br />
ökologischen Aufwertung des Geländes.<br />
Ein Teil der Golfplatzgegner äußerte die<br />
Angst, dass bei Baubeginn Bagger das<br />
Gelände erstmal in eine Mondlandschaft<br />
verwandeln. Wo ist da die ökologische<br />
Aufwertung?<br />
Mueller: Die Bilder von Golfplatzbaustellen,<br />
die aussehen wie eine Momentaufnahme der<br />
ANSICHTEN • Ein Informationsdienst zur Golfplatzerweiterung des Lindner Hotel & Sporting Club Wiesensee • Ausgabe 2 • November 2006<br />
Mondoberfläche, gibt es. Sie stammen aber<br />
von Plätzen, deren natürliche Oberfläche erst<br />
mit künstlich aufgeschütteten Hügeln interessant<br />
gemacht werden muss. Das passiert<br />
nur dann, wenn das Gelände so topfeben<br />
wie hier bei uns am Niederrhein ist.<br />
Ansichten: Bisher befinden sich auf dem<br />
Gelände vorwiegend Äcker und Wiesen.<br />
Durch welche Ausgleichsfläche würden<br />
diese denn kompensiert – etwa mit neuen<br />
Äckern und Wiesen?<br />
Mueller: Nein, natürlich nicht. Es muss immer<br />
eine Aufwertung zur bisherigen Nutzung<br />
stattfinden. Qualitativ und quantitativ.<br />
Die Naturschützer achten zu Recht darauf,<br />
dass einheimische Bäume und Gehölze eingesetzt<br />
werden, die Schutzraum für die bereits<br />
vorhandene Fauna bieten. Deshalb wird<br />
auch ein so großer Wert auf die Bestandsaufnahme<br />
des Terrains im Vorfeld gelegt.<br />
Ansichten: Das ist ja alles schön und gut.<br />
Nur, was sagen Sie, wenn die Golfplatzgegner<br />
Angst haben, das Gelände würde<br />
überdüngt werden?<br />
Mueller: Diese Bedenken kann ich sehr leicht<br />
zerstreuen. Es gibt für alle nachlesbare Studien,<br />
die beweisen, dass die Belastung eines Golfplatzes<br />
durch Dünger 70 Prozent unter der einer<br />
Ackerfläche liegt.<br />
An der bestehenden Golfanlage am Wiesensee<br />
werden zudem nur 3 Prozent der Gesamtfläche,<br />
Abschläge und Grüns gedüngt.<br />
Ansichten: Sie haben in ihrem Berufsleben<br />
schon einige Golfplatzprojekte begleitet.<br />
Gibt es eigentlich immer Gegner?<br />
Mueller: Immer. Und das ist auch gut so.<br />
Nur ein Drittel eines Golfplatzes werden bespielt, der Rest gehört ganz der Natur.<br />
Golfanlage oder Naturpark? Moderne Golfplätze, wie hier in Willich, schreiben den Naturschutz groß.<br />
Denn sie stellen oftmals wichtige Fragen,<br />
zum Beispiel zum Thema Naturschutz. Problematisch<br />
wird es nur dann, wenn diese<br />
Fragen oder Punkte vorgeschoben sind, um<br />
in Wirklichkeit die eigenen, persönlichen Interessen<br />
durchzusetzen.<br />
Ansichten: Wenn ein Gegner auf dem Gelände<br />
bisher Ackerbau betreibt und nun<br />
Angst um seine Zukunft hat, dann kann<br />
man das doch nachvollziehen.<br />
Mueller: Auf jeden Fall. Für solche Fälle wird<br />
auch immer eine Lösung gesucht und gefunden.<br />
Dazu ist man nicht nur moralisch, sondern<br />
auch per Gesetz verpflichtet.<br />
Ansichten: Welche Interessen sollte es<br />
sonst noch geben?<br />
Mueller: Da geht es oft um persönliche Privilegien.<br />
Wir hatten beispielsweise mal einen<br />
3<br />
Pächter, der nicht mehr direkt über die Wiese<br />
von seinem Haus zu seiner Pacht laufen konnte.<br />
Er hätte nun einen Umweg von einem Kilometer<br />
machen müssen. Das wollte er nicht.<br />
Ganz oft werden aber auch alte Rechnungen<br />
beglichen. D. h. man rächt sich bei den Entscheidungsträgern<br />
für alte Enttäuschungen,<br />
nicht bewilligte Zugeständnisse oder für versagte<br />
Unterstützungen bei eigenen Projekten.<br />
Oftmals wird dabei von den Beteiligten auf den<br />
Sack geschlagen, obwohl der Esel gemeint ist.<br />
D. h., es geht gar nicht um das konkrete Projekt<br />
oder gar den Investor, sondern darum, anderen<br />
Beteiligten durch seine gegnerische Haltung<br />
eins auszuwischen.<br />
Ansichten: Woher weiss man, welche<br />
Motivation jemand in Wirklichkeit hat.<br />
Das wird doch keiner verraten?<br />
Mueller: Direkt nicht,<br />
aber wenn man merkt,<br />
dass alle vernünftigen<br />
und nachrecherchierbaren<br />
Argumente nicht<br />
fruchten, und die Gegner<br />
immer noch dagegen<br />
sind, muss man<br />
sich eben fragen, welche<br />
Motivation sie in<br />
Wirklichkeit haben.<br />
Letztendlich darf es in<br />
einer Demokratie, die<br />
z. B. bei einem Golfplatzbau<br />
zwischen 40<br />
und 60 sogenannte<br />
Träger öffentlicher Belange<br />
befragen muss<br />
und noch die Bürger vor<br />
Ort zu Wort kommen<br />
lässt, nicht sein, dass sich<br />
Einzelegoismen über die<br />
Mehrheit hinwegsetzen.
ANSICHTEN • Ein Informationsdienst zur Golfplatzerweiterung des Lindner Hotel & Sporting Club Wiesensee • Ausgabe 2 • November 2006<br />
«Ich möchte, dass die Veranstaltung<br />
weitergeht.<strong>»</strong><br />
Einen ungewöhnlichen Auftritt erlebten<br />
die Teilnehmer der Bürgerversammlung<br />
am 20. September im Bürgerhaus Stahlhofen.<br />
Moderator Reiner Meutsch hatte gerade<br />
eine Frage an Otto Lindner jun. weitergeleitet,<br />
als ein Gemurmel durch das Publikum<br />
ging. Ein knappes Dutzend der Anwesenden<br />
war dabei, unter großem Erstaunen aller Besucher<br />
der Bürgerversammlung, den Saal zu<br />
verlassen – ohne Ankündigung oder ersichtlichen<br />
Grund.<br />
Kurz davor hatte Reiner Meutsch die Fragerunde<br />
eröffnet. Der erfolgreiche Geschäftsführer<br />
von Berge & Meer, der als Botschafter<br />
und Sympathieträger des Westerwalds von<br />
Verbandsbürgermeister Gerhard Loos zur<br />
Moderation eingeladen worden war, hatte<br />
nach einem Statement des Gastgebers Gerhard<br />
Loos und der Präsentation der Hotel-<br />
und Golfplatzerweiterungspläne durch Otto<br />
Lindner jun., die drei aufs Podium geladenen<br />
Ortsbürgermeister von Pottum, Winnen und<br />
Stahlhofen nach ihrer Meinung gefragt.<br />
„Gemischt“ lautete das Urteil von Klaus<br />
Weil, Ortsbürgermeister von Pottum zur Frage<br />
Reiner Meutschs, wie er sich angesichts<br />
des neuen Projekts fühle.<br />
Otto Lindner jun. stellt auf der Bürgerversammlung der Verbandsgemeinde die Pläne zur Hotel- und Golfplatzerweiterung vor.<br />
„Wenn man die Landschaft vor und nach<br />
dem Bau des aktuellen Golfplatzes sieht,<br />
dann kann ich das Projekt nur positiv sehen“,<br />
urteilte Jürgen Simon, Ortsbürgermeister<br />
von Winnen. „Stillstand ist Rückstand.<br />
Wir müssen im Westerwald mithalten. Dort,<br />
wo heute der Golfplatz ist, war früher die<br />
Viehweide von Pottum“, erinnerte Günther<br />
Raspel, Ortsbürgermeister von Stahlhofen.<br />
Die ersten Fragen der Diskussionsrunde, die von<br />
4<br />
den Golfplatzgegnern gestellt wurden, drehten<br />
sich eher um formale Aspekte: Ob beispielsweise<br />
korrekt zu einer Bürgerversammlung eingeladen<br />
wurde oder warum die Veranstaltung<br />
nicht in Pottum selbst stattfinde?<br />
Diese Formalitäten stellte Gerhard Loos klar.<br />
Er erklärte, dass es sich bei der Bürgerversammlung<br />
um eine für alle Bürger offene<br />
Informationsveranstaltung handele. Hätte er<br />
zu der in der Gemeindeordnung definierten<br />
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Einwohnerversammlung eingeladen, hätte<br />
er das Ganze viel „formaler ohne Moderator<br />
und mit solchen Formalitäten wie die Erteilung<br />
des Wortes durch den Bürgermeister<br />
etc.“ machen müssen.<br />
Die Antwort auf die Frage zum Versammlungsort<br />
kam aus dem Publikum selbst.<br />
Der Wirt der Gaststätte in Pottum, die die<br />
Verbandsgemeinde Westerburg bereits für<br />
den ersten Termin der Bürgerversammlung<br />
im Juli angefragt hatte, hatte auf Druck der<br />
Golfplatzgegner abgesagt.<br />
Zwischendurch überraschte Gerhard Loos das<br />
Publikum mit einer Neuigkeit.<br />
Im Gepäck hatte er den „Bewirtschaftungsplan<br />
Wiesensee“, eine Analyse und ein Maßnahmenplan<br />
von unabhängigen Gutachtern über<br />
die Zukunft des Wiesensees (siehe hierzu auch<br />
das Interview mit Gerhard Loos auf den Seiten<br />
6 und 7).<br />
Zu weiteren Fragen der Golfplatzgegner kam<br />
es nicht mehr. Kurze Zeit später verließen sie<br />
den Saal.<br />
Selbst Reiner Meutsch, der sie nochmals persönlich<br />
einlud, doch wieder zurückzukommen<br />
und die Chance zum Dialog zu nutzen, wurde<br />
ignoriert.<br />
Die verbliebenen 160 Teilnehmer ließen sich<br />
von diesem Auftritt jedoch nicht beeinflussen.<br />
„Ich bin gekommen, um mir selbst ein Bild zu<br />
machen, ich möchte, dass die Veranstaltung<br />
weitergeht“, äußerte eine Besucherin unter<br />
Beifall. Bis 22 Uhr wurden alle offenen Fragen<br />
beantwortet.<br />
«Du lebst hier im Paradies. Ist dir das bewusst?<strong>»</strong><br />
Zitate vom Podium:<br />
„Wir haben zwar sämtliche Informationsvorschriften<br />
eingehalten und bereits<br />
im Dezember 2004 den Gemeinderat unterrichtet,<br />
aber wir hätten parallel schon<br />
breiter informieren müssen. Dafür entschuldige<br />
ich mich in aller Form.“, Otto<br />
Lindner jun., Vorstand Lindner Hotels AG,<br />
„Wir unterstützen dieses Projekt, weil<br />
wir neue Arbeitsplätze in der Region<br />
schaffen, und nicht, weil wir Existenzen<br />
vernichten wollen.”, Gerhard Loos, Bürgermeister<br />
Verbandsgemeinde Westerburg.<br />
„Letztendlich wollen doch die Golfplatzbefürworter<br />
und -gegner das Gleiche: Sie<br />
wollen, dass der See nicht mehr stinkt, dass<br />
die Natur nicht zu Schaden kommt und<br />
dass sich die Lebensqualität für alle verbessert.“,<br />
Reiner Meutsch, Moderator, Geschäftsführer<br />
Berge & Meer.<br />
„Es geht hier um ein Gesamtprojekt,<br />
das auch die Erweiterung des Hotels<br />
um einen Konferenz-, Wellness-, Restaurant-<br />
und Zimmerbereich umfasst. Eine<br />
Golfplatzerweiterung ohne Hotelerweiterung<br />
– oder umgekehrt – macht keinen<br />
Sinn.“, Otto Lindner jun., Vorstand Lindner<br />
Hotels AG.<br />
„Die Belange der Landwirtschaft müssen<br />
berücksichtigt werden.“, Gerhard Loos,<br />
Bürgermeister Verbandsgemeinde Westerburg.<br />
„Käme es zu einer Golfplatzerweiterung,<br />
bliebe der Dicke Baum stehen und<br />
auch das Wäldchen am Palzhahn bliebe<br />
weitgehend erhalten.”, Otto Lindner jun.,<br />
Vorstand Lindner Hotels AG.<br />
Zitate aus dem Publikum:<br />
Da die Zitierten nicht immer namentlich bekannt<br />
sind, wird hier auf eine Namensnennung verzichtet.<br />
„Einfach rausgehen entspricht nicht meinem<br />
Demokratieverständnis. Die Golfplatzgegner<br />
hätten alle Möglichkeiten gehabt, ihre<br />
Fragen zu stellen.”<br />
„Ich freue mich über die Einladung, denn<br />
ich möchte wissen, was am Wiesensee passiert<br />
und wir sollten nicht abbrechen, bloß<br />
weil jemand geht.“<br />
„In zehn Jahren wird der See auf Pottumer<br />
Seite verlandet sein. Es wäre falsch, hier<br />
nicht an das Gesamtprojekt Wiesensee zu<br />
denken.”<br />
„Ich bin vor 40 Jahren mit der Bundeswehr<br />
nach Westerburg gekommen. Damals hieß<br />
es, was hat Westerburg davon? Heute hö-<br />
ren wir überall das große Geheule. Stell‘<br />
heute mal die Frage an den Bäcker, den<br />
Tankwart oder an Handwerker, die alle weniger<br />
Brötchen, Benzin oder Dienstleistungen<br />
verkaufen.”<br />
„Ich habe mir auch die Gegenveranstaltung der<br />
Golfplatzgegner angehört, weil man als Ratsmitglied<br />
immer beide Seiten kennen muss. Da<br />
wurde polemisch mit falschen Zahlen hantiert<br />
und hetzerisch auf die Anwesenden<br />
eingeredet.”<br />
„Andere Gemeinden gehen her, weisen<br />
Flächen aus und suchen Investoren, um<br />
Arbeitsplätze zu schaffen. Wir bekommen<br />
50 Arbeitsplätze und wollen sie nicht. Das<br />
kann ich nicht verstehen.“<br />
„Wenn wir Besuch haben, über den Berg<br />
gehen und der Blick fällt dann auf den Wiesensee<br />
mit dem Hotel und dem Golfplatz,<br />
dann werde ich jedes Mal gefragt:<br />
„Mein Gott, du lebst hier im Paradies. Ist dir<br />
das bewusst?”“<br />
Otto Lindner jun. antwortet auf Fragen aus dem Publikum.<br />
«Was hat Pottum davon?<strong>»</strong><br />
Fragen aus dem Publikum:<br />
Frage: Was hat Pottum davon?<br />
Otto Lindner jun.: Schon heute verdienen<br />
fast 6 Prozent der Pottumer ihr Geld im<br />
Lindner Hotel. Die Hälfte aller 118 Arbeitnehmer<br />
kommt aus der Verbandsgemeinde<br />
Westerburg.<br />
Mit dem Projekt Hotel- und Golfplatzerweiterung<br />
könnten mindestens 50 neue Arbeitsplätze<br />
geschaffen werden. Das Image<br />
und das Ansehen des Wiesensees und seiner<br />
Gemeinden würde, genauso wie die<br />
Preise für das Land, weiter steigen. Zudem<br />
könnte der Dammbau als Initialzündung<br />
für das Gesamtprojekt „Schönerer Wiesensee“<br />
dienen.<br />
Frage: Kann man nicht aus dem Wiesensee<br />
eine Probe entnehmen und diese<br />
auf Rückstände von Pestiziden oder<br />
Düngemitteln untersuchen?<br />
Siegfried Wenzelmann: Um hier – würden<br />
im See tatsächlich Rückstände von Pestiziden<br />
oder Düngemitteln nachgewiesen werden<br />
– den wahren Verursacher zu finden, müsste<br />
man bei uns beispielsweise direkt bei den<br />
Abschlägen oder Grüns messen. Nur dort<br />
kommen, wenn überhaupt, Pestizide oder<br />
Düngemittel zum Einsatz. Wir haben bereits<br />
kurz nach Übernahme des Hotels das Fresenius-Institut<br />
beauftragt, diese Frage zu klären.<br />
Die Probe war negativ.<br />
Diese Untersuchung kann jederzeit nachgeholt<br />
werden (akt. Anmerkung S. Wenzelmann).<br />
Frage: Muss man Angst haben, beim<br />
Spaziergang um den Golfplatz von fliegenden<br />
Golfbällen getroffen zu werden?<br />
5<br />
Otto Lindner jun.: Jeder, der einen Golfplatz<br />
plant, muss Auflagen einhalten. Diese<br />
werden von externen Prüfern, in unserem<br />
Fall der Kreisverwaltung, kontrolliert.<br />
Abgesehen davon ist die Wahrscheinlichkeit,<br />
von einem Golfball getroffen zu<br />
werden, generell außerordentlich gering.<br />
In den vergangenen drei Jahren gab es in<br />
Deutschland bei über 500.000 Golfspielern<br />
gerade mal fünf Unfälle mit Personen, die<br />
zudem nicht stärker zu Schaden gekommen<br />
sind.<br />
Frage: Wie ist der Zusammenhang zwischen<br />
den notwendigen Baumaßnahmen<br />
am Wiesensee und der Hotel- und<br />
Golfplatzerweiterung durch das Unternehmen<br />
Lindner?<br />
Gerhard Loos: Wir sind uns alle im Klaren,<br />
dass der Wiesensee ausgebaggert und das<br />
Ufer befestigt werden muss. Das ist sehr<br />
teuer. Um dafür Fördergelder zu bekommen,<br />
müssen wir einen Eigenanteil einbringen.<br />
Da unsere Kassen leer sind, könnten<br />
wir die Mittel, die wir für den Dammbau<br />
von Lindner bekommen, hier als Eigenkapital<br />
einsetzen. (Siehe hierzu auch das Interview<br />
mit Gerhard Loos.)<br />
Frage: Wird es in nächster Zeit eine<br />
weitere Golfplatzerweiterung geben?<br />
Otto Lindner jun.: Eine weitere Golfplatzerweiterung<br />
wird es in nächster Zeit nicht<br />
geben. Eine 27-Loch-Golfanlage bietet<br />
eine ausreichend große Flexibilität, damit<br />
sowohl die Hotelgäste, wie auch die Mitglieder<br />
auf ihre Kosten kommen können.
ANSICHTEN • Ein Informationsdienst zur Golfplatzerweiterung des Lindner Hotel & Sporting Club Wiesensee • Ausgabe 2 • November 2006<br />
«Es geht um den Wiesensee.<strong>»</strong><br />
Gerhard Loos, Bürgermeister der Verbandsgemeinde<br />
Westerburg, über die Bedeutung<br />
des Wiesensees für das Westerburger<br />
Land und den Westerwald.<br />
Ein aktuelles Gutachten und die darin vorgeschlagenen<br />
Maßnahmen gegen die Verlandung<br />
des Wiesensees.<br />
Ansichten: Herr Loos, auf der Bürgerversammlung<br />
am 20. September erwähnten<br />
Sie einen Bewirtschaftungsplan für den<br />
Wiesensee. Was hat es damit auf sich?<br />
Loos: Die Bewirtschaftung des Wiesensees<br />
ist durch vielfältige und teilweise konkurrierende<br />
Nutzungen geprägt. Der See wird<br />
genutzt von Seglern, Surfern, Badegästen,<br />
Schlauch-, Ruder- und Tretbootfahrern. Darüber<br />
hinaus dient der See bereits seit 1976, mit<br />
Ausnahme der Jahre 1989 bis 1991, einem<br />
bekannten Fischzüchter als Fischzuchtgewässer<br />
für Zander, Karpfen und Schleien.<br />
Um all diesen, doch sehr unterschiedlichen<br />
Nutzungsansprüchen gerecht zu werden, ist<br />
es erforderlich, einen Bewirtschaftungsplan<br />
für den Wiesensee durch ein Fachbüro aufstellen<br />
zu lassen.<br />
Bereits in 1989 wurde der Auftrag zur Erstellung<br />
eines solchen Bewirtschaftungsplanes an<br />
ein entsprechend qualifiziertes Ingenieurbüro<br />
erteilt, das den ersten Entwurf des Planes bereits<br />
im Dezember 2001 fertigstellte. Dieser<br />
Entwurf wurde zu Beginn des Jahres 2002<br />
der SGD Nord als zuständiger Fachbehörde,<br />
zur Prüfung und Genehmigung vorgelegt.<br />
Aufgrund notwendiger Ergänzungen und<br />
Untersuchungen wurde die endgültige Fassung<br />
des Bewirtschaftungsplans – Teil 1 – im<br />
September 2006 erneut zur Genehmigung<br />
vorgelegt.<br />
Der vorliegende Bewirtschaftungsplan dient<br />
Gerhard Loos, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Westerburg.<br />
Naherholungsgebiet Wiesensee im Westerburger Land im Westerwald.<br />
als Grundlage zur Entwicklung von Maßnahmen,<br />
die dem vorrangigen Ziel des Betreibers<br />
(Verbandsgemeinde) dienen, einen ökologisch<br />
intakten See zu schaffen, der als touristische<br />
Attraktion möglichst vielen Nutzern genügt.<br />
Ansichten: Wie wichtig ist der See für<br />
den Tourismus im Westerwald?<br />
Loos: Vor dem Hintergrund der Schließung<br />
des Bundeswehrstandortes Westerburg und<br />
der Verlegung des Kulturamtes von Westerburg<br />
nach Montabaur ist der weitere Aus-<br />
und Aufbau des Tourismus ein wichtiger<br />
Teilbereich, die verlorene Wirtschaftskraft zu<br />
kompensieren. Dies gelingt jedoch nur mit<br />
einem intakten See, der zusammen mit dem<br />
neu gegründeten Industrie-, Tertiär- und Erlebnispark<br />
Stöffel das touristische Aushängeschild<br />
des Westerburger Landes und des<br />
gesamten Westerwaldes werden kann.<br />
Bereits heute ist der Wiesensee ein Magnet<br />
bei der Touristikwerbung auf internationalen<br />
Touristikbörsen.<br />
Ansichten: Und das, obwohl der See in<br />
den letzten Jahren zunehmend verkrautet<br />
und verlandet?<br />
Loos: Der Wiesensee zählt mit einer durchschnittlichen<br />
Wassertiefe von 1,60 bis 1,80<br />
Meter zu den flachen Seen. Bei solch flachen<br />
Gewässern wirkt sich eine Verschlammung<br />
des Seebodens, die unter anderem durch<br />
Uferabbrüche hervorgerufen wird, deutlich<br />
schlimmer aus als bei tieferen Gewässern.<br />
Dies trifft besonders die Segler, da aufgrund<br />
der zunehmenden Verschlammung der Seeboden<br />
in die Höhe wächst und das Segeln so<br />
stark einschränkt. Hier ist umgehend Abhilfe<br />
zu schaffen. Ein Wunsch, der übrigens besonders<br />
den Pottumern am Herzen liegt. Bei<br />
der Amtseinführung von Ortsbürgermeister<br />
6<br />
Klaus Weil stellte er ganz explizit die Forderung<br />
an mich, in dieser Sache für seine Ortsgemeinde<br />
aktiv zu werden.<br />
Ansichten: Warum ist Pottum besonders<br />
betroffen?<br />
Loos: Der Segelhafen mit rund 90 Wasserliegeplätzen<br />
und 80 Landliegeplätzen wurde<br />
1986 vor der Ortslage Pottum im Wiesensee<br />
errichtet. Durch die Verschlammung des<br />
Sees ist gerade dieser Bereich sehr stark in<br />
Mitleidenschaft gezogen. Hier wirkt sich der<br />
Verlust von Wassertiefe ganz gravierend aus:<br />
Konnten die Segler in den 80er und 90er<br />
Jahren noch die ganze Saison für ihren Sport<br />
nutzen, so müssen die Segelfreunde heute<br />
oft bereits Mitte bis Ende Juli die Segelsaison<br />
beenden.<br />
Ansichten: Den See gibt es seit Anfang der<br />
70er Jahre. Wie konnte es zu diesen massiven<br />
Problemen überhaupt kommen?<br />
Loos: Das ursprünglich als Regenrückhaltebecken<br />
mit Fischereibewirtschaftung geplante<br />
Gewässer wird inzwischen auch als Erholungs-<br />
und Sportsee genutzt. Als Regenrückhaltebecken<br />
sollte es die Frühjahrshochwasser<br />
auffangen und somit die Situation der<br />
Unterlieger entschärfen. Dafür war die Planung<br />
mit ursprünglich 5,0 Meter Wassertiefe<br />
an der Staumauer und gut einem Meter vor<br />
der Ortslage Pottum durchaus ausreichend.<br />
Für die spätere Freizeitnutzung reicht die<br />
Wassertiefe lediglich vor der Staumauer aus.<br />
Jedoch erkannte der Zweckverband „Seewiese”,<br />
bestehend aus den Ortsgemeinden<br />
Pottum, Stahlhofen a. W. und Winnen,<br />
bereits sofort nach dem ersten Anstau des<br />
Sees die touristische Bedeutung für unseren<br />
Raum und gab den Wiesensee für die Naherholung<br />
frei.<br />
ANSICHTEN • Ein Informationsdienst zur Golfplatzerweiterung des Lindner Hotel & Sporting Club Wiesensee • Ausgabe 2 • November 2006<br />
Ansichten: Wie konnte es zur Verschlammung<br />
kommen?<br />
Loos: Hier nennt der Bewirtschaftungsplan<br />
mehrere Faktoren, die für eine Verschlammung<br />
im Wiesensee verantwortlich sind.<br />
Zunächst liegt es daran, dass der Uferbereich<br />
vom Segelhafen ausgehend in Richtung Naturschutzgebiet<br />
immer stärker eingebrochen<br />
ist. Dies ist die Folge des überwiegend herrschenden<br />
Südwestwindes, der die Wellen des<br />
Sees ungehindert gegen das „Pottumer Ufer”<br />
schlagen lässt. Dadurch sind hier stellenweise<br />
bis zu zwanzig Meter Uferverlust zu beklagen.<br />
Hinzu kommen noch neben den Einträgen<br />
über die Seezuflüsse die Exkremente der<br />
Fische und das absterbende Gras im See.<br />
Ansichten: Die Fischzucht wurde von der<br />
Verbandsgemeinde Westerburg dieses<br />
Jahr zum ersten Mal zurückgefahren.<br />
Loos: Aufgrund der Vorgaben der Fachbehörden<br />
sahen wir keine andere Möglichkeit,<br />
als den bisherigen Fischbesatz drastisch zu<br />
verringern. Dies führte zu einem Verzicht der<br />
Pachteinnahmen. Dem gegenüber steht jedoch<br />
ein großer Erfolg in der Ökologie des<br />
Wiesensees.<br />
Die Wasserqualität des Sees war in diesem<br />
Jahr besser als in den letzten zehn Jahren.<br />
Dieses Ergebnis erfuhren wir vom zuständigen<br />
Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft<br />
und Gewerbeaufsicht in Oppenheim,<br />
das den Wiesensee in diesem Jahr im wöchentlichen<br />
Rhythmus überprüfte. Dieses<br />
Ergebnis macht uns Mut und zeigt uns den<br />
Weg in die richtige Richtung, was den Besatz<br />
des Sees in den kommenden Jahren betrifft.<br />
Ansichten: Und die Verschlammung und<br />
der Graswuchs?<br />
Loos: Diese beiden Punkte sind natürlich<br />
nicht mit der Reduzierung des Fischbesatzes<br />
in den Griff zu bekommen.<br />
Die stark fortschreitende Eutrophierung des<br />
Sees führt zu großen Problemen für alle Nutzer.<br />
Hinzu kommt die bereits erwähnte flache<br />
Ausgangslage des Sees, die eine Sonneneinstrahlung<br />
bis auf den Seeboden zulässt.<br />
Dadurch kann sich die nährstoffreiche Sedimentschicht<br />
am Boden erwärmen und das<br />
Gras weiter sprießen. Um dies endgültig zu<br />
verhindern, müsste der See bis zu einer Tiefe<br />
zwischen sechs und acht Metern ausgebaggert<br />
werden. Dies ist natürlich unrealistisch.<br />
Ansichten: Was schlägt der Bewirtschaftungsplan<br />
vor?<br />
Loos: Der Bewirtschaftungsplan sieht die<br />
Entschlammung als wirksame, aber auch<br />
sehr teure, Maßnahme vor, die noch einer<br />
sorgfältigen Prüfung und Untersuchung bedarf.<br />
Einhergehend mit der Entschlammung<br />
des Sees müssen die Uferzonen befestigt<br />
werden. Mit der Tieferlegung des Sees wür-<br />
de der nährstoffreiche Schlamm entfernt<br />
und damit die interne Düngung vermindert.<br />
Dabei wird ein für den Artenerhalt erforderlicher<br />
Entwicklungszustand wiederhergestellt,<br />
die Wasserqualität verbessert und<br />
stabilisiert, Fischsterben durch Sauerstoffmangel<br />
vermieden, der See vertieft und die<br />
Sichttiefe verbessert.<br />
Ansichten: Was hat dies alles mit Lindner<br />
zu tun? (Diese Frage stellte auch ein<br />
Besucher der Bürgerversammlung.)<br />
Loos: Eine Tieferlegung des Sees, insbesondere<br />
vor Pottum, und die Befestigung des<br />
Ufers kosten sehr viel Geld. Die Verbandsgemeinde<br />
Westerburg ist, wie jeder weiß,<br />
jedoch finanziell nicht auf Rosen gebettet.<br />
Unsere finanziellen Verhältnisse lassen, ohne<br />
Unterstützung, eine Sanierung des Sees leider<br />
nicht zu.<br />
Es gibt zwar Fördermöglichkeiten des Landes<br />
und der EU. Eines ist jedoch bei allen Förderprogrammen<br />
Bedingung: Sie verlangen<br />
immer einen Eigenanteil der Kommunen.<br />
Eine hundertprozentige Finanzierung durch<br />
das Land oder die EU ist nicht möglich. Unser<br />
Bestreben ist es, das Geld, das Lindner<br />
bei der Erweiterung des Golfplatzes in den<br />
Dammbau investieren müsste, als unseren<br />
Eigenanteil für die Sanierung des Wiesensees<br />
anerkannt zu bekommen.<br />
Segel- und Yachthafen Pottum vom Wiesensee aus gesehen.<br />
Ansichten: Die Verbandsgemeinde Westerburg<br />
besteht aus der Stadt Westerburg<br />
und 23 Ortsgemeinden. Wie stehen<br />
die zu dem Projekt Wiesensee?<br />
Loos: Unsere Gemeinden, die im Wesentlichen<br />
die finanziellen Mittel für die Aufgaben<br />
der Verbandsgemeinde aufbringen,<br />
haben erkannt, welches Potential der See<br />
gerade für das Westerburger Land hat. Mit<br />
7<br />
der Tieferlegung und der Uferbefestigung<br />
würde unser Wiesensee auf Dauer für die<br />
Besucher der Region attraktiv bleiben. Nach<br />
Durchführung dieser Maßnahme können wir<br />
mit einer Zunahme der Übernachtungs- und<br />
Tagesgäste rechnen. Nach einem Artikel aus<br />
der Fachzeitschrift „Stadt und Gemeinde”<br />
zählt der Tagestourismus als Wirtschaftsfaktor<br />
für Kommunen. Die durchschnittlichen<br />
Ausgaben eines Tagestouristen liegen bei<br />
rund 28 Euro pro Kopf und Tag. Reisekosten<br />
für den Transfer zwischen Quell- und<br />
Zielgebiet sind hierin nicht enthalten. Diese<br />
Beträge kommen der Gastronomie, der heimischen<br />
Geschäftswelt, dem Lebensmitteleinzelhandel,<br />
den Tankstellen und indirekt<br />
wiederum den Zulieferern zugute. Kurzum,<br />
das stärkt die Wirtschaftskraft des Westerburger<br />
Landes, das sichert und schafft neue<br />
Arbeitsplätze. Um genau das geht es hier.<br />
Und dafür kämpft jeder Ortsbürgermeister,<br />
jedes Mitglied im Verbandsgemeinderat und<br />
in den einzelnen Ortsgemeinderäten.<br />
Ansichten: Was passiert mit dem Wiesensee,<br />
wenn das Golfplatzprojekt scheitern<br />
sollte?<br />
Loos: Wenn das Golfplatzprojekt und damit<br />
auch die weiteren Investitionsabsichten<br />
scheitern sollten, wäre dies ein schwerer<br />
Rückschlag für den gesamten Fremdenver-<br />
kehr in unserem Westerburger Land. Wir<br />
dürften auf absehbare Zeit nicht in der Lage<br />
sein, Sanierungsmaßnahmen im Wiesensee<br />
durchführen zu können. Ich gehe davon<br />
aus, dass eine solche Entscheidung zu spürbaren<br />
wirtschaftlichen Einbrüchen in der<br />
heimischen Gastronomie führen, zumindest<br />
aber die guten Entwicklungsansätze beeinträchtigen<br />
würde.
ANSICHTEN • Ein Informationsdienst zur Golfplatzerweiterung des Lindner Hotel & Sporting Club Wiesensee •Ausgabe 2 • November 2006<br />
Stand des Planungsverfahrens.<br />
Vorläufiger Plan der Golfplatzerweiterung: Alle Wanderwege bleiben – bis auf ein 150 m langes Teilstück – beim Bau des Golfplatzes erhalten.<br />
Die vergangenen Wochen waren anstrengend<br />
für die Mitarbeiter der Kreisverwaltung.<br />
Sie mussten über 40 Stellungnahmen<br />
zur geplanten Golfplatzerweiterung und der<br />
damit verbundenen Änderung des Flächennutzungsplans<br />
analysieren.<br />
Die Befragung der Träger öffentlicher Belange<br />
– von der Landwirtschaftskammer bis hin<br />
zu kirchlichen Einrichtungen – gehört zum<br />
demokratischen Entscheidungsprozess, den<br />
das Bundesbaugesetz bei Vorhaben dieser<br />
Größenordnung vorschreibt. Dazu zählt auch<br />
die Offenlegung der Pläne für die Allgemeinheit,<br />
die sich dann ebenfalls äußern kann.<br />
Sowohl die Wünsche, Anregungen bzw.<br />
Vorschriften der Träger öffentlicher Belange,<br />
die die Kreisverwaltung in der so genannten<br />
landesplanerischen Stellungnahme zusammenfasst,<br />
als auch die Wünsche der Bürger<br />
diskutiert dann der Verbandsgemeinderat.<br />
Beschließt er, dass Einwände gerechtfertigt<br />
sind, dann müssen diese in einem neuen Entwurf<br />
des Flächennutzungsplans eingearbeitet<br />
werden. Dieser neue Entwurf geht wiederum<br />
den Trägern öffentlicher Belange zu bzw. wird<br />
zur Einsicht und Stellungnahme den Bürgern<br />
offen gelegt.<br />
Zur Erinnerung: Der Flächennutzungsplan einer<br />
Gemeinde gibt lediglich vor, wie Flächen<br />
genutzt werden dürfen.<br />
Um Details wie im Fall der Golfplatzerweiterung<br />
beispielsweise die Bahnen verlaufen<br />
– geht es erst beim zweiten Schritt, dem vorhabenbezogenen<br />
Bebauungsplan.<br />
Das Verfahren zur „Aufstellung des vorhabenbezogenen<br />
Bebauungsplans“ kann<br />
parallel zum Verfahren der „Aufstellung<br />
der Änderung des Flächennutzungsplans”<br />
durchgeführt werden.<br />
Auch beim vorhabenbezogenen Bebauungsplan<br />
wird erst über die sogenannte „Aufstellung“<br />
im Gemeinderat abgestimmt. Erst<br />
dann geht es in die Details. Genauso wie<br />
beim Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans<br />
kommen hier wieder alle Träger<br />
öffentlicher Belange und die Bürger im<br />
Rahmen der frühzeitigen Bürgerbeteiligung<br />
und der Offenlage zu Wort.<br />
Beide legen mit ihren Stellungnahmen und<br />
Anregungen die Grundlage für die Entscheidung<br />
des Gemeinderats. Dieser wägt ab<br />
zwischen Einzelinteressen und dem Gemeinwohl<br />
und legt fest, ob weitere Änderungen<br />
des Plans nötig sind.<br />
§8<br />
Impressum<br />
Herausgeber: Lindner Hotels AG, Düsseldorf<br />
Verantwortlich Otto Lindner jun.<br />
für den Inhalt: Vorstand Lindner Hotels AG<br />
Inhaltliche Konzeption<br />
und Redaktion: Ulrika Brandt, Lindner Hotels AG<br />
Gestaltung/ Stefan M. Oehlen<br />
Produktion: Ilona Bruckmann<br />
Lindner Unternehmensgruppe<br />
Düsseldorf<br />
Druck: K+S Druck Schneider GmbH<br />
Hövel<br />
Auflage: 12.000 Exemplare<br />
Distribution: VFA Verlag für Anzeigenblätter GmbH<br />
Mülheim-Kärlich<br />
Ansichten<br />
im Internet: www.lindner.de<br />
Bezugsquelle: Lindner Hotel & Sporting Club<br />
Wiesensee<br />
Am Wiesensee<br />
56457 Westerburg/Westerwald<br />
Telefon 02663-991-451<br />
Telefax 02663-991-460<br />
info.wiesensee@lindner.de