Volltext - Institut für Slawistik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Volltext - Institut für Slawistik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Volltext - Institut für Slawistik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
80 81<br />
o<strong>der</strong> interkulturellen Unterschiede eher ab o<strong>der</strong> eher zu (hierzu Kaschuba<br />
1995)? Inwiefern sind parallele Machtstrukturen ethnischer Gruppen<br />
akzeptiert und in das politische Gesamtsystem integriert?<br />
— Was lässt sich über die Verteilung von Macht und Hierarchiebildung<br />
beobachten? Wann kommt es zu Ausbeutung, Stratifikation, zu sozialer<br />
Kontrolle, Unterdrückung, Diskriminierung, Zwang, Gewalt, Betrug,<br />
Vertreibung, Kontrolle, Manipulation? Dienen diese Prinzipien <strong>der</strong><br />
Verstärkung von Gruppenzusammenl-ialt o<strong>der</strong> führen sie zu Feindschaften<br />
(hierzu Schlee 2000a)?<br />
— Berichten die Gesprächspartner von Benachteiligungen bzw.<br />
Privilegierungen? Sind die Benachteilungen real o<strong>der</strong> eingebildet? Sind<br />
die von den Gesprächspartnern geäußerten Sachverhalte zu beobachten?<br />
— Wer ist an <strong>der</strong> Verbreitung <strong>der</strong> Vorurteile aktiv beteiligt? Welche Rolle<br />
spielen die Massenmedien dabei?<br />
— Beherbergen die erzählten Geschichten o<strong>der</strong> Mythen ein<br />
Konflikpotential, aus dem nationale Überhöhungen und Chauvinismen<br />
entstehen?<br />
— Alltägliches faktisches Verhalten<br />
Die folgenden vier Aufgabenblöcke stehen vor dem Hintergrund <strong>der</strong><br />
Frage, auf welcher Ebene sich das faktische Verhalten <strong>der</strong> Gruppen<br />
gemeinsam o<strong>der</strong> getrennt vollzieht und wie es zu gemeinsamen<br />
Aktivitäten kommt bzw. eben nicht kommt (z.B. unter Druck ökonomi<br />
scher Notwendigkeiten o<strong>der</strong> durch hierarchische Abhängigkeiten).<br />
Formen des Arbeitens und Wirtschaftens:<br />
— Wann, wo und auf welcher Ebene kommt es zu geschäftlichen<br />
Beziehungen zwischen den Ethnien (sog. „interkulturellen<br />
Geschäftsbeziehungen“, s. Mauritz 1996)? Sind sie eher durch<br />
Abhängigkeiten gekennzeichnet o<strong>der</strong> gestalten sie sich symbiotisch? Wer<br />
arbeitet für wen und in welcher Form?<br />
— Wie tragen die beobachteten Beziehungsmuster zur Existenz und<br />
Persistenz ethnischer Grenzen bei?<br />
— Inwiefern bewirkt steigen<strong>der</strong> materieller Lebensstandard zunehmende<br />
Individualisierung? Haben bisher vorgegebene Kategorien (religiöse und<br />
ethnische Gruppen) an Einfluss auf das individuelle Leben verloren?<br />
Werden an<strong>der</strong>e Kategorien (z.B. Bildung o<strong>der</strong> Mobilität) wichtiger für die<br />
Gestaltung <strong>der</strong> eigenen Biographie (vgl. Pfaffenbach 2002, 13)?<br />
Wohn- und Siedlungssituation:<br />
— Zwischen welchen Gruppen es kommt zu sozialer Segregation?<br />
Welche Effekte hat dies auf die räumliche Segregation (verstanden als<br />
räumliche Trennung von Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlichen<br />
Merkmalen nach ethnischer, religiöser, kultureller o<strong>der</strong> schichtspezifisch<br />
er Herkunft)?<br />
— Kann man bestimmte Raumeinheiten <strong>der</strong> Segregation (z.B. Viertel)<br />
belegen? Wird das Wohnen in weitgehend getrennten Vierteln begünstigt<br />
o<strong>der</strong> wachsen ethnisch getrennte Viertel zusammen und mischen sich?<br />
Nutzen religiöse Min<strong>der</strong>heiten den Raum als Zeichen <strong>der</strong><br />
Abgrenzung? Zielen die dominanten Gruppen auf die Segregation o<strong>der</strong><br />
Absorption an<strong>der</strong>er Gruppen (hierzu Herlyn & Harth 1996)?<br />
— Verstärkt o<strong>der</strong> verringert sich die räumliche Segregation? Wie unter<br />
scheidet sich die Siedlungssituation im urbanen vom ruralen Kontext<br />
(dazu Rogers & Vertovic 1995; Hannerz 1980)?<br />
— Welche zentralen Plätze und Einrichtungen gibt es? Von welchen<br />
Gruppen werden sie überwiegend genutzt?<br />
— Wie wird die eigene soziale Position innerhalb <strong>der</strong> Siedlung<br />
eingestuft?<br />
— Lässt sich von räumlicher Segregation auf ethnisch-soziale<br />
Segregation schließen? Kann räumlich durchmischtes Siedeln auch<br />
Ausdruck o<strong>der</strong> Folge geringerer sozialer Segregation sein? Inwiefern<br />
spielen Mobilität und Migration dabei eine Rolle?<br />
— Freizeitaktivitäten<br />
— Sind die im wirtschaftlichen Bereich existierenden Formen des<br />
Neben- o<strong>der</strong> Miteinan<strong>der</strong>s auch im privatem Bereich vorhanden? Kommt<br />
es dort zu mehr o<strong>der</strong> weniger Begegnungen?<br />
— Welche örtlichen Erholungseinrichtungen und -möglichkeiten gibt es<br />
(einschließlich Diskos, Gaststätten, Caf~s)? Kommt es zu gemeinsamen<br />
sportlichen Aktivitäten (zum Aussagewert sportlichen Engagements als<br />
Identitätsmarker s. Panagiotidis 1995, Lienau 1999) o<strong>der</strong> gegenseitigen<br />
Besuchen?