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Schriftliche Unterrichtsplanung - von Nicole Liesenhoff-Schubert

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<strong>Schriftliche</strong> <strong>Unterrichtsplanung</strong><br />

vorgelegt anlässlich des ersten Unterrichtsbesuches im Unterrichtsfach Textilgestaltung bei<br />

Frau ... in der Fachrichtung Sondererziehung und Rehabilitation der Geistigbehinderten bei<br />

Frau ...<br />

Thema der Unterrichtseinheit:<br />

„Wir lernen Filz(en) und die dazu benötigten Materialien kennen.“<br />

Eine Unterrichtseinheit zur Einführung des Filzens<br />

Datum: 03.06.2004<br />

Zeit:<br />

ca. 13.00-14.30 Uhr<br />

Schule:<br />

Paul-Moor-Schule, Schule für Geistigbehinderte<br />

Klasse: Mittelstufe 1<br />

Ausbildungslehrer: Frau <strong>Liesenhoff</strong>-<strong>Schubert</strong><br />

Unterrichtsfach: Textilgestaltung<br />

Lerninhalt: Fertigungslehre<br />

Lernbereich: Flächengestaltung/-herstellung<br />

Annika Metz<br />

E-Mail: xafm@gmx.de


1 Darstellung des Vorhabens<br />

Rahmenvorhaben:<br />

„Wir verschönern unseren Klassenraum.“<br />

Fächerübergreifendes Unterrichtsvorhaben zur Stärkung des<br />

Gemeinschaftsgefühls durch die Verschönerung des<br />

Klassenraumes<br />

Teilvorhaben 1:<br />

„Wir bemalen unsere Fenster.“<br />

Fachorientierter Lernbereich Kunst<br />

Teilvorhaben 2:<br />

„Wir filzen einen Teppich für unsere Spiel- und Ruheecke.“<br />

Fachorientierter Lernbereich Textilgestaltung<br />

Teilvorhaben 3:<br />

„Wir stellen ein kleines Regal für unsere Spiel- und Ruheecke<br />

her.“<br />

Fachorientierter Lernbereich Werken<br />

Ziel des Teilvorhabens 2:<br />

Die SchülerInnen sollen Filz, die Technik „Filzen“ und die dazu<br />

benötigten Materialien kennen lernen, erproben und vertiefen.<br />

Darstellung des Teilvorhabens 2:<br />

Handlungseinheiten Thema Zielsetzung<br />

1. Einheit Wir lernen Filz(en) und die Die SchülerInnen sollen Filz<br />

dazu benötigten Materialien und die zum Filzen<br />

kennen.<br />

benötigten Materialien<br />

kennen lernen, indem sie<br />

gewaschene und kardierte<br />

Schafwolle zupfen, die<br />

gezupfte Schafwolle mit<br />

warmer Seifenlauge<br />

2


anfeuchten und damit<br />

hantieren, um so das Filzen<br />

kennen zu lernen.<br />

2. Einheit Wir filzen kleine Flächen. Die SchülerInnen erproben die<br />

Technik des Filzens, indem<br />

jeder eine kleine Fläche filzt.<br />

3. Einheit Wir planen das Motiv des<br />

Teppichs.<br />

Die SchülerInnen sollen<br />

gemeinsam planen, wie der<br />

Teppich aussehen soll. Neben<br />

der Technik ist nur die Größe<br />

vorgegeben.<br />

4. Einheit Wir erstellen die Vorfilze für<br />

den Teppich.<br />

Die SchülerInnen sollen die<br />

Vorfilze für den Teppich filzen<br />

und zuschneiden.<br />

5. Einheit<br />

(Vorbereitung des<br />

Filzens)<br />

Wir legen die Wolle zur<br />

Vorbereitung des Filzens des<br />

Teppichs aus.<br />

Die SchülerInnen sollen die<br />

Wolle zur Vorbereitung des<br />

Filzens des Teppichs auslegen.<br />

6. Einheit<br />

und folgende Einheiten<br />

Wir filzen unseren Teppich. Die SchülerInnen sollen den<br />

Teppich in mehreren Einheiten<br />

filzen.<br />

Thema der Unterrichtseinheit:<br />

Zielsetzung der Unterrichtseinheit:<br />

Wir lernen Filz(en) und die dazu benötigten<br />

Materialien kennen.<br />

Die SchülerInnen sollen Filz und die zum Filzen<br />

benötigten Materialien kennen lernen, indem sie<br />

gewaschene und kardierte Schafwolle zupfen, die<br />

gezupfte Schafwolle mit warmer Seifenlauge<br />

anfeuchten und damit hantieren, um so das Filzen<br />

kennen zu lernen.<br />

3


2 Zielorientierte Handlungsschritte<br />

Die SchülerInnen erreichen das Ziel der Unterrichtseinheit, indem sie<br />

1. maschinell und manuell gefilzte Stücke fühlen,<br />

2. die zum Filzen benötigten Materialien erkennen und benennen,<br />

3. die Materialien an ihrem Arbeitsplatz anordnen,<br />

4. die Wolle mit Hilfe des Spitzfingergriffes zupfen,<br />

5. die Hände einseifen und die Wolle mit warmer Seifenlauge mit Hilfe des<br />

Wäschesprengers oder mit den Händen anfeuchten und damit ihren Bedürfnissen<br />

entsprechend hantieren,<br />

6. das Ergebnis des Hantierens mit kaltem Wasser auswaschen und zum Trocknen legen,<br />

7. ihren Arbeitsplatz aufräumen,<br />

8. sich an einer abschließenden Reflektionsrunde beteiligen.<br />

3 Differenzierungen zu den zielorientierten Handlungsschritten<br />

Sonja erreicht das Ziel der Unterrichtseinheit, indem sie<br />

1. ihren Arbeitsplatz mit motorischer Hilfestellung einrichtet,<br />

2. die Wolle mit motorischer Hilfestellung zupft,<br />

3. sich die Hände mit motorischer Hilfestellung einseift,<br />

4. die Wolle mit motorischer Hilfestellung anfeuchtet,<br />

5. zumindest mit einer Hand hantiert,<br />

6. das Ergebnis des Hantierens mit motorischer Hilfestellung auswäscht und<br />

7. ihren Arbeitsplatz mit motorischer Hilfestellung aufräumt.<br />

Vivien erreicht das Ziel der Unterrichtseinheit, indem sie<br />

1. ihren Arbeitsplatz mit verbaler Hilfestellung einrichtet,<br />

2. die Wolle zunächst mit motorischer Hilfestellung zupft,<br />

3. sich mit verbaler Hilfestellung die Hände einseift und die Wolle anfeuchtet,<br />

4. mit verbaler Hilfestellung mit beiden Händen evtl. mit Handschuhen hantiert und<br />

4


5. mit verbaler Hilfestellung das Ergebnis des Hantierens auswäscht und anschließend<br />

aufräumt.<br />

Ann-Kathrin, Marc-Leon, Sebastian und Rabea erreichen das Ziel der Unterrichtseinheit,<br />

indem sie<br />

1. ihren Arbeitsplatz mit verbaler Hilfestellung einrichten,<br />

2. die Wolle mit verbaler Hilfestellung zupfen und<br />

3. mit verbaler Hilfestellung mit beiden Händen hantieren, auswaschen und aufräumen.<br />

4 Lernvoraussetzungen der Lerngruppe<br />

Die Mittelstufe 1 besteht aus den zwei Jungen, Marc-Leon und Sebastian, und den vier<br />

Mädchen Ann-Kathrin, Rabea, Sonja und Vivien. Bisher hat noch keiner <strong>von</strong> ihnen gefilzt.<br />

Allerdings haben sie schon mit Vorkenntnisse im Umgang mit Wolle und Stoff. Sie<br />

beherrschen alle den Spitzfingergriff, wobei Sonja ihn nur mit einer Hand ausführen kann.<br />

Durch andere Feinmotorikübungen ist da<strong>von</strong> auszugehen, dass sie die Technik des Filzens<br />

problemlos erlernen können und auch das Anfeuchten mit dem Wäschesprenger weitgehend<br />

selbstständig durchführen können. Es wird ihnen vermutlich z.T. schwer fallen, genug<br />

Ausdauer zu zeigen, um den Filzprozess durchzuhalten. Daher ist es sinnvoll als Einführung<br />

in die Thematik eine Unterrichtseinheit zum Kennen lernen und Ausprobieren der Materialien<br />

vorzusehen.<br />

Da der Textilgestaltungsunterricht direkt nach der halbstündigen Mittagspause statt findet,<br />

könnte es sein, dass die SchülerInnen noch recht unruhig sind und erst einmal zur Ruhe<br />

kommen müssen. In dieser Situation bietet es ihnen Struktur, noch einmal den Tagesplan<br />

durchzugehen und sich darauf einzustellen, dass Textilgestaltung an der Reihe ist.<br />

Generell herrscht ein gutes Arbeits- und Klassenklima, welches eine Lehrerin oft mit<br />

Entspannungsmusik bei ruhigen Arbeitsaufträgen unterstützt. Allerdings neigt Sebastian<br />

zeitweise dazu, Sonja, die Schülerin im Rollstuhl, auszugrenzen, was das<br />

Unterrichtsgeschehen erheblich stört. Diese Tendenz ist beim ihm tagesformabhängig.<br />

Sonja wird anfangs nur mit einer Hand filzen bzw. hantieren, da sie eine links betonte<br />

Tetraparese hat. Vivien wird evtl. nur zum Filzen zu bewegen sein, wenn ihr Handschuhe<br />

5


angeboten werden, da sie in unbekannten Situationen manchmal nicht mitmachen möchte und<br />

es unangenehm findet, etwas anzufassen. Inwiefern man bei ihr <strong>von</strong> einer taktil-haptischen<br />

Abwehr sprechen kann, ist noch nicht ganz geklärt.<br />

Marc-Leon und Sebastian fällt es mitunter schwer, sich zu konzentrieren. Die Motivation,<br />

einen Gegenstand für die Verschönerung der Klasse herzustellen, wird die Konzentration,<br />

sowie die Ausdauer allerdings vermutlich steigern.<br />

Sonja, Rabea und Vivien verhalten sich im Unterricht sehr ruhig und zurückhaltend, weshalb<br />

sie verstärkt in den Unterricht miteinbezogen werden müssen. Marc-Leon, Sebastian und<br />

Ann-Kathrin sind lebhafter und müssen häufiger an die festgelegten Regeln erinnert werden.<br />

Zur Leistung individueller Hilfestellung sind eine zweite Lehrkraft und eine pädagogische<br />

Mitarbeiterin, sowie z.T. die Physiotherapeutin, zusätzlich anwesend. Um den Bedürfnissen<br />

der SchülerInnen Rechnung zu tragen, sollte die Dauer des Unterrichts/der Unterrichtsphasen<br />

flexibel sein.<br />

5 Sachstruktureller Entwicklungsstand<br />

Ann-Kathrin<br />

Ann-Kathrin ist ein zehnjähriges Mädchen mit Down Syndrom. Im Unterricht ist sie meist<br />

aufmerksam und arbeitet gut und konzentriert mit. Je nach Tagesform ist sie z.T. nur mäßig<br />

ausdauernd und manchmal zu lebhaft, so dass sie an die festgelegten Regeln erinnert werden<br />

muss. Zu ihren MitschülerInnen hat sie ein gutes Verhältnis. Wie alle SchülerInnen der<br />

Klasse, hat sie noch nicht gefilzt. Mit Stoffen und Wolle, sowie Wasser o.ä. beschäftigt sie<br />

sich gern und motiviert. Feinmotorische Übungen bewältigt sie gerne und gut, weshalb sie<br />

beim Zupfen der Wolle vermutlich schnell Erfolge erzielen wird. Sie wird selbstständig mit<br />

beiden Händen hantieren und filzen können und diese Phase des Ausprobierens genießen.<br />

Marc-Leon<br />

Marc-Leon ist zehn Jahre alt und hat eine Entwicklungsverzögerung mit minimalem<br />

Dysmorphie-Syndrom bei cerebraler Krampfbereitschaft. Generell ist er sehr aufgeschlossen<br />

und hat einen großen aktiven Wortschatz. Während er anfangs immer wieder auf die<br />

Aufgabenstellung hingewiesen werden muss, arbeitet er dann sorgfältig und konzentriert.<br />

6


Wenn etwas nicht zu seiner Zufriedenheit geschieht, zeigt sich seine relativ geringe<br />

Frustrationstoleranz. Auch er hat Vorkenntnisse im Umgang mit Stoffen und Wolle.<br />

Aufgrund der Bedeutsamkeit des Teppichs für die Spiel- und Ruheecke, welcher seine Idee<br />

war, ist seine Motivation sehr hoch, den Teppich mit Hilfe der neuen Technik herzustellen. Er<br />

freut sich schon sehr darauf, wenn die Spiel- und Ruheecke verschönert ist. Motorisch wird es<br />

ihm keinerlei Probleme bereiten, die Aufgaben auszuführen und Filzen zu erlernen. Aufgrund<br />

der hohen Motivation wird seine Ausdauer im Vergleich zu anderen ihn nicht so<br />

motivierenden Lerninhalten gesteigert sein. Er wird Spaß am Ausprobieren seiner Ideen<br />

bezüglich Farbwahl und –anordnung haben.<br />

Rabea<br />

Rabea ist ein zierliches zwölfjähriges Mädchen mit einer Entwicklungsretardierung.<br />

Aufgrund ihrer Schwerhörigkeit trägt sie Hörgeräte, die mit einer Microport-Anlage<br />

(Mikrofon mit Empfänger, welche an die Hörgeräte angesteckt werden) ergänzt werden<br />

können. Bei Einsatz dieser Microport-Anlage versteht sie wesentlich mehr im Unterricht und<br />

nimmt dann auch viel aktiver teil. Generell ist sie im Unterricht recht zurückhaltend und<br />

spricht recht wenig. Rabea ist kreativ, hat einen ausgeprägten Ordnungs- und Perfektionssinn<br />

und malt sehr gern und gut, wobei sie meist keine realitätsgetreuen Farben verwendet.<br />

Vorkenntnisse im Umgang mit Stoffen und Wolle sind vorhanden. Sie wird ihren Arbeitsplatz<br />

sehr ordentlich einrichten und mit Freude die Farben der Wolle aussuchen und anordnen und<br />

schließlich mit beiden Händen selbstständig hantieren bzw. filzen.<br />

Sebastian<br />

Sebastian ist zwölf Jahre alt. Eine allgemeine, sowie eine sprachliche Entwicklungsverzögerung<br />

und ein niedriger Muskeltonus beeinträchtigen ihn. Während der Unterrichtszeit nimmt<br />

Sebastian an der Ergotherapie teil. In der Unterrichtseinheit zur Einführung des Filzens wird<br />

ihm die Möglichkeit des Ausprobierens gefallen. Aufgrund seiner recht geringen<br />

Frustrationstoleranz wird es in folgenden Unterrichtseinheiten nötig sein, ihn während des<br />

Filzprozesses zu ermutigen und zu motivieren. Motorisch wird er keinerlei Schwierigkeiten<br />

haben, mit beiden Händen selbstständig zu hantieren und schließlich zu filzen. Aufgrund der<br />

Motivation, einen Teppich für die Klasse zu gestalten, entwickelt er schon Ideen und<br />

Vorstellungen bezüglich des Motivs.<br />

7


Sonja<br />

Sonja ist elf Jahre alt. Sie hat eine cerebrale Mehrfachbehinderung mit links betonter<br />

spastischer Tetraparese und ein cerebrales Anfallsleiden. Außerdem hat sie eine ausgeprägte<br />

Schielfehlstellung und eine Entwicklungsverzögerung im kognitiven und sozial-emotionalen<br />

Bereich. Sonja ist in der Regel ein fröhlicher und offener Mensch. Während sie in<br />

Unterrichtssituationen eher zurückhaltend und schüchtern wirkt, kann sie z.B. in der Pause<br />

durchaus sehr laut erzählen. Mit ihrem Rollstuhl kann sie eigentlich sehr gut fahren, nur fällt<br />

ihr das Rückwärtsfahren aufgrund des dann behindernden Hilfsgriffes schwer. Gerade durch<br />

die Enge des Klassenraums wird es ihr schwer fallen, sich alle Materialien selbstständig zu<br />

holen. Aufgrund ihrer Tetraparese setzt sie die linke Hand im Wesentlichen zum Festhalten<br />

ein und benutzt zum Greifen etc. die rechte Hand. Es ist ihr nur mit der rechten Hand möglich<br />

den Spitzfingergriff zu benutzen. So ist anzunehmen, dass sie vorerst nur mit der rechten<br />

Hand selbstständig hantiert und filzt, während sie mit der linken Hand versucht die Wolle<br />

bzw. den Tüll festzuhalten, damit die Wolle nicht verrutscht. Hierbei und generell während<br />

des Durchführungsprozesses ist es sinnvoll ihr eine motorische Hilfestellung zu geben. Die<br />

Physiotherapeutin hat Zeit, sie während dieser Unterrichtseinheit zu unterstützen, damit sie<br />

sich individuell ihren Bedürfnissen entsprechend einbringen kann. Sonja hat der Textilgestaltungsunterricht<br />

bisher nicht so viel Spaß gemacht, weil ihr die feinmotorischen Aufgaben sehr<br />

schwer fielen. Aufgrund der verstärkten Differenzierungsmaßnahmen (vgl. S. 4) wird ihr das<br />

Hantieren, sowie das Filzen leichter fallen, wodurch die Motivation steigt. Auch sie hat schon<br />

Ideen für ein Motiv des Teppichs entwickelt.<br />

Vivien<br />

Vivien ist mit 13 Jahren die Älteste der Klasse. Sie ist ein Kind mit Down Syndrom. Generell<br />

beherrscht sie sehr viel, doch zeigt sie leider nicht oft, was sie alles kann. Dies kann man<br />

meist nur in Spielphasen beobachten, in denen sie dann oft den Tagesplan wiederholt,<br />

während sie in der Unterrichtssituation selten aktiv teilnimmt. Sie hat noch Schwierigkeiten,<br />

sich in den Unterrichtsablauf einzuordnen und neigt zu dominantem Verhalten. Insofern spielt<br />

bei ihr die Einhaltung <strong>von</strong> Regeln eine sehr große Rolle. Gegenüber ihren Mitschülern ist sie<br />

in der Regel sehr hilfsbereit. Wenn Vivien sich in unbekannten Situationen unsicher fühlt oder<br />

wenn sie zu bestimmten Aufgaben keine Lust hat, weigert sie sich mitzumachen bzw. den<br />

betreffenden Gegenstand anzufassen. Insofern kann es sein, dass sie nur mit Hilfe <strong>von</strong><br />

Handschuhen Motivation zum Filzen hat. Die Klassenlehrerin und die Ergotherapeutin sind<br />

sich noch nicht sicher, inwiefern es sich um eine taktil-haptische Abwehr handelt. Tendenziell<br />

8


scheint es sich bei ihr allerdings eher um eine motivationale Problematik zu handeln, die sehr<br />

tagesformabhängig ist. Die Unterrichtseinheit zur Einführung des Filzens ist bei ihr besonders<br />

sinnvoll, da sie so erst einmal ohne Vorgaben ausprobieren kann. Dies wird ihre ablehnende<br />

Haltung mildern, so dass sie positiver und motivierter an das nachfolgende eigentliche Filzen<br />

herangehen wird. Mit Stoffen und Wolle arbeitet sie motiviert mit und hat sichtlich Spaß an<br />

den Aufgaben. Da sie Gegenstände gerne verschönert und sich auch gern in die Spiel- und<br />

Ruheecke zurückzieht, ist die Motivation recht groß, etwas für den Klassenraum herzustellen.<br />

6 Begründung und Auswahl des Lerninhaltes<br />

Die Klasse möchte im Rahmen des ästhetischen Unterrichts ihren Klassenraum verschönern.<br />

Speziell in der Spiel- und Ruheecke wünschen sie sich einen schönen Teppich, auf dem sie<br />

auch spielen können. Aus diesem Anlass wurde das Rahmenvorhaben mit den Schülern<br />

bestimmt. Das grundlegende Ziel des Teilvorhabens zwei „Wir filzen einen Teppich für<br />

unsere Spiel- und Ruheecke.“ ist das Kennen lernen <strong>von</strong> Filz, den dazu benötigten Materialien<br />

und der Technik Filzen. Die Materialien und die Technik sollen erprobt und vertieft werden.<br />

Die Technik des Filzens als Teil des Lerninhaltes des zweiten Teilvorhabens wurde bewusst<br />

ausgewählt. Zum einen bietet sie der Klasse durch das gemeinsame Filzen eines Teppichs die<br />

Möglichkeit, im ,Wir-Gefühl’ bestärkt zu werden. Zum anderen werden sehr viele<br />

Wahrnehmungsbereiche angesprochen, was in der Förderung <strong>von</strong> Kindern mit einer geistigen<br />

Behinderung sehr sinnvoll ist (vgl. de Boer 2003, S. 87-95).<br />

Die Maße des Teppichs ergeben sich aus den räumlichen Gegebenheiten der Spiel- und<br />

Ruheecke: 1,5 m x 1 m. Die Schüler können das Motiv und die Farbwahl des Teppichs selbst<br />

gestalten, müssen sich allerdings innerhalb der Lerngruppe einigen. Jeder Schüler kann beim<br />

Erstellen der Vorfilze nach seinen eigenen Bedürfnissen allein oder mit jemand anderen<br />

filzen, während dann gemeinsam bzw. in Teilgruppen gefilzt wird.<br />

Damit die SchülerInnen Filz und die zum Filzen benötigten Materialien kennen lernen, findet<br />

einführend die erste Einheit des zweiten Teilvorhabens statt. Die SchülerInnen erlernen das<br />

Zupfen der Wolle mit Hilfe des Spitzfingergriffes und können ihren eigenen Bedürfnissen<br />

entsprechend mit der mit warmer Seifenlauge angefeuchteten Wolle hantieren. Sie erhalten<br />

die Möglichkeit das Material durch intensives Ausprobieren individuell kennen zu lernen. Am<br />

9


Ende der ersten Einheit des zweiten Teilvorhabens werden die Ergebnisse präsentiert und<br />

besprochen. Es wird eine Rückmeldung über das Arbeitsverhalten gegeben und durch<br />

Ausblick auf die nächste Stunde motiviert.<br />

Beim anschließenden Filzen der kleinen Flächen kann jeder Schüler/jede Schülerin<br />

seinen/ihren Bedürfnissen entsprechend arbeiten und sich individuell entfalten. Die Größe ist<br />

nicht genau festgelegt, die Farben und die Anordnung der Farben sind frei wählbar. Die<br />

SchülerInnen können ihren Ideen freien Lauf lassen und ausprobieren. Auch hier wird es eine<br />

abschließende Reflektionsrunde geben. Die SchülerInnen können sich eine Meinung bilden,<br />

was sie schön finden und was ihrer Meinung nach in den Klassenraum passt. Dies ermöglicht<br />

ihnen dann in der folgenden Unterrichtseinheit bei der Motiv- und Farbwahl eine eigene<br />

Position zu beziehen und diese in Beziehung zu den anderen zu setzen. In Auseinandersetzung<br />

mit den anderen Vorschlägen sollte nach Diskussion eine Einigung erzielt werden.<br />

Sollte es doch zu keiner Einigung kommen, besteht auch die Möglichkeit, nach eigenen<br />

Vorstellungen je eine Fläche für den Teppich zu filzen, die hinterher zu einem Teppich<br />

zusammengenäht werden. Es entsteht in beiden Varianten ein gemeinsamer Teppich für die<br />

Klasse, der diese verschönert und das ,Wir-Gefühl’ verstärkt.<br />

7 Sachanalyse<br />

Das Hantieren mit gezupfter Schafwolle, die mit Hilfe <strong>von</strong> warmer Seifenlauge anfeuchtet<br />

wurde, ermöglicht einem, das Material und die Materialeigenschaften durch Ausprobieren<br />

kennen zu lernen. Eine Aufgabenstellung wird dabei nicht verfolgt. Es dient der Anbahnung<br />

des Filzens und der Erkenntnis über die Entstehung <strong>von</strong> Filz.<br />

Filzen ist eine textile Technik. Beim Filzen „werden die tierischen Haare gewalkt und durch<br />

Wasser, (Seife, erg. A.M.) Wärme und mechanischen Druck unentwirrbar miteinander<br />

verfilzt.“ (Wagner 2001 zit. nach Helmhold 2003, S. 9).<br />

Beim Filzen werden erst die Vorbereitungen getroffen: Die meist schon gewaschene und<br />

kadierte Schafwolle wird gezupft und schichtweise gekreuzt gelegt. Die ausgelegte<br />

Wollfläche wird mit möglichst 60°C warmer Seifenlauge angefeuchtet (vgl. Fergg/Fergg<br />

2003, S. 15). Im folgenden lassen sich im Wesentlichen zwei unterschiedliche Filztechniken<br />

unterscheiden. Bei Anwendung der Reibetechnik reibt man mit Händen oder Füßen so lange,<br />

10


is sich die Fasern ausreichend fest miteinander verfilzt haben. Währenddessen wird bei der<br />

Rolltechnik die Wollfläche z.B. in eine Bastmatte eingerollt und gefilzt. Sobald der<br />

Filzprozess abgeschlossen ist, wird unter der Anwendung der Rolltechnik gewalkt. Das<br />

Walken bezeichnet die gleichmäßige Ausübung <strong>von</strong> mechanischem Druck bei einem nur noch<br />

heißen, nicht mehr nassen Filzstück (vgl. Fergg/Fergg 2003 , S. 22).<br />

Jede Wollfaser wird dachziegelartig <strong>von</strong> Epidermisschuppen bedeckt. Nässe, Wärme und ein<br />

alkalisches Mittel, wie z.B. Seife, bewirken, dass sich die Epidermisschuppen gut <strong>von</strong> der<br />

Wollfaser abspreizen. Die Wollfasern schieben sich während des Filzprozesses ineinander,<br />

die Epidermisschuppen verhaken sich und verhindern so, dass die Wollfasern wieder<br />

auseinander gleiten können (vgl. Fergg/Fergg 2003, S. 14f.).<br />

Der Filzprozess, währenddessen sich das Material ständig verändert, lässt den Filzer viele<br />

unterschiedliche Reize und Emotionen wahrnehmen. Von der Wahrnehmung des Materials<br />

kommt man zur Selbstwahrnehmung und schließlich zur Fremdwahrnehmung der Umgebung<br />

(vgl. Schütz 2003, S. 62ff.). Dieser Wahrnehmungsprozess könnte im Rahmen der Förderung<br />

<strong>von</strong> Förderschwerpunkten genutzt werden.<br />

Zum Filzen werden folgende Werkzeuge benötigt: Handtücher, raue Plastikunterlagen, Tüll,<br />

Bastmatten zum Walken, Arbeitskittel, Wäschesprenger und eine Schüssel. Flüssigseife,<br />

Kernseife und Wolle sind die zum Filzen benötigten Materialien. Neben der meist verwendeten<br />

Schafwolle gibt es auch noch andere Wollsorten. Sie unterscheiden sich darin, wie gut sie<br />

filzen. Die Wollsorten werden in drei verschiedenen Kämmarten angeboten: im Vlies, im<br />

Kardenband oder im Kammzug (vgl. Fergg/Fergg 2003, S. 12f.).<br />

In der ersten Unterrichtseinheit des Teilvorhabens zwei „Wir filzen einen Teppich für unsere<br />

Spiel- und Ruheecke“ sollen die SchülerInnen Filz und die zum Filzen benötigten Materialien<br />

kennen lernen. Die SchülerInnen lernen die Vorbereitungen zum Filzen, das Zupfen der<br />

Schafwolle, kennen und erproben es. Des Weiteren haben die SchülerInnen die Möglichkeit<br />

die gezupfte Schafwolle mit den individuellen Bedürfnissen entsprechend warmer<br />

Seifenlauge anzufeuchten und damit zu hantieren. Hier wird die Technik des Filzens bereits<br />

ansatzweise kennen gelernt Als Einführung in die Technik wird den SchülerInnen die<br />

Möglichkeit angeboten, den Umgang mit dem Material auszuprobieren ohne eine spezielle<br />

Aufgabenstellung verfolgen zu sollen. Das freie Hantieren mit angefeuchteter Wolle steht im<br />

Vordergrund. Es soll die Erkenntnis ermöglichen, wie Filz entsteht.<br />

Da Merinowolle eine sehr gute Filzfähigkeit aufweist (vgl. Fergg/Fergg 2003, S. 12), wird sie<br />

in diesem Kontext eingesetzt.<br />

11


8 Methodische und didaktische Entscheidungen<br />

Der Ablauf der ersten Einheit des zweiten Teilvorhabens ist an die Lernvoraussetzungen der<br />

SchülerInnen angepasst. Die verwendeten Sozialformen sind der Stuhlkreis und die<br />

Einzelarbeit am Gruppentisch der Klasse. Der Einstieg im Stuhlkreis dient der für die<br />

SchülerInnen gewohnten Orientierung im Stundenplan, Einführung <strong>von</strong> Filz, den zum Filzen<br />

benötigten Materialien, sowie der gemeinsamen Einrichtung eines Arbeitsplatzes. So können<br />

alle SchülerInnen gut sehen und zuhören und sind während der Erarbeitungsphase aktiv<br />

beteiligt. Bei der Einführung der Filzstücke wird nach dem Verfahren der Materialuntersuchung<br />

zur Förderung des entdeckenden Lernens durchgeführt. Das Kennen lernen der zum<br />

Filzen benötigten Materialien kann dem Ordnen <strong>von</strong> Medien zugeordnet werden. Währenddessen<br />

wird beim Einrichten des Arbeitsplatzes erst exemplarisch, dann in Einzelarbeit am<br />

Gruppentisch das Verfahren des Vor- und Nachmachens, welches auf dem Verfahren des<br />

rezeptiven Lernens basiert, angewandt. Am Gruppentisch werden darauf aufbauend das<br />

Zupfen demonstriert und die Möglichkeit des ausprobierenden Hantierens gezeigt und erklärt.<br />

Es ist besonders zu beachten, dass alle SchülerInnen alles sehen und hören können. Auch hier<br />

ist das gewählte Unterrichtsverfahren das des Vor- und Nachmachens. Beim Zupfen ist dies<br />

kombiniert mit der Materialuntersuchung in Bezug auf das entdeckende Lernen. Während der<br />

Phase der Einzelarbeit wird individuell den Bedürfnissen der SchülerInnen entsprechend<br />

verbal oder motorisch Hilfestellung geleistet. Sie lernen die Technik ansatzweise kennen und<br />

erproben sie eigenständig. Diese Phase ist dem Unterrichtsverfahren der Materialerprobung<br />

im Sinne des entdeckenden Lernens nach Bleckwenn (1980) zuzuordnen. Darauf aufbauend<br />

werden sie in den folgenden Unterrichtseinheiten die Filztechnik gemeinsam durchführen und<br />

konsolidieren. Der Gruppentisch bietet den SchülerInnen, wie auch im sonstigen Unterricht,<br />

die Möglichkeit des Austauschs und der gegenseitigen Hilfestellung. Abschließend findet eine<br />

Reflektionsrunde im Stuhlkreis statt. In der Mitte liegen die Ergebnisse der Unterrichtseinheit,<br />

so dass sie <strong>von</strong> allen gut gesehen werden können. Sie werden besprochen, zudem erfolgt eine<br />

Rückmeldung der SchülerInnen und Lehrkräfte über die Inhalte der Unterrichtseinheit und<br />

über das Arbeitsverhalten. Hier wird das fachspezifische Unterrichtsverfahren zur Übung und<br />

Vertiefung des Besprechens <strong>von</strong> Schülerarbeiten angewandt. Zur Motivationssteigerung wird<br />

ein Ausblick auf die nächste Unterrichtseinheit des Teilvorhabens gegeben.<br />

Die Medien sind die bereits beschriebenen Materialien Seifenlauge, Kernseife zum Einseifen<br />

der Hände und Schafwolle, sowie die Werkzeuge Handtücher, raue Plastikunterlagen, Tüll,<br />

12


Arbeitskittel, Wäschesprenger, Schüsseln und evtl. Einmalhandschuhe. Sie sind alle<br />

ungefährlich und bergen keinerlei Verletzungsrisiko bei Unaufmerksamkeit. Falls<br />

SchülerInnen im Folgenden während der Unterrichtszeit ihre Fläche noch nicht fertig filzen<br />

konnten, besteht die Möglichkeit, dies in der nächsten Textilgestaltungsstunde fertig zu<br />

stellen. Das Gefilzte kann einfach ausgewrungen, getrocknet und bis dahin mit den<br />

Materialien gelagert werden (vgl. Lukasczyk-Pöpl/Helmhold 2003, S. 28). Der Schüler muss<br />

es dann nur wieder anfeuchten und kann problemlos weiterfilzen.<br />

9 Richtlinienbezüge<br />

Das zweite Teilvorhaben des vorliegenden Unterrichtsentwurfs beinhaltet gemäß der<br />

Richtlinien der Schule für Geistigbehinderte (1980) vorrangig folgende geforderte Aspekte:<br />

• Fähigkeit zum Erfahren der eigenen Person und zum Aufbau eines Lebenszutrauens (vgl.<br />

Kultusminister 1980, S. 25ff.)<br />

- Fähigkeit, körperliche Beeinflussungen zu erleben,<br />

- Wahrnehmen und Einordnen <strong>von</strong> Sinnesreizen;<br />

- Fähigkeit, Eigenaktivitäten zu erleben, zu differenzieren und zu steuern;<br />

• Fähigkeit, sich in der Gemeinschaft zu orientieren, sich einzuordnen, sich zu behaupten<br />

und sie mitzugestalten (vgl. Kultusminister 1980, S. 96ff.)<br />

- Fähigkeit, Kontakte anzunehmen, anzubahnen und aufrechtzuerhalten,<br />

- Verstehen und Erwidern sprachlicher Äußerungen;<br />

- Fähigkeit zum Zusammenleben und zu gemeinsamen Tun,<br />

- In Gegenwart anderer etwas tun,<br />

- Auf Anregung oder unter Anleitung allein oder gemeinsam etwas tun,<br />

- Selbstständig etwas allein oder miteinander tun,<br />

- Über das gemeinsame Tun mit anderen entscheiden;<br />

- Fähigkeit, die Berechtigung <strong>von</strong> Ansprüchen abzuschätzen und entsprechend zu<br />

handeln,<br />

- Ansprüche äußern und berechtigte Ansprüche vertreten,<br />

- Eigene Ansprüche zurückstellen,<br />

13


- Ansprüche zurückweisen,<br />

- Zur Erfüllung berechtigter Ansprüche anderer beitragen;<br />

• Fähigkeit, die Sachumwelt zu erkennen und mitgestalten zu können (vgl. Kultusminister<br />

NRW 1980, S. 112ff.)<br />

- Fähigkeit, Materialien, Geräte und Werkzeuge zu beschaffen, zu probieren und zu<br />

gebrauchen,<br />

- Materialien unter Berücksichtigung ihrer Eigenschaften<br />

handhaben bzw. gestalten,<br />

- Materialien ihren verschiedenartigen praktischen und gestalterischen<br />

Verwendungsmöglichkeiten entsprechend wählen und einsetzen,<br />

- Materialien, Geräte und Werkzeuge entsprechend dem Vorhaben oder dem<br />

Auftrag beschaffen, erproben und verwenden,<br />

- Gegenstände entwerfen und aus bestimmten Materialien herstellen,<br />

- Beim Umgang mit Materialien, Geräten und Werkzeugen<br />

Sicherheitsmaßnahmen beachten.<br />

- Fähigkeit, Räume herzurichten, einzurichten und umzuräumen.<br />

Gemäß der Richtlinien und Hinweise für den Unterricht in Bezug auf die Förderung<br />

schwerstbehinderter Schüler (1985) sind vorrangig folgende Aspekte erfüllt:<br />

• Fähigkeit, über den Körper die eigene Person zu erfahren (vgl. Kultusminister NRW<br />

1985, S. 12ff.)<br />

- Fähigkeit, die Haut als Wahrnehmungsorgan zu erleben,<br />

- Fähigkeit, die Raumlage des Körpers in Ruhe und Bewegung zu erleben,<br />

- Fähigkeit, Geruchseindrücke aufzunehmen,<br />

- Fähigkeit, über die Hand Tasteindrücke wahrzunehmen,<br />

- Fähigkeit, optische Eindrücke wahrzunehmen,<br />

- Fähigkeit, die Hand als Greiforgan zu benutzen;<br />

• Fähigkeit, in der Gemeinschaft zu leben (vgl. Kultusminister NRW 1985, S. 28ff.)<br />

- Fähigkeit, Gemeinschaft wahrnehmen zu können,<br />

- Fähigkeit, sich in die Gemeinschaft einzuordnen und sich in ihr zu behaupten,<br />

- Fähigkeit, Gemeinschaft mitgestalten zu können;<br />

• Fähigkeit, die Sachwelt mitzugestalten und an ihrer Gestaltung teilzuhaben (vgl.<br />

Kultusminister NRW 1985, S. 33ff.)<br />

14


- Fähigkeit, verschiedenartige Materialien anzunehmen und sich mit diesen zu<br />

beschäftigen,<br />

- Fähigkeit, sachgerecht und zielgerichtet mit Materialien umzugehen,<br />

- Fähigkeit, über einen bestimmten Zeitraum eine Arbeit auszuführen.<br />

Speziell die erste Einheit des zweiten Teilvorhabens enthält die gemäß der Richtlinien der<br />

Schule für Geistigbehinderte (1980) geforderten Aspekte:<br />

• Fähigkeit zum Erfahren der eigenen Person und zum Aufbau eines Lebenszutrauens (vgl.<br />

Kultusminister 1980, S. 25ff.)<br />

- Fähigkeit, körperliche Beeinflussungen zu erleben,<br />

- Wahrnehmen und Einordnen <strong>von</strong> Sinnesreizen;<br />

- Fähigkeit, Eigenaktivitäten zu erleben, zu differenzieren und zu steuern;<br />

• Fähigkeit, sich in der Gemeinschaft zu orientieren, sich einzuordnen, sich zu behaupten<br />

und sie mitzugestalten (vgl. Kultusminister 1980, S. 96ff.)<br />

- Fähigkeit, Kontakte anzunehmen, anzubahnen und aufrechtzuerhalten,<br />

- Verstehen und Erwidern sprachlicher Äußerungen;<br />

- Fähigkeit zum Zusammenleben und zu gemeinsamen Tun,<br />

- In Gegenwart anderer etwas tun,<br />

- Auf Anregung oder unter Anleitung allein oder gemeinsam etwas tun,<br />

- Selbstständig etwas allein oder miteinander tun,<br />

• Fähigkeit, die Sachumwelt zu erkennen und mitgestalten zu können (vgl. Kultusminister<br />

NRW 1980, S. 112ff.)<br />

- Fähigkeit, Materialien, Geräte und Werkzeuge zu beschaffen, zu probieren und zu<br />

gebrauchen,<br />

- Materialien unter Berücksichtigung ihrer Eigenschaften handhaben bzw.<br />

gestalten,<br />

- Materialien, Geräte und Werkzeuge entsprechend dem Vorhaben oder dem<br />

Auftrag beschaffen, erproben und verwenden.<br />

Der ersten Einheit des zweiten Teilvorhabens sind gemäß der Richtlinien und Hinweise für<br />

den Unterricht in Bezug auf die Förderung schwerstbehinderter Schüler (1985) vorrangig<br />

folgende Aspekte zuzuordnen:<br />

15


• Fähigkeit, über den Körper die eigene Person zu erfahren (vgl. Kultusminister NRW<br />

1985, S. 12ff.)<br />

- Fähigkeit, die Haut als Wahrnehmungsorgan zu erleben,<br />

- Fähigkeit, die Raumlage des Körpers in Ruhe und Bewegung zu erleben,<br />

- Fähigkeit, Geruchseindrücke aufzunehmen,<br />

- Fähigkeit, über die Hand Tasteindrücke wahrzunehmen,<br />

- Fähigkeit, optische Eindrücke wahrzunehmen,<br />

- Fähigkeit, die Hand als Greiforgan zu benutzen;<br />

• Fähigkeit, in der Gemeinschaft zu leben (vgl. Kultusminister NRW 1985, S. 28ff.)<br />

- Fähigkeit, Gemeinschaft wahrnehmen zu können,<br />

- Fähigkeit, Gemeinschaft mitgestalten zu können;<br />

• Fähigkeit, die Sachwelt mitzugestalten und an ihrer Gestaltung teilzuhaben (vgl.<br />

Kultusminister NRW 1985, S. 33ff.)<br />

- Fähigkeit, verschiedenartige Materialien anzunehmen und sich<br />

mit diesen zu beschäftigen,<br />

- Fähigkeit, sachgerecht und zielgerichtet mit Materialien umzugehen,<br />

- Fähigkeit, über einen bestimmten Zeitraum eine Arbeit auszuführen.<br />

16


10. Verlaufsplanung<br />

Phase/Zeit Schüler-Lehrer-Aktivität Didaktisch-methodischer Kommentar Sozialform/Medien<br />

Einführung<br />

- Sch. zeigt im Stuhlkreis anhand des<br />

- Gemeinsamer Einstieg<br />

- Stuhlkreis<br />

Ca. 20 min<br />

Tagesplans, was schon vorbei ist und was<br />

- Orientierung<br />

nun kommt<br />

- L. lässt Sch. Filz (maschinell und manuell<br />

- Stummer Impuls<br />

- maschinell gefertigte Filzstücke<br />

gefertigte Stücke) fühlen<br />

- Anregung, eigene Ideen zu entwickeln<br />

und manuell gefertigte Filzstücke<br />

- Falls Sch. den Filz nicht benennen<br />

- Aktualisierung und Einbringen <strong>von</strong><br />

können, benennt L. es nach den<br />

Vorwissen<br />

Beschreibungen der Sch.<br />

- durchgängiges Prinzip der<br />

- L. erklärt, dass diese Materialien selbst<br />

Sprachförderung (Sprechanlässe<br />

gefilzt seien und dass die Lerngruppe mit<br />

schaffen)<br />

Hilfe dieser Technik ihren Teppich<br />

- Einbettung in sinnhaften Kontext /<br />

herstellen wird.<br />

Prinzip der Lebensnähe<br />

- Motivationssteigerung<br />

- L. lässt Sch. nacheinander die zum Filzen<br />

- Spannungsaufbau (Neugierde und<br />

- große Fühlkiste mit einem<br />

benötigten Materialien aus einer großen<br />

Interesse wecken)<br />

Handtuch, einer rauen<br />

Fühlkiste ziehen und benennen.<br />

Plastikunterlage, Tüll, einem<br />

Wäschesprenger, einer Schüssel,<br />

Flüssigseife, Kernseife,<br />

17


Arbeitskittel und Wolle<br />

- L. lässt die Sch. gemeinsam den<br />

- Einführung und Einüben in den Aufbau<br />

exemplarischen Arbeitsplatz in der Mitte<br />

eines Arbeitsplatzes<br />

des Stuhlkreises einrichten, indem einzelne<br />

- Sch. übernehmen nacheinander<br />

Sch. Aufgaben übernehmen, wie Handtuch<br />

Aufgaben des Ablaufs<br />

und Plastikunterlage hinlegen, Seifenlauge<br />

- Prinzip der kleinsten Schritte<br />

herstellen (Seife und Wasser „mischen“),<br />

- durchgängiges Prinzip des Handelns<br />

Wäschesprenger füllen.<br />

(handelndes Lernen)<br />

- durchgängiges Prinzip der<br />

Selbsttätigkeit<br />

Einrichten des<br />

- Sch. holen die Materialien und richten<br />

- wiederholendes Einüben des Aufbaus<br />

- sechs Arbeitskittel,<br />

Arbeitsplatzes<br />

ihren Arbeitsplatz am Gruppentisch ein<br />

eines Arbeitsplatzes<br />

- Handtücher,<br />

Ca. 5 min<br />

(Seifenlauge wird später nach Bedarf<br />

- raue Plastikunterlagen,<br />

gemischt und geholt). Der exemplarische<br />

- sechs Wäschesprenger,<br />

eingerichtete Arbeitsplatz wird an den<br />

- zwei Schüsseln,<br />

Gruppentisch verlegt.<br />

- Flüssigseife,<br />

- drei Kernseifen.<br />

Erarbeitung<br />

- L. erklärt und zeigt das Zupfen der Wolle<br />

- Einführung in das Zupfen der Wolle<br />

- Wolle<br />

Ca. 5 min<br />

am eingerichteten Arbeitsplatz am<br />

- Vormachen/Nachmachen<br />

- Arbeitsplatz mit oben<br />

Gruppentisch.<br />

genannten Materialien<br />

- Sch. probieren das Zupfen der Wolle aus<br />

18


Durchführung<br />

Ca. 45 min<br />

Abschluss<br />

Ca. 15 min<br />

Legende:<br />

und erhalten dabei Hilfestellung durch die<br />

Lehrpersonen.<br />

- Sch. zupfen ihren Bedürfnissen<br />

entsprechend weiter.<br />

- L. erklärt die Möglichkeit, die Hände<br />

einzuseifen, die Wolle anzufeuchten und<br />

mit ihr zu hantieren und auszuprobieren.<br />

- Sch. hantieren ihren Bedürfnissen<br />

entsprechend mit Wolle und warmer<br />

Seifenlauge.<br />

-Sch. waschen das Ergebnis des Hantierens<br />

aus, legen sie zum Trocknen auf ein<br />

Handtuch auf einen Tisch vor der Tafel<br />

und räumen ihren Platz auf.<br />

- L. und Sch. schauen sich die Ergebnisse<br />

an und bewerten abschließend, wie es<br />

geklappt hat, was sie für Erfahrungen<br />

gemacht haben.<br />

- L. gibt einen Ausblick auf die nächste<br />

Stunde und erklärt das weitere Vorgehen<br />

- Zupfen, Ausprobieren, Hantieren mit<br />

Wolle und Seifenlauge zur<br />

Einführung/Kennenlernens des Filzens<br />

- Gemeinsamer Abschluss<br />

- Präsentation der Ergebnisse des<br />

hantierenden Ausprobierens<br />

- Rückmeldung und<br />

L.: Lehrerin<br />

Sch.: ein Schüler, eine Schülerin, mehrere Schüler und Schülerinnen<br />

Motivationssteigerung in Bezug auf die<br />

Fortführung des Teilvorhabens<br />

- Wolle<br />

- Arbeitsplatz mit oben<br />

genannten Materialien, bei<br />

Bedarf auch mit warmer<br />

Seifenlauge<br />

- Tisch mit Handtuch vor der<br />

Tafel<br />

- Stuhlkreis um den Tisch mit<br />

den Ergebnissen<br />

19


11 Literatur<br />

- Bleckwenn, R. 1980. Textilgestaltung in der Grundschule. Limburg<br />

- De Boer, B. 2003. „Filz und Filztechnik in pädagogisch-therapeutischen<br />

Applikationsfeldern“. In: Helmhold, H./de Boer, B. (Hg.) 2003. Schmutzige Technik.<br />

Filzen in Förderarbeit und Therapie. Kunst & Therapie. Zeitschrift zu Fragen der<br />

ästhetischen Erziehung, 31 (1). Köln: Claus Richter Verlag. S. 87-95<br />

- Fergg, M./Fergg, J. 2003. Filzen für Einsteiger. Von der Wolle zum fertigen Objekt.<br />

München<br />

- Kultusminister NRW 1985. Richtlinien und Hinweise für den Unterricht:<br />

Förderung schwerstbehinderter Schüler: Sonderschule. Köln<br />

- Kultusminister NRW 1980. Richtlinien und Lehrpläne für die Schule für<br />

Geistigbehinderte (Sonderschule).2. Auflage. Köln<br />

- Lukasczyk-Pöpl, C./Helmhold, H. 2003. „Die Filztechnik in der Ergotherapie für die<br />

Psychiatrie, Geriatrie, Pädiatrie und Funktionale Ergotherapie (Neurologie,<br />

Orthopädie)“. In: Helmhold, H./de Boer, B. (Hg.). 2003. Schmutzige Technik. Filzen<br />

in Förderarbeit und Therapie. Kunst & Therapie. Zeitschrift zu Fragen der<br />

ästhetischen Erziehung, 31 (1). Köln: Claus Richter Verlag. S. 27-32<br />

- Pitsch, H.-J. 1999. Zur Didaktik und Methodik des Unterrichts mit Geistigbehinderten.<br />

2., überarbeitete Auflage. Oberhausen<br />

- Schütz, N. 2003. „Selbst-, ästhetische und soziale Wahrnehmung im (kunst-/textil-)<br />

therapeutischen Prozess. Filzen im Unterricht.“ In: Helmhold, H./de Boer, B. (Hg.).<br />

2003. Schmutzige Technik. Filzen in Förderarbeit und Therapie. Kunst & Therapie.<br />

Zeitschrift zu Fragen der ästhetischen Erziehung, 31 (1). Köln: Claus Richter Verlag.<br />

S. 59-65<br />

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