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Königsfelder KALEIDOSKOP 2014

Aus dem Alltag der Zinzendorfschulen

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Lernen fürs Leben<br />

Lernen fürs Leben<br />

Alltag mit Alzheimer: Was Schüler wissen sollten<br />

Ohren-Kino für Kinder<br />

Alltag mit Alzheimer: Eine Zeitung liegt im<br />

Kühlschrank, die Orangen zwischen den Pullovern<br />

im Schrank. Die Frau, noch keine 70<br />

Jahre alt, erkennt ihr eigenes Spiegelbild nicht. Unter<br />

anderem mit Hilfe des eindrucksvollen Dokumentarfilms<br />

„Apfelsinen in Omas Kleiderschrank“, in dem ein<br />

16-jähriger über das Zusammenleben mit seiner an<br />

Alzheimer-Demenz erkrankten Großmutter spricht,<br />

haben Claudia Gelbke und Charlotte Distler eine<br />

Doppelstunde zum Thema Demenz im Religionsunterricht<br />

der Klasse ZG 10a gestaltet.<br />

Die beiden Studentinnen der Hochschule Furtwangen<br />

gehören einem sechsköpfigen Projektteam<br />

„Demenz und Schule“ des Studiengangs Angewandte<br />

Gesundheitswissenschaften an. Ziel des Projektes<br />

in Kooperation mit dem Arbeitskreis Demenz, dem<br />

Gesundheitsnetzwerk und dem Landratsamt des<br />

Schwarzwald-Baar-Kreises ist, das Thema Demenz<br />

ins Bewusstsein der Schüler zu rücken. „In Deutschland<br />

leben derzeit bei 1,2 Millionen Demenzkranke“,<br />

sagt Claudia Gelbke, „schätzungsweise wird sich<br />

diese Zahl bis zum Jahr 2050 verdoppeln.“<br />

Die beiden Studentinnen erklärten was eine Demenz<br />

von normaler Vergesslichkeit unterscheidet, wie man<br />

sie diagnostiziert und vor allem, wie man auf die<br />

betroffenen Menschen zugehen sollte.<br />

„Demenzkranke stellen ja oft immer wieder dieselben<br />

Fragen, dabei muss man geduldig bleiben“, erklären<br />

sie. Auch wenn eine Frage schon zehn Mal gestellt<br />

wurde, sei es wichtig, eine Antwort zu geben, da dies<br />

dem Kranken Sicherheit vermittelt. „Wenn man dem<br />

Menschen sagt dass er diese Frage schon zehn Mal<br />

gestellt hat, dann bringt ihm das nichts, weil er es<br />

nicht weiß. Im Gegenteil, es frustriert ihn, eventuell<br />

zieht er sich deshalb dann zurück.“<br />

Für die Kommunikation mit Demenzkranken gibt es<br />

feste Regeln, die erste davon lautet, die Menschen<br />

direkt anzusprechen und Blickkontakt herzustellen,<br />

„auch, wenn es bis zu zwei Minuten dauert.“ Man<br />

muss in einfachen Sätzen sprechen und seine Worte<br />

Die Studentinnen Claudia Gelbke (rechts) und Charlotte<br />

Distler sprachen über Demenz.<br />

mit Gesten unterstreichen. Ebenfalls wichtig sei es,<br />

in die Lebenswelt der Erkrankten einzutauchen. „Wir<br />

sind in einem Altersheim einer Frau begegnet, die<br />

dachte, sie sei noch immer auf ihrem Bauernhof“,<br />

berichtete Charlotte Distler. „Man muss dann auf sie<br />

eingehen und sie etwa fragen, wie viele und welche<br />

Kühe sie hat, anstatt ihr zu erklären, dass sie nun dort<br />

nicht mehr wohnt.“<br />

Praktische Erfahrungen in der Begegnung mit Demenzkranken<br />

konnten die Schülerinnen und Schüler<br />

einer neunten Realschul-Klasse machen. Mit ihnen<br />

hatten die beiden Studentinnen einige Wochen zuvor<br />

das Alten- und Pflegeheim Christoph-Blumhardt-<br />

Haus besucht und mit den Bewohnern Motorik und<br />

Erinnerungsvermögen trainiert. „Die Schüler waren<br />

sehr engagiert“, freute sich Claudia Gelbke. Schulpfarrer<br />

Christoph Fischer prüft, wie das von den<br />

Studenten im Projekt „Demenz und Schule“ erarbeitete<br />

Material in den Unterricht eingebunden werden<br />

kann.<br />

Auch die Zehntklässler hatten bereits das Christoph-<br />

Blumhardt-Haus besucht. Ihnen war sehr bewusst,<br />

dass das Thema Demenz sie alle angeht. Einige<br />

berichten aus den Erfahrungen, die sie in ihrem Familienkreis<br />

gemacht haben, ein anderer bringt es auf<br />

den Punkt: „Das Thema ist nicht totzuschweigen.“<br />

Reden, singen, lachen, schreien, rufen, weinen gelernt, mit dem sie die verschiedenen Tonspuren derbuch arbeitete.<br />

– das ist die normale Geräuschkulisse in schneiden und die Dialoge mit Musik untermalen. „Die angehenden Erzieher lernen bei dieser Fortbildung,<br />

wie sie selbst Arbeitsmaterial herstellen<br />

Kindertagesstätten. Das Zuhören dagegen In kleinen Gruppen übten sie die Texte aus selbstgeschriebenen<br />

fällt vielen schwer und muss oft erst erlernt<br />

werden. Daher hat die Stiftung Medien-<br />

Kompetenz Forum Südwest (MKFS) vor<br />

rund zehn Jahren das Projekt „Ohrenspitzer“<br />

ins Leben gerufen, mit dem das Hören<br />

und Zuhören von Kindern gefördert wird.<br />

Dafür gibt es eine ganze Palette an Möglichkeiten<br />

wie Klangcollagen, Experimente<br />

mit Schall, Hörspaziergänge oder aber<br />

auch die Produktion von Hörspielen.<br />

Wie das geht, erfuhren die Schülerinnen<br />

und Schüler der Fachschule für Sozialpädagogik<br />

. Die Ohrenspitzer-Referentin<br />

Cornelia Dziedzina-Langrock zeigte den<br />

angehenden Erziehern, wie sie später<br />

gemeinsam mit Kindern kleine Hörspiele<br />

produzieren können. Eine erste Idee steht<br />

dabei am Anfang, das kann eine eigene<br />

Die Ohrenspitzer-Referentin Cornelia Dziedzina-Langrock zeigte den angehenden Erziehern<br />

an der Fachschule für Sozialpädagogik, wie sie Hörspiele produzieren können.<br />

können“, erklärte die Referentin. Diese<br />

Fortbildungen waren in den ersten Jahren<br />

nur in Kindertagesstätten angeboten, erst<br />

seit kurzem werden zusätzlich Multiplikatoren<br />

geschult, um Kindern Sicherheit<br />

im Umgang mit akustischen Medien zu<br />

vermitteln und ihren Hörsinn zu schärfen.<br />

„Dem Lärm um uns sind wir ständig ausgesetzt,<br />

Verkehrsgeräusche, Beschallungen<br />

im Supermarkt und andere Hintergrundgeräusche<br />

sind im Alltag überall. Die Ohren<br />

aber können wir nicht schließen, deshalb<br />

lernt der moderne Mensch viel eher das<br />

Weg- denn das Zuhören“, so der Präsident<br />

der Landesanstalt für Kommunikation<br />

Baden-Württemberg, Thomas Langheinrich,<br />

im Ohrenspitzer-Bericht Baden-Württemberg.<br />

Dabei sei derjenige, der richtig<br />

sein oder aber auch ein Kinderbuch, das als Vorlage<br />

dient.<br />

Mit Kinderreimen haben die Schülerinnen und Schüler<br />

ihre ersten Gehversuche im Bereich der Hörspielproduktion<br />

gemacht und das PC-Programm kennen-<br />

Drehbüchern, spielten Geräusche ein<br />

und Melodien auf verschiedenen Instrumenten. „Es<br />

ist bestimmt interessant, das später mal mit Kindern<br />

umzusetzten“, sagte Waldemar Zeeb, der mit drei<br />

Mitschülerinnen an einem Hörspiel nach einem Kin-<br />

zuhören kann, in jeder Kommunikationssituation im<br />

Vorteil: „Hören und Zuhören sind die Basiskompetenzen<br />

für eine gute, gelingende Kommunikation – so<br />

elementar wie das Lesen, Schreiben und Rechnen!“<br />

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