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Königsfelder KALEIDOSKOP 2014

Aus dem Alltag der Zinzendorfschulen

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Zu Gast an den Schulen<br />

Überregionale Wirtschaftsleitertagung<br />

Zu Gast an den Schulen<br />

Klinik-Chef Jürgen Rockwell-Kollmann informiert über Magersucht<br />

Einer aktuellen Studie des Robert-Koch- Arme und<br />

Essen umgehen, so gehen sie auch mit Beziehungen<br />

Instituts zufolge leiden mindestens zwischen<br />

einem und drei Prozent aller jungen aber sie<br />

Medizin. Die Kranken sehen den Verdauungsvorgang<br />

Hände,<br />

um“, sagte der Facharzt für Psychotherapeutische<br />

Mädchen an Anorexie, die Dunkelziffer ist wesentlich<br />

höher. Diese auch Magersucht genannte Essstörung<br />

endet in fünf bis zwölf Prozent aller Fälle tödlich.<br />

Grund genug für alle, die mit jungen Menschen zu<br />

tun haben, sich mit diesem Krankheitsbild auseinanderzusetzen.<br />

Die Schulleitung und der Elternbeirat<br />

merken<br />

es nicht.<br />

Selbst<br />

wenn man<br />

sie fragt,<br />

ob nicht<br />

symbolisch für zwischenmenschliche Beziehungen.<br />

„Sie haben panische Angst davor, Beziehungen einzugehen<br />

und genauso große Panik davor, Nahrung<br />

aufzunehmen“, erklärte er die Wahnstörung.<br />

Eine Zuhörerin wollte wissen, ob die Tendenz zur<br />

Magersucht „ansteckend“ sei im Sinne von Nachah-<br />

Die Teilnehmer der Wirtschaftskonferenz genossen das<br />

Ambietente im EDH.<br />

Zu einem überregionalen Austausch über ihre<br />

Fachbereiche in Verwaltung, Personalwesen<br />

und Finanzen sind rund 30 leitende Mitarbeiter<br />

evangelischer Schulen aus dem gesamten<br />

Bundesgebiet an den Zinzendorfschulen zusammengekommen.<br />

„Diese Wirtschaftskonferenz der Arbeitsgemeinschaft<br />

Evangelischer Schulbünde e. V. ist eine geeignete<br />

Plattform für Fachberichte. Sie bietet eine solide<br />

Kommunikationsbasis und ist nicht zuletzt auch ein<br />

Ideengenerator“, sagt Verwaltungsleiter Br. Schaible.<br />

Mitarbeitervertretung, Datenschutz und Schulverwaltung<br />

waren in diesem Jahr die Schwerpunkte des<br />

Kongresses, der nach 1998 bereits zum zweiten Mal<br />

in Königsfeld tagt. Die Teilnehmer waren vom harmonischen<br />

Zusammenspiel von Tradition und Moderne<br />

am <strong>Königsfelder</strong> Schulwerk beeindruckt. „Es ist ein<br />

besonderer Schulstandort mit einer tollen Mischung<br />

verschiedener Schulen“, meinte Manfred Ross von<br />

der Evangelischen Schulstiftung in Bayern.<br />

der Zinzendorfschulen hatten daher den Direktor der<br />

etwas bei<br />

mung im Freundeskreis. Genetische Veranlagung ist<br />

Klinik für Psychotherapeutische Medizin am Schwarzwald-Baar-Klinikum,<br />

Jürgen Rockwell-Kollmann<br />

eingeladen, um über Magersucht und den Umgang<br />

dem Bild fehlt, sehen sie es nicht.“<br />

Nicht jeder Mensch, der sehr dünn ist, leide gleich<br />

unter Magersucht, jedoch solle man ab einem<br />

jedoch laut Rockwell-Kollmann der wahrscheinlichere<br />

Grund einer Anorexie. Er berichtete von Studien<br />

mit eineiigen Zwillingen, die in einem unterschied-<br />

Besuch aus Polen<br />

74<br />

mit Erkrankten zu sprechen.<br />

Im Dialog mit den Zuhörern, von denen viele als<br />

Angehörige betroffen waren, stellte sich heraus, dass<br />

die Machtlosigkeit der Magersucht gegenüber eines<br />

der wichtigsten Themen ist. Die Erkrankten sind<br />

nicht bereit, Hilfe anzunehmen, da sie ihre Krankheit<br />

verleugnen und die Konsequenzen ihrer Essensverweigerung<br />

bis hin zum veränderten Hormonhaushalt<br />

nicht als Problem, sondern als Erfolg betrachten.<br />

„Eines der Symptome der Anorexie ist auch eine<br />

Körperschemastörung“, berichtete der promovierte<br />

Mediziner. „Wenn Magersüchtige den Umriss ihres eigenen<br />

Körpers zeichnen sollen, vergessen sie oft ihre<br />

Body-Mass-Index (BMI) von 19 oder 18 und darunter<br />

genauer hinsehen, so Jürgen Rockwell-Kollmann.<br />

Ein BMI von 17,5 und weniger gelte als anorektisch,<br />

ab einem BMI von 14 und darunter befinde sich der<br />

Körper in einem chronischen Hungerzustand, in dem<br />

die Körperfunktionen durcheinander geraten und<br />

auch kein Gefühlsleben mehr existiere.<br />

Die Krankheit macht es für Angehörige, Freunde,<br />

Lehrer und Ärzte besonders schwer, mit den Patienten<br />

in einen Dialog zu treten. Zum einen leugnen sie<br />

- wie es für eine Sucht typisch ist - ihre Erkrankung,<br />

zum anderen lassen sie meist niemanden mehr an<br />

sich heran. „So wie die Patienten mit sich und dem<br />

lichen Umfeld aufwuchsen. Bei der Hälfte aller<br />

Magersüchtigen war der Zwilling an der gleichen<br />

Essstörung erkrankt.<br />

Jürgen Rockwell-Kollmann gab seinen Zuhörern<br />

noch einige Tipps für den Umgang mit Magersüchtigen<br />

mit auf den Weg. Ganz wichtig sei es, sich vor<br />

dem Gespräch über die Krankheit zu informieren.<br />

Dazu gehört auch das Bewusstsein, dass die Kranken<br />

jede Gewichtszunahme als eine Niederlage erleben.<br />

Man dürfe nicht auf eine Einsicht hoffen, eine gute<br />

Strategie sei, das Problem im Gespräch langsam<br />

einzukreisen. „Alles in allem ist es auf keinen Fall eine<br />

Erkrankung des Trotzes oder des bösen Willens.“<br />

Eine Gruppe von rund 40 Lehrern,<br />

Erziehern und Therapeuten<br />

aus Polen besuchten die<br />

die Fachschulen für Sozialpädagogik<br />

und Sozialwesen.<br />

Sie stehen kurz vor dem Abschluss<br />

eines Aufbaustudiums für Sonderpädagogik<br />

an der Warschauer Akademia<br />

Pedagogiki Specjalnej und staunten<br />

über die Möglichkeiten der beruflichen<br />

Erzieherausbildung, die in Deutschland<br />

auch Absolventen mit mittlerem<br />

Bildungsabschluss offensteht.<br />

Der starke Praxisbezug macht einen<br />

großen Unterschied zur akademischen<br />

Erzieherausbildung in Polen.<br />

Die Besucher waren sehr überrascht<br />

vom Engagement des <strong>Königsfelder</strong><br />

Schulwerks für seine Schüler und dem<br />

lebendigen Unterricht, in den sie einen<br />

kleinen Einblick bekamen. Auf beiden<br />

Seiten war das Interesse groß, die<br />

Beziehungen zu vertiefen.

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