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Hysterie oder sinnvolle Wachsamkeit? - Landeskrankenhaus Bregenz

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Aus den Häusern<br />

Das magazin der<br />

VORARLBERGER LANDESKRANKENHÄUSER<br />

Vorarlberger Landeskrankenhäuser<br />

Das magazin der<br />

VORARLBERGER LANDESKRANKENHÄUSER<br />

Vorarlberger Landeskrankenhäuser<br />

Aus den Häusern<br />

Und jetzt? So ganz will ich mich<br />

auf den papierlosen Ablauf, der<br />

hier seit der Eröffnung herrschen<br />

soll, aber doch nicht verlassen.<br />

Sicherheitshalber frage ich nach,<br />

ob ich auch drin bin im System,<br />

bevor ich auf der Wartebank Platz<br />

nehme. Die ist übrigens auch neu.<br />

So richtig trendy. Auf gepolstertem<br />

Leder lässt es sich hier aushalten,<br />

hat man nicht gerade massive<br />

Schmerzen. Aber dann geht´s hier<br />

ja sowieso ratzfatz, wie mir erklärt<br />

wird.<br />

Unterhaltung inklusive<br />

Ich glaube es kaum, meine Premiere<br />

am Check-in-Schalter war<br />

tatsächlich erfolgreich. Ich kann<br />

mich jetzt ganz entspannt den<br />

Novitäten des Hauses widmen.<br />

Der Wartebereich wirkt hell<br />

und freundlich. Neben allerlei<br />

gedrucktem Lesestoff versorgen<br />

mich interaktive Monitore mit<br />

Informationen. Demnächst werden<br />

hier auch medizinische Filme<br />

gezeigt, wird mir gesagt. Allzu<br />

gemütlich soll es offenbar doch<br />

nicht werden....<br />

Gerade zähle ich die neuen Untersuchungsräume,<br />

als man mich<br />

persönlich bittet mitzukommen.<br />

14 solcher Ambulanzkabinen gibt<br />

es, alle voll und m<strong>oder</strong>n ausgestattet<br />

und bis zu 18 m2 groß. Meine<br />

Daten plus „To-do-Liste“ sind<br />

vor mir da. Auf dem Monitor lese<br />

ich Name, Versicherungsnummer,<br />

Adresse und irgendwas, was mit<br />

meinem Hexenschuss zu tun hat.<br />

„Hier sehen wir auch, wie viele<br />

Patienten momentan im jeweiligen<br />

Bereich warten“ erklärt die<br />

Schwester und tippt auf die farbigen,<br />

virtuellen Karteikärtchen.<br />

Hohe Frequenz<br />

Die Behandlungszimmer sind<br />

jeweils von zwei Seiten begehbar.<br />

Über den internen Gang<br />

zwischen den Ambulanzräumen<br />

werden schwerer Verletzte auf der<br />

Bahre in die Untersuchungsräume<br />

gebracht. Ein dritter Gang ist der<br />

südlich gelegene Hauptmittelgang.<br />

Der Korridor, der den Neu- mit<br />

dem Altbau verbindet, mutet wie<br />

der Highway des Krankenhauses<br />

an. Verletzte, Bedienstete und<br />

auch Besucher begegnen sich hier<br />

mehrspurig. „Optimierbar“, geben<br />

die Betroffenen zu.<br />

Als ich fertig bin, verlasse ich das<br />

Behandlungszentrum über den<br />

Mittelgang und stehe plötzlich vor<br />

den entsorgt geglaubten Sesseln<br />

in Signalfarbe. Da stehen sie, an<br />

der Rückseite des Empfangskubus’<br />

als Relikte einer Zeit, die noch<br />

weniger hektisch war. Inmitten des<br />

aufgefrischten Umfelds wirken<br />

sie gar nicht mehr so unm<strong>oder</strong>n.<br />

Weil: Orangefarbenes Plastik ist<br />

heute gefälligst gefälliges „retro“,<br />

<strong>oder</strong> nicht?<br />

Dem Ansturm<br />

gerecht werden<br />

350.000 ambulante Kontakte in Vorarlberg verzeichneten<br />

die LKH-Ambulanzen im letzten Jahr. Tendenz<br />

steigend. Und zwar um beachtliche fünf Prozent<br />

jährlich. In <strong>Bregenz</strong> reagierte man auf diese Herausforderung<br />

mit einer interdisziplinären Ambulanz, die seit<br />

12. März 2009 eröffnet ist und Kräfte bündelt. „Alle<br />

Pflegemitarbeiter sollen künftig in allen Disziplinen,<br />

also in den Bereichen Chirurgie, Frauenheilkunde, Innere<br />

Medizin, Pädiatrie und Urologie, einsetzbar sein“,<br />

erläutert OA Dr. Oliver Schöneberg die interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit. Die Anzahl der Räume wurde<br />

von zehn auf 14 erhöht, zerstreute Ambulanzen zentralisiert.<br />

Papierlose Abläufe vereinfachen das System<br />

und verkürzen die Wartezeit, ein Check-in-Schalter<br />

übernimmt die automatische Selbstanmeldung bei<br />

ambulanten Nachbehandlungsterminen.<br />

In der Kernarbeitszeit versehen zur Bewältigung des<br />

Andrangs bis zu zehn ärztliche Mitarbeiter ihren<br />

Dienst in der Ambulanz. „Das sind Kräfte, die auf den<br />

Stationen fehlen“, skizziert Schöneberg die Problematik<br />

und weist auf die wichtige Filterfunktion der<br />

Hausärzte hin. Im Sinne einer <strong>sinnvolle</strong>n abgestuften<br />

Versorgung sei – außer bei einem schweren <strong>oder</strong><br />

lebensbedrohlichen Vorfall – eigentlich immer der<br />

diensthabende niedergelassene Arzt die erste Anlaufstelle<br />

für den Patienten.<br />

p 14 m<strong>oder</strong>ne Ambulanzräume stehen zur Verfügung.<br />

„Viele wissen nicht, dass keine zusätzlichen Notfallmediziner<br />

für den Ambulanzdienst zur Verfügung<br />

stehen, sondern dass Stationsärzte ihre Station für<br />

Akutfälle verlassen müssen“, so Schöneberg. Und daher<br />

kann besonders in der Nacht und am Wochenende der<br />

Notdienst keine Routineuntersuchungen durchführen.<br />

„Das Personalkontingent ist ausgereizt, die Flut an Patienten<br />

– nicht zuletzt solcher, die eigentlich kein Fall<br />

für die Notfallambulanz sind – nimmt aber stetig zu“,<br />

weiß Schöneberg. Daher müssen Krankenschwestern<br />

etwa zusätzlich administrative Aufgaben übernehmen,<br />

und auch Mediziner werden vermehrt wegen Bagatellen<br />

während ihres Bereitschaftsdienstes in die Ambulanzen<br />

gerufen.<br />

p Zeitsparend und<br />

leicht zu bedienen:<br />

der „Quick-Checkin“<br />

für Nachkontrolltermine<br />

OA Dr. Oliver<br />

Schöneberg<br />

Prim. Doz. Dr.<br />

Christian Huemer<br />

DGKS<br />

Bernadette Geiger<br />

Verstärkte Eigenverantwortung und eine realistische<br />

(Selbst-)Einschätzung, ob ein Notfall vorliegt <strong>oder</strong><br />

nicht, wünscht sich Schöneberg von den Patienten,<br />

die sich weiterhin auf die ausgezeichnete Qualität der<br />

medizinischen Versorgung verlassen können. •<br />

„Der Andrang in<br />

der interdisziplinären<br />

Ambulanz ist<br />

groß: Zu Stoßzeiten<br />

sind bis zu zehn<br />

Ärzte notwendig,<br />

um die Arbeit zu<br />

bewältigen.“<br />

“Aus meiner Sicht<br />

bewährt sich die<br />

interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit<br />

sehr gut, kleinere<br />

Problembereiche<br />

sind durchaus<br />

lösbar.”<br />

„Die Herausforderung<br />

für uns war,<br />

dass viel mehr Mitarbeiter<br />

miteinander<br />

zurechtkommen<br />

müssen. Die<br />

Patienten sehen die<br />

neue Ambulanz<br />

sehr positiv. “<br />

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