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Hysterie oder sinnvolle Wachsamkeit? - Landeskrankenhaus Bregenz

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CIRS-Leitfaden, Version 1, Freigabe am 29.05.2007 von Dir. Dr. Gerald Fleisch 3<br />

CIRS-Leitfaden, Version 1, Freigabe am 29.05.2007 von Dir. Dr. Gerald Fleisch 1<br />

CIRS-Leitfaden, Version 1, Freigabe am 29.05.2007 von Dir. Dr. Gerald Fleisch 7<br />

Forum<br />

Das magazin der<br />

VORARLBERGER LANDESKRANKENHÄUSER<br />

Vorarlberger Landeskrankenhäuser<br />

Das magazin der<br />

VORARLBERGER LANDESKRANKENHÄUSER<br />

Vorarlberger Landeskrankenhäuser<br />

Forum<br />

Meinung ist gefragt! „LKH luag a!“ scheut sich nicht vor „heißen Eisen“ und<br />

spricht auch heikle Themen aus dem Gesundheitsbereich an.<br />

In der Rubrik „Forum“ kommen Mitarbeiter selbst zu Wort und schildern ihre<br />

ganz persönliche Sicht der Dinge.<br />

Die Experten-Meinung zum Thema:<br />

3 Fragen an Dr. Peter Weiß,<br />

Qualitätsbeauftragter der Vlbg.<br />

Landeskrankenhäuser<br />

CIRS – Wie beurteilen Sie das<br />

anonyme Meldesystem?<br />

Seit Herbst 2006 haben alle Mitarbeiter der Vorarlberger Landeskrankenhäuser<br />

die Möglichkeit, selbst einen Beitrag zur Steigerung<br />

der Patientensicherheit und zur Verbesserung der eigenen<br />

Arbeitssicherheit zu leisten, in dem sie so genannte „kritische Ereignisse“<br />

<strong>oder</strong> „Beinahe-Schäden“ über ein elektronisches Formular<br />

anonym an die „Risk-Manager“ melden. Dank CIRS (Critical<br />

Incident Reporting System) können Schwachstellen im Krankenhaus<br />

schneller erkannt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet<br />

werden, damit Fehler künftig vermieden werden.<br />

LKH luag a!: Welcher<br />

Grundgedanke steckt hinter<br />

CIRS?<br />

Dr. Peter Weiß: Wenn eine<br />

kritische Situation entsteht, ist<br />

meistens nicht eine einzelne Person<br />

Verursacher, sondern es tragen<br />

verschiedenste Faktoren dazu bei.<br />

Wir sprechen von Schwachstellen<br />

im System, die ausgeschaltet<br />

werden können, wenn frühzeitig<br />

darauf hingewiesen wird und<br />

nützliche Verbesserungsmaßnahmen<br />

ergriffen werden.<br />

1 Zweck des Dokuments<br />

Dieses Dokument beschreibt das anonyme Meldesystem für kritische Ereignisse (im Folgenden<br />

auch Critical Incident Reporting System, Abk. CIRS genannt) in den Vlbg. Landeskrankenhäusern.<br />

Es werden die Rahmenbedingungen, die Funktionsweise und die Durchführungsbestimmungen<br />

erläutert.<br />

2 Einleitung<br />

Im Krankenhaus und anderen Institutionen des Gesundheitswesens ereignen sich gelegentlich<br />

kritische Zwischenfälle <strong>oder</strong> Patientenschäden, die auf vermeidbare fehlerhafte Abläufe <strong>oder</strong><br />

Entscheidungen zurückzuführen sind. Ärzte, Pfl egende und andere Berufsgruppen sind sich einig:<br />

Alle sollten aus kritischen Ereignissen lernen, um sie dadurch künftig verhindern können. Aber<br />

wie?<br />

Meldesysteme wie das CIRS stellen das geeignete Instrument dar, um aus erkannten<br />

patientengefährdenden Ereignissen Konsequenzen ziehen zu können. Die kontinuierliche<br />

Bearbeitung von kritischen Ereignissen hilft, die Häufi gkeit von unerwünschten Ereignissen und<br />

Patientenschäden künftig zu reduzieren.<br />

3 Organisation<br />

Die Organisation des Meldesystems besteht aus folgenden Bereichen:<br />

1. Führung 2. Durchführung 3. Meldeinhalte 4. Meldekreise 5. Meldemedium 6. Melde- und<br />

Bearbeitungsablauf 7. Datenpolitik 8. CIRS Besprechungen (meldekreisintern) 9. CIRS Treffen<br />

(meldekreisübergreifend) 10. Wirksamkeit von Verbesserungsmaßnahmen 11. Schulungen<br />

3.1 Führung<br />

Die Geschäftsleitung der Vlbg. Krankenhaus-Betriebsges.m.b.H. hat am 12. Sep. 2006 die<br />

Entscheidung zur Einführung des anonymen Meldesystems für kritische Ereignisse (CIRS)<br />

beschlossen.<br />

In jedem <strong>Landeskrankenhaus</strong> und jedem Meldekreis trifft die ärztliche und pfl egerische Leitung<br />

erneut eine bewusste Führungsentscheidung zur Einführung des CIRS. Auf diese Weise wird<br />

sichergestellt, dass die Führungspersonen die CIRS Einführung unterstützen und sich der<br />

Verantwortung als Vorgesetzte mit Vorbildfunktion bewusst sind.<br />

3.2 Durchführung<br />

Das CIRS wird in die bestehende Führungsorganisation der Landeskrankenhäuser eingebettet.<br />

Da kritische Ereignisse verschiedenste Prozessebenen (z.B. medizinische Leistungserbringung,<br />

unterstützende Prozesse, Management) im Krankenhaus betreffen können, sind die<br />

Kompetenzen und Aufgaben der in der CIRS Organisation beteiligten Personen festgelegt. In<br />

jedem <strong>Landeskrankenhaus</strong> ist eine Organisationsstruktur mit Meldekreisen eingerichtet. Für<br />

jeden Meldekreis werden von den Bereichsleitungen CIRS Verantwortliche (Risk-ManagerInnen,<br />

in medizinischen Fachabteilungen jeweils eine Person aus dem ärztlichen und pfl egerischen<br />

Bereich) benannt. Resultieren aus den CIRS Meldungen Verbesserungsmaßnahmen, die<br />

Linienentscheidungen tangieren, können diese nur in Absprache mit den Vorgesetzten umgesetzt<br />

werden.<br />

- LEITFADEN<br />

Warum hat man sich<br />

gerade für dieses System<br />

entschieden?<br />

Das elektronische CIRS-System<br />

hat sich bereits seit vielen Jahren<br />

in anderen Krankenanstalten –<br />

etwa im Kantonsspital St. Gallen<br />

– bewährt. Durch eine breite<br />

Veröffentlichung der dezentral<br />

gesammelten Informationen können<br />

auch andere Abteilungen und<br />

Landeskrankenhäuser von den<br />

Erkenntnissen profitieren.<br />

3.11 Schulungen<br />

Die MitarbeiterInnen eines Meldekreises, die direkten Patientenkontakt haben werden in einer<br />

Schulung (Startveranstaltung, Information durch Qualitätssicherungskommissionen) insbesondere<br />

über den Sinn und Zweck des CIRS, den erwünschten Meldeinhalt, die fundamentale<br />

Sicherheitskultur, die Funktionsweise des Meldesystems und die Risk-ManagerInnen (Übersicht im<br />

Intranet unter „Dienste“ „Qualitätssicherung“) informiert.<br />

Um dem Wissensverlust durch die normale kontinuierliche Personalfl uktuation im Krankenhaus<br />

vorbeugen zu können, sind regelmäßige CIRS Veranstaltungen notwendig. Diese können<br />

gleichzeitig als CIRS stimulierende Veranstaltungen genutzt werden.<br />

4 Meldestatistik<br />

Es wird eine Jahresstatistik zu allen Meldungen als Reporting für die Krankenhausleitungen und die<br />

Geschäftsleitung der Vlbg. Krankenhausbetriebsges.m.b.H., aber auch getrennt für alle beteiligten<br />

Meldekreise ausgewiesen.<br />

Zudem wird eine Verteilung der Schweregrade der Meldungen in drei Kategorien ausgewertet:<br />

• Leicht keine Maßnahmen notwendig<br />

• Mittel eine Intervention wäre notwendig gewesen<br />

• Schwer lebensbedrohlicher Zustand hätte eintreten können<br />

Auf den verschiedenen Auswertungsebenen dienen alle statistischen Angaben den<br />

Führungsgremien, den Risk-ManagerInnen und den MitarbeiterInnen als Rückmeldung über die<br />

Aktivitäten eines Meldekreises. Daraus können insbesondere unterstützende und für das Thema<br />

Patientensicherheit sensibilisierende Maßnahmen wie Schulungen und Informationsveranstaltungen<br />

zur Belebung eines Meldekreises abgeleitet werden.<br />

Geschäftsleitung der Vlbg. Krankenhaus-Betriebsges.m.b.H<br />

Lässt sich beziffern,<br />

was CIRS in den letzten<br />

Jahren konkret an<br />

Qualitätsverbesserung<br />

gebracht hat?<br />

Im letzten Jahr gab es in den<br />

Landeskrankenhäusern knapp 200<br />

CIRS-Meldungen, bei mehr als<br />

50% wurden umgehend Maßnahmen<br />

gesetzt bzw. das Problem<br />

gelöst. Grundsätzlich ist damit<br />

zu rechnen, dass Verbesserungsmaßnahmen,<br />

die aufgrund von<br />

CIRS-Meldungen eingeleitet<br />

wurden, dann wirkungsvoll waren,<br />

wenn keine weiteren Meldungen<br />

über ein vergleichbares Ereignis<br />

erfolgen. In dem Fall können wir<br />

annehmen, dass die entsprechenden<br />

Schwachstellen erfolgreich<br />

beseitigt wurden. Zur Behebung<br />

von Problembereichen, die von der<br />

Krankenhausleitung als „schwerwiegend“<br />

eingestuft wurden,<br />

haben wir eigene Projekte initiiert,<br />

die bereits größtenteils erfolgreich<br />

abgeschlossen werden konnten.<br />

Anonymes Meldesystem für kritische Ereignisse<br />

Critical Incident Reporting System (CIRS)<br />

Dir. Dr. Gerald Fleisch<br />

der Vorarlberger Landeskrankenhäuser<br />

t Die Mitarbeiter werden mittels<br />

verschiedener Kommunikationsmaßnahmen<br />

über CIRS informiert.<br />

DGKS Hanni Pfister,<br />

Orthopädie C, LKH Feldkirch:<br />

FA Dr. Michael Neyer,<br />

Urologie LKH <strong>Bregenz</strong>:<br />

Prim. Dr. Dietmar Striberski,<br />

Innere Medizin, LKH Bludenz:<br />

Die Jagd nach dem Sündenbock<br />

ist die einfachste!<br />

Dwight D. Eisenhower, 34. Präsident der USA<br />

„Ich finde das CIRS sinnvoll und<br />

notwendig, da in einem Krankenhaus<br />

traditionell noch stark hierarchische<br />

Strukturen herrschen.<br />

Es ist daher wichtig, dass alle<br />

Mitarbeiter die Möglichkeit haben,<br />

Zwischenfälle <strong>oder</strong> Fehler(-<br />

quellen) in einer anonymen Form<br />

melden zu können. Es geht dabei<br />

nicht darum, einen Schuldigen<br />

zu finden, die Meldungen werden<br />

vielmehr im Sinne einer gesunden<br />

Fehlerkultur sachlich analysiert.<br />

Allerdings sollte es von den<br />

Mitarbeiter auch möglichst oft<br />

genutzt werden.“<br />

„In Zeiten, in denen die Patientenfrequenzen<br />

ständig steigen<br />

und die medizinischen Maßnahmen<br />

komplexer werden, ist<br />

CIRS sicherlich ein Baustein zur<br />

Verbesserung der medizinischen<br />

Qualität. Ein Vorteil ist, dass die<br />

Meldungen anonym eingehen<br />

und vertraulich behandelt werden,<br />

sodass bei den Mitarbeitern keine<br />

Berührungsängste entstehen.<br />

CIRS wird vom Pflegepersonal<br />

und von Ärzten gleichsam benutzt,<br />

sodass hier auch ein weiterer<br />

Weg interprofessioneller Kommunikation<br />

entsteht.“<br />

„Aus meiner Sicht ist CIRS sehr<br />

positiv zu bewerten, und ich habe<br />

das Gefühl, dass das System von<br />

den Mitarbeitern richtig und verantwortungsbewusst<br />

genutzt wird.<br />

Es hat sich auch gezeigt, dass die<br />

Meldungen sehr ernst genommen<br />

werden und dass daraus abgeleitete<br />

Verbesserungsvorschläge sehr<br />

rasch und nachhaltig umgesetzt<br />

werden.“<br />

Wir machen´s<br />

uns nicht so leicht,<br />

wir suchen nach den<br />

Ursachen!!<br />

Die Risk-ManagerInnen des LKH-<strong>Bregenz</strong><br />

Mehr Sicherheit für uns alle<br />

durch m<strong>oder</strong>nes Risk-Management.<br />

Kontakt: Intranet, Dienste, Qualitätssicherung „RiskmanagerInnen“<br />

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