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PF 2108

Johann Kuhnau, Magnificat in C-Dur / C major

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KRITISCHER BERICHT<br />

Quellen<br />

Die vorliegende Urtextausgabe basiert auf der einzigen<br />

überlieferten Quelle A, einer Partiturhandschrift, die –<br />

zusammen mit einem weiteren Vokalwerk Johann Kuhnaus –<br />

heute in einem Band unter der Signatur Mus.ms. 12263-5<br />

in der Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz,<br />

Musikabteilung mit Mendelssohn–Archiv aufbewahrt<br />

wird. Dieser ist Teil der ehemaligen Notensammlung Georg<br />

Johann Daniel Poelchaus (1773–1836). Der Vorsatz dieses<br />

Bandes enthält ein Inhaltsverzeichnis von der Hand Poelchaus,<br />

wobei die für das vorliegende Werk relevanten Eintragungen<br />

wie folgt lauten:<br />

a, Kuhnau J. (Cantor an der Thomasschule in Leipzig et<br />

Sebast Bachs | Vorgänger im Amte) | Magnificat für 5 St. mit<br />

Instr. C d. Part. von Stölzels | Hand. 15 B.<br />

Für das „Magnificat“ selbst existiert kein Vorsatz- oder<br />

Deckblatt, die einzigen verwertbaren Hinweise sind auf der<br />

ersten Partiturseite notiert. Am oberen Rand findet sich folgende<br />

Besetzungsangabe:<br />

Magnificat à 3 Clarini, Tymp: 2 Oboe, 2 Violini, 2 Viole, 5<br />

Voci e Continuo di Kuhnau.<br />

Am unteren Rand findet sich zudem nochmals – von der<br />

Hand Poelchaus – der Hinweis auf den Schreiber:<br />

Von der Hand des Capellmeisters Stölzel in Gotha<br />

Am Ende der Partitur, nach dem Schlussstrich der letzten<br />

Continuo-Zeile, befindet sich das Kürzel „D.S.G.“ für „Deo<br />

Soli Gloria“. Darüber hinaus enthält der freie Rand dieser<br />

letzten Partiturseite acht Takte einer Akkordverbindungsoder<br />

Modulationsübung, die jedoch in keiner Beziehung<br />

zum vorliegenden Werk zu stehen scheint.<br />

Die erste Edition des „Magnificat“ von Johann Kuhnau<br />

besorgte Evangeline Rimbach im Jahr 1980 für die Reihe<br />

„Recent Researches in the Music of the Baroque Era“ bei<br />

A-R Editions, Inc (Volume XXXIV). Rimbach ist eine<br />

Pionierin auf dem Gebiet der Kuhnau-Forschung, ihre<br />

Dissertation „The Church Cantatas of Johann Kuhnau“ aus<br />

dem Jahr 1966 ist bis heute eine der umfangreichsten Arbeiten<br />

zum Werk des Komponisten.<br />

Für ihre Ausgabe des „Magnificat“ stand ihr jedoch mutmaßlich<br />

nur eine minderwertige Reproduktion der Quelle<br />

zur Verfügung, so dass zahlreiche Lesarten mit der vorliegenden<br />

Urtext-Ausgabe erstmals Eingang in den Notentext<br />

finden.<br />

Rimbachs Ausgabe gilt bisher als maßgeblich für heutige<br />

Aufführungen von Johann Kuhnaus „Magnificat“, weshalb<br />

sie der hier vorgelegten Ausgabe als Referenzquelle R an die<br />

Seite gestellt wird. Besonders erwähnenswert erscheinende<br />

abweichende Lesarten finden daher auch Eingang in die<br />

Einzelanmerkungen.<br />

Die von Jörg Jacobi edierte Fassung (edition baroque,<br />

2012) lag dem Herausgeber ebenfalls vor und findet gegebenenfalls<br />

Erwähnung als Randquelle J.<br />

Anmerkungen zur Komposition<br />

Johann Kuhnaus Vertonung des „Magnificat“-Textes<br />

aus dem Lukasevangelium zählt zu seinen prachtvollsten<br />

Kompositionen. Sie weist sowohl in Besetzung als auch in<br />

Anlage und Form bereits auf das weitaus bekanntere<br />

„Magnificat“ seines Amtsnachfolgers Johann Sebastian<br />

Bach (BWV 234) und legt dadurch Zeugnis der Tradition<br />

und Entwicklung ab, in der sich Kuhnau und Bach gleichermaßen<br />

befanden.<br />

Über Zeit oder konkreten Anlass der Entstehung des Werkes<br />

ist nichts überliefert, auch die Partitur gibt dazu keinerlei<br />

verwertbare Anhaltspunkte. Zu bedenken ist jedoch: „Da<br />

Gottfried Heinrich Stölzel von 1707 bis 1710 als Student an<br />

der Leipziger Universität weilte, und in späterer Zeit wohl<br />

kaum Zugang zu Kompositionen Johann Kuhnaus hatte,<br />

dürfte dieses Werk in den Jahren vor 1711 entstanden sein.“ 1<br />

Gesichert ist überdies, dass zu Beginn des 18. Jahrhunderts<br />

„in den Vespergottesdiensten der beiden Hauptkirchen (St.<br />

Nikolai und St. Thomä) sowie in der Neukirche (…) Aufführungen<br />

des lateinischen Magnificat an hohen Feiertagen<br />

– namentlich an den drei Marienfesten und zu Weihnachten<br />

– mithin Bestandteile einer langjährigen Tradition“ 2 waren.<br />

Ohne Zweifel ist diese Tradition somit auch Anlass der Entstehung<br />

des vorliegenden Werkes.<br />

Berücksichtigt man dies und bezieht zu diesem Zweck<br />

weitere „Magnificat“-Vertonungen in die Überlegungen<br />

mit ein (beispielsweise Georg Philipp Telemanns Komposition<br />

von 1704 für die Leipziger Neukirche sowie das oben<br />

erwähnte Werk Johann Sebastian Bachs von 1723), so darf<br />

man in Kuhnaus „Magnificat“ wohl durchaus eines der<br />

Hauptwerke in seiner Funktion als Thomaskantor in Leipzig<br />

sehen.<br />

1 Glöckner, Andreas: Bachs Es-Dur-Magnificat BWV 243a - eine genuine<br />

Weihnachtsmusik?, in: Bach-Jahrbuch 2003, (Evang. Verlagsanstalt), S. 38,<br />

Fußnote 10<br />

2 dto., S. 37<br />

XI

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