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62 I 63<br />
»Eine Stadt entsteht durch Vielschichtigkeit«<br />
Neue Dichte und Neue Typologie an der Europaallee<br />
J. Christoph Bürkle [ JCB ] im Gespräch mit<br />
Max Dudler [ MD ], Christoph Felger [ CF ],<br />
Annette Gigon [ AG ] und dem Direktor des Amtes<br />
für Städtebau Zürich Patrick Gmür [ PG ]<br />
»A City Is Created through Diversity«<br />
New Density and New Typology at Europaallee<br />
J. Christoph Bürkle [ JCB ] in discussion with<br />
Max Dudler [ MD ], Christoph Felger [ CF ],<br />
Annette Gigon [ AG ], and Patrick Gmür [ PG ],<br />
the director of the Zurich City Planning Office<br />
d<br />
e<br />
d<br />
e<br />
Europaallee-Quartier mit Bahnhof, Altstadt und See<br />
Europaallee quarter with railway station, old town, and the lake<br />
Pädagogische Hochschule Zürich auf Baufeld A<br />
Zurich University of Teacher Education on construction site A<br />
JCB<br />
: Die Europaallee wird in mehreren Bauabschnitten<br />
bis 2016 realisiert. Der zweite Bauabschnitt ist<br />
nun fertig und das neue, verdichtete Quartier am<br />
Bahnhof von Zürich nimmt langsam Gestalt an. Der<br />
Masterplan zeigt einen Maßstabssprung, eine viel<br />
größere Baudichte.<br />
MD<br />
: Wenn man über Dichte redet, muss man über<br />
den öffentlichen Raum reden – in Zürich wie in je der<br />
europäischen Stadt. In vielen europäischen Städten<br />
gibt es vergleichbare Entwicklungen. Ein Negativbeispiel,<br />
aus meiner Sicht, ist Stuttgart 21: Hier wird<br />
der gesamte Bahnhof in den Boden verlegt. Dadurch<br />
wird man die historischen Strukturen des Bahnhofs<br />
in der Stadt zukünftig nicht mehr verstehen. Stuttgart<br />
wird unter enormen Kosten völlig umgekrempelt.<br />
Die Zürcher Lösung mit der unterirdischen Durchmesserlinie<br />
in Ost-West-Richtung ist die intelligentere<br />
Entscheidung, um Raum für die Stadt zu schaffen.<br />
Und dann sind die Architekten gefragt: Eine<br />
europäische Stadt wie Zürich weiterzubauen bedeutet,<br />
öffentliche Räume zu definieren, Plätze zu schaffen.<br />
Bedeutet auch, den Maßstabssprung zwischen<br />
der mittelalterlichen Stadt, dem 19. Jahrhundert und<br />
der Gegenwart zu formulieren. Auch die Gebäude<br />
der ETH Zürich aus dem 19. Jahrhundert bedeuteten<br />
einen Maßstabssprung, der die Stadt bis heute prägt.<br />
So wird auch die Europaallee die Stadt prägen.<br />
Mit der Pädagogischen Hochschule (PHZH) auf Baufeld<br />
A haben wir angefangen. Auch dort gibt es einen<br />
Platz, der durch Treppengassen erschlossen wird.<br />
Die Durchwegung ist neben den Platzräumen ein weiteres<br />
wichtiges Element der städtischen Dichte. Eine<br />
funktionierende Stadt bedarf aber auch der Aneignung<br />
durch die Bürger. Wir müssen wieder mehr von<br />
dieser Aneignung von Architektur, von Räumen, von<br />
Plätzen verstehen.<br />
Die Stadt, die wir für Baufeld A und C der Europaallee<br />
entwickelt haben, ist ein sehr komplexes Gebil de.<br />
Im Schnitt erkennt man am besten die miteinander<br />
verwobenen Ebenen, die Tiefgaragen, Passagen, die<br />
Mall, die von der Lagerstrasse in die Europaallee hi n -<br />
überführt, die Plätze auf verschiedenen Ebenen und<br />
die Brücken, die das Baufeld C prägen. Wie die vier<br />
Häuser aufeinander zugehen, aneinander anschließen,<br />
ist schon einmalig. Die Brücken von Haus zu<br />
Haus sind ein schönes Thema. Aber wenn die UBS<br />
JCB<br />
: Europaallee is being built in a series of construction<br />
phases until 2016. The second phase is<br />
now complete and the new, dense quarter at the<br />
railway station in Zurich is gradually taking shape.<br />
The master plan shows a quantum leap in terms<br />
of building density.<br />
MD<br />
: On the subject of density, one has to raise the<br />
issue of public space – in Zurich as well as in any<br />
European city. There are similar developments in<br />
many European cities. A negative example, in my<br />
opinion, is Stuttgart 21: the entire railway station<br />
is being relocated underground. Consequently, the<br />
historical structures of the railway station will no<br />
longer be visible in the city in future. Stuttgart is<br />
being turned completely upside down, at an enormous<br />
cost. The solution in Zurich, with the underground<br />
cross-city link running from east to west,<br />
is a more intelligent option for creating space with -<br />
in the city. Furthermore, the architects were instructed<br />
that developing a European city such as<br />
Zurich means defining and creating public spaces.<br />
It also means bridging the gap between a medieval<br />
town, the nineteenth century, and the present<br />
day. The buildings of ETH Zurich from the nineteenth<br />
century also represented a shift in scale that<br />
has left its mark on the city up until today. Europa -<br />
allee will also shape the city.<br />
We started with the University of Teacher Education<br />
on construction site A, where there is also a<br />
square accessed via tiered passageways. Access<br />
paths, along with public squares, are a further important<br />
aspect of urban density. A functioning city<br />
has to be used by the residents. We have to devel -<br />
op a clear understanding about this usage of archi -<br />
tecture, spaces, and squares.<br />
The development on construction sites A and C at<br />
Europaallee is a very complex ensemble. In crosssection,<br />
you can clearly see the interconnected levels,<br />
underground car parks, passages, the superstructure<br />
between Lagerstrasse and Europaallee,<br />
the public spaces on various levels, and the bridges<br />
that characterise construction site C. The interconnection<br />
between the four buildings is unique. The<br />
bridges between them are an attractive feature.<br />
However, should UBS ever wish to sell their buildings<br />
individually, the buildings are autonomous<br />
ihre Gebäude irgendwann einzeln verkaufen möchte,<br />
kann man die Häuser trennen, es sind eigenständi ge<br />
architektonische Gebäude. Die Individualität des Einzelnen<br />
erscheint mir auch wichtig in der Diskussion,<br />
wenn wir über das »Zusammen Bauen« sprechen.<br />
AG<br />
: Ich würde gern kurz ausholen und bei den Anfängen<br />
des Urbanisierungsprozesses der ehemaligen<br />
Infrastrukturgelände von SBB und Post beginnen. In<br />
den Achtzigerjahren hat Ralph Baenziger eine riesige<br />
Überbauung der Bahngleise des Hauptbahnhofs auf<br />
einer erhöhten Plattform, das »Eurogate«, vorgeschlagen<br />
und obsiegte damit in dem damaligen Wettbewerb.<br />
Die Baubewilligung dafür lag vor, als der Architekt<br />
Theo Hotz die Initiative ergriff und die Stadt<br />
und die Investoren auf eine alternative Bebauungsmöglichkeit<br />
für dieses Areal hinwies. 2004 folgte auf<br />
diese Vorarbeit eine städtebauliche Studie für einen<br />
Masterplan, zu der Devanthéry & Lamunière, Kees<br />
Christiaanse und Theo Hotz eingeladen wurden.<br />
Christiaanse gewann damals. Ab 2006 wurden dann<br />
Parzelle für Parzelle Architekturwettbewerbe durchgeführt.<br />
Den ersten hat Max Dudler für das Baufeld<br />
A und C gewonnen. David Chipperfield Architects<br />
und wir haben für diesen Wettbewerb erstmals zusammengearbeitet<br />
und waren zweitrangiert.<br />
Max Dudler hat nach dem Wettbewerbssieg je ein<br />
Gebäude des Areals C an uns zwei andere Architekturbüros<br />
abgegeben – aus Generosität und ein bisschen<br />
auch auf Anraten der Stadt hin. Obwohl er das<br />
sicher auch alleine gekonnt hätte …<br />
MD<br />
: Nein, ich bin froh! Eine Stadt entsteht durch Vielschichtigkeit.<br />
Die Häuserblöcke des 19. Jahrhunderts<br />
in Zürich folgen auch einer Haustypologie, aber jedes<br />
Haus ist einzigartig.<br />
AG<br />
: Der Wettbewerbsentwurf sah vier einzelne Häuser<br />
in einem Geviert vor. Aber es stand bald fest, dass<br />
es nur einen Mieter bzw. Besitzer für die ganze Parzelle<br />
geben würde. Es stellte sich die Frage, warum<br />
es also noch vier Häuser und drei Architekten sein<br />
sollten. Mit einem Architekten zu arbeiten und nur<br />
ein großes Haus zu bauen, ist einfacher und etwas<br />
kostengünstiger. Für die architektonische Vielfalt<br />
mussten wir also immer wieder argumentieren. Für<br />
die Bauherrschaft war die Teilbarkeit, also die Möglichkeit<br />
der Veräußerung, schließlich das überzeugende<br />
Argument.<br />
buildings that can be separated. I also regard the<br />
individuality of each building as important in the<br />
discussion about »Building Together«.<br />
AG<br />
: I would like to digress briefly and go back to<br />
the beginning of the urbanisation process of the<br />
former infrastructure site belonging to SBB and<br />
the federal post. In the nineteen-eighties, Ralph<br />
Baenziger proposed a massive superstructure over<br />
the railway tracks at the main railway station on<br />
a raised platform, called Eurogate, with which he<br />
won the competition at the time. The planning<br />
permission had already been granted when the architect<br />
Theo Hotz took the initiative and suggested<br />
an alternative development option for the area to<br />
the municipal authorities and the investors. With<br />
the prospect of the future underground cross-city<br />
link, his proposal was to build on the ground, instead<br />
of a superstructure over the railway tracks.<br />
Following this preliminary work, an urban devel op -<br />
ment study was carried out in 2004 to create a<br />
master plan, in which Devanthéry & Lamunière,<br />
Kees Christiaanse, and Theo Hotz were invited to<br />
take part. Christiaanse emerged as the winner. From<br />
2006, individual competitions were held for each<br />
construction site. Max Dudler won the first for<br />
construction sites A and C. We cooperated with<br />
David Chipperfield Architects for the first time in<br />
this competition and we came second.<br />
After winning the competition, Max Dudler delegated<br />
one building each in construction site C to<br />
our respective offices – partly out of generosity<br />
and partly following the advice of the municipal<br />
authorities. Although he could undoubtedly have<br />
handled it all by himself…<br />
MD<br />
: No, I am glad it was like that! A city needs diversity.<br />
The nineteenth-century building blocks in<br />
Zurich also conform to a typology, but each build -<br />
ing is unique.<br />
AG<br />
: The competition design involved a plan for four<br />
individual houses around a square. However, it<br />
soon emerged that there would only be only one<br />
leaser or owner of the whole ensemble. It was there -<br />
fore questionable why there still had to be four<br />
building and three architects. It is easier and perhaps<br />
more economical to work with just one architect<br />
and to build one large building. We had to justify<br />
Studienauftrag »Stadtraum HB«,<br />
zweitplatzierter Beitrag, Team<br />
Competition »Stadtraum HB«,<br />
model of the proposal that came second, team<br />
Gigon/Guyer Architekten, David Chipperfield Architects