08.11.2012 Aufrufe

Medamana Nr.1.indd - Aule Mettmanner

Medamana Nr.1.indd - Aule Mettmanner

Medamana Nr.1.indd - Aule Mettmanner

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

14<br />

Die Jugend blickt über den Tellerrand<br />

Katharina Lück ist Schülerin des Heinrich-Heine-Gymnasiums, bald hat sie es geschafft. Wie gern sie sich an die vielen Jahre des<br />

Lernens erinnert, steht nicht in ihrem Bericht. Dafür aber umso mehr, wie junge <strong>Mettmanner</strong>innen und <strong>Mettmanner</strong> ohne Vorbehalte<br />

über den Tellerrand schauen. Von Ende September bis Anfang Oktober 2001 meldeten sich freiwillig 15 Schüler der Stufen neun bis elf<br />

für einen Schulaustausch mit der Partnerschule in Kaliningrad. Hier der Bericht:<br />

Heute ist also der große Tag gekommen, wir fahren nach<br />

Kaliningrad. Punkt 11.00 Uhr stehen wir auf dem Schulhof. Dort<br />

türmen sich Koffer, Taschen, Tüten, Decken, Kartons und Kisten<br />

mit Computern, Papier und vieles mehr.<br />

Alle laufen und reden durcheinander und es herrscht ein fröhliches<br />

Durcheinander. Eigentlich wollten wir diesen Tag ganz ruhig<br />

angehen lassen, denn die Abfahrt war erst für 14.00 Uhr angesetzt,<br />

doch da wir schon am späten Vormittag in Kaliningrad sein<br />

müssen, geht es doch schon eher los. Als es dann auch noch zur<br />

großen Pause klingelt, ist der kunterbunte Haufen aus Gepäck<br />

und den dazugehörigen Lehrern und Schülern, die um den<br />

mitlerweile eingetroffenen Reisebus stehen, die Hauptattraktion.<br />

So gesellt sich ein großer Teil der anderen Schüler zu uns, um<br />

uns zu verabschieden. Bald nach dem Ende der Pause heißt es<br />

dann endlich auch für uns Abschied nehmen. Uns stehen jetzt 24<br />

Stunden Busfahrt bevor!<br />

Die anfängliche Aufregung legt sich bald, und die Stimmung im<br />

Bus ist spitze. Doch als der Bus am nächsten Vormittag so gegen<br />

10.00 Uhr zum ersten Mal über russischen Boden rollt, ist uns<br />

doch allen etwas mulmig zu Mute. Schließlich weiß (außer wenigen,<br />

die schon einmal dort waren) keiner so recht, was uns dort<br />

erwartet. Die Aufregung nimmt noch einmal zu, als wir auf dem<br />

Schulhof unserer Partnerschule Nr. 17 (sie nennt sich auch selbst<br />

gerne Heinrich Heine Schule) aussteigen. Dort warten unsere<br />

Gastgeschwister mit ihren Eltern und einigen Lehrern auf uns.<br />

Dann werden wir auf unsere Gastfamilien verteilt. Meine<br />

Erleichterung ist riesig, als Katja, ein nett aussehendes Mädchen<br />

in meinem Alter, und eine recht junge, hübsche Frau (die Mutter<br />

des Mädchens) auf mich zukommen. Von meiner Gastmama<br />

werde ich auch gleich erst mal in den Arm genommen, und<br />

nachdem ich mein Gepäck geholt habe, fahren wir mit dem Auto<br />

nach Hause.<br />

Auch die Wohnung ist eine Überraschung. Sie entspricht (mal<br />

abgesehen von der Farbe der Möbel) ganz und gar einer<br />

Wohnung in Mettmann. In der Küche gibt es sogar eine Friteuse<br />

und eine Mikrowelle, und die Shampooflasche und die Zahnpasta<br />

sind von bekannten deutschen Marken. Aber im Laufe der Zeit<br />

lerne ich auch andere Wohnungen kennen und sehe, dass meine<br />

Gastfamilie wohl eine Ausnahme ist.<br />

Ein Junge, der schon vor zwei Jahren in Kaliningrad war, berichtete,<br />

dass man nur einmal pro Woche duschen dürfe. Auch diese<br />

Befürchtung erweist sich für alle als unnötig. So habe ich kaum<br />

gegessen, da fragt mich Katja: „Wünscht du duschen?“ Und ich<br />

atme erleichtert auf.<br />

Am Nachmittag treffen wir uns mit allen Schülern und unseren<br />

„Geschwistern auf Zeit“ in der Stadt und werden durch Kaliningrad<br />

geführt. Hierbei treffen wir sogar auf ein Fernsehteam des<br />

Kaliningrader Fernsehsenders, das ein Interview mit uns machen<br />

will. An diesem Abend fallen wir alle völlig übermüdet in unsere<br />

Betten.<br />

Eine andere Welt<br />

Von Katharina Lück<br />

Am nächsten Tag nehmen wir für zwei Stunden am Schulunterricht<br />

teil. Im Englischunterricht merke ich jedoch, dass die Lehrerin<br />

kaum zu verstehen ist, da sie einen sehr starken russischen Akzent<br />

hat. Und nach einem gemütlichen Tee im Speisesaal gehen wir<br />

zum Weltozeanmuseum.<br />

Dann geht es zurück zur Schule. Kathleen, eine junge Frau, die bei<br />

der Stadt Mettmann beschäftigt ist und mit uns nach Kaliningrad<br />

gekommen ist, um die mitgebrachten PC ans Internet anzuschließen,<br />

hat uns angeboten, den Tanz, den wir mit einer Gruppe am<br />

Kulturabend vortanzen wollen, etwas aufzupeppen. Das heißt für<br />

uns erst mal zwei Stunden Training, aber es scheint wirklich toll<br />

zu werden.<br />

Am darauffolgenden Tag (also Freitag) fahren wir nach Swetlogorsk.<br />

Das ist ein sehr schöner Ort direkt an der Ostsee, und obwohl<br />

es bitterkalt ist, zieht es einen großen Teil von uns doch bis zu<br />

den Waden ins Wasser. Danach zeigt sich für uns, wie leicht<br />

Völkerverständigung wirklich ist, denn wir haben alle einen<br />

Riesenspaß beim Plumps-Sack-Spielen im Sand.<br />

Samstag ist sportliche Betätigung angesagt. An unserer<br />

Weitere Termine im Jubiläumsjahr<br />

9./11.4 Volleyball-WM der Behinderten<br />

21.4. 40 Jahre Hausfrauenbund Mettmann<br />

24.4. Rathaus und Feuerwehr: Offene Tür<br />

24.4. Neandertalhalle: 80 Jahre <strong>Mettmanner</strong><br />

Automobilclub<br />

25.4. MTV: 1. Offizieller landesweiter Duation<br />

28.4. Innenstadt: Die„Wasserschlange“ wächst<br />

2.5. Mettmann Impulse: Verkaufsoffener<br />

Sonntag, Autoschau und Künstlermarkt<br />

8.5. Innenstadt: Weltrotkreuztag<br />

9.5. Mettmann-Süd: Stadtteilfest<br />

13.5. Die „Wasserschlange“ wächst weiter<br />

15.5 Neandertalhalle: Ausstellung „Mobilität“<br />

22./23.5. 50 Jahre Patenschaft mit<br />

Kreisgemeinschaft Angerapp<br />

22.5. HHG: „Tanz Club Bergisches Casino“<br />

und Laval<br />

im Juni Stadtwald: Eröffnung Naturfreibad<br />

Die weiteren Termine entnehmen<br />

Sie bitte aus der Tagespresse<br />

Partnerschule findet heute ein Sportfest statt, an dem auch wir<br />

teilnehmen. Doch im Gegensatz zu unseren Sportfesten wird dort<br />

nicht Fußball oder Volleyball gespielt. Hier messen sich die Schüler<br />

in Disziplinen wie Tauziehen, Seilspringen, Klimmzügemachen,<br />

Hindernislauf etc. Für uns ist es schon überraschend, wie manche<br />

Russen scheinbar mühelos 20 Klimmzüge hintereinander machen.<br />

Nach dem Sportfest sind wieder zwei Stunden Tanztraining angesetzt,<br />

und es macht wirklich Spaß zu sehen, wie es immer besser<br />

klappt.<br />

Heute ist Sonntag. Wir fahren zur Abwechslung mal mit einem russischen<br />

Bus und nicht mit unserem Reisebus auf unseren Ausflug,<br />

denn wir wollen zur Kurischen Nehrung, und wenn wir so tun<br />

als wären wir eine russische Schülergruppe, müssen wir keinen<br />

Eintritt zahlen. Die Kurische Nehrung ist ein Naturschutzgebiet an<br />

der Ostsee, und wieder nehmen wir im Wasser ein Fußbad. Heute<br />

wollen uns anschließend unsere Geschwister ein paar russische<br />

Kreisspiele zeigen.<br />

Langsam wirft der Mittwoch, der Tag des Abschieds, seine<br />

Schatten voraus. Doch heute ist erst Montag und wir beschließen,<br />

auch die letzten Tage noch so richtig zu genießen. Es geht zu<br />

einer über 100 Jahre alten Eiche, mit der die Schule 17 an einem<br />

Projekt teilnimmt. Durch einen Blitzeinschlag ist in dem Baum ein<br />

tiefer Riss entstanden, und die Schüler haben es sich zur Aufgabe<br />

gemacht, diesen Riss mit Ziegelsteinen zuzumauem. Während wir<br />

noch den großen Baum bestaunen, kommt ein Bauer vorbei und<br />

bietet uns an, uns seinen Hof zu zeigen. Diese Einladung nehmen<br />

wir gerne an, und er zeigt uns sein Pferd und seine Kühe, auf die<br />

er sehr stolz ist, als wir ihn mit seinen Tieren fotografieren.<br />

Zurück in der Schule suchen wir Kathleen, da wieder ein Tanztraining<br />

angesetzt ist. Wir finden sie im „Computerraum“, wo sie es trotz<br />

vieler Schwierigkeiten soeben geschafft hat, den Computer ans<br />

Internet anzuschließen. Nach dieser frohen Botschaft klappt der<br />

Tanz doch gleich noch mal so gut. Der Dienstag Vormittag steht<br />

zu unserer freien Verfügung, und so gehen wir in einer größeren<br />

Gruppe zum Basar, denn wir müssen noch ganz dringend<br />

Andenken kaufen. Für 16.00 Uhr ist die Generalprobe angesetzt,<br />

denn heute Abend findet der Kulturabend statt, für den beide<br />

Schulen ein Programm vorbereitet haben. So werden viele Tänze<br />

gezeigt, aber auch Klavierstücke und Gesang. Und wie immer<br />

erfolgt die Ansprache gleich in zwei Sprachen.<br />

Der Rest des Abends gehört wieder uns, und auch Kathleen hat<br />

sich entschlossen, statt mit den Lehrern, mit uns Abschied zu feiern.<br />

Es wird viel gelacht und getanzt, doch mit dem Fortschreiten<br />

der Zeit wird der Grund für diesen Abend immer klarer. Der<br />

Zeitpunkt unserer Abreise rückt immer näher. Und als der erste<br />

die Tränen wirklich nicht mehr zurückhalten kann, klappt das bei<br />

allen anderen auch nicht mehr. So liegen sich an diesem Abend<br />

russische und deutsche Schüler in den Armen. So endet dieser<br />

letzte Abend...<br />

... und der Tag der Abreise beginnt genauso. Als wir vor dem Bus<br />

auf dem Schulhof stehen, gibt es kaum ein Auge, das trocken<br />

bleibt. Allen kullern dicke Tränen herunter, denn was keiner am<br />

Anfang so recht glauben wollte, in der kurzen Zeit haben wir uns<br />

alle wirklich lieb gewonnen. Keiner will so recht in den Bus steigen,<br />

und gäbe es nicht ein paar Lehrer, die uns irgendwann mit sanftem<br />

Druck in den Bus befördern, würden wir wohl niemals von dort<br />

wegkommen.<br />

Der Abschied von Russland ist nicht nur der Abschied von neuen<br />

Freunden, die wir wohl alle dort gefunden haben, sondern er ist<br />

auch der Anfang vom Ende einer sehr schönen Zeit, in der aus<br />

einer Gruppe von Schülern, die auszog, um eine andere Welt<br />

kennen zu lernen, eine richtige Gemeinschaft geworden ist. Und<br />

ich glaube, es gibt keinen, der behauptet, er würde es bereuen,<br />

dass er mitgefahren ist. Denn selbst, wenn man nicht so wie ich<br />

wirklich glücklich dort war, (ich wollte gar nicht nach Hause!) so ist<br />

man jetzt doch um eine große Erfahrung reicher, an die man ohne<br />

diese Reise nie gekommen wäre.<br />

Unsere Leser sind sehr aufmerksam…<br />

Das Klassenfoto in der Nummer 4/2003 zeigt natürlich nicht<br />

die Abschlussklasse der Evangelischen Volksschule aus<br />

dem Jahr 1927. Heimatfreund Otto Peters, der uns das Bild<br />

zur Verfügung stellte, wurde mit den anderen Schülern 1927<br />

aus der Schule entlassen. Das Bild entstand ein paar Jahre<br />

früher. Noch ein Hinweis: Frau Heide rief uns an und teilte<br />

uns mit, dass auf dem Foto nicht Fritz Henzing sondern Fritz<br />

Lenzing abgebildet ist.<br />

Vielen Dank den aufmerksamen Lesern.<br />

15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!