was essen wir morgen? - Austrian Biologist Association
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Thema<br />
1<br />
Die Frage des Einkommens ist natürlich<br />
ein unverzichtbares Argument,<br />
wenn man die Land<strong>wir</strong>te<br />
dazu bewegen will, sich diesen<br />
Methoden zuzuwenden. Die Wirtschaftsanalysen<br />
im Rahmen von<br />
SAFE haben ergeben, dass ein<br />
Land<strong>wir</strong>t, der nach und nach zu<br />
agrarforst<strong>wir</strong>tschaftlichen Pflan-<br />
zungen übergeht, bei gleicher<br />
Ackerfläche den Rückgang der direkten<br />
Finanzeinnahmen auf weniger als 5 %<br />
seines Einkommens beschränken kann.<br />
Auf lange Sicht <strong>wir</strong>d dieses Opfer durch<br />
ein erhebliches Sparkapital an Holz,<br />
das seine Tätigkeit diversifiziert, jedoch<br />
mehr als wettgemacht – zum Preis einer<br />
einfachen Pflege, die vor allem in den<br />
ersten zehn Lebensjahren des Baums<br />
anfällt, wenn es darum geht, ihm die<br />
„richtige“ Form zu geben. Danach<br />
braucht man ihn bloß noch wachsen<br />
zu lassen. Es <strong>wir</strong>d empfohlen, Arten mit<br />
hohem Mehrwert (Speierlinge, Birnbäume,<br />
Kirschbäume, Ahornbäume,<br />
Nussbäume usw.) zu pflanzen, die sehr<br />
gefragtes Nutzholz liefern und womöglich<br />
eines Tages die Tropenhölzer, die<br />
Europa noch immer in großen Mengen<br />
importiert, ersetzen könnten. Aus<br />
europäischer Sicht – das heißt auf der<br />
Ebene der Gemeinsamen Agrarpolitik<br />
– besteht eine der großen Stärken der<br />
Agrarforst<strong>wir</strong>tschaft darin, dass sie lokal<br />
fast unendlich viele Kombinationen<br />
erlaubt, mit einer Vielzahl von Arten,<br />
Sorten und Anbautechniken. Daher war<br />
es interessant, im Rahmen von SAFE so<br />
unterschiedliche Länder wie die Niederlande,<br />
Griechenland, das Vereinigte<br />
Königreich und Spanien einzubeziehen,<br />
um Situationen zu vergleichen, die<br />
sich sowohl hinsichtlich der natürlichen<br />
Bedingungen (Boden, Klima usw.) als<br />
auch des kulturellen und gesetzlichen<br />
Umfelds erheblich voneinander unterscheiden.<br />
Zurück zur Natur<br />
Neben dem erwiesenen agronomischen<br />
Nutzen der Agrarforst<strong>wir</strong>tschaft, den<br />
bioskop 4/2007<br />
2<br />
3<br />
Verschiedene, in den land- und forst<strong>wir</strong>tschaftlichen Versuchsparzellen<br />
des INRA (Frankreich) durchgeführte Arbeiten. 1. Ernten<br />
unter Pappeln in Vézénobre, in einer Parzelle am Ende ihres Zyklus.<br />
Diese Versuchsparzelle des Programms SAFE erlaubt es, die Produktivität<br />
der Kulturen bis zum demnächst geplanten Abernten der<br />
stattlichen Bäume mitzuverfolgen.<br />
2. M<strong>essen</strong> junger Nussbäume im Weizen.<br />
3. „Sonnenschirme“ machen es möglich, den<br />
Schatten von Bäumen nachzuahmen und so<br />
den Effekt des Schattens von dem des Wettkampfs<br />
um Wasser oder Stickstoff zwischen<br />
den Bäumen und der Kultur zu trennen.<br />
4. Lichten und Beschneiden hybrider Nussbäume.<br />
Mit weniger als 100 Bäumen pro<br />
Hektar <strong>wir</strong>d die Produktivität der Kulturen<br />
sehr lange aufrechterhalten.<br />
das Projekt ins Licht gerückt hat, unterstreichen<br />
die Forscher auch die ökologischen<br />
Vorteile dieser Methode. Unter<br />
einem rein landschaftlichen Aspekt<br />
– und hinsichtlich der daraus resultierenden<br />
Aufwertung in puncto Tourismus<br />
– stellt die Einführung von Bäumen,<br />
eventuell verschiedener Arten, eine ästhetische<br />
Aufwertung dar, vor allen auf<br />
den großen Getreidefeldern. Außerdem<br />
helfen die Bäume und ihre Wurzeln, da<br />
sie das Eindringen von Wasser in den<br />
Boden begünstigen, die Erosion zu<br />
bekämpfen. Sie tragen dazu bei, Überschwemmungen<br />
zu verhüten, indem<br />
sie das Oberflächen<strong>was</strong>ser auffangen,<br />
das die Flüsse anschwellen lässt, und<br />
tragen zu einer geringeren Wasserverschmutzung<br />
durch land<strong>wir</strong>tschaftliche<br />
Düngemittel bei. Nicht zuletzt fixieren<br />
die Bäume in der Agrarforst<strong>wir</strong>tschaft<br />
eine nicht unerhebliche Menge an Kohlenstoff<br />
in ihrem Holz, aber auch im Boden,<br />
der in der Tiefe durch die kontinuierliche<br />
Zersetzung ihrer feinen Wurzeln<br />
jahraus, jahrein mit organischen Stoffen<br />
angereichert <strong>wir</strong>d.<br />
Auch der Effekt auf die biologische<br />
Vielfalt ist offensichtlich enorm. Die<br />
Bäume sorgen dafür, dass sehr schnell<br />
alle möglichen Tiere, Insekten und<br />
Gesetze: das Steuer herumwerfen<br />
Bisher sahen die europäischen Rechtsvorschriften nicht vor, dass mit Bäumenbewachsene<br />
Agrarflächen für Beihilfen im Rahmen der GAP in Betracht kommen<br />
– mit anderen Worten schloss diese Gesetzgebung, beim heutigen Stand der europäischen<br />
Land<strong>wir</strong>tschaft, Bäume aus Feldern aus, und zwar auf der Ebene der<br />
gesamten Union.<br />
Nur Frankreich hat 2001, im Anschluss an eine echte Lobbying-Kampagne von<br />
Land<strong>wir</strong>ten und Wissenschaftlern, die Methode der Agrarforst<strong>wir</strong>tschaft anerkannt<br />
und fördert diejenigen Land<strong>wir</strong>te, die beschlossen haben, auf die Kombination<br />
von Bäumen und Kulturen zu setzen, seit 2002 mit so genannten Agrar-<br />
Umwelt- Maßnahmen. Die Ergebnisse ließen nicht auf sich warten: Binnen zwei<br />
Jahren wurden rund 1000 Hektar mit Bäumen bepflanzt, und der Trend beschleunigt<br />
sich.<br />
Der aktuelle Entwurf für eine Verordnung des Europäischen Rats über die Entwicklung<br />
des ländlichen Raums (RDR) räumt der Forstland<strong>wir</strong>tschaft erstmals<br />
ausdrücklich einen Platz ein. „In dem Maße, wie sie in die verschiedenen nationalen<br />
Gesetzgebungen übertragen <strong>wir</strong>d, können die Land<strong>wir</strong>te umsteigen, ohne<br />
ihren Anspruch auf die klassischen Agrarbeihilfen aufs Spiel zu setzen. Dies ist<br />
vor allem für die neuen Mitgliedstaaten sehr wichtig“, betont Christian Dupraz<br />
„Traditionelle Agrarforst<strong>wir</strong>tschaft ist dort nämlich sehr verbreitet, und es wäre<br />
verheerend, wenn die Land<strong>wir</strong>te gezwungen wären, die Bäume auszureißen, um<br />
europäische Agrarbeihilfen zu erhalten.“<br />
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