was essen wir morgen? - Austrian Biologist Association
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Leben ist Fr<strong>essen</strong> von Information<br />
Zur Biologie des Wissens<br />
Der Tisch scheint gedeckt, Wissen ist<br />
da, <strong>wir</strong> brauchen es nur zu konsumieren.<br />
Doch lautet die Grundfrage zur Sicherheit<br />
allen Wissens: „Wie kommen<br />
Erkenntnisse zustande ?“<br />
Richard Kiridus-Göller<br />
Die naturwissenschaftliche Frageweise<br />
setzt das Vorhandensein einer tatsächlichen<br />
Welt voraus. Diese Annahme<br />
<strong>wir</strong>d als „hypothetischer Realismus“ bezeichnet.<br />
Erkenntnis ist die Einsicht in die Tatsächlichkeit<br />
eines Sachverhaltes, einer<br />
„Wahrheit“, deren Inhalt begründet<br />
ist. „Wahrheit“ im biologischen Sinn<br />
hat Überlebenswert auf der Grundlage<br />
von Widerspruchfreiheit: „Wahr ist, <strong>was</strong><br />
überlebt“.<br />
Zu den biologischen Universalien gehört<br />
der Befund, dass alle Lebewesen Informationsträger<br />
sind. Die Information<br />
durchläuft Transformationsprozesse.<br />
Unterhalb der Ebene der Moleküle <strong>wir</strong>-<br />
Buchinformation<br />
Brunner, Karl-Michael; Geyer, Sonja;<br />
Jelenko, Marie; Weiss, Walpurga;<br />
Astleithner, Florentina:<br />
ERNÄHRUNGSALLTAG IM WANDEL.<br />
CHANCEN FÜR NACHHALTIGKEIT<br />
Wien / New York: Springer Verlag 2007,<br />
ISBN 978-3-211-48604-7 (EUR 29,95)<br />
Was und wie Menschen <strong>essen</strong>, <strong>wir</strong>kt sich<br />
auf Umwelt, Gesellschaft, Wirtschaft<br />
und Gesundheit aus. „Nachhaltige“ Ernährung<br />
will unsere Essgewohnheiten<br />
an Zielen wie Umwelt-, Sozial-und Gesundheitsverträglichkeit<br />
und kultureller<br />
Akzeptanz ausrichten. Die AutorInnen<br />
erforschten in einer qualitativen sozio-<br />
ken die Gesetze der Quantenphysik. Die<br />
Molekularität der DNA transformiert zu<br />
Gehirnen, die Information auf energetischer<br />
Basis in Form neurophysiologischer<br />
Musterbildungen verarbeiten.<br />
Der ständige Informationsaustausch<br />
zwischen dem Organismus und seinen<br />
existenzbestimmenden Faktoren ist<br />
die Grundlage seiner biologischen Existenz.<br />
Unsere physische Existenz, unsere<br />
Entwicklung, ist Abbild eines von<br />
uns unabhängigen Daseins, einer Realität,<br />
nach der sich unser Körper samt<br />
dem Gehirn ausgerichtet hat. Wir sind,<br />
wie das Auge die Gesetze der Optik<br />
abbildet, Abbild der uns umgebenden<br />
Welt, jener physikalischen Gesetze, die<br />
uns unmittelbar in unserer physischen<br />
Existenz berühren. Davon ist unser Erkenntnisapparat<br />
nicht entkoppelt, er<br />
ist von den uns umgebenden Gesetzen<br />
geprägt. Erkenntnisprozesse nehmen<br />
nur das wahr, <strong>was</strong> vorher unsere<br />
Sinnes- und Gehirnzellen vorbestimmt<br />
haben. Ähnlich wie in der Quantenmechanik<br />
werden der Erkenntnisakt und<br />
das Erkannte konvergiert. Damit sind<br />
unsere Vorstellungen Spiegelungen<br />
der unsere Existenz bestimmenden Realität.<br />
Wir nehmen nur wahr, wovon <strong>wir</strong><br />
geprägt wurden.<br />
Die vom Philosophen Immanuel Kant<br />
(1724-1804) angesprochenen vor jeder<br />
Erfahrung (a priori) gegebenen Einsichten<br />
(wie die Dreidimensionalität<br />
des Raumes, die Kategorien Zeit, Kausa-<br />
lität) deutete der spätere Nobelpreisträger<br />
Konrad Lorenz (1903-1989), der<br />
den ehemaligen Lehrstuhl Kants in Königsberg<br />
innehatte, im Jahre 1941 als<br />
logischen Studie Ernährungspraktiken<br />
in Österreich. Sie arbeiteten Chancen<br />
und Schwierigkeiten auf dem Weg zu<br />
einer nachhaltigen Ernährung heraus.<br />
Themen sind u.a. Kochen und Essen im<br />
Alltag, die Geschlechterfrage, Gesundheit,<br />
biographische Dimensionen, der<br />
Konsum von Fleisch und Bio-Lebensmitteln<br />
sowie die Bedeutung von Regionalität<br />
und Ernährungskompetenz:<br />
ein Angebot vielfältiger Anknüpfungspunkte<br />
zur Förderung eines nachhaltigen<br />
Konsums. Das Buch wurde mit<br />
dem „Förderpreis Ernährungskultur<br />
2007“ der Universität Kassel und der<br />
Fehr GmbH ausgezeichnet.<br />
Was uns bewegt<br />
evolutionäres Ergebnis allmählich entwickelter,<br />
genetisch stabilisierter „angeborener“<br />
Strukturen.<br />
Nur jene Lebensformen überleben,<br />
deren Erkenntniswerkzeuge der Wirklichkeit<br />
optimal angepasst sind. Die<br />
Annahme einer vom erkennenden<br />
Subjekt unabhängigen, strukturierten<br />
Außenwelt ist nicht zwingend, aber<br />
funktional nützlich im Hinblick auf den<br />
Überlebenswert.<br />
Alle Lebewesen übertragen ihren eigenen<br />
Negentropie-Gradienten auf<br />
ihre Umwelt, die umgekehrt auf die<br />
Informationsträger ein<strong>wir</strong>kt. So ist der<br />
Lebensprozess als Aktualisierung von<br />
genetischer Information zu deuten,<br />
die ihrerseits von der Umwelt geprägt<br />
<strong>wir</strong>d. Dieser Passungsdialog besteht<br />
also in einem Kreislauf von Empfangen,<br />
Verarbeiten und Senden von Information.<br />
In- formationskreisläufe sind daher<br />
für den Lebensprozess konstituierend.<br />
Im Gegensatz zu „trivialen Maschinen“,<br />
die nach einem festgelegten Programm<br />
arbeiten, sind die Lebewesen als offene<br />
Systeme lernfähig, indem sie als „nichttriviale<br />
Maschinen“ ihre Programme<br />
verändern. Das Leben als erkenntnisgewinnender<br />
Prozess bildete das Forschungsprogramm<br />
des BCL (Biological<br />
Computer Laboratory), das Heinz von<br />
Foerster an der Universität von Illinois<br />
leitete. D<strong>essen</strong> wesentlichste Ergebnisse<br />
bilden die Grundlage der Informationstheorie,<br />
der Kybernetik und<br />
Selbstorganisationstheorie. „Leben ist<br />
Lernen“ formulierte Konrad Lorenz,<br />
ähnlich Karl Popper: „Alles Leben ist<br />
Problemlösen“, d<strong>essen</strong> evolutionäre<br />
Theorie der Wissenschaftsentwicklung<br />
international einflussreich wurde. Die<br />
Biologie möge von den Bildungsideologen<br />
et<strong>was</strong> ernster genommen werden.<br />
bioskop 4/2007<br />
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