Egerner Höfe Golf- Trophy - Park-Hotel Egerner Höfe
Egerner Höfe Golf- Trophy - Park-Hotel Egerner Höfe
Egerner Höfe Golf- Trophy - Park-Hotel Egerner Höfe
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Graf von Moltke traf sich zum Interview mit dem renommierten Dirigenten<br />
und Chorleiter Prof. Joshard Daus und sprach mit ihm über seine Ziele,<br />
sein Engagement und über die Rolle kultureller Werte in der heutigen<br />
Gesellschaft<br />
Im GESPRäCH mIT<br />
PROF. JOSHARD DAuS.<br />
Graf von Moltke: Sie sind Dirigent, Chorleiter und Gründer der<br />
EuropaChorAkademie, in der Sie Sänger aus verschiedenen Kulturen<br />
für gemeinsame Konzert-Projekte zusammenbringen. Ihr<br />
besonderes Anliegen ist es zudem, junge Menschen weiterzubilden<br />
und nachhaltig zu fördern. Warum ist Ihnen das so wichtig?<br />
Professor Daus: Gerade heute ist es unerlässlich, die interdisziplinären<br />
Kräfte der verschiedenen Richtungen wie Musik, Malerei,<br />
Sprache, bildende Kunst und Architektur zu vermitteln.<br />
Ich sehe das in den Hochschulen nicht mehr grundsätzlich<br />
gewährleistet. Durch die Einführung von Bachelor und Master<br />
ist das Studium geradezu verschult und soll in möglichst<br />
kürzester Zeit abgeschlossen werden. Das bietet nicht mehr die<br />
Möglichkeit, Inhalte wirklich zu erleben.<br />
Graf von Moltke: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die<br />
kulturellen Werte nicht dem Intellekt oder der Bildung entspringen,<br />
sondern vielmehr dem Bedürfnis nach Ästhetik und der<br />
Begeisterung für etwas.<br />
Professor Daus: Es gibt überhaupt keine Alternative dazu. „Es<br />
ist das Erlebnis, das den Menschen antreibt, etwas wieder zu tun“,<br />
so hat es der große Sergiu Celibidache gesagt. Intellektualität<br />
bringt uns nicht dazu, etwas noch einmal zu tun. Es gibt nur den<br />
einen Grund – das Erlebnis. Ein gutes Essen, Erotik, ein besonderes<br />
Fest wie Weihnachten oder ein gelungenes Konzert treiben<br />
den Menschen an, diesen Adrenalinschub noch einmal zu wollen.<br />
Die Frage ist, ob wir ihn bekommen. Es gibt keine Garantie.<br />
Graf von Moltke: Sie leisten mit Ihrer Arbeit Wesentliches, um<br />
die Menschen für diesen Teil unserer gewachsenen Kultur zu<br />
sensibilisieren. Ihre Konzerte sind ein sehr emotionales Erlebnis.<br />
Professor Daus: Das erfordert unglaublich viel Arbeit im<br />
Detail. Es ist eine hohe Kunst, einen berauschenden Chorklang<br />
zu entwickeln. Aber unser Kapital in Europa ist, dass wir uns<br />
Jahrtausende mit kulturellen Inhalten beschäftigt haben. Mit<br />
Sprache, mit Klang, mit Esskultur. Man muss die Sehnsucht im<br />
Menschen wecken, ein Ereignis wieder erleben zu wollen. Und<br />
das entsteht durch Können und Ordnung. Ordnung ermöglicht,<br />
dass Außergewöhnliches entsteht. Und dann gehört natürlich<br />
noch Glück dazu.<br />
„man muss die Sehnsucht<br />
im menschen wecken, ein Ereignis<br />
wieder erleben zu wollen.“<br />
Graf von Moltke: Kann man besonders junge Menschen noch<br />
für kulturelle Werte sensibilisieren?<br />
Professor Daus: Mit der EuropaChorAkademie haben wir<br />
im Brennpunkt Bremen-Nord vor einem Jahr ein Sozialprojekt<br />
begonnen. Chorpädagogik nach dem Modell Venezuela.<br />
Hierbei arbeiten wir vorrangig mit Kindern aus Hartz IV- oder<br />
Migranten-Familien. Diese Gruppe hat nur wenig Bedürfnis<br />
nach Kultur und Bildung. Für die Kinder ist es neu, dass man<br />
etwas beenden muss und dass Disziplin dazugehört, wenn man<br />
etwas erreichen will.<br />
Graf von Moltke: Mit Ihrer Arbeit tragen Sie dazu bei, dass die<br />
erziehende Generation Eigenschaften wie Fleiß, Engagement,<br />
Gründlichkeit und Nachhaltigkeit wieder Wert zumisst. Und es<br />
als ihre Aufgabe sieht, Jugendlichen Werte zu geben, die nicht<br />
mit Geld zu bezahlen sind.<br />
Professor Daus: Wir brauchen für die Zukunft eine neue<br />
Perspektive. Ich glaube im Moment nicht an den Staat. Es geht<br />
nur mit Privatpersonen, die die Notwendigkeit von Bildung und<br />
Kultur erkennen.<br />
Graf von Moltke: Damit wären wir zurück in der Renaissance,<br />
wo Kunst und Kultur nur durch Mäzenen dem breiten Volk<br />
zugänglich gemacht werden konnten.<br />
Professor Daus: Wir müssen alle reduzieren. Es geht nicht<br />
darum, vor 3 000 Menschen aufzutreten. Vielmehr müssen wir<br />
Kräfte in der Gesellschaft finden, die unsere kulturellen Werte<br />
wieder hochschätzen. Menschen, die sich engagieren und selbst<br />
die Möglichkeiten zur Verfügung stellen, Ideen und Projekte<br />
umzusetzen.<br />
Graf von Moltke: Es kann ja auch ein ganz besonderes Erlebnis<br />
sein, junge Menschen zu entwickeln und fördern.<br />
Professor Daus: Es geht im Kern ja darum, die Jugendlichen für<br />
etwas zu begeistern. Dazu braucht man hervorragende Mitarbeiter.<br />
Sie können diese Aufgabe nicht allein der Schulmusik oder<br />
dem Deutschlehrer überlassen. Man braucht Menschen, die in<br />
solche Brennpunkte wie Bremen-Nord gehen, einen Chor leiten<br />
oder Literatur vortragen. So ein Engagement kann man nicht<br />
verbeamten oder verordnen. Aber die Arbeit zahlt sich aus. Bei<br />
unserem Sozialprojekt arbeiten wir mit Jugendlichen, die nicht<br />
wissen, wie wunderbar es sein kann, erschöpft im Ziel zu stehen.<br />
Dieses Gefühl erleben sie nach den Chorauftritten, die natürlich<br />
der Höhepunkt unserer gemeinsamen Arbeit sind. Auch die<br />
Eltern sehen hier zum ersten Mal, dass ihre Kinder in der Lage<br />
sind, etwas durchzuhalten. Der Weg, den wir gehen, ist sehr<br />
schwer, aber er ist möglich.<br />
Graf von Moltke: Die Begeisterung für eine gemeinsame Sache,<br />
in diesem Fall für den Gesang, könnte also durchaus eine Breitenwirkung<br />
haben, nämlich raus aus der Perspektivlosigkeit. Aber<br />
ist das langfristig haltbar? Oder werden Kunst und Kultur nicht<br />
doch nur zum Inhalt einer kleinen Minderheit?<br />
Professor Daus: Wenn sich die Not und das Auseinanderdriften<br />
der Menschen so weiterentwickeln, wie wir das gerade<br />
beobachten können, dann ist das höchstwahrscheinlich der Weg.<br />
Die Alternative dazu ist, dass man den Menschen Sport, Kultur<br />
und Natur bietet und nahebringt – auch denjenigen, die in einem<br />
Elternhaus aufwachsen, in dem solche Dinge keine Rolle spielen.<br />
Und hier ist jeder Einzelne in unserer Gesellschaft gefordert.<br />
Wenn wir nicht engagiert etwas unternehmen, dann bleibt die<br />
Alternative, dass wir die Mauern höher bauen. In Spanien und<br />
Italien haben 50 Prozent der ausgebildeten jungen Menschen<br />
keine Perspektive. Und in London haben wir gerade erst gesehen,<br />
wozu so ein Klima führen kann. Es ist unglaublich, dass Europa<br />
schon wieder brennt. Politisch wird das immer noch nicht<br />
richtig eingeschätzt. Mit meinem persönlichen Engagement<br />
möchte ich etwas dazu beizutragen, dass sich die Situation in<br />
Deutschland nicht noch weiter zuspitzt, denn auch in Bremen<br />
„brennen die Autos“. Teil eines Chors zu sein trägt unglaublich<br />
zur Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen bei. Sie lernen<br />
soziale Interaktion, Disziplin, Toleranz und Kommunikation –<br />
die Grundsteine einer gesellschaftlichen Integration und eines<br />
harmonischen Zusammenlebens.<br />
Mo. bis Fr. durchgehend 9.30 - 18.30 Uhr | Sa 9.30 - 16.00 Uhr<br />
Nördliche Hauptstr. 24 | 83700 Rottach-Egern | Tel. 08022-5540<br />
www.trachten-greif.de<br />
30 Ausgabe 2011/2012<br />
HOFGEIST www.facebook.com/TrachtenGreif<br />
Das Journal des PARK-HOTELS EGERNER HÖFE<br />
31