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<strong>WDR</strong> 4 Poesiealbum<br />

Die groSSe <strong>WDR</strong> 4 Mitmach-Aktion<br />

Rosen, Tulpen, Nelken …<br />

Erinnerungen sind durch nichts zu ersetzen: Poesiealben tragen dazu bei, dass beson<strong>de</strong>re<br />

Momente nicht vergehen.<br />

In einem Poesiealbum ist es möglich, sich ganz individuell auf Papier zu verewigen. Ein ruhiger<br />

Moment, ein bisschen Fantasie und ein paar <strong>de</strong>korative Beigaben: Das sind die Zutaten, um<br />

einen Eintrag in ein Poesiealbum zu einem ganz speziellen zu machen.<br />

Wichtiger noch <strong>als</strong> <strong>de</strong>r schönste Aufkleber o<strong>de</strong>r die bunteste Zeichnung ist die nötige Ruhe, das<br />

bewusste „Sich Zeit Nehmen“ und „Sich Einlassen“ auf <strong>de</strong>n Besitzer <strong>de</strong>s Poesiealbums.<br />

Spätestens, wenn <strong>de</strong>r so Beschenkte in vielen Jahren sein Album zur Hand nimmt und darin<br />

blättert, weiß er es oft von ganzem Herzen zu schätzen.<br />

Dass dies so ist, haben Sie, liebe Hörer von <strong>WDR</strong> 4 und Besucher unserer Internetseiten auf<br />

wdr4.<strong>de</strong>, uns ganz eindrucksvoll bestätigt.<br />

Auf unseren Aufruf, uns <strong>Ihre</strong> schönsten Sprüche, <strong>Ihre</strong> Erinnerungen und <strong>Ihre</strong> Anekdoten rund<br />

ums Poesiealbum mitzuteilen, haben uns unzählige <strong>Zuschriften</strong> erreicht, per Email und auch<br />

per Briefpost. Oft war es gar nicht so einfach, die Einträge zu entziffern – wer beherrscht heute<br />

schon noch die Sütterlin-Schrift … Sogar ganze Alben waren dabei, Fotokopien, lustige und<br />

rühren<strong>de</strong> Geschichten, Glanzbildchen aus längst vergangenen Tagen und natürlich Gedichte,<br />

Sinnsprüche, Lebensweisheiten, manche davon ein Spiegel ihrer Zeit, viele aber auch von zeitlos<br />

gültiger Wahrheit und Weisheit …<br />

Für die vielen Einsendungen möchten wir uns herzlich bei Ihnen bedanken. Wir hoffen, dass<br />

Sie unter <strong>de</strong>r Auswahl, die wir auf wdr4.<strong>de</strong> veröffentlicht und hier noch einmal für Sie zusammengestellt<br />

haben, manches fin<strong>de</strong>n (o<strong>de</strong>r schon gefun<strong>de</strong>n haben), was Ihnen beson<strong>de</strong>rs gut<br />

gefällt und was <strong>Ihre</strong> eigenen Erinnerungen erneut beflügelt.<br />

Detlef Rütten<br />

Redakteur <strong>WDR</strong> 4<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

2


Christine Böhm aus Warendorf schreibt: „Auch ich habe von meiner Mutter am 24.12.1961 zu Weihnachten<br />

ein Poesiealbum bekommen. War dam<strong>als</strong> sehr glücklich. Habe es heute noch.“<br />

Lieblingsspruch ❁<br />

Im Lernen sei dir selbst ein Meister. So mancher hat es<br />

schon bereut, dass er im Leben die Jugend verträumt. Denn<br />

das Leben ist lang, <strong>de</strong>r Einsatz gering, viel Lernen in <strong>de</strong>r<br />

Jugend bringt immer Gewinn.<br />

Lydia Yoth, Duisburg<br />

Das Leben ist ein Sauerkraut, wohl <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r es gut verdaut.<br />

Lieselotte Jastrzembski, Essen<br />

Du bist viel schöner, wenn du lachst, <strong>als</strong> wenn du eine<br />

Schnute machst.<br />

Beim Aufräumen meines Schreibtisches fand ich mein<br />

Poesiealbum aus <strong>de</strong>m Jahre 1953. Unter vielen Sprüchen<br />

von Mitschülerinnen und -schülern war auch ein Spruch<br />

einer Mitschülerin, die schon lange in Texas wohnt. Ich<br />

habe diesen Spruch mit Bil<strong>de</strong>rn fotografiert und es ihr<br />

nach Texas per Mail gesen<strong>de</strong>t. Sie wird sich sicher freuen.<br />

Der Spruch lautet:<br />

Zum An<strong>de</strong>nken!<br />

Wenn Du einst nach vielen Jahren dieses Büchlein wirst durch<br />

lesen, oh, so <strong>de</strong>nk, wie froh wir waren, <strong>als</strong> wir Kin<strong>de</strong>r noch gewesen<br />

und mit frohem heitrem Sinn, gingen nach <strong>de</strong>r Schule<br />

hin.<br />

Dieses schreibt Dir <strong>de</strong>ine Schulfreundin Inge Ergste,<strong>de</strong>n<br />

25.6.1953<br />

Brunhil<strong>de</strong> Weigelt, Schwerte<br />

Ich habe dam<strong>als</strong> auch ein Poesiealbum gehabt. Nur lei<strong>de</strong>r habe ich es nach<br />

<strong>de</strong>n ganzen Umzügen verloren. Aber ich kann mich an <strong>de</strong>n einen Spruch<br />

erinnern, halte in immer vor Augen und gebe ihn gerne an Leute wie<strong>de</strong>r.<br />

So muntere ich an<strong>de</strong>re wie<strong>de</strong>r auf.<br />

Bianca Gör<strong>de</strong>r, Herzebrock-Clarholz<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

3


Ich war ein schüchternes 11jähriges Mädchen,<br />

da schrieb mir eine etwa zwei Jahre<br />

ältere, sehr selbstbewußte hübsche Mitschülerin<br />

diesen Spruch ins Poesiealbum:<br />

Oh, nütze <strong>de</strong>ine Jugend aus, <strong>de</strong>nn sie geht<br />

schnell vorüber. Kommst du auch einmal spät<br />

nach Haus und kriegst was mit <strong>de</strong>m Klöpper<br />

drüber. Laß <strong>de</strong>n Klöpper toben, wie es ihm<br />

gefällt. Die Jugend ist die schönste und beste<br />

Zeit <strong>de</strong>r Welt.<br />

„Lei<strong>de</strong>r“ war ich viel zu schüchtern, mich<br />

daran zu halten.<br />

Doris Teufert, Herne<br />

Da ich jetzt 74jährig öfter in alten Briefen<br />

und Postkarten stöbere, verharre ich oft<br />

beim Lesen und wer<strong>de</strong> nach<strong>de</strong>nklich. Poesie<br />

(o<strong>de</strong>r Dichtkunst) liegt oft weit ab von <strong>de</strong>r<br />

Realität und doch sind es nicht nur Weisheiten<br />

aus alter Zeit. Oft erscheinen Zeilen<br />

von Goethe („Wer mit <strong>de</strong>m Leben spielt,<br />

kommt nie zurecht; wer sich nicht selbst<br />

befiehlt, bleibt immer Knecht“ […]) o<strong>de</strong>r von<br />

Schiller („Den Menschen macht sein Wille<br />

groß o<strong>de</strong>r klein“). […]<br />

Mir fällt auf, daß die Schriften sorgsam<br />

ausgeführt sind. Um das folgen<strong>de</strong> richtig zu<br />

begreifen, muß ich sagen, daß mein Poesiealbum<br />

im Dezember 1952 beginnt. Im März<br />

1953 schrieb ein Lehrer:<br />

„Es bil<strong>de</strong>t ein Talent sich in <strong>de</strong>r Stille, sich ein<br />

Charakter in <strong>de</strong>m Strom <strong>de</strong>r Welt“ (Goethe).<br />

Als Nachtext:<br />

Ein glückliches Leben in einem vereinten<br />

Deutschland wünscht Dir Gerd Preuß, März<br />

1953.<br />

Dies schrieb er in Dres<strong>de</strong>n drei Monate vor<br />

<strong>de</strong>m 17. Juni. Dazu gehört Mut!<br />

Ich vergaß zu erwähnen, daß ich meine<br />

Schulzeit 1945 bis 1953 in <strong>de</strong>r 72. Grundschule<br />

in Dres<strong>de</strong>n verbrachte. Oft habe ich<br />

versucht, ehemalige Mitschüler zu fin<strong>de</strong>n,<br />

aber seit 1953 habe ich acht Ortswechsel<br />

vorgenommen. Unsere alte Schule ist<br />

„entschult“ wor<strong>de</strong>n. Also nichts mit Zettelanschlägen<br />

wie nach <strong>de</strong>r Bombardierung.<br />

Lei<strong>de</strong>r! Zumal mein Name dam<strong>als</strong> noch<br />

Brühl war, jetzt Haase. Sollte sich jemand<br />

mel<strong>de</strong>n von dam<strong>als</strong> - vielen Dank!<br />

Siegfried Haase, Ratingen<br />

Als 8jährige bekam auch ich ein Poesiealbum.<br />

Es ist aus rotem Le<strong>de</strong>r mit kleinem<br />

Schloss. Dam<strong>als</strong> besuchte ich ein Mädchen-<br />

Gymnasium, so dass natürlich“nur“ Mädchen<br />

ihre Verse eingeschrieben haben (oft<br />

mit <strong>de</strong>n dam<strong>als</strong> mo<strong>de</strong>rnen Glanzbil<strong>de</strong>rn!).<br />

Viele Lehrer trugen ebenfalls „lehrreiche“<br />

Verse in mein Buch ein. Doch ein Vers,<br />

geschrieben September 1968, bringt mich<br />

heute noch oft <strong>zum</strong> Lachen:<br />

Sei gut wie ein Engel, so hat man dich lieb, <strong>de</strong>nk<br />

OFT an <strong>de</strong>n Bengel, <strong>de</strong>r dies dir schrieb. Dein<br />

Bengel (dahinter ein dickes rotes Herz gemalt!!)<br />

Bis heute weiss ich nicht, wer mir dies<br />

geschrieben hat. Bei regelmässigen Treffen<br />

mit ehemaligen Klassenkamera<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong><br />

ich immer wie<strong>de</strong>r danach gefragt - ich weiss<br />

es wirklich nicht!!! Aber alle haben ihren<br />

Spass. […]<br />

Kornelia Bilgin, Lü<strong>de</strong>nscheid<br />

Während meines Praktikums an einer<br />

Duisburger Grundschule flossen bei einer<br />

Schülerin bittere Tränen. Sie hatte ihr Poesiealbum<br />

einem umschwärmten Klassenkamera<strong>de</strong>n<br />

gegeben, <strong>de</strong>r es mit folgen<strong>de</strong>m<br />

Spruch unbrauchbar machte:<br />

„Und sollte Dich <strong>de</strong>r Haifisch fressen, Dich<br />

Doofe werd´ ich nie vergessen.“<br />

Die Arme war nicht zu trösten.<br />

Thit Ewers, Erkelenz<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

4


In Margret Hoffknechts Poesiealbum aus <strong>de</strong>m Jahre 1958 hat sich Tante Marta noch in Sütterlin verewigt:<br />

„Tu es wie die Sonnenuhr, zähl die heit‘ren Stun<strong>de</strong>n nur.“ Margret Hoffknecht: „Der erste Eintrag in meinem<br />

Poesiealbum ist vom 09.06.1958. Auf <strong>de</strong>r ersten Seite steht: Wer in dieses Büchlein schreibt, <strong>de</strong>n bitte ich um<br />

Sauberkeit. Auf <strong>de</strong>r letzten Seite steht folgen<strong>de</strong>r<br />

Spruch: Hinten auf <strong>de</strong>r letzten Seite will ich<br />

stehn so ganz allein, will zu letzt gelesen sein<br />

Lieblingsspruch<br />

und zu letzt vergessen sein.“<br />

❁<br />

Heute wird bei Google an Schopenhauer erinnert.<br />

Gleich fiel mir dabei ein Spruch aus meinem<br />

Poesiealbum ein, <strong>de</strong>n mein Paten onkel<br />

mir vor 62 Jahren hinein geschrieben hat. Der<br />

weise Schopenhauer spricht – und gern betret<br />

ich seine Spur:<br />

Eines je<strong>de</strong>n Menschen Angesicht ist ein Gedanke<br />

<strong>de</strong>r Natur. Daraus erfolgt das eine nur, wenn<br />

man <strong>de</strong>m Worte Glauben schenkt, dass auch<br />

die ewige Natur mehr Dummes <strong>als</strong> Gescheites<br />

<strong>de</strong>nkt!<br />

Dam<strong>als</strong> war ich sauer, <strong>de</strong>nn dieser Spruch war<br />

für mich <strong>als</strong> Kind unverständlich und nicht<br />

so niedlich wie die Sprüche in <strong>de</strong>n Alben <strong>de</strong>r<br />

Klassenkameradinnen. Späterhin begriff ich es<br />

lediglich <strong>als</strong> zynisch – und heute weiß ich erst:<br />

Onkelchen hatte Recht!<br />

Agnes Tappe, Essen<br />

Viele Wege führen durch <strong>de</strong>n Wald, wer sie nicht kennt,<br />

verirrt sich bald. Viele Wege auch durchs Leben gehn,<br />

mußt immer <strong>de</strong>n Dir ausersehn - wenn auch manch<br />

an<strong>de</strong>rer Dich locken möchte, von <strong>de</strong>m Dein Herz Dir sagt:<br />

„Das ist <strong>de</strong>r rechte“.<br />

Meine Lieblingslehrerin schrieb mir in <strong>de</strong>r dritten Klasse diesen Spruch.<br />

Ich habe ihn an meine Enkel weitergegeben, weil er mir so gut gefiel.<br />

Brigitte Linck<br />

„Wer geliebt, kann <strong>de</strong>r vergessen Wer vergisst, hat <strong>de</strong>r<br />

geliebt Lieben heißt ja, nie vergessen, und vergessen nie<br />

geliebt.“<br />

Da ich seit meiner Jugend mehrm<strong>als</strong> umgezogen bin, vermisse ich<br />

mein Poesiealbum, aber an diesen Spruch kann ich mich noch gut erinnern,<br />

<strong>de</strong>n ich dam<strong>als</strong> <strong>als</strong> Schulkind nicht so richtig verstan<strong>de</strong>n habe,<br />

und später habe ich <strong>de</strong>n Sinn verstan<strong>de</strong>n.<br />

Monika Schmälzger, Dortmund<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

5


Ich habe nicht nur mein eigenes Poesiealbum<br />

noch, ich habe auch das meiner<br />

Mutter. Die Glanzbil<strong>de</strong>r in bei<strong>de</strong>n Alben<br />

ähneln sich sehr, allerdings haben sich die<br />

Sprüche etwas gewan<strong>de</strong>lt. Die Sprüche<br />

meiner Mutter zeugten von Gottvertrauen<br />

und Glauben, in meinem Album wur<strong>de</strong>n die<br />

Sprüche freier. Wie etwa:<br />

„Vergesse nie die Heimat, wo Deine Wiege<br />

stand, Du fin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>r Ferne kein zweites<br />

Heimatland.“<br />

Im Zeichen <strong>de</strong>r Globalisierung heutzutage<br />

bekommt das eine ganz eigene Be<strong>de</strong>utung.<br />

O<strong>de</strong>r<br />

Meinen Lieblingsspruch hat mir meine<br />

Grundschullehrerin ins Album geschrieben,<br />

<strong>de</strong>n ich erst sehr viel später verstan<strong>de</strong>n<br />

habe:<br />

„Ich lebe mein Leben in wachsen<strong>de</strong>n Ringen, die<br />

sich über die Dinge ziehn. Ich wer<strong>de</strong> <strong>de</strong>n letzten<br />

vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will<br />

ich ihn.“ - Rilke<br />

Ab und zu lese ich tatsächlich noch in <strong>de</strong>n<br />

Alben - sie sind eine wertvolle Erinnerung.<br />

Ich wünsche je<strong>de</strong>m, dass er auf diese o<strong>de</strong>r<br />

ähnliche Weise auf seine Wurzeln zurückblicken<br />

kann.<br />

Folletto<br />

Als ich kürzlich <strong>Ihre</strong> Sendung <strong>zum</strong> Thema<br />

Poesiealbum hörte, habe ich sofort mein<br />

mir 1942 geschenktes Poesiealbum aus <strong>de</strong>m<br />

Bücherschrank geholt und mich (82jährig)<br />

in die mir dam<strong>als</strong> eingetragenen Worte und<br />

Sprüche vertieft. Vor allem berührten mich<br />

die Gedanken meiner längst verstorbenen<br />

Eltern und Verwandten, Lehrer und Freundinnen.<br />

Letztere schrieben <strong>zum</strong> Teil sehr<br />

banale Worte in mein Büchlein, wie <strong>zum</strong><br />

Beispiel:<br />

Ordnung, Ordnung liebe sie<br />

Sie erspart Dir Zeit und Müh!<br />

[…] Aber auch schöne Worte sind zu lesen:<br />

Erinnere dich nach langen Jahren<br />

Noch an die schöne Jugendzeit,<br />

wo wir vereint beisammen waren<br />

und uns <strong>de</strong>s Lebens nur gefreut!<br />

Von <strong>de</strong>n geliebten Eltern, <strong>de</strong>r ebenso geliebten<br />

‚Omi’ und von Lehrern <strong>de</strong>s Gymnasiums<br />

kamen natürlich sehr wertvolle Gedanken,<br />

teils selbst formuliert, teils von Goethe<br />

erdacht. Es wür<strong>de</strong> zu weit führen, hier alles<br />

aufzuschreiben, aber Sie sollen wenigstens<br />

wissen, wie mir <strong>Ihre</strong> Sendung gefallen und<br />

gut getan hat, wenn auch beim Lesen in<br />

meinem Poesiealbum ein paar Tränen rollten!<br />

Lang, lang ist alles her …<br />

Dr. Helga Sauer, Köln<br />

Mein Poesiealbum ist 57 Jahre alt. Eine<br />

Mitschülerin (wir waren dam<strong>als</strong> zehn Jahre<br />

alt) schrieb:<br />

„Wenn ich einst gestorben bin, geh zu meinem<br />

Grabe hin. Schreibe leise in <strong>de</strong>n Sand, diese hab<br />

ich gut gekannt“.<br />

Ein paar Jahre später ist diese Mitschülerin<br />

dann durch einen Unfall ums Leben gekommen.<br />

Dass sie gera<strong>de</strong> diesen Spruch in mein<br />

Poesiealbum geschrieben hatte, hat mich<br />

dam<strong>als</strong> sehr berührt.<br />

Brigitte Lümen, Isselburg<br />

Meine Frau Renate hat soeben ein Poesiealbum<br />

unserer Großmutter mit einigen Einträgen<br />

aus <strong>de</strong>n Jahren um 1898 gefun<strong>de</strong>n!!!!<br />

Jürgen Schäfer, Altenbeken<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

6


Ein Gedicht für ihre Lieblingsnichte hat uns<br />

Beate Schönknecht aus Solingen geschickt: „Ich<br />

hänge ganz beson<strong>de</strong>rs an meiner inzwischen<br />

13 Jahre alten Lieblingsnichte Lorena. Sie ist ein<br />

ganz außergewöhnlich liebenswertes Geschöpf.<br />

Deshalb habe ich ihr ein persönliches Gedicht<br />

geschrieben für ihr Poesiealbum. Ich hoffe, dass<br />

sie sich auch in 60 Jahren noch darüber freut<br />

und lieb an mich <strong>de</strong>nkt. Hier das Gedicht:<br />

‚Liebe Lorena, sehr gerne verfasse ich diese Zeilen,<br />

um dir meine Zuneigung mitzuteilen. Du bist so<br />

einzigartig auf dieser Welt, was mir ausgesprochen<br />

gut gefällt. Dein Humor und <strong>de</strong>in Esprit, <strong>de</strong>ine<br />

ständig gela<strong>de</strong>ne Batterie, <strong>de</strong>ine Erzählkunst,<br />

immer bereit für Scherz, <strong>de</strong>ine Fürsorge und <strong>de</strong>in<br />

gutes Herz. Je<strong>de</strong> Stun<strong>de</strong> mit dir ist ein Genuss,<br />

<strong>de</strong>nn du bist ein Pfiffikus. Kur<strong>zum</strong> ich hab dich<br />

schrecklich lieb, mein süßer kleiner Herzensdieb.<br />

Deine Tante Beate‘“<br />

Margarete Böhm aus Köln hat uns Fotos ihres<br />

„schwedischen“ Albums geschickt:<br />

„Als Neunjährige kam ich mit vielen an<strong>de</strong>ren<br />

Kin<strong>de</strong>rn 1947/48 durch Landverschickung <strong>de</strong>r<br />

Stadt Köln nach Schwe<strong>de</strong>n. Ein Jahr war ich dort<br />

in einer freundlichen Familie aufgenommen<br />

und ging auch zur Schule, wo ich die schwedische<br />

Sprache lernte. Durch jahrelangen Kontakt<br />

zu meinen Leuten und Bekannten, auch Reisen,<br />

pflegte ich die Sprache bis heute. Meine<br />

Schulfreundinnen schrieben mir dam<strong>als</strong> ins<br />

Poesiealbum, so ist es bis heute für mich etwas<br />

beson<strong>de</strong>res.“<br />

Ich habe mit zehn Jahren zu meiner Kommunion<br />

1948 ein Poesiealbum mit Goldschnitt<br />

bekommen. Das war vor <strong>de</strong>r Währungsreform<br />

am 4. April. Keine Ahnung, wo meine Eltern das<br />

her hatten, wo es doch nichts gab. Mein Vater hat einen, beson<strong>de</strong>rs für die damalige Zeit be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Spruch<br />

hineingeschrieben, <strong>de</strong>n ich auch sehr lustig fand und <strong>de</strong>r auch immer überall gut ankam:<br />

Immer hübsch durchs Leben wibbeln, nur nicht von <strong>de</strong>m Erdball schibbeln.<br />

Liesel von Werne, Düsseldorf<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

7


Uschi Schwiering aus Schwerte hat<br />

uns dieses Kunstwerk ihrer Mutter<br />

geschickt: „Meine Mutti war Hobbymalerin<br />

und hat in <strong>de</strong>n Poesiealben<br />

meiner Schulkameradinnen und natürlich<br />

auch in meinem immer ein paar<br />

schöne Bildchen gemalt. Mein Poesiealbum<br />

ist von 1955.<br />

Ob meine Klassenkameradinnen noch<br />

ihre Alben haben, entzieht sich meiner<br />

Kenntnis.“<br />

Im 4. Schuljahr tauschte ich mit meiner<br />

Freundin während <strong>de</strong>s Unterrichts<br />

meine mühsam gesammelten Glanzbil<strong>de</strong>r.<br />

Sie lagen fein säuberlich zwischen <strong>de</strong>n<br />

Lesebuchseiten.<br />

Ich wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Klassenlehrerin erwischt<br />

und bekam eine Ohrfeige (übrigens die einzige).<br />

Dann kippte sie das Lesebuch um und<br />

zerriß alle Glanzbil<strong>de</strong>r.<br />

Die Ohrfeige hätte ich verziehen, aber nicht<br />

das Zerreißen <strong>de</strong>r Glanzbil<strong>de</strong>r. In meiner<br />

kindlichen Rache klebte ich dann später<br />

mein häßlichstes Glanzbild neben <strong>de</strong>n<br />

Spruch dieser Lehrerin.<br />

UND DA KLEBT ES IMMER NOCH!<br />

Marita Ackermann-Weißer<br />

Meine Freundin Anita hatte mein Poesiealbum,<br />

um einen Spruch einzutragen.<br />

Abends kam sie mit ihrer Mutter an die<br />

Haustür und musste mir gestehen, sie war<br />

mit <strong>de</strong>m Buch hingefallen, alles war nass<br />

und schmutzig, sie weinte. Ich habe von ihr<br />

dann ein neues Album bekommen und all<br />

unsere Klassenkamera<strong>de</strong>n haben nochm<strong>als</strong><br />

hinein geschrieben. Wir sind noch immer<br />

Freundinnen, seit 1960. Ich wer<strong>de</strong> sie mal<br />

darauf ansprechen, ob sie auch noch weiß,<br />

was dam<strong>als</strong> passiert ist.<br />

Lieblingsspruch ❁<br />

Du bist wie eine Distel, so ruppig und so rau, und daß Du<br />

eine Distel bist, das weißt Du ganz genau. Doch brauchst<br />

Dich nicht zu grämen, daß Du ‚ne Distel bist, es kommt<br />

auch mal ein Esel, <strong>de</strong>r gerne Disteln frißt!<br />

Mein Poesiealbum ist lei<strong>de</strong>r, <strong>als</strong> unsere Tochter im Poesiealbum-Alter war,<br />

verliehen und seit<strong>de</strong>m verschütt‘. Dieser Eintrag von meinem Schulfreund<br />

Jürgen hat sich mir jedoch eingebrannt<br />

Karin Schaaf, Wuppertal<br />

Gräme Dich nicht, weil Du nur eine Distel bist. Es kommt<br />

bestimmt ein Esel, <strong>de</strong>r gerne Disteln frißt.<br />

Dies schrieb ich meiner Zwillingsschwester ins Poesiealbum.<br />

Andrea Oberdick, Glasbeck<br />

Du bist noch klein, doch fühlst dich groß. Du sitzt noch oft<br />

auf Mutters Schoß. Doch wenn dich mal ein Junge küsst,<br />

dann <strong>de</strong>nk daran, wie klein du bist.<br />

Mein Bru<strong>de</strong>r hat mir dieses Gedicht selbst gedichtet. Es war 1977 und mein<br />

Bru<strong>de</strong>r war dam<strong>als</strong> zehn Jahre alt. .<br />

Petra Müller, Schlangen<br />

Christel Happel, Dautphetal<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

8


Im Januar 1971 bekam ich (dam<strong>als</strong> 9 Jahre<br />

alt) mein Poesiealbum geschenkt. Als erste<br />

schrieb mir meine Mutter einen Spruch<br />

hinein. Zweiter sollte mein Vater sein, aber<br />

er erbat Aufschub, er wollte erst noch einen<br />

passen<strong>de</strong>n Spruch für mich fin<strong>de</strong>n. Im<br />

Laufe <strong>de</strong>r Jahre folgten viele Eintragungen<br />

von Familie und Freun<strong>de</strong>n/innen. Nur von<br />

meinem Vater bekam ich immer zu hören,<br />

er hätte noch keinen passen<strong>de</strong>n Spruch<br />

gefun<strong>de</strong>n. Im Februar 2003 schrieb er mir<br />

dann folgen<strong>de</strong>n Spruch hinein:<br />

„Allzeit lustig ist gefährlich, allzeit traurig ist<br />

beschwerlich, allzeit glücklich ist betrüglich,<br />

eins ums andre ist vergnüglich“<br />

Zu <strong>de</strong>m Zeitpunkt war meine Tochter knapp<br />

acht Jahre und wünschte sich auch ein Album<br />

- in das <strong>de</strong>r Opa aber sofort reinschrieb<br />

und nicht erst über 30 Jahre Be<strong>de</strong>nkzeit<br />

brauchte.<br />

Carmen Halfmann<br />

Mein geliebtes Poesiealbum, immer wie<strong>de</strong>r<br />

nehme ich es gern in die Hand. Erinnerungen<br />

an meine Kindheit, meine Jugendzeit,<br />

an Menschen, die ich liebte und die es<br />

schon lange nicht mehr gibt.<br />

Ich bekam es anläßlich meiner ersten hlg.<br />

Kommunion im Jahre 1953 von meiner<br />

Tante Gretel aus Beuel/Rhein geschenkt.<br />

Im Mai 1956 verbrachte ich sechs Wochen<br />

im Kin<strong>de</strong>rerholungsheim „Haus Daheim“<br />

auf <strong>de</strong>r schönen Insel Nor<strong>de</strong>rney. Unsere<br />

Gruppentante hieß Marlies, sie schrieb mir<br />

einen Spruch in mein Poesiealbum, <strong>de</strong>ssen<br />

Sinn ich <strong>zum</strong> damaligen Zeitpunkt gar nicht<br />

so richtig verstand, ich war ja auch erst<br />

elf Jahre alt. Heute ist er fast <strong>zum</strong> Leitsatz<br />

meines Lebens gewor<strong>de</strong>n:<br />

Was Du für <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn tust, bestimmt <strong>de</strong>n<br />

Wert Deines Lebens.“<br />

Hanne-Lydia Seebach, Gelsenkirchen<br />

Zum ersten Mal eigenes Geld!<br />

Zu meinem 10. Geburtstag im Jahre 1953<br />

schenkten mir meine Eltern ein Poesiealbum.<br />

Wir lebten dam<strong>als</strong> in Billmerich,<br />

einem kleinen Dorf, heute Unna-Billmerich.<br />

Meine Eltern waren dort mit ihren drei Kin<strong>de</strong>rn<br />

<strong>als</strong> Vertriebene auf einem Bauernhof<br />

eingewiesen. Hier wohnten wir in einem<br />

Raum über <strong>de</strong>m Pfer<strong>de</strong>stall. Zu dieser Zeit<br />

war nicht nur das Geld knapp. Meine Eltern<br />

konnten mir auch kein Taschengeld geben.<br />

Wie meine Mitschülerinnen ließ auch ich<br />

mein Poesiealbum mit Sprüchen, Wünschen<br />

und Glanzbil<strong>de</strong>rn füllen. Auch die<br />

Tochter unseres Bauern, Hil<strong>de</strong>gard Lategahn,<br />

schrieb sich ein. Hil<strong>de</strong>gard war jedoch<br />

etwa zehn Jahre älter <strong>als</strong> ich und arbeitete<br />

mit auf <strong>de</strong>m Hof. Als Ergänzung zu <strong>Ihre</strong>r<br />

handschriftlichen Eintragung hatte sie<br />

jedoch kein Glanzbild parat.<br />

Da ihre Zeit auf <strong>de</strong>m Hofe eingeteilt war,<br />

bat sie mich, für sie ein Bildchen zu kaufen.<br />

Sie gab mir eine DM. Damit erwarb ich im<br />

Dorfla<strong>de</strong>n einige Bil<strong>de</strong>r. Das größte davon<br />

klebte Hil<strong>de</strong>gard zu ihrer Eintragung und<br />

die restlichen Bil<strong>de</strong>r schenkte sie mir. Die<br />

Bil<strong>de</strong>r kosteten zusammen 0,50 DM, sodass<br />

50 Pfennig übrig blieben. Hil<strong>de</strong>gard schenkte<br />

mir auch diese 50 Pfennig und ich hatte<br />

damit <strong>zum</strong> ersten Mal in meinem Leben<br />

eigenes Geld!<br />

Mit diesem Geld kaufte ich meiner Mutter<br />

<strong>zum</strong> Muttertag ein kleines Väschen. Dazu<br />

pflückte ich auf <strong>de</strong>r Bauernhofwiese blühen<strong>de</strong>s<br />

Wiesenschaumkraut. Meine Mutter war<br />

über mein Geschenk mehr <strong>als</strong> überrascht<br />

und freute sich sehr. Die Vase behielt sie bis<br />

zu ihrem To<strong>de</strong> mit 93 Jahren in Ehren.<br />

Mein Poesiealbum ist für mich mehr <strong>als</strong> ein<br />

altes Buch. Ich bewahre es sorgsam. Wenn<br />

ich darin lese, schlage ich viele Seiten meines<br />

Lebenslaufes auf. Vieles, was Sprüche<br />

und gute Wünsche aussagen, ist glücklicherweise<br />

wahr gewor<strong>de</strong>n!<br />

Margot Mertens, Unna<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

9


Karin Feiffer aus Bottrop schreibt:<br />

„Hier eine nette Seite aus meinem<br />

Poesiealbum.<br />

1976 hatte meine dam<strong>als</strong><br />

10jährige kleine Schwester Sabine<br />

<strong>de</strong>n augenzwinkern<strong>de</strong>n Tipp<br />

unseres Vaters angenommen und<br />

in mein Poesiealbum geschrieben:<br />

Hast Du später Gold und<br />

Nerz, <strong>de</strong>nk‘ auch an Dein Schwesterherz.‘<br />

Darüber schmunzeln wir alle<br />

heute noch gern, wenn ein<br />

Gespräch über Geld geführt<br />

wird.“<br />

Mein erstes Poesiealbum bekam ich Weihnachten<br />

1957 mit zehn Jahren. In dieses<br />

Album haben <strong>als</strong> erstes mein Papa und<br />

meine Mutti noch am Weihnachtsabend<br />

reingeschrieben. Auch meine Oma und Opa<br />

nahmen sich schnell das Album zur Hand<br />

und schrieben was hinein.<br />

1959 zogen wir in einen an<strong>de</strong>ren Ort, in <strong>de</strong>m<br />

ich sehr schnell neue Schulfreundinnen<br />

gefun<strong>de</strong>n habe. Eine von ihnen ( Renate<br />

hieß sie ) wollte mir auch ins Album schreiben,<br />

dabei ist es wohl geblieben. Denn ich<br />

hatte vergessen, das sie es noch hatte und<br />

dadurch nie zurück bekommen.<br />

Vor zwei Jahren rief mich meine ehemalige<br />

Schulfreundin Brigitte an, und meinte, ob<br />

ich nach all <strong>de</strong>n Jahren nichts vermisse! Renate<br />

war gestorben und ihre Kin<strong>de</strong>r räumten<br />

ihre persönlichen Sachen auf und dabei<br />

fan<strong>de</strong>n sie das Album. Sie gaben es dann an<br />

Brigitte weiter, in <strong>de</strong>r Hoffnung, dass sie es<br />

mir zurück gibt, nach 53 Jahren!!!!!!<br />

Ich danke ihr heute dafür, dass sie es<br />

gemacht hat. Denn so habe ich doch noch<br />

etwas Schriftliches von meinen Eltern und<br />

Großeltern in Poesieform.<br />

Brigitte Branß, Hilchenbach<br />

Lieblingsspruch ❁<br />

Ein Häuschen aus Zucker, aus Zimt die Tür. Ein Riegel aus<br />

Bratwurst, das wünsche ich Dir.<br />

Ein Nachbarskind hat mir diesen niedlichen Spruch ins Poesiealbum geschrieben,<br />

an <strong>de</strong>n ich mich bis heute noch gerne erinnere (ca.1970).<br />

Renate Juse, Köln<br />

Ein Seehund lag am Meeresstrand, putzt sich das Maul im<br />

Dünensand, ach, möge <strong>de</strong>in Herz so rein wie diese Seehundschnauze<br />

sein. (1956)<br />

Zirka 30 Jahre später hat unser Sohn diesen Vers seinen Klassenkameradinnen<br />

ins Album geschrieben. Da unser Sohn sehr gut zeichnen konnte,<br />

hat er einen Seehund dazu gemalt. .<br />

Monika Hirschberg, Wuppertal<br />

Wenn du einst <strong>als</strong> Großmama im Lehnstuhl sitzt beim<br />

Großpapa, dann nimm dies Büchlein in die Hand und <strong>de</strong>nk<br />

– <strong>de</strong>n hab`ich auch gekannt.<br />

Mein heutiger Ehemann schrieb mir dies <strong>als</strong> 16jähriger ins Poesiealbum.<br />

Heute sind wir seit 33 Jahren verheiratet und glückliche Großeltern und er<br />

ist selber <strong>de</strong>r „Großpapa“.<br />

Regina Dübert, Bottrop<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

10


Dieser Spruch im Poesiealbum von Monika Wübbe aus Datteln<br />

„trifft mitten ins Herz!!“, fin<strong>de</strong>t sie. Von ihren Großeltern<br />

bekam sie 1954 zu Weihnachten das Album geschenkt: „Meine<br />

Großeltern hatten wenig Geld. Sie wur<strong>de</strong>n im Krieg zweimal<br />

ausgebombt. Da meine Großeltern zwei Söhne hatten, freute<br />

meine Oma sich sehr über ein Mädchen <strong>als</strong> Enkelkind … dies<br />

war dann ich.<br />

Je<strong>de</strong> Mark, die über war, wur<strong>de</strong> in mich investiert. Also bekam<br />

ich auch ein exquisites Poesiealbum für damalige Verhältnisse;<br />

es war in Le<strong>de</strong>r gebun<strong>de</strong>n und mit einer Goldkante.<br />

Am 08.03.55 sind die ersten Eintragungen. Dieses Jahr, am<br />

08.03., wer<strong>de</strong> ich 70 Jahre und liebe mein Poesiealbum. In<br />

Abstän<strong>de</strong>n schaue ich mir mein Büchlein an, manchmal<br />

überkommt mich dann eine Wehmut … diese vielen schönen<br />

Erinnerungen.<br />

Zu einigen Mitschülern habe ich auch noch Kontakt.“<br />

Lei<strong>de</strong>r habe ich meines heute nicht mehr, erinnere mich aber noch gerne an meine Schulzeit, <strong>als</strong> die kleinen<br />

Büchlein von Hand zu Hand gingen. Da ich in <strong>de</strong>r ehemaligen DDR großgewor<strong>de</strong>n bin, waren die Glitzerbil<strong>de</strong>r<br />

beson<strong>de</strong>rs gefragt.<br />

Später, wenn ich <strong>als</strong> Lehrerin selbst gefragt wur<strong>de</strong>, ob ich etwas eintrage, lautete <strong>de</strong>r Spruch <strong>de</strong>m Beruf folgend<br />

„Lernen ist wie das Ru<strong>de</strong>rn gegen <strong>de</strong>n Strom, sobald man aufhört, treibt man zurück!“<br />

An einen Spruch, <strong>de</strong>r in meinem Album stand, erinnere ich mich noch heute gerne, weil ich ihn beson<strong>de</strong>rs<br />

lustig fand:<br />

„Ein Seehund lag am Meeresstrand,<br />

wusch seine Schnauze dort im Sand.<br />

Oh, möge stets <strong>de</strong>in Herz so rein, wie<br />

diese Seehundschnauze sein!“<br />

Heute wohne ich auf Rügen,<br />

neulich sah ich eine Kegelrobbe<br />

auf einem Stein bei uns am Strand<br />

und sofort fiel mir <strong>de</strong>r Spruch ein.<br />

Schön, nicht!<br />

Elsbeth Köhler, Göhren/Rügen<br />

Eine Widmung ihrer ersten großen<br />

Liebe hat uns Helga Heib aus Grevenbroich<br />

zugesandt<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

11


Im Jahre 1969 bin ich „sitzengeblieben“. Die<br />

Lehrerin, die ich abgöttisch geliebt habe, hat<br />

dam<strong>als</strong> zu mir gesagt: „Die Margret ist nicht<br />

dumm - son<strong>de</strong>rn nur faul“. Dann schrieb sie<br />

in mein Album:<br />

„Ich will – dies Wort ist mächtig, spricht‘s<br />

einer ernst und still. Die Sterne reisst‘s vom<br />

Himmel, das eine Wort „ICH WILL“ !<br />

Das Album gibt es lei<strong>de</strong>r nicht mehr - aber<br />

diesen Spruch habe ich nie vergessen!<br />

Margret Berhausen, Köln<br />

Meine Mitschüler hatten Geld gesammelt<br />

und mir ein grünes Poesiealbum mit roten<br />

und rosa Rosen geschenkt. Ich habe es noch<br />

heute und gucke manchmal noch hinein.<br />

Lei<strong>de</strong>r habe ich nie wie<strong>de</strong>r was von meinen<br />

Mitschülerinnen gehört. Wie auch, wenn<br />

man nicht weiß, wie sie heute heißen.<br />

Scha<strong>de</strong>!<br />

Monika Hüllen<br />

<strong>Ihre</strong> Poesiealbum-Aktion hat mir ein<br />

Lächeln ins Gesicht gezaubert und mich<br />

animiert, mir mein Album doch herauszukramen<br />

… Ich bin „Baujahr“ 1952 und in Bezug<br />

auf´s Album ein „Spätzün<strong>de</strong>r“, bekam<br />

ich es doch erst zu meinem 14. Geburtstag<br />

geschenkt. Ein Spruch von einem Arbeitskollegen<br />

aus <strong>de</strong>m Jahre 1967 gefiel mir<br />

beson<strong>de</strong>rs gut. Er lautet:<br />

„Ein Mensch in seinem ersten Zorn wirft<br />

leicht die Flinte in das Korn. Sobald ihm dann<br />

<strong>de</strong>r Zorn verfliegt, die Flinte wo im Korne<br />

liegt. Er bedarf dann mancher Finte, zu kriegen<br />

eine neue Flinte“.<br />

Hübsch o<strong>de</strong>r …<br />

Veronika Kehr, Alsdorf<br />

Meine Geschichte ... Als ich acht Jahre alt<br />

war, das war 1966, nahm <strong>de</strong>r Krebs mir<br />

meine geliebte Mutter. Sie verstarb im Alter<br />

von 39 Jahren. Das alles hier nie<strong>de</strong>r zu<br />

schreiben, wür<strong>de</strong> die Seite sprengen. Also<br />

versuche ich es mit Stichworten. Ich wuchs<br />

die ersten dreieinhalb Jahre bei Nonnen<br />

im Heim auf. Alle in meiner Klasse hatten<br />

Poesiealben, ich schrieb mich auch in vielen<br />

ein. Aber wie gerne hätte ich so ein Album<br />

auch besessen ... Eines Tages, es war ein Tag<br />

wie je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re geschah etwas ...<br />

Waltraut Knoll aus Pulheim schreibt, dass<br />

sie auf <strong>WDR</strong> 4 <strong>de</strong>n Beitrag über Poesiealben<br />

gehört hat und ihr sofort <strong>de</strong>r Eintrag von<br />

Gabriele einfiel: „Dam<strong>als</strong> habe ich <strong>de</strong>n gar<br />

nicht so verstan<strong>de</strong>n. [..] Ich habe dam<strong>als</strong> nur<br />

gedacht, […] die Gabriele ist bekloppt, dann<br />

bist du ja 100 Jahre alt!<br />

Am besten hat mir die kleine Schulbank von<br />

ihr gefallen, ich hatte in Zeichnen immer<br />

Note 4.<br />

Und heute <strong>de</strong>nke ich, ich bin noch keine<br />

Hun<strong>de</strong>rt und wenn ich mein Poesiealbum<br />

in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n halte: Mein Gott, wo ist die<br />

Zeit geblieben!<br />

Lei<strong>de</strong>r habe ich von Gabriele Wulf nie mehr<br />

etwas gehört.“<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

12


Christine Weber aus Bochum<br />

schreibt uns:<br />

„Täglich höre ich <strong>WDR</strong> 4 und<br />

habe <strong>de</strong>n Aufruf nach alten<br />

Poesiesprüchen gehört. Bin<br />

Jahrgang 1924: <strong>de</strong>shalb die eine<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Beson<strong>de</strong>rheit.“<br />

In ihrem Album hat sich beispielsweise<br />

eine Lehrerin 1937<br />

mit einem Zitat Adolf Hitlers<br />

verewigt.<br />

Lieblingsspruch ❁<br />

„Froh erwache je<strong>de</strong>n Morgen, froh erfülle Deine Pflicht, was<br />

Dir Deine Eltern sagen, tue es gern und murre nicht.“<br />

Diesen Spruch hat mir 1979 […] eine Bekannte <strong>de</strong>r Familie, die ich sehr<br />

mochte, in mein Album geschrieben. Ich erinnere mich noch, dass ich sehr<br />

gespannt auf ihren Eintrag wartete und furchtbar geschockt war, dass mir<br />

eine so freundliche Person etwas von „Pflicht“ und Elterngehorsam mit<br />

auf <strong>de</strong>m Weg gab.<br />

Simone Voigt, Witten<br />

Die Alten ehre stets. Du bleibst nicht ewig Kind. Sie waren,<br />

was du bist. Und du wirst, was sie sind.<br />

Eine Schulfreundin schrieb mir <strong>de</strong>n Spruch in mein Poesiealbum. Erst<br />

heute, 50 Jahre später, habe ich die Wahrheit dieses Spruches erkannt.<br />

Silvia Fahl, Essen<br />

Liebe ist auf allen Wegen, Treue ist für sich allein, Liebe<br />

kommt dir schnell entgegen, aufgesucht will Treue sein!<br />

Zu meinem 8. Geburtstag bekam ich von meiner Mutter<br />

ein Poesiealbum geschenkt. Sie hatte auch <strong>de</strong>n ersten<br />

Spruch hinein geschrieben.<br />

Als Kind fand ich diesen Spruch nicht beson<strong>de</strong>rs schön,<br />

da die Rosen-Tulpen-Nelken-Sprüche ja <strong>de</strong>r Renner waren.<br />

Als erwachsene Frau habe ich mir <strong>de</strong>n Spruch meiner<br />

Mutter noch mal genau angesehen. Und fin<strong>de</strong> ihn heute<br />

von allen am besten, da sie mir da ja eine gewisse Lebensweisheit<br />

mitgegeben hat.<br />

Heute schreibe ich diesen Spruch gerne etwas geän<strong>de</strong>rt<br />

auf Glückwunschkarten zur Hochzeit, <strong>zum</strong> Beispiel bei<br />

meinen eigenen Kin<strong>de</strong>rn.<br />

Der Spruch aus <strong>de</strong>m Poesiealbum lautet:<br />

Nimm ein Quantum guten Willen, einen Sack Verträglichkeit,<br />

eine tüchtige Dose Frohsinn, 50 Gramm Beschei<strong>de</strong>nheit.<br />

Misch in alle diese Dinge Gottvertrauen stets hinein.<br />

Dann hast du fürs ganze Leben das Rezept <strong>zum</strong> Glücklichsein.<br />

Waltraud Hilger, Aachen<br />

Am 7.5.1950 schrieb mir dies meine geliebte Oma.<br />

Bianca Gör<strong>de</strong>r, Herzebrock-Clarholz<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

13


Das Blättern in diesem beson<strong>de</strong>ren Album ist auch für uns eine spannen<strong>de</strong> Zeitreise! Während<br />

die ersten Einträge noch von einer unbeschwerten, fröhlichen Kindheit zeugen und<br />

aufwändig verziert sind, wer<strong>de</strong>n die späteren Einträge schlicht und nüchtern. Sie entstan<strong>de</strong>n<br />

im „KLV“-Lager Chemnitz, <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>rlandverschickungslager, in das Hil<strong>de</strong> offenbar<br />

während <strong>de</strong>s Krieges geschickt wur<strong>de</strong>.<br />

Lieblingsspruch ❁<br />

Sage nie: ,,Das kann ich nicht!“ Vieles kannst Du, will‘s die<br />

Pflicht. Alles kannst Du, will‘s die Liebe. Darum dich im<br />

Schwersten übe. Vieles for<strong>de</strong>rn Lieb‘ und Pflicht. Sage nie:<br />

„Das kann ich nicht!“<br />

Dies schrieb mir meine Lehrerin 1957 ins Poesiealbum.<br />

Beate Wirtz, Alsdorf<br />

Steh auf dieser letzten Seite so verlassen und allein, möcht<br />

zuletzt gelesen und zuletzt vergessen sein.<br />

Diesen Spruch schrieb mir meine Klassenkameradin Helga Lölsberg am<br />

29.10.1958<br />

Karin Huick, Overath<br />

Wer Unglück soll haben , <strong>de</strong>r stolpert im Grase , fällt auf <strong>de</strong>n<br />

Rücken und bricht sich die Nase !!!<br />

Klaus Lippert, K reuztal<br />

In meinem Poesiealbum stand 1972 folgen<strong>de</strong>r Spruch:<br />

„Liebe Monika, wenn Du eine Freundin suchst, dann such<br />

Dir eine Rechte, <strong>de</strong>nn unter 100 Freundinnen sind 99<br />

Schlechte.“<br />

Geschrieben von meiner damaligen Schulfreundin, <strong>als</strong>o<br />

einer <strong>de</strong>r 99. Ich habe mich aber an ihren Vorschlag in<br />

all <strong>de</strong>n Jahren gehalten und habe seit mehr <strong>als</strong> 20 Jahren<br />

die Beste unter 100 Freundinnen gefun<strong>de</strong>n, sie hat mein<br />

Leben sehr bereichert.<br />

Monika Reichhardt, Remscheid<br />

Mein Opa Karl Simon schrieb mir 1964 in mein Poesiealbum<br />

folgen<strong>de</strong>n Spruch zur Beherzigung:<br />

„Liebe Karin, Du kriegst die Jahre ohne Wahl, die Guten wie<br />

die Schlechten und nur vereinzelt sind sie mal, wie wir sie<br />

gerne möchten, dies schrieb Dir Dein Urahn Karl Simon.“<br />

Heute nach vielen Jahrzehnten kann ich sagen, er hatte<br />

dam<strong>als</strong> schon recht. Dies begleitete mich in meinem<br />

ganzen Leben und ließ mich in schlechten Jahren auch<br />

wie<strong>de</strong>r auf die guten hoffen.<br />

Karin Löbach, Remscheid<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

14


Aus <strong>de</strong>m Nachlass meines Mannes stammt<br />

ein Poesiealbum seiner ersten, im Jahr 1965<br />

verstorbenen Schwiegermutter. In silbernen<br />

Buchstaben steht auf <strong>de</strong>m Deckel: Deutsche<br />

Kriegs-Poesie und darüber ein vierstrebiges<br />

Kreuz. Auf <strong>de</strong>r ersten Buchseite steht: Zum<br />

An<strong>de</strong>nken an meine Freundin Auguste im<br />

Kriegsjahr 1916. Die meisten Einträge sind<br />

in Sytterlin-Schrift geschrieben - wie z.B.<br />

„gewidmet von <strong>de</strong>iner treuen Schwester<br />

Hubertine“:<br />

Der Herr, <strong>de</strong>r alle Welten liebt, <strong>de</strong>r Lei<strong>de</strong>n<br />

lin<strong>de</strong>rt, Freu<strong>de</strong>n gibt; <strong>de</strong>r stets ein Herz wo<br />

Jugend wohnt, so gern, so väterlich belohnt<br />

– <strong>de</strong>r sei durchs Er<strong>de</strong>nleben hier, geliebte<br />

Schwester, stets bei dir!“<br />

Stolberg, am 6. Juli 1916<br />

Eine Gretchen Büttgen schrieb am 23. März<br />

1917: „Nur imer feste druff“ (Kronprinz<br />

Wilhelm). […]<br />

Das zweite Album sieht etwas farbloser aus<br />

und beinhaltet Grüße aus <strong>de</strong>n Jahren 1937<br />

– 1943. So schrieb eine Mitschülerin Marga<br />

Lehmann am 23.2.38:<br />

„Vom Unglück ab zieh erst die Schuld, was<br />

übrig ist, trag mit Geduld“. […]<br />

Auch die Eltern trugen sich ein mit Sinnsprüchen:<br />

„Wenn plötzlich in <strong>de</strong>in Lebenslicht die finsterste<br />

<strong>de</strong>r Nächte bricht, und du nicht weißt,<br />

woher sie kommt, du nicht begreifst, zu was<br />

sie frommt - dich tiefer Gram macht sprachlos<br />

stumm, tröst‘ dich das Wort: Gott weiß,<br />

warum!“<br />

Dies schrieb dir <strong>de</strong>ine Mutter am 29.12.1937.<br />

Ein drittes Album besitze ich auch von 1954.<br />

Darin stehen nicht sehr viele Grüße und auf<br />

manchen Seiten haben sich meine bei<strong>de</strong>n<br />

jüngeren Schwestern mit eigenen „Gemäl<strong>de</strong>n“<br />

verewigt! Neben <strong>de</strong>m obligaten „E<strong>de</strong>l<br />

sei <strong>de</strong>r Mensch, hilfreich und gut“, das öfter<br />

auftaucht, steht in Sonntagsschrift geschrieben:<br />

„Liebe Ursula! Kurz und gut, mein Wunsch<br />

ist klein: Ursel, du sollst glücklich sein!“ Deine<br />

Mitschülerin Hei<strong>de</strong> Kipper am 19.1.1954. I<br />

In diesem Album gibt es nur zwei bunte<br />

Glanzbildchen, sie waren dam<strong>als</strong> für Kin<strong>de</strong>rportemonnais<br />

nicht einfach zu bekommen.<br />

Das vierte Buch hat im Lauf <strong>de</strong>r Jahre etwas<br />

Form verloren, owohl es das jüngste ist aus<br />

<strong>de</strong>n Jahren 1972-74. Darin sieht es bunter<br />

aus, mit Bildchen, mit und ohne Glitter. Die<br />

Schrift <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r lässt dafür umso mehr zu<br />

wünschen übrig. Unter sinnlosen Sprüchen<br />

fin<strong>de</strong>t sich aber einer, <strong>de</strong>r hängenbleibt:<br />

„Wenn alles sitzenbliebe, was wir in Hass<br />

und Liebe so voneinan<strong>de</strong>r schwatzen - wenn<br />

Lügen Haare wären, wir wären wie die Bären<br />

und hätten keine Glatzen!“ (W. Busch)<br />

Zur freundlichen Erinnerung an <strong>de</strong>ine Freundin<br />

Birgit Zerfaß 16.11.1972, Witzhel<strong>de</strong>n.<br />

Ursula Hellmann, Leichlingen<br />

Lei<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> vor vielen Jahren mein<br />

le<strong>de</strong>rnes Poesiealbum von unserem Dackel<br />

zerrissen. Nur eine meiner Lieblingsseiten<br />

konnte ich retten. Ich halte sie immer noch<br />

in Ehren. Meine Großmutter schrieb am<br />

3. April 1953:<br />

Der Welt soll man vertraun<br />

Auf sie nicht sich verlassen<br />

Hab auf dich selbst Vertrauen<br />

Wo andre dich verlassen.<br />

Und wo <strong>de</strong>in Selbstvertrauen<br />

Wie das auf Menschen bricht<br />

Da hab auf Gott Vertrauen<br />

Nur er verläßt dich nicht<br />

In Liebe <strong>de</strong>ine Großmutter, Greven, 3. April 1953<br />

Annette Löw, Greven<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

15


Eva–Maria Weber aus Wilnsdorf hat uns<br />

ein Blatt aus <strong>de</strong>m Poesiealbum ihrer Mutter<br />

geschickt, die 2003 verstorben ist:<br />

„Sie bekam es zu ihrer Erstkommunion<br />

1928 geschenkt. Als ich es in ihrem Wäscheschrank<br />

fand, bekam ich eine Gänsehaut,<br />

<strong>de</strong>nn es ist wun<strong>de</strong>rschön.“<br />

Erna Freimuth aus Düsseldorf hat uns ein<br />

ganz beson<strong>de</strong>res Schätzchen – das Album<br />

ihrer Freundin Hil<strong>de</strong> – geschickt:<br />

„Ich bin geboren 1929 und an meinem<br />

Album hatte schon vor ein paar Jahren<br />

meine Enkeltochter Spaß, da habe ich es<br />

ihr geschenkt.<br />

Nun ist im vergangenen Jahr meine beste<br />

Freundin verstorben, auch von 1929.<br />

Das Album geht von 1939 bis 1941. Man<br />

sollte nur eine Seite schicken, aber ich<br />

konnte nicht entschei<strong>de</strong>n welcher Spruch<br />

<strong>de</strong>r Beste ist Dazu noch <strong>de</strong>r tolle Schut<strong>zum</strong>schlag!<br />

Heute sicher <strong>zum</strong> Lachen!<br />

Da ich nur zwei Söhne habe, wür<strong>de</strong> das<br />

Album später in <strong>de</strong>n Müll wan<strong>de</strong>rn. Ich<br />

möchte es Ihnen schicken und Sie können<br />

es behalten.“<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

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Christel Geiter aus Tönisvorst hat uns eine Erinnerung an<br />

ihren verstorbenen Bru<strong>de</strong>r geschickt:<br />

„Mit großem Interesse habe ich <strong>Ihre</strong> Sendung über das alte<br />

Poesiealbum gehört. Sofort habe ich nachgeschaut und fand<br />

tatsächlich auch mein Buch aus <strong>de</strong>n Jahren 1947/48. Ein<br />

schöner Spruch meines inzwischen verstorbenen Bru<strong>de</strong>rs<br />

steht darin, <strong>de</strong>n ich Ihnen zuschicken möchte.“<br />

Das Album ist voll, welchen Spruch wollen Sie davon, die<br />

Wahl fällt schwer, so nehme ich diesen, <strong>de</strong>r gefällt mir sehr!<br />

Von einem Mädchen 23.06.1958 geschrieben:<br />

Perlen liegen nicht am Stran<strong>de</strong>, Du mußt tauchen in das Meer,<br />

doch die allerschönste Schale ist gewöhnlich immer leer. Darum<br />

suche nicht nach schönem, suche nicht nach äußerem Schein, such in je<strong>de</strong>m Menschenherzen sorgsam nach<br />

<strong>de</strong>m E<strong>de</strong>lstein.<br />

Von einem Jungen 11.07.1962 geschrieben:<br />

Hab Sonne im Herzen und Zwiebeln im Bauch, dann kannst Du gut scherzen und Luft kriegste auch.<br />

Schöne Gegensätze, ich lache je<strong>de</strong>smal,<br />

wenn ich das Album zur Hand nehme. Ich<br />

habe einer guten Schulfreundin, die lange<br />

Jahre durch die Welt gereist ist und sich<br />

wie<strong>de</strong>r nach Jahren bei mir mel<strong>de</strong>te, das<br />

Album in die Hand gedrückt und wir haben<br />

bei<strong>de</strong> herzlich gelacht und die Erinnerungen<br />

an die Personen wach wer<strong>de</strong>n lassen.<br />

Angelika Bimberg, geb. Kochskämper, Unna<br />

Lieblingsspruch ❁<br />

Bei kleineren Mädchen habe ich immer ins Poesiealbum reingeschrieben:<br />

Noch bin ich klein und schlafe allein - aber bald bin ich groß<br />

und dann geht es los ! ( grins )<br />

Bernd Abresche, Mülheim-Ruhr<br />

Lei<strong>de</strong>r habe ich mein Poesiealbum nicht<br />

mehr. Das ist sehr scha<strong>de</strong>. Aber ich habe im<br />

Nachlass meiner Mutter so ein Schätzchen<br />

gefun<strong>de</strong>n. Es ist etwa 8,5 cm breit und 7 cm<br />

hoch, in Le<strong>de</strong>r gebun<strong>de</strong>n und mit einem<br />

feinen Goldschnitt umran<strong>de</strong>t. Mein Vater<br />

hat meiner Mutter am 22.8.1937 folgen<strong>de</strong>s<br />

Verslein geschrieben<br />

„Wenn du glaubst, ich lieb`dich nicht`, ich treib<br />

mit dir nur Scherz, so zünd`dir ein Laternchen<br />

an und leuchte mir ins Herz.“<br />

Ruth Brauch, Köln<br />

Wenn Du einst in spätren Jahren nimmst dies Album in die<br />

Hand und Du wirst dies Blättchen fin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nkst Du, die<br />

hast Du auch gekannt.<br />

Es ist das kleinste Heimatland <strong>de</strong>r größten Liebe nicht zu<br />

klein. Je enger es Dich rings umschließt, je größer wird‘s im<br />

Herzen sein. .<br />

Renate Paun,Hamm<br />

Küss bei Zeiten schöne Mädchen, trink bei Zeiten guten<br />

Wein, sonst zerbricht Dein Lebenspfädchen und ein an<strong>de</strong>rer<br />

küßt die schönen Mädchen und trinkt <strong>de</strong>n guten Wein.<br />

Werner Flöper, Kirchhun<strong>de</strong>m<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

17


Ich bekam meins mit 8 Jahren (1941) geschenkt.<br />

Es war im Krieg und <strong>de</strong>r knallbunte<br />

Pappeeinband ist mir gut in Erinnerung.<br />

Dennoch war es eine Art Heiligtum, das<br />

sehr pfleglich behan<strong>de</strong>lt und nur mit gewaschenen<br />

Hän<strong>de</strong>n angefasst wur<strong>de</strong>. Es war<br />

eine Ehre, hineinschreiben zu dürfen, die<br />

nur <strong>de</strong>n liebsten o<strong>de</strong>r würdigsten Personen<br />

zuteil wur<strong>de</strong>. Als erstes natürlich die Eltern.<br />

Lei<strong>de</strong>r ist es durch die Zerbombung meines<br />

Elternhauses, zusammen mit so vielem<br />

an<strong>de</strong>ren, verloren gegangen, aber einige<br />

Sprüche blieben mir in guter Erinnerung<br />

und sind heute, hinsichtlich <strong>de</strong>r politischen<br />

und gesellschaftlichen Entwicklung beson<strong>de</strong>rs<br />

interessant:<br />

Mein Vater:<br />

Willst du, dass wir mit hinein in das Haus<br />

dich bauen, lass es dir gefallen, Stein, dass wir<br />

dich behauen.<br />

Meine Mutter:<br />

Je mehr <strong>de</strong>r Stahl geglutet, je besser ist das<br />

Schwert. Je mehr ein Herz geblutet, je höher<br />

ist sein Wert.<br />

Meine Oma: I<br />

ch schlief und träumte, das Leben wäre<br />

Freu<strong>de</strong>. Ich erwachte und sah, dass Leben<br />

war Pflicht. Ich han<strong>de</strong>lte und siehe, die Pflicht<br />

ward Freu<strong>de</strong>.<br />

Meine beste Freundin Margot:<br />

Sei wie das Veilchen im Moose, beschei<strong>de</strong>n,<br />

sittsam und rein. Und nicht wie die stolze<br />

Rose die nur bewun<strong>de</strong>rt will sein.<br />

Ursula Armbruster, Köln<br />

Ihr Aufruf war für mich <strong>de</strong>r Anlass, mein<br />

Poesiealbum mal wie<strong>de</strong>r in die Hand zu<br />

nehmen. Heute bin ich 60 Jahre alt. Das<br />

Buch bekam ich 1962 im Alter von zehn<br />

Jahren geschenkt. Es wur<strong>de</strong>n viele sinnige<br />

und unsinnige Sprüche darin verewigt. Ich<br />

weiß noch ganz genau, wie stolz ich auf <strong>de</strong>n<br />

Eintrag einer Lehrerin war, die mir schrieb:<br />

„Vergiß nicht Mädchen, wer du bist; daß eine<br />

Krone <strong>de</strong>in eigen ist!“<br />

Ich fühlte mich fast wie eine Königin,<br />

obwohl die gute Frau diesen Spruch auch sicherlich<br />

an<strong>de</strong>ren Mädchen ins Poesiealbum<br />

geschrieben hat.<br />

Auf <strong>de</strong>r allerletzten Seite fand ich einen<br />

Spruch von meinem 2008 verstorbenen Bru<strong>de</strong>r,<br />

<strong>de</strong>n ich heute mit ganz an<strong>de</strong>ren Augen<br />

lese:<br />

„Wer dich lieber hat <strong>als</strong> ich, schreibt sich bitte<br />

hinter mich“ Zur steten Erinnerung<br />

Dein Bru<strong>de</strong>r Josef<br />

Bettina Müller, Lennstadt<br />

„Mein Poesiealbum habe ich von meiner<br />

Tante und Onkel zu Weihnachten 1958 geschenkt<br />

bekommen. Dieser Spruch aus <strong>de</strong>m<br />

Album gefällt mir beson<strong>de</strong>rs gut“, schreibt<br />

Helga Schulz aus Moers.<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

18


„Lang, lang ist es her mit <strong>de</strong>n schönen<br />

Sprüchen in meinem Poesiealbum. Wenn<br />

man darin blättert, kann man sich an je<strong>de</strong>s<br />

Gesicht erinnern. Eine schöne Erinnerung“,<br />

schreibt uns Liane Kuphal aus Dortmund.<br />

Auch Brigitte Krause aus Köln hat uns<br />

per Post Auszüge aus ihrem Poesiealbum<br />

geschickt und schreibt:<br />

„So ein Zufall! Gera<strong>de</strong> am vergangenen<br />

Samstag habe ich mir mit meiner Freundin<br />

Poesiealben angesehen. Ich – mittlerweile<br />

fast 67 Jahre – habe nicht nur mein Album,<br />

son<strong>de</strong>rn auch das von meiner Mutter und<br />

sogar von meiner Oma (erste Eintragung<br />

Weihnachten 1917).<br />

Auf je<strong>de</strong>n Fall hatten meine Freundin und<br />

ich viel Spaß und teilweise auch Mühe beim<br />

Lesen.“<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

19


Meine jüdische Freundin Esther<br />

Am 13.9.1961 - Isernhagen N.B. Süd - Nie<strong>de</strong>rsachsen:<br />

Genieße <strong>de</strong>r Jugend schönste Stun<strong>de</strong>n. Sie wissen nichts von Wie<strong>de</strong>rkehr, Einmal entflohn`n Einmal entschwun<strong>de</strong>n,<br />

zurück kehrt keine Jugend mehr. Zur Erinnerung an Deine Freudin Esther Grünfeld<br />

Wir waren sehr gute Freundinnen, bis sie auf ein Internat nach England kam und später in ihre Heimat Israel<br />

zog, wo sie heute noch lebt. Nach 40 Jahren haben wir uns über „Stay Friends“ wie<strong>de</strong>rgefun<strong>de</strong>n und in Hannover<br />

getroffen, <strong>als</strong> sie dort auf einem Zwischenstopp war, um einen Vortrag zu halten im ehemaligen Konzentrationslager<br />

Bergen-Belsen. Das Wie<strong>de</strong>rsehen war sehr ergreifend – eben noch Kin<strong>de</strong>r, Zeit ausgewischt.<br />

Ich hatte mein Poesiealbum mitgenommen und sie hat nochmal hineingeschrieben – neben <strong>de</strong>n damaligen<br />

Eintrag.<br />

Wir sind verbun<strong>de</strong>n durchs Internet und Telefon. Und wir hoffen, daß wir uns bald wie<strong>de</strong>rsehen, wenn sie in<br />

Deutschland ist, vermutlich in Hannover o<strong>de</strong>r Berlin. Ich hüte mein Poesiealbum wie einen Schatz.<br />

Hei<strong>de</strong>marie Hill, Wuppertal<br />

Ich bin Jahrgang 1967 und in meiner Kindheit<br />

hatte ich natürlich ein Poesiealbum, in<br />

<strong>de</strong>m fast alle Schulkamera<strong>de</strong>n und -kameradinnen,<br />

Lehrer und diverse Verwandte<br />

verewigt waren […]<br />

Später <strong>als</strong> Teenie gab es nur noch sogenannte<br />

„Diaries“, in <strong>de</strong>nen die Auserwählten eine<br />

Art Lebenslauf auszufüllen hatten und z.B.<br />

nach <strong>Ihre</strong>m Lieblingstier, <strong>Ihre</strong>r Lieblingsfarbe<br />

o<strong>de</strong>r Lieblingsband befragt wur<strong>de</strong>n.<br />

Sehr ärgerlich und peinlich war es immer,<br />

wenn man sich endlich getraut hatte,<br />

seinem Schwarm sein Büchlein zu geben<br />

und bei Augenfarbe so ein Quatsch wie<br />

„kariert“ stand. Das ist mir mit meinem<br />

Angebeteten passiert und vor lauter Wut<br />

habe ich die Seite herausgerissen und mich<br />

natürlich in einen an<strong>de</strong>ren Jungen verknallt<br />

:-).<br />

Lei<strong>de</strong>r sind bei diversen Umzügen meine<br />

Alben verloren gegangen und ich fin<strong>de</strong> es<br />

scha<strong>de</strong>, dass die Mädchen heutzutage darauf<br />

keinen Wert mehr legen.<br />

Magdalena Fischer, Köln<br />

Lieblingsspruch ❁<br />

Dieses ist die letzte Seite, <strong>de</strong>nn hier schmiert keiner mehr<br />

nach mir, die letzte Schmiererei ist von Papa.<br />

Das hat mein Vater auf die letzte Seite geschrieben. Als ich klein war, fand<br />

ich es nicht so schön, aber heute fin<strong>de</strong> ich es toll.<br />

Das Leben ist ein Kampf: Siege!<br />

Ute Nitschke-Herrmann, Bad Münstereifel<br />

Diesen Spruch hat eine Schulfreundin mir ins Album geschrieben. Lei<strong>de</strong>r<br />

hat sie <strong>de</strong>n Kampf verloren, konnte nicht siegen. Sie ist ganz jung gestorben,<br />

sie war gera<strong>de</strong> 38 Jahre alt. Aus diesem Grund ist es lei<strong>de</strong>r mein Lieblingsspruch<br />

gewor<strong>de</strong>n. Tragisch.<br />

Rosemarie Steffens, Neukirchen-Vluyn<br />

Wohin Dich führt auch das Geschick, <strong>de</strong>nk an Dein Elternhaus<br />

zurück. Wie Vater und Mutter Tag und Nacht mit treuer<br />

Liebe Dich bewacht. Betracht´s <strong>als</strong> Deine Kin<strong>de</strong>spflicht:<br />

Vergiß Deine lieben Eltern nicht.<br />

Dies schrieb mir meine Oma am 50. Hochzeitstag meiner Großeltern<br />

(1985). Ich war dam<strong>als</strong> zehn Jahre alt und habe mein Poesiealbum immer<br />

noch, weil <strong>de</strong>r Spruch mir sehr gefallen hat.<br />

Michaela Meierer, Hückeswagen<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

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PS : Er hat <strong>de</strong>n Spruch auf die letzte Seite<br />

<strong>de</strong>s Poesiealbums geschrieben. Typisch für<br />

ihn ;-)<br />

Melanie Wilm, Werdohl<br />

Bärbel Pitz aus Siegen erinnert sich an <strong>de</strong>n<br />

Eintrag eines Jungen:<br />

„Diesen Spruch bekam ich, dam<strong>als</strong> zwölf<br />

Jahre alt, von Alfred, neun Jahre alt, in <strong>de</strong>n<br />

Sommerferien in mein Poesiealbum geschrieben.<br />

Für mich <strong>de</strong>r erste Eintrag von<br />

einem Jungen, die schreiben sonst selten in<br />

ein Album. Er war klein und dick und einen<br />

Kopf kleiner <strong>als</strong> ich, aber ganz süß.“<br />

Beim Aufräumen meines Schreibtisches<br />

fand ich mein Poesiealbum aus <strong>de</strong>m Jahre<br />

1953. Unter vielen Sprüchen von Mitschülerinnen<br />

und -mitschülern war auch ein<br />

Spruch einer Mitschülerin, die schon lange<br />

in Texas wohnt. Ich habe diesen Spruch mit<br />

Bil<strong>de</strong>rn fotografiert und ihr nach Texas per<br />

Mail gesen<strong>de</strong>t. Sie wird sich sicher freuen.<br />

Der Spruch lautet:<br />

Zum An<strong>de</strong>nken!<br />

Wenn Du einst nach vielen Jahren dieses Büchlein<br />

wirst durch lesen, oh so <strong>de</strong>nk wie froh wir<br />

waren <strong>als</strong> wir Kin<strong>de</strong>r noch gewesen<br />

und mit frohem heitrem Sinn gingen nach <strong>de</strong>r<br />

Schule hin.<br />

Dieses schreibt Dir <strong>de</strong>ine Schulfreundin Inge<br />

Ergste,<strong>de</strong>n 25.6.1953<br />

Brunhil<strong>de</strong> Weigelt, Schwerte<br />

… mein wichtigster Spruch aus meinem<br />

Poesiealbum, das gera<strong>de</strong> hier vor mir liegt,<br />

ist <strong>de</strong>r, <strong>de</strong>n mein Opa mir hinein geschrieben<br />

hat. Er war ein beschei<strong>de</strong>ner Mensch,<br />

hat aber Spuren hinterlassen … im Leben<br />

wie auch nach seinem Tod. Ich habe ihm<br />

sehr viel zu verdanken. Als ich heute durch<br />

<strong>WDR</strong> 4 an mein Poesiealbum erinnert wur<strong>de</strong>,<br />

fiel mir sofort <strong>de</strong>r Spruch ein, <strong>de</strong>n er mir<br />

zur Erinnerung in das Album geschrieben<br />

hat:<br />

Mach etwas aus je<strong>de</strong>m Tag, was er auch<br />

Schweres bringen mag. Du stehst nun mal im<br />

Leben drin, gib selbst <strong>de</strong>m Dasein einen Sinn.<br />

Kein Streben nach Höherem war je vergebens.<br />

Am En<strong>de</strong> das Zeugnis <strong>de</strong>r Schule, <strong>de</strong>s Lebens.<br />

Werdohl, Januar 1982 Dein Opa Albert Voigt<br />

Im Jahr 1962 (ich war 15 Jahre alt) schrieb<br />

mir meine erste Jugendliebe folgen<strong>de</strong>n<br />

Spruch ins Poesiealbum:<br />

„Geduld, Du kleine Knospe im lieben stillen<br />

Wald. Es ist noch viel zu frostig, es ist noch<br />

viel zu kalt. Noch geh ich an Dir vorüber, doch<br />

merk ich mir <strong>de</strong>n Platz – und kommt heran<br />

<strong>de</strong>r Frühling, so hol ich Dich mein Schatz“<br />

Eingelöst hat er sein Versprechen allerdings<br />

nicht; wir sind bei<strong>de</strong> mit an<strong>de</strong>ren Partnern<br />

glücklich verheiratet und haben uns lei<strong>de</strong>r<br />

aus <strong>de</strong>n Augen verloren. Trotz<strong>de</strong>m erfreue<br />

ich mich immer noch an diesen lieben<br />

Worten.<br />

Brigitte Lohmann, Krefeld<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

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Sabine Kuphal aus Dortmund schreibt uns:<br />

„Diesen schönen Spruch mit <strong>de</strong>r selbst<br />

gemalten Zeichnung hat mir meine Mutter<br />

Liane vor über 40 Jahren in mein Poesiealbum<br />

geschrieben.<br />

Dam<strong>als</strong> <strong>als</strong> Kind war es einfach „nur“ ein<br />

schöner Spruch für mich, doch heute erkenne<br />

ich <strong>de</strong>n Sinn in diesen Zeilen, in <strong>de</strong>nen<br />

soviel Wahrheit steckt. Und genau dieser<br />

Spruch passt zu meiner heutigen Lebenssituation.<br />

Durch <strong>WDR</strong> 4 wur<strong>de</strong> ich wie<strong>de</strong>r an dieses<br />

Album mit <strong>de</strong>n vielen Sprüchen und<br />

Lebensweisheiten mit Klebbil<strong>de</strong>rn von<br />

ehemaligen Schulfreundinnen, Lehrerinnen,<br />

Tanten und vielen an<strong>de</strong>ren lieben<br />

Menschen erinnert.“<br />

Helga Urfey aus Bornheim-Waldorf erinnert<br />

sich:<br />

„Wir fuhren sonntags <strong>de</strong>s öfteren nach<br />

Heimbach in die Eifel. Meine Freundin und<br />

ich schrieben auf Zettel unsere Adressen<br />

und warfen die durchs Hinterfenster von<br />

einem Renault Dauphine auf die Straße. So<br />

bekam ich eines Tages Post aus Holland.<br />

Georg Joosten war sein Name – er verbrachte<br />

viel Zeit mit seinen Eltern auf <strong>de</strong>m<br />

Campingplatz. Es entwickelte sich eine<br />

rege Brieffreundschaft. Er besuchte mich<br />

zu Hause und schrieb mir schöne Zeilen in<br />

mein Poisiealbum.<br />

Da er eingezogen wur<strong>de</strong> <strong>zum</strong> Militärdienst<br />

und <strong>als</strong> Matrose oft in viele Län<strong>de</strong>r fuhr, haben<br />

wir uns lei<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n Augen verloren.<br />

Aber es war eine schöne Zeit und ich wüßte<br />

gerne, ob und wo er lebt.“<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

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Lieblingsspruch ❁<br />

Zwei Schlüsselchen öffnen dir je<strong>de</strong>s Herz, zwei niedliche,<br />

kleine, blanke. Gib acht, dass du sie nie verlierst. Sie heissen<br />

Bitte und Danke.<br />

Dieser Spruch ist zeitlos und ich geb ihn immer gerne weiter. .<br />

Ich soll dir was ins Album schreiben<br />

und weiß nicht was,<br />

wir wollen gute Freun<strong>de</strong> bleiben,<br />

gefällt dir das<br />

Annekläre Reinhardt<br />

Das habe ich <strong>als</strong> Schüler <strong>de</strong>r Schulfreundin ins Album geschrieben. .<br />

Helmut Lang, Nümbrecht<br />

Gott gebe Dir an je<strong>de</strong>m Tag soviel Du brauchst <strong>zum</strong> Leben.<br />

Er gibt‘s <strong>de</strong>m Sperling auf <strong>de</strong>m Dach, wie sollt er Dir‘s nicht<br />

geben.<br />

Es ist das kleinste Heimatland <strong>de</strong>r größten Liebe nicht zu<br />

klein. Je enger es Dich rings umschließt, je größer wird‘s im<br />

Herzen sein.<br />

Edith Müller-Hoffmann, Pulheim<br />

Ich habe auch ein Poesiealbum und blättere gerne bei<br />

Denkanstößen wie jetzt in <strong>Ihre</strong>m Beitag darin herum.<br />

Es ist aus grauem rauhen Papier und <strong>de</strong>n ersten Eintrag<br />

verdanke ich meinem Vater -– datiert auf <strong>de</strong>n 1. Juli 1948,<br />

über zweieinhalb A5-Seiten – mit Ratschlägen, guten<br />

Wünschen und <strong>de</strong>m Hinweis:<br />

„Was ich von dir erwarte ist, dass du ein lieber aufrechter<br />

Mensch wirst, an<strong>de</strong>re achtest und dich selbst in <strong>de</strong>iner<br />

eigenen Art behauptest“.<br />

Meine Mutter schrieb u.a.:<br />

Gehst du ins Leben einst hinaus halt eines hoch: Dein<br />

Elternhaus!<br />

Oma schrieb (noch in Sütterlin-Schrift):<br />

Bewahre dir <strong>de</strong>inen Frohsinn! Er ist ein gar köstlich Gut<br />

und du wirst ihn brauchen in dieser Welt!<br />

Eintrag vom Großvater (Opa machte es kurz):<br />

Lass die lieben Bienen dir <strong>zum</strong> Vorbild dienen!<br />

(Er war Imker)<br />

Ich bin in Berlin und Düsseldorf zur Schule gegangen<br />

und habe lei<strong>de</strong>r keinen Kontakt zu Klassenkamera<strong>de</strong>n.<br />

Auch eine intensive Suche über Stayfriends und Facebook<br />

brachte keinen Erfolg … Mein Generationsproblem<br />

mit <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen Kommunikationsmöglichkeiten. :-((<br />

Karin Güttler, Dormagen<br />

Meine bei<strong>de</strong>n Alben waren streng getrennt in eines für<br />

die Familie und eines für die Schulfreun<strong>de</strong> und Freun<strong>de</strong>.<br />

Ich erinnere mich an eine Schulfreundin, die mir sehr<br />

nahe stand. Als ich ihr mein Album gab, damit sie<br />

reinschreiben sollte, betrachtete sie die lezte Seite und<br />

verneinte. Sie habe nur einen Vers für mich, <strong>de</strong>r auf die<br />

letzte Seite passte. Diese sei ja schon belegt!<br />

Als ich daraufhin meine Mutter fragte, ob meine enge<br />

Freundin in mein Familien-Poesiealbum schreiben dürfte,<br />

verneinte meine Mutter vehement.<br />

Meine Freundin blieb ebenfalls bei ihrem NEIN und ich<br />

war todunglücklich.<br />

Anne Utsch, Bergisch-Gladbach<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

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Lieblingsspruch ❁<br />

Ich habe mein Poesiealbum früher gehütet<br />

wie einen Schatz. Es war was ganz beson<strong>de</strong>res.<br />

Viele Freundinnen haben etwas reingeschrieben<br />

und natürlich auch die Familie.<br />

Alles gut - bis zu <strong>de</strong>m Tag, an <strong>de</strong>m mein<br />

Bru<strong>de</strong>r was reinschreiben sollte. Zusammen<br />

mit meinem Cousin schrieb er mir folgen<strong>de</strong>s<br />

allen Ernstes in mein geliebtes Poesiealbum:<br />

Liebe Sandra! Zwischen Rosen und Narzissen,<br />

hat ein alter Mann gesch…<br />

:-( Ich habe Rotz und Wasser geheult, und<br />

die bei<strong>de</strong>n Jungs haben sich von meiner<br />

Mutter eine nette Rüge eingefangen. Die<br />

entsprechen<strong>de</strong> Seite hat meine Mutter<br />

sauber aus <strong>de</strong>m Album herausgetrennt. Die<br />

bei<strong>de</strong>n sollten was neues Schreiben. Heute<br />

steht dort:<br />

Liebe Sandra! Wenn dich einst die Buben<br />

locken, bleib zuhaus und stopf die Socken.<br />

:-) Auch nicht viel besser, aber immerhin.<br />

Renate, lerne Menschen kennen, <strong>de</strong>nn sie sind verän<strong>de</strong>rlich.<br />

Die dich heute Freundin nennen, schimpfen morgen über<br />

dich.<br />

Und heute braucht es, bis ich Freundin/Freund sage. Meistens Sind es halt<br />

Bekannte.<br />

Im Glücke nicht jubeln<br />

Im Sturme nicht zagen<br />

Das unvermeidliche<br />

Mit Wür<strong>de</strong> tragen!<br />

Renate Ritter-Gruber, Gangelt<br />

Dies schrieb mir meine liebe Mutter ein.<br />

Die herausgetrennte Seite habe ich lei<strong>de</strong>r<br />

nicht mehr. Mein Poesiealbum habe ich<br />

aber noch.<br />

Sandra Wewering, Bocholt<br />

Während meiner Schulzeit, 1945 - 1951, in<br />

Gröst, Sachsen-Anhalt, bekam ich 1949 ein<br />

Poesiealbum zu Weihnachten geschenkt.<br />

[…] Es besteht immer noch Kontakt zu einigen<br />

guten Schulfreundinnen per Telefon<br />

und bei Klassentreffen, auch gegenseitige<br />

Besuche. Wenn alles klappt, wer<strong>de</strong>n wir<br />

im Herbst unsere 60 Jahre Schulentlassung<br />

feiern, da wer<strong>de</strong> ich mit meinem Mann auch<br />

wie<strong>de</strong>r daran teilnehmen.<br />

Heute führen wir ein Gästebuch, in <strong>de</strong>m<br />

sich die Gäste durch Sprüche selbst eintragen<br />

können, und dazu kommt ein Foto <strong>als</strong><br />

Erinnerung.<br />

Brigitte Geskes, Erkelenz<br />

Weihnachten 1952, ich war zehn Jahre alt,<br />

da bekam ich mein Poesiealbum geschenkt.<br />

Es war kurz nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Krieges und<br />

so ein Album war etwas Superschönes. Wir<br />

freuten uns noch über Kleinigkeiten und<br />

waren dankbar.<br />

Noch heute liegt mein Album auf meinem<br />

Schreibtisch. Ich lese schon gerne darin<br />

und nehme mir manchen Rat zu Herzen. So<br />

schrieb mein Vater …<br />

Und wenn du <strong>de</strong>nkst es geht nicht mehr,<br />

kommt von irgendwo ein Lichtlein her.<br />

Dieser Spruch ist für mich und meine Familie<br />

<strong>zum</strong> Lebensmotto gewor<strong>de</strong>n. Ich kann<br />

nur sagen … Danke Papa!<br />

Anneliese Pieper, Dortmund<br />

Melanie Mocek-Pauli, Verl<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

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Margot Klünter aus Erftstadt schreibt:<br />

„Mein Alter ist 76 Jahre, ich selbst hatte<br />

lei<strong>de</strong>r keines.<br />

Als meine Mutter vor 9 Jahren starb, fand<br />

ich beim Nachlassordnen ihr Poesiealbum,<br />

das sie mir nie gezeigt hatte. Es war in einer<br />

kleinen blauen Schachtel mit einer wun<strong>de</strong>rbaren<br />

rosafarbigen Schleife. Natürlich war<br />

ich sehr neugierig, was drin stand. Der erste<br />

Eintrag war von ihren Eltern im Jahre 1928.<br />

[…] Heute lesen meine zwei Enkelkin<strong>de</strong>r<br />

immer mal wie<strong>de</strong>r im Poesiealbum meiner<br />

Mutter. Sie meinen dann: “Oma, früher war<br />

es bestimmt auch schön.“<br />

Auch manchen Spruch aus ihrem Poesiealbum<br />

trage ich heute noch in Glückwunschschreiben<br />

und Karten ein. Es ist eine schöne<br />

Erinnerung an meine Mutter.“<br />

Vor ein paar Tagen fiel mir beim Aufräumen mein altes Poesiealbum in die Hand, das ich dam<strong>als</strong>, <strong>als</strong> ich ca.<br />

9 Jahre alt war, von meinen Eltern bekommen hatte. Das ist schon fast 50 Jahre her. Manche Leute, die ihren<br />

damaligen Eintrag geleistet hatten, weilen schon lange nicht mehr unter uns.<br />

Neben <strong>de</strong>n üblichen Eintragungen, die auch<br />

all meine Schulfreundinnen in doppelter<br />

o<strong>de</strong>r dreifacher Ausfertigung hatten, war ich<br />

<strong>de</strong>r stolze Inhaber einer beson<strong>de</strong>ren Notiz.<br />

Ich war mächtig stolz auf das Unikat, <strong>de</strong>ssen<br />

Sinn mir aber unzugänglich war. Heute verstehe<br />

die Botschaft, die mir mein ehemaliger<br />

Rektor 1966 mit auf <strong>de</strong>n Weg gab:<br />

Es mag sein..Es mag sein, dass alles fällt, dass<br />

die Burgen dieser Welt um Dich her in Trümmer<br />

brechen. Halte Du <strong>de</strong>n Glauben fest, dass<br />

Dich Gott nicht fallen läßt: Er hält sein Versprechen.<br />

Marianne Diebenbusch, Dortmund<br />

Lieblingsspruch ❁<br />

Fürchtest du Sturmgebraus, prasseln<strong>de</strong>n Regen, richte<br />

dich auf! Stemm dich dagegen!<br />

Aus meinem Poesiealbum 1949/50<br />

Ria Winn, Essen<br />

Folge <strong>de</strong>inem Mütterlein, dann wirst du glücklich sein,<br />

folge ihr auf je<strong>de</strong>s Wort, <strong>de</strong>nn sie geht einmal fort, tausend<br />

Tränen sind dann zu spät. Es gibt nur eine Mutter, die dich<br />

richtig versteht.<br />

Mein Posiealbum ist schon 43 Jahre alt. Es fällt bald auseinan<strong>de</strong>r, aber<br />

hin und wie<strong>de</strong>r nehme ich es zur Hand und lese es durch.<br />

Dora Rüger, Voer<strong>de</strong><br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

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Hübsch <strong>de</strong>koriert hat Charlotte Kin<strong>de</strong>rmann<br />

aus Men<strong>de</strong>n ihr Album, bevor sie es<br />

für uns fotografiert hat:<br />

„Dieses schöne Poesiealbum hat mir meine<br />

Mutter vererbt. Der älteste Eintrag stammt<br />

aus <strong>de</strong>m Jahre 1929 und ist noch in Sütterlin<br />

geschrieben. Da viele es heute nicht mehr<br />

lesen können möchte ich es „übersetzen“:<br />

‚Die Zeit vergeht, die Stun<strong>de</strong> rinnt. Drum<br />

merk Dir wohl, mein liebes Kind: Du sollst<br />

auf Flüchtigkeit nicht bau`n. Nur <strong>de</strong>m, was<br />

richtig währt, vertraun. Halt Gott vor Augen<br />

früh und spät, tu <strong>de</strong>ine Pflicht, arbeit und<br />

bet`! Und kommt dann Sturm, kommt Sonnenschein,<br />

du wirst im Herzen glücklich sein.<br />

Arnsberg, Sylvester 1929‘<br />

Ich hüte diesen Schatz und freue mich, dass<br />

ich selbst es heute meinem Enkel zeigen<br />

kann.“<br />

Mein Poesiealbum begleitet mich seit meinem 6. Lebensjahr und ich habe auch nach meiner Schulzeit noch<br />

liebe Menschen hineinschreiben lassen. Die meisten habe ich mittlerweile aus <strong>de</strong>n Augen verloren, einige<br />

sind auch schon gestorben. Wenn ich heute ab und zu mein Album zur Hand nehme, freue ich mich über das<br />

An<strong>de</strong>nken an alte Bekannte, Verwandte, Freun<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r längst verflossene Schwärmereien. Ein Rätsel habe ich<br />

übrigens nie lösen können: Auf <strong>de</strong>r vorletzten Seite steht <strong>de</strong>r Spruch<br />

„Wer dich lieber hat <strong>als</strong> ich, <strong>de</strong>r schreibe sich noch hinter mich.“<br />

- und auf <strong>de</strong>r allerletzten Seite hat jemand „ich“ geschrieben . Trotz aller Bemühungen habe ich nie herausgefun<strong>de</strong>n,<br />

wer das getan hat. Ein heimlicher Verehrer Ich wüsste es zu gern.<br />

Petra Schulz, Dinslaken<br />

Unsere Oma hatte schon ein Poesiealbum, ich hatte eins und unsere bei<strong>de</strong>n „Mädchen“ müssten irgendwo<br />

auch ihres haben. Bei<strong>de</strong>n habe ich auf die letzte Seite geschrieben:<br />

Ich schreibe dir auf`s letzte Blatt, weil ich dich doch am Liebsten hab.<br />

Und wer dich lieber hat <strong>als</strong> ich, <strong>de</strong>r schreibe bitte hinter mich.<br />

Das <strong>als</strong> Erinnerung, wenn die Zeit kommt bzw. schon da ist:<br />

Wandle stets auf Rosen auf sonnig grüner Au,<br />

bis einer kommt in Hosen und nimmt dich dann zur Frau.<br />

Kornelia Hüting, Voer<strong>de</strong><br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

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Meine beste Freundin Marion, die mich<br />

durch meine Schul- und Teenagerzeit<br />

begleitet hat und zu <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kontakt dann<br />

später wie es oft so ist, nur noch sporadisch<br />

war, hat mir folgen<strong>de</strong>n Spruch in mein Poesiealbum<br />

geschrieben:<br />

Ich schreibe auf das letzte Blatt, was gar so<br />

viele Grün<strong>de</strong> hat.<br />

Und wer dich lieber hat <strong>als</strong> ich, <strong>de</strong>r schreibe<br />

bitte hinter mich!<br />

Lei<strong>de</strong>r ist Sie vor zwei Jahren mit nur 48 Jahren<br />

verstorben.<br />

Aber ein halbes Jahr vor ihrem Tod hat sie<br />

mich noch einmal besucht und wir wussten<br />

ja da bei<strong>de</strong> nicht, dass es ein Abschied für<br />

immer sein sollte. Und so bleibt mir jetzt<br />

nur die Erinnerung an diesen Tag und ihr<br />

lieber Spruch, <strong>de</strong>n ich oft zur Hand nehme<br />

und dabei an sie <strong>de</strong>nke!<br />

Cornelia Dellori, Erndtebrück<br />

Ich habe mein Poesiealbum zu meiner ersten<br />

heiligen Kommunion am 28. April 1957<br />

geschenkt bekommen. Den ersten Spruch<br />

schrieb mir meine Mutter:<br />

Mein liebes gutes Kind, wenn Vater und Mutter<br />

einst nicht mehr sind und Du im Herzen trägst<br />

noch manches Leid, dann <strong>de</strong>nke zurück an<br />

Deine Elternzeit.<br />

Als nächstes schrieb mir mein Vater:<br />

Vater und Mutter sollst Du ehren, <strong>de</strong>nke stets<br />

an dies Gebot. Es sei Dir ins Herz geschrieben,<br />

halt es fest bis in <strong>de</strong>n Tod.<br />

Und unser damaliger Pfarrer schrieb mir<br />

auch einen netten Spruch, <strong>de</strong>n ich bis heute<br />

auch nicht vergessen habe.<br />

Das schönste was es gibt: Du bist Gottes Kind.<br />

Bleibe es immer, liebe Deinen himmlischen<br />

Vater, liebe alle Deine Geschwister! Dass du vor<br />

allem in <strong>de</strong>r Liebe immer mehr wächst.<br />

Ja, das sind doch schöne Erinnerungen, die<br />

mir bis heute geblieben sind.<br />

Hil<strong>de</strong>gard Krummnacker, Dortmund<br />

Ein Kind, das <strong>de</strong>n Ausdruck „Argwohn“<br />

wohl nicht kannte, dafür aber die Schönheitsprodukte<br />

von Avon, schrieb in das<br />

Poesiealbum meiner Tochter:<br />

„Wer durch Avons Brille schaut,<br />

sieht Raupen selbst im Sauerkraut“.<br />

Und ein weiterer Eintrag von einem Kind,<br />

das sich in Zitaten wohl nicht so gut auskannte,<br />

lautete:<br />

„E<strong>de</strong>l sei <strong>de</strong>r Mensch,<br />

hilfreich und g e s u n d „<br />

Gisela Müller, Köln<br />

Erst lang gesucht, dann fand er sie, die Seiten,<br />

voll beschrieben, in einem Album ‚Poesie‘. Er las<br />

die Zeilen, Wort für Wort, die Zeit schien still zu<br />

stehen. Er sah Gesichter hier und dort. Großeltern,<br />

Eltern, lang schon tot, sie hatten sich<br />

verewigt, auch viele Freun<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Not. Doch<br />

plötzlich stutzte er gar heftig, die Schrift vom<br />

Klassenlehrer! Der schrieb humorvoll <strong>de</strong>ftig:<br />

„Du bist vergnügt und springst umher, das Leben<br />

ist ohn‘ viel Beschwer - klein <strong>de</strong>r Verdruss.<br />

Doch bald bist du ein junger Mann, es fängt<br />

<strong>de</strong>r Ernst <strong>de</strong>s Lebens an - mit viel Verdruss. Auf<br />

diesem Weg geht keiner mit, <strong>de</strong>r dich bewacht<br />

auf Schritt und Tritt und ruft ‚Bei Fuß‘!“<br />

Wo ist die Zeit geblieben nur, <strong>als</strong> dieses einst<br />

er schrieb Die Zeiger unsrer Lebensuhr dreh‘n<br />

schneller <strong>als</strong> uns lieb.<br />

Für uns war dieser Mann ein Held, für viele wie<br />

ein guter Vater, <strong>de</strong>r seine Schar zusammenhält,<br />

war nicht nur Lehrer, war Berater!<br />

Rainer Tiemann, Leverkusen<br />

\ <strong>WDR</strong> 4 Melodien für ein gutes Gefühl<br />

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