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Klaaf 01/13 - Mwk-koeln.de

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RARE-<br />

TATCHER<br />

US DEM BOCHERSCHAAF<br />

Lange Winteraben<strong>de</strong> verbringt man am besten mit einem spannen<strong>de</strong>n<br />

Buch o<strong>de</strong>r einem interessanten Hörbuch. Claudia Schlickeiser,<br />

Fre<strong>de</strong>rike Müller und Ingeborg Nitt stellen einige Werke vor, die alle<br />

im Han<strong>de</strong>l zu erwerben sind o<strong>de</strong>r in unserer Bibliothek kostenlos<br />

entliehen wer<strong>de</strong>n können.<br />

Marita Dohmen<br />

Schmitze <strong>Klaaf</strong> – Kölsche Geschichten<br />

Hörbuch – Kölsch aus erster Hand, Dabbelju, Köln 2<strong>01</strong>2<br />

Der Ruf nach kölschen Hörbüchern<br />

wird immer lauter. Vor allem unsere<br />

Seminarteilnehmer sehen in ihnen<br />

nicht nur eine schöne Unterhaltung,<br />

son<strong>de</strong>rn auch eine große<br />

Hilfe beim Erlernen <strong>de</strong>r »kölschen<br />

Sproch«. Umso erfreulicher ist<br />

es, dass <strong>de</strong>r Dabbelju Verlag seit<br />

einigen Jahren in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie för uns kölsche<br />

Sproch die Hörbuchreihe »Kölsch<br />

aus erster Hand« veröffentlicht.<br />

Auf <strong>de</strong>r neuesten CD liest die bekannte<br />

Mundartautorin Marita Dohmen einige ihre kölschen Geschichten,<br />

die sich hauptsächlich um »et Lisbett Schmitz« ranken. So erfährt <strong>de</strong>r Zuhörer<br />

von <strong>de</strong>n Nöten <strong>de</strong>r kleinen Lisbett während ihrer »eeschte Bich« und<br />

feiert ihre Kommunion mit »Mer soll <strong>de</strong> Feste fiere wie se falle«. Auch als<br />

Erwachsene erlebt sie Freud und Leid. Das alles schil<strong>de</strong>rt Marita Dohmen<br />

anschaulich und lebensnah mit viel Humor, aber auch Anteilnahme.<br />

Fünf Bücher hat die Seminarleiterin <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie för uns kölsche<br />

Sproch bereits verfasst, dies ist ihr erstes Hörbuch, das <strong>de</strong>r Zuhörer sich in<br />

aller Ruhe zu Gemüte führen sollte.<br />

Tommy Engel mit Bernd Imgrund<br />

Du bes Kölle<br />

Kiepenheuer & Witsch, Köln 2<strong>01</strong>2<br />

18,99 Euro, ISBN 978-3-462-03827-9<br />

»Ich will Musiker wer<strong>de</strong>n. Und sonst<br />

gar nichts.« Das war Tommy Engel<br />

bereits mit 12 Jahren klar. Denn<br />

nach einer kurzen Fußballkarriere als<br />

»Rechtsaußen«, wie sein Idol Helmut<br />

Rahn, zeigte sich schnell: Ascheplätze,<br />

Dreck und kalte Wintertage sind<br />

nichts für ihn. Also doch lieber in<br />

Vaters Fußstapfen treten.<br />

Geboren am 28.11.1949 als<br />

zehntes Kind, wur<strong>de</strong> Tommy Engel<br />

das Talent für die Bühne bereits in die<br />

Wiege gelegt. Denn <strong>de</strong>r Vater Richard<br />

Engel, »D’r Rickes« spielte bei <strong>de</strong>n Vier<br />

Botze. Oft saß <strong>de</strong>r alte Herr abends<br />

mit seiner Band zusammen, und sie<br />

probten für <strong>de</strong>n nächsten Auftritt.<br />

Aufgewachsen ist Tommy Engel<br />

im Vringsvee<strong>de</strong>l. Der Leser erfährt<br />

viel über die Kindheit und das<br />

Erwachsen wer<strong>de</strong>n im Hause Engel. Natürlich han<strong>de</strong>lt <strong>de</strong>r größte Teil von<br />

seiner großen Liebe: <strong>de</strong>r Musik. Bevor sich die Bläck Fööss fan<strong>de</strong>n, spielte<br />

Tommy Engel in vielen an<strong>de</strong>ren Bands. Nicht immer als Frontsänger, son<strong>de</strong>rn<br />

zu Anfangszeiten hauptsächlich als Schlagzeuger.<br />

Allerdings wollten seine Eltern, dass <strong>de</strong>r Junge etwas Anständiges lernt,<br />

und so zog es Tommy 1963 in luftige Höhe: Eine Ausbildung zum Schornsteinfeger<br />

sollte es wer<strong>de</strong>n. Dass es dann ganz an<strong>de</strong>rs kam, und vor allem<br />

wodurch, erfährt <strong>de</strong>r Leser im Buch.<br />

Doch das Selbstportrait, das Engel zusammen mit <strong>de</strong>m Bestsellerautor<br />

Bernd Irmgrund hat entstehen lassen, ist mehr. Das Buch zeigt nicht nur<br />

<strong>de</strong>n Kölner und Musiker Tommy Engel – es zeigt auch <strong>de</strong>ssen politische<br />

Seite. Wer weiß schon, dass Engels Patenonkel Thomas Liessem war, Präsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>r Prinzengar<strong>de</strong> und <strong>de</strong>s Festkomitees und zufällig auch ein Mann,<br />

<strong>de</strong>r bereits 1932 in die NSDAP eintrat.<br />

Dieses Thema spielt heute noch in Engels Leben eine große Rolle; nicht zuletzt<br />

am 9. November 1992, als es in Köln zur großen »Arsch huh« – Kampagne<br />

gegen rechtsradikale Gewalt kam, an <strong>de</strong>r Tommy Engel kräftig mitwirkte.<br />

Das angenehme an dieser Biografie ist, es ist keine Abrechnung! Egal, ob<br />

er von <strong>de</strong>r Trennung seiner Eltern spricht, seiner eigenen Scheidung, o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>m Auseinan<strong>de</strong>rgehen seiner Bands – es fallen nie böse Worte. Manchmal<br />

passt es einfach nicht mehr im Leben.<br />

Viele Kleinigkeiten sind es dagegen, die <strong>de</strong>n Leser ins Staunen versetzen<br />

wer<strong>de</strong>n. Ob es nun <strong>de</strong>r kurze Ausflug <strong>de</strong>s jungen Engel an die Rheinische<br />

Musikschule ist, o<strong>de</strong>r wie und wo es zum ersten Treffen <strong>de</strong>r Bläck Fööss<br />

kam. Kurzum: Tommy Engel schafft mit <strong>de</strong>m Buch sehr kurzweilige Einblicke<br />

in seinen Alltag. Es ist kein riesiger Wälzer, son<strong>de</strong>rn ein Werk, welches<br />

man sich wun<strong>de</strong>rbar in ein paar Abendstun<strong>de</strong>n aufteilen kann.<br />

32 klaaf Köln literarisch<br />

Köln literarisch klaaf 33

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