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PFLEGE FÜR MENSCHEN MIT PFLEGEBEDARF - Carers

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MODUL 5.<br />

KINDER <strong>MIT</strong> <strong>PFLEGE</strong>BEDARF<br />

Didaktikblatt 5.4. Unabhängig werden 5.4.3. Wie handeln<br />

LEITFADEN ZUR EINHEIT<br />

A.4 Was brauche ich, um mit dieser Situation auf adäquate Weise umzugehen<br />

Gleich wie Kinder ohne Pflegebedarf sind auch Kinder mit Pflegebedarf mit<br />

verschiedenen Entwicklungsherausforderungen konfrontiert: Beziehungen zu<br />

Gleichaltrigen aufzubauen (im Sinne von z.B. einem Kindergartenbesuch), sich auch in<br />

der Abwesenheit der Eltern oder des pflegenden Angehöhrigen/der pflegenden<br />

Angehörigen sicher und geborgen zu fühlen, die Konfrontation mit intellektuellen oder<br />

schulischen Herausforderungen, Freundschaften zu knüpfen und während der Pubertät die<br />

Erforschung der eigenen Sexualität. Manchmal erscheinen diese Herausforderungen für<br />

Kinder mit Pflegebedarf etwas schwieriger, da pflegende Angehörige oder Eltern<br />

möglicherweise Sorgen in Bezug auf a) die Kompetenz des Kindes, normalen<br />

Lebensrhythmen zu folgen oder b) notwendige Strukturen, um die Bedürfnisse des Kindes<br />

mit Pflegebedarf zu befriedigen, äußern. Welche Sorgen auch immer bestehen, es ist es<br />

wichtig, dass pflegende Angehörige von Kindern mit Pflegebedarf den gleichen<br />

Lebensabläufen im gleichen Maß wie vor der Geburt und der Erziehung eines<br />

pflegebedürftigen Kindes nachgehen. Das bedeutet z.B. auf Urlaub zu fahren, auch wenn<br />

die Organisation oder das Finden der adäquaten Struktur vielleicht ein wenig schwieriger<br />

sind als zuvor. Weiters betrifft dies beispielsweise auch das Ausgehen am Abend, um<br />

Freunde zu treffen, oder die Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen, Aktivitäten, die für<br />

Eltern oder pflegende Angehörige wichtig sind. In diesem Zusammenhang sollten<br />

pflegende Angehörige von Anfang an an mögliche andere Pflegepersonen denken und<br />

diese langsam miteinbeziehen, damit sich das Kind an die jeweilige Person gewöhnen<br />

kann. Einen großen Schritt in Richtung Selbstständigkeit von Kindern mit Pflegebedarf<br />

stellt es dar, wenn sich die Kinder auch in Abwesenheit der Eltern, d.h. in Anwesenheit<br />

eines Pfleger/einer Pflegerin, eines Babysitters/einer Babysitterin oder eines<br />

Verwandten/einer Verwandten sicher und geborgen fühlen. Für die meisten Eltern stellt<br />

der Kindergartenbesuch ihres Kindes mit Pflegebedarf einen großen Schritt in Richtung<br />

Selbstständigkeit dar. Dieser Schritt muss gut vorbereitet sein, vor allem dann, wenn das<br />

Kind mit Pflegebedarf Schwierigkeiten im Umgang mit Gleichaltrigen zeigt. An kleineren<br />

Gruppen teilzunehmen, Kinder zu sich nach Hause einzuladen oder den Spielplatz zu<br />

besuchen, um mit Gleichaltrigen in Kontakt zu kommen, sind wichtige Vorübungen für<br />

ein Kind mit Pflegebedarf, um später den Kindergarten besuchen zu können. Manchmal<br />

erscheint es für Väter leichter als für Mütter, das Kind in den Kindergarten zu bringen, da<br />

Mütter manchmal Unsicherheit aüßern, ob sich ihr Kind in Abwesenheit der Pflegeperson<br />

oder der Eltern auch wohl fühlen wird. Es ist jedoch wichtig, den Kindergarten über<br />

notwendige Pflegetätigkeiten zu informieren, oder notwendige Versorgungshilfen<br />

innerhalb des Kindergartens zu organisieren, z.B. wenn das Kind eine Bronchoskopie<br />

(Beatmungsmaßnahme) benötigt, oder das Absaugen von Sekreten im Falle einer<br />

Mukoviszidose notwendig ist. All diese Pflegemaßnahme dürfen per Gesetz nur von<br />

speziellen Fachkräften durchgeführt werden. Das muss organisiert werden. Äußern Sie<br />

sich in diesem Zusammenhang unmissverständlich. Ein Kind mit Pflegebedarf hat das<br />

Recht, einen Kindergarten zu besuchen und Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen.<br />

Nur schwerwiegende medizinische Beeinträchtigungen (z.B. künstliche Beatmung) stellen<br />

einen möglichen Kindergartenbesuch in Frage. Das Gleiche gilt auch für die Schule.<br />

Neben der Notwendigkeit eines guten Verhältnisses zu den LehrerInnen, sollten Eltern<br />

auch in der Lage sein, ihre Kinder „gehen zu lassen“, dies betrifft vor allem die<br />

Bedürfnisse von Jugendlichen mit Pflegebedarf. Zuzulassen, dass diese Jugendliche ihre<br />

eigene Sexualität erforschen, ist für Eltern von Jugendlichen mit Pflegebedarf oftmals<br />

schwierig.<br />

WICHTIGE IDEEN /<br />

ÜBUNGEN<br />

B.3 Important Ideas<br />

Normalisierter Lebensablauf:<br />

Kinder mit Pflegebedarf sollten in<br />

der Lage sein, einem normalen<br />

Lebensablauf zu folgen. Das<br />

bedeutet, dass sie, genauso wie<br />

andere Kinder, manchmal bei<br />

Freunden oder Verwandten bleiben<br />

können, den Kindergarten<br />

besuchen können und Beziehungen<br />

zu Gleichaltrigen und anderen<br />

Pflegepersonen aufbauen sollten.<br />

B.4 Übungen<br />

Habe ich mir jemals über mögliche<br />

eigene Nachteile Gedanken<br />

gemacht, wenn mein Kind zu<br />

selbstständig wird<br />

Habe ich mit meinem<br />

Partner/meiner Partnerin über die<br />

Zeit „nach“ der 24 Stunden Pflege<br />

meines Kindes gesprochen<br />

Was sind unsere eigenen<br />

Ziele und Wünsche<br />

Was hindert mich daran, mein<br />

Kind beispielsweise in einer<br />

Tagesstätte oder bei meinen<br />

FreundInnen zu lassen, während<br />

ich z.B. ein Wochenende mit<br />

meinem Partner/meiner Partnerin<br />

verbringe<br />

Weiterführende Literatur<br />

<br />

<br />

http://articles.famouswhy.com/ways_for_integrating_the_children_with_disabilities_in_the_schoool_life/<br />

Morse J.M, Wilson S., Penrod J (2000): Mothers and their disabled children: refining the concept of<br />

normalization. In: Health Care for Women International, Volume 21, Nr. 8, pp. 659-676.<br />

Manfred Pretis Kinder mit Pflegebedarf. S.I.N.N., Graz, 2008

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