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PFLEGE FÜR MENSCHEN MIT PFLEGEBEDARF - Carers

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MODUL 5.<br />

KINDER <strong>MIT</strong> <strong>PFLEGE</strong>BEDARF<br />

Didaktikblatt 2.5. Meine Gefühle gegenüber meinem Kind 5.5.2 Fallbeispiel<br />

LEITFADEN ZUR EINHEIT<br />

A.3 Präsentation eines Fallbeispiels<br />

Einmal wurde ich von einem Frühförderdienst in Berlin<br />

angerufen, um eine alleinerziehende Mutter, die ein Kind mit<br />

Schwerstbehinderung und hohem persönlichem Pflegeaufwand<br />

aufzog, zu treffen. Die Mutter musste 24 Stunden am Tag<br />

anwesend sein. Das Kind war blind, zeigte stereotype<br />

Verhaltensweisen und Beeinträchtigungen in der Grobmotorik.<br />

Die Fachkraft erklärte, dass die Mutter sehr wütend über das<br />

Kind sei. Die Expertin nahm an, dass die Mutter ihr Kind für<br />

ihr „kaputtes“ Leben verantwortlich machte. Zusätzlich war die<br />

Fachkraft besorgt in Bezug auf mögliche Depressionen und<br />

Suizidgedanken. Ich habe der Mutter vermittelt, dass es in<br />

Ordnung sei, verärgert über das Kind zu sein und auch, dass es<br />

in Ordnung sei, traurig wegen des Kindes zu sein, was sie aber<br />

nicht war. Sie schämte sich, wütend über das Kind zu sein. Sie<br />

nahm an, dass gerade die Mutter eines Kindes mit Behinderung<br />

keine Gefühle des Zorns in Bezug auf das Kind haben sollte.<br />

Wir sprachen auch darüber, dass ein Gefühl der Wut nicht<br />

bedeutet, sich dem Kind gegenüber aggressiv zu verhalten.<br />

Hinsichtlich eines möglichen aufkeimenden<br />

Aggressionsverhalten der Mutter gegenüber ihrem Kind<br />

empfahlen wir, eine Assistentin einzusetzen, die von 8 Uhr in<br />

der Früh bis 16 Uhr am Nachmittag anwesend war. Dadurch<br />

war die Mutter erstmals nach der Geburt ihres Kindes in der<br />

Lage, ein wenig Entlastung zu bekommen und ein wenig Zeit<br />

für sich selbst zu haben. Sie verbrauchte nicht die ganzen acht<br />

Stunden für sich selbst. Ganz am Anfang schien es ihr recht<br />

schwer zu fallen, ihr Kind zu alleine mit der Assistentin zu<br />

lassen. Nach einiger Zeit fing sie an, FreundInnen zu treffen,<br />

aktiv zu werden und so fand sie nach einiger Zeit auch eine<br />

Teilzeitstelle.<br />

Über Gefühle zu sprechen, auch wenn diese negativ sind, ist ein<br />

Weg diese zu integrieren und akzeptieren zu lernen.<br />

WICHTIGE GEDANKEN<br />

B.2 Probleme im Zusammenhang mit dem<br />

Fallbeispiel<br />

Gefühle dem Kind, dem Partner/der<br />

Partnerin, dem Leben im Allgemeinen<br />

gegenüber zu spüren und diese<br />

auszusprechen, ist der erste Schritt mit den<br />

oft sehr tiefen Emotionen, die oftmals mit<br />

der Erziehung eines Kindes mit<br />

Pflegebedarf einhergehen, umzugehen.<br />

Starke Emotionen (wie beispielsweise<br />

Trauer und Zorn) zu haben, heißt nicht<br />

zwangsweise, diese auch auszuleben. Ich<br />

kann Wut gegenüber meinem Kind<br />

verspüren, aber das heißt nicht, dass ich<br />

mich meinem Kind gegenüber zornig<br />

verhalte. Wenn ich einen solchen<br />

Gefühlszustand spüre, ist es besser nach<br />

Hilfe oder stundenweiser Betreuung zu<br />

suchen, um mir selbst ein wenig Freiraum<br />

zu schaffen.<br />

Konflikte im Zusammenhang mit häuslicher<br />

Pflege eines Kindes, die auf dem<br />

Nichtvorhandensein von psychischen<br />

Ressourcen basieren, führen zu<br />

bemerkbarem Stress. Using stress-distress<br />

within the family mostly leads to a lower<br />

level of conflicts.<br />

Manchmal ist es gut, wenn durch die Hilfe<br />

von FreundInnen, andere<br />

Familienmitglieder oder Fachkräfte ein<br />

Diskussionsprozess eingeleitet wird.<br />

<br />

.<br />

Weiterführende Literatur<br />

<br />

<br />

<br />

http://www.mamashealth.com/doc/disability.asp<br />

http://www.bhia.org/articles/disabilities/copingwithchildren.html<br />

Blaska, J.K. (1998): Cyclical Grieving. Reocurring Emotions Experienced by Parents Who Have Children with<br />

Disabilities. Online: http://eric.ed.gov/ERICDocs/data/ericdocs2sql/content_storage_01/0000019b/80/15/75/ab.pdf<br />

Manfred Pretis Kinder mit Pflegebedarf. S.I.N.N., Graz, 2008

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