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Dr. Georg Schreiber 2010 Medien- preis

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volt<br />

KLARTEXT<br />

SPANNUNGSFELD STADT<br />

DAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN JOURNALISTENSCHULE<br />

LEHRREDAKTION 48K <strong>2010</strong><br />

#01<br />

ES WIRD ENG<br />

IDEEN FÜR DIE METROPOLEN VON MORGEN<br />

ÜBER DER STADT<br />

LEBEN AUF DEM DACH<br />

SARAJEVOS GEDÄCHTNIS<br />

DIE SPUREN DER BELAGERUNG<br />

JOHANNA WOKALEK<br />

MALT IHR WIEN


IMPRESSUM<br />

Zum Einstieg eine kurze Frage: Berlin oder Bad<br />

Zwischenahn? Na eben. Wir wollen in die Stadt. Wir<br />

leben hier gerne. Deshalb machen wir volt. Was<br />

Sie in Ihren Händen halten, ist kein Stadtmagazin,<br />

das Partys ankündigt und die neue Sushi-<br />

Bar am Hauptbahnhof testet. volt ist eine Zeitschrift<br />

über das Lebensgefühl in der Stadt,<br />

unabhängig von einer bestimmten Postleitzahl und<br />

Ländervorwahl. Zurzeit verkaufen sich Magazine<br />

sehr gut, die das Glück auf dem Land propagieren,<br />

die Entspannung im Grünen. volt steht für Spannung.<br />

Die Stadt lebt von der Vielfalt und der Masse, von<br />

Reibung und Tempo. Hier prallen Welten aufeinander<br />

– Spannung baut sich auf und entlädt sich.<br />

Dann entstehen: große Kunst, Massenschlägereien,<br />

Megastau. Nicht alles in der Stadt ist großartig. Die<br />

Stadt lärmt und stinkt. Sie hetzt und stresst uns.<br />

Manchmal hassen wir das. Meistens lieben wir sie<br />

dafür. Aber nie lässt sie uns los. Die Stadt ist der Ort,<br />

sagte der amerikanische Architekt Louis Kahn, an<br />

ALLE<br />

dem ein Junge entdeckt, was er mit seinem Leben<br />

machen will. Für uns bleibt sie der Platz der unbegrenzten<br />

Möglichkeiten. Im Schwerpunkt dieser<br />

Ausgabe haben wir die perfekte Stadt gesucht und<br />

Berlin, Brüssel und Happy City gefunden. Ein<br />

Ergebnis vorab: Wer alles plant, wird scheitern.<br />

Denn die Stadt ist das, was wir daraus machen. Sie<br />

lebt von denen, die sie gestalten und erleben wollen.<br />

Die Stadt ist unser Spielplatz. Spielen Sie mit!<br />

DRIN?<br />

volt<br />

KLARTEXT Nr. 20<br />

Ein Magazin<br />

der Lehrredaktion 48K<br />

der Deutschen Journalistenschule<br />

www.klartext-magazin.de<br />

Herausgeber<br />

Deutsche Journalistenschule<br />

Altheimer Eck 3<br />

80331 München<br />

Telefon 089/2355740<br />

www.djs-online.de<br />

Chefredaktion<br />

Jakob Biazza<br />

Xifan Yang<br />

Fabian Reinbold (V.i.S.d.P.)<br />

Chefin vom Dienst<br />

Christin Gottler<br />

Artdirektion<br />

Manuela Antosch<br />

Textchef<br />

Christian Helten<br />

Bildredaktion<br />

Julia Stanek<br />

Redaktion<br />

Manuela Antosch, Diana Aust, Jakob<br />

Biazza, Benjamin von Brackel, Anna<br />

Fischhaber, Christin Gottler,<br />

Florian Haas, Christian Helten, Simon<br />

Hufeisen, Fabian Reinbold, Sebastian<br />

Reuter, David Schelp, Michaline<br />

Skupin, Julia Stanek, Xifan Yang<br />

Beratung<br />

Carolin Schuhler (Konzept)<br />

Michael Weies (Layout)<br />

Sebastian Krawczyk (Layout)<br />

Thomas Klinger (Foto)<br />

Chris Bleher (Text)<br />

Christian Jakubetz (Online)<br />

Sven Szalewa (Technik)<br />

Anzeigen<br />

cross.com, Tanja Leis<br />

Venusstraße 1<br />

82205 Gilching<br />

Telefon 08105/390799<br />

leis@cross-com.de<br />

Lithografie<br />

Regg Media GmbH<br />

Dachauer Straße 233<br />

80637 München<br />

Telefon 089/1591820<br />

www.reggmedia.de<br />

<strong>Dr</strong>uck<br />

Bosch-<strong>Dr</strong>uck GmbH<br />

Festplatzstraße 6<br />

84030 Ergolding<br />

Telefon 0871/76050<br />

www.bosch-druck.de<br />

Dank an<br />

Ulrich Brenner, Stefan Canham,<br />

ddp images, dpa Picture-Alliance,<br />

Flashbox München, Veronica<br />

Hanglberger, Tony Kemplen, Fudo<br />

Lang, Thomas Lupo, Kai Metzner,<br />

Rocket Store München, Segway<br />

Tour Munich, Team der Deutschen<br />

Journalistenschule,<br />

Rebecca Telford, Alberto Troia,<br />

Unitedskateboardartists, Judith<br />

Urban, Werksküche Hamburg,<br />

Fabian Zapatka<br />

EDITORIAL<br />

03


04<br />

12 DIE PERFEKTE STADT<br />

Ideen für morgen: wie sich Metropolen<br />

weltweit für die Zukunft rüsten<br />

19 WIE EINSAM KLINGT DIESER ORT?<br />

Ein Klangforscher erklärt, wie Geräusche<br />

das Stadtleben beeinflussen<br />

20 BRÜSSELISIERT<br />

Der Hauptsitz der EU-Bürokratie ist selbst<br />

hoffnungslos verplant<br />

voltINHALT<br />

58<br />

Exklusiver Wien-Stadtplan, gestaltet von<br />

Schauspielerin Johanna Wokalek<br />

SCHWERPUNKT<br />

06 SIGHTSEEING Lasst die Spiele beginnen<br />

22 MEINE LANDFLUCHT Saralisa Volm<br />

50 STADTLEGENDEN Bielefeld<br />

56 STADTGESPRÄCH mit Johanna Wokalek<br />

73 10 DINGE... die man in Städten nicht darf<br />

68 ABGESANG AUF... die Panflöte<br />

74 BILDERRÄTSEL Finde die Stadt! R<br />

24 KEIN MORGEN DANACH<br />

Die X-Cess-Bar stand in München für<br />

hemmungsloses Feiern. Jetzt schließt sie<br />

26 FAVELA OBSCURA<br />

Bilder vom Papageienhügel: Brasilianische<br />

Kinder fotografieren ihren Slum<br />

30 GEKOMMEN UM ZU GEHEN<br />

Die Stadt vor der Stadt. Gedanken zur<br />

Parallelwelt Flughafen<br />

32 GROSSSTADTREVIER<br />

Sie sind unter uns: Wildtiere erobern<br />

die Metropolen<br />

34 MIT ALLEN MITTELN<br />

Wer kommt am schnellsten durch München?<br />

volt macht den Verkehrstest<br />

38 OBEN<br />

Über der Stadt: In Hamburg ist es Luxus,<br />

in Hong Kong treibt die Not aufs Dach<br />

42 HOMELY PLANET<br />

Unsere Freunde ziehen immer weiter weg.<br />

Über eine neue Definition von Heimat<br />

44 SARAJEVOS GEDÄCHTNIS<br />

Wie die Belagerung die Stadt und ihre<br />

Menschen bis heute prägt<br />

52 LEBEN IN DER BOX<br />

Ein Heim, verstaut auf acht Quadratmetern.<br />

Zu Besuch in einer Selfstorage-Anlage<br />

54 RASTLOS GLÜCKLICH<br />

Keine Zeit zum Essen. volt hat die<br />

Nachfolger des Coffee-To-Go probiert<br />

60 TRAUMPAARE<br />

Sneaker sind die urbansten Schuhe überhaupt.<br />

Eine Modestrecke<br />

66 ERDBEBEN. SICHER.<br />

Auf wackligem Terrain. Städten wie Istanbul<br />

drohen verheerende Erschütterungen<br />

70 FEHLER IN DER MATRIX<br />

Im Blick des großen Bruders. Die verzerrte<br />

Welt von Google Street View<br />

U B R I K E N


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06<br />

SIGHTSEEING<br />

LASST DIE<br />

SPIELE<br />

BEGINNEN<br />

REDAKTION JULIA STANEK


LONDON<br />

STADTMATROSEN<br />

Der Ausblick auf das Riesenrad<br />

„The London Eye“ ist so schön,<br />

dass man direkt das Rudern<br />

vergessen könnte. In Bötchen<br />

aus Sperrmüll lassen sich die<br />

Leute treiben. Und zwar nicht<br />

auf der Themse, sondern 15<br />

Meter über der Straße, auf dem<br />

Dach der Londoner Hayward<br />

Gallery. Zum 40. Geburtstag<br />

des Ausstellungshauses hatte<br />

die österreichische Künstlergruppe<br />

Gelitin einen Pool gebaut<br />

und ihn geflutet.<br />

FOTOS TONY KEMPLEN, GELITIN 20088<br />

07


08<br />

SIGHTSEEING


MAILAND<br />

STADTAFFE<br />

Zug um Zug kämpft sich Jenny<br />

Lavarda die Betonkonstruktion<br />

des Giuseppe-Meazza-Stadions<br />

empor, ein Stockwerk nach<br />

dem anderen. Sie deutet die<br />

Funktion des Bauwerks um, definiert<br />

es als sportliche Herausforderung.<br />

Schon lange wird in<br />

Städten geklettert, bisher allerdings<br />

in Hallen. Immer mehr<br />

Kletterer entdecken jetzt die<br />

urbane Architektur für sich. Sie<br />

hangeln an Brückenpfeilern<br />

entlang, suchen Tritte und Griffe<br />

in Ritzen von Mauern und<br />

Glasfassaden. Der Trendsport<br />

nennt sich „Buildern“. Der<br />

Name ist eine Wortmischung<br />

aus „Building“ (Gebäude) und<br />

„Bouldern“ (Klettern ohne Seil<br />

an Felsen in sicherer Höhe).<br />

FOTO DAMIANO LEVATI / RED BULL PHOTOFILES<br />

09


10<br />

SIGHTSEEING


BERLIN<br />

STADTRITTER<br />

Tomaten pfeifen über die Brücke,<br />

Orangensalven donnern<br />

zurück. Die Total Krassen<br />

Kreuzberg Gegner (TKKG)<br />

schmeißen verschimmeltes<br />

Gemüse auf die Kreuzberger<br />

Landwehr, die mit Wasserbomben<br />

antwortet. Und dann ist da<br />

noch die Hedonistische Internationale.<br />

Sie wechselt minütlich<br />

die Fronten. Alle paar Jahre<br />

herrscht auf der Grenze zwischen<br />

Friedrichshain und<br />

Kreuzberg Krieg. Seit die<br />

Bezirke 1998 zusammengelegt<br />

wurden, tragen die selbsternannten<br />

Kampfverbände hier<br />

Gemüseschlachten aus. Das<br />

Ziel: den Gegner auf der Oberbaumbrücke<br />

über die Spree<br />

drängen. Wer gewonnen hat,<br />

ist stets umstritten. Nach der<br />

Schlacht ist vor der Schlacht.<br />

FOTO DDP<br />

11


DIE PERFEKTE<br />

STADT ES<br />

TEXT ANNA FISCHHABER<br />

BILDER AUS DER SERIE „HOUSEHOLD<br />

EMULSION“ VON REBECCA TELFORD<br />

Kein Abfall, kein Abwasser, keine Abgase.<br />

Die Stadt steht auf gigantischen<br />

Betonstelzen sieben Meter über dem<br />

Wüstensand und ist für Fußgänger<br />

reserviert. Eine Ebene unter den Menschen<br />

gleiten lautlos Elektroautos<br />

ohne Fahrer entlang. Das Trinkwasser<br />

wird aus solarbetriebenen Entsalzungsanlagen<br />

gepumpt, Frischluftkorridore<br />

senken die Temperatur. Was nach<br />

Science-Fiction klingt, wird derzeit im<br />

Emirat Abu Dhabi nach den Plänen<br />

des Architekten Norman Foster aus<br />

dem Boden gestampft. 2020 soll Masdar<br />

City fertig sein – die erste emissi-<br />

WIRD ENG. WELTWEIT<br />

DROHT METROPOLEN DER<br />

KOLLAPS. ARCHITEKTEN<br />

ENTWERFEN PLÄNE FÜR<br />

MORGEN, SCHEICHS<br />

VERWIRKLICHEN SIE. DER<br />

TRAUM VON DER STADT<br />

OHNE MAKEL IST ALT – UND<br />

BISHER IMMER GEPLATZT<br />

onsfreie Stadt für die Zeit nach dem Öl.<br />

Bis zu 50 000 Menschen könnten dann<br />

in der arabischen Klima-Oase leben.<br />

Doch nicht nur die Suche nach neuen<br />

Energiequellen, auch Platzmangel<br />

macht Städten auf der ganzen Welt<br />

Modell für die Zeit nach dem Öl:<br />

In Abu Dhabi entsteht mitten in der<br />

Wüste die Ökostadt Masdar City<br />

zu schaffen. Noch kühner sind die<br />

Visionen auf dem beengten Inselstaat<br />

Japan. Ginge es nach ihren Planern,<br />

könnte sich irgendwann eine schwimmende<br />

Stadt wie eine Pyramide 4000<br />

Meter aus dem Pazifik erheben. Eine<br />

FOTO MASDAR CITY<br />

13


BLINDTEXT<br />

14<br />

In Paris wollte Le Corbusier Teile des alten<br />

Zentrums für Hochhäuser abreißen lassen.<br />

Sein „Plan Voisin“ wurde nie verwirklicht<br />

500 Millionen Tonnen schwere Stahlkonstruktion<br />

soll die X-Seed 4000 vor<br />

der Küste Tokios tragen. Mit Wohnungen,<br />

Fabriken, Seen und Wäldern<br />

für eine Million Bewohner. Auf dem<br />

Dach ließe sich ganzjährig Skifahren.<br />

Bereits in den Achtzigerjahren entworfen,<br />

hält sich die Idee bis heute<br />

in den Köpfen. Technisch realisierbar<br />

ist sie nicht. Noch nicht.<br />

Seit jeher träumen die Menschen<br />

von einer besseren Welt. Von der<br />

perfekten Stadt, die Aussicht auf ein<br />

glücklicheres Leben bietet. Die Folgen<br />

des Klimawandels und die Bevölkerungsexplosion<br />

machen eine solche<br />

Stadt heute notwendiger denn je:<br />

Während Anfang des 19. Jahrhunderts<br />

97 Prozent der Menschen auf dem<br />

Land lebten, wohnt heute mehr als die<br />

Hälfte in Städten. Pro Woche ziehen<br />

eine Million Menschen<br />

in afrikanische<br />

und asiatische Städte.<br />

Bis 2050 wird die<br />

Stadtbevölkerung<br />

weltweit noch einmal<br />

um 25 Prozent zunehmen.<br />

Nach Schätzungen<br />

der Vereinten<br />

Nationen werden dann<br />

drei Viertel der Menschen<br />

in Städten leben.<br />

Das entspricht in<br />

40 Jahren etwa<br />

6,7 Milliarden.<br />

Unser Leben wird<br />

nicht mehr dasselbe<br />

sein. Das gigantische<br />

Wachstum läutet das<br />

Ende Jahrtausender<br />

alter Siedlungsformen<br />

ein, neue Utopien<br />

sind gefragt. Megacitys<br />

wie Jakarta oder<br />

Mumbai droht der<br />

Kollaps. In China ziehen<br />

bald 350 Millionen<br />

Menschen in<br />

STRAFE FÜR POLEN<br />

Der Legende nach wollte die<br />

kommunistische Regierung<br />

Polens das als reaktionär verschriene<br />

Krakau bestrafen –<br />

und klotzte den qualmenden<br />

Moloch Nowa Huta daneben.<br />

Hier sollte Stahl für Russland<br />

produziert werden. Architekten<br />

bauten die passende Stadt dazu:<br />

Wohnblöcke im betongrauen<br />

Einheitslook. Der Plan stammte<br />

von Stalins Strategen: die<br />

Schaffung des sozialistischen<br />

Menschen. Die Verheißung von<br />

Wohlstand lockte viele Arbeiter<br />

an die Weichsel. Doch eine<br />

Stadt ohne Kirche war für die<br />

katholischen Polen unvorstellbar.<br />

Der Streit um ein Holzkreuz<br />

provozierte Widerstand gegen<br />

das Regime. Heute sind viele<br />

Stahlarbeiter arbeitslos, ihre<br />

Kinder führen Touristen durch<br />

die sozialistische Musterstadt.<br />

Michaline Skupin<br />

Städte, die erst noch gebaut werden<br />

müssen. Auch in westlichen Industrieländern<br />

zieht es die Menschen in<br />

die Metropolen. Der Traum vom Haus<br />

im Grünen? Vergangenheit. Zwar<br />

schrumpft in Europa die Bevölkerung,<br />

das Deutsche Institut für Urbanistik<br />

fand jedoch heraus, dass die Mittelschicht<br />

immer weitere Teile der Innenstädte<br />

besetzt. Die alternden Städte<br />

halten da kaum Schritt.<br />

Siedlungen überall auf der Welt<br />

müssen sich modernisieren. In den<br />

Niederlanden entstehen bereits ganze<br />

Stadtviertel auf dem Wasser, um sich<br />

vor dem steigenden<br />

Meeresspiegel zu<br />

schützen. „Überschwemmungen<br />

und<br />

Dürre werden Abermillionen<br />

zwingen,<br />

ihre Heimat zu verlassen“,<br />

warnt Philipp<br />

Oswalt, Direktor des<br />

Bauhaus Dessau,<br />

das wie keine andere<br />

Architekturschule<br />

des 20. Jahrhunderts<br />

die Moderne geprägt<br />

hat. Sebastian Seelig,<br />

Stadtplaner an der<br />

TU Berlin, spricht von<br />

einer der „größten<br />

Herausforderungen<br />

unseres Jahrhunderts“.<br />

Das haben auch die<br />

Organisatoren der<br />

Expo <strong>2010</strong> in Shanghai<br />

erkannt. „Better City,<br />

better life“ heißt die<br />

erste Weltausstellung<br />

zum Leben in der Metropole.<br />

Doch der<br />

Traum von der perfekten Stadt ist<br />

schon oft geplatzt.<br />

Bereits in der Antike haben die Menschen<br />

über die ideale Stadt für eine<br />

ideale Gesellschaft nachgedacht. Die<br />

griechische Polis stand nicht nur für<br />

ein urbanes, sondern auch für ein<br />

politisches Organisationskonzept. In<br />

Platons Idealpolis macht jeder Mensch,<br />

was er kann – „Philosophenkönige“<br />

schaffen Ordnung, Bauern sorgen für<br />

die Ernährung. Was für eine Seele<br />

oder einen Menschen gerecht sei, lasse<br />

sich auch auf eine Stadt übertragen,<br />

schrieb der Philosoph. Der Schweizer<br />

Architekt Le Corbusier nahm Platon<br />

wörtlich: Sein Entwurf „Plan Voisin“<br />

sah vor, die Pariser Innenstadt zugunsten<br />

von Hochhäusern plattzumachen<br />

– zugunsten eines Zentrums für die<br />

Elite, für „eine Armee, die das Land<br />

regiert“. Ab 1951 baute Le Corbusier in<br />

Indien Chandigarh. Eine Stadt, die wie<br />

ein Mensch funktionieren sollte. Mit<br />

Kopf, Lungen, Kreislauf und Intellekt.<br />

Nicht nur die Analogie zwischen<br />

Mensch und Stadt, auch die Liebe zur<br />

Geometrie übernahm der Architekt vom<br />

Philosophen. Chandigarh ist eine Betonvision<br />

im rechten Winkel, Symbol für ein<br />

modernes Indien, entstanden auf einem<br />

Schweizer Reißbrett. Nichts überließ<br />

Le Corbusier dem Zufall: Wohngebäude<br />

durften nur drei Stockwerke haben,<br />

selbst das Wechselspiel von Licht und<br />

Schatten war geplant. Eine Einförmigkeit,<br />

die sich nur schwer mit einem<br />

Land verträgt, in dem es mehr als<br />

Hundert Sprachen und Ethnien gibt.<br />

Die Stadt ist, sehr untypisch für Indien,<br />

in Sektoren aufgeteilt. Die Wege dazwischen<br />

sind lang: In Sektor 1 sitzt die<br />

Regierung, in Nummer 14 die Universität,


Sektor 17 ist ein Einkaufsparadies<br />

Auch die Straßen sind unterteilt – auf<br />

den einen donnern die Lastwagen, auf<br />

den anderen zuckeln Rikschas. Nur die<br />

Kühe hatte der Stadtplaner vergessen.<br />

Die heiligen Tiere streunen heute<br />

durchs Zentrum, stehen im Kreisverkehr<br />

und verursachen das Verkehrschaos,<br />

das Le Corbusier so gerne<br />

verhindert hätte. Der Schweizer hatte<br />

wohl nicht bedacht, dass seine peniblen<br />

Ordnungsvorstellungen mit dem chaotischen<br />

indischen Leben kollidieren<br />

mussten. Verglichen mit einem Moloch<br />

wie Neu-Delhi ist die Stadt ein Kurort,<br />

„City beautiful“ nennen sie die Bewohner.<br />

Doch die soziale Mischung<br />

scheiterte an den Sektoren, die auf<br />

Einkommensklassen zugeschnitten<br />

sind. Heute leben in Chandigarh eine<br />

Million Menschen, doppelt so viele<br />

wie vorgesehen. Am Stadtrand wuchern<br />

Slums. Wie in vielen anderen idischen<br />

Metropolen auch.<br />

Doch nicht nur der Philosoph Platon,<br />

auch der Humanist Thomas Morus<br />

inspiriert Stadtplaner bis heute. Knapp<br />

500 Jahre ist es her, dass er mit seinem<br />

epochalen Werk „Utopia“ das Leben<br />

in 54 einheitlichen Städten standardisieren<br />

wollte. Nach dem Ersten Weltkrieg<br />

tauchten seine Musterstädte<br />

wieder auf – beflügelt vom technischen<br />

Fortschritt und von politischen Utopien.<br />

In Eisenhüttenstadt, mitten in Deutschland,<br />

wurde Morus‘ Vision Realität.<br />

DIE MODELL VISION FÜR CHINA BLINDTEXT<br />

Dip Die Bevölkerung elese feugue Chinas duis eugue wächst.<br />

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ullandre Stadt bereits: feuguercilis Täglich dolore kommen duisl<br />

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luptat, quip esseniam dolore dit<br />

Unter dem Motto<br />

„Stahl, Brot, Frieden“<br />

legte die Regierung<br />

der DDR 1950 den<br />

Grundstein für ihre<br />

erste sozialistische<br />

Stadt. Die Wohnblöcke<br />

rund um die<br />

Hochöfen sollten<br />

dem Wohle der<br />

Arbeiter dienen.<br />

Dem historischen<br />

Nachbarstädtchen<br />

Fürstenberg, das<br />

der Region über<br />

Jahrhunderte entwachsen<br />

ist, wurde<br />

die Selbstständigkeit<br />

entzogen. Nach<br />

Xifan Yang<br />

der Wiedervereini-<br />

ullandre feuguerci<br />

gung sind Tausende<br />

aus Eisenhüttenstadt weggezogen –<br />

die Vorzeigestadt der Genossen ist<br />

heute eine Geisterstadt.<br />

In Westeuropa regte sich schon vor<br />

Ende des Kalten Krieges der Widerstand<br />

gegen die von oben diktierte<br />

Stadt. Die Menschen besannen sich auf<br />

Metropolen, die mit der Zeit und ihren<br />

Bedürfnissen gewachsen waren.<br />

Anders ist das in Schwellenländern,<br />

sie stehen unter einem weitaus größeren<br />

Urbanisierungsdruck. Stadtneugründungen<br />

erleben dort eine<br />

Renaissance. In Lateinamerika aber<br />

auch in Asien. Aktuell betreut Stadt-<br />

planer Seelig den Bau<br />

einer iranischen Satellitenstadt<br />

bei Teheran.<br />

„Wir versuchen,<br />

dort flexible Räume zu<br />

entwickeln. Die Bewohner<br />

brauchen<br />

mehr Freiheiten, um<br />

so zu leben, wie sie<br />

wollen.“ Sicher ist es<br />

reizvoll, in Gebäuden<br />

mit Solarenergie zu<br />

wohnen, umgeben von<br />

künstlichen Seen und<br />

Elektroautos. Doch die<br />

Lust am Stadtleben<br />

lässt sich nicht aus<br />

der Retorte stillen.<br />

„Es gibt kein Patentrezept“,<br />

sagt Seelig,<br />

„für jeden Ort<br />

braucht es eine individuelle Lösung.“<br />

Stadtplaner könnten nur die Rahmenbedingungen<br />

schaffen. „Identität kann<br />

man nicht planen.“ Das, was eine<br />

Metropole für viele ausmacht, lässt<br />

sich nicht von heute auf morgen erzwingen.<br />

Gewachsene Städte sind<br />

Gedächtnis der Menschen, sind Arenen<br />

der Macht und ihres Verfalls. In Berlin<br />

ist es der ganz eigene Charakter, der<br />

die Stadt so spannend macht. Es ist<br />

die Stein gewordene Geschichte<br />

„Unter den Linden“, die Ruine der<br />

Gedächtniskirche. Nicht der durchgeplante<br />

Potsdamer Platz. „Berlin ist<br />

so unbeholfen und das macht es<br />

sympathisch“, sagt Conrad Rodenberg,<br />

der ein Plattenlabel in Neukölln betreibt.<br />

„Perfekt an Berlin ist, dass es<br />

nicht perfekt ist.“ Auch in New York<br />

sind es die Freiräume, die Künstler aus<br />

aller Welt anlocken. Nicht die fertigen,<br />

vorgesetzten Orte. Wo Bewohner die<br />

Stadt selbst gestalten, wird sie lebendig.<br />

„Die U-Bahnen ächzen, die Wände<br />

bröckeln, die Menschen spinnen“,<br />

sagt Bloggerin Kathrin Leist, die vor<br />

fünf Jahren nach New York gezogen<br />

Holt die Bauern in die Stadt: Vincent<br />

Callebaut entwarf für New York<br />

eine Farm in Form eines <strong>Dr</strong>achenflügels<br />

FOTOS FLC/BILDKUNST, GRZEGORZ ZIEMIANSKI (WWW.FOTOHUTA.PL), GMP ARCHITEKTEN, VINCENT CALLEBAUT<br />

15


16<br />

ist. „Mit seinen Fehlern<br />

fühlt man sich<br />

genau richtig.“<br />

Nicht nur die<br />

Stadtbewohner, auch<br />

die Architekten haben<br />

das inzwischen erkannt.<br />

„Jede Stadt<br />

braucht ein Gesicht<br />

– und eine Utopie.<br />

Es kommt nur darauf<br />

an, wie gut diese<br />

Utopie ist“, sagt<br />

Vittorio Magnago<br />

Lampugnani, Professor<br />

für die Geschichte<br />

des Städtebaus an<br />

der Eidgenössischen<br />

Technischen Hochschule<br />

Zürich. „HistorischeStadtstrukturen“,<br />

glaubt er, „funktionieren immer<br />

noch am besten.“ Die Authentizität<br />

und Verknüpfung mit dem Leben vermöge<br />

keine noch so perfekte Nachahmung<br />

zu reproduzieren. „Wichtig<br />

ist, dass sich die Bewohner mit ihrer<br />

Stadt identifizieren können.“<br />

Beispiel Südkorea: Weil Seoul mit<br />

mehr als 22 Millionen Menschen zu<br />

bersten drohte, plante die alte Regierung<br />

eine neue Hauptstadt im Nirgendwo.<br />

Inzwischen mehren sich kritische<br />

Stimmen. Die selbst ernannte „Happy<br />

City“ Sejong könnte zur reinen Schlafstadt<br />

werden. Die Kräne stehen still,<br />

die futuristische Hochhaus-Oase soll<br />

nun Wissenschaftsmetropole für weit<br />

weniger Menschen werden. In Seoul<br />

selbst gibt es seit Kurzem verkehrsberuhigte<br />

Zonen nach europäischem<br />

Vorbild. Wo einst Autos eine achtspurige<br />

Stadtautobahn entlang rasten,<br />

bummeln nun Passanten. Architekten<br />

wollen die letzten Altstadtviertel retten<br />

– nicht nur wegen der Geschichte,<br />

sondern auch wegen der schmalen<br />

Gassen, die Massenverkehr verhindern.<br />

Ein Experiment, das wegweisend für<br />

WWW. klartext-magazin.de<br />

Was ist perfekt an einer<br />

Stadt? Menschen aus<br />

aller Welt erzählen<br />

PRESTIGE FÜR BRASILIEN<br />

Die Euphorie war groß, als<br />

Brasilien vor 50 Jahren eine<br />

neue Hauptstadt bekam. Rund<br />

1000 Kilometer von der Küste<br />

entfernt. Brasília, komplett am<br />

Reißbrett entworfen, sollte dem<br />

unterentwickelten Hinterland<br />

den Anschluss ermöglichen<br />

– und durch die futuristischen<br />

Bauten des Stararchitekten<br />

Oscar Niemeyer internationale<br />

Anerkennung bringen. Nur letzteres<br />

gelang, 1987 erklärte die<br />

Unesco Brasília zum Weltkulturerbe.<br />

Doch die heute 2,5 Millionen<br />

Einwohner zählende Stadt,<br />

deren Grundriss an ein Flugzeug<br />

erinnert, hat ihre Schwächen:<br />

überdimensionierte Verkehrsachsen,<br />

aber keine Fußwege;<br />

triste Satellitenstädte am Stadtrand.<br />

Selbst Niemeyer gab in<br />

einem Interview zu: „Dieses Experiment<br />

war nicht erfolgreich.“<br />

Julia Stanek<br />

Megacitys von Mexiko-Stadt<br />

bis Sao Paulo<br />

sein könnte.<br />

Fest steht: Es<br />

braucht Ideen, um<br />

die Metropolen der<br />

Welt für die<br />

Zukunft zu rüsten.<br />

Wasser, Energie, Müll<br />

und Verkehr müssen<br />

in die Stadtplanung<br />

einbezogen werden.<br />

1,2 Milliarden Menschen<br />

werden in<br />

20 Jahren ein Auto<br />

haben. „Wenn wir<br />

uns nichts einfallen<br />

lassen, ist der Verkehrsinfarktunausweichlich“,<br />

sagt<br />

Christopher Borroni-<br />

Bird von General Motors. Sein Auto<br />

für das Jahr 2030 sieht aus wie ein Ei,<br />

zum Fahren reicht eine halbe Spur,<br />

Elektromotoren in den Rädern bremsen<br />

und lenken. Die Kommunikation<br />

zwischen den Fahrzeugen soll Unfälle<br />

verhindern. Der Strom reicht für 40<br />

Kilometer. Bei Tempo 40.<br />

Eine weitere Herausforderung sind<br />

die massiven Umweltprobleme, mit<br />

denen Städte kämpfen. 80 Prozent der<br />

Treibhausgase ent-<br />

stehen heute im<br />

urbanen Raum.<br />

Gierig frisst sich der<br />

Moloch ins Umland,<br />

verpestet die Luft, verbraucht Nahrungsmittel<br />

und hinterlässt Unmengen<br />

an Müll. Auf Symposien beschäftigen<br />

sich Forscher mit der Frage, wie sich<br />

der Klimawandel stoppen lässt. „Die<br />

größte Utopie, die wir heute haben, ist<br />

dem Herr zu werden“, sagt Bauhauschef<br />

Oswalt. Es gehe nicht mehr um<br />

den Entwurf einer anderen Zukunft, sondern<br />

darum, Veränderungen zu vermeiden.<br />

„Städter müssen ihre Lebensweise<br />

radikal ändern. Und zwar jetzt.“<br />

1,2 MILLIARDEN MENSCHEN<br />

HABEN 2030 EIN AUTO<br />

In New York hat das Umdenken bereits<br />

begonnen, dort entsteht das erste<br />

kommerzielle Dachgewächshaus.<br />

Ab Herbst sollen darin Gurken wachsen.<br />

Umweltforscher der Columbia<br />

Universität fordern: Bringt die Bauern<br />

in die Stadt. Sie planen in Manhattan<br />

Wolkenkratzer in vertikale Farmen zu<br />

verwandeln. Nur so ließe sich in einer<br />

urbanisierten Welt genügend Nahrung<br />

produzieren. Nach Berechnungen der<br />

Vereinten Nationen stehen im Jahr<br />

2050 pro Mensch nur noch 1300 Quadratmeter<br />

Ackerfläche zur Verfügung,<br />

1970 waren es fast doppelt so viele.<br />

Doch die städtische Landwirtschaft<br />

erfordert eine ausgeklügelte Anbautechnik<br />

– und die ist teuer.<br />

Auch bei schillernden Zukunftsprojekten<br />

wie Masdar City lohnt ein zweiter<br />

Blick. Das Emirat Abu Dhabi steht bislang<br />

nicht gerade für einen umweltbewussten<br />

Lebensstil: Klimaanlagen,<br />

Pools und Geländewagen prägen das<br />

Bild. Die Bewohner der Arabischen<br />

Emirate hinterlassen pro Kopf den größten<br />

ökologischen Fußabdruck. Ob sie an<br />

einem Ort leben wollen, der autofrei ist<br />

und heruntergekühlte Wohnungen nicht<br />

zulässt? Zudem hat das Ideal seinen<br />

Preis: 22 Milliarden Dollar wird allein<br />

der Bau von Masdar City verschlingen.<br />

„Nomaden haben<br />

den Ort nur im Winter<br />

genutzt, weil es<br />

sonst zu heiß ist“,<br />

warnt Philipp Oswalt.<br />

„Dass man mit größten technischen<br />

Anstrengungen dagegen vorgeht, erscheint<br />

mir sehr fragwürdig.“ Ob sich<br />

das irgendwann rechnet, daran zweifeln<br />

inzwischen auch die Scheichs.<br />

Solche Luxusprobleme haben eine<br />

Milliarde Menschen, die weltweit in<br />

städtischen Elendsvierteln leben, nicht.<br />

Solarstrom und Elektroautos helfen<br />

ihnen wenig. Ihre Utopie der perfekten<br />

Stadt: ein Dach über dem Kopf, sauberes<br />

Wasser, eine Kanalisation.<br />

FOTO LUIZ FELIPE DA SILVA DE CASTRO


BLINDTEXT<br />

66


Herr Kusitzky, wie klingt Berlin?<br />

Vor allem nach Verkehr. Es gibt viele<br />

breite Straßen, gesäumt von hohen<br />

Häusern, die den Schall reflektieren.<br />

Aber natürlich hat Berlin auch angenehm<br />

klingende Orte. Ich mag zum<br />

Beispiel den Prager Platz in Wilmersdorf<br />

sehr gerne.<br />

WIE EINSAM KLINGT<br />

DIESER ORT?<br />

DIE PERFEKTE STADT MUSS<br />

SICH AUCH GUT ANHÖREN.<br />

DER KLANGFORSCHER<br />

THOMAS KUSITZKY SUCHT<br />

DEN RICHTIGEN SOUND<br />

INTERVIEW CHRISTIN GOTTLER<br />

Wie hört sich dieser Platz an?<br />

In meinen Ohren urban. Im Sommer<br />

halten sich dort viele Menschen auf,<br />

deren Stimmen sich mit den Straßengeräuschen<br />

mischen. Es klingt städtisch<br />

lebendig.<br />

Sie arbeiten an der Universität und<br />

müssen Ihre Ergebnisse belegen.<br />

Unser Messgerät ist das Ohr. Wir<br />

stellen uns an den jeweiligen Untersuchungsort<br />

und notieren das Gehörte<br />

in einem Protokoll. Wir zählen beispielsweise<br />

auf, welche Klänge wir<br />

hören und bewerten deren Vielfältigkeit.<br />

Danach erfassen wir in einem<br />

zweiten Schritt, wie einsam, beengt<br />

oder geborgen sich dieser Ort anhört.<br />

Das klingt sehr subjektiv.<br />

Wir gehen eben vom Hören aus, nicht<br />

vom Schall. Ein Platz kann für Menschen<br />

in ähnlichen Situationen sehr unterschiedlich<br />

klingen. Wir nehmen den<br />

Klang ja nicht eindimensional wahr.<br />

Wir haben Erwartungen an einen Ort,<br />

sehen und riechen gleichzeitig, haben<br />

Hunger oder sind wütend. Das alles<br />

beeinflusst das Hören. Bisher gab es<br />

keine Worte für so ein umfassendes<br />

Konzept vom Hören. Deshalb haben<br />

wir eigene Begriffe definiert. Klangumwelt<br />

ist zum Beispiel einer davon.<br />

Woran arbeiten Sie gerade?<br />

Berlins Westteil soll aufgewertet<br />

werden, dazu gehört der Ernst-Reuter-<br />

Platz. Es geht darum, ihn lebenswerter<br />

zu machen – durch eine Umgestaltung<br />

des Klanges.<br />

Der Platz wurde in den Fünfzigerjahren<br />

gebaut. Wie sieht er aus?<br />

Es gibt eine große Mittelinsel mit<br />

U-Bahn-Zugang, um die ein vierspuriger<br />

Kreisverkehr führt, und einen<br />

sehr breiten Bürgersteig. Die Technische<br />

Universität und die Universität<br />

der Künste liegen in unmittelbarer Nähe.<br />

Die Passanten haben das Gefühl, sie<br />

überqueren eine stark befahrene Landstraße,<br />

obwohl sie mitten in der Stadt<br />

sind. Visueller und auditiver Eindruck<br />

stimmen nicht überein, der Platz wird oft<br />

als Hindernis wahrgenommen.<br />

Und das liegt nicht daran, dass der<br />

Verkehr so laut ist?<br />

In Paris sind an den befahrensten<br />

Straßenkreuzungen die schönsten<br />

Cafés, und niemand stört sich am<br />

Autolärm. Dort sitzen Menschen, die<br />

miteinander reden und ganz entspannt<br />

ihren Kaffee trinken. Die Geräusche<br />

vermischen sich, es klingt lebendig.<br />

Wir nehmen an, dass diese Lebendigkeit<br />

am Ernst-Reuter-Platz fehlt.<br />

Was schlagen Sie vor?<br />

Cafés sind eine naheliegende Möglichkeit.<br />

Ein weiterer Ansatz wäre, die<br />

Mittelinsel leichter zugänglich zu machen,<br />

damit sich dort mehr Menschen<br />

aufhalten. Momentan ist sie nur über<br />

die U-Bahn-Station zu erreichen.<br />

Wäre auch Musik oder Vogelgezwitscher<br />

vom Band ein Mittel?<br />

Eher nicht. Vögel vom Band wirken<br />

so lebendig wie eine Fototapete. Das<br />

ist nicht im Sinn der Auditiven Architektur.<br />

Wir begreifen uns als eine gestaltende<br />

Disziplin und wollen nicht<br />

vorhandene Situationen übernehmen.<br />

Auditive Architektur heißt, nicht nur<br />

auf etwas zu reagieren, sondern Klänge<br />

und damit Räume mitzugestalten.<br />

Das heißt, Sie komponieren den<br />

Sound einer Stadt?<br />

Musik besitzt meistens Aufführungscharakter<br />

– zumindest, wenn sie live<br />

ist. Wir wollen aber erreichen, dass<br />

Menschen nicht aktiv zuhören müssen,<br />

sondern sich einfach nur wohlfühlen,<br />

wenn sie den Klang der Stadt<br />

wahrnehmen.<br />

Thomas Kusitzky ist Mitbegründer der<br />

Forschungsstelle Auditive Architektur<br />

an der Universität der Künste Berlin<br />

19


20<br />

BRÜSSELISIERT<br />

Es beginnt mit einer Türklingel, die<br />

nicht repariert wird. Mit einem zerbrochenen<br />

Fenster, das niemand<br />

ersetzt. Später kommen die Bulldozer.<br />

Wenn ein historisches Stadtzentrum<br />

mutwillig zerstört wird, wenn man<br />

prachtvolle Altbauviertel verfallen<br />

lässt, um Platz für Bürotürme zu<br />

schaffen, dann sprechen Architekten<br />

von „Brüsselisierung“.<br />

In der belgischen Hauptstadt<br />

regiert nicht nur die EU-Kommission,<br />

sondern auch eine fantasielose Mischung<br />

aus Glas, Stahl und Beton.<br />

Bürobauten erheben sich mitten aus<br />

Jugendstil-Vierteln und verzwergen<br />

ihr Umfeld. Einzelne Wolkenkratzer<br />

klaffen aus dem Stadtpanorama und<br />

zerschneiden Sichtachsen.<br />

Was ist passiert in Brüssel?<br />

Investoren konnten machen, was<br />

sie wollten. Ganze Innenstadtviertel<br />

wurden systematisch entmietet. Was<br />

Soziologen „neoliberale Stadtplanung“<br />

nennen, drückt Brüssels Bürgermeister<br />

Freddy Thielemans so aus: Es sei<br />

PLANSTÄDTE SIND OFT LEBLOS.<br />

DOCH OHNE ORDNUNG GEHT<br />

ES AUCH NICHT – DAS ZEIGT<br />

BELGIENS HAUPTSTADT<br />

TEXT FABIAN REINBOLD<br />

systematisch „das entfernt worden,<br />

was wirklich menschlich ist“.<br />

In den Sechzigern und Siebzigern,<br />

auf dem Höhepunkt der Brüsselisierung,<br />

wurden die Bürofl ächen verdreifacht.<br />

Die Zahl der Innenstadtbewohner<br />

fi el von einst 180 000 bis Mitte der<br />

Neunziger auf 35 000. Büroangestellte<br />

schoben sich abends im Stau ins<br />

Umland. Die Stadt war nicht länger<br />

der Ort zum Leben.<br />

Warum gerade Brüssel?<br />

Weil die Stadt, die Synonym für<br />

ausufernde EU-Bürokratie geworden<br />

ist, keine Regeln für ihre eigene Entwicklung<br />

gesetzt hatte. Brüssel zerfällt<br />

in 19 Gemeinden, von denen jede<br />

eigenständig Prestigebauten errichten<br />

und den Verkehr in andere Gemeinden<br />

abdrängen wollte. Eine Allianz<br />

aus Investoren, Bauunternehmern und<br />

korrupten Lokalpolitikern füllte das<br />

stadtplanerische Vakuum – sie hatte<br />

keinen Gegenspieler, dem es um die<br />

Stadt als Ganzes ging.<br />

Erst in den Neunzigern wurde<br />

umgesteuert: Belgien stärkte die<br />

Regionalregierung, die nun eine Stadtplanung<br />

für ganz Brüssel verfolgt.<br />

Steuern auf brachliegende Altbauten<br />

wurden erhöht. Neubauten müssen<br />

nun in Fassade und Höhe in das<br />

Umfeld passen. Erste Schritte, um die<br />

Stadt zu entbrüsselisieren. Mit Erfolg:<br />

Seit zehn Jahren ziehen wieder mehr<br />

Menschen ins Zentrum.<br />

FOTOS MANUELA ANTOSCH, SIMON HUFEISEN, DAVID SCHELP, MICHALINE SKUPIN, JULIA STANEK


MEINE LANDFLUCHT<br />

22<br />

SARALISA VOLM, 24, SCHAUSPIELERIN:<br />

»DIE STADT BRAUCHT DICH NICHT«<br />

Freiheit – das war es, was ich wollte, als ich vor vier Jahren<br />

in die Großstadt geflohen bin. Warum Hamburg? Weil ich<br />

hier keinen kannte. Ich wollte mich neu erfinden, habe davon<br />

geträumt Filme zu drehen. Ich wusste damals nicht, ob ich<br />

das kann. Aber ich wusste: Wenn, dann gelingt mir das hier,<br />

in einer Stadt mit Ebbe und Flut und mit einem Hafen, der für<br />

mich so viel Weltoffenheit symbolisiert wie kein anderer<br />

Fleck in Deutschland.<br />

Als ich im WM-Sommer nach Hamburg kam, war die<br />

ganze Stadt im Freudentaumel, Menschen aus aller Welt<br />

lagen sich beim Fußballgucken in den Armen. Für mich war<br />

2006 aber mehr als nur ein Sommermärchen. Es war das<br />

Jahr der unbegrenzten Möglichkeiten. Ich habe mich ins<br />

Großstadtleben gestürzt, auf St. Pauli die Nächte durchgefeiert<br />

und bin im Morgengrauen am Elbstrand spazieren gegangen.<br />

Eines Abends habe ich bei einem Kumpel zu Hause den<br />

Regisseur Klaus Lemke kennengelernt. Wir redeten ein paar<br />

Sätze miteinander, tranken Wodka. Und dann stand da diese<br />

Frage im Raum: ob ich Bock hätte, vor der Kamera zu stehen.<br />

Zwei Tage später trafen wir uns um fünf Uhr morgens in der<br />

Cobra Bar auf dem Kiez – und ich war Hauptdarstellerin in<br />

Lemkes Film „Finale“. Wäre mir das passiert, wenn ich in<br />

Freising geblieben wäre? Oder in Bad Tölz? Wohl kaum.<br />

In der Stadt habe ich gefunden, was ich immer gesucht<br />

habe: einen Platz, an dem ich aussprechen darf, was ich von<br />

meinem Leben will. Alle Stadtmenschen sind doch auf der<br />

PROTOKOLL JULIA STANEK FOTO THOMAS KLINGER<br />

Suche nach etwas. Man muss sich nur mal die vielen bunten<br />

Schnipsel an einem Laternenpfahl anschauen: Yoga-Stunden<br />

für Schwangere, Spanischunterricht beim Kochen, eine <strong>Dr</strong>eizimmerwohnung<br />

in Ottensen. Ich liebe es, all diese Gesuche<br />

und Angebote zu lesen. Und ich mag beschmierte Häuserwände.<br />

Es ist, als würde die Stadt mit mir sprechen.<br />

Aber nicht nur die schmuddeligen und chaotischen<br />

Ecken machen das urbane Lebensgefühl aus. Luxus ist genauso<br />

wichtig. In Hamburg gibt es beides: Wenn du mit dem<br />

Rad die Alster entlang fährst, blickst du auf die schönsten<br />

Villen, zwei Kilometer weiter stehst du vor heruntergekommenen<br />

Fassaden und besetzten Häusern. Diese Vielfalt<br />

macht mich glücklich.<br />

Klar wird jede Stadt irgendwann einmal zu eng und ich<br />

hatte selbst in Hamburg schon das Gefühl, nichts Neues<br />

mehr entdecken zu können. Da ich mich aber nicht trennen<br />

kann, pendle ich seit zwei Jahren zwischen Hamburg und<br />

Berlin. In Berlin gibt es bessere Ausstellungen, aber auch<br />

mehr Hundescheiße. Die für mich ideale Stadt zum Leben<br />

suche ich noch. Vielleicht ist es New York. Oder Paris?<br />

Das Spannendste am Stadtleben: Du brauchst die Stadt,<br />

aber sie braucht dich nicht. Du bist einer von vielen. Für die<br />

Stadt ist es irrelevant, ob du an ihr teilnimmst oder nicht.<br />

Wenn nicht, bist du ein Einsiedlerkrebs. Du könntest sterben<br />

und keiner kriegt‘s mit. Aber wenn du die Stadt als Abenteuer<br />

verstehst, kannst du sie kapern wie ein Pirat ein Schiff.


www.red.de<br />

Menschen bewegen<br />

Verbindungen zu schaffen – das ist unsere Profession. Als eine der führenden europäischen<br />

Luftverkehrsdrehscheiben führen wir am Flughafen München Menschen über<br />

Länder grenzen und Kontinente hinweg zueinander. Mit freund lichen und kompetenten<br />

Mitarbeitern, einem umfangreichen Serviceangebot und einem ebenso schönen wie<br />

funktionalen Flughafen machen wir Jahr für Jahr mehr Mobilität möglich. 2009 nutzten<br />

weit über 32 Millionen Reisende unser breites Flugangebot. Im gleichen Jahr wurden<br />

wir bei der weltweit größten Passagier befragung in den Kreis der fünf besten Airports<br />

Europas gewählt – und das zum fünften Mal in Folge. Schön, dass die Menschen bei<br />

uns genauso gut ankommen wie wir bei ihnen. Wir werden auch künftig für bewegende<br />

Momente am Flughafen München sorgen.<br />

www.munich­airport.de


BLINDTEXT<br />

66 24<br />

KEIN<br />

GEFEIERT, GESOFFEN, GESCHLOSSEN:<br />

DIE MÜNCHNER X-CESS-BAR IST<br />

ERFOLGREICH Im quis nim ea feum iriure – con SO henis ERFOLGREICH,<br />

nos acin henit, sustion commolortis<br />

MORGEN<br />

nummodip eriusto consequamet velisim zzriure<br />

DASS ex eu faccumm SIE odolore SCHLIESSEN min velis nullutpate MUSS dol<br />

feum veniamet, vulputpat.<br />

Ectem ex essisi eu feumsan ectem irillamcommy nos nul- Cillut pratum vel ulpute faciliquat. Lortiniate tem essit wiput<br />

TEXT nissi. BENJAMIN VON BRACKEL & SEBASTIAN REUTER si eummolo rtinci esed mod dui blaore velessi scilit venismo<br />

FOTOS Uguero KAI eu METZNER feu feugiam dolor susto conullam, quis at adi- lorting exer inibh esto corem incing er summolore modo congna<br />

consed dolendre esenim volesse volendionsed delent sequam dolor si.<br />

wis delesto od mincin hendit autate feugiam, sisi.<br />

Raese Im quis nim ea feum iriure con henis nos acin<br />

Ip et, veliquis non ullamconulla alissequisit lam augue<br />

DANACH<br />

henit, sustion ex eu faccumm odolore min velis nullutpate dol<br />

dolorem dolorem zzrit iurem vulput nim aliquis estie co-<br />

Ectem ex essisi eu feumsan ectem irillamcommy nos nulnullam,<br />

commodignibh ea facing ea feu faccummy nit ad maput nissi.<br />

gna cor sed magna feumsan hendionse modions equisci bla Uguero eu feu feugiam dolor susto conullam, quis at adi-<br />

commod dunt velendionsed tat wismod tat, velisisl et adio gna consed dolendre esenim volesse volendionsed delent<br />

odio er sustin ute consequis nim dolessit incip exero odolore wis delesto od mincin hendit autate feugiam, sisi.<br />

dolumsan ulla commy num ex eugiat lute dit adignim vel<br />

Ip et, veliquis non ullamconulla alissequisit lam augue<br />

endre tat. Ut nit lam nibh et, quis ex euismodolore molorem dolorem dolorem zzrit iurem vulput nim aliquis estie co-<br />

iliquam consequate euissi.<br />

nullam, commodignibh ea facing ea feu faccummy nit ad ma-<br />

Te feugait veliquamet, con utat lore vel ute feu feum nulgna cor sed magna feumsan hendionse modions equisci bla<br />

put ut iniat.<br />

commod dunt velendionsed tat wismod tat, velisisl et adio<br />

Ulputet, veliquis aliquat, velenis am, venismo dolendreet odio er sustin ute consequis nim dolessit incip exero odolore<br />

ut in elissit lore dolorpe raessed tet nonumsan euis ad molor- dolumsan ulla commy num ex eugiat lute dit adignim vel<br />

tisim accum aliquatue vent ero cor aute enim nit vullandre endre tat. Ut nit lam nibh et, quis ex euismodolore molorem<br />

feui tat iusciliquat. Aciduis ectem veliquat, sequisi.<br />

iliquam consequate euissi.<br />

Elit alit num volorperos autat. Ore dolupta tincin exerostis Te feugait veliquamet, con utat lore vel ute feu feum nul-<br />

nonsequatum dipit ipit praesed tis nonum vel ilit laore deliput ut iniat.<br />

quating exer sit accum vero odoloborper acipissi.<br />

Ulputet, veliquis aliquat, velenis am, venismo dolendreet<br />

Agna facipsum velesse magnibh et, volorperat lut prat. ut in elissit lore dolorpe raessed tet nonumsan euis ad molor-<br />

Ipsum nonsent illaore vullamcor sit pratueros endre ming tisim accum aliquatue vent ero cor aute enim nit vullandre<br />

et luptatu eratin hendionsecte magna conse feu feuis elit, qui feui tat iusciliquat. Aciduis ectem veliquat, sequisi.<br />

te ming eraestrud tat, quat. Utat erations at at ute faccum<br />

Elit alit num volorperos autat. Ore dolupta tincin exerostis<br />

quatie commy nullum dolobore conullum dolobor iustrud ta- nonsequatum dipit ipit praesed tis nonum vel ilit laore delitin<br />

venibh ea facidunt acilisi.<br />

quating exer sit accum vero odoloborper acipissi.<br />

Aliquam ipis nim vullut ute vent etueriusto con vel et ing Agna facipsum velesse magnibh et, volorperat lut prat.<br />

euisit pratuero diam, consequatue feugait ip exer sit auguer- Ipsum nonsent illaore vullamcor sit pratueros endre ming<br />

os non vel utat. Cip eum ipsuscil ut ea cortion ullaoreet prat. et luptatu eratin hendionsecte magna conse feu feuis elit, qui<br />

Dolendi gnismodit auguercilla facipit volobortie magna<br />

te ming eraestrud tat, quat. Utat erations at at ute faccum<br />

conse feu feu feugiam ipsustie eugiamc onsequisl dit lore dit, quatie commy nullum dolobore conullum dolobor iustrud ta-<br />

vent dolent lummy nullandit wissectetum dignit do ex eu fetin venibh ea facidunt acilisi.<br />

um aute velisl in vero erat, sed dipit, con ex ea conum alis<br />

Aliquam ipis nim vullut ute vent etueriusto con vel et ing<br />

nonsequis aciliquiscil euisit wisl ut nostrud tionsed mod eu- euisit pratuero diam, consequatue feugait ip exer sit auguergiam<br />

quamet, sequat.<br />

os non vel utat. Cip eum ipsuscil ut ea cortion ullaoreet prat.<br />

Aliquate tat wis dolum augiam, qui er sum dolor iuscidu- Dolendi gnismodit auguercilla facipit volobortie magna<br />

isse te dipsusc ipiscil iquisse velit aut ea at lum vendreet la conse feu feu feugiam ipsustie eugiamc onsequisl dit lore dit,<br />

cor ing ea amet wis num el utpat laoreet voloreetue vel do vent dolent lummy nullandit wissectetum dignit do ex eu fe-<br />

cons euguercidunt prat. Duisi bla facillaor sisi erilisc illam, um aute velisl in vero erat, sed dipit, con ex ea conum alis<br />

quipsusci tet ad dolor irillaorper se et nos eugue min hent nonsequis aciliquiscil euisit wisl ut nostrud tionsed mod eu-<br />

wismodo delis duis nullan ullaore feugue veratem iriusto ese giam quamet, sequat.<br />

vullan veliquam vent incil inissim vullum verostrud eumsand- Aliquate tat wis dolum augiam, qui er sum dolor iuscidure<br />

ming eu feugiam zzrilis nisim dolorer ciliquipit praese miniisse te dipsusc ipiscil iquisse velit aut ea at lum vendreet la<br />

si elenim dolestio digna commy nonum iure mod magniscip cor ing ea amet wis num el utpat laoreet voloreetue vel do<br />

ercidunt ut la autet praesse feuis adipsus cipsusto ea<br />

cons euguercidunt prat. Duisi bla facillaor sisi erilisc illam,


Seit er von der Kündigung weiß, raucht Isi Yilmaz wieder. Der<br />

Betreiber der X-Cess-Bar steht hinter der Theke und wischt<br />

mit einem Tuch über den Tresen, seine Bar ist halbleer. Es ist<br />

halb zehn. „Müsst ihr wirklich schließen?“, fragt eine junge<br />

Frau. Yilmaz nickt. Seit ihm das Bundesvermögensamt, der<br />

Besitzer des Gebäudes, den Mietvertrag gekündigt hat, schläft<br />

der X-Cess-Betreiber unruhig. „Die sagen kein Wort. Die<br />

werfen mich einfach raus“, sagt er.<br />

Wer drei Stunden später den roten Samtvorhang am Eingang<br />

beiseite schiebt, muss durch eine Wand, eine Wand<br />

aus Rauch, Alkohol und Menschen; muss drücken und<br />

schubsen, um der Theke näher zu kommen. Auf 30 Quadratmetern<br />

drängen sich etwa 100 Menschen. Der Bass pulsiert.<br />

Die Leute tanzen – nein: Sie werden getanzt. Schweiß tropft,<br />

Scherben knirschen unter den Sohlen. Platz gibt es nur auf<br />

dem Klo, wo sich Straßendreck mit Pisspfützen mischt. <strong>Dr</strong>ei<br />

Männer fallen vom Tisch, eine Frau kippt sich ihr Bier in<br />

den Ausschnitt.<br />

Die X-Cess-Bar muss schließen – wegen ihres Erfolges.<br />

Die Bar lockt ihre Gäste mit der Atmosphäre des Unfertigen,<br />

Improvisierten. Früher schnitt Yilmaz in der ehemaligen<br />

Dönerbude das Kebabfleisch vom Spieß und es roch nach<br />

Frittenfett. Jetzt klebt das Bier auf dem Fußboden, die Wand<br />

hinter dem DJ-Pult ist mit nackten Brüsten tapeziert. Der<br />

Spruch „Fight the Capitalism“ ist in die Ecke geschmiert. Es<br />

seien am Morgen schon Frauen gekommen, um nach ihrem<br />

BH zu suchen, erzählt Yilmaz. Wenn er Lollis verteilt und<br />

„Süsssiiiee!“ durch den vollen Raum ruft, wird er gefeiert<br />

wie eine Berühmtheit.<br />

Seit der Gründung 2002 trägt die X-Cess-Bar dazu bei,<br />

aus dem Münchner Glockenbachviertel ein Szeneviertel zu<br />

machen. Die Menschen strömen in die Kneipen, der Stadtteil<br />

hat an Wert gewonnen. Die Betreiber müssen weichen und<br />

legendäre Bars verschwinden. Zuerst hat es in München die<br />

Registratur erwischt, hier zieht eine Werbeagentur ein; dann<br />

das Café King, es musste einem Neubau Platz machen. Jetzt<br />

trifft es das X-Cess. „Alles wird saniert, alles verändert sich.<br />

Das muss doch nicht sein“, sagt Yilmaz. Das Dilemma: Viele<br />

Clubs mussten schließen, ohne sich woanders neu etablieren<br />

zu können – sie sterben aus. „Bald gibt es nur noch geleckte<br />

Großraum-Diskos, in denen alles gleich ist.“<br />

Im X-Cess kann dagegen jeder auflegen, was er will;<br />

er muss sich nur in eine DJ-Liste eintragen. Wartezeit: neun<br />

Monate. Auf einen Abend Heavy Metal folgt ein Abend<br />

Neunziger-Trash, dann wieder Britpop oder Soul. Jeder<br />

darf hier sein, wie er ist oder gerne wäre. Wie der Mann<br />

auf dem Tisch. Er steht dort in einem Bärenkostüm und<br />

schrammelt mit den Fingern auf den Saiten seiner Ukulele.<br />

Dabei hüpft er von einem Bein auf das andere, strauchelt<br />

und fällt beinahe hinunter.<br />

Doch gerade der Freiraum ist der X-Cess-Bar zum<br />

Verhängnis geworden. Immer öfter haben sich Nachbarn<br />

über Betrunkene beschwert, die in den Morgenstunden<br />

herumgrölen und ihre Blase entleeren. „Wenn einer auf die<br />

Straße kotzt oder pinkelt, sind wir schuld“, sagt Isi Yilmaz.<br />

„Warum?“ Für ihn gibt es zu viele Vorschriften: Sicherheit,<br />

Sauberkeit, Lärmschutz.<br />

Doch Yilmaz ist ein Kämpfer, der sich nicht so schnell<br />

geschlagen gibt. Mit seinem russischen Fliegerhut ist er zur<br />

Ikone geworden. Ginge es nach ihm, würde sich nicht viel<br />

ändern, sollte er einen neuen Ort für das X-Cess finden. Sein<br />

Personal will er mitnehmen, die Platten soll weiter auflegen,<br />

wer will. Auch das neue X-Cess soll nach Exzess aussehen.<br />

„Die Titten-Tapete wird bleiben“, sagt Yilmaz.<br />

Der Barbetreiber gibt sich zuversichtlich. Er sucht bereits<br />

nach einem Ort für den X-Cess-Nachfolger.<br />

Am besten wieder im Glockenbachviertel,<br />

seinem Viertel. Noch hat<br />

er nichts entdeckt. Und selbst wenn er<br />

etwas findet, wird es wohl nie mehr so<br />

sein wie in den vergangenen acht Jahren.<br />

Wie heute.<br />

Am Tresen lehnt ein Anzugträger,<br />

sein Ärmel liegt in einer Bierlache.<br />

Mädchen fläzen in Sesseln und suchen<br />

einen, der nicht aussieht wie der Beratertyp<br />

an der Theke. Unter den Kleiderhaken,<br />

zwischen Toilette und Zigarettenautomat,<br />

knutscht ein<br />

Pärchen, als gäbe es kein<br />

Morgen.<br />

Das Ende der Bar nagt<br />

an Yilmaz. Er greift nach<br />

der Zigarettenschachtel.<br />

Sein Blick hetzt durch den<br />

Raum. „Die nehmen mir<br />

einen Teil meiner Seele.“<br />

„Die Titten-Tapete<br />

wird bleiben“,<br />

sagt X-Cess-Besitzer<br />

Isi Yilmaz (mit Hut)<br />

25


26<br />

FAVELA<br />

OBSCURA


MIT SELBSTGEBASTELTEN<br />

KAMERAS FOTOGRAFIEREN<br />

BRASILIANISCHE KINDER<br />

IHR LEBEN IM SLUM<br />

TEXT SIMON HUFEISEN FOTOS THOMAS LUPO<br />

27


28<br />

DIE GASSEN IN<br />

MORRO DO PAPAGAIO<br />

SIND DAS REVIER<br />

DER DROGENDEALER


Für seine Abschlussarbeit hat Thomas<br />

Lupo nicht nur eine gute Note bekommen,<br />

sondern auch eine handfeste<br />

Abreibung von brasilianischen Crack-<br />

Dealern. Als er in einer Favela in Belo<br />

Horizonte mit einer selbstgebauten<br />

Camera obscura Fotos schoss, griffen<br />

sie ihn an, schleiften ihn in eine Gasse<br />

und drohten, ihn zusammenzuschlagen.<br />

Sie dachten, er wolle ihr <strong>Dr</strong>ogengeschäft<br />

übernehmen.<br />

Thomas Lupo, 29 Jahre alt, kommt<br />

aus Stuttgart. In Pforzheim hat er<br />

Grafikdesign studiert. In der Favela<br />

Morro do Papagaio (Papageienhügel)<br />

versuchte er fünf Monate lang, Kinder<br />

für Streetart zu begeistern und sie so<br />

von der Straße zu locken. Mit Kunst<br />

sollen sie auf sich und ihre Probleme<br />

aufmerksam machen, Selbstbewusstsein<br />

gewinnen. Denn in Morro do<br />

Papagaio nimmt sie niemand wahr, die<br />

Jungen und Mädchen sind dort das<br />

schwächste Glied der Gesellschaft.<br />

Weil ihre Eltern oft nicht für sie sorgen<br />

können, fangen sie an zu klauen und<br />

sich zu prügeln, viele Jugendliche<br />

im Viertel sterben in Schießereien.<br />

In Lupos Projekt lernen sie, nicht mit<br />

Waffen zu schießen, sondern mit<br />

Streichholzschachteln.<br />

Ihre Motive für die Bilderserie aus<br />

der Favela nehmen die Kinder mit<br />

einfachsten Loch-Kameras auf, die sie<br />

aus Streichholzschachteln und Klebeband<br />

zusammenbasteln. Belichtet wird<br />

ein 35mm-Film. Die Bedienung der<br />

Kameras ist kinderleicht: aufstellen,<br />

Verschlussklappe vor dem Loch öffnen,<br />

Klappe schließen – Fotokunst ohne<br />

Aufwand und teures Equipment. Die<br />

Kinder dokumentieren mit den Fotos<br />

ihr tägliches Leben, sie zeigen ihr<br />

Viertel aus ihrer Perspektive. Wenn<br />

die Bewohner der Favela jetzt durch<br />

die Gassen laufen, sehen sie die Fotos<br />

und Poster überall. Die Kinder haben<br />

damit die Fassaden plakatiert.<br />

Die Camera obscura-Fotos wurden<br />

mittlerweile auch in Deutschland aus-<br />

BLINDTEXT<br />

gestellt. So haben es zumindest die<br />

Bilder der Kinder vom Papageienhügel<br />

aus dem Slum herausgeschafft.<br />

Demnächst erscheint von Thomas<br />

Lupo ein Bildband über Favela-<br />

Streetart (Verlag Hermann Schmidt<br />

Mainz). Der Grafikdesigner hat den<br />

gemeinnützigen Verein Art-Helps<br />

gegründet, um Projekte weltweit zu<br />

verwirklichen.<br />

WWW. klartext-magazin.de<br />

Mehr Fotos, ein Interview mit<br />

Thomas Lupo und eine<br />

Camera obscura-Bauanleitung<br />

29


30<br />

GEKOMMEN UM ZU GEHEN<br />

WER EINEN FLUGHAFEN KENNT, KENNT ALLE. ÜBER<br />

DAS NIEMANDSLAND ZWISCHEN DEN STÄDTEN<br />

TEXT CHRISTIAN HELTEN ILLUSTRATION JUDITH URBAN<br />

Singapur ist für mich die Stadt des<br />

grün gemusterten Teppichbodens.<br />

Kein sehr schöner Teppichboden, der<br />

Farbton geht zu wenig in Richtung<br />

Blattgrün und zu sehr in Richtung<br />

Was-Falsches-gegessen-Grün. Wenn<br />

ich an Singapur denke, gehen dort<br />

alle Menschen über grün gemusterten<br />

Teppichboden. Er ist in ihren Häusern<br />

verlegt, auf Hotelfluren und in Kaufhäusern,<br />

Tausende Kilometer singapurgrüne<br />

Scheußlichkeit. Das Bild ist<br />

in mein Gehirn eingebrannt – obwohl<br />

ich noch nie in Singapur war.<br />

Ich bin dort ein paar Mal zwischengelandet.<br />

Der Changi Airport ist<br />

eines der größten <strong>Dr</strong>ehkreuze des<br />

internationalen Flugverkehrs. Mehr als<br />

37 Millionen Passagiere starten und<br />

landen dort jedes Jahr. Viele von ihnen<br />

steigen wie ich nur um – sie waren in<br />

Singapur, ohne jemals wirklich da<br />

gewesen zu sein.<br />

Dass man sich an nebensächliche<br />

Details erinnert, hat einen einfachen<br />

Grund: Wer einen internationalen Flughafen<br />

kennt, kennt alle. Wartehallen mit<br />

Sitzreihen, Duty-Free-Shops, Souvenirläden,<br />

schlecht imitierte Pubs. Es<br />

sieht überall gleich aus, da sticht ein<br />

hässlicher Teppichboden besonders<br />

ins Auge. Wegen dieser Flughafeneintönigkeit<br />

fühlen wir uns auch nicht<br />

in der Stadt angekommen, wenn wir<br />

den grauen Schlauch verlassen, der<br />

den Airbus mit dem Terminal verbindet.<br />

Angekommen fühlen wir uns erst, wenn<br />

wir aus dem Taxi oder der U-Bahn in<br />

die Stadt hinaustreten, ihre Luft<br />

atmen, ihre Geräusche hören, ihre<br />

Menschen sehen.<br />

Letztes Jahr hatte ich fünf Stunden<br />

Aufenthalt am Flughafen Atlanta, dem<br />

größten <strong>Dr</strong>ehkreuz der Welt. Ich<br />

schlenderte herum, trank einen Kaffee<br />

und aß einen Cheeseburger, schnupperte<br />

im Duty-Free an Parfumproben,<br />

bis ich Kopfweh bekam. Ich erfuhr<br />

dabei nicht, wie sich die Stadt Atlanta<br />

anfühlt. Dafür musste ich improvisieren:<br />

Ich belauschte die Putzkolonne,<br />

drei Schwarze mit dünnen Corn-Row-<br />

Zöpfen, wie sie der Gangster-Rapper<br />

Xzibit trägt. Sie unterhielten sich über<br />

den Putzwagen hinweg in ihrem Südstaaten-Akzent,<br />

mit viel „Yo“ und viel<br />

„KnowI’msay’n?“. Beim Zuhören<br />

glaubte ich Atlanta kennenzulernen.<br />

Aber vielleicht ist die Stadt ganz<br />

anders. Die Putzkolonnen-HipHopper<br />

und die anderen Flughafenangestellten<br />

waren die einzigen, die zwingend auch<br />

Einwohner Atlantas sein mussten: Sie<br />

arbeiteten hier und fuhren abends<br />

nach Hause. Die GIs, die in wüstenbraunen<br />

Camouflage-Anzügen an den<br />

Gates saßen, die Krawattenträger mit<br />

den Aktenkoffern – sie konnten von<br />

überall stammen. Sie sagten etwas<br />

über den Airport Atlanta aus, nicht<br />

über die Stadt. Der Flughafen ist nicht<br />

die Stadt.<br />

Aber er ist ihr Tor. Flughäfen öffnen<br />

uns die Wege in die Zentren unserer<br />

Zeit. Die pulsierenden Metropolen von<br />

heute wären ohne den Luftverkehr<br />

nicht möglich. Wir leben nicht nur<br />

in einer Informationsgesellschaft,<br />

sondern auch in einer Flughafengesellschaft.<br />

Fernbeziehungen, Geschäftsbeziehungen,<br />

Kulturaustausch<br />

– diese Formen modernen Lebens<br />

verlaufen zwar mehr und mehr entlang<br />

der weltweiten Datenkabel. Trotzdem<br />

braucht der Verliebte von Zeit zu Zeit<br />

Körperkontakt. Trotzdem steigen<br />

Geschäftsmänner ins Flugzeug, wenn<br />

sie wichtige Verträge aushandeln.<br />

Trotzdem gehen Bands auf Welttournee.<br />

Auch die Berliner Techno-<br />

Szene der Nullerjahre hätte es nie zu<br />

ihrem Weltruhm gebracht, hätten nicht<br />

Billig-Airlines jedes Wochenende<br />

Tausende Feierwütige aus ganz<br />

Europa eingeflogen – die Leute, die<br />

deshalb seit einiger Zeit als<br />

Easyjetset bezeichnet werden.<br />

Eine Stadt braucht einen Flughafen,<br />

er macht sie international und<br />

lebendig. Aber er ist und bleibt ein<br />

Niemandsland zwischen Departure<br />

und Arrival. Architekten bezeichnen<br />

Flughäfen in ihrer Fachsprache als<br />

„Transiträume“. Sie treffen damit<br />

ziemlich genau das Gefühl, das wir<br />

haben, wenn wir uns an einem Flughafen<br />

aufhalten: Wir sind da, weil wir<br />

woanders hin wollen.<br />

WWW. klartext-magazin.de<br />

Die größten Flughäfen<br />

der Welt auf einen Blick


entschlossenheit wird jetzt in talanx gemessen.<br />

Wer den großen Sprung wagen will, braucht<br />

Entschlossenheit und Konzentration. Als eine<br />

der expansivsten Versicherungsgruppen bewei<br />

sen wir jeden Tag aufs Neue, dass es sich<br />

lohnt, Grenzen zu überwinden. Wir wach sen<br />

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veraessis do odipisi<br />

smodoluptat at.<br />

Ut ad magna amet<br />

dunt iustrud dunt<br />

delit veraessismod<br />

32<br />

Nicht erschrecken! Füchse legen in der<br />

Stadt ihr natürliches Verhalten ab<br />

und gehen auch mal im Zentrum spazieren


Affen jagen durch die Straßen Berlins.<br />

Sie schlagen auf Trommeln, trinken<br />

aus Champagnerflaschen und zünden<br />

sich Zigarren mit brennenden Geldscheinen<br />

an. Was im Musikvideo von<br />

Peter Fox‘ „Stadtaffen“ zu sehen ist,<br />

liegt näher an der Wahrheit, als man<br />

vermutet: Füchse spazieren über den<br />

Alexanderplatz, Wanderfalken<br />

kuscheln sich an Schornsteine von<br />

Münchner Heizkraftwerken und<br />

Waschbären beziehen Dachböden<br />

in Kassel. Biologen behaupten: Immer<br />

mehr Tiere zieht es in die Stadt, weil<br />

es ihnen dort oft besser geht als auf<br />

dem Land, wo sich die Monokultur<br />

ausbreitet und die Felder überdüngt<br />

werden. „Auf dem Land wird die Natur<br />

immer ärmer, die Artenvielfalt wird<br />

geringer“, sagt der Zoologe Josef<br />

Reichholf von der TU München. „Zum<br />

Teil können die Städte das auffangen.“<br />

Dort finden die Tiere mehr Nahrung;<br />

sie werden kaum gejagt und können<br />

sich in verlassenen Industriegeländen,<br />

Bahnanlagen und Bauruinen verstecken.<br />

Hier wohnen Kaninchen und<br />

Marder Seite an Seite mit Krähen und<br />

Falken. Dem Vogelkundler Jens Scharon<br />

zufolge fühlen sich Tiere in Berlin<br />

GROSS<br />

STADT<br />

REVIER<br />

wohl, weil es dort „sehr wild und unordentlich“<br />

ist – anders als in vielen<br />

„durchgeleckten“ Städten. In Berlin<br />

gibt es laut dem Naturschutzbund 180<br />

Vogelarten. In München sind es 110.<br />

Tiere leben in der Stadt sicherer<br />

als auf dem Land, es werden weniger<br />

überfahren. Und das, obwohl in der<br />

Stadt pro Quadratmeter mehr Füchse<br />

und Igel leben. Die Erklärung der Biologen:<br />

In der Stadt geraten die Tiere<br />

nicht in Panik, wenn ein Passant oder<br />

ein Auto auftaucht. Sie erkennen die<br />

Routen der Menschen. Selbst zwischen<br />

den Landebahnen der Flughäfen<br />

nisten Habichte und <strong>Dr</strong>osseln.<br />

Tiere passen sich dem urbanen<br />

Leben an – und manche werden<br />

genauso dekadent wie die menschlichen<br />

Mitbewohner: Füchse quartieren<br />

sich im edlen Münchner Vorort<br />

Grünwald in Gartenhäuschen ein. Sie<br />

schleichen sich auch am Tag bis ins<br />

Stadtzentrum, obwohl sie in freier<br />

Wildbahn scheu und nachtaktiv sind.<br />

Besonders gewieft sind Krähen:<br />

Wollen sie eine Nussschale knacken,<br />

setzen sie sich auf eine Ampel und<br />

beobachten, wie die Autos anhalten.<br />

Dann lassen sie die Nuss fallen,<br />

warten, bis sie überfahren wird und<br />

schnappen sich die Reste während<br />

der Rotphase.<br />

Doch nicht alle Stadttiere sind<br />

gern gesehen: Gänse werden zur<br />

Plage, wenn sie die Liegewiesen der<br />

Schwimmbäder besetzen, wenn der<br />

Vogelkot die Handtücher verdreckt<br />

und an den Fußsohlen klebt. Dann<br />

kommt der Stadtjäger. Nichts ausrichten<br />

kann er gegen Singvögel, die ab<br />

drei Uhr nachts loskrakeelen. Die<br />

Amseln, Rotkehlchen und Kohlmeisen<br />

tun das, weil sie überleben wollen.<br />

Um zu balzen und vor Feinden zu<br />

warnen, müssen sie trällern, was das<br />

Zeug hält. Weil einige Arten aber mit<br />

ihren Stimmen nicht gegen den Straßenlärm<br />

ankommen, bleibt ihnen nur<br />

noch die Nacht. Biologen glauben,<br />

dass sich der Gesang mancher Vögel<br />

in der Stadt verändert hat. Die Artgenossen<br />

aus dem Umland würden<br />

gar nicht mehr verstehen, was die eingebildeten<br />

Stadttiere ihnen pfeifen.<br />

WILDTIERE PASSEN SICH DEM URBANEN<br />

LEBEN AN – UND SIND DABEI OFT<br />

RAFFINIERTER ALS DER MENSCH<br />

TEXT BENJAMIN VON BRACKEL FOTOS FABIAN ZAPATKA<br />

WWW. klartext-magazin.de<br />

Animation: Welche Tricks<br />

Krähen anwenden, um<br />

Nüsse zu knacken<br />

33


34<br />

OLYMPIATURM<br />

TRAM<br />

SEGWAY<br />

FAHRRAD<br />

BUS<br />

U-BAHN


MIT<br />

DER PARTNER WARTET.<br />

DER BRIEF MUSS WEG.<br />

ES IST RUSHHOUR. WIE KOMMT MAN<br />

AM SCHNELLSTEN VON A NACH B?<br />

EIN TEST IN MÜNCHEN<br />

KONZEPT FLORIAN HAAS & SEBASTIAN REUTER<br />

ALLEN<br />

MITTELN<br />

DEUTSCHES MUSEUM<br />

35


36<br />

00:48:17<br />

U-BAHN BUS SEGWAY<br />

FABIAN REINBOLD<br />

Das wird ein Kinderspiel! Nichts ist in<br />

dieser Stadt schneller als die U-Bahn.<br />

Aber genauso schnell kommt die<br />

Ernüchterung: Rund ums Museum halten<br />

Tram, Bus, S-Bahn, nur keine U-Bahn.<br />

Also zum Marienplatz. Links, rechts,<br />

links, ich laufe zick-zack durchs Gärtnerplatzviertel.<br />

Kein Briefkasten in Sicht.<br />

Nach elf Minuten schlängele ich mich<br />

über den Viktualienmarkt, links<br />

Schweinshaxen, rechts Pferdewurst.<br />

Ich: geradeaus im Laufschritt. Endlich<br />

am Marienplatz. Nach 13 Minuten werfe<br />

ich den Brief unter einem neogotischen<br />

Rathausbogen ein: spät, aber mit Stil.<br />

Jetzt keine Zeit mehr verlieren! Blumen?<br />

Kaufe ich später. Schnell drei Rolltreppen<br />

runter. Rechts stehen, links gehen.<br />

Auf dem Bahnsteig sehe ich meine U3<br />

– zumindest die Rücklichter, die im Tunnel<br />

verschwinden. Sechs Minuten warten.<br />

Als die Stoppuhr 21 Minuten und 26<br />

Sekunden zeigt, sitze ich in der Bahn, in<br />

Fahrtrichtung, mit Beinfreiheit. Acht<br />

Stationen, ohne umsteigen. Alles gut. Seit<br />

der Haltestelle Bonner Platz sehen die<br />

U-Bahnhöfe leer aus: kaum Fahrgäste,<br />

keine Geschäfte. Erste leichte Sorgen<br />

um die Blumen. 35 Minuten, 13 Sekunden:<br />

Nächster Halt Olympiazentrum. Ausstieg<br />

in Fahrtrichtung links. Ich sprinte die<br />

Treppe hoch. Oben: ein Kiosk, ohne<br />

Blumen, sonst nichts. Ich muss mein<br />

Glück im Park versuchen. Auf einer Wiese<br />

pflücke ich drei Gänseblümchen. Blumen<br />

kaufen kann jeder. Bin halt mehr so der<br />

romantische Typ. Keinen Kilometer ist der<br />

Turm noch weg. Jetzt um die Olympiahalle<br />

herum, nur noch leichter Laufschritt,<br />

Gänseblümchen fest im Griff.<br />

Guter dritter Platz.<br />

01:37:22<br />

BENJAMIN VON BRACKEL<br />

Der Bus also. Ungelenk, schwer, träge.<br />

Ein Sieg? Schwer, sehr schwer. Aber<br />

nicht unmöglich! Zunächst die Grundfrage:<br />

links oder rechts? Ich probiere es<br />

mit links. Und siehe da: Prompt rollt ein<br />

Bus in die Fraunhoferstraße. Der 100-<br />

Meter-Sprint lohnt sich: Alles scheint<br />

offen! Hinein in die Innenstadt, es geht<br />

voran. Doch dann die Enttäuschung: Der<br />

Fahrer sagt, es fahren keine Busse zum<br />

Olympiazentrum – nicht die Antwort, die<br />

ich hören wollte. Ich schaue ihn an und<br />

warte. Doch er bleibt stur. Mein Blick<br />

fällt auf zwei ältere Damen. Passionierte<br />

Busgäste. Die müssen es wissen.<br />

„Tausend Prozent: Nein“, meinen sie.<br />

Am Marienplatz steige ich aus. Jetzt hilft<br />

nur noch eins: die Experten am Fahrkartenschalter.<br />

Eine Dame blickt Minuten<br />

auf ihren Bildschirm, flüstert Busnummern<br />

vor sich hin, steht auf, wechselt<br />

auf Lesebrille und studiert den Faltplan.<br />

„Er will mit dem Bus zum Olympiazentrum“,<br />

sagt sie zu ihrer Kollegin. Die<br />

schüttelt nur den Kopf. Also Fußmarsch<br />

zur Giselastraße. Zweimal steige ich in<br />

Busse, die nach 200 Metern gleich<br />

wieder abbiegen. Frust: knapp eine<br />

Stunde bis zur Münchner Freiheit. Der<br />

Sieg ist kein Thema mehr. Am Ende geht‘s<br />

flott, mit dem 53er bis zur Infanteriestraße,<br />

eine Station mit dem 154er. Den Olympiaturm<br />

im Blick stiefele ich eine Viertelstunde<br />

über den Hügel. Die anderen sind<br />

schon da. Aber ich bin durchgekommen!<br />

00:41:48<br />

FLORIAN HAAS<br />

Ich hasse dieses Ding. Schwer zu lenken,<br />

schwer zu fahren. Segway, mein Stairway<br />

to hell. Gewiss: Die Daten des<br />

pechschwarzen Gleiters sind beeindruckend.<br />

6000 Euro teuer, 38 Kilometer<br />

Reichweite. Ich habe nach 500 Metern<br />

genug. Ruckelnd zuckle ich die Isar entlang.<br />

Gas gebe ich durch Vorkippen des<br />

Körpers, gebremst wird mit Zurücklehnen.<br />

Ich bremse sehr viel. Ein Jogger<br />

zieht vorbei. Autofahrer schauen verwundert,<br />

Fußgänger schütteln den<br />

Kopf, mein Tacho zeigt 14 km/h.<br />

Schamgepeinigt biege ich in die Maximilianstraße.<br />

Baustelle! Ich wackle vom<br />

Radweg, zwänge mich zwischen BMWs,<br />

rolle zum Odeonsplatz. Jetzt läuft es! Die<br />

Sonne wärmt, meine Tchibo-Sportsonnenbrille<br />

sitzt. Nennt mich Easy Rider!<br />

Ich schneide in die Ludwigstraße, gewinne<br />

an Tempo, schwebe elegant<br />

dahin. Klingelnd überhole ich den ersten<br />

Radler, dann den zweiten, dann einen<br />

Briefkasten… Halt. Ich versenke nach 17<br />

Minuten Fahrtzeit den Brief – ohne abzusteigen.<br />

Der Lohn sind Blicke aus dem<br />

Straßencafé. „Was kostet das Teil?“,<br />

fragt eine Frau. Keine Zeit für Plauderei.<br />

Links rein. Kopfsteinpflaster. Bodenwellen.<br />

Und fast ein Sturz bei 23 km/h. Der<br />

Olympiaturm erscheint – und ein Blumenladen.<br />

Ich springe ab, kaufe eine<br />

Rose, starte den Elektromotor neu, ächze<br />

einen Hügel hoch, fliege hinab ins Ziel.<br />

Die Uhr sagt: 41 Minuten. Das Gefühl<br />

sagt: Letzter. Der Mann am Ziel sagt:<br />

Erster. Erster! Schnellster! Sieger!<br />

Ich liebe dieses Ding!


01:35:02<br />

TRAM<br />

MANUELA ANTOSCH<br />

Florian rast auf dem Segway an mir<br />

vorbei. „Viel Spaß!“, ruft er und grinst.<br />

Na toll. Schon auf den ersten Metern<br />

werde ich überholt. Nach drei Minuten<br />

Fußweg bin ich an der Haltestelle. Die<br />

Tram fährt mir vor der Nase weg. Schon<br />

wieder ein Rückschlag. Nach zwei<br />

Minuten kommt die nächste Straßenbahn,<br />

Linie 18. Ich genieße die Rundfahrt<br />

durch die Stadt. 10 Minuten, 17 Sekunden:<br />

Der erste Erfolg, ein Blumenladen!<br />

Nach einer halben Stunde bin ich am<br />

Stachus. Von dort aus fahren viele<br />

Tramlinien, bestimmt auch eine zum<br />

Olympiapark. Ein kurzer Blick auf den<br />

Streckenplan, schon habe ich die richtige<br />

gefunden: Die 27 fährt vom Gleis nebenan.<br />

Ich warte eine Weile. Und wundere<br />

mich, dass keiner neben mir steht. Dann<br />

eine freundliche Durchsage: „Wegen<br />

Gleisbauarbeiten fährt die Linie 27<br />

nicht.“ Mist. Also nochmal zum Plan:<br />

Nummer 21 fährt bis Olympiapark West.<br />

Gleis suchen, warten. 15 Minuten hat<br />

mich der Stachus gekostet. In der Tram<br />

wird‘s wieder gemütlich. Auf einem<br />

schicken Holzstuhl sitzend tuckere ich<br />

durch die Stadt. Nach einer Stunde<br />

und elf Sekunden sehe ich zum ersten<br />

Mal den Olympiaturm. Juhu, fast da!<br />

Von wegen. Der Fußmarsch durch den<br />

Park dauert 16 Minuten. Dann der<br />

Schreck: Ich habe den Brief vergessen!<br />

Der nächste Briefkasten ist an der<br />

U-Bahn-Station, klärt mich die nette Dame<br />

im Souvenirladen auf. Also nochmal<br />

zehn Minuten weiterlaufen, dann ist das<br />

Ding endlich weg. Flugs zurück zum<br />

Ziel. Nach einer Stunde und 35 Minuten<br />

empfangen mich drei Konkurrenten im<br />

Ziel. Aber Letzte bin ich nicht geworden.<br />

00:43:23<br />

FAHRRAD<br />

DIANA AUST<br />

Mein größter Albtraum: Fahrrad fahren.<br />

Noch dazu ein Mountainbike mit Herrenstange.<br />

Ich rase los. Irgendwie Richtung<br />

Innenstadt. Da ist ein Briefkasten, leider<br />

auf der falschen Straßenseite. Weiter.<br />

Mit 30 Sachen auf dem Radweg – zack,<br />

schon habe ich mich verfahren. Innerhalb<br />

weniger Minuten halte ich dreimal<br />

an, gucke auf den Plan. Warum kann ich<br />

mir keine Straßennamen merken? Eine<br />

Frau ruft mir hinterher. Der Stadtplan ist<br />

mir aus der Jackentasche gefallen…<br />

Ich werde panisch. Wie viel Zeit ist<br />

schon vergangen? Endlich, da ist ein<br />

Briefkasten. Eingeworfen, 14 Minuten,<br />

43 Sekunden! Weiter Richtung Hauptbahnhof,<br />

hier kenne ich mich aus. Taxis,<br />

Fußgänger, Koffer versperren den Weg<br />

zum Blumenladen – weg da! Mit der billigsten<br />

Rose unterm Arm pese ich weiter<br />

zum Olympiapark. Eine rote Ampel, zwei<br />

rote Ampeln, nach der fünften höre ich<br />

auf zu zählen. Endlich ist der Olympiaturm<br />

zum Greifen nah. Dazwischen: grüne<br />

Hügel. Ich strample querfeldein, immer<br />

den Turm vor Augen, bergauf. Bald<br />

schiebe ich schwitzend, eine Gruppe<br />

Kleinkinder verstellt mir den Weg. Ich<br />

koche vor Wut. Endlich wieder bergab.<br />

So steil, dass ich schieben muss. Kurz<br />

vor dem Ziel krieche ich wie eine<br />

Schnecke. Unten angekommen, wieder<br />

aufgestiegen, Zielgerade, ich bin fast da,<br />

und… leider nur als Zweite im Ziel.<br />

FOTOS THOMAS KLINGER<br />

Sprinten: aus der U-Bahn<br />

Rennen: dem Bus hinterher<br />

Rollen: mit dem Segway<br />

Warten: in der Tram<br />

Strampeln: auf dem Rad<br />

WWW. klartext-magazin.de<br />

Wer war wie schnell?<br />

Das Wettrennen als<br />

Animation<br />

DAS RENNEN<br />

FÜNF STARTER, FÜNF VERKEHRS-<br />

MITTEL. JEDER DARF NUR EINES<br />

BENUTZEN. DIE AUFGABE: SO<br />

SCHNELL WIE MÖGLICH VOM<br />

DEUTSCHEN MUSEUM ZUM<br />

OLYMPIATURM. EINMAL QUER<br />

DURCH MÜNCHEN. AUF DEM WEG<br />

EINEN BRIEF EINWERFEN UND EINE<br />

BLUME KAUFEN. DIE ZEIT LÄUFT<br />

37


OBEN<br />

BLINDTEXT<br />

66 38<br />

EIN TRAUM


EINE FLUCHT<br />

BLINDTEXT<br />

39 66 66


40<br />

Auf einen Bunker hat sich<br />

Andreas Wutz sein<br />

Dachapartment gebaut<br />

PENTHOUSE. HAMBURG.<br />

TEXT DIANA AUST FOTOS THOMAS KLINGER<br />

Wenn Herr Wutz fernsehen will,<br />

schaut er vom Dach. Er blickt auf das<br />

Häusermeer unter sich, den Hamburger<br />

Michel, die Innenstadt, die Kräne am<br />

Hafen. Er braucht keinen Fernseher,<br />

um zu wissen, ob der FC St. Pauli ein<br />

Tor geschossen hat. Er hört die Jubelschreie.<br />

Seit zehn Jahren schaut er<br />

von seinem Hochbunker in Hamburg<br />

Eimsbüttel in die Ferne. Er lebt da,<br />

wo viele gerne wohnen würden: auf<br />

dem Dach.<br />

„Ich werde oft gefragt, ob das Gefühl,<br />

das man auf dem Dach hat, nicht<br />

irgendwann nachlässt“, sagt Andreas<br />

Xaver Wutz, der aussieht wie eine Mischung<br />

aus Götz <strong>Georg</strong>e und Mickey<br />

Rourke: stechende blaue Augen, zerfurchtes<br />

Gesicht, mehr als schulterlange<br />

braune Haare mit grauen Strähnen.<br />

„Ich antworte immer: Nein, das<br />

»DAS GEFÜHL LÄSST NICHT<br />

NACH. DAS IST JEDEN TAG<br />

WIE FERNSEHEN GUCKEN.«<br />

lässt nicht nach! Das ist jeden Tag wie<br />

Fernsehen gucken.“ Manchmal ist es<br />

auch wie großes Hollywood-Kino. Wutz<br />

geht hinüber zu einem kleinen Vorsprung<br />

auf seiner Dachterrasse, den<br />

er eigens hat bauen lassen. Der<br />

„Titanic-Balkon“, wie er ihn nennt,<br />

ragt wie ein Schiffsrumpf ins luftige<br />

Nirgendwo. „Damit ich eine bessere<br />

Sicht auf die Straße unter mir habe“,<br />

sagt Wutz und lehnt sich an das Geländer<br />

seiner Eimsbütteler Titanic.<br />

Untergehen wird die so schnell<br />

nicht, denn sie steht auf Tausenden<br />

Tonnen Stahl und Beton. In seiner<br />

ersten Nacht im Bunker hatte Wutz<br />

Angst, nicht einschlafen zu können.<br />

Damals sind hier Bomben niedergegangen,<br />

Menschen umgekommen.<br />

Heute leuchtet das neongelbe Schild<br />

„Elektro Wutz“ an den wuchtigen<br />

Mauern. Wutz hat seine Firma im<br />

Erdgeschoss einquartiert, eine Glasfassade<br />

einbauen lassen. Fußgänger<br />

können direkt in sein Büro gucken.<br />

Darüber sind Lagerräume, in denen<br />

auch Musikbands proben. Außerdem<br />

gibt hier eine Saxophonistin Unterricht.<br />

Auf dem Dach des Betonklotzes<br />

prangt ein zweistöckiges Gebäude. In<br />

der ersten Etage sind drei Wohnungen<br />

– Wutz hat das Penthouse im zweiten<br />

Stock für sich allein. „Hier ist viel los.<br />

Für mich ist das kein Bunker mehr. Es<br />

ist ein Wohngebäude geworden.“<br />

Er weiß viel über Bunker und genauso<br />

viel über Sonnenuntergänge.<br />

Im Sommer sind sie knallrot. Aber im<br />

Februar und Oktober sind sie besonders<br />

schön, sagt Wutz, wenn sich zu<br />

dem Rot auch noch Türkis mischt. Auf<br />

dem Dach ticken die Uhren anders.<br />

Man blickt in die Weite, niemand ist<br />

über einem, es herrscht Ruhe. „Hier<br />

ist mein liebster Ort.“ Wutz steht in<br />

seinem Penthouse und reißt die Arme<br />

auseinander. Er liebt die Größe, die<br />

Weite. In seine 90 Quadratmeter große<br />

Wohnküche auf dem Dach lädt er oft<br />

Freunde ein. Zur Fußball-WM 2006<br />

waren es 90, „und es war immer noch<br />

genug Platz“, erzählt er von seiner<br />

„Wutz-WM“.<br />

Wenn das Wetter gut ist, verbringt<br />

er jede freie Minute auf der Dachterrasse.<br />

Wutz sieht alles, was um ihn<br />

herum geschieht. Abends leuchten die<br />

Lichtkuppeln in den Treppenhäusern,<br />

gehen an und wieder aus. Und wenn<br />

Hamburg feiert, gibt es ein Feuerwerk<br />

gratis und direkt vor seinen Augen.<br />

Die Tage, das Wetter, die Jahreszeiten<br />

– alles ist intensiver. „Manchmal ist<br />

der Anblick überwältigend, manchmal<br />

fühlt man sich ganz klein hier oben,<br />

manchmal denkt man auch an gar<br />

nichts oder spielt einfach nur Fußball<br />

auf dem Dach“, sagt Wutz. „Das Dach“,<br />

fügt er hinzu, „ist alles“.<br />

WWW. klartext-magazin.de<br />

360°-Blick vom Penthouse


BARACKEN. HONG KONG.<br />

TEXT ANNA FISCHHABER FOTOS STEFAN CANHAM<br />

Wer in Hong Kong kein Geld für eine<br />

Wohnung hat, steigt auf ein Hochhaus<br />

– und baut sich eine Hütte. Mehr als<br />

9000 Dächer in der Stadt sind bewohnt,<br />

denn der Raum ist knapp. Die Alternative:<br />

ein Mehrbettzimmer oder eine<br />

der Satellitenstädte im Nirgendwo. Die<br />

Dachsiedlungen sind Labyrinthe aus<br />

Korridoren und Hütten aus Blech, Holz,<br />

Ziegeln und Plastik. Auf einigen Dächern<br />

leben bis zu Hundert Menschen<br />

– wie in einem kleinen Dorf. Was von<br />

außen erbärmlich aussieht, überrascht<br />

von innen: Einige Bewohner haben<br />

sich in luftiger Höhe und unter widrigsten<br />

Umständen ein Zuhause geschaffen.<br />

Sie haben Strom, Telefon<br />

und zahlen Miete. Manche leben schon<br />

seit 30 Jahren auf dem Dach, andere<br />

sind Neuankömmlinge aus Pakistan<br />

und Südostasien, die in Hong Kong auf<br />

eine bessere Zukunft hoffen. Die Hütten<br />

sind illegal und werden doch von<br />

den Behörden geduldet. Die Angst umgesiedelt<br />

zu werden, ist dennoch allgegenwärtig<br />

– vor allem, wenn wieder<br />

eines der Häuser einem gläsernen<br />

Wolkenkratzer weichen muss. Fotograf<br />

Stefan Canham und Autorin<br />

Rufina Wu haben die Dachbewohner<br />

besucht. Meistens waren sie außer<br />

Atem. Vom vielen Treppensteigen.<br />

FALTBARES NYLONBETT<br />

„1962 kam er als Jade-Handwerker<br />

nach Hong Kong. Seit seiner Pensionierung<br />

liegen seine Schleifsteine auf<br />

dem Dach, um es zu beschweren.<br />

Begeistert erzählt er Geschichten von<br />

Dachpappen, die in der Hong Konger<br />

Taifun-Saison wie <strong>Dr</strong>achen von der<br />

Leine fliegen. Jeden Tag erklimmt er<br />

acht Stockwerke und eine steile Treppe<br />

aus unregelmäßigen Betonstufen, um<br />

nach Hause zu gelangen. Das Vorderzimmer<br />

ist der eigentliche Wohnraum.<br />

Er schläft, isst, liest und sieht fern<br />

auf der einen Hälfte eines faltbaren<br />

Nylonbettes; auf der anderen Hälfte<br />

liegen seine Habseligkeiten. Bad und<br />

Küche sind im Hinterzimmer, statt<br />

einer Toilette gibt es nur ein offenes<br />

Abflussrohr im Boden.“<br />

GÄNGE WIE RENNSTRECKEN<br />

„Die Korridore sind wie kleine Rennstrecken<br />

für die Kinder ihrer Nachbarn.<br />

Jedes Mal, wenn sie an ihrer Wohnung<br />

vorbeilaufen, hält sie nach ihnen<br />

Ausschau. Ihre Schwiegertochter, die<br />

vorübergehend am Ende des Flurs<br />

wohnt, ist eine der vielen Tausend<br />

Frauen pro Jahr, die vom chinesischen<br />

Festland her die Grenze überqueren,<br />

um in Hong Kong ihr Kind zur Welt zu<br />

Illegal, aber geduldet:<br />

35 Hütten auf einem<br />

Hochhaus-Dach<br />

bringen. Das Kind erhält automatisch<br />

eine Aufenthaltsgenehmigung. Dass<br />

ihr Enkelkind in Hong Kong aufwächst,<br />

möchte die Oma nicht. Der Platz reicht<br />

einfach nicht aus.“<br />

MÖBEL VOM SPERRMÜLL<br />

„Er dekoriert seine Wohnung in aufeinander<br />

abgestimmten Farbtönen.<br />

Mit Fensteraufklebern, die nach Bleiverglasung<br />

aussehen und mit Topfpflanzen,<br />

die regelmäßig umgesetzt<br />

werden, damit sie möglichst viel<br />

direktes Sonnenlicht bekommen. Er<br />

glaubt, dass die Pflanzen Glück bringen.<br />

Seine Möbel stammen vom Sperrmüll,<br />

da er nicht sicher ist, wie lange er in<br />

dieser Wohnung bleiben wird. Bevor<br />

er vor einem Jahr hierher zog, wohnte<br />

er für 2000 Hong Kong-Dollar (200 Euro)<br />

im Monat in einem Mehrbettzimmer. Er<br />

findet die Hütte auf dem Dach besser:<br />

praktisch, günstig, mehr Luft und Sonne.<br />

Im Sommer heizt die Wohnung sich<br />

stark auf, aber das stört ihn nicht, da<br />

er tagsüber kaum zu Hause ist. Als<br />

Koch beginnt sein Tag um neun Uhr<br />

morgens und endet um Mitternacht.“<br />

AUS DEM BUCH<br />

Rufina Wu, Stefan Canham: „Portraits from above.<br />

Hong Kong‘s informal rooftop communities“.<br />

Peperoni Books, 2008.<br />

41


42<br />

HOMELY


PLANET WAS<br />

Als ich zur Schule ging, hätte ein<br />

Nachmittag gereicht, um jeden meiner<br />

Freunde zu besuchen. Mit dem Fahrrad<br />

wäre ich durch Freiburg gefahren,<br />

einmal reihum durch alle Stadtviertel<br />

– das war mein Freundeskreis. Heute<br />

müsste ich ihn auf einer Weltkarte einzeichnen,<br />

und statt Fahrrad bräuchte<br />

ich Interkontinentalflüge. Nach dem<br />

Abitur bin ich nach München gezogen.<br />

Viele Freunde sehe ich nur noch<br />

selten, und dann meistens im Skype-<br />

Fenster auf dem Laptop-Bildschirm.<br />

Würde ich sie alle gleichzeitig um<br />

mich sammeln wollen, müsste ich<br />

schon heiraten oder meine eigene<br />

Beerdigung ankündigen, aber selbst<br />

dann wäre nicht sicher, ob alle<br />

kommen könnten.<br />

Fernbeziehungen gelten seit<br />

einiger Zeit gemeinhin als die<br />

schmerzhafteste soziale Nebenwirkung<br />

der flexiblen Arbeitswelt. Über<br />

Fernfreundschaften redet dagegen<br />

kaum jemand. Dabei erzwingt es unser<br />

Lebensstil der permanenten Zwischenlösung<br />

längst, sich in Zukunft mit<br />

diesem Freundschaftsmodell zu arrangieren.<br />

Die Hälfte meiner Lieblingsmenschen<br />

hat es in den letzten drei<br />

Jahren nach Berlin, Hamburg oder<br />

Wien verschlagen. Einige andere<br />

machen Auslandssemester in New<br />

York oder ein Praktikum in Peking.<br />

Ein kleiner Rest hält sich in Phnom<br />

Penh oder Santiago de Chile auf,<br />

zwecks Selbstfindung oder um<br />

„was mit Kindern“ zu machen.<br />

Manche wechseln dabei den Wohnort<br />

häufiger als den Liebespartner. Wärend<br />

aber viele Beziehungen früher oder<br />

später an großen Entfernungen<br />

scheitern, sind enge Freunde, von<br />

denen wir durch weite Distanzen<br />

getrennt sind, eine Bereicherung:<br />

Ihretwegen sind wir überall zu Hause.<br />

Mit dem Fernfreund verbinden uns<br />

gemeinsame Erinnerungen, mit ihm<br />

teilen wir ein Gefühl der Heimat, das<br />

er mit ans andere Ende der Welt<br />

genommen hat. Denn Heimat ist kein<br />

Ort mehr, Heimat ist ein Zustand.<br />

Besuchen wir den Fernfreund, fühlen<br />

wir uns gleich wieder zu Hause – egal,<br />

wie weit weg er wohnt.<br />

Dort hören wir ein Wochenende<br />

lang mit ihm die Helden unserer<br />

Pubertät, führen Gespräche fort, die<br />

wir beim letzten Treffen unterbrochen<br />

haben, und lachen über Witze, die<br />

schon früher nur wir verstanden haben.<br />

Wir begegnen dem Fernfreund in seinem<br />

neuen Alltag, einer Abwandlung<br />

dessen, was einst auch Teil unseres<br />

Alltags war. Zu seinen alten Lieblingsbüchern,<br />

die wir schon kennen, hat er<br />

neue ins Regal gestellt. Wir erkunden<br />

mit ihm die uns fremde Stadt und sehen<br />

sie doch immer mit seinem vertrauten<br />

Blick. Mit dem Freund finden wir auch<br />

hier eine Heimat auf Zeit; ohne ihn<br />

blieben wir immer der Tourist mit dem<br />

Lonely Planet in der Hand.<br />

So aber hat das antike Ideal des<br />

kosmopolitischen Menschen konkrete<br />

Gestalt angenommen. Noch für unsere<br />

ES BEDEUTET, DASS<br />

UNSERE FREUNDE AUF DER<br />

GANZEN WELT WOHNEN<br />

TEXT XIFAN YANG<br />

ILLUSTRATION JUDITH URBAN<br />

Großeltern war eine Reise nach Rom<br />

ein einmaliger Luxus; und unter<br />

Weltbürgern stellte man sich einen<br />

elitären Kreis von Dandys vor, die auf<br />

Dampfschiffen in tiefen Samtsesseln<br />

sitzend den Ozean überquerten.<br />

Heute kann sich jeder Arbeitsnomade<br />

als Kosmopolit fühlen. Der<br />

Metropolenhopper <strong>2010</strong> kann nicht<br />

aus Kants „Zur allgemeinen Geschichte<br />

in weltbürgerlicher Absicht“ zitieren;<br />

dafür weiß er aber, in welcher Straße<br />

Londons man für drei Pfund einen<br />

All-You-Can-Eat-Inder findet, wie Barcelonas<br />

nettester Barkeeper heißt,<br />

und dass in Hong Kong die striktesten<br />

Anti-Rauchergesetze der Welt gelten.<br />

Aus diesem gar nicht mehr so geheimen<br />

Wissen entwickelt sich eine<br />

Art Lingua franca eines international<br />

gültigen urbanen Lebensgefühls. Wer<br />

sie spricht, wird überall auf der Welt<br />

verstanden, in Prag gleichermaßen<br />

wie in Sydney oder Tokio. Irgendwo<br />

zwischen provisorisch, prekär und<br />

weltläufig – so kann man die Gemütsverfassung<br />

beschreiben, die unser<br />

ständiges Unterwegssein begleitet.<br />

<strong>Dr</strong>eht sich das Städteroulette<br />

weiter, steht der nächste Umzug an.<br />

So werden aus manchen Fernfreunden<br />

irgendwann wieder Nahfreunde.<br />

Vielleicht ziehen sie in unsere Stadt,<br />

vielleicht verschlägt uns eine neue<br />

Arbeit in ihre. Das Schöne daran: Wir<br />

könnten sie wieder mit dem Fahrrad<br />

besuchen, jetzt aber hätte jeder von<br />

uns schon einmal die Welt umrundet.<br />

43


44<br />

BLINDT<br />

CUM IMO TOTATU<br />

DIT FUGIA IDQUO


SARAJEVOS<br />

EXT HIER<br />

VIER JAHRE LANG WURDE<br />

BOSNIENS HAUPTSTADT<br />

SCIPSA SIMI QUO-<br />

VON DEN BERGEN AUS<br />

BESCHOSSEN. ES WAR DIE<br />

TESITAT<br />

LÄNGSTE BELAGERUNG<br />

DES 20. JAHRHUNDERTS.<br />

VIELE BEWOHNER HÄLT<br />

SIE BIS HEUTE GEFANGEN<br />

TEXT & FOTOS<br />

SIMON HUFEISEN & DAVID SCHELP<br />

GEDÄCHTNIS<br />

45


46<br />

„EINE PILLE AM MORGEN MACHT DEN TAG<br />

AN, FEIERN, HABEN SEX, WIR TUN ALLES,<br />

ANDERS AUS. DA IST IMMER EIN TEIL, DER<br />

Dejan Begic hat<br />

die Belagerung im<br />

Tal erlebt. Allein im<br />

Häuserblock seiner<br />

Jugend starben<br />

188 Menschen.<br />

Heute erinnert eine<br />

Gedenkstätte an sie<br />

Dejan Begic* flieht. „Folgt mir“, sagt er,<br />

dann taucht er ein in die Massen.<br />

Es ist schwer, Schritt zu halten. Zielstrebig<br />

schlüpft Begic durch Lücken,<br />

die sich zwischen den drängelnden<br />

Passanten in der Fußgängerzone auftun.<br />

Links. Dann rechts, als folge er einer<br />

unsichtbaren Route. „Fast da“, sagt er<br />

ein paar Blocks weiter, „hier rein.“<br />

Durch eine <strong>Dr</strong>ehtür geht es in ein<br />

Einkaufszentrum, mit dem Fahrstuhl<br />

ins oberste Geschoss, durch Gänge hier,<br />

Gänge da, ein Treppenhaus, noch ein<br />

Gang, bis die Flucht abrupt endet.<br />

Begic steht jetzt auf dem Dach, über<br />

ihm nur der Himmel, unter ihm die<br />

Stadt, in der er groß geworden ist.<br />

Sarajevo. Er lässt sich in einen Stuhl<br />

des kleinen Cafés hier oben fallen. Es<br />

ist kalt, alle anderen Tische sind frei.<br />

„Ich mag das hier“, sagt Begic. „Ich<br />

mag keine Plätze mit vielen Menschen.“<br />

Begic ist 27, er ist Student, Stadtführer,<br />

ein Kind des Bosnienkrieges.<br />

Unter die dichten, schwarzen Haare<br />

auf seinem Kopf mischen sich die<br />

ersten grauen. Er trägt eine olivgrüne<br />

Fliegerjacke, bunte Stecker in den<br />

Ohrläppchen, Markensneaker, eine<br />

Umhängetasche. Eine riesige Spiegelsonnenbrille<br />

verdeckt wie eine<br />

schwarze Maske große Teile seines<br />

Gesichts, obwohl dichte Wolken über<br />

der Stadt hängen. Nach dem Krieg ist<br />

er weggezogen, nur noch zum Arbeiten<br />

kommt er hierher. Sarajevo sei nicht<br />

mehr seine Stadt, sagt er. Neun Jahre<br />

alt war Begic, als die Belagerung<br />

begann.<br />

Es war die längste Belagerung<br />

des 20. Jahrhunderts. 1425 Tage<br />

beschossen serbische Soldaten die


UM EINIGES LEICHTER. WIR ZIEHEN UNS NORMAL<br />

WAS MAN TUN SOLL. ABER IN UNS SIEHT ES<br />

SICH AN DEN KRIEG ERINNERT.“<br />

Dejan Begic, 27,<br />

Stadtführer<br />

Stadt von den Bergen aus, die Sarajevo<br />

in einen engen Talkessel zwängen.<br />

Mit über zwei Millionen Granaten und<br />

unzähligen Scharfschützen, die auf<br />

alles feuerten, was sich im Tal bewegte,<br />

wollten sie die Regierung Bosnien und<br />

Herzegowinas dazu zwingen, aus der<br />

soeben erklärten Unabhängigkeit in<br />

den Schoß Jugoslawiens zurückzukehren.<br />

11 000 Menschen starben<br />

zwischen 1992 und 1996. Heute, fast<br />

15 Jahre nach ihrem Ende, schafft die<br />

Belagerung es regelmäßig in die<br />

Nachrichten. Immer dann, wenn wieder<br />

ein Kriegsverbrecher gefasst und<br />

vor das UN-Tribunal in Den Haag gestellt<br />

wird. Karadzic, Milosevic, Vlahovic,<br />

den die Einwohner Sarajevos nur<br />

„das Monster“ nannten, der über Hundert<br />

Frauen und Kinder umgebracht<br />

und noch mehr vergewaltigt haben soll.<br />

Doch nicht nur viele Mörder und<br />

Hintermänner von damals sind immer<br />

noch auf der Flucht, auch ihre Opfer<br />

versuchen bis heute, der Vergangenheit<br />

zu entkommen. Auf den ersten<br />

Blick verdeckt der frische Putz an den<br />

Fassaden der Häuser in der Altstadt<br />

die Spuren des Krieges. Erst wer in<br />

die Innenhöfe der Gebäude tritt, gelangt<br />

ins Gedächtnis der Stadt. Wie<br />

frisch aus dem Mauerwerk gerissen,<br />

klaffen die Löcher der Granateinschläge,<br />

Schutt türmt sich zu<br />

bröckeligen Haufen auf. Mit der Stadt<br />

verhält es sich wie mit ihren Menschen:<br />

Der Krieg verändert sie auf lange Zeit,<br />

vielleicht für immer. Von außen sieht<br />

man ihnen nichts an, doch in ihren<br />

Köpfen haben die Kämpfe nie aufgehört.<br />

Sie sind im Krieg mit ihren Erinnerungen,<br />

ihrem Land, seiner Geschichte,<br />

seinen Konflikten, mit sich selbst.<br />

„Anyway, it was fun“, sagt Begic.<br />

Das Leben im Krieg sei nicht so anders<br />

gewesen als heute. Klar, da war immer<br />

diese Angst, umgebracht zu werden,<br />

aber mit der Zeit verging sie. Klar, es<br />

gab über vier Jahre keinen Strom,<br />

keine Heizung, kaum etwas zu essen.<br />

Klar, dreimal in der Woche musste er<br />

15 Kilometer laufen, um am anderen<br />

Ende der Stadt Wasser zu holen.<br />

25 Liter schleppte er in Kanistern<br />

zurück nach Hause und hoch in den<br />

elften Stock. Klar, das ging nur über<br />

die Sniper-Allee, die einzige Verbindung<br />

zwischen Ost und West, den gefährlichsten<br />

Ort der Stadt, immer im Visier<br />

der Scharfschützen, die auf beiden<br />

Seiten der Straße in den Hügeln und<br />

Hochhäusern lauerten. Geduckt rannten<br />

die Menschen hinter den Wracks der<br />

Trambahnen, Busse und Lastwagen,<br />

die sie in der Mitte der Allee zusammengeschoben<br />

hatten. Sie rannten<br />

immer. Klar, trotzdem wäre es diesem<br />

einen Scharfschützen, der ihm und<br />

seiner Mutter einmal nacheinander<br />

die umgehängten Wasserkanister<br />

zerschoss, ein Leichtes gewesen, sie<br />

zu töten. Klar. „Er wollte uns nur<br />

Angst machen“, sagt Begic. „Es war<br />

alles ein Spiel.“<br />

Sie haben viel gespielt im Krieg.<br />

Tagelang haben sie zu Hause gesessen<br />

und gewürfelt, neue Kartenspiele<br />

erfunden. Sie haben geredet,<br />

sich Rezepte ausgedacht, aus praktisch<br />

nichts kleine Festessen gezaubert.<br />

Etwa Käsekuchen aus Reis, den sie in<br />

Essig einlegten. Jeder teilte mit jedem,<br />

alle hielten zusammen. „Freunde und<br />

Familie waren das Wichtigste im<br />

Krieg. Heute hat keiner mehr Zeit für<br />

niemanden“, sagt Begic und bestellt<br />

die Rechnung. Damals rannten die<br />

Menschen durch Sarajevo, um nicht<br />

zur Zielscheibe der Heckenschützen<br />

zu werden. Heute hetzen sie von Job<br />

zu Job, um zu überleben.<br />

Auch Begic muss weiter. Zu<br />

seiner Mutter, die immer noch im<br />

Viertel seiner Kindheit lebt. In derselben<br />

Wohnung, in der die Beiden<br />

sechs Granateinschläge überstanden,<br />

vier Winter verbracht und schließlich<br />

das Ende der Belagerung bejubelt<br />

haben. Der Weg dorthin führt vorbei<br />

am Parlament. „War vollkommen ausgebombt<br />

damals“, sagt Begic. Er führt<br />

vorbei am schmutzig-gelben Holiday<br />

Inn-Hotel, in dem die ausländischen<br />

Journalisten sich im Krieg verschanzten.<br />

„Das war das einzige sichere<br />

Gebäude.“ Er führt immer entlang<br />

der Sniper-Allee, die links und<br />

rechts von Baukränen gesäumt ist.<br />

Sarajevos Baufirmen arbeiten emsig<br />

daran, die Ruinen des Krieges aus<br />

dem Stadtbild zu tilgen. „Zumindest<br />

ein paar sollten sie stehen lassen.<br />

Zur Erinnerung.“<br />

Begic biegt links ab in eine Wohnsiedlung,<br />

in der sich drei heruntergekommene<br />

Plattenbauten gegenüberstehen.<br />

Zwischen ihnen liegt eine<br />

Wiese, auf der sie während der<br />

Belagerung Kartoffeln, Tomaten und<br />

Rüben angebaut haben, daneben ein<br />

Spielplatz und vereinzelte Blumenbeete.<br />

Hier ist Begic aufgewachsen.<br />

Er zeigt auf einen kleinen Balkon hoch<br />

oben an einem der Hochhäuser. Ihren<br />

Balkon. „Und das da war mein Zimmer.“<br />

Er setzt sich auf die Schaukel.<br />

47


48<br />

Jetzt nimmt er die Sonnenbrille ab.<br />

Wachsame, dunkle Augen blicken ins<br />

Licht. Begic blinzelt und erzählt.<br />

Viele seiner Freunde, mit denen er<br />

früher hier im Innenhof gespielt hat,<br />

könnten seit dem Krieg nur noch mit<br />

Medikamenten und therapeutischer<br />

Hilfe leben. „Eine Pille am Morgen<br />

kann den Tag um einiges leichter machen.“<br />

Sie hilft, mit dem Trauma zu<br />

leben, den Träumen, den Toten. Doch<br />

vergessen machen kann sie nicht.<br />

Begic zeigt zu einem weißen Fleck<br />

auf einem Hügel oberhalb der Altstadt.<br />

Zu den Toten.<br />

Besonders nachts sieht man sie.<br />

<strong>Dr</strong>eht man sich in Sarajevos Innenstadt<br />

um die eigene Achse und blickt<br />

nach oben, sind die hellen Flecken<br />

überall. Friedhöfe. Ganze Felder weißer<br />

Stelen, die mit Scheinwerfern<br />

angestrahlt werden, wenn es dunkel<br />

wird. Hell erleuchtete Zeugen der<br />

Belagerung.<br />

Es ist einer der ersten milden<br />

Abende des Jahres, und während sich<br />

die Tische vor den Cevapi-Restaurants<br />

im Tal füllen, Pärchen händchenhaltend<br />

durch die Fußgängerzone<br />

flanieren und Gruppen Jugendlicher in<br />

Kneipen die erste Runde Sarajevska-<br />

Bier bestellen, beginnt Irfan Gazdic<br />

seine Nachtschicht. Sein Arbeitsplatz<br />

ist ein stiller, fast mystischer Ort.<br />

Zwischen den niedrigen, verwitterten<br />

Häuschen, die sich den Berg empor an<br />

den Hang drücken, tut er sich auf wie<br />

eine schummrige Lichtung.<br />

Bis zum nächsten Morgen wird<br />

Gazdic in seinem Wachturm sitzen und<br />

die mit den Ziffern 1 bis 444 durch-<br />

WWW. klartext-magazin.de<br />

Stimmen, Bilder und ein<br />

Clip aus Sarajevo<br />

nummerierten Gräber auf dem Veteranenfriedhof<br />

beschützen. Man findet<br />

hier keinen Grabstein, in den nicht<br />

eine Zahl zwischen 1992 und 1996 als<br />

Todesdatum eingraviert ist. Am linken<br />

Rand des Friedhofs steht ein Mausoleum.<br />

Das Grab von Alija Izetbegovic,<br />

der zwischen 1990 und Kriegsbeginn<br />

Präsident der Republik Bosnien war.<br />

„Mein Präsident“, so nennt Gazdic ihn.<br />

Schleichen im Dunkeln Unbekannte<br />

auf dem Friedhof umher, öffnet er die<br />

Lasche seines Pistolenhalfters und<br />

steigt zwischen den Gräbern den Hügel<br />

hinauf, um nach dem Rechten zu<br />

sehen. Seit 2006 eine Bombe das<br />

Mausoleum Izetbegovics beschädigte,<br />

wird der Friedhof rund um die Uhr<br />

bewacht. „Unser Land ist zwar schön“,<br />

sagt Gazdic, „es hat aber viele Probleme.<br />

Und manche versuchen, sie mit<br />

Gewalt zu lösen.“ Gazdic, 28, ist Soldat<br />

in der noch jungen bosnischen Armee.<br />

Seine Uniform ist so schwarz, dass<br />

man nur ihre goldenen Knöpfe funkeln<br />

sieht, wenn es Nacht wird. Einer springt<br />

ab, als Gazdic in die Innentasche greift<br />

und ein Päckchen Zigaretten hervorholt.<br />

„Shit“, sagt er. Seine halbe Kindheit<br />

hat er im Belagerungszustand verbracht.<br />

Als er zehn war, schlug eine<br />

Granate ein paar Meter neben ihm<br />

ein, ihre Splitter verletzten ihn schwer.<br />

„Ich würde alles geben, um wieder<br />

so zu leben wie damals“, sagt er.<br />

Wenn man dem Tod so nahe sei, brauche<br />

man nicht viel, man konzentriere<br />

sich auf das Wesentliche: „seine<br />

Leute“. Die Fronten waren klar in den<br />

Neunzigern, man wusste, wer Freund<br />

und wer Feind war. Sarajevo ist eine<br />

kleine Stadt, jeder kennt hier jemanden,<br />

der von Scharfschützen erschossen<br />

wurde. „Der Grabstein da drüben“,<br />

sagt Gazdic, „das ist mein Cousin.“<br />

Doch auch viele, die früher auf die<br />

Stadt geschossen haben, leben heute<br />

noch dort. Es herrscht Misstrauen<br />

zwischen den Ethnien und Religionsgemeinschaften<br />

im „Jerusalem des Balkans“,<br />

wie Sarajevo wegen seiner Vielfalt<br />

genannt wurde, als hier alle friedlich<br />

miteinander lebten. Christen, Juden,<br />

Moslems. Kroaten, Serben, Bosnier.<br />

Es waren die goldenen Jahre der<br />

Stadt, und keines war so golden wie<br />

das Jahr 1984. Olympische Winterspiele,<br />

die ganze Welt blickte auf Sarajevo.<br />

Bis heute sind die Menschen hier stolz<br />

auf ihre olympische Vergangenheit.<br />

Jugendliche erzählen mit Inbrunst von<br />

der Seele, die die Stadt damals gehabt<br />

habe, als hätten sie selbst in der<br />

ersten Reihe des Eispalastes gejubelt.<br />

Sprechen die Bewohner von den Bergen<br />

ringsum, dann sprechen sie nicht<br />

einfach von Bergen, sie sprechen von<br />

den „olympischen Bergen“.<br />

15 Autominuten von der Altstadt<br />

entfernt liegt auf 1200 Metern, was<br />

von Olympia übrig ist: die Bobbahn in<br />

den Wäldern von Trebevice. 1984 war<br />

sie die modernste, schnellste und<br />

sicherste ihrer Art. Die einzige Bobbahn<br />

auf dem Balkan. Heute ist das<br />

nationale Heiligtum von einst nur noch<br />

ein von Dornengestrüpp überwachsenes<br />

Gerippe aus rostigen<br />

Stahlstreben und Beton. Die Kurven,<br />

in denen Wolfgang Hoppe zweimal<br />

Gold für die DDR holte, sind mit Graffiti<br />

überzogen. Alle paar Meter sind hand-<br />

„ICH WÜRDE ALLES GEBEN, UM WIEDER SO ZU<br />

DU DIR ÜBER SO VIELES<br />

ZAHLEN, NÄCHTELANG ARBEITEN. DU


große Löcher in die Wände des Eiskanals<br />

geschlagen worden. Durch sie<br />

schossen die Serben auf die Stadt. Von<br />

der Terrasse eines Ausflugslokals ein<br />

paar Serpentinen weiter oben feuerten<br />

sie mit Panzern ins Tal.<br />

Keine zehn Jahre nach Olympia war<br />

Trebevice nicht länger olympischer Berg,<br />

sondern erste Frontlinie. Selten kommt<br />

heute jemand hier hoch. Die Straßen sind<br />

schlecht, die Wälder mit Minen gespickt.<br />

Gelbe Absperrbänder warnen davor,<br />

die Wege zu verlassen. Sogar die Tiere<br />

sind wegen der Kämpfe geflohen und nie<br />

zurückgekehrt. Nirgends lässt sich so tief<br />

hinter die Fassade Sarajevos blicken. Hier<br />

gibt es nichts zu verputzen, kein Spiegelglas,<br />

hinter dem man sich verstecken<br />

kann. Trebevice bleibt eine offene Wunde.<br />

Im Tal. Dejan Begic spricht von seiner<br />

Schäferhündin. Es ist eine schwarze<br />

Schäferhündin. Es gebe auch braune<br />

und sogar pinkfarbene Schäferhunde.<br />

Schwarze möge er aber lieber. Dass Schäferhunde<br />

die bissigsten Hunde sind,<br />

stimme übrigens gar nicht. Begic mag<br />

heute nicht mehr vom Krieg erzählen.<br />

Er hat für heute genug von Sarajevo.<br />

„Ich muss jetzt wirklich los“, sagt er.<br />

Gleich fährt sein Bus nach Hause. In die<br />

Berge. Vor dem Krieg hat er dort seine<br />

Ferien verbracht, „alle schönen Erinnerungen“<br />

hat er von dort. Im Winter sind<br />

die Berge tief verschneit. Mittlerweile<br />

haben Minensuchtrupps die ersten Pisten<br />

gesäubert. Bald könnte hier wieder Ski<br />

gefahren werden. Könnte. „Der Krieg hat<br />

verhindert, dass wir Jüngeren das lernen“,<br />

sagt Begic. „Jetzt sind wir zu alt.“<br />

Er setzt die Sonnenbrille auf und geht.<br />

* Name geändert<br />

LEBEN WIE IM KRIEG. HEUTE MUSST<br />

GEDANKEN MACHEN, RECHNUNGEN<br />

BIST GEFANGEN IM KAPITALISMUS.“<br />

Irfan Gazdic, 28,<br />

Soldat<br />

Viele Häuser sind wieder<br />

aufgebaut, die Bars gut<br />

besucht. Doch die Spuren<br />

des Krieges bleiben. Wie<br />

auf der Bobbahn und<br />

dem Veteranenfriedhof,<br />

den Irfan Gazdic bewacht<br />

49


50<br />

STADTLEGENDEN<br />

NIEMAND DA<br />

John F. Kennedy lebt. In Bielefeld. Der vermeintlich erschossene<br />

Ex-Präsident wird dort versteckt gehalten, wo es niemand<br />

für möglich hält. Der Hintergrund: Kennedy darf nicht<br />

über die vorgetäuschte Mondlandung von 1969 sprechen.<br />

JFK in Bielefeld? Nur ein Gerücht. Eines von vielen. Seit<br />

über 15 Jahren gibt es Hinweise darauf, dass die Stadt am<br />

Teutoburger Wald nicht existiert. Unbekannte stellten Texte<br />

ins Internet, die eine Verschwörung unglaublichen Ausmaßes<br />

beschreiben: Es heißt, dass ganz Bielefeld eine einzige Kulisse<br />

ist – mitsamt der Sparrenburg, der Universität und dem<br />

Jahnplatz. Dass Autobahn-Abfahrten gebaut und Tausende<br />

Telefonnummern eingerichtet wurden, um die Illusion aufrecht<br />

zu erhalten. Den Begründern dieser Theorie zufolge<br />

wurden alle 300 000 Einwohner einer Gehirnwäsche unterzogen.<br />

Sie sollen behaupten, in Bielefeld zu wohnen, zu<br />

arbeiten, zu leben. Diesen Sommer kommt sogar ein Film in<br />

die Kinos, der mit einer Heldengeschichte versucht, die Existenz<br />

Bielefelds als real zu verkaufen.<br />

Doch kann diese Geschichte stimmen? Fakt ist, dass es<br />

seit Beginn der Verschwörung immer mehr Hinweise darauf<br />

gibt, wer die Fassade Bielefelds für seine Zwecke nutzen<br />

könnte. Möglich ist, dass sich die Maya dort auf den drohenden<br />

Weltuntergang 2012 vorbereiten, oder die Mafia die<br />

Übernahme aller Pizzerien in Deutschland plant. Gleichzeitig<br />

könnten die USA ihre legendäre Militärbasis Area 51 nur gebaut<br />

haben, um von ihren abscheulichen Tests in<br />

Bielefeld abzulenken.<br />

Es heißt, in Bielefeld müssten die Menschen<br />

im Dauerregen leben. Sie führten ein tristes Leben<br />

ohne Emotionen und kommunizierten nur über die<br />

Laute „Jo“, „Nee“ und „Läuft“. Die Menschen<br />

seien einem Großunternehmer ausgesetzt,<br />

der sie mit Puddingpulver, Backmischungen<br />

und Tiefkühlpizza ernährt. Sie<br />

müssten durch Straßen laufen, von denen<br />

eine aussieht wie die andere und<br />

sollten auf eine „Alm“ wandern, die<br />

sich nun „Schüco Arena“ nennt, um<br />

WWW. klartext-magazin.de<br />

Interview mit dem<br />

Produzenten des Films<br />

„Bielefeld-Verschwörung“<br />

JEDER HAT SCHON VON BIELEFELD GEHÖRT,<br />

ABER KEINER IST JEMALS DORT GEWESEN.<br />

KEIN WUNDER. DENN OSTWESTFALENS<br />

GRÖSSTE STADT GIBT ES ÜBERHAUPT NICHT<br />

TEXT SEBASTIAN REUTER ILLUSTRATION JUDITH URBAN<br />

elf Arminia-Amateuren beim Fußballspielen zuzuschauen.<br />

Das graue Namenlose wurde zum namenlosen Grauen.<br />

Aber kann das sein? Gibt es diese Stadt wirklich nicht?<br />

Wer der Sache nachgeht, bei der „Bielefelder Marketing<br />

GmbH“ anruft und nachfragt, was dran sei an dem Gerücht,<br />

landet bei Tanja Babic. Am Telefon lacht sie nur. „Sie wollen<br />

wohl testen, ob es uns auch wirklich gibt“, sagt sie. Antworten<br />

gibt sie nicht.<br />

Die Anzeichen der Nicht-Existenz Bielefelds verdichten<br />

sich jedenfalls weiter: Jeder hat schon von dieser Stadt gehört,<br />

keiner ist je dort gewesen. Es gibt nur Menschen, die<br />

„aus der Nähe“ von Bielefeld stammen. Aufgewachsen ist<br />

dort niemand. Und dann noch dieses „U-Bahn-Netz“. Gerade<br />

einmal sieben (!) Stationen – für eine ganze Stadt. Lächerlich.<br />

Vielleicht ist den geheimen Mächten beim Bau ihrer<br />

Bielefeld-Kulisse das Geld ausgegangen. Und: Bielefeld soll<br />

in OSTWESTfalen liegen. Ganz in der Nähe eines Örtchens<br />

namens HIDDENhausen. Natürlich.<br />

Wer noch Zweifel daran hat, was es mit dieser vermeintlichen<br />

Stadt auf sich hat, kann beruhigt sein. Nicht einmal<br />

der Autor dieser Zeilen ist sich wirklich sicher. Dabei stammt<br />

er „aus der Nähe“<br />

von Bielefeld.


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52<br />

850 Lagerräume gibt es im Selfstorage<br />

in München-Giesing. In jedem<br />

versteckt sich eine Geschichte


LEBEN<br />

IN DER BOX<br />

„Meiner ist viel stabiler“, sagt Andreas<br />

Walbrunn. „Aber nicht so schick wie<br />

meiner“, entgegnet seine Freundin<br />

Doris Bülles. Die Münchner wollen<br />

zusammen ziehen. Aus zwei Haushalten<br />

wird einer, da hat nicht alles Platz.<br />

Vieles gibt es doppelt – die beiden<br />

Kleiderschränke etwa, von denen sie<br />

sich nicht trennen können. Seinen<br />

Couchtisch haben sie schon zum Sperrmüll<br />

gebracht, ihren Ikea-Sessel auch.<br />

Aber die Schlafzimmermöbel wollen<br />

sie nicht wegwerfen, Kühlschrank<br />

und Waschmaschine auch nicht. Wer<br />

weiß, wie das klappt mit der gemeinsamen<br />

Wohnung. Bei MyPlace in<br />

München-Giesing mietet sich das<br />

Paar nun ein drei Quadratmeter großes<br />

Lagerabteil. Die Lösung: Ihr Spiegelschrank<br />

kommt in die Wohnung,<br />

sein Eichenschrank ins Lager.<br />

Ein großes Gebäude, und darin<br />

lange Gänge mit bis zu Tausend Türen:<br />

Früher war das ein düsteres Szenario<br />

für Science-Fiction-Filme. Heute ist es<br />

die Lösung für die Probleme, die eine<br />

rastlose Gesellschaft aufwirft: Selfstorage.<br />

Hinter jeder Tür versteckt<br />

sich ein Lager, das bis zu 50 Quadratmeter<br />

groß ist.<br />

Gründe, so eine Lagerbox zu mieten,<br />

gibt es viele. Paare ziehen zusammen,<br />

trennen sich. Das neue Haus ist noch<br />

nicht fertig zum Umzug. Heute muss<br />

man mobil sein, geht für die Firma nach<br />

Singapur, legt ein Auslandssemester<br />

ein. Und wechselt ständig die Wohnung.<br />

Die Menschen haben mehr Freizeit,<br />

Surfbretter, Skier und Motorräder.<br />

Laut einer Emnid-Umfrage hat jeder<br />

vierte Haushalt zu wenig Stauraum.<br />

Die schönen Sachen wegwerfen? Auf<br />

keinen Fall. Selfstorage ist ein Symptom<br />

TEXT MANUELA ANTOSCH FOTO THOMAS KLINGER<br />

WEGGEPACKT UND ABGESTELLT:<br />

SELFSTORAGE IST DIE LÖSUNG FÜR<br />

DIE MOBILE GESELLSCHAFT<br />

unseres modernen Lebensstils. Wir<br />

sind flexibler, binden uns nicht mehr<br />

an eine Wohnung, an eine Stadt.<br />

Nichts ist endgültig; deshalb packen<br />

wir Teile unseres Lebens auf Standby<br />

in den Container.<br />

Luigi Tortora ist Italiener und kocht<br />

leidenschaftlich gerne. Die wichtigste<br />

Zutat: Olivenöl extra vergine – „sonst<br />

kann man das Kochen vergessen“.<br />

Aber seine Wohnung ist zu klein, er<br />

hat keinen Keller. Deshalb lagern zehn<br />

Kartons mit Öl und zehn mit italienischem<br />

Rotwein in seinem Abteil<br />

Nummer 1156. Das muss reichen, bis<br />

er wieder in die Heimat fährt.<br />

1970 eröffnete der Unternehmer<br />

Chuck Barbo in den USA das erste<br />

Selbstlagerzentrum. Heute sind es dort<br />

mehr als 37 000. Nach Deutschland<br />

kam die Idee erst um die Jahrtausendwende,<br />

mittlerweile gibt es 59 Anlagen.<br />

„Damit ist der Bedarf aber noch lange<br />

WIR BINDEN UNS NICHT<br />

MEHR AN EINE WOHNUNG,<br />

AN EINE STADT<br />

nicht gedeckt“, sagt Martin Brunkhorst,<br />

Geschäftsführer des Marktführers<br />

MyPlace und Sprecher des deutschen<br />

Selfstorage-Verbands. Der Jahresumsatz<br />

der deutschen Branche liege im<br />

dreistelligen Millionenbereich. In den<br />

Jahren 2008 und 2009 sei der Markt um<br />

jeweils 30 bis 40 Prozent gewachsen.<br />

„Deutschland ist der internationalen<br />

Entwicklung noch sehr hinterher“,<br />

sagt er. Auch in den kommenden<br />

Jahren werde die Branche bis zu 25<br />

Prozent wachsen. In München ist die<br />

kleinste Lagerbox 1,25 Quadratmeter<br />

groß und drei Meter hoch. 16 Umzugskartons<br />

haben darin Platz. Für vier<br />

Wochen kostet die Miete 48 Euro.<br />

Als Faustregel gilt: Den Inhalt aus einer<br />

80 Quadratmeter-Wohnung bringt<br />

man gestapelt auf acht Quadratmetern<br />

unter.<br />

„Sauber, sicher, trocken“ sind für<br />

Martin Reiter, zuständig für die sechs<br />

MyPlace-Standorte in München, die<br />

Schlagworte, die Selfstorage ausmachen.<br />

Die Gänge mit den blauen<br />

Wellblechtüren sind hell beleuchtet,<br />

die Sonne scheint durch die Fensterfront.<br />

Heizungen halten die Temperatur<br />

auf acht bis zehn Grad. Elke Schäffer<br />

sitzt am Empfang. Sie weiß: Hinter<br />

jeder der 850 Türen auf den sechs<br />

Etagen verbergen sich Geschichten,<br />

fröhliche und traurige. Das Gebäude<br />

nennt sie „Kummerkasten“. Sie macht<br />

nicht nur die Mietverträge, sondern<br />

vermittelt auch Wohnungsmakler, die<br />

Nummer der Telefonseelsorge oder<br />

lässt die Sachen eines Kunden bei der<br />

Ex-Frau abholen.<br />

Was die Mieter einlagern, das<br />

müssen sie nicht angeben. Verboten<br />

sind nur einige wenige Dinge: Tiere,<br />

Pflanzen, Sprengstoffe, <strong>Dr</strong>ogen.<br />

Manche Männer wollen hier auch<br />

übernachten, wenn die Frau sie rausgeworfen<br />

hat. Das geht natürlich nicht.<br />

In Zürich haben die Betreiber in<br />

verwaisten Abteilen schon ein ausgestopftes<br />

Krokodil und menschliche<br />

Skelette gefunden. In Brighton versteckte<br />

ein Mörder die Leiche in einer<br />

Lagerbox. Auch in München stieg<br />

schon mal übler Geruch aus einem<br />

Abteil. Eine Kundin hatte einen Kühlschrank<br />

eingelagert. Und das<br />

Hackfleisch darin vergessen.<br />

WWW. klartext-magazin.de<br />

Schränke stapeln beim<br />

Möbel-Tetris; Interview<br />

mit Martin Brunkhorst<br />

53


BLINDTEXT<br />

RASTLOS<br />

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WAR EINMAL. HEUTE GIBT ES<br />

VIEL MEHR FÜR AUF DIE HAND<br />

TEXT CHRISTIN GOTTLER,<br />

SEBASTIAN REUTER<br />

GLÜCKLICH<br />

& XIFAN YANG<br />

FOTOS THOMAS KLINGER<br />

Im quis nim ea feum iriure con henis ro diam, consequatue feugait ip exer dipit ipit praesed tis nonum vel ilit la-<br />

nos acin henit, sustion ex eu faccumm sit augueros non vel utat. Cip eum ipore deliquating exer sit accum vero<br />

odolore min velis nullutpate dol<br />

suscil ut ea cortion ullaoreet prat. Do- odoloborper acipissi.<br />

Ectem ex essisi eu feumsan ectem lendi gnismodit auguercilla facipit vo- Agna facipsum velesse magnibh<br />

irillamcommy nos nulput nissi.<br />

lobortie magna conse feu feu feugiam et, volorperat lut prat.<br />

Uguero eu feu feugiam dolor susto ipsustie eugiamc onsequisl dit lore dit, Ipsum nonsent illaore vullamcor sit<br />

conullam, quis at adigna consed do- vent dolent lummy nullandit wissecte- pratueros endre ming et luptatu eratin<br />

lendre esenim volesse volendionsed tum dignit do ex eu feum aute velisl in hendionsecte magna conse feu feuis<br />

delent wis delesto od mincin hendit vero erat, sed dipit, con ex ea conum elit, qui te ming eraestrud tat, quat.<br />

autate feugiam, sisi.<br />

alis nonsequis aciliquiscil euisit wisl ut Utat erations at at ute faccum quatie<br />

Ip et, veliquis non ullamconulla ali- nostrud tionsed mod eugiam quamet, commy nullum dolobore conullum dossequisit<br />

lam augue dolorem dolorem sequat.<br />

lobor iustrud tatin venibh ea facidunt<br />

zzrit iurem vulput nim aliquis estie co- Aliquate tat wis dolum augiam, qui acilisi.<br />

nullam, commodignibh ea facing ea er sum dolor iusciduisse te dipsusc<br />

Aliquam ipis nim vullut ute vent<br />

feu faccummy nit ad magna cor sed ipiscil iquiss Im quis nim ea feum iriure etueriusto con vel et ing euisit pratue-<br />

magna feumsan hendionse modions con henis nos acin henit, sustion ex eu ro diam, consequatue feugait ip exer<br />

equisci bla commod dunt velendions- faccumm odolore min velis nullutpate sit augueros non vel utat. Cip eum iped<br />

tat wismod tat, velisisl et adio odio dol<br />

suscil ut ea cortion ullaoreet prat. Do-<br />

er sustin ute consequis nim dolessit<br />

Ectem ex essisi eu feumsan ectem lendi gnismodit auguercilla facipit vo-<br />

incip exero odolore dolumsan ulla irillamcommy nos nulput nissi.<br />

lobortie magna conse feu feu feugiam<br />

commy num ex eugiat lute dit adignim Uguero eu feu feugiam dolor susto ipsustie eugiamc onsequisl dit lore dit,<br />

vel endre tat. Ut nit lam nibh et, quis ex conullam, quis at adigna consed do- vent dolent lummy nullandit wissecte-<br />

euismodolore molorem iliquam conselendre esenim volesse volendionsed tum dignit do ex eu feum aute velisl in<br />

quate euissi.<br />

delent wis delesto od mincin hendit vero erat, sed dipit, con ex ea conum<br />

Te feugait veliquamet, con utat lo- autate feugiam, sisi.<br />

alis nonsequis aciliquiscil euisit wisl ut<br />

re vel ute feu feum nulput ut iniat.<br />

Ip et, veliquis non ullamconulla ali- nostrud tionsed mod eugiam quamet,<br />

Ulputet, veliquis aliquat, velenis ssequisit lam augue dolorem dolorem sequat.<br />

am, venismo dolendreet ut in elissit lo- zzrit iurem vulput nim aliquis estie co- Aliquate tat wis dolum augiam, qui<br />

re dolorpe raessed tet nonumsan euis nullam, commodignibh ea facing ea er sum dolor iusciduisse te dipsusc<br />

ad molortisim accum aliquatue vent feu faccummy nit ad magna cor sed ipiscil iquisse velit aut ea at lum<br />

ero cor aute enim nit vullandre feui tat magna feumsan hendionse modions vendreet la cor ing ea amet wis num el<br />

iusciliquat. Aciduis ectem veliquat, se- equisci bla commod dunt velendions- utpat laoreet voloreetue vel do cons<br />

quisi.ed<br />

tat wismod tat, velisisl et adio odio euguercidunt prat. Duisi bla facillaor<br />

Elit alit num volorperos autat. Ore er sustin ute consequis nim dolessit sisi erilisc illam, quipsusci tet ad dolor<br />

dolupta tincin exerostis nonsequatum incip exero odolore dolumsan ulla irillaorper se et nos eugue min hent<br />

dipit ipit praesed tis nonum vel ilit la- commy num ex eugiat lute dit adignim wismodo delis duis nullan ullaore feuore<br />

deliquating exer sit accum vero vel endre tat. Ut nit lam nibh et, quis ex gue veratem iriusto ese vullan veli-<br />

odoloborper acipissi.<br />

euismodolore molorem iliquam consequam vent incil inissim vullum vero-<br />

Agna facipsum velesse magnibh quate euissi.<br />

strud eumsandre ming eu feugiam<br />

et, volorperat lut prat.<br />

Te feugait veliquamet, con utat lo- zzrilis nisim dolorer ciliquipit praese<br />

Ipsum nonsent illaore vullamcor sit re vel ute feu feum nulput ut iniat. minisi elenim dolestio digna commy<br />

pratueros endre ming et luptatu eratin Ulputet, veliquis aliquat, velenis nonum iure mod magniscip ercidunt ut<br />

hendionsecte magna conse feu feuis am, venismo dolendreet ut in elissit lo- la autet praesse feuis adipsus cipsu-<br />

elit, qui te ming eraestrud tat, quat. re dolorpe raessed tet nonumsan euis sto ea commolortis nummodip eriusto<br />

Utat erations at at ute faccum quatie ad molortisim accum aliquatue vent consequamet velisim zzriure feum ve-<br />

commy nullum dolobore conullum do- ero cor aute enim nit vullandre feui tat niamet, vulputpat.<br />

lobor iustrud tatin venibh ea facidunt iusciliquat. Aciduis ectem veliquat, se-<br />

acilisi. BREZELINA<br />

quisi.<br />

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et ing euisit pratue- dolupta tincin exerostis nonsequatum venismo lorting exer inibh esto corem<br />

ZIELGRUPPE Erstsemester-Studenten, die sich nach Muttis Eintopf sehnen<br />

GESCHMACK Solider Sattmacher. Kartoffelbrei bleibt Kartoffelbrei<br />

PASSENDE SITUATION Nach einer Weisheitszahn-OP im Weltall<br />

TO-GO-FAKTOR Schnell gekauft. Schnell verputzt. Schnell vergessen<br />

54<br />

66<br />

WWW. klartext-magazin.de<br />

Video: volt testet den<br />

To-Go-Burger


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PREIS 3,95 Euro<br />

ZIELGRUPPE Geizige Bordbistro-<br />

Boykottierer<br />

GESCHMACK Wie Weißbier aus<br />

dem Zahnputzbecher – gleicher<br />

Geschmack, unechtes Mouthfeeling<br />

PASSENDE SITUATION Spontan-Date<br />

im Euro-Express<br />

TO-GO-FAKTOR Meilenstein für den<br />

mobilen Alkoholkonsum<br />

MR. ASIA ALGENSALAT<br />

PREIS 3,50 Euro<br />

ZIELGRUPPE Gesundheitsbewusste Karrierefrauen<br />

GESCHMACK Wie Fisch, nur als Gemüse<br />

PASSENDE SITUATION Nach der Yoga-Stunde<br />

TO-GO-FAKTOR Quadratisch, praktisch, geruchsintensiv<br />

SCHICHTWECHSEL TORTE IM GLAS<br />

PREIS 2,70 Euro plus Pfand<br />

ZIELGRUPPE Die Mädels aus der Bebe-Young-Care-WG<br />

GESCHMACK Sahnig. Fruchtig. Himmlisch<br />

PASSENDE SITUATION Sonntagspicknick im Stadtpark mit<br />

gemütlichem Schlaf-T-Shirt und dicker Wolljacke<br />

TO-GO-FAKTOR Umwelt-, aber nicht verbraucherfreundlich.<br />

1. Wo ist der Löffel? 2. Wer bringt die Pfandgläser zurück?<br />

55


56<br />

STADTGESPRÄCH<br />

»DER TOD, DAS<br />

MUSS EIN WIENER<br />

Johanna Wokalek ist direkt und auf<br />

wache Art extrem schnell. Noch bevor<br />

die Schauspielerin („Die Päpstin“,<br />

„Der Baader Meinhof Komplex“) den<br />

Florianihof, ihr Stammcafé in der Wiener<br />

Josefstadt, ganz betreten hat,<br />

weiß sie, wo die Interviewer sitzen<br />

und begrüßt sie wie alte Bekannte. Die<br />

35-Jährige strahlt einnehmend. Vermutlich<br />

klingen deshalb alle Porträts,<br />

als wären die Autoren verliebt. Das<br />

Gespräch endet so abrupt, wie es<br />

begonnen hat: Mit einem freundlich<br />

bestimmten „Leute, ich kann nicht<br />

mehr!“ Sehr unwienerisch.<br />

Frau Wokalek, Wienern wird nachgesagt,<br />

narzisstisch zu sein. Ist die<br />

Stadt eine Bühne für ihre Bewohner?<br />

Die Wiener haben einen Hang zum<br />

Theatralischen. Sie lieben das Ränkespiel<br />

und beherrschen die Hohe Kunst<br />

der Intrige. Vieles wird verschleiert.<br />

Es gibt immer wieder Skandale, vieles<br />

bleibt undurchsichtig.<br />

SCHAUSPIELERIN JOHANNA WOKALEK<br />

ÜBER SPAZIERGÄNGE AUF FRIEDHÖFEN,<br />

SCHMÄH UND ANDERES THEATER<br />

INTERVIEW JAKOB BIAZZA & CHRISTIN GOTTLER<br />

FOTO KLEMENSHORVATH.COM<br />

Das klingt bedingt einladend.<br />

Naja, die Wiener sind äußerst humorvoll<br />

und können über sich selbst lachen.<br />

Aber die Stadt hat eben auch diese<br />

Schattenseiten. Die Unterwelt zum<br />

Beispiel ist doch auch ein großes<br />

Thema in österreichischer Literatur<br />

und in Filmen. Der Typus des Wiener<br />

Strizzis eben. Hier in diesem Café<br />

saß beispielsweise früher immer<br />

Jack Unterweger…<br />

…der Schriftsteller, der wegen<br />

elffachen Frauenmordes verurteilt<br />

wurde und sich in seiner Gefängniszelle<br />

erhängt hat…<br />

Das gehört einfach zu dieser Stadt,<br />

ist aber nur die eine Seite der Medaille.<br />

Auf der anderen ist Wien wunderschön<br />

und gelassen. Ich liebe die<br />

Kaffeehaus-Kultur. Die Menschen hier<br />

können sehr bewusst genießen, sich<br />

fallen lassen und einen ganzen Tag<br />

damit verbringen, vom Café zum<br />

Heurigen zu wechseln. Es ist erhol-<br />

SEIN«<br />

sam für mich, diesen Rhythmus zu<br />

übernehmen, gerade wenn ich von<br />

anstrengenden <strong>Dr</strong>ehs wiederkomme.<br />

Sie haben vor einiger Zeit gesagt,<br />

dass Sie einen „leeren Alltag“<br />

brauchen, um innerlich zur Ruhe zu<br />

kommen. Bietet Wien den?<br />

Genau das meine ich. Ich kann theoretisch<br />

den ganzen Tag hier sitzen und<br />

Zeitung lesen, selbst wenn ich dabei<br />

nur einen Kaffee trinke. Nie würde<br />

sich ein Kellner deswegen beschweren.<br />

Das gibt es woanders nicht. Man kann<br />

in Wien auch wunderbar spazieren<br />

gehen. Zum Beispiel in den Weinbergen<br />

in Grinzing, dem Wienerwald oder auf<br />

dem Zentralfriedhof.<br />

Auf dem Zentralfriedhof? Haben Sie<br />

eine morbide Seite?<br />

Wien ist morbid. Da geht man eben auf<br />

dem Zentralfriedhof spazieren. Wie<br />

es so schön heißt: „Der Tod, das muss<br />

ein Wiener sein.“


58<br />

Muss man in sich ruhen, um sich<br />

in Wien wohl zu fühlen?<br />

Ich würde eher sagen: Man muss<br />

diese Gelassenheit zulassen können.<br />

Jemand, der das nicht kann und immer<br />

denkt, das ist mir zu langsam, wird<br />

hier anecken.<br />

Ist dem Wiener Ihr Starstatus<br />

tendenziell egal?<br />

Unbedingt. Die Menschen hier sind<br />

sehr selbstbewusst. Sie finden es<br />

interessant, wenn jemand zum Beispiel<br />

Theater spielt, machen aber auch kein<br />

großes Aufheben drum. Schließlich<br />

sind sie ja auch wer! Oder wie Qualtinger<br />

gesagt hat: „In Wien musst’ erst<br />

sterben, bevor sie dich hochleben<br />

lassen. Aber dann lebst’ lang.“<br />

Also doch Narzissmus?<br />

Ich bleibe bei Selbstbewusstsein.<br />

Ganz pauschal gesagt: Der Wiener<br />

mag sich und seine Kultur, ist stolz<br />

auf Burgtheater, Josefstadt und<br />

Musikverein – auch, wenn er über<br />

all das immer wieder grantelt, sich<br />

selbst eingeschlossen.<br />

„Oper, Burg und Josefstadt“ – für den<br />

Wiener Chanson-Kabarettisten <strong>Georg</strong><br />

Kreisler sind das seit den Siebzigerjahren<br />

Synonyme für das Spießbürgerliche<br />

der Stadt.<br />

Wien hat sich schon sehr verändert<br />

seither. Mittlerweile gehen auch viele<br />

junge Leute ins Theater, wissen die<br />

Institution zu schätzen und sehen<br />

die Inszenierungen mit großer Lust<br />

und Neugier.<br />

Gibt es Unterschiede zwischen Wienern<br />

und, sagen wir mal, Deutschen?<br />

Ich lebe jetzt seit mehr als zehn<br />

Jahren in Wien, und je länger ich hier<br />

bin, desto größer finde ich die Unterschiede.<br />

Mir fällt vor allem auf, wie<br />

diplomatisch die Wiener sein können.<br />

Wenn man hier etwas ablehnt, sagt<br />

man die Dinge anders. Mehr in so<br />

einem Blumenbouquet. Da bleibt<br />

vieles offener und nicht so direkt<br />

benannt. Das hat auch Vorteile.<br />

Sie meinen den berühmten<br />

Wiener Schmäh.<br />

Ja, das ist auch Teil des Schmähs.<br />

Aber ich bin da überhaupt nicht<br />

wienerisch, weil ich immer sehr klar in<br />

meinen Aussagen bin.<br />

Haben Sie von Anfang an geplant, in<br />

Wien zu leben?<br />

Ich habe mich nach dem Abitur hier an<br />

der Schauspielschule beworben. Als<br />

ich die Zusage bekam, habe ich festgestellt,<br />

dass ich meine Koffer unbewusst<br />

bereits so gepackt hatte, dass ich gleich<br />

bleiben konnte. Hinzu kamen Freunde,<br />

die mir das Ankommen sehr erleichtert<br />

haben. Und ich habe schnell gemerkt,<br />

dass das hier eine Theaterstadt ist.<br />

Hier werden ja sogar Theaterabos<br />

über Generationen vererbt! (lacht)<br />

Nach der Schauspielschule haben Sie<br />

ein festes Engagement am Theater<br />

Bonn bekommen. Wie hat es Ihnen da<br />

gefallen?<br />

Die Bonner sind auch viel ins Theater<br />

gegangen. Die Vorstellungen waren<br />

immer ausverkauft. Das waren sehr<br />

prägende und lehrreiche Jahre, weil<br />

ich jeden Abend auf der Bühne stand<br />

und gespielt habe. Damit fehlte mir<br />

dort aber auch die Muße für die Stadt<br />

selbst. Vielleicht ist Bonn deshalb nie<br />

zu einem Teil von mir geworden, obwohl<br />

es eine schöne Zeit war.<br />

Wie sieht’s aus mit Ihrer Landlust?<br />

Ich glaube, ich bin nicht gemacht fürs<br />

ausschließliche Landleben. Ich bin<br />

hier in fünf Minuten überall, im Burgtheater,<br />

im Akademietheater, in Bars.<br />

Hier, in der Josefstadt, wohnen viele<br />

Schauspieler und so trifft man sich<br />

immer wieder. Man kann sich unterhalten<br />

und austauschen. Das ist<br />

wichtig für mich.<br />

Die Stadt ist also Grundvoraussetzung<br />

für kulturellen Austausch?<br />

Für mich auf jeden Fall. Denn als<br />

Schauspieler ist man oft allein mit sich<br />

und seiner Rolle. Gerade deswegen<br />

brauche ich den Austausch und dafür<br />

auch die Stadt.<br />

Sie sind sehr fokussiert. Ihre Kollegen<br />

bewundern Sie dafür, dass Sie sich so<br />

in Ihren Rollen verlieren können. Wie<br />

machen Sie das?<br />

Ich möchte immer alles – und vor allem<br />

nicht zu früh aufgeben. Ich tauche<br />

dann ganz ab, lese viel, höre Musik. Es<br />

entsteht ein Sammelsurium an Gedanken,<br />

Texten und Bildern, aus denen<br />

dann meine Rolle wird.<br />

Bleiben Sie denn auch im Privaten in<br />

Ihrer aktuellen Rolle?<br />

Natürlich trage ich die Rolle, in die ich<br />

schlüpfe, mit mir herum, erlebe die<br />

Welt anders. Trotzdem bin ich oft froh,<br />

wenn ich die Rollen wieder los bin.<br />

Manchmal kann es fast unheimlich<br />

sein, wenn man eine Rolle schon sehr<br />

lange in sich trägt.<br />

Und dann?<br />

Dann kommen oft Löcher. Meine<br />

Freunde werden wichtig. Und ich habe<br />

das starke Bedürfnis, mich an einem<br />

Ort aufzuhalten, der mir gut tut. Dieser<br />

Ort ist Wien. Ich fahre dann durch die<br />

Stadt und alles ist so, wie es schon<br />

lange ist. Das ist beruhigend.<br />

Johanna Wokalek wurde 1975 in<br />

Freiburg geboren. Sie studierte am<br />

Max-Reinhardt-Seminar in Wien<br />

Schauspiel, unter anderem bei Klaus<br />

Maria Brandauer. Seit elf Jahren<br />

gehört sie zum Ensemble des Wiener<br />

Burgtheaters. „Barfuss“ (2005) war<br />

ihr erster großer Kinoerfolg.<br />

Auf dieser Seite: Johanna Wokaleks<br />

persönlicher Stadtplan, exklusiv für<br />

volt entworfen.


Jurylegende Carlo Cavicchi, italienischer Rennsportexperte und<br />

Ex-Rallyefahrer, verfügt über 40 Jahre Erfahrung als Fachjournalist<br />

und Chefredakteur diverser Autotitel. Sein Auto 20�0?<br />

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BLINDTEXT<br />

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66


66<br />

ERDBEBEN<br />

SICHER<br />

STÄDTE TRIUMPHIEREN ÜBER DIE<br />

NATUR. SCHEINBAR. DENN WENN ES<br />

BEBT, KÖNNEN SIE ZUM GRAB FÜR<br />

TAUSENDE MENSCHEN WERDEN.<br />

BESONDERS GEFÄHRDET IST ISTANBUL<br />

TEXT DAVID SCHELP<br />

Mit den Bildern kehrte die Angst<br />

zurück nach Istanbul. Sie zeigten<br />

Trümmer, wo vorher Gebäude gestanden<br />

hatten, in ihnen Menschen,<br />

die Freunde und Verwandte beweinten.<br />

Und sie zeigten die Toten. Über<br />

220 000 Menschen starben, als Haiti<br />

am 12. Januar <strong>2010</strong> bebte. Es war das<br />

verheerendste Erdbeben des 21. Jahrhunderts.<br />

Bislang. Das ist es, was den<br />

Einwohnern Istanbuls Angst macht.<br />

Denn in das Mitleid, das Meschen<br />

weltweit für die Opfer von Haiti empfinden,<br />

mischt sich in der 15-Millionen-<br />

Metropole das Bewusstsein, dass ihr<br />

schon bald ein ähnliches Schicksal<br />

drohen könnte. Forscher rechnen für<br />

Istanbul mit einem Großbeben, das<br />

mindestens 50 000 Menschen töten<br />

und eine halbe Million obdachlos machen<br />

wird. Einige Schätzungen gehen<br />

sogar von mehreren Hunderttausend<br />

Toten aus. Die Vereinten Nationen<br />

warnen, dass nirgends auf der Welt<br />

mehr Menschen bei einem Erdbeben<br />

umkommen würden als in Istanbul.<br />

Die Stadt liegt in einem seismischen<br />

Hochrisikogebiet. Und die meisten<br />

Häuser sind so gebaut, dass sie nicht<br />

standhalten werden. Die Katastrophe<br />

ist unausweichlich.<br />

Und nicht nur Istanbul, auch viele<br />

andere Städte stehen auf unsicherem<br />

Terrain: Basel, das im 14. Jahrhundert


FOTO NATIONAL ARCHIVES AND RECORDS ADMINISTRATION<br />

durch das stärkste Erdbeben nördlich<br />

der Alpen seit Menschengedenken<br />

verwüstet wurde und für das Forscher<br />

erneut gewaltige Erdstöße voraussagen.<br />

San Francisco, das zuletzt 1989<br />

von einem Großbeben heimgesucht<br />

wurde, an dessen Westrand gefährlich<br />

nahe die erschütterungsreiche<br />

San-Andreas-Verwerfung verläuft.<br />

Bukarest, wo das Zentrum des drohenden<br />

Bebens bekannt ist, wo die<br />

Bewohner rechtzeitig vorgewarnt<br />

werden könnten.<br />

Die Städte wurden dort errichtet,<br />

wo sie besser nicht stehen sollten: auf<br />

Böden, unter denen sich Kontinentalplatten<br />

aneinander reiben, ineinander<br />

verkeilen, in denen sich gewaltige<br />

Spannungen aufbauen und irgenwann<br />

in Erdstößen entladen. „Die Erde bebt<br />

und schwankt, das Meer braust auf, die<br />

Schiffe schlagen zusammen, die Häuser<br />

stürzen ein“, schreibt Johann<br />

Wolfgang von Goethe über ein Erdbeben,<br />

das 1755 Lissabon zerstörte. Schon<br />

immer hinterlässt die Natur die größten<br />

Schäden dort, wo der Mensch dachte,<br />

sie ausgesperrt zu haben – in der Stadt.<br />

„Das Istanbul-Beben ist längst<br />

überfällig“, sagt Marco Bohnhoff vom<br />

Geoforschungszentrum Potsdam,<br />

„nur, wann genau es kommt, können<br />

wir leider nicht voraussagen.“ Mit<br />

türkischen Kollegen forscht Bohnhoff<br />

seit Längerem am Bosporus. Nicht<br />

nur Asien und Europa, Morgen- und<br />

Abendland treffen hier aufeinander,<br />

unter der Erdoberfläche kollidieren<br />

tektonische Platten. Etwa 20 Kilometer<br />

südlich der Stadtgrenze unter dem<br />

Marmarameer schiebt sich die anatolische<br />

Mikroplatte im Jahr etwa 25<br />

Millimeter an der eurasischen Platte<br />

entlang. Mittlerweile haben sich die<br />

beiden Platten fest ineinander verhakt,<br />

unter der Erdkruste sind gewaltige<br />

Spannungen entstanden. Schon bald<br />

könnten sie sich ruckartig lösen.<br />

In einem Beben.<br />

Fast 70 Prozent beträgt die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass es in Istanbul in<br />

den kommenden 30 Jahren zu einem<br />

»BIS STÄRKE 7,6<br />

IST ALLES DRIN«<br />

heftigen Erdstoß kommen wird. „Bis<br />

Stärke 7,6 ist alles drin“, sagt Bohnhoff.<br />

In keiner Stadt der Welt würden die<br />

Schäden so groß sein wie hier. Rund<br />

90 Prozent der Gebäude sind nicht<br />

erdbebensicher, zu oft wurde am Baumaterial<br />

gespart. Wie ernst die Lage<br />

ist, zeigt auch ein Merkblatt des deutschen<br />

Generalkonsulats in Istanbul.<br />

„Packen Sie einen Rucksack mit den<br />

notwendigen Dingen, um drei Tage auf<br />

San Francisco wurde 1906 von<br />

einem Erdbeben zerstört.<br />

Über 3000 Meschen starben. In Istanbul<br />

kann jederzeit Ähnliches passieren<br />

einem Sammelplatz im Freien durchzuhalten“,<br />

steht da. Oder als Tipp an<br />

verschüttete deutsche Staatsbürger:<br />

„Schlagen Sie an eine Wand und<br />

versuchen Sie Geräusche zu erzeugen.<br />

Vergessen Sie nicht, dass Suchtruppen<br />

Sie in der Stille der Nacht<br />

besser hören können.“<br />

Die Menschen in Istanbul kennen<br />

die Bedrohung. Sie haben gelernt mit<br />

der Gewissheit zu leben, dass der<br />

Boden unter ihren Füßen jederzeit beben<br />

kann und dass ihre Häuser dann<br />

zur Falle werden könnten. Die Stadtverwaltung<br />

hat begonnen, besonders<br />

marode Viertel zu sanieren. Sie bietet<br />

Erdbebenseminare in wackelnden<br />

Klassenzimmern an, in denen Schulkinder<br />

lernen, wie sie sich bei einem<br />

Beben verhalten müssen und richtet<br />

Warnsysteme ein. Die sollen im Notfall<br />

binnen weniger Sekunden die Gasversorgung<br />

unterbrechen, Bahnen stoppen<br />

und chemische Fabriken abschalten,<br />

um so Schlimmeres zu verhindern.<br />

Manche Istanbuler sorgen trotzdem<br />

lieber selbst vor: Sie schlafen auf dem<br />

Dach, um nicht verschüttet zu werden,<br />

tragen zu Hause Sturzhelme und horten<br />

Wasserkanister und Konserven in<br />

ihren Wohnungen. Die Bilder aus Portau-Prince<br />

haben sie wach gerüttelt.<br />

Sie haben Angst, dass bald ähnliche<br />

Bilder um die Welt gehen. Aus Istanbul.<br />

67


ABGESANG AUF…<br />

68<br />

DIE<br />

PANFLÖTE<br />

TEXT FLORIAN HAAS<br />

ILLUSTRATION JUDITH URBAN<br />

Wo ist sie hin? Sie ist nicht mehr<br />

zu hören. Und auch nicht mehr zu<br />

sehen. Die Panflöte hat sich aus<br />

der Fußgängerzone verabschiedet.<br />

Nirgends tönt mehr „El Cóndor Pasa“.<br />

Kein Cóndor, kein Pasa! Qué pasa?<br />

Zeit für den Abgesang auf ein Instrument, das <strong>2010</strong> von uns<br />

gegangen ist. Das so vieles in den Abgrund mitgerissen hat.<br />

Und dessen Niedergang vorherbestimmt war.<br />

Lange schon zeichnete sich der Absturz ab. Die alten<br />

Griechen nannten die kleine Braune nach ihrem Erfinder,<br />

nach Pan, dem Gott der Natur. Damit waren die Weichen<br />

gestellt. Ein nach dem Naturgott bezeichnetes Musikspielzeug<br />

musste in der Großstadt einfach scheitern! Zudem<br />

entwickelte das Instrument eine desaströse Aura: 1970<br />

veröffentlichten Simon und Garfunkel die globale Hymne<br />

aller Panflötisten: „El Cóndor Pasa“. Das dazugehörende<br />

Album „Bridge Over Troubled Water“ war die letzte Zusammenarbeit<br />

der Musiker, danach trennte sich das Duo; viele<br />

der 78 (offiziell bekannten) Coverversionen des peruanischen<br />

Volksliedes brachten ihren Interpreten kein Glück,<br />

Bata Illic wurde für sein Musikverbrechen noch 40 Jahre<br />

später mit dem RTL-Dschungelcamp bestraft; der Kondor<br />

kam im Erscheinungsjahr von „El Cóndor Pasa“ auf die Liste<br />

der bedrohten Tierarten; Hertie ging 2008 pleite, Karstadt ein<br />

Jahr später insolvent, das Pangeflöte stand den Kaufhäusern<br />

stets zur Seite (oder eher: vor der Türe).<br />

So setzte sich das Unglück fort: Wer mit der verfluchten<br />

Panflöte und ihrem Lied in Verbindung kam, war dem Untergang<br />

geweiht. Pan, Wort des Verderbens! Unheilbringender<br />

Name von Peter Pan, das Kind, das in Neverland<br />

lebt und… Neverland! So hieß doch die<br />

Ranch von Michael Jackson, der 2009 starb, dem<br />

Jahr, in dem die Schweinegrippen-Pandemie über den Erdball<br />

rollte. All die Katastrophen! Der frühere Fußballnationalspieler<br />

Christian Pander musste seinem Namen Tribut zollen<br />

und sein Sportgeschäft im vergangenen Herbst wegen roter<br />

Zahlen schließen. Dem Panda fehlt der Nachwuchs, das<br />

Pestizid-Aktions-Netzwerk PAN kann den steigenden Absatz<br />

von Insektensprays nicht verhindern, die Sammelbilder-Firma<br />

Panini hinkt dem Rekordjahr 2006 hinterher. Panama leidet<br />

unter der Weltwirtschaftskrise, der zuckrige Pancake kämpft<br />

wie auch die cremige Panna Cotta mit diäthypebedingten<br />

Imageverlusten. Panzer, Panne, Pansche – Panik! Die drei<br />

diabolischen Buchstaben ziehen das Negative so zwingend<br />

nach sich wie der Manager seinen Trolley. Kein Wunder,<br />

dass die Flöte sterben musste.<br />

Doch vielleicht gibt es die Auferstehung: Simon und<br />

Garfunkel sind auf Comeback-Tournee, die Welthits-CD des<br />

deutschen Panflötengotts Hans Eiter (!) erfreut sich wieder<br />

großer Beliebtheit, und die Uni Linz sammelt mit dem Studienfach<br />

Panflöte die verbliebenen Talente. Ein Ersatzname<br />

stünde auch parat. In Bayern nennen die Alpen-Indigenos<br />

die Panflöte Fotzenhobel. Fotzenhobel! Pantastischer Name!<br />

WWW. klartext-magazin.de<br />

Alles rund um die Flöte,<br />

den Kondor und Hans<br />

Eiter im Audio-Feature


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<strong>2010</strong><strong>preis</strong><br />

Die Gesundheitsreform<br />

sieht vor,<br />

dass künftig alle<br />

gesetzlichen Krankenkasseninsolvenzfähig<br />

sind.<br />

Auch für die landesunmittelbaren<br />

Krankenkassen,<br />

die derzeit noch<br />

als insolvenzunfähig<br />

gelten, soll die<br />

Insolvenzfähigkeit<br />

hergestellt werden.<br />

Gleichzeitig<br />

werden die bestehendenBundesverbände<br />

als soli<br />

Wettbewerb für Printmedien,<br />

Hörfunk und Fernsehen!<br />

Zugelassen sind Beiträge junger Jour -<br />

nalistinnen und Journalisten bis 35 Jahre<br />

zu den Themen Gesundheit und Soziales,<br />

die <strong>2010</strong> in einer in Bayern erscheinenden<br />

Zeitung bzw. Zeitschrift veröffentlicht<br />

oder von einem Rundfunksender<br />

mit Sitz in Bayern ausgestrahlt worden<br />

sind. Beiträge aus den elektronischen<br />

<strong>Medien</strong> außerhalb Bayerns sind zulässig,<br />

wenn sie einen thematischen Bezug zum<br />

Freistaat haben.<br />

Im Printbereich wird zudem ein bundesweiter<br />

Sonder<strong>preis</strong> ohne Altersbeschränkung<br />

vergeben.<br />

Der <strong>Medien</strong><strong>preis</strong> ist mit insgesamt<br />

25.500 Euro dotiert.<br />

Informationen und Anmeldung:<br />

Internet: www.aok-medien<strong>preis</strong>.de<br />

e-mail: presse@by.aok.de<br />

Telefon: 089 62730-146<br />

AOK Bayern, Zentrale, Pressestelle<br />

Carl-Wery-Str. 28, 81739 München<br />

Ausgeschrieben von der AOK Bayern in<br />

Zusammenarbeit mit den Nachwuchsjournalisten<br />

in Bayern (NJB) e.V. - unterstützt<br />

von der Deutschen Journalistenschule<br />

(DJS) e.V. München.


BLINDTEXT<br />

70<br />

MEXICO CITY<br />

MADRID


FEHLER<br />

IN DER<br />

MATRIX<br />

VERMESSUNG DER WELT: FÜR SEIN STREET VIEW-PROGRAMM FOTOGRAFIERT<br />

GOOGLE JEDEN WINKEL IN UNSEREN STÄDTEN. SCHON BALD WIRD DER KON-<br />

ZERN DIE DEUTUNGSHOHEIT ÜBER DEN ÖFFENTLICHEN RAUM GEWONNEN<br />

HABEN. DAS MÜNCHNER KÜNSTLERDUO LANG & TROIA ZEIGT IN EINER SERIE,<br />

WIE STREET VIEW IM INTERNET EINE NEUE HYPERREALITÄT ERSCHAFFT<br />

BILDER AUS DER SERIE „LOST IN ABBILDUNG“ VON FUDO LANG & ALBERTO TROIA<br />

NEW YORK<br />

71


72<br />

TOKIO<br />

MADRID


... DIE IN STÄDTEN VERBOTEN SIND<br />

KONZEPT DIANA AUST<br />

10 DINGE…<br />

§ 1 LONDON STERBEN IM WEST-<br />

MINSTER-PALAST § 2 LOS ANGELES<br />

AN KRÖTEN LECKEN § 3 SINGAPUR IM<br />

FAHRSTUHL PINKELN § 4 ATLANTA<br />

GIRAFFEN AM LATERNENPFAHL<br />

FESTBINDEN § 5 MIAMI MÄNNER<br />

IN BADEMÄNTELN OHNE GÜRTEL<br />

§ 6 WINNIPEG NACKTSEIN IM EIGENEN<br />

HAUS OHNE DIE ROLLLÄDEN<br />

RUNTERZULASSEN § 7 DALLAS HUNDE<br />

OHNE RÜCKLICHTER BEI NACHT<br />

§ 8 DETROIT MÄNNER, DIE FRAUEN<br />

AM SONNTAG BÖSE ANGUCKEN<br />

§ 9 WASHINGTON ALLES AUSSER MISSI-<br />

ONARSSTELLUNG § 10 SHANGHAI<br />

HUNDE IN DER INNENSTADT<br />

QUELLE „NACKT DUSCHEN STRENG VERBOTEN“ VON ROMAN LEUTHNER<br />

73


STADTFINDEN<br />

74<br />

WELCHE STADT<br />

SUCHEN WIR?<br />

KOMBINIEREN SIE<br />

VOR-/NACHNAME<br />

MIT EINEM BEGRIFF<br />

(DEUTSCH ODER<br />

ENGLISCH).<br />

FALSCHSCHREIBEN<br />

ERWÜNSCHT!<br />

KONZEPT DIANA AUST &<br />

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WWW. klartext-magazin.de<br />

Die Aufl ösung<br />

FOTOS KARL LAGERFELD, ANWEBER/PHOTOCASE, DPA, CHRISTOPH WALTER/PHOTOCASE, DPA, THOMAS KLINGER


Sparkassenverband<br />

Bayern<br />

eine Initiative der<br />

in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Journalisten-Verband<br />

Chancen nutzen.<br />

Netzwerke knüpfen.<br />

12. Finanz-Presse-Forum<br />

vom 6. bis 8. Oktober <strong>2010</strong><br />

in Wildbad Kreuth<br />

Das Finanz-Presse-Forum der Sparkassen-Finanzgruppe Bayern und des Bayerischen Journalisten-Verbands<br />

ist eine in der bayerischen <strong>Medien</strong>welt einmalige Veranstaltung und<br />

in vielen Redaktionen eine feste Größe der journalistischen Weiterbildung.<br />

Durch Vorträge, Diskussionen und spannende Expertengespräche zu aktuellen Wirtschaftsthemen<br />

können Jungjournalisten und Volontäre ihr Wissen zu finanzwirtschaftlichen<br />

Zusammenhängen vertiefen und Kontakte zu erfahrenen <strong>Medien</strong>profis und anderen<br />

Teilnehmern knüpfen.<br />

Die vier finanzwirtschaftlichen Themenblöcke werden von Alexander Kain, Stv. Chefredakteur<br />

der Passauer Neuen Presse, moderiert. Höhepunkte an den beiden Abenden<br />

sind die Diskussionen mit Bernd Ernemann, Chefredakteur von MUNICH ONLINE und<br />

<strong>Dr</strong>. Wolfram Weimer, dem neuen Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Focus.<br />

Bewerben Sie sich zeitnah für diese kostenfreie Veranstaltung. Die Teilnehmerzahl ist<br />

limitiert. Weitere Informationen und das Anmeldeformular finden Sie im Internet unter:<br />

www.finanz-presse-forum.de.<br />

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