Dr. Georg Schreiber 2010 Medien- preis
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volt<br />
KLARTEXT<br />
SPANNUNGSFELD STADT<br />
DAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN JOURNALISTENSCHULE<br />
LEHRREDAKTION 48K <strong>2010</strong><br />
#01<br />
ES WIRD ENG<br />
IDEEN FÜR DIE METROPOLEN VON MORGEN<br />
ÜBER DER STADT<br />
LEBEN AUF DEM DACH<br />
SARAJEVOS GEDÄCHTNIS<br />
DIE SPUREN DER BELAGERUNG<br />
JOHANNA WOKALEK<br />
MALT IHR WIEN
IMPRESSUM<br />
Zum Einstieg eine kurze Frage: Berlin oder Bad<br />
Zwischenahn? Na eben. Wir wollen in die Stadt. Wir<br />
leben hier gerne. Deshalb machen wir volt. Was<br />
Sie in Ihren Händen halten, ist kein Stadtmagazin,<br />
das Partys ankündigt und die neue Sushi-<br />
Bar am Hauptbahnhof testet. volt ist eine Zeitschrift<br />
über das Lebensgefühl in der Stadt,<br />
unabhängig von einer bestimmten Postleitzahl und<br />
Ländervorwahl. Zurzeit verkaufen sich Magazine<br />
sehr gut, die das Glück auf dem Land propagieren,<br />
die Entspannung im Grünen. volt steht für Spannung.<br />
Die Stadt lebt von der Vielfalt und der Masse, von<br />
Reibung und Tempo. Hier prallen Welten aufeinander<br />
– Spannung baut sich auf und entlädt sich.<br />
Dann entstehen: große Kunst, Massenschlägereien,<br />
Megastau. Nicht alles in der Stadt ist großartig. Die<br />
Stadt lärmt und stinkt. Sie hetzt und stresst uns.<br />
Manchmal hassen wir das. Meistens lieben wir sie<br />
dafür. Aber nie lässt sie uns los. Die Stadt ist der Ort,<br />
sagte der amerikanische Architekt Louis Kahn, an<br />
ALLE<br />
dem ein Junge entdeckt, was er mit seinem Leben<br />
machen will. Für uns bleibt sie der Platz der unbegrenzten<br />
Möglichkeiten. Im Schwerpunkt dieser<br />
Ausgabe haben wir die perfekte Stadt gesucht und<br />
Berlin, Brüssel und Happy City gefunden. Ein<br />
Ergebnis vorab: Wer alles plant, wird scheitern.<br />
Denn die Stadt ist das, was wir daraus machen. Sie<br />
lebt von denen, die sie gestalten und erleben wollen.<br />
Die Stadt ist unser Spielplatz. Spielen Sie mit!<br />
DRIN?<br />
volt<br />
KLARTEXT Nr. 20<br />
Ein Magazin<br />
der Lehrredaktion 48K<br />
der Deutschen Journalistenschule<br />
www.klartext-magazin.de<br />
Herausgeber<br />
Deutsche Journalistenschule<br />
Altheimer Eck 3<br />
80331 München<br />
Telefon 089/2355740<br />
www.djs-online.de<br />
Chefredaktion<br />
Jakob Biazza<br />
Xifan Yang<br />
Fabian Reinbold (V.i.S.d.P.)<br />
Chefin vom Dienst<br />
Christin Gottler<br />
Artdirektion<br />
Manuela Antosch<br />
Textchef<br />
Christian Helten<br />
Bildredaktion<br />
Julia Stanek<br />
Redaktion<br />
Manuela Antosch, Diana Aust, Jakob<br />
Biazza, Benjamin von Brackel, Anna<br />
Fischhaber, Christin Gottler,<br />
Florian Haas, Christian Helten, Simon<br />
Hufeisen, Fabian Reinbold, Sebastian<br />
Reuter, David Schelp, Michaline<br />
Skupin, Julia Stanek, Xifan Yang<br />
Beratung<br />
Carolin Schuhler (Konzept)<br />
Michael Weies (Layout)<br />
Sebastian Krawczyk (Layout)<br />
Thomas Klinger (Foto)<br />
Chris Bleher (Text)<br />
Christian Jakubetz (Online)<br />
Sven Szalewa (Technik)<br />
Anzeigen<br />
cross.com, Tanja Leis<br />
Venusstraße 1<br />
82205 Gilching<br />
Telefon 08105/390799<br />
leis@cross-com.de<br />
Lithografie<br />
Regg Media GmbH<br />
Dachauer Straße 233<br />
80637 München<br />
Telefon 089/1591820<br />
www.reggmedia.de<br />
<strong>Dr</strong>uck<br />
Bosch-<strong>Dr</strong>uck GmbH<br />
Festplatzstraße 6<br />
84030 Ergolding<br />
Telefon 0871/76050<br />
www.bosch-druck.de<br />
Dank an<br />
Ulrich Brenner, Stefan Canham,<br />
ddp images, dpa Picture-Alliance,<br />
Flashbox München, Veronica<br />
Hanglberger, Tony Kemplen, Fudo<br />
Lang, Thomas Lupo, Kai Metzner,<br />
Rocket Store München, Segway<br />
Tour Munich, Team der Deutschen<br />
Journalistenschule,<br />
Rebecca Telford, Alberto Troia,<br />
Unitedskateboardartists, Judith<br />
Urban, Werksküche Hamburg,<br />
Fabian Zapatka<br />
EDITORIAL<br />
03
04<br />
12 DIE PERFEKTE STADT<br />
Ideen für morgen: wie sich Metropolen<br />
weltweit für die Zukunft rüsten<br />
19 WIE EINSAM KLINGT DIESER ORT?<br />
Ein Klangforscher erklärt, wie Geräusche<br />
das Stadtleben beeinflussen<br />
20 BRÜSSELISIERT<br />
Der Hauptsitz der EU-Bürokratie ist selbst<br />
hoffnungslos verplant<br />
voltINHALT<br />
58<br />
Exklusiver Wien-Stadtplan, gestaltet von<br />
Schauspielerin Johanna Wokalek<br />
SCHWERPUNKT<br />
06 SIGHTSEEING Lasst die Spiele beginnen<br />
22 MEINE LANDFLUCHT Saralisa Volm<br />
50 STADTLEGENDEN Bielefeld<br />
56 STADTGESPRÄCH mit Johanna Wokalek<br />
73 10 DINGE... die man in Städten nicht darf<br />
68 ABGESANG AUF... die Panflöte<br />
74 BILDERRÄTSEL Finde die Stadt! R<br />
24 KEIN MORGEN DANACH<br />
Die X-Cess-Bar stand in München für<br />
hemmungsloses Feiern. Jetzt schließt sie<br />
26 FAVELA OBSCURA<br />
Bilder vom Papageienhügel: Brasilianische<br />
Kinder fotografieren ihren Slum<br />
30 GEKOMMEN UM ZU GEHEN<br />
Die Stadt vor der Stadt. Gedanken zur<br />
Parallelwelt Flughafen<br />
32 GROSSSTADTREVIER<br />
Sie sind unter uns: Wildtiere erobern<br />
die Metropolen<br />
34 MIT ALLEN MITTELN<br />
Wer kommt am schnellsten durch München?<br />
volt macht den Verkehrstest<br />
38 OBEN<br />
Über der Stadt: In Hamburg ist es Luxus,<br />
in Hong Kong treibt die Not aufs Dach<br />
42 HOMELY PLANET<br />
Unsere Freunde ziehen immer weiter weg.<br />
Über eine neue Definition von Heimat<br />
44 SARAJEVOS GEDÄCHTNIS<br />
Wie die Belagerung die Stadt und ihre<br />
Menschen bis heute prägt<br />
52 LEBEN IN DER BOX<br />
Ein Heim, verstaut auf acht Quadratmetern.<br />
Zu Besuch in einer Selfstorage-Anlage<br />
54 RASTLOS GLÜCKLICH<br />
Keine Zeit zum Essen. volt hat die<br />
Nachfolger des Coffee-To-Go probiert<br />
60 TRAUMPAARE<br />
Sneaker sind die urbansten Schuhe überhaupt.<br />
Eine Modestrecke<br />
66 ERDBEBEN. SICHER.<br />
Auf wackligem Terrain. Städten wie Istanbul<br />
drohen verheerende Erschütterungen<br />
70 FEHLER IN DER MATRIX<br />
Im Blick des großen Bruders. Die verzerrte<br />
Welt von Google Street View<br />
U B R I K E N
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06<br />
SIGHTSEEING<br />
LASST DIE<br />
SPIELE<br />
BEGINNEN<br />
REDAKTION JULIA STANEK
LONDON<br />
STADTMATROSEN<br />
Der Ausblick auf das Riesenrad<br />
„The London Eye“ ist so schön,<br />
dass man direkt das Rudern<br />
vergessen könnte. In Bötchen<br />
aus Sperrmüll lassen sich die<br />
Leute treiben. Und zwar nicht<br />
auf der Themse, sondern 15<br />
Meter über der Straße, auf dem<br />
Dach der Londoner Hayward<br />
Gallery. Zum 40. Geburtstag<br />
des Ausstellungshauses hatte<br />
die österreichische Künstlergruppe<br />
Gelitin einen Pool gebaut<br />
und ihn geflutet.<br />
FOTOS TONY KEMPLEN, GELITIN 20088<br />
07
08<br />
SIGHTSEEING
MAILAND<br />
STADTAFFE<br />
Zug um Zug kämpft sich Jenny<br />
Lavarda die Betonkonstruktion<br />
des Giuseppe-Meazza-Stadions<br />
empor, ein Stockwerk nach<br />
dem anderen. Sie deutet die<br />
Funktion des Bauwerks um, definiert<br />
es als sportliche Herausforderung.<br />
Schon lange wird in<br />
Städten geklettert, bisher allerdings<br />
in Hallen. Immer mehr<br />
Kletterer entdecken jetzt die<br />
urbane Architektur für sich. Sie<br />
hangeln an Brückenpfeilern<br />
entlang, suchen Tritte und Griffe<br />
in Ritzen von Mauern und<br />
Glasfassaden. Der Trendsport<br />
nennt sich „Buildern“. Der<br />
Name ist eine Wortmischung<br />
aus „Building“ (Gebäude) und<br />
„Bouldern“ (Klettern ohne Seil<br />
an Felsen in sicherer Höhe).<br />
FOTO DAMIANO LEVATI / RED BULL PHOTOFILES<br />
09
10<br />
SIGHTSEEING
BERLIN<br />
STADTRITTER<br />
Tomaten pfeifen über die Brücke,<br />
Orangensalven donnern<br />
zurück. Die Total Krassen<br />
Kreuzberg Gegner (TKKG)<br />
schmeißen verschimmeltes<br />
Gemüse auf die Kreuzberger<br />
Landwehr, die mit Wasserbomben<br />
antwortet. Und dann ist da<br />
noch die Hedonistische Internationale.<br />
Sie wechselt minütlich<br />
die Fronten. Alle paar Jahre<br />
herrscht auf der Grenze zwischen<br />
Friedrichshain und<br />
Kreuzberg Krieg. Seit die<br />
Bezirke 1998 zusammengelegt<br />
wurden, tragen die selbsternannten<br />
Kampfverbände hier<br />
Gemüseschlachten aus. Das<br />
Ziel: den Gegner auf der Oberbaumbrücke<br />
über die Spree<br />
drängen. Wer gewonnen hat,<br />
ist stets umstritten. Nach der<br />
Schlacht ist vor der Schlacht.<br />
FOTO DDP<br />
11
DIE PERFEKTE<br />
STADT ES<br />
TEXT ANNA FISCHHABER<br />
BILDER AUS DER SERIE „HOUSEHOLD<br />
EMULSION“ VON REBECCA TELFORD<br />
Kein Abfall, kein Abwasser, keine Abgase.<br />
Die Stadt steht auf gigantischen<br />
Betonstelzen sieben Meter über dem<br />
Wüstensand und ist für Fußgänger<br />
reserviert. Eine Ebene unter den Menschen<br />
gleiten lautlos Elektroautos<br />
ohne Fahrer entlang. Das Trinkwasser<br />
wird aus solarbetriebenen Entsalzungsanlagen<br />
gepumpt, Frischluftkorridore<br />
senken die Temperatur. Was nach<br />
Science-Fiction klingt, wird derzeit im<br />
Emirat Abu Dhabi nach den Plänen<br />
des Architekten Norman Foster aus<br />
dem Boden gestampft. 2020 soll Masdar<br />
City fertig sein – die erste emissi-<br />
WIRD ENG. WELTWEIT<br />
DROHT METROPOLEN DER<br />
KOLLAPS. ARCHITEKTEN<br />
ENTWERFEN PLÄNE FÜR<br />
MORGEN, SCHEICHS<br />
VERWIRKLICHEN SIE. DER<br />
TRAUM VON DER STADT<br />
OHNE MAKEL IST ALT – UND<br />
BISHER IMMER GEPLATZT<br />
onsfreie Stadt für die Zeit nach dem Öl.<br />
Bis zu 50 000 Menschen könnten dann<br />
in der arabischen Klima-Oase leben.<br />
Doch nicht nur die Suche nach neuen<br />
Energiequellen, auch Platzmangel<br />
macht Städten auf der ganzen Welt<br />
Modell für die Zeit nach dem Öl:<br />
In Abu Dhabi entsteht mitten in der<br />
Wüste die Ökostadt Masdar City<br />
zu schaffen. Noch kühner sind die<br />
Visionen auf dem beengten Inselstaat<br />
Japan. Ginge es nach ihren Planern,<br />
könnte sich irgendwann eine schwimmende<br />
Stadt wie eine Pyramide 4000<br />
Meter aus dem Pazifik erheben. Eine<br />
FOTO MASDAR CITY<br />
13
BLINDTEXT<br />
14<br />
In Paris wollte Le Corbusier Teile des alten<br />
Zentrums für Hochhäuser abreißen lassen.<br />
Sein „Plan Voisin“ wurde nie verwirklicht<br />
500 Millionen Tonnen schwere Stahlkonstruktion<br />
soll die X-Seed 4000 vor<br />
der Küste Tokios tragen. Mit Wohnungen,<br />
Fabriken, Seen und Wäldern<br />
für eine Million Bewohner. Auf dem<br />
Dach ließe sich ganzjährig Skifahren.<br />
Bereits in den Achtzigerjahren entworfen,<br />
hält sich die Idee bis heute<br />
in den Köpfen. Technisch realisierbar<br />
ist sie nicht. Noch nicht.<br />
Seit jeher träumen die Menschen<br />
von einer besseren Welt. Von der<br />
perfekten Stadt, die Aussicht auf ein<br />
glücklicheres Leben bietet. Die Folgen<br />
des Klimawandels und die Bevölkerungsexplosion<br />
machen eine solche<br />
Stadt heute notwendiger denn je:<br />
Während Anfang des 19. Jahrhunderts<br />
97 Prozent der Menschen auf dem<br />
Land lebten, wohnt heute mehr als die<br />
Hälfte in Städten. Pro Woche ziehen<br />
eine Million Menschen<br />
in afrikanische<br />
und asiatische Städte.<br />
Bis 2050 wird die<br />
Stadtbevölkerung<br />
weltweit noch einmal<br />
um 25 Prozent zunehmen.<br />
Nach Schätzungen<br />
der Vereinten<br />
Nationen werden dann<br />
drei Viertel der Menschen<br />
in Städten leben.<br />
Das entspricht in<br />
40 Jahren etwa<br />
6,7 Milliarden.<br />
Unser Leben wird<br />
nicht mehr dasselbe<br />
sein. Das gigantische<br />
Wachstum läutet das<br />
Ende Jahrtausender<br />
alter Siedlungsformen<br />
ein, neue Utopien<br />
sind gefragt. Megacitys<br />
wie Jakarta oder<br />
Mumbai droht der<br />
Kollaps. In China ziehen<br />
bald 350 Millionen<br />
Menschen in<br />
STRAFE FÜR POLEN<br />
Der Legende nach wollte die<br />
kommunistische Regierung<br />
Polens das als reaktionär verschriene<br />
Krakau bestrafen –<br />
und klotzte den qualmenden<br />
Moloch Nowa Huta daneben.<br />
Hier sollte Stahl für Russland<br />
produziert werden. Architekten<br />
bauten die passende Stadt dazu:<br />
Wohnblöcke im betongrauen<br />
Einheitslook. Der Plan stammte<br />
von Stalins Strategen: die<br />
Schaffung des sozialistischen<br />
Menschen. Die Verheißung von<br />
Wohlstand lockte viele Arbeiter<br />
an die Weichsel. Doch eine<br />
Stadt ohne Kirche war für die<br />
katholischen Polen unvorstellbar.<br />
Der Streit um ein Holzkreuz<br />
provozierte Widerstand gegen<br />
das Regime. Heute sind viele<br />
Stahlarbeiter arbeitslos, ihre<br />
Kinder führen Touristen durch<br />
die sozialistische Musterstadt.<br />
Michaline Skupin<br />
Städte, die erst noch gebaut werden<br />
müssen. Auch in westlichen Industrieländern<br />
zieht es die Menschen in<br />
die Metropolen. Der Traum vom Haus<br />
im Grünen? Vergangenheit. Zwar<br />
schrumpft in Europa die Bevölkerung,<br />
das Deutsche Institut für Urbanistik<br />
fand jedoch heraus, dass die Mittelschicht<br />
immer weitere Teile der Innenstädte<br />
besetzt. Die alternden Städte<br />
halten da kaum Schritt.<br />
Siedlungen überall auf der Welt<br />
müssen sich modernisieren. In den<br />
Niederlanden entstehen bereits ganze<br />
Stadtviertel auf dem Wasser, um sich<br />
vor dem steigenden<br />
Meeresspiegel zu<br />
schützen. „Überschwemmungen<br />
und<br />
Dürre werden Abermillionen<br />
zwingen,<br />
ihre Heimat zu verlassen“,<br />
warnt Philipp<br />
Oswalt, Direktor des<br />
Bauhaus Dessau,<br />
das wie keine andere<br />
Architekturschule<br />
des 20. Jahrhunderts<br />
die Moderne geprägt<br />
hat. Sebastian Seelig,<br />
Stadtplaner an der<br />
TU Berlin, spricht von<br />
einer der „größten<br />
Herausforderungen<br />
unseres Jahrhunderts“.<br />
Das haben auch die<br />
Organisatoren der<br />
Expo <strong>2010</strong> in Shanghai<br />
erkannt. „Better City,<br />
better life“ heißt die<br />
erste Weltausstellung<br />
zum Leben in der Metropole.<br />
Doch der<br />
Traum von der perfekten Stadt ist<br />
schon oft geplatzt.<br />
Bereits in der Antike haben die Menschen<br />
über die ideale Stadt für eine<br />
ideale Gesellschaft nachgedacht. Die<br />
griechische Polis stand nicht nur für<br />
ein urbanes, sondern auch für ein<br />
politisches Organisationskonzept. In<br />
Platons Idealpolis macht jeder Mensch,<br />
was er kann – „Philosophenkönige“<br />
schaffen Ordnung, Bauern sorgen für<br />
die Ernährung. Was für eine Seele<br />
oder einen Menschen gerecht sei, lasse<br />
sich auch auf eine Stadt übertragen,<br />
schrieb der Philosoph. Der Schweizer<br />
Architekt Le Corbusier nahm Platon<br />
wörtlich: Sein Entwurf „Plan Voisin“<br />
sah vor, die Pariser Innenstadt zugunsten<br />
von Hochhäusern plattzumachen<br />
– zugunsten eines Zentrums für die<br />
Elite, für „eine Armee, die das Land<br />
regiert“. Ab 1951 baute Le Corbusier in<br />
Indien Chandigarh. Eine Stadt, die wie<br />
ein Mensch funktionieren sollte. Mit<br />
Kopf, Lungen, Kreislauf und Intellekt.<br />
Nicht nur die Analogie zwischen<br />
Mensch und Stadt, auch die Liebe zur<br />
Geometrie übernahm der Architekt vom<br />
Philosophen. Chandigarh ist eine Betonvision<br />
im rechten Winkel, Symbol für ein<br />
modernes Indien, entstanden auf einem<br />
Schweizer Reißbrett. Nichts überließ<br />
Le Corbusier dem Zufall: Wohngebäude<br />
durften nur drei Stockwerke haben,<br />
selbst das Wechselspiel von Licht und<br />
Schatten war geplant. Eine Einförmigkeit,<br />
die sich nur schwer mit einem<br />
Land verträgt, in dem es mehr als<br />
Hundert Sprachen und Ethnien gibt.<br />
Die Stadt ist, sehr untypisch für Indien,<br />
in Sektoren aufgeteilt. Die Wege dazwischen<br />
sind lang: In Sektor 1 sitzt die<br />
Regierung, in Nummer 14 die Universität,
Sektor 17 ist ein Einkaufsparadies<br />
Auch die Straßen sind unterteilt – auf<br />
den einen donnern die Lastwagen, auf<br />
den anderen zuckeln Rikschas. Nur die<br />
Kühe hatte der Stadtplaner vergessen.<br />
Die heiligen Tiere streunen heute<br />
durchs Zentrum, stehen im Kreisverkehr<br />
und verursachen das Verkehrschaos,<br />
das Le Corbusier so gerne<br />
verhindert hätte. Der Schweizer hatte<br />
wohl nicht bedacht, dass seine peniblen<br />
Ordnungsvorstellungen mit dem chaotischen<br />
indischen Leben kollidieren<br />
mussten. Verglichen mit einem Moloch<br />
wie Neu-Delhi ist die Stadt ein Kurort,<br />
„City beautiful“ nennen sie die Bewohner.<br />
Doch die soziale Mischung<br />
scheiterte an den Sektoren, die auf<br />
Einkommensklassen zugeschnitten<br />
sind. Heute leben in Chandigarh eine<br />
Million Menschen, doppelt so viele<br />
wie vorgesehen. Am Stadtrand wuchern<br />
Slums. Wie in vielen anderen idischen<br />
Metropolen auch.<br />
Doch nicht nur der Philosoph Platon,<br />
auch der Humanist Thomas Morus<br />
inspiriert Stadtplaner bis heute. Knapp<br />
500 Jahre ist es her, dass er mit seinem<br />
epochalen Werk „Utopia“ das Leben<br />
in 54 einheitlichen Städten standardisieren<br />
wollte. Nach dem Ersten Weltkrieg<br />
tauchten seine Musterstädte<br />
wieder auf – beflügelt vom technischen<br />
Fortschritt und von politischen Utopien.<br />
In Eisenhüttenstadt, mitten in Deutschland,<br />
wurde Morus‘ Vision Realität.<br />
DIE MODELL VISION FÜR CHINA BLINDTEXT<br />
Dip Die Bevölkerung elese feugue Chinas duis eugue wächst.<br />
minis Überall amcorercilit im Land werden ad duip deshalb ero<br />
con Idealstädte ullam dunt aus nullut dem nons Boden dio<br />
od gestampft. tem dion Eine ut aut davon augiat, baut sum das<br />
dions Hamburger niatet Architektenbüro<br />
nis adipsusto odoluptat.<br />
Gerkan Urem Marg dolupta und Partner tinisi tat. 60 It<br />
alit Kilometer praestrud südöstlich tiscidunt von incillaor<br />
at Shanghai. vullaorem Lingang dolobortion New City volor soll<br />
in ab ea 2020 am, Platz consequate für 800 000 do Mendoloboreschen euisciduis bieten. 74 am Quadratkilome-<br />
iure tatem<br />
digna ter Fläche feu facil mussten dolorper dafür sit künst- prat<br />
ipit lich nullaore aufgeschüttet min ut werden. at, commodi Den<br />
psusci Stadtkern blam, wird sit ein luptat, kreisrunder quip esseniam<br />
See bilden. dolore Um dit das ullandre Zentrum feu- sind<br />
guercilis ringförmig dolore Wohn- duisl und ut Arbeits- ilit wis<br />
ero viertel con angelegt. ex ent verit Lingang ing enim soll<br />
dolesse internationale quisis nulla Unternehmen ad magna<br />
a anziehen tem digna und feu zum facil Hafenstandort dolorper<br />
sit aufsteigen. prat ipit nullaore Kritiker sagen, min ut at, es<br />
commodi liege zu weit psusci weg blam, von Shanghai. sit<br />
luptat, Eine Touristenattraktion quip esseniam dolore ist die dit<br />
ullandre Stadt bereits: feuguercilis Täglich dolore kommen duisl<br />
Urlauber, ut ilit wis um ero sich con an ex der ent verit<br />
ing Seepromenade enim dolesse zu quisis erholen. nulla<br />
luptat, quip esseniam dolore dit<br />
Unter dem Motto<br />
„Stahl, Brot, Frieden“<br />
legte die Regierung<br />
der DDR 1950 den<br />
Grundstein für ihre<br />
erste sozialistische<br />
Stadt. Die Wohnblöcke<br />
rund um die<br />
Hochöfen sollten<br />
dem Wohle der<br />
Arbeiter dienen.<br />
Dem historischen<br />
Nachbarstädtchen<br />
Fürstenberg, das<br />
der Region über<br />
Jahrhunderte entwachsen<br />
ist, wurde<br />
die Selbstständigkeit<br />
entzogen. Nach<br />
Xifan Yang<br />
der Wiedervereini-<br />
ullandre feuguerci<br />
gung sind Tausende<br />
aus Eisenhüttenstadt weggezogen –<br />
die Vorzeigestadt der Genossen ist<br />
heute eine Geisterstadt.<br />
In Westeuropa regte sich schon vor<br />
Ende des Kalten Krieges der Widerstand<br />
gegen die von oben diktierte<br />
Stadt. Die Menschen besannen sich auf<br />
Metropolen, die mit der Zeit und ihren<br />
Bedürfnissen gewachsen waren.<br />
Anders ist das in Schwellenländern,<br />
sie stehen unter einem weitaus größeren<br />
Urbanisierungsdruck. Stadtneugründungen<br />
erleben dort eine<br />
Renaissance. In Lateinamerika aber<br />
auch in Asien. Aktuell betreut Stadt-<br />
planer Seelig den Bau<br />
einer iranischen Satellitenstadt<br />
bei Teheran.<br />
„Wir versuchen,<br />
dort flexible Räume zu<br />
entwickeln. Die Bewohner<br />
brauchen<br />
mehr Freiheiten, um<br />
so zu leben, wie sie<br />
wollen.“ Sicher ist es<br />
reizvoll, in Gebäuden<br />
mit Solarenergie zu<br />
wohnen, umgeben von<br />
künstlichen Seen und<br />
Elektroautos. Doch die<br />
Lust am Stadtleben<br />
lässt sich nicht aus<br />
der Retorte stillen.<br />
„Es gibt kein Patentrezept“,<br />
sagt Seelig,<br />
„für jeden Ort<br />
braucht es eine individuelle Lösung.“<br />
Stadtplaner könnten nur die Rahmenbedingungen<br />
schaffen. „Identität kann<br />
man nicht planen.“ Das, was eine<br />
Metropole für viele ausmacht, lässt<br />
sich nicht von heute auf morgen erzwingen.<br />
Gewachsene Städte sind<br />
Gedächtnis der Menschen, sind Arenen<br />
der Macht und ihres Verfalls. In Berlin<br />
ist es der ganz eigene Charakter, der<br />
die Stadt so spannend macht. Es ist<br />
die Stein gewordene Geschichte<br />
„Unter den Linden“, die Ruine der<br />
Gedächtniskirche. Nicht der durchgeplante<br />
Potsdamer Platz. „Berlin ist<br />
so unbeholfen und das macht es<br />
sympathisch“, sagt Conrad Rodenberg,<br />
der ein Plattenlabel in Neukölln betreibt.<br />
„Perfekt an Berlin ist, dass es<br />
nicht perfekt ist.“ Auch in New York<br />
sind es die Freiräume, die Künstler aus<br />
aller Welt anlocken. Nicht die fertigen,<br />
vorgesetzten Orte. Wo Bewohner die<br />
Stadt selbst gestalten, wird sie lebendig.<br />
„Die U-Bahnen ächzen, die Wände<br />
bröckeln, die Menschen spinnen“,<br />
sagt Bloggerin Kathrin Leist, die vor<br />
fünf Jahren nach New York gezogen<br />
Holt die Bauern in die Stadt: Vincent<br />
Callebaut entwarf für New York<br />
eine Farm in Form eines <strong>Dr</strong>achenflügels<br />
FOTOS FLC/BILDKUNST, GRZEGORZ ZIEMIANSKI (WWW.FOTOHUTA.PL), GMP ARCHITEKTEN, VINCENT CALLEBAUT<br />
15
16<br />
ist. „Mit seinen Fehlern<br />
fühlt man sich<br />
genau richtig.“<br />
Nicht nur die<br />
Stadtbewohner, auch<br />
die Architekten haben<br />
das inzwischen erkannt.<br />
„Jede Stadt<br />
braucht ein Gesicht<br />
– und eine Utopie.<br />
Es kommt nur darauf<br />
an, wie gut diese<br />
Utopie ist“, sagt<br />
Vittorio Magnago<br />
Lampugnani, Professor<br />
für die Geschichte<br />
des Städtebaus an<br />
der Eidgenössischen<br />
Technischen Hochschule<br />
Zürich. „HistorischeStadtstrukturen“,<br />
glaubt er, „funktionieren immer<br />
noch am besten.“ Die Authentizität<br />
und Verknüpfung mit dem Leben vermöge<br />
keine noch so perfekte Nachahmung<br />
zu reproduzieren. „Wichtig<br />
ist, dass sich die Bewohner mit ihrer<br />
Stadt identifizieren können.“<br />
Beispiel Südkorea: Weil Seoul mit<br />
mehr als 22 Millionen Menschen zu<br />
bersten drohte, plante die alte Regierung<br />
eine neue Hauptstadt im Nirgendwo.<br />
Inzwischen mehren sich kritische<br />
Stimmen. Die selbst ernannte „Happy<br />
City“ Sejong könnte zur reinen Schlafstadt<br />
werden. Die Kräne stehen still,<br />
die futuristische Hochhaus-Oase soll<br />
nun Wissenschaftsmetropole für weit<br />
weniger Menschen werden. In Seoul<br />
selbst gibt es seit Kurzem verkehrsberuhigte<br />
Zonen nach europäischem<br />
Vorbild. Wo einst Autos eine achtspurige<br />
Stadtautobahn entlang rasten,<br />
bummeln nun Passanten. Architekten<br />
wollen die letzten Altstadtviertel retten<br />
– nicht nur wegen der Geschichte,<br />
sondern auch wegen der schmalen<br />
Gassen, die Massenverkehr verhindern.<br />
Ein Experiment, das wegweisend für<br />
WWW. klartext-magazin.de<br />
Was ist perfekt an einer<br />
Stadt? Menschen aus<br />
aller Welt erzählen<br />
PRESTIGE FÜR BRASILIEN<br />
Die Euphorie war groß, als<br />
Brasilien vor 50 Jahren eine<br />
neue Hauptstadt bekam. Rund<br />
1000 Kilometer von der Küste<br />
entfernt. Brasília, komplett am<br />
Reißbrett entworfen, sollte dem<br />
unterentwickelten Hinterland<br />
den Anschluss ermöglichen<br />
– und durch die futuristischen<br />
Bauten des Stararchitekten<br />
Oscar Niemeyer internationale<br />
Anerkennung bringen. Nur letzteres<br />
gelang, 1987 erklärte die<br />
Unesco Brasília zum Weltkulturerbe.<br />
Doch die heute 2,5 Millionen<br />
Einwohner zählende Stadt,<br />
deren Grundriss an ein Flugzeug<br />
erinnert, hat ihre Schwächen:<br />
überdimensionierte Verkehrsachsen,<br />
aber keine Fußwege;<br />
triste Satellitenstädte am Stadtrand.<br />
Selbst Niemeyer gab in<br />
einem Interview zu: „Dieses Experiment<br />
war nicht erfolgreich.“<br />
Julia Stanek<br />
Megacitys von Mexiko-Stadt<br />
bis Sao Paulo<br />
sein könnte.<br />
Fest steht: Es<br />
braucht Ideen, um<br />
die Metropolen der<br />
Welt für die<br />
Zukunft zu rüsten.<br />
Wasser, Energie, Müll<br />
und Verkehr müssen<br />
in die Stadtplanung<br />
einbezogen werden.<br />
1,2 Milliarden Menschen<br />
werden in<br />
20 Jahren ein Auto<br />
haben. „Wenn wir<br />
uns nichts einfallen<br />
lassen, ist der Verkehrsinfarktunausweichlich“,<br />
sagt<br />
Christopher Borroni-<br />
Bird von General Motors. Sein Auto<br />
für das Jahr 2030 sieht aus wie ein Ei,<br />
zum Fahren reicht eine halbe Spur,<br />
Elektromotoren in den Rädern bremsen<br />
und lenken. Die Kommunikation<br />
zwischen den Fahrzeugen soll Unfälle<br />
verhindern. Der Strom reicht für 40<br />
Kilometer. Bei Tempo 40.<br />
Eine weitere Herausforderung sind<br />
die massiven Umweltprobleme, mit<br />
denen Städte kämpfen. 80 Prozent der<br />
Treibhausgase ent-<br />
stehen heute im<br />
urbanen Raum.<br />
Gierig frisst sich der<br />
Moloch ins Umland,<br />
verpestet die Luft, verbraucht Nahrungsmittel<br />
und hinterlässt Unmengen<br />
an Müll. Auf Symposien beschäftigen<br />
sich Forscher mit der Frage, wie sich<br />
der Klimawandel stoppen lässt. „Die<br />
größte Utopie, die wir heute haben, ist<br />
dem Herr zu werden“, sagt Bauhauschef<br />
Oswalt. Es gehe nicht mehr um<br />
den Entwurf einer anderen Zukunft, sondern<br />
darum, Veränderungen zu vermeiden.<br />
„Städter müssen ihre Lebensweise<br />
radikal ändern. Und zwar jetzt.“<br />
1,2 MILLIARDEN MENSCHEN<br />
HABEN 2030 EIN AUTO<br />
In New York hat das Umdenken bereits<br />
begonnen, dort entsteht das erste<br />
kommerzielle Dachgewächshaus.<br />
Ab Herbst sollen darin Gurken wachsen.<br />
Umweltforscher der Columbia<br />
Universität fordern: Bringt die Bauern<br />
in die Stadt. Sie planen in Manhattan<br />
Wolkenkratzer in vertikale Farmen zu<br />
verwandeln. Nur so ließe sich in einer<br />
urbanisierten Welt genügend Nahrung<br />
produzieren. Nach Berechnungen der<br />
Vereinten Nationen stehen im Jahr<br />
2050 pro Mensch nur noch 1300 Quadratmeter<br />
Ackerfläche zur Verfügung,<br />
1970 waren es fast doppelt so viele.<br />
Doch die städtische Landwirtschaft<br />
erfordert eine ausgeklügelte Anbautechnik<br />
– und die ist teuer.<br />
Auch bei schillernden Zukunftsprojekten<br />
wie Masdar City lohnt ein zweiter<br />
Blick. Das Emirat Abu Dhabi steht bislang<br />
nicht gerade für einen umweltbewussten<br />
Lebensstil: Klimaanlagen,<br />
Pools und Geländewagen prägen das<br />
Bild. Die Bewohner der Arabischen<br />
Emirate hinterlassen pro Kopf den größten<br />
ökologischen Fußabdruck. Ob sie an<br />
einem Ort leben wollen, der autofrei ist<br />
und heruntergekühlte Wohnungen nicht<br />
zulässt? Zudem hat das Ideal seinen<br />
Preis: 22 Milliarden Dollar wird allein<br />
der Bau von Masdar City verschlingen.<br />
„Nomaden haben<br />
den Ort nur im Winter<br />
genutzt, weil es<br />
sonst zu heiß ist“,<br />
warnt Philipp Oswalt.<br />
„Dass man mit größten technischen<br />
Anstrengungen dagegen vorgeht, erscheint<br />
mir sehr fragwürdig.“ Ob sich<br />
das irgendwann rechnet, daran zweifeln<br />
inzwischen auch die Scheichs.<br />
Solche Luxusprobleme haben eine<br />
Milliarde Menschen, die weltweit in<br />
städtischen Elendsvierteln leben, nicht.<br />
Solarstrom und Elektroautos helfen<br />
ihnen wenig. Ihre Utopie der perfekten<br />
Stadt: ein Dach über dem Kopf, sauberes<br />
Wasser, eine Kanalisation.<br />
FOTO LUIZ FELIPE DA SILVA DE CASTRO
BLINDTEXT<br />
66
Herr Kusitzky, wie klingt Berlin?<br />
Vor allem nach Verkehr. Es gibt viele<br />
breite Straßen, gesäumt von hohen<br />
Häusern, die den Schall reflektieren.<br />
Aber natürlich hat Berlin auch angenehm<br />
klingende Orte. Ich mag zum<br />
Beispiel den Prager Platz in Wilmersdorf<br />
sehr gerne.<br />
WIE EINSAM KLINGT<br />
DIESER ORT?<br />
DIE PERFEKTE STADT MUSS<br />
SICH AUCH GUT ANHÖREN.<br />
DER KLANGFORSCHER<br />
THOMAS KUSITZKY SUCHT<br />
DEN RICHTIGEN SOUND<br />
INTERVIEW CHRISTIN GOTTLER<br />
Wie hört sich dieser Platz an?<br />
In meinen Ohren urban. Im Sommer<br />
halten sich dort viele Menschen auf,<br />
deren Stimmen sich mit den Straßengeräuschen<br />
mischen. Es klingt städtisch<br />
lebendig.<br />
Sie arbeiten an der Universität und<br />
müssen Ihre Ergebnisse belegen.<br />
Unser Messgerät ist das Ohr. Wir<br />
stellen uns an den jeweiligen Untersuchungsort<br />
und notieren das Gehörte<br />
in einem Protokoll. Wir zählen beispielsweise<br />
auf, welche Klänge wir<br />
hören und bewerten deren Vielfältigkeit.<br />
Danach erfassen wir in einem<br />
zweiten Schritt, wie einsam, beengt<br />
oder geborgen sich dieser Ort anhört.<br />
Das klingt sehr subjektiv.<br />
Wir gehen eben vom Hören aus, nicht<br />
vom Schall. Ein Platz kann für Menschen<br />
in ähnlichen Situationen sehr unterschiedlich<br />
klingen. Wir nehmen den<br />
Klang ja nicht eindimensional wahr.<br />
Wir haben Erwartungen an einen Ort,<br />
sehen und riechen gleichzeitig, haben<br />
Hunger oder sind wütend. Das alles<br />
beeinflusst das Hören. Bisher gab es<br />
keine Worte für so ein umfassendes<br />
Konzept vom Hören. Deshalb haben<br />
wir eigene Begriffe definiert. Klangumwelt<br />
ist zum Beispiel einer davon.<br />
Woran arbeiten Sie gerade?<br />
Berlins Westteil soll aufgewertet<br />
werden, dazu gehört der Ernst-Reuter-<br />
Platz. Es geht darum, ihn lebenswerter<br />
zu machen – durch eine Umgestaltung<br />
des Klanges.<br />
Der Platz wurde in den Fünfzigerjahren<br />
gebaut. Wie sieht er aus?<br />
Es gibt eine große Mittelinsel mit<br />
U-Bahn-Zugang, um die ein vierspuriger<br />
Kreisverkehr führt, und einen<br />
sehr breiten Bürgersteig. Die Technische<br />
Universität und die Universität<br />
der Künste liegen in unmittelbarer Nähe.<br />
Die Passanten haben das Gefühl, sie<br />
überqueren eine stark befahrene Landstraße,<br />
obwohl sie mitten in der Stadt<br />
sind. Visueller und auditiver Eindruck<br />
stimmen nicht überein, der Platz wird oft<br />
als Hindernis wahrgenommen.<br />
Und das liegt nicht daran, dass der<br />
Verkehr so laut ist?<br />
In Paris sind an den befahrensten<br />
Straßenkreuzungen die schönsten<br />
Cafés, und niemand stört sich am<br />
Autolärm. Dort sitzen Menschen, die<br />
miteinander reden und ganz entspannt<br />
ihren Kaffee trinken. Die Geräusche<br />
vermischen sich, es klingt lebendig.<br />
Wir nehmen an, dass diese Lebendigkeit<br />
am Ernst-Reuter-Platz fehlt.<br />
Was schlagen Sie vor?<br />
Cafés sind eine naheliegende Möglichkeit.<br />
Ein weiterer Ansatz wäre, die<br />
Mittelinsel leichter zugänglich zu machen,<br />
damit sich dort mehr Menschen<br />
aufhalten. Momentan ist sie nur über<br />
die U-Bahn-Station zu erreichen.<br />
Wäre auch Musik oder Vogelgezwitscher<br />
vom Band ein Mittel?<br />
Eher nicht. Vögel vom Band wirken<br />
so lebendig wie eine Fototapete. Das<br />
ist nicht im Sinn der Auditiven Architektur.<br />
Wir begreifen uns als eine gestaltende<br />
Disziplin und wollen nicht<br />
vorhandene Situationen übernehmen.<br />
Auditive Architektur heißt, nicht nur<br />
auf etwas zu reagieren, sondern Klänge<br />
und damit Räume mitzugestalten.<br />
Das heißt, Sie komponieren den<br />
Sound einer Stadt?<br />
Musik besitzt meistens Aufführungscharakter<br />
– zumindest, wenn sie live<br />
ist. Wir wollen aber erreichen, dass<br />
Menschen nicht aktiv zuhören müssen,<br />
sondern sich einfach nur wohlfühlen,<br />
wenn sie den Klang der Stadt<br />
wahrnehmen.<br />
Thomas Kusitzky ist Mitbegründer der<br />
Forschungsstelle Auditive Architektur<br />
an der Universität der Künste Berlin<br />
19
20<br />
BRÜSSELISIERT<br />
Es beginnt mit einer Türklingel, die<br />
nicht repariert wird. Mit einem zerbrochenen<br />
Fenster, das niemand<br />
ersetzt. Später kommen die Bulldozer.<br />
Wenn ein historisches Stadtzentrum<br />
mutwillig zerstört wird, wenn man<br />
prachtvolle Altbauviertel verfallen<br />
lässt, um Platz für Bürotürme zu<br />
schaffen, dann sprechen Architekten<br />
von „Brüsselisierung“.<br />
In der belgischen Hauptstadt<br />
regiert nicht nur die EU-Kommission,<br />
sondern auch eine fantasielose Mischung<br />
aus Glas, Stahl und Beton.<br />
Bürobauten erheben sich mitten aus<br />
Jugendstil-Vierteln und verzwergen<br />
ihr Umfeld. Einzelne Wolkenkratzer<br />
klaffen aus dem Stadtpanorama und<br />
zerschneiden Sichtachsen.<br />
Was ist passiert in Brüssel?<br />
Investoren konnten machen, was<br />
sie wollten. Ganze Innenstadtviertel<br />
wurden systematisch entmietet. Was<br />
Soziologen „neoliberale Stadtplanung“<br />
nennen, drückt Brüssels Bürgermeister<br />
Freddy Thielemans so aus: Es sei<br />
PLANSTÄDTE SIND OFT LEBLOS.<br />
DOCH OHNE ORDNUNG GEHT<br />
ES AUCH NICHT – DAS ZEIGT<br />
BELGIENS HAUPTSTADT<br />
TEXT FABIAN REINBOLD<br />
systematisch „das entfernt worden,<br />
was wirklich menschlich ist“.<br />
In den Sechzigern und Siebzigern,<br />
auf dem Höhepunkt der Brüsselisierung,<br />
wurden die Bürofl ächen verdreifacht.<br />
Die Zahl der Innenstadtbewohner<br />
fi el von einst 180 000 bis Mitte der<br />
Neunziger auf 35 000. Büroangestellte<br />
schoben sich abends im Stau ins<br />
Umland. Die Stadt war nicht länger<br />
der Ort zum Leben.<br />
Warum gerade Brüssel?<br />
Weil die Stadt, die Synonym für<br />
ausufernde EU-Bürokratie geworden<br />
ist, keine Regeln für ihre eigene Entwicklung<br />
gesetzt hatte. Brüssel zerfällt<br />
in 19 Gemeinden, von denen jede<br />
eigenständig Prestigebauten errichten<br />
und den Verkehr in andere Gemeinden<br />
abdrängen wollte. Eine Allianz<br />
aus Investoren, Bauunternehmern und<br />
korrupten Lokalpolitikern füllte das<br />
stadtplanerische Vakuum – sie hatte<br />
keinen Gegenspieler, dem es um die<br />
Stadt als Ganzes ging.<br />
Erst in den Neunzigern wurde<br />
umgesteuert: Belgien stärkte die<br />
Regionalregierung, die nun eine Stadtplanung<br />
für ganz Brüssel verfolgt.<br />
Steuern auf brachliegende Altbauten<br />
wurden erhöht. Neubauten müssen<br />
nun in Fassade und Höhe in das<br />
Umfeld passen. Erste Schritte, um die<br />
Stadt zu entbrüsselisieren. Mit Erfolg:<br />
Seit zehn Jahren ziehen wieder mehr<br />
Menschen ins Zentrum.<br />
FOTOS MANUELA ANTOSCH, SIMON HUFEISEN, DAVID SCHELP, MICHALINE SKUPIN, JULIA STANEK
MEINE LANDFLUCHT<br />
22<br />
SARALISA VOLM, 24, SCHAUSPIELERIN:<br />
»DIE STADT BRAUCHT DICH NICHT«<br />
Freiheit – das war es, was ich wollte, als ich vor vier Jahren<br />
in die Großstadt geflohen bin. Warum Hamburg? Weil ich<br />
hier keinen kannte. Ich wollte mich neu erfinden, habe davon<br />
geträumt Filme zu drehen. Ich wusste damals nicht, ob ich<br />
das kann. Aber ich wusste: Wenn, dann gelingt mir das hier,<br />
in einer Stadt mit Ebbe und Flut und mit einem Hafen, der für<br />
mich so viel Weltoffenheit symbolisiert wie kein anderer<br />
Fleck in Deutschland.<br />
Als ich im WM-Sommer nach Hamburg kam, war die<br />
ganze Stadt im Freudentaumel, Menschen aus aller Welt<br />
lagen sich beim Fußballgucken in den Armen. Für mich war<br />
2006 aber mehr als nur ein Sommermärchen. Es war das<br />
Jahr der unbegrenzten Möglichkeiten. Ich habe mich ins<br />
Großstadtleben gestürzt, auf St. Pauli die Nächte durchgefeiert<br />
und bin im Morgengrauen am Elbstrand spazieren gegangen.<br />
Eines Abends habe ich bei einem Kumpel zu Hause den<br />
Regisseur Klaus Lemke kennengelernt. Wir redeten ein paar<br />
Sätze miteinander, tranken Wodka. Und dann stand da diese<br />
Frage im Raum: ob ich Bock hätte, vor der Kamera zu stehen.<br />
Zwei Tage später trafen wir uns um fünf Uhr morgens in der<br />
Cobra Bar auf dem Kiez – und ich war Hauptdarstellerin in<br />
Lemkes Film „Finale“. Wäre mir das passiert, wenn ich in<br />
Freising geblieben wäre? Oder in Bad Tölz? Wohl kaum.<br />
In der Stadt habe ich gefunden, was ich immer gesucht<br />
habe: einen Platz, an dem ich aussprechen darf, was ich von<br />
meinem Leben will. Alle Stadtmenschen sind doch auf der<br />
PROTOKOLL JULIA STANEK FOTO THOMAS KLINGER<br />
Suche nach etwas. Man muss sich nur mal die vielen bunten<br />
Schnipsel an einem Laternenpfahl anschauen: Yoga-Stunden<br />
für Schwangere, Spanischunterricht beim Kochen, eine <strong>Dr</strong>eizimmerwohnung<br />
in Ottensen. Ich liebe es, all diese Gesuche<br />
und Angebote zu lesen. Und ich mag beschmierte Häuserwände.<br />
Es ist, als würde die Stadt mit mir sprechen.<br />
Aber nicht nur die schmuddeligen und chaotischen<br />
Ecken machen das urbane Lebensgefühl aus. Luxus ist genauso<br />
wichtig. In Hamburg gibt es beides: Wenn du mit dem<br />
Rad die Alster entlang fährst, blickst du auf die schönsten<br />
Villen, zwei Kilometer weiter stehst du vor heruntergekommenen<br />
Fassaden und besetzten Häusern. Diese Vielfalt<br />
macht mich glücklich.<br />
Klar wird jede Stadt irgendwann einmal zu eng und ich<br />
hatte selbst in Hamburg schon das Gefühl, nichts Neues<br />
mehr entdecken zu können. Da ich mich aber nicht trennen<br />
kann, pendle ich seit zwei Jahren zwischen Hamburg und<br />
Berlin. In Berlin gibt es bessere Ausstellungen, aber auch<br />
mehr Hundescheiße. Die für mich ideale Stadt zum Leben<br />
suche ich noch. Vielleicht ist es New York. Oder Paris?<br />
Das Spannendste am Stadtleben: Du brauchst die Stadt,<br />
aber sie braucht dich nicht. Du bist einer von vielen. Für die<br />
Stadt ist es irrelevant, ob du an ihr teilnimmst oder nicht.<br />
Wenn nicht, bist du ein Einsiedlerkrebs. Du könntest sterben<br />
und keiner kriegt‘s mit. Aber wenn du die Stadt als Abenteuer<br />
verstehst, kannst du sie kapern wie ein Pirat ein Schiff.
www.red.de<br />
Menschen bewegen<br />
Verbindungen zu schaffen – das ist unsere Profession. Als eine der führenden europäischen<br />
Luftverkehrsdrehscheiben führen wir am Flughafen München Menschen über<br />
Länder grenzen und Kontinente hinweg zueinander. Mit freund lichen und kompetenten<br />
Mitarbeitern, einem umfangreichen Serviceangebot und einem ebenso schönen wie<br />
funktionalen Flughafen machen wir Jahr für Jahr mehr Mobilität möglich. 2009 nutzten<br />
weit über 32 Millionen Reisende unser breites Flugangebot. Im gleichen Jahr wurden<br />
wir bei der weltweit größten Passagier befragung in den Kreis der fünf besten Airports<br />
Europas gewählt – und das zum fünften Mal in Folge. Schön, dass die Menschen bei<br />
uns genauso gut ankommen wie wir bei ihnen. Wir werden auch künftig für bewegende<br />
Momente am Flughafen München sorgen.<br />
www.munichairport.de
BLINDTEXT<br />
66 24<br />
KEIN<br />
GEFEIERT, GESOFFEN, GESCHLOSSEN:<br />
DIE MÜNCHNER X-CESS-BAR IST<br />
ERFOLGREICH Im quis nim ea feum iriure – con SO henis ERFOLGREICH,<br />
nos acin henit, sustion commolortis<br />
MORGEN<br />
nummodip eriusto consequamet velisim zzriure<br />
DASS ex eu faccumm SIE odolore SCHLIESSEN min velis nullutpate MUSS dol<br />
feum veniamet, vulputpat.<br />
Ectem ex essisi eu feumsan ectem irillamcommy nos nul- Cillut pratum vel ulpute faciliquat. Lortiniate tem essit wiput<br />
TEXT nissi. BENJAMIN VON BRACKEL & SEBASTIAN REUTER si eummolo rtinci esed mod dui blaore velessi scilit venismo<br />
FOTOS Uguero KAI eu METZNER feu feugiam dolor susto conullam, quis at adi- lorting exer inibh esto corem incing er summolore modo congna<br />
consed dolendre esenim volesse volendionsed delent sequam dolor si.<br />
wis delesto od mincin hendit autate feugiam, sisi.<br />
Raese Im quis nim ea feum iriure con henis nos acin<br />
Ip et, veliquis non ullamconulla alissequisit lam augue<br />
DANACH<br />
henit, sustion ex eu faccumm odolore min velis nullutpate dol<br />
dolorem dolorem zzrit iurem vulput nim aliquis estie co-<br />
Ectem ex essisi eu feumsan ectem irillamcommy nos nulnullam,<br />
commodignibh ea facing ea feu faccummy nit ad maput nissi.<br />
gna cor sed magna feumsan hendionse modions equisci bla Uguero eu feu feugiam dolor susto conullam, quis at adi-<br />
commod dunt velendionsed tat wismod tat, velisisl et adio gna consed dolendre esenim volesse volendionsed delent<br />
odio er sustin ute consequis nim dolessit incip exero odolore wis delesto od mincin hendit autate feugiam, sisi.<br />
dolumsan ulla commy num ex eugiat lute dit adignim vel<br />
Ip et, veliquis non ullamconulla alissequisit lam augue<br />
endre tat. Ut nit lam nibh et, quis ex euismodolore molorem dolorem dolorem zzrit iurem vulput nim aliquis estie co-<br />
iliquam consequate euissi.<br />
nullam, commodignibh ea facing ea feu faccummy nit ad ma-<br />
Te feugait veliquamet, con utat lore vel ute feu feum nulgna cor sed magna feumsan hendionse modions equisci bla<br />
put ut iniat.<br />
commod dunt velendionsed tat wismod tat, velisisl et adio<br />
Ulputet, veliquis aliquat, velenis am, venismo dolendreet odio er sustin ute consequis nim dolessit incip exero odolore<br />
ut in elissit lore dolorpe raessed tet nonumsan euis ad molor- dolumsan ulla commy num ex eugiat lute dit adignim vel<br />
tisim accum aliquatue vent ero cor aute enim nit vullandre endre tat. Ut nit lam nibh et, quis ex euismodolore molorem<br />
feui tat iusciliquat. Aciduis ectem veliquat, sequisi.<br />
iliquam consequate euissi.<br />
Elit alit num volorperos autat. Ore dolupta tincin exerostis Te feugait veliquamet, con utat lore vel ute feu feum nul-<br />
nonsequatum dipit ipit praesed tis nonum vel ilit laore deliput ut iniat.<br />
quating exer sit accum vero odoloborper acipissi.<br />
Ulputet, veliquis aliquat, velenis am, venismo dolendreet<br />
Agna facipsum velesse magnibh et, volorperat lut prat. ut in elissit lore dolorpe raessed tet nonumsan euis ad molor-<br />
Ipsum nonsent illaore vullamcor sit pratueros endre ming tisim accum aliquatue vent ero cor aute enim nit vullandre<br />
et luptatu eratin hendionsecte magna conse feu feuis elit, qui feui tat iusciliquat. Aciduis ectem veliquat, sequisi.<br />
te ming eraestrud tat, quat. Utat erations at at ute faccum<br />
Elit alit num volorperos autat. Ore dolupta tincin exerostis<br />
quatie commy nullum dolobore conullum dolobor iustrud ta- nonsequatum dipit ipit praesed tis nonum vel ilit laore delitin<br />
venibh ea facidunt acilisi.<br />
quating exer sit accum vero odoloborper acipissi.<br />
Aliquam ipis nim vullut ute vent etueriusto con vel et ing Agna facipsum velesse magnibh et, volorperat lut prat.<br />
euisit pratuero diam, consequatue feugait ip exer sit auguer- Ipsum nonsent illaore vullamcor sit pratueros endre ming<br />
os non vel utat. Cip eum ipsuscil ut ea cortion ullaoreet prat. et luptatu eratin hendionsecte magna conse feu feuis elit, qui<br />
Dolendi gnismodit auguercilla facipit volobortie magna<br />
te ming eraestrud tat, quat. Utat erations at at ute faccum<br />
conse feu feu feugiam ipsustie eugiamc onsequisl dit lore dit, quatie commy nullum dolobore conullum dolobor iustrud ta-<br />
vent dolent lummy nullandit wissectetum dignit do ex eu fetin venibh ea facidunt acilisi.<br />
um aute velisl in vero erat, sed dipit, con ex ea conum alis<br />
Aliquam ipis nim vullut ute vent etueriusto con vel et ing<br />
nonsequis aciliquiscil euisit wisl ut nostrud tionsed mod eu- euisit pratuero diam, consequatue feugait ip exer sit auguergiam<br />
quamet, sequat.<br />
os non vel utat. Cip eum ipsuscil ut ea cortion ullaoreet prat.<br />
Aliquate tat wis dolum augiam, qui er sum dolor iuscidu- Dolendi gnismodit auguercilla facipit volobortie magna<br />
isse te dipsusc ipiscil iquisse velit aut ea at lum vendreet la conse feu feu feugiam ipsustie eugiamc onsequisl dit lore dit,<br />
cor ing ea amet wis num el utpat laoreet voloreetue vel do vent dolent lummy nullandit wissectetum dignit do ex eu fe-<br />
cons euguercidunt prat. Duisi bla facillaor sisi erilisc illam, um aute velisl in vero erat, sed dipit, con ex ea conum alis<br />
quipsusci tet ad dolor irillaorper se et nos eugue min hent nonsequis aciliquiscil euisit wisl ut nostrud tionsed mod eu-<br />
wismodo delis duis nullan ullaore feugue veratem iriusto ese giam quamet, sequat.<br />
vullan veliquam vent incil inissim vullum verostrud eumsand- Aliquate tat wis dolum augiam, qui er sum dolor iuscidure<br />
ming eu feugiam zzrilis nisim dolorer ciliquipit praese miniisse te dipsusc ipiscil iquisse velit aut ea at lum vendreet la<br />
si elenim dolestio digna commy nonum iure mod magniscip cor ing ea amet wis num el utpat laoreet voloreetue vel do<br />
ercidunt ut la autet praesse feuis adipsus cipsusto ea<br />
cons euguercidunt prat. Duisi bla facillaor sisi erilisc illam,
Seit er von der Kündigung weiß, raucht Isi Yilmaz wieder. Der<br />
Betreiber der X-Cess-Bar steht hinter der Theke und wischt<br />
mit einem Tuch über den Tresen, seine Bar ist halbleer. Es ist<br />
halb zehn. „Müsst ihr wirklich schließen?“, fragt eine junge<br />
Frau. Yilmaz nickt. Seit ihm das Bundesvermögensamt, der<br />
Besitzer des Gebäudes, den Mietvertrag gekündigt hat, schläft<br />
der X-Cess-Betreiber unruhig. „Die sagen kein Wort. Die<br />
werfen mich einfach raus“, sagt er.<br />
Wer drei Stunden später den roten Samtvorhang am Eingang<br />
beiseite schiebt, muss durch eine Wand, eine Wand<br />
aus Rauch, Alkohol und Menschen; muss drücken und<br />
schubsen, um der Theke näher zu kommen. Auf 30 Quadratmetern<br />
drängen sich etwa 100 Menschen. Der Bass pulsiert.<br />
Die Leute tanzen – nein: Sie werden getanzt. Schweiß tropft,<br />
Scherben knirschen unter den Sohlen. Platz gibt es nur auf<br />
dem Klo, wo sich Straßendreck mit Pisspfützen mischt. <strong>Dr</strong>ei<br />
Männer fallen vom Tisch, eine Frau kippt sich ihr Bier in<br />
den Ausschnitt.<br />
Die X-Cess-Bar muss schließen – wegen ihres Erfolges.<br />
Die Bar lockt ihre Gäste mit der Atmosphäre des Unfertigen,<br />
Improvisierten. Früher schnitt Yilmaz in der ehemaligen<br />
Dönerbude das Kebabfleisch vom Spieß und es roch nach<br />
Frittenfett. Jetzt klebt das Bier auf dem Fußboden, die Wand<br />
hinter dem DJ-Pult ist mit nackten Brüsten tapeziert. Der<br />
Spruch „Fight the Capitalism“ ist in die Ecke geschmiert. Es<br />
seien am Morgen schon Frauen gekommen, um nach ihrem<br />
BH zu suchen, erzählt Yilmaz. Wenn er Lollis verteilt und<br />
„Süsssiiiee!“ durch den vollen Raum ruft, wird er gefeiert<br />
wie eine Berühmtheit.<br />
Seit der Gründung 2002 trägt die X-Cess-Bar dazu bei,<br />
aus dem Münchner Glockenbachviertel ein Szeneviertel zu<br />
machen. Die Menschen strömen in die Kneipen, der Stadtteil<br />
hat an Wert gewonnen. Die Betreiber müssen weichen und<br />
legendäre Bars verschwinden. Zuerst hat es in München die<br />
Registratur erwischt, hier zieht eine Werbeagentur ein; dann<br />
das Café King, es musste einem Neubau Platz machen. Jetzt<br />
trifft es das X-Cess. „Alles wird saniert, alles verändert sich.<br />
Das muss doch nicht sein“, sagt Yilmaz. Das Dilemma: Viele<br />
Clubs mussten schließen, ohne sich woanders neu etablieren<br />
zu können – sie sterben aus. „Bald gibt es nur noch geleckte<br />
Großraum-Diskos, in denen alles gleich ist.“<br />
Im X-Cess kann dagegen jeder auflegen, was er will;<br />
er muss sich nur in eine DJ-Liste eintragen. Wartezeit: neun<br />
Monate. Auf einen Abend Heavy Metal folgt ein Abend<br />
Neunziger-Trash, dann wieder Britpop oder Soul. Jeder<br />
darf hier sein, wie er ist oder gerne wäre. Wie der Mann<br />
auf dem Tisch. Er steht dort in einem Bärenkostüm und<br />
schrammelt mit den Fingern auf den Saiten seiner Ukulele.<br />
Dabei hüpft er von einem Bein auf das andere, strauchelt<br />
und fällt beinahe hinunter.<br />
Doch gerade der Freiraum ist der X-Cess-Bar zum<br />
Verhängnis geworden. Immer öfter haben sich Nachbarn<br />
über Betrunkene beschwert, die in den Morgenstunden<br />
herumgrölen und ihre Blase entleeren. „Wenn einer auf die<br />
Straße kotzt oder pinkelt, sind wir schuld“, sagt Isi Yilmaz.<br />
„Warum?“ Für ihn gibt es zu viele Vorschriften: Sicherheit,<br />
Sauberkeit, Lärmschutz.<br />
Doch Yilmaz ist ein Kämpfer, der sich nicht so schnell<br />
geschlagen gibt. Mit seinem russischen Fliegerhut ist er zur<br />
Ikone geworden. Ginge es nach ihm, würde sich nicht viel<br />
ändern, sollte er einen neuen Ort für das X-Cess finden. Sein<br />
Personal will er mitnehmen, die Platten soll weiter auflegen,<br />
wer will. Auch das neue X-Cess soll nach Exzess aussehen.<br />
„Die Titten-Tapete wird bleiben“, sagt Yilmaz.<br />
Der Barbetreiber gibt sich zuversichtlich. Er sucht bereits<br />
nach einem Ort für den X-Cess-Nachfolger.<br />
Am besten wieder im Glockenbachviertel,<br />
seinem Viertel. Noch hat<br />
er nichts entdeckt. Und selbst wenn er<br />
etwas findet, wird es wohl nie mehr so<br />
sein wie in den vergangenen acht Jahren.<br />
Wie heute.<br />
Am Tresen lehnt ein Anzugträger,<br />
sein Ärmel liegt in einer Bierlache.<br />
Mädchen fläzen in Sesseln und suchen<br />
einen, der nicht aussieht wie der Beratertyp<br />
an der Theke. Unter den Kleiderhaken,<br />
zwischen Toilette und Zigarettenautomat,<br />
knutscht ein<br />
Pärchen, als gäbe es kein<br />
Morgen.<br />
Das Ende der Bar nagt<br />
an Yilmaz. Er greift nach<br />
der Zigarettenschachtel.<br />
Sein Blick hetzt durch den<br />
Raum. „Die nehmen mir<br />
einen Teil meiner Seele.“<br />
„Die Titten-Tapete<br />
wird bleiben“,<br />
sagt X-Cess-Besitzer<br />
Isi Yilmaz (mit Hut)<br />
25
26<br />
FAVELA<br />
OBSCURA
MIT SELBSTGEBASTELTEN<br />
KAMERAS FOTOGRAFIEREN<br />
BRASILIANISCHE KINDER<br />
IHR LEBEN IM SLUM<br />
TEXT SIMON HUFEISEN FOTOS THOMAS LUPO<br />
27
28<br />
DIE GASSEN IN<br />
MORRO DO PAPAGAIO<br />
SIND DAS REVIER<br />
DER DROGENDEALER
Für seine Abschlussarbeit hat Thomas<br />
Lupo nicht nur eine gute Note bekommen,<br />
sondern auch eine handfeste<br />
Abreibung von brasilianischen Crack-<br />
Dealern. Als er in einer Favela in Belo<br />
Horizonte mit einer selbstgebauten<br />
Camera obscura Fotos schoss, griffen<br />
sie ihn an, schleiften ihn in eine Gasse<br />
und drohten, ihn zusammenzuschlagen.<br />
Sie dachten, er wolle ihr <strong>Dr</strong>ogengeschäft<br />
übernehmen.<br />
Thomas Lupo, 29 Jahre alt, kommt<br />
aus Stuttgart. In Pforzheim hat er<br />
Grafikdesign studiert. In der Favela<br />
Morro do Papagaio (Papageienhügel)<br />
versuchte er fünf Monate lang, Kinder<br />
für Streetart zu begeistern und sie so<br />
von der Straße zu locken. Mit Kunst<br />
sollen sie auf sich und ihre Probleme<br />
aufmerksam machen, Selbstbewusstsein<br />
gewinnen. Denn in Morro do<br />
Papagaio nimmt sie niemand wahr, die<br />
Jungen und Mädchen sind dort das<br />
schwächste Glied der Gesellschaft.<br />
Weil ihre Eltern oft nicht für sie sorgen<br />
können, fangen sie an zu klauen und<br />
sich zu prügeln, viele Jugendliche<br />
im Viertel sterben in Schießereien.<br />
In Lupos Projekt lernen sie, nicht mit<br />
Waffen zu schießen, sondern mit<br />
Streichholzschachteln.<br />
Ihre Motive für die Bilderserie aus<br />
der Favela nehmen die Kinder mit<br />
einfachsten Loch-Kameras auf, die sie<br />
aus Streichholzschachteln und Klebeband<br />
zusammenbasteln. Belichtet wird<br />
ein 35mm-Film. Die Bedienung der<br />
Kameras ist kinderleicht: aufstellen,<br />
Verschlussklappe vor dem Loch öffnen,<br />
Klappe schließen – Fotokunst ohne<br />
Aufwand und teures Equipment. Die<br />
Kinder dokumentieren mit den Fotos<br />
ihr tägliches Leben, sie zeigen ihr<br />
Viertel aus ihrer Perspektive. Wenn<br />
die Bewohner der Favela jetzt durch<br />
die Gassen laufen, sehen sie die Fotos<br />
und Poster überall. Die Kinder haben<br />
damit die Fassaden plakatiert.<br />
Die Camera obscura-Fotos wurden<br />
mittlerweile auch in Deutschland aus-<br />
BLINDTEXT<br />
gestellt. So haben es zumindest die<br />
Bilder der Kinder vom Papageienhügel<br />
aus dem Slum herausgeschafft.<br />
Demnächst erscheint von Thomas<br />
Lupo ein Bildband über Favela-<br />
Streetart (Verlag Hermann Schmidt<br />
Mainz). Der Grafikdesigner hat den<br />
gemeinnützigen Verein Art-Helps<br />
gegründet, um Projekte weltweit zu<br />
verwirklichen.<br />
WWW. klartext-magazin.de<br />
Mehr Fotos, ein Interview mit<br />
Thomas Lupo und eine<br />
Camera obscura-Bauanleitung<br />
29
30<br />
GEKOMMEN UM ZU GEHEN<br />
WER EINEN FLUGHAFEN KENNT, KENNT ALLE. ÜBER<br />
DAS NIEMANDSLAND ZWISCHEN DEN STÄDTEN<br />
TEXT CHRISTIAN HELTEN ILLUSTRATION JUDITH URBAN<br />
Singapur ist für mich die Stadt des<br />
grün gemusterten Teppichbodens.<br />
Kein sehr schöner Teppichboden, der<br />
Farbton geht zu wenig in Richtung<br />
Blattgrün und zu sehr in Richtung<br />
Was-Falsches-gegessen-Grün. Wenn<br />
ich an Singapur denke, gehen dort<br />
alle Menschen über grün gemusterten<br />
Teppichboden. Er ist in ihren Häusern<br />
verlegt, auf Hotelfluren und in Kaufhäusern,<br />
Tausende Kilometer singapurgrüne<br />
Scheußlichkeit. Das Bild ist<br />
in mein Gehirn eingebrannt – obwohl<br />
ich noch nie in Singapur war.<br />
Ich bin dort ein paar Mal zwischengelandet.<br />
Der Changi Airport ist<br />
eines der größten <strong>Dr</strong>ehkreuze des<br />
internationalen Flugverkehrs. Mehr als<br />
37 Millionen Passagiere starten und<br />
landen dort jedes Jahr. Viele von ihnen<br />
steigen wie ich nur um – sie waren in<br />
Singapur, ohne jemals wirklich da<br />
gewesen zu sein.<br />
Dass man sich an nebensächliche<br />
Details erinnert, hat einen einfachen<br />
Grund: Wer einen internationalen Flughafen<br />
kennt, kennt alle. Wartehallen mit<br />
Sitzreihen, Duty-Free-Shops, Souvenirläden,<br />
schlecht imitierte Pubs. Es<br />
sieht überall gleich aus, da sticht ein<br />
hässlicher Teppichboden besonders<br />
ins Auge. Wegen dieser Flughafeneintönigkeit<br />
fühlen wir uns auch nicht<br />
in der Stadt angekommen, wenn wir<br />
den grauen Schlauch verlassen, der<br />
den Airbus mit dem Terminal verbindet.<br />
Angekommen fühlen wir uns erst, wenn<br />
wir aus dem Taxi oder der U-Bahn in<br />
die Stadt hinaustreten, ihre Luft<br />
atmen, ihre Geräusche hören, ihre<br />
Menschen sehen.<br />
Letztes Jahr hatte ich fünf Stunden<br />
Aufenthalt am Flughafen Atlanta, dem<br />
größten <strong>Dr</strong>ehkreuz der Welt. Ich<br />
schlenderte herum, trank einen Kaffee<br />
und aß einen Cheeseburger, schnupperte<br />
im Duty-Free an Parfumproben,<br />
bis ich Kopfweh bekam. Ich erfuhr<br />
dabei nicht, wie sich die Stadt Atlanta<br />
anfühlt. Dafür musste ich improvisieren:<br />
Ich belauschte die Putzkolonne,<br />
drei Schwarze mit dünnen Corn-Row-<br />
Zöpfen, wie sie der Gangster-Rapper<br />
Xzibit trägt. Sie unterhielten sich über<br />
den Putzwagen hinweg in ihrem Südstaaten-Akzent,<br />
mit viel „Yo“ und viel<br />
„KnowI’msay’n?“. Beim Zuhören<br />
glaubte ich Atlanta kennenzulernen.<br />
Aber vielleicht ist die Stadt ganz<br />
anders. Die Putzkolonnen-HipHopper<br />
und die anderen Flughafenangestellten<br />
waren die einzigen, die zwingend auch<br />
Einwohner Atlantas sein mussten: Sie<br />
arbeiteten hier und fuhren abends<br />
nach Hause. Die GIs, die in wüstenbraunen<br />
Camouflage-Anzügen an den<br />
Gates saßen, die Krawattenträger mit<br />
den Aktenkoffern – sie konnten von<br />
überall stammen. Sie sagten etwas<br />
über den Airport Atlanta aus, nicht<br />
über die Stadt. Der Flughafen ist nicht<br />
die Stadt.<br />
Aber er ist ihr Tor. Flughäfen öffnen<br />
uns die Wege in die Zentren unserer<br />
Zeit. Die pulsierenden Metropolen von<br />
heute wären ohne den Luftverkehr<br />
nicht möglich. Wir leben nicht nur<br />
in einer Informationsgesellschaft,<br />
sondern auch in einer Flughafengesellschaft.<br />
Fernbeziehungen, Geschäftsbeziehungen,<br />
Kulturaustausch<br />
– diese Formen modernen Lebens<br />
verlaufen zwar mehr und mehr entlang<br />
der weltweiten Datenkabel. Trotzdem<br />
braucht der Verliebte von Zeit zu Zeit<br />
Körperkontakt. Trotzdem steigen<br />
Geschäftsmänner ins Flugzeug, wenn<br />
sie wichtige Verträge aushandeln.<br />
Trotzdem gehen Bands auf Welttournee.<br />
Auch die Berliner Techno-<br />
Szene der Nullerjahre hätte es nie zu<br />
ihrem Weltruhm gebracht, hätten nicht<br />
Billig-Airlines jedes Wochenende<br />
Tausende Feierwütige aus ganz<br />
Europa eingeflogen – die Leute, die<br />
deshalb seit einiger Zeit als<br />
Easyjetset bezeichnet werden.<br />
Eine Stadt braucht einen Flughafen,<br />
er macht sie international und<br />
lebendig. Aber er ist und bleibt ein<br />
Niemandsland zwischen Departure<br />
und Arrival. Architekten bezeichnen<br />
Flughäfen in ihrer Fachsprache als<br />
„Transiträume“. Sie treffen damit<br />
ziemlich genau das Gefühl, das wir<br />
haben, wenn wir uns an einem Flughafen<br />
aufhalten: Wir sind da, weil wir<br />
woanders hin wollen.<br />
WWW. klartext-magazin.de<br />
Die größten Flughäfen<br />
der Welt auf einen Blick
entschlossenheit wird jetzt in talanx gemessen.<br />
Wer den großen Sprung wagen will, braucht<br />
Entschlossenheit und Konzentration. Als eine<br />
der expansivsten Versicherungsgruppen bewei<br />
sen wir jeden Tag aufs Neue, dass es sich<br />
lohnt, Grenzen zu überwinden. Wir wach sen<br />
profitabel durch innovative Ideen, steigern<br />
so den Unternehmenswert kon tinuierlich und<br />
sichern unsere Erfolge langfris tig. Wir kon zentrie -<br />
ren uns darauf, Chan cen schneller auszu ma chen<br />
und zu nutzen und neue Geschäftsfel der<br />
früh zu erschließen – ob in der Lebens-, Schaden/<br />
Unfall- und Rückversicherung oder auf dem<br />
Ge biet der Finanzdienstleistungen. Unsere Stra -<br />
tegie aus antizyklischem Verhal ten, voraus -<br />
schauendem Handeln und kontinu ierli chem<br />
Ausbau unserer Kapital kraft hat uns zur dritt -<br />
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veraessis do odipisi<br />
smodoluptat at.<br />
Ut ad magna amet<br />
dunt iustrud dunt<br />
delit veraessismod<br />
32<br />
Nicht erschrecken! Füchse legen in der<br />
Stadt ihr natürliches Verhalten ab<br />
und gehen auch mal im Zentrum spazieren
Affen jagen durch die Straßen Berlins.<br />
Sie schlagen auf Trommeln, trinken<br />
aus Champagnerflaschen und zünden<br />
sich Zigarren mit brennenden Geldscheinen<br />
an. Was im Musikvideo von<br />
Peter Fox‘ „Stadtaffen“ zu sehen ist,<br />
liegt näher an der Wahrheit, als man<br />
vermutet: Füchse spazieren über den<br />
Alexanderplatz, Wanderfalken<br />
kuscheln sich an Schornsteine von<br />
Münchner Heizkraftwerken und<br />
Waschbären beziehen Dachböden<br />
in Kassel. Biologen behaupten: Immer<br />
mehr Tiere zieht es in die Stadt, weil<br />
es ihnen dort oft besser geht als auf<br />
dem Land, wo sich die Monokultur<br />
ausbreitet und die Felder überdüngt<br />
werden. „Auf dem Land wird die Natur<br />
immer ärmer, die Artenvielfalt wird<br />
geringer“, sagt der Zoologe Josef<br />
Reichholf von der TU München. „Zum<br />
Teil können die Städte das auffangen.“<br />
Dort finden die Tiere mehr Nahrung;<br />
sie werden kaum gejagt und können<br />
sich in verlassenen Industriegeländen,<br />
Bahnanlagen und Bauruinen verstecken.<br />
Hier wohnen Kaninchen und<br />
Marder Seite an Seite mit Krähen und<br />
Falken. Dem Vogelkundler Jens Scharon<br />
zufolge fühlen sich Tiere in Berlin<br />
GROSS<br />
STADT<br />
REVIER<br />
wohl, weil es dort „sehr wild und unordentlich“<br />
ist – anders als in vielen<br />
„durchgeleckten“ Städten. In Berlin<br />
gibt es laut dem Naturschutzbund 180<br />
Vogelarten. In München sind es 110.<br />
Tiere leben in der Stadt sicherer<br />
als auf dem Land, es werden weniger<br />
überfahren. Und das, obwohl in der<br />
Stadt pro Quadratmeter mehr Füchse<br />
und Igel leben. Die Erklärung der Biologen:<br />
In der Stadt geraten die Tiere<br />
nicht in Panik, wenn ein Passant oder<br />
ein Auto auftaucht. Sie erkennen die<br />
Routen der Menschen. Selbst zwischen<br />
den Landebahnen der Flughäfen<br />
nisten Habichte und <strong>Dr</strong>osseln.<br />
Tiere passen sich dem urbanen<br />
Leben an – und manche werden<br />
genauso dekadent wie die menschlichen<br />
Mitbewohner: Füchse quartieren<br />
sich im edlen Münchner Vorort<br />
Grünwald in Gartenhäuschen ein. Sie<br />
schleichen sich auch am Tag bis ins<br />
Stadtzentrum, obwohl sie in freier<br />
Wildbahn scheu und nachtaktiv sind.<br />
Besonders gewieft sind Krähen:<br />
Wollen sie eine Nussschale knacken,<br />
setzen sie sich auf eine Ampel und<br />
beobachten, wie die Autos anhalten.<br />
Dann lassen sie die Nuss fallen,<br />
warten, bis sie überfahren wird und<br />
schnappen sich die Reste während<br />
der Rotphase.<br />
Doch nicht alle Stadttiere sind<br />
gern gesehen: Gänse werden zur<br />
Plage, wenn sie die Liegewiesen der<br />
Schwimmbäder besetzen, wenn der<br />
Vogelkot die Handtücher verdreckt<br />
und an den Fußsohlen klebt. Dann<br />
kommt der Stadtjäger. Nichts ausrichten<br />
kann er gegen Singvögel, die ab<br />
drei Uhr nachts loskrakeelen. Die<br />
Amseln, Rotkehlchen und Kohlmeisen<br />
tun das, weil sie überleben wollen.<br />
Um zu balzen und vor Feinden zu<br />
warnen, müssen sie trällern, was das<br />
Zeug hält. Weil einige Arten aber mit<br />
ihren Stimmen nicht gegen den Straßenlärm<br />
ankommen, bleibt ihnen nur<br />
noch die Nacht. Biologen glauben,<br />
dass sich der Gesang mancher Vögel<br />
in der Stadt verändert hat. Die Artgenossen<br />
aus dem Umland würden<br />
gar nicht mehr verstehen, was die eingebildeten<br />
Stadttiere ihnen pfeifen.<br />
WILDTIERE PASSEN SICH DEM URBANEN<br />
LEBEN AN – UND SIND DABEI OFT<br />
RAFFINIERTER ALS DER MENSCH<br />
TEXT BENJAMIN VON BRACKEL FOTOS FABIAN ZAPATKA<br />
WWW. klartext-magazin.de<br />
Animation: Welche Tricks<br />
Krähen anwenden, um<br />
Nüsse zu knacken<br />
33
34<br />
OLYMPIATURM<br />
TRAM<br />
SEGWAY<br />
FAHRRAD<br />
BUS<br />
U-BAHN
MIT<br />
DER PARTNER WARTET.<br />
DER BRIEF MUSS WEG.<br />
ES IST RUSHHOUR. WIE KOMMT MAN<br />
AM SCHNELLSTEN VON A NACH B?<br />
EIN TEST IN MÜNCHEN<br />
KONZEPT FLORIAN HAAS & SEBASTIAN REUTER<br />
ALLEN<br />
MITTELN<br />
DEUTSCHES MUSEUM<br />
35
36<br />
00:48:17<br />
U-BAHN BUS SEGWAY<br />
FABIAN REINBOLD<br />
Das wird ein Kinderspiel! Nichts ist in<br />
dieser Stadt schneller als die U-Bahn.<br />
Aber genauso schnell kommt die<br />
Ernüchterung: Rund ums Museum halten<br />
Tram, Bus, S-Bahn, nur keine U-Bahn.<br />
Also zum Marienplatz. Links, rechts,<br />
links, ich laufe zick-zack durchs Gärtnerplatzviertel.<br />
Kein Briefkasten in Sicht.<br />
Nach elf Minuten schlängele ich mich<br />
über den Viktualienmarkt, links<br />
Schweinshaxen, rechts Pferdewurst.<br />
Ich: geradeaus im Laufschritt. Endlich<br />
am Marienplatz. Nach 13 Minuten werfe<br />
ich den Brief unter einem neogotischen<br />
Rathausbogen ein: spät, aber mit Stil.<br />
Jetzt keine Zeit mehr verlieren! Blumen?<br />
Kaufe ich später. Schnell drei Rolltreppen<br />
runter. Rechts stehen, links gehen.<br />
Auf dem Bahnsteig sehe ich meine U3<br />
– zumindest die Rücklichter, die im Tunnel<br />
verschwinden. Sechs Minuten warten.<br />
Als die Stoppuhr 21 Minuten und 26<br />
Sekunden zeigt, sitze ich in der Bahn, in<br />
Fahrtrichtung, mit Beinfreiheit. Acht<br />
Stationen, ohne umsteigen. Alles gut. Seit<br />
der Haltestelle Bonner Platz sehen die<br />
U-Bahnhöfe leer aus: kaum Fahrgäste,<br />
keine Geschäfte. Erste leichte Sorgen<br />
um die Blumen. 35 Minuten, 13 Sekunden:<br />
Nächster Halt Olympiazentrum. Ausstieg<br />
in Fahrtrichtung links. Ich sprinte die<br />
Treppe hoch. Oben: ein Kiosk, ohne<br />
Blumen, sonst nichts. Ich muss mein<br />
Glück im Park versuchen. Auf einer Wiese<br />
pflücke ich drei Gänseblümchen. Blumen<br />
kaufen kann jeder. Bin halt mehr so der<br />
romantische Typ. Keinen Kilometer ist der<br />
Turm noch weg. Jetzt um die Olympiahalle<br />
herum, nur noch leichter Laufschritt,<br />
Gänseblümchen fest im Griff.<br />
Guter dritter Platz.<br />
01:37:22<br />
BENJAMIN VON BRACKEL<br />
Der Bus also. Ungelenk, schwer, träge.<br />
Ein Sieg? Schwer, sehr schwer. Aber<br />
nicht unmöglich! Zunächst die Grundfrage:<br />
links oder rechts? Ich probiere es<br />
mit links. Und siehe da: Prompt rollt ein<br />
Bus in die Fraunhoferstraße. Der 100-<br />
Meter-Sprint lohnt sich: Alles scheint<br />
offen! Hinein in die Innenstadt, es geht<br />
voran. Doch dann die Enttäuschung: Der<br />
Fahrer sagt, es fahren keine Busse zum<br />
Olympiazentrum – nicht die Antwort, die<br />
ich hören wollte. Ich schaue ihn an und<br />
warte. Doch er bleibt stur. Mein Blick<br />
fällt auf zwei ältere Damen. Passionierte<br />
Busgäste. Die müssen es wissen.<br />
„Tausend Prozent: Nein“, meinen sie.<br />
Am Marienplatz steige ich aus. Jetzt hilft<br />
nur noch eins: die Experten am Fahrkartenschalter.<br />
Eine Dame blickt Minuten<br />
auf ihren Bildschirm, flüstert Busnummern<br />
vor sich hin, steht auf, wechselt<br />
auf Lesebrille und studiert den Faltplan.<br />
„Er will mit dem Bus zum Olympiazentrum“,<br />
sagt sie zu ihrer Kollegin. Die<br />
schüttelt nur den Kopf. Also Fußmarsch<br />
zur Giselastraße. Zweimal steige ich in<br />
Busse, die nach 200 Metern gleich<br />
wieder abbiegen. Frust: knapp eine<br />
Stunde bis zur Münchner Freiheit. Der<br />
Sieg ist kein Thema mehr. Am Ende geht‘s<br />
flott, mit dem 53er bis zur Infanteriestraße,<br />
eine Station mit dem 154er. Den Olympiaturm<br />
im Blick stiefele ich eine Viertelstunde<br />
über den Hügel. Die anderen sind<br />
schon da. Aber ich bin durchgekommen!<br />
00:41:48<br />
FLORIAN HAAS<br />
Ich hasse dieses Ding. Schwer zu lenken,<br />
schwer zu fahren. Segway, mein Stairway<br />
to hell. Gewiss: Die Daten des<br />
pechschwarzen Gleiters sind beeindruckend.<br />
6000 Euro teuer, 38 Kilometer<br />
Reichweite. Ich habe nach 500 Metern<br />
genug. Ruckelnd zuckle ich die Isar entlang.<br />
Gas gebe ich durch Vorkippen des<br />
Körpers, gebremst wird mit Zurücklehnen.<br />
Ich bremse sehr viel. Ein Jogger<br />
zieht vorbei. Autofahrer schauen verwundert,<br />
Fußgänger schütteln den<br />
Kopf, mein Tacho zeigt 14 km/h.<br />
Schamgepeinigt biege ich in die Maximilianstraße.<br />
Baustelle! Ich wackle vom<br />
Radweg, zwänge mich zwischen BMWs,<br />
rolle zum Odeonsplatz. Jetzt läuft es! Die<br />
Sonne wärmt, meine Tchibo-Sportsonnenbrille<br />
sitzt. Nennt mich Easy Rider!<br />
Ich schneide in die Ludwigstraße, gewinne<br />
an Tempo, schwebe elegant<br />
dahin. Klingelnd überhole ich den ersten<br />
Radler, dann den zweiten, dann einen<br />
Briefkasten… Halt. Ich versenke nach 17<br />
Minuten Fahrtzeit den Brief – ohne abzusteigen.<br />
Der Lohn sind Blicke aus dem<br />
Straßencafé. „Was kostet das Teil?“,<br />
fragt eine Frau. Keine Zeit für Plauderei.<br />
Links rein. Kopfsteinpflaster. Bodenwellen.<br />
Und fast ein Sturz bei 23 km/h. Der<br />
Olympiaturm erscheint – und ein Blumenladen.<br />
Ich springe ab, kaufe eine<br />
Rose, starte den Elektromotor neu, ächze<br />
einen Hügel hoch, fliege hinab ins Ziel.<br />
Die Uhr sagt: 41 Minuten. Das Gefühl<br />
sagt: Letzter. Der Mann am Ziel sagt:<br />
Erster. Erster! Schnellster! Sieger!<br />
Ich liebe dieses Ding!
01:35:02<br />
TRAM<br />
MANUELA ANTOSCH<br />
Florian rast auf dem Segway an mir<br />
vorbei. „Viel Spaß!“, ruft er und grinst.<br />
Na toll. Schon auf den ersten Metern<br />
werde ich überholt. Nach drei Minuten<br />
Fußweg bin ich an der Haltestelle. Die<br />
Tram fährt mir vor der Nase weg. Schon<br />
wieder ein Rückschlag. Nach zwei<br />
Minuten kommt die nächste Straßenbahn,<br />
Linie 18. Ich genieße die Rundfahrt<br />
durch die Stadt. 10 Minuten, 17 Sekunden:<br />
Der erste Erfolg, ein Blumenladen!<br />
Nach einer halben Stunde bin ich am<br />
Stachus. Von dort aus fahren viele<br />
Tramlinien, bestimmt auch eine zum<br />
Olympiapark. Ein kurzer Blick auf den<br />
Streckenplan, schon habe ich die richtige<br />
gefunden: Die 27 fährt vom Gleis nebenan.<br />
Ich warte eine Weile. Und wundere<br />
mich, dass keiner neben mir steht. Dann<br />
eine freundliche Durchsage: „Wegen<br />
Gleisbauarbeiten fährt die Linie 27<br />
nicht.“ Mist. Also nochmal zum Plan:<br />
Nummer 21 fährt bis Olympiapark West.<br />
Gleis suchen, warten. 15 Minuten hat<br />
mich der Stachus gekostet. In der Tram<br />
wird‘s wieder gemütlich. Auf einem<br />
schicken Holzstuhl sitzend tuckere ich<br />
durch die Stadt. Nach einer Stunde<br />
und elf Sekunden sehe ich zum ersten<br />
Mal den Olympiaturm. Juhu, fast da!<br />
Von wegen. Der Fußmarsch durch den<br />
Park dauert 16 Minuten. Dann der<br />
Schreck: Ich habe den Brief vergessen!<br />
Der nächste Briefkasten ist an der<br />
U-Bahn-Station, klärt mich die nette Dame<br />
im Souvenirladen auf. Also nochmal<br />
zehn Minuten weiterlaufen, dann ist das<br />
Ding endlich weg. Flugs zurück zum<br />
Ziel. Nach einer Stunde und 35 Minuten<br />
empfangen mich drei Konkurrenten im<br />
Ziel. Aber Letzte bin ich nicht geworden.<br />
00:43:23<br />
FAHRRAD<br />
DIANA AUST<br />
Mein größter Albtraum: Fahrrad fahren.<br />
Noch dazu ein Mountainbike mit Herrenstange.<br />
Ich rase los. Irgendwie Richtung<br />
Innenstadt. Da ist ein Briefkasten, leider<br />
auf der falschen Straßenseite. Weiter.<br />
Mit 30 Sachen auf dem Radweg – zack,<br />
schon habe ich mich verfahren. Innerhalb<br />
weniger Minuten halte ich dreimal<br />
an, gucke auf den Plan. Warum kann ich<br />
mir keine Straßennamen merken? Eine<br />
Frau ruft mir hinterher. Der Stadtplan ist<br />
mir aus der Jackentasche gefallen…<br />
Ich werde panisch. Wie viel Zeit ist<br />
schon vergangen? Endlich, da ist ein<br />
Briefkasten. Eingeworfen, 14 Minuten,<br />
43 Sekunden! Weiter Richtung Hauptbahnhof,<br />
hier kenne ich mich aus. Taxis,<br />
Fußgänger, Koffer versperren den Weg<br />
zum Blumenladen – weg da! Mit der billigsten<br />
Rose unterm Arm pese ich weiter<br />
zum Olympiapark. Eine rote Ampel, zwei<br />
rote Ampeln, nach der fünften höre ich<br />
auf zu zählen. Endlich ist der Olympiaturm<br />
zum Greifen nah. Dazwischen: grüne<br />
Hügel. Ich strample querfeldein, immer<br />
den Turm vor Augen, bergauf. Bald<br />
schiebe ich schwitzend, eine Gruppe<br />
Kleinkinder verstellt mir den Weg. Ich<br />
koche vor Wut. Endlich wieder bergab.<br />
So steil, dass ich schieben muss. Kurz<br />
vor dem Ziel krieche ich wie eine<br />
Schnecke. Unten angekommen, wieder<br />
aufgestiegen, Zielgerade, ich bin fast da,<br />
und… leider nur als Zweite im Ziel.<br />
FOTOS THOMAS KLINGER<br />
Sprinten: aus der U-Bahn<br />
Rennen: dem Bus hinterher<br />
Rollen: mit dem Segway<br />
Warten: in der Tram<br />
Strampeln: auf dem Rad<br />
WWW. klartext-magazin.de<br />
Wer war wie schnell?<br />
Das Wettrennen als<br />
Animation<br />
DAS RENNEN<br />
FÜNF STARTER, FÜNF VERKEHRS-<br />
MITTEL. JEDER DARF NUR EINES<br />
BENUTZEN. DIE AUFGABE: SO<br />
SCHNELL WIE MÖGLICH VOM<br />
DEUTSCHEN MUSEUM ZUM<br />
OLYMPIATURM. EINMAL QUER<br />
DURCH MÜNCHEN. AUF DEM WEG<br />
EINEN BRIEF EINWERFEN UND EINE<br />
BLUME KAUFEN. DIE ZEIT LÄUFT<br />
37
OBEN<br />
BLINDTEXT<br />
66 38<br />
EIN TRAUM
EINE FLUCHT<br />
BLINDTEXT<br />
39 66 66
40<br />
Auf einen Bunker hat sich<br />
Andreas Wutz sein<br />
Dachapartment gebaut<br />
PENTHOUSE. HAMBURG.<br />
TEXT DIANA AUST FOTOS THOMAS KLINGER<br />
Wenn Herr Wutz fernsehen will,<br />
schaut er vom Dach. Er blickt auf das<br />
Häusermeer unter sich, den Hamburger<br />
Michel, die Innenstadt, die Kräne am<br />
Hafen. Er braucht keinen Fernseher,<br />
um zu wissen, ob der FC St. Pauli ein<br />
Tor geschossen hat. Er hört die Jubelschreie.<br />
Seit zehn Jahren schaut er<br />
von seinem Hochbunker in Hamburg<br />
Eimsbüttel in die Ferne. Er lebt da,<br />
wo viele gerne wohnen würden: auf<br />
dem Dach.<br />
„Ich werde oft gefragt, ob das Gefühl,<br />
das man auf dem Dach hat, nicht<br />
irgendwann nachlässt“, sagt Andreas<br />
Xaver Wutz, der aussieht wie eine Mischung<br />
aus Götz <strong>Georg</strong>e und Mickey<br />
Rourke: stechende blaue Augen, zerfurchtes<br />
Gesicht, mehr als schulterlange<br />
braune Haare mit grauen Strähnen.<br />
„Ich antworte immer: Nein, das<br />
»DAS GEFÜHL LÄSST NICHT<br />
NACH. DAS IST JEDEN TAG<br />
WIE FERNSEHEN GUCKEN.«<br />
lässt nicht nach! Das ist jeden Tag wie<br />
Fernsehen gucken.“ Manchmal ist es<br />
auch wie großes Hollywood-Kino. Wutz<br />
geht hinüber zu einem kleinen Vorsprung<br />
auf seiner Dachterrasse, den<br />
er eigens hat bauen lassen. Der<br />
„Titanic-Balkon“, wie er ihn nennt,<br />
ragt wie ein Schiffsrumpf ins luftige<br />
Nirgendwo. „Damit ich eine bessere<br />
Sicht auf die Straße unter mir habe“,<br />
sagt Wutz und lehnt sich an das Geländer<br />
seiner Eimsbütteler Titanic.<br />
Untergehen wird die so schnell<br />
nicht, denn sie steht auf Tausenden<br />
Tonnen Stahl und Beton. In seiner<br />
ersten Nacht im Bunker hatte Wutz<br />
Angst, nicht einschlafen zu können.<br />
Damals sind hier Bomben niedergegangen,<br />
Menschen umgekommen.<br />
Heute leuchtet das neongelbe Schild<br />
„Elektro Wutz“ an den wuchtigen<br />
Mauern. Wutz hat seine Firma im<br />
Erdgeschoss einquartiert, eine Glasfassade<br />
einbauen lassen. Fußgänger<br />
können direkt in sein Büro gucken.<br />
Darüber sind Lagerräume, in denen<br />
auch Musikbands proben. Außerdem<br />
gibt hier eine Saxophonistin Unterricht.<br />
Auf dem Dach des Betonklotzes<br />
prangt ein zweistöckiges Gebäude. In<br />
der ersten Etage sind drei Wohnungen<br />
– Wutz hat das Penthouse im zweiten<br />
Stock für sich allein. „Hier ist viel los.<br />
Für mich ist das kein Bunker mehr. Es<br />
ist ein Wohngebäude geworden.“<br />
Er weiß viel über Bunker und genauso<br />
viel über Sonnenuntergänge.<br />
Im Sommer sind sie knallrot. Aber im<br />
Februar und Oktober sind sie besonders<br />
schön, sagt Wutz, wenn sich zu<br />
dem Rot auch noch Türkis mischt. Auf<br />
dem Dach ticken die Uhren anders.<br />
Man blickt in die Weite, niemand ist<br />
über einem, es herrscht Ruhe. „Hier<br />
ist mein liebster Ort.“ Wutz steht in<br />
seinem Penthouse und reißt die Arme<br />
auseinander. Er liebt die Größe, die<br />
Weite. In seine 90 Quadratmeter große<br />
Wohnküche auf dem Dach lädt er oft<br />
Freunde ein. Zur Fußball-WM 2006<br />
waren es 90, „und es war immer noch<br />
genug Platz“, erzählt er von seiner<br />
„Wutz-WM“.<br />
Wenn das Wetter gut ist, verbringt<br />
er jede freie Minute auf der Dachterrasse.<br />
Wutz sieht alles, was um ihn<br />
herum geschieht. Abends leuchten die<br />
Lichtkuppeln in den Treppenhäusern,<br />
gehen an und wieder aus. Und wenn<br />
Hamburg feiert, gibt es ein Feuerwerk<br />
gratis und direkt vor seinen Augen.<br />
Die Tage, das Wetter, die Jahreszeiten<br />
– alles ist intensiver. „Manchmal ist<br />
der Anblick überwältigend, manchmal<br />
fühlt man sich ganz klein hier oben,<br />
manchmal denkt man auch an gar<br />
nichts oder spielt einfach nur Fußball<br />
auf dem Dach“, sagt Wutz. „Das Dach“,<br />
fügt er hinzu, „ist alles“.<br />
WWW. klartext-magazin.de<br />
360°-Blick vom Penthouse
BARACKEN. HONG KONG.<br />
TEXT ANNA FISCHHABER FOTOS STEFAN CANHAM<br />
Wer in Hong Kong kein Geld für eine<br />
Wohnung hat, steigt auf ein Hochhaus<br />
– und baut sich eine Hütte. Mehr als<br />
9000 Dächer in der Stadt sind bewohnt,<br />
denn der Raum ist knapp. Die Alternative:<br />
ein Mehrbettzimmer oder eine<br />
der Satellitenstädte im Nirgendwo. Die<br />
Dachsiedlungen sind Labyrinthe aus<br />
Korridoren und Hütten aus Blech, Holz,<br />
Ziegeln und Plastik. Auf einigen Dächern<br />
leben bis zu Hundert Menschen<br />
– wie in einem kleinen Dorf. Was von<br />
außen erbärmlich aussieht, überrascht<br />
von innen: Einige Bewohner haben<br />
sich in luftiger Höhe und unter widrigsten<br />
Umständen ein Zuhause geschaffen.<br />
Sie haben Strom, Telefon<br />
und zahlen Miete. Manche leben schon<br />
seit 30 Jahren auf dem Dach, andere<br />
sind Neuankömmlinge aus Pakistan<br />
und Südostasien, die in Hong Kong auf<br />
eine bessere Zukunft hoffen. Die Hütten<br />
sind illegal und werden doch von<br />
den Behörden geduldet. Die Angst umgesiedelt<br />
zu werden, ist dennoch allgegenwärtig<br />
– vor allem, wenn wieder<br />
eines der Häuser einem gläsernen<br />
Wolkenkratzer weichen muss. Fotograf<br />
Stefan Canham und Autorin<br />
Rufina Wu haben die Dachbewohner<br />
besucht. Meistens waren sie außer<br />
Atem. Vom vielen Treppensteigen.<br />
FALTBARES NYLONBETT<br />
„1962 kam er als Jade-Handwerker<br />
nach Hong Kong. Seit seiner Pensionierung<br />
liegen seine Schleifsteine auf<br />
dem Dach, um es zu beschweren.<br />
Begeistert erzählt er Geschichten von<br />
Dachpappen, die in der Hong Konger<br />
Taifun-Saison wie <strong>Dr</strong>achen von der<br />
Leine fliegen. Jeden Tag erklimmt er<br />
acht Stockwerke und eine steile Treppe<br />
aus unregelmäßigen Betonstufen, um<br />
nach Hause zu gelangen. Das Vorderzimmer<br />
ist der eigentliche Wohnraum.<br />
Er schläft, isst, liest und sieht fern<br />
auf der einen Hälfte eines faltbaren<br />
Nylonbettes; auf der anderen Hälfte<br />
liegen seine Habseligkeiten. Bad und<br />
Küche sind im Hinterzimmer, statt<br />
einer Toilette gibt es nur ein offenes<br />
Abflussrohr im Boden.“<br />
GÄNGE WIE RENNSTRECKEN<br />
„Die Korridore sind wie kleine Rennstrecken<br />
für die Kinder ihrer Nachbarn.<br />
Jedes Mal, wenn sie an ihrer Wohnung<br />
vorbeilaufen, hält sie nach ihnen<br />
Ausschau. Ihre Schwiegertochter, die<br />
vorübergehend am Ende des Flurs<br />
wohnt, ist eine der vielen Tausend<br />
Frauen pro Jahr, die vom chinesischen<br />
Festland her die Grenze überqueren,<br />
um in Hong Kong ihr Kind zur Welt zu<br />
Illegal, aber geduldet:<br />
35 Hütten auf einem<br />
Hochhaus-Dach<br />
bringen. Das Kind erhält automatisch<br />
eine Aufenthaltsgenehmigung. Dass<br />
ihr Enkelkind in Hong Kong aufwächst,<br />
möchte die Oma nicht. Der Platz reicht<br />
einfach nicht aus.“<br />
MÖBEL VOM SPERRMÜLL<br />
„Er dekoriert seine Wohnung in aufeinander<br />
abgestimmten Farbtönen.<br />
Mit Fensteraufklebern, die nach Bleiverglasung<br />
aussehen und mit Topfpflanzen,<br />
die regelmäßig umgesetzt<br />
werden, damit sie möglichst viel<br />
direktes Sonnenlicht bekommen. Er<br />
glaubt, dass die Pflanzen Glück bringen.<br />
Seine Möbel stammen vom Sperrmüll,<br />
da er nicht sicher ist, wie lange er in<br />
dieser Wohnung bleiben wird. Bevor<br />
er vor einem Jahr hierher zog, wohnte<br />
er für 2000 Hong Kong-Dollar (200 Euro)<br />
im Monat in einem Mehrbettzimmer. Er<br />
findet die Hütte auf dem Dach besser:<br />
praktisch, günstig, mehr Luft und Sonne.<br />
Im Sommer heizt die Wohnung sich<br />
stark auf, aber das stört ihn nicht, da<br />
er tagsüber kaum zu Hause ist. Als<br />
Koch beginnt sein Tag um neun Uhr<br />
morgens und endet um Mitternacht.“<br />
AUS DEM BUCH<br />
Rufina Wu, Stefan Canham: „Portraits from above.<br />
Hong Kong‘s informal rooftop communities“.<br />
Peperoni Books, 2008.<br />
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42<br />
HOMELY
PLANET WAS<br />
Als ich zur Schule ging, hätte ein<br />
Nachmittag gereicht, um jeden meiner<br />
Freunde zu besuchen. Mit dem Fahrrad<br />
wäre ich durch Freiburg gefahren,<br />
einmal reihum durch alle Stadtviertel<br />
– das war mein Freundeskreis. Heute<br />
müsste ich ihn auf einer Weltkarte einzeichnen,<br />
und statt Fahrrad bräuchte<br />
ich Interkontinentalflüge. Nach dem<br />
Abitur bin ich nach München gezogen.<br />
Viele Freunde sehe ich nur noch<br />
selten, und dann meistens im Skype-<br />
Fenster auf dem Laptop-Bildschirm.<br />
Würde ich sie alle gleichzeitig um<br />
mich sammeln wollen, müsste ich<br />
schon heiraten oder meine eigene<br />
Beerdigung ankündigen, aber selbst<br />
dann wäre nicht sicher, ob alle<br />
kommen könnten.<br />
Fernbeziehungen gelten seit<br />
einiger Zeit gemeinhin als die<br />
schmerzhafteste soziale Nebenwirkung<br />
der flexiblen Arbeitswelt. Über<br />
Fernfreundschaften redet dagegen<br />
kaum jemand. Dabei erzwingt es unser<br />
Lebensstil der permanenten Zwischenlösung<br />
längst, sich in Zukunft mit<br />
diesem Freundschaftsmodell zu arrangieren.<br />
Die Hälfte meiner Lieblingsmenschen<br />
hat es in den letzten drei<br />
Jahren nach Berlin, Hamburg oder<br />
Wien verschlagen. Einige andere<br />
machen Auslandssemester in New<br />
York oder ein Praktikum in Peking.<br />
Ein kleiner Rest hält sich in Phnom<br />
Penh oder Santiago de Chile auf,<br />
zwecks Selbstfindung oder um<br />
„was mit Kindern“ zu machen.<br />
Manche wechseln dabei den Wohnort<br />
häufiger als den Liebespartner. Wärend<br />
aber viele Beziehungen früher oder<br />
später an großen Entfernungen<br />
scheitern, sind enge Freunde, von<br />
denen wir durch weite Distanzen<br />
getrennt sind, eine Bereicherung:<br />
Ihretwegen sind wir überall zu Hause.<br />
Mit dem Fernfreund verbinden uns<br />
gemeinsame Erinnerungen, mit ihm<br />
teilen wir ein Gefühl der Heimat, das<br />
er mit ans andere Ende der Welt<br />
genommen hat. Denn Heimat ist kein<br />
Ort mehr, Heimat ist ein Zustand.<br />
Besuchen wir den Fernfreund, fühlen<br />
wir uns gleich wieder zu Hause – egal,<br />
wie weit weg er wohnt.<br />
Dort hören wir ein Wochenende<br />
lang mit ihm die Helden unserer<br />
Pubertät, führen Gespräche fort, die<br />
wir beim letzten Treffen unterbrochen<br />
haben, und lachen über Witze, die<br />
schon früher nur wir verstanden haben.<br />
Wir begegnen dem Fernfreund in seinem<br />
neuen Alltag, einer Abwandlung<br />
dessen, was einst auch Teil unseres<br />
Alltags war. Zu seinen alten Lieblingsbüchern,<br />
die wir schon kennen, hat er<br />
neue ins Regal gestellt. Wir erkunden<br />
mit ihm die uns fremde Stadt und sehen<br />
sie doch immer mit seinem vertrauten<br />
Blick. Mit dem Freund finden wir auch<br />
hier eine Heimat auf Zeit; ohne ihn<br />
blieben wir immer der Tourist mit dem<br />
Lonely Planet in der Hand.<br />
So aber hat das antike Ideal des<br />
kosmopolitischen Menschen konkrete<br />
Gestalt angenommen. Noch für unsere<br />
ES BEDEUTET, DASS<br />
UNSERE FREUNDE AUF DER<br />
GANZEN WELT WOHNEN<br />
TEXT XIFAN YANG<br />
ILLUSTRATION JUDITH URBAN<br />
Großeltern war eine Reise nach Rom<br />
ein einmaliger Luxus; und unter<br />
Weltbürgern stellte man sich einen<br />
elitären Kreis von Dandys vor, die auf<br />
Dampfschiffen in tiefen Samtsesseln<br />
sitzend den Ozean überquerten.<br />
Heute kann sich jeder Arbeitsnomade<br />
als Kosmopolit fühlen. Der<br />
Metropolenhopper <strong>2010</strong> kann nicht<br />
aus Kants „Zur allgemeinen Geschichte<br />
in weltbürgerlicher Absicht“ zitieren;<br />
dafür weiß er aber, in welcher Straße<br />
Londons man für drei Pfund einen<br />
All-You-Can-Eat-Inder findet, wie Barcelonas<br />
nettester Barkeeper heißt,<br />
und dass in Hong Kong die striktesten<br />
Anti-Rauchergesetze der Welt gelten.<br />
Aus diesem gar nicht mehr so geheimen<br />
Wissen entwickelt sich eine<br />
Art Lingua franca eines international<br />
gültigen urbanen Lebensgefühls. Wer<br />
sie spricht, wird überall auf der Welt<br />
verstanden, in Prag gleichermaßen<br />
wie in Sydney oder Tokio. Irgendwo<br />
zwischen provisorisch, prekär und<br />
weltläufig – so kann man die Gemütsverfassung<br />
beschreiben, die unser<br />
ständiges Unterwegssein begleitet.<br />
<strong>Dr</strong>eht sich das Städteroulette<br />
weiter, steht der nächste Umzug an.<br />
So werden aus manchen Fernfreunden<br />
irgendwann wieder Nahfreunde.<br />
Vielleicht ziehen sie in unsere Stadt,<br />
vielleicht verschlägt uns eine neue<br />
Arbeit in ihre. Das Schöne daran: Wir<br />
könnten sie wieder mit dem Fahrrad<br />
besuchen, jetzt aber hätte jeder von<br />
uns schon einmal die Welt umrundet.<br />
43
44<br />
BLINDT<br />
CUM IMO TOTATU<br />
DIT FUGIA IDQUO
SARAJEVOS<br />
EXT HIER<br />
VIER JAHRE LANG WURDE<br />
BOSNIENS HAUPTSTADT<br />
SCIPSA SIMI QUO-<br />
VON DEN BERGEN AUS<br />
BESCHOSSEN. ES WAR DIE<br />
TESITAT<br />
LÄNGSTE BELAGERUNG<br />
DES 20. JAHRHUNDERTS.<br />
VIELE BEWOHNER HÄLT<br />
SIE BIS HEUTE GEFANGEN<br />
TEXT & FOTOS<br />
SIMON HUFEISEN & DAVID SCHELP<br />
GEDÄCHTNIS<br />
45
46<br />
„EINE PILLE AM MORGEN MACHT DEN TAG<br />
AN, FEIERN, HABEN SEX, WIR TUN ALLES,<br />
ANDERS AUS. DA IST IMMER EIN TEIL, DER<br />
Dejan Begic hat<br />
die Belagerung im<br />
Tal erlebt. Allein im<br />
Häuserblock seiner<br />
Jugend starben<br />
188 Menschen.<br />
Heute erinnert eine<br />
Gedenkstätte an sie<br />
Dejan Begic* flieht. „Folgt mir“, sagt er,<br />
dann taucht er ein in die Massen.<br />
Es ist schwer, Schritt zu halten. Zielstrebig<br />
schlüpft Begic durch Lücken,<br />
die sich zwischen den drängelnden<br />
Passanten in der Fußgängerzone auftun.<br />
Links. Dann rechts, als folge er einer<br />
unsichtbaren Route. „Fast da“, sagt er<br />
ein paar Blocks weiter, „hier rein.“<br />
Durch eine <strong>Dr</strong>ehtür geht es in ein<br />
Einkaufszentrum, mit dem Fahrstuhl<br />
ins oberste Geschoss, durch Gänge hier,<br />
Gänge da, ein Treppenhaus, noch ein<br />
Gang, bis die Flucht abrupt endet.<br />
Begic steht jetzt auf dem Dach, über<br />
ihm nur der Himmel, unter ihm die<br />
Stadt, in der er groß geworden ist.<br />
Sarajevo. Er lässt sich in einen Stuhl<br />
des kleinen Cafés hier oben fallen. Es<br />
ist kalt, alle anderen Tische sind frei.<br />
„Ich mag das hier“, sagt Begic. „Ich<br />
mag keine Plätze mit vielen Menschen.“<br />
Begic ist 27, er ist Student, Stadtführer,<br />
ein Kind des Bosnienkrieges.<br />
Unter die dichten, schwarzen Haare<br />
auf seinem Kopf mischen sich die<br />
ersten grauen. Er trägt eine olivgrüne<br />
Fliegerjacke, bunte Stecker in den<br />
Ohrläppchen, Markensneaker, eine<br />
Umhängetasche. Eine riesige Spiegelsonnenbrille<br />
verdeckt wie eine<br />
schwarze Maske große Teile seines<br />
Gesichts, obwohl dichte Wolken über<br />
der Stadt hängen. Nach dem Krieg ist<br />
er weggezogen, nur noch zum Arbeiten<br />
kommt er hierher. Sarajevo sei nicht<br />
mehr seine Stadt, sagt er. Neun Jahre<br />
alt war Begic, als die Belagerung<br />
begann.<br />
Es war die längste Belagerung<br />
des 20. Jahrhunderts. 1425 Tage<br />
beschossen serbische Soldaten die
UM EINIGES LEICHTER. WIR ZIEHEN UNS NORMAL<br />
WAS MAN TUN SOLL. ABER IN UNS SIEHT ES<br />
SICH AN DEN KRIEG ERINNERT.“<br />
Dejan Begic, 27,<br />
Stadtführer<br />
Stadt von den Bergen aus, die Sarajevo<br />
in einen engen Talkessel zwängen.<br />
Mit über zwei Millionen Granaten und<br />
unzähligen Scharfschützen, die auf<br />
alles feuerten, was sich im Tal bewegte,<br />
wollten sie die Regierung Bosnien und<br />
Herzegowinas dazu zwingen, aus der<br />
soeben erklärten Unabhängigkeit in<br />
den Schoß Jugoslawiens zurückzukehren.<br />
11 000 Menschen starben<br />
zwischen 1992 und 1996. Heute, fast<br />
15 Jahre nach ihrem Ende, schafft die<br />
Belagerung es regelmäßig in die<br />
Nachrichten. Immer dann, wenn wieder<br />
ein Kriegsverbrecher gefasst und<br />
vor das UN-Tribunal in Den Haag gestellt<br />
wird. Karadzic, Milosevic, Vlahovic,<br />
den die Einwohner Sarajevos nur<br />
„das Monster“ nannten, der über Hundert<br />
Frauen und Kinder umgebracht<br />
und noch mehr vergewaltigt haben soll.<br />
Doch nicht nur viele Mörder und<br />
Hintermänner von damals sind immer<br />
noch auf der Flucht, auch ihre Opfer<br />
versuchen bis heute, der Vergangenheit<br />
zu entkommen. Auf den ersten<br />
Blick verdeckt der frische Putz an den<br />
Fassaden der Häuser in der Altstadt<br />
die Spuren des Krieges. Erst wer in<br />
die Innenhöfe der Gebäude tritt, gelangt<br />
ins Gedächtnis der Stadt. Wie<br />
frisch aus dem Mauerwerk gerissen,<br />
klaffen die Löcher der Granateinschläge,<br />
Schutt türmt sich zu<br />
bröckeligen Haufen auf. Mit der Stadt<br />
verhält es sich wie mit ihren Menschen:<br />
Der Krieg verändert sie auf lange Zeit,<br />
vielleicht für immer. Von außen sieht<br />
man ihnen nichts an, doch in ihren<br />
Köpfen haben die Kämpfe nie aufgehört.<br />
Sie sind im Krieg mit ihren Erinnerungen,<br />
ihrem Land, seiner Geschichte,<br />
seinen Konflikten, mit sich selbst.<br />
„Anyway, it was fun“, sagt Begic.<br />
Das Leben im Krieg sei nicht so anders<br />
gewesen als heute. Klar, da war immer<br />
diese Angst, umgebracht zu werden,<br />
aber mit der Zeit verging sie. Klar, es<br />
gab über vier Jahre keinen Strom,<br />
keine Heizung, kaum etwas zu essen.<br />
Klar, dreimal in der Woche musste er<br />
15 Kilometer laufen, um am anderen<br />
Ende der Stadt Wasser zu holen.<br />
25 Liter schleppte er in Kanistern<br />
zurück nach Hause und hoch in den<br />
elften Stock. Klar, das ging nur über<br />
die Sniper-Allee, die einzige Verbindung<br />
zwischen Ost und West, den gefährlichsten<br />
Ort der Stadt, immer im Visier<br />
der Scharfschützen, die auf beiden<br />
Seiten der Straße in den Hügeln und<br />
Hochhäusern lauerten. Geduckt rannten<br />
die Menschen hinter den Wracks der<br />
Trambahnen, Busse und Lastwagen,<br />
die sie in der Mitte der Allee zusammengeschoben<br />
hatten. Sie rannten<br />
immer. Klar, trotzdem wäre es diesem<br />
einen Scharfschützen, der ihm und<br />
seiner Mutter einmal nacheinander<br />
die umgehängten Wasserkanister<br />
zerschoss, ein Leichtes gewesen, sie<br />
zu töten. Klar. „Er wollte uns nur<br />
Angst machen“, sagt Begic. „Es war<br />
alles ein Spiel.“<br />
Sie haben viel gespielt im Krieg.<br />
Tagelang haben sie zu Hause gesessen<br />
und gewürfelt, neue Kartenspiele<br />
erfunden. Sie haben geredet,<br />
sich Rezepte ausgedacht, aus praktisch<br />
nichts kleine Festessen gezaubert.<br />
Etwa Käsekuchen aus Reis, den sie in<br />
Essig einlegten. Jeder teilte mit jedem,<br />
alle hielten zusammen. „Freunde und<br />
Familie waren das Wichtigste im<br />
Krieg. Heute hat keiner mehr Zeit für<br />
niemanden“, sagt Begic und bestellt<br />
die Rechnung. Damals rannten die<br />
Menschen durch Sarajevo, um nicht<br />
zur Zielscheibe der Heckenschützen<br />
zu werden. Heute hetzen sie von Job<br />
zu Job, um zu überleben.<br />
Auch Begic muss weiter. Zu<br />
seiner Mutter, die immer noch im<br />
Viertel seiner Kindheit lebt. In derselben<br />
Wohnung, in der die Beiden<br />
sechs Granateinschläge überstanden,<br />
vier Winter verbracht und schließlich<br />
das Ende der Belagerung bejubelt<br />
haben. Der Weg dorthin führt vorbei<br />
am Parlament. „War vollkommen ausgebombt<br />
damals“, sagt Begic. Er führt<br />
vorbei am schmutzig-gelben Holiday<br />
Inn-Hotel, in dem die ausländischen<br />
Journalisten sich im Krieg verschanzten.<br />
„Das war das einzige sichere<br />
Gebäude.“ Er führt immer entlang<br />
der Sniper-Allee, die links und<br />
rechts von Baukränen gesäumt ist.<br />
Sarajevos Baufirmen arbeiten emsig<br />
daran, die Ruinen des Krieges aus<br />
dem Stadtbild zu tilgen. „Zumindest<br />
ein paar sollten sie stehen lassen.<br />
Zur Erinnerung.“<br />
Begic biegt links ab in eine Wohnsiedlung,<br />
in der sich drei heruntergekommene<br />
Plattenbauten gegenüberstehen.<br />
Zwischen ihnen liegt eine<br />
Wiese, auf der sie während der<br />
Belagerung Kartoffeln, Tomaten und<br />
Rüben angebaut haben, daneben ein<br />
Spielplatz und vereinzelte Blumenbeete.<br />
Hier ist Begic aufgewachsen.<br />
Er zeigt auf einen kleinen Balkon hoch<br />
oben an einem der Hochhäuser. Ihren<br />
Balkon. „Und das da war mein Zimmer.“<br />
Er setzt sich auf die Schaukel.<br />
47
48<br />
Jetzt nimmt er die Sonnenbrille ab.<br />
Wachsame, dunkle Augen blicken ins<br />
Licht. Begic blinzelt und erzählt.<br />
Viele seiner Freunde, mit denen er<br />
früher hier im Innenhof gespielt hat,<br />
könnten seit dem Krieg nur noch mit<br />
Medikamenten und therapeutischer<br />
Hilfe leben. „Eine Pille am Morgen<br />
kann den Tag um einiges leichter machen.“<br />
Sie hilft, mit dem Trauma zu<br />
leben, den Träumen, den Toten. Doch<br />
vergessen machen kann sie nicht.<br />
Begic zeigt zu einem weißen Fleck<br />
auf einem Hügel oberhalb der Altstadt.<br />
Zu den Toten.<br />
Besonders nachts sieht man sie.<br />
<strong>Dr</strong>eht man sich in Sarajevos Innenstadt<br />
um die eigene Achse und blickt<br />
nach oben, sind die hellen Flecken<br />
überall. Friedhöfe. Ganze Felder weißer<br />
Stelen, die mit Scheinwerfern<br />
angestrahlt werden, wenn es dunkel<br />
wird. Hell erleuchtete Zeugen der<br />
Belagerung.<br />
Es ist einer der ersten milden<br />
Abende des Jahres, und während sich<br />
die Tische vor den Cevapi-Restaurants<br />
im Tal füllen, Pärchen händchenhaltend<br />
durch die Fußgängerzone<br />
flanieren und Gruppen Jugendlicher in<br />
Kneipen die erste Runde Sarajevska-<br />
Bier bestellen, beginnt Irfan Gazdic<br />
seine Nachtschicht. Sein Arbeitsplatz<br />
ist ein stiller, fast mystischer Ort.<br />
Zwischen den niedrigen, verwitterten<br />
Häuschen, die sich den Berg empor an<br />
den Hang drücken, tut er sich auf wie<br />
eine schummrige Lichtung.<br />
Bis zum nächsten Morgen wird<br />
Gazdic in seinem Wachturm sitzen und<br />
die mit den Ziffern 1 bis 444 durch-<br />
WWW. klartext-magazin.de<br />
Stimmen, Bilder und ein<br />
Clip aus Sarajevo<br />
nummerierten Gräber auf dem Veteranenfriedhof<br />
beschützen. Man findet<br />
hier keinen Grabstein, in den nicht<br />
eine Zahl zwischen 1992 und 1996 als<br />
Todesdatum eingraviert ist. Am linken<br />
Rand des Friedhofs steht ein Mausoleum.<br />
Das Grab von Alija Izetbegovic,<br />
der zwischen 1990 und Kriegsbeginn<br />
Präsident der Republik Bosnien war.<br />
„Mein Präsident“, so nennt Gazdic ihn.<br />
Schleichen im Dunkeln Unbekannte<br />
auf dem Friedhof umher, öffnet er die<br />
Lasche seines Pistolenhalfters und<br />
steigt zwischen den Gräbern den Hügel<br />
hinauf, um nach dem Rechten zu<br />
sehen. Seit 2006 eine Bombe das<br />
Mausoleum Izetbegovics beschädigte,<br />
wird der Friedhof rund um die Uhr<br />
bewacht. „Unser Land ist zwar schön“,<br />
sagt Gazdic, „es hat aber viele Probleme.<br />
Und manche versuchen, sie mit<br />
Gewalt zu lösen.“ Gazdic, 28, ist Soldat<br />
in der noch jungen bosnischen Armee.<br />
Seine Uniform ist so schwarz, dass<br />
man nur ihre goldenen Knöpfe funkeln<br />
sieht, wenn es Nacht wird. Einer springt<br />
ab, als Gazdic in die Innentasche greift<br />
und ein Päckchen Zigaretten hervorholt.<br />
„Shit“, sagt er. Seine halbe Kindheit<br />
hat er im Belagerungszustand verbracht.<br />
Als er zehn war, schlug eine<br />
Granate ein paar Meter neben ihm<br />
ein, ihre Splitter verletzten ihn schwer.<br />
„Ich würde alles geben, um wieder<br />
so zu leben wie damals“, sagt er.<br />
Wenn man dem Tod so nahe sei, brauche<br />
man nicht viel, man konzentriere<br />
sich auf das Wesentliche: „seine<br />
Leute“. Die Fronten waren klar in den<br />
Neunzigern, man wusste, wer Freund<br />
und wer Feind war. Sarajevo ist eine<br />
kleine Stadt, jeder kennt hier jemanden,<br />
der von Scharfschützen erschossen<br />
wurde. „Der Grabstein da drüben“,<br />
sagt Gazdic, „das ist mein Cousin.“<br />
Doch auch viele, die früher auf die<br />
Stadt geschossen haben, leben heute<br />
noch dort. Es herrscht Misstrauen<br />
zwischen den Ethnien und Religionsgemeinschaften<br />
im „Jerusalem des Balkans“,<br />
wie Sarajevo wegen seiner Vielfalt<br />
genannt wurde, als hier alle friedlich<br />
miteinander lebten. Christen, Juden,<br />
Moslems. Kroaten, Serben, Bosnier.<br />
Es waren die goldenen Jahre der<br />
Stadt, und keines war so golden wie<br />
das Jahr 1984. Olympische Winterspiele,<br />
die ganze Welt blickte auf Sarajevo.<br />
Bis heute sind die Menschen hier stolz<br />
auf ihre olympische Vergangenheit.<br />
Jugendliche erzählen mit Inbrunst von<br />
der Seele, die die Stadt damals gehabt<br />
habe, als hätten sie selbst in der<br />
ersten Reihe des Eispalastes gejubelt.<br />
Sprechen die Bewohner von den Bergen<br />
ringsum, dann sprechen sie nicht<br />
einfach von Bergen, sie sprechen von<br />
den „olympischen Bergen“.<br />
15 Autominuten von der Altstadt<br />
entfernt liegt auf 1200 Metern, was<br />
von Olympia übrig ist: die Bobbahn in<br />
den Wäldern von Trebevice. 1984 war<br />
sie die modernste, schnellste und<br />
sicherste ihrer Art. Die einzige Bobbahn<br />
auf dem Balkan. Heute ist das<br />
nationale Heiligtum von einst nur noch<br />
ein von Dornengestrüpp überwachsenes<br />
Gerippe aus rostigen<br />
Stahlstreben und Beton. Die Kurven,<br />
in denen Wolfgang Hoppe zweimal<br />
Gold für die DDR holte, sind mit Graffiti<br />
überzogen. Alle paar Meter sind hand-<br />
„ICH WÜRDE ALLES GEBEN, UM WIEDER SO ZU<br />
DU DIR ÜBER SO VIELES<br />
ZAHLEN, NÄCHTELANG ARBEITEN. DU
große Löcher in die Wände des Eiskanals<br />
geschlagen worden. Durch sie<br />
schossen die Serben auf die Stadt. Von<br />
der Terrasse eines Ausflugslokals ein<br />
paar Serpentinen weiter oben feuerten<br />
sie mit Panzern ins Tal.<br />
Keine zehn Jahre nach Olympia war<br />
Trebevice nicht länger olympischer Berg,<br />
sondern erste Frontlinie. Selten kommt<br />
heute jemand hier hoch. Die Straßen sind<br />
schlecht, die Wälder mit Minen gespickt.<br />
Gelbe Absperrbänder warnen davor,<br />
die Wege zu verlassen. Sogar die Tiere<br />
sind wegen der Kämpfe geflohen und nie<br />
zurückgekehrt. Nirgends lässt sich so tief<br />
hinter die Fassade Sarajevos blicken. Hier<br />
gibt es nichts zu verputzen, kein Spiegelglas,<br />
hinter dem man sich verstecken<br />
kann. Trebevice bleibt eine offene Wunde.<br />
Im Tal. Dejan Begic spricht von seiner<br />
Schäferhündin. Es ist eine schwarze<br />
Schäferhündin. Es gebe auch braune<br />
und sogar pinkfarbene Schäferhunde.<br />
Schwarze möge er aber lieber. Dass Schäferhunde<br />
die bissigsten Hunde sind,<br />
stimme übrigens gar nicht. Begic mag<br />
heute nicht mehr vom Krieg erzählen.<br />
Er hat für heute genug von Sarajevo.<br />
„Ich muss jetzt wirklich los“, sagt er.<br />
Gleich fährt sein Bus nach Hause. In die<br />
Berge. Vor dem Krieg hat er dort seine<br />
Ferien verbracht, „alle schönen Erinnerungen“<br />
hat er von dort. Im Winter sind<br />
die Berge tief verschneit. Mittlerweile<br />
haben Minensuchtrupps die ersten Pisten<br />
gesäubert. Bald könnte hier wieder Ski<br />
gefahren werden. Könnte. „Der Krieg hat<br />
verhindert, dass wir Jüngeren das lernen“,<br />
sagt Begic. „Jetzt sind wir zu alt.“<br />
Er setzt die Sonnenbrille auf und geht.<br />
* Name geändert<br />
LEBEN WIE IM KRIEG. HEUTE MUSST<br />
GEDANKEN MACHEN, RECHNUNGEN<br />
BIST GEFANGEN IM KAPITALISMUS.“<br />
Irfan Gazdic, 28,<br />
Soldat<br />
Viele Häuser sind wieder<br />
aufgebaut, die Bars gut<br />
besucht. Doch die Spuren<br />
des Krieges bleiben. Wie<br />
auf der Bobbahn und<br />
dem Veteranenfriedhof,<br />
den Irfan Gazdic bewacht<br />
49
50<br />
STADTLEGENDEN<br />
NIEMAND DA<br />
John F. Kennedy lebt. In Bielefeld. Der vermeintlich erschossene<br />
Ex-Präsident wird dort versteckt gehalten, wo es niemand<br />
für möglich hält. Der Hintergrund: Kennedy darf nicht<br />
über die vorgetäuschte Mondlandung von 1969 sprechen.<br />
JFK in Bielefeld? Nur ein Gerücht. Eines von vielen. Seit<br />
über 15 Jahren gibt es Hinweise darauf, dass die Stadt am<br />
Teutoburger Wald nicht existiert. Unbekannte stellten Texte<br />
ins Internet, die eine Verschwörung unglaublichen Ausmaßes<br />
beschreiben: Es heißt, dass ganz Bielefeld eine einzige Kulisse<br />
ist – mitsamt der Sparrenburg, der Universität und dem<br />
Jahnplatz. Dass Autobahn-Abfahrten gebaut und Tausende<br />
Telefonnummern eingerichtet wurden, um die Illusion aufrecht<br />
zu erhalten. Den Begründern dieser Theorie zufolge<br />
wurden alle 300 000 Einwohner einer Gehirnwäsche unterzogen.<br />
Sie sollen behaupten, in Bielefeld zu wohnen, zu<br />
arbeiten, zu leben. Diesen Sommer kommt sogar ein Film in<br />
die Kinos, der mit einer Heldengeschichte versucht, die Existenz<br />
Bielefelds als real zu verkaufen.<br />
Doch kann diese Geschichte stimmen? Fakt ist, dass es<br />
seit Beginn der Verschwörung immer mehr Hinweise darauf<br />
gibt, wer die Fassade Bielefelds für seine Zwecke nutzen<br />
könnte. Möglich ist, dass sich die Maya dort auf den drohenden<br />
Weltuntergang 2012 vorbereiten, oder die Mafia die<br />
Übernahme aller Pizzerien in Deutschland plant. Gleichzeitig<br />
könnten die USA ihre legendäre Militärbasis Area 51 nur gebaut<br />
haben, um von ihren abscheulichen Tests in<br />
Bielefeld abzulenken.<br />
Es heißt, in Bielefeld müssten die Menschen<br />
im Dauerregen leben. Sie führten ein tristes Leben<br />
ohne Emotionen und kommunizierten nur über die<br />
Laute „Jo“, „Nee“ und „Läuft“. Die Menschen<br />
seien einem Großunternehmer ausgesetzt,<br />
der sie mit Puddingpulver, Backmischungen<br />
und Tiefkühlpizza ernährt. Sie<br />
müssten durch Straßen laufen, von denen<br />
eine aussieht wie die andere und<br />
sollten auf eine „Alm“ wandern, die<br />
sich nun „Schüco Arena“ nennt, um<br />
WWW. klartext-magazin.de<br />
Interview mit dem<br />
Produzenten des Films<br />
„Bielefeld-Verschwörung“<br />
JEDER HAT SCHON VON BIELEFELD GEHÖRT,<br />
ABER KEINER IST JEMALS DORT GEWESEN.<br />
KEIN WUNDER. DENN OSTWESTFALENS<br />
GRÖSSTE STADT GIBT ES ÜBERHAUPT NICHT<br />
TEXT SEBASTIAN REUTER ILLUSTRATION JUDITH URBAN<br />
elf Arminia-Amateuren beim Fußballspielen zuzuschauen.<br />
Das graue Namenlose wurde zum namenlosen Grauen.<br />
Aber kann das sein? Gibt es diese Stadt wirklich nicht?<br />
Wer der Sache nachgeht, bei der „Bielefelder Marketing<br />
GmbH“ anruft und nachfragt, was dran sei an dem Gerücht,<br />
landet bei Tanja Babic. Am Telefon lacht sie nur. „Sie wollen<br />
wohl testen, ob es uns auch wirklich gibt“, sagt sie. Antworten<br />
gibt sie nicht.<br />
Die Anzeichen der Nicht-Existenz Bielefelds verdichten<br />
sich jedenfalls weiter: Jeder hat schon von dieser Stadt gehört,<br />
keiner ist je dort gewesen. Es gibt nur Menschen, die<br />
„aus der Nähe“ von Bielefeld stammen. Aufgewachsen ist<br />
dort niemand. Und dann noch dieses „U-Bahn-Netz“. Gerade<br />
einmal sieben (!) Stationen – für eine ganze Stadt. Lächerlich.<br />
Vielleicht ist den geheimen Mächten beim Bau ihrer<br />
Bielefeld-Kulisse das Geld ausgegangen. Und: Bielefeld soll<br />
in OSTWESTfalen liegen. Ganz in der Nähe eines Örtchens<br />
namens HIDDENhausen. Natürlich.<br />
Wer noch Zweifel daran hat, was es mit dieser vermeintlichen<br />
Stadt auf sich hat, kann beruhigt sein. Nicht einmal<br />
der Autor dieser Zeilen ist sich wirklich sicher. Dabei stammt<br />
er „aus der Nähe“<br />
von Bielefeld.
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52<br />
850 Lagerräume gibt es im Selfstorage<br />
in München-Giesing. In jedem<br />
versteckt sich eine Geschichte
LEBEN<br />
IN DER BOX<br />
„Meiner ist viel stabiler“, sagt Andreas<br />
Walbrunn. „Aber nicht so schick wie<br />
meiner“, entgegnet seine Freundin<br />
Doris Bülles. Die Münchner wollen<br />
zusammen ziehen. Aus zwei Haushalten<br />
wird einer, da hat nicht alles Platz.<br />
Vieles gibt es doppelt – die beiden<br />
Kleiderschränke etwa, von denen sie<br />
sich nicht trennen können. Seinen<br />
Couchtisch haben sie schon zum Sperrmüll<br />
gebracht, ihren Ikea-Sessel auch.<br />
Aber die Schlafzimmermöbel wollen<br />
sie nicht wegwerfen, Kühlschrank<br />
und Waschmaschine auch nicht. Wer<br />
weiß, wie das klappt mit der gemeinsamen<br />
Wohnung. Bei MyPlace in<br />
München-Giesing mietet sich das<br />
Paar nun ein drei Quadratmeter großes<br />
Lagerabteil. Die Lösung: Ihr Spiegelschrank<br />
kommt in die Wohnung,<br />
sein Eichenschrank ins Lager.<br />
Ein großes Gebäude, und darin<br />
lange Gänge mit bis zu Tausend Türen:<br />
Früher war das ein düsteres Szenario<br />
für Science-Fiction-Filme. Heute ist es<br />
die Lösung für die Probleme, die eine<br />
rastlose Gesellschaft aufwirft: Selfstorage.<br />
Hinter jeder Tür versteckt<br />
sich ein Lager, das bis zu 50 Quadratmeter<br />
groß ist.<br />
Gründe, so eine Lagerbox zu mieten,<br />
gibt es viele. Paare ziehen zusammen,<br />
trennen sich. Das neue Haus ist noch<br />
nicht fertig zum Umzug. Heute muss<br />
man mobil sein, geht für die Firma nach<br />
Singapur, legt ein Auslandssemester<br />
ein. Und wechselt ständig die Wohnung.<br />
Die Menschen haben mehr Freizeit,<br />
Surfbretter, Skier und Motorräder.<br />
Laut einer Emnid-Umfrage hat jeder<br />
vierte Haushalt zu wenig Stauraum.<br />
Die schönen Sachen wegwerfen? Auf<br />
keinen Fall. Selfstorage ist ein Symptom<br />
TEXT MANUELA ANTOSCH FOTO THOMAS KLINGER<br />
WEGGEPACKT UND ABGESTELLT:<br />
SELFSTORAGE IST DIE LÖSUNG FÜR<br />
DIE MOBILE GESELLSCHAFT<br />
unseres modernen Lebensstils. Wir<br />
sind flexibler, binden uns nicht mehr<br />
an eine Wohnung, an eine Stadt.<br />
Nichts ist endgültig; deshalb packen<br />
wir Teile unseres Lebens auf Standby<br />
in den Container.<br />
Luigi Tortora ist Italiener und kocht<br />
leidenschaftlich gerne. Die wichtigste<br />
Zutat: Olivenöl extra vergine – „sonst<br />
kann man das Kochen vergessen“.<br />
Aber seine Wohnung ist zu klein, er<br />
hat keinen Keller. Deshalb lagern zehn<br />
Kartons mit Öl und zehn mit italienischem<br />
Rotwein in seinem Abteil<br />
Nummer 1156. Das muss reichen, bis<br />
er wieder in die Heimat fährt.<br />
1970 eröffnete der Unternehmer<br />
Chuck Barbo in den USA das erste<br />
Selbstlagerzentrum. Heute sind es dort<br />
mehr als 37 000. Nach Deutschland<br />
kam die Idee erst um die Jahrtausendwende,<br />
mittlerweile gibt es 59 Anlagen.<br />
„Damit ist der Bedarf aber noch lange<br />
WIR BINDEN UNS NICHT<br />
MEHR AN EINE WOHNUNG,<br />
AN EINE STADT<br />
nicht gedeckt“, sagt Martin Brunkhorst,<br />
Geschäftsführer des Marktführers<br />
MyPlace und Sprecher des deutschen<br />
Selfstorage-Verbands. Der Jahresumsatz<br />
der deutschen Branche liege im<br />
dreistelligen Millionenbereich. In den<br />
Jahren 2008 und 2009 sei der Markt um<br />
jeweils 30 bis 40 Prozent gewachsen.<br />
„Deutschland ist der internationalen<br />
Entwicklung noch sehr hinterher“,<br />
sagt er. Auch in den kommenden<br />
Jahren werde die Branche bis zu 25<br />
Prozent wachsen. In München ist die<br />
kleinste Lagerbox 1,25 Quadratmeter<br />
groß und drei Meter hoch. 16 Umzugskartons<br />
haben darin Platz. Für vier<br />
Wochen kostet die Miete 48 Euro.<br />
Als Faustregel gilt: Den Inhalt aus einer<br />
80 Quadratmeter-Wohnung bringt<br />
man gestapelt auf acht Quadratmetern<br />
unter.<br />
„Sauber, sicher, trocken“ sind für<br />
Martin Reiter, zuständig für die sechs<br />
MyPlace-Standorte in München, die<br />
Schlagworte, die Selfstorage ausmachen.<br />
Die Gänge mit den blauen<br />
Wellblechtüren sind hell beleuchtet,<br />
die Sonne scheint durch die Fensterfront.<br />
Heizungen halten die Temperatur<br />
auf acht bis zehn Grad. Elke Schäffer<br />
sitzt am Empfang. Sie weiß: Hinter<br />
jeder der 850 Türen auf den sechs<br />
Etagen verbergen sich Geschichten,<br />
fröhliche und traurige. Das Gebäude<br />
nennt sie „Kummerkasten“. Sie macht<br />
nicht nur die Mietverträge, sondern<br />
vermittelt auch Wohnungsmakler, die<br />
Nummer der Telefonseelsorge oder<br />
lässt die Sachen eines Kunden bei der<br />
Ex-Frau abholen.<br />
Was die Mieter einlagern, das<br />
müssen sie nicht angeben. Verboten<br />
sind nur einige wenige Dinge: Tiere,<br />
Pflanzen, Sprengstoffe, <strong>Dr</strong>ogen.<br />
Manche Männer wollen hier auch<br />
übernachten, wenn die Frau sie rausgeworfen<br />
hat. Das geht natürlich nicht.<br />
In Zürich haben die Betreiber in<br />
verwaisten Abteilen schon ein ausgestopftes<br />
Krokodil und menschliche<br />
Skelette gefunden. In Brighton versteckte<br />
ein Mörder die Leiche in einer<br />
Lagerbox. Auch in München stieg<br />
schon mal übler Geruch aus einem<br />
Abteil. Eine Kundin hatte einen Kühlschrank<br />
eingelagert. Und das<br />
Hackfleisch darin vergessen.<br />
WWW. klartext-magazin.de<br />
Schränke stapeln beim<br />
Möbel-Tetris; Interview<br />
mit Martin Brunkhorst<br />
53
BLINDTEXT<br />
RASTLOS<br />
GO FOR IT! KAFFEE IM PAPP-BECHER<br />
WAR EINMAL. HEUTE GIBT ES<br />
VIEL MEHR FÜR AUF DIE HAND<br />
TEXT CHRISTIN GOTTLER,<br />
SEBASTIAN REUTER<br />
GLÜCKLICH<br />
& XIFAN YANG<br />
FOTOS THOMAS KLINGER<br />
Im quis nim ea feum iriure con henis ro diam, consequatue feugait ip exer dipit ipit praesed tis nonum vel ilit la-<br />
nos acin henit, sustion ex eu faccumm sit augueros non vel utat. Cip eum ipore deliquating exer sit accum vero<br />
odolore min velis nullutpate dol<br />
suscil ut ea cortion ullaoreet prat. Do- odoloborper acipissi.<br />
Ectem ex essisi eu feumsan ectem lendi gnismodit auguercilla facipit vo- Agna facipsum velesse magnibh<br />
irillamcommy nos nulput nissi.<br />
lobortie magna conse feu feu feugiam et, volorperat lut prat.<br />
Uguero eu feu feugiam dolor susto ipsustie eugiamc onsequisl dit lore dit, Ipsum nonsent illaore vullamcor sit<br />
conullam, quis at adigna consed do- vent dolent lummy nullandit wissecte- pratueros endre ming et luptatu eratin<br />
lendre esenim volesse volendionsed tum dignit do ex eu feum aute velisl in hendionsecte magna conse feu feuis<br />
delent wis delesto od mincin hendit vero erat, sed dipit, con ex ea conum elit, qui te ming eraestrud tat, quat.<br />
autate feugiam, sisi.<br />
alis nonsequis aciliquiscil euisit wisl ut Utat erations at at ute faccum quatie<br />
Ip et, veliquis non ullamconulla ali- nostrud tionsed mod eugiam quamet, commy nullum dolobore conullum dossequisit<br />
lam augue dolorem dolorem sequat.<br />
lobor iustrud tatin venibh ea facidunt<br />
zzrit iurem vulput nim aliquis estie co- Aliquate tat wis dolum augiam, qui acilisi.<br />
nullam, commodignibh ea facing ea er sum dolor iusciduisse te dipsusc<br />
Aliquam ipis nim vullut ute vent<br />
feu faccummy nit ad magna cor sed ipiscil iquiss Im quis nim ea feum iriure etueriusto con vel et ing euisit pratue-<br />
magna feumsan hendionse modions con henis nos acin henit, sustion ex eu ro diam, consequatue feugait ip exer<br />
equisci bla commod dunt velendions- faccumm odolore min velis nullutpate sit augueros non vel utat. Cip eum iped<br />
tat wismod tat, velisisl et adio odio dol<br />
suscil ut ea cortion ullaoreet prat. Do-<br />
er sustin ute consequis nim dolessit<br />
Ectem ex essisi eu feumsan ectem lendi gnismodit auguercilla facipit vo-<br />
incip exero odolore dolumsan ulla irillamcommy nos nulput nissi.<br />
lobortie magna conse feu feu feugiam<br />
commy num ex eugiat lute dit adignim Uguero eu feu feugiam dolor susto ipsustie eugiamc onsequisl dit lore dit,<br />
vel endre tat. Ut nit lam nibh et, quis ex conullam, quis at adigna consed do- vent dolent lummy nullandit wissecte-<br />
euismodolore molorem iliquam conselendre esenim volesse volendionsed tum dignit do ex eu feum aute velisl in<br />
quate euissi.<br />
delent wis delesto od mincin hendit vero erat, sed dipit, con ex ea conum<br />
Te feugait veliquamet, con utat lo- autate feugiam, sisi.<br />
alis nonsequis aciliquiscil euisit wisl ut<br />
re vel ute feu feum nulput ut iniat.<br />
Ip et, veliquis non ullamconulla ali- nostrud tionsed mod eugiam quamet,<br />
Ulputet, veliquis aliquat, velenis ssequisit lam augue dolorem dolorem sequat.<br />
am, venismo dolendreet ut in elissit lo- zzrit iurem vulput nim aliquis estie co- Aliquate tat wis dolum augiam, qui<br />
re dolorpe raessed tet nonumsan euis nullam, commodignibh ea facing ea er sum dolor iusciduisse te dipsusc<br />
ad molortisim accum aliquatue vent feu faccummy nit ad magna cor sed ipiscil iquisse velit aut ea at lum<br />
ero cor aute enim nit vullandre feui tat magna feumsan hendionse modions vendreet la cor ing ea amet wis num el<br />
iusciliquat. Aciduis ectem veliquat, se- equisci bla commod dunt velendions- utpat laoreet voloreetue vel do cons<br />
quisi.ed<br />
tat wismod tat, velisisl et adio odio euguercidunt prat. Duisi bla facillaor<br />
Elit alit num volorperos autat. Ore er sustin ute consequis nim dolessit sisi erilisc illam, quipsusci tet ad dolor<br />
dolupta tincin exerostis nonsequatum incip exero odolore dolumsan ulla irillaorper se et nos eugue min hent<br />
dipit ipit praesed tis nonum vel ilit la- commy num ex eugiat lute dit adignim wismodo delis duis nullan ullaore feuore<br />
deliquating exer sit accum vero vel endre tat. Ut nit lam nibh et, quis ex gue veratem iriusto ese vullan veli-<br />
odoloborper acipissi.<br />
euismodolore molorem iliquam consequam vent incil inissim vullum vero-<br />
Agna facipsum velesse magnibh quate euissi.<br />
strud eumsandre ming eu feugiam<br />
et, volorperat lut prat.<br />
Te feugait veliquamet, con utat lo- zzrilis nisim dolorer ciliquipit praese<br />
Ipsum nonsent illaore vullamcor sit re vel ute feu feum nulput ut iniat. minisi elenim dolestio digna commy<br />
pratueros endre ming et luptatu eratin Ulputet, veliquis aliquat, velenis nonum iure mod magniscip ercidunt ut<br />
hendionsecte magna conse feu feuis am, venismo dolendreet ut in elissit lo- la autet praesse feuis adipsus cipsu-<br />
elit, qui te ming eraestrud tat, quat. re dolorpe raessed tet nonumsan euis sto ea commolortis nummodip eriusto<br />
Utat erations at at ute faccum quatie ad molortisim accum aliquatue vent consequamet velisim zzriure feum ve-<br />
commy nullum dolobore conullum do- ero cor aute enim nit vullandre feui tat niamet, vulputpat.<br />
lobor iustrud tatin venibh ea facidunt iusciliquat. Aciduis ectem veliquat, se-<br />
acilisi. BREZELINA<br />
quisi.<br />
KARTOFFELPÜREE Aliquam ipis nim vullut MIT ute vent TOMATEN UND Elit alit SCHNITTLAUCH<br />
num volorperos autat. Ore<br />
Cillut pratum vel ulpute faciliquat.<br />
Lortiniate tem essit wisi eummolo rtinci<br />
esed mod dui blaore velessi scilit<br />
etueriusto PREIS 3,20 con Eurovel<br />
et ing euisit pratue- dolupta tincin exerostis nonsequatum venismo lorting exer inibh esto corem<br />
ZIELGRUPPE Erstsemester-Studenten, die sich nach Muttis Eintopf sehnen<br />
GESCHMACK Solider Sattmacher. Kartoffelbrei bleibt Kartoffelbrei<br />
PASSENDE SITUATION Nach einer Weisheitszahn-OP im Weltall<br />
TO-GO-FAKTOR Schnell gekauft. Schnell verputzt. Schnell vergessen<br />
54<br />
66<br />
WWW. klartext-magazin.de<br />
Video: volt testet den<br />
To-Go-Burger
ITALIAN JOB<br />
CABERNET, PINOT GRIGIO<br />
PREIS 3,95 Euro<br />
ZIELGRUPPE Geizige Bordbistro-<br />
Boykottierer<br />
GESCHMACK Wie Weißbier aus<br />
dem Zahnputzbecher – gleicher<br />
Geschmack, unechtes Mouthfeeling<br />
PASSENDE SITUATION Spontan-Date<br />
im Euro-Express<br />
TO-GO-FAKTOR Meilenstein für den<br />
mobilen Alkoholkonsum<br />
MR. ASIA ALGENSALAT<br />
PREIS 3,50 Euro<br />
ZIELGRUPPE Gesundheitsbewusste Karrierefrauen<br />
GESCHMACK Wie Fisch, nur als Gemüse<br />
PASSENDE SITUATION Nach der Yoga-Stunde<br />
TO-GO-FAKTOR Quadratisch, praktisch, geruchsintensiv<br />
SCHICHTWECHSEL TORTE IM GLAS<br />
PREIS 2,70 Euro plus Pfand<br />
ZIELGRUPPE Die Mädels aus der Bebe-Young-Care-WG<br />
GESCHMACK Sahnig. Fruchtig. Himmlisch<br />
PASSENDE SITUATION Sonntagspicknick im Stadtpark mit<br />
gemütlichem Schlaf-T-Shirt und dicker Wolljacke<br />
TO-GO-FAKTOR Umwelt-, aber nicht verbraucherfreundlich.<br />
1. Wo ist der Löffel? 2. Wer bringt die Pfandgläser zurück?<br />
55
56<br />
STADTGESPRÄCH<br />
»DER TOD, DAS<br />
MUSS EIN WIENER<br />
Johanna Wokalek ist direkt und auf<br />
wache Art extrem schnell. Noch bevor<br />
die Schauspielerin („Die Päpstin“,<br />
„Der Baader Meinhof Komplex“) den<br />
Florianihof, ihr Stammcafé in der Wiener<br />
Josefstadt, ganz betreten hat,<br />
weiß sie, wo die Interviewer sitzen<br />
und begrüßt sie wie alte Bekannte. Die<br />
35-Jährige strahlt einnehmend. Vermutlich<br />
klingen deshalb alle Porträts,<br />
als wären die Autoren verliebt. Das<br />
Gespräch endet so abrupt, wie es<br />
begonnen hat: Mit einem freundlich<br />
bestimmten „Leute, ich kann nicht<br />
mehr!“ Sehr unwienerisch.<br />
Frau Wokalek, Wienern wird nachgesagt,<br />
narzisstisch zu sein. Ist die<br />
Stadt eine Bühne für ihre Bewohner?<br />
Die Wiener haben einen Hang zum<br />
Theatralischen. Sie lieben das Ränkespiel<br />
und beherrschen die Hohe Kunst<br />
der Intrige. Vieles wird verschleiert.<br />
Es gibt immer wieder Skandale, vieles<br />
bleibt undurchsichtig.<br />
SCHAUSPIELERIN JOHANNA WOKALEK<br />
ÜBER SPAZIERGÄNGE AUF FRIEDHÖFEN,<br />
SCHMÄH UND ANDERES THEATER<br />
INTERVIEW JAKOB BIAZZA & CHRISTIN GOTTLER<br />
FOTO KLEMENSHORVATH.COM<br />
Das klingt bedingt einladend.<br />
Naja, die Wiener sind äußerst humorvoll<br />
und können über sich selbst lachen.<br />
Aber die Stadt hat eben auch diese<br />
Schattenseiten. Die Unterwelt zum<br />
Beispiel ist doch auch ein großes<br />
Thema in österreichischer Literatur<br />
und in Filmen. Der Typus des Wiener<br />
Strizzis eben. Hier in diesem Café<br />
saß beispielsweise früher immer<br />
Jack Unterweger…<br />
…der Schriftsteller, der wegen<br />
elffachen Frauenmordes verurteilt<br />
wurde und sich in seiner Gefängniszelle<br />
erhängt hat…<br />
Das gehört einfach zu dieser Stadt,<br />
ist aber nur die eine Seite der Medaille.<br />
Auf der anderen ist Wien wunderschön<br />
und gelassen. Ich liebe die<br />
Kaffeehaus-Kultur. Die Menschen hier<br />
können sehr bewusst genießen, sich<br />
fallen lassen und einen ganzen Tag<br />
damit verbringen, vom Café zum<br />
Heurigen zu wechseln. Es ist erhol-<br />
SEIN«<br />
sam für mich, diesen Rhythmus zu<br />
übernehmen, gerade wenn ich von<br />
anstrengenden <strong>Dr</strong>ehs wiederkomme.<br />
Sie haben vor einiger Zeit gesagt,<br />
dass Sie einen „leeren Alltag“<br />
brauchen, um innerlich zur Ruhe zu<br />
kommen. Bietet Wien den?<br />
Genau das meine ich. Ich kann theoretisch<br />
den ganzen Tag hier sitzen und<br />
Zeitung lesen, selbst wenn ich dabei<br />
nur einen Kaffee trinke. Nie würde<br />
sich ein Kellner deswegen beschweren.<br />
Das gibt es woanders nicht. Man kann<br />
in Wien auch wunderbar spazieren<br />
gehen. Zum Beispiel in den Weinbergen<br />
in Grinzing, dem Wienerwald oder auf<br />
dem Zentralfriedhof.<br />
Auf dem Zentralfriedhof? Haben Sie<br />
eine morbide Seite?<br />
Wien ist morbid. Da geht man eben auf<br />
dem Zentralfriedhof spazieren. Wie<br />
es so schön heißt: „Der Tod, das muss<br />
ein Wiener sein.“
58<br />
Muss man in sich ruhen, um sich<br />
in Wien wohl zu fühlen?<br />
Ich würde eher sagen: Man muss<br />
diese Gelassenheit zulassen können.<br />
Jemand, der das nicht kann und immer<br />
denkt, das ist mir zu langsam, wird<br />
hier anecken.<br />
Ist dem Wiener Ihr Starstatus<br />
tendenziell egal?<br />
Unbedingt. Die Menschen hier sind<br />
sehr selbstbewusst. Sie finden es<br />
interessant, wenn jemand zum Beispiel<br />
Theater spielt, machen aber auch kein<br />
großes Aufheben drum. Schließlich<br />
sind sie ja auch wer! Oder wie Qualtinger<br />
gesagt hat: „In Wien musst’ erst<br />
sterben, bevor sie dich hochleben<br />
lassen. Aber dann lebst’ lang.“<br />
Also doch Narzissmus?<br />
Ich bleibe bei Selbstbewusstsein.<br />
Ganz pauschal gesagt: Der Wiener<br />
mag sich und seine Kultur, ist stolz<br />
auf Burgtheater, Josefstadt und<br />
Musikverein – auch, wenn er über<br />
all das immer wieder grantelt, sich<br />
selbst eingeschlossen.<br />
„Oper, Burg und Josefstadt“ – für den<br />
Wiener Chanson-Kabarettisten <strong>Georg</strong><br />
Kreisler sind das seit den Siebzigerjahren<br />
Synonyme für das Spießbürgerliche<br />
der Stadt.<br />
Wien hat sich schon sehr verändert<br />
seither. Mittlerweile gehen auch viele<br />
junge Leute ins Theater, wissen die<br />
Institution zu schätzen und sehen<br />
die Inszenierungen mit großer Lust<br />
und Neugier.<br />
Gibt es Unterschiede zwischen Wienern<br />
und, sagen wir mal, Deutschen?<br />
Ich lebe jetzt seit mehr als zehn<br />
Jahren in Wien, und je länger ich hier<br />
bin, desto größer finde ich die Unterschiede.<br />
Mir fällt vor allem auf, wie<br />
diplomatisch die Wiener sein können.<br />
Wenn man hier etwas ablehnt, sagt<br />
man die Dinge anders. Mehr in so<br />
einem Blumenbouquet. Da bleibt<br />
vieles offener und nicht so direkt<br />
benannt. Das hat auch Vorteile.<br />
Sie meinen den berühmten<br />
Wiener Schmäh.<br />
Ja, das ist auch Teil des Schmähs.<br />
Aber ich bin da überhaupt nicht<br />
wienerisch, weil ich immer sehr klar in<br />
meinen Aussagen bin.<br />
Haben Sie von Anfang an geplant, in<br />
Wien zu leben?<br />
Ich habe mich nach dem Abitur hier an<br />
der Schauspielschule beworben. Als<br />
ich die Zusage bekam, habe ich festgestellt,<br />
dass ich meine Koffer unbewusst<br />
bereits so gepackt hatte, dass ich gleich<br />
bleiben konnte. Hinzu kamen Freunde,<br />
die mir das Ankommen sehr erleichtert<br />
haben. Und ich habe schnell gemerkt,<br />
dass das hier eine Theaterstadt ist.<br />
Hier werden ja sogar Theaterabos<br />
über Generationen vererbt! (lacht)<br />
Nach der Schauspielschule haben Sie<br />
ein festes Engagement am Theater<br />
Bonn bekommen. Wie hat es Ihnen da<br />
gefallen?<br />
Die Bonner sind auch viel ins Theater<br />
gegangen. Die Vorstellungen waren<br />
immer ausverkauft. Das waren sehr<br />
prägende und lehrreiche Jahre, weil<br />
ich jeden Abend auf der Bühne stand<br />
und gespielt habe. Damit fehlte mir<br />
dort aber auch die Muße für die Stadt<br />
selbst. Vielleicht ist Bonn deshalb nie<br />
zu einem Teil von mir geworden, obwohl<br />
es eine schöne Zeit war.<br />
Wie sieht’s aus mit Ihrer Landlust?<br />
Ich glaube, ich bin nicht gemacht fürs<br />
ausschließliche Landleben. Ich bin<br />
hier in fünf Minuten überall, im Burgtheater,<br />
im Akademietheater, in Bars.<br />
Hier, in der Josefstadt, wohnen viele<br />
Schauspieler und so trifft man sich<br />
immer wieder. Man kann sich unterhalten<br />
und austauschen. Das ist<br />
wichtig für mich.<br />
Die Stadt ist also Grundvoraussetzung<br />
für kulturellen Austausch?<br />
Für mich auf jeden Fall. Denn als<br />
Schauspieler ist man oft allein mit sich<br />
und seiner Rolle. Gerade deswegen<br />
brauche ich den Austausch und dafür<br />
auch die Stadt.<br />
Sie sind sehr fokussiert. Ihre Kollegen<br />
bewundern Sie dafür, dass Sie sich so<br />
in Ihren Rollen verlieren können. Wie<br />
machen Sie das?<br />
Ich möchte immer alles – und vor allem<br />
nicht zu früh aufgeben. Ich tauche<br />
dann ganz ab, lese viel, höre Musik. Es<br />
entsteht ein Sammelsurium an Gedanken,<br />
Texten und Bildern, aus denen<br />
dann meine Rolle wird.<br />
Bleiben Sie denn auch im Privaten in<br />
Ihrer aktuellen Rolle?<br />
Natürlich trage ich die Rolle, in die ich<br />
schlüpfe, mit mir herum, erlebe die<br />
Welt anders. Trotzdem bin ich oft froh,<br />
wenn ich die Rollen wieder los bin.<br />
Manchmal kann es fast unheimlich<br />
sein, wenn man eine Rolle schon sehr<br />
lange in sich trägt.<br />
Und dann?<br />
Dann kommen oft Löcher. Meine<br />
Freunde werden wichtig. Und ich habe<br />
das starke Bedürfnis, mich an einem<br />
Ort aufzuhalten, der mir gut tut. Dieser<br />
Ort ist Wien. Ich fahre dann durch die<br />
Stadt und alles ist so, wie es schon<br />
lange ist. Das ist beruhigend.<br />
Johanna Wokalek wurde 1975 in<br />
Freiburg geboren. Sie studierte am<br />
Max-Reinhardt-Seminar in Wien<br />
Schauspiel, unter anderem bei Klaus<br />
Maria Brandauer. Seit elf Jahren<br />
gehört sie zum Ensemble des Wiener<br />
Burgtheaters. „Barfuss“ (2005) war<br />
ihr erster großer Kinoerfolg.<br />
Auf dieser Seite: Johanna Wokaleks<br />
persönlicher Stadtplan, exklusiv für<br />
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66
66<br />
ERDBEBEN<br />
SICHER<br />
STÄDTE TRIUMPHIEREN ÜBER DIE<br />
NATUR. SCHEINBAR. DENN WENN ES<br />
BEBT, KÖNNEN SIE ZUM GRAB FÜR<br />
TAUSENDE MENSCHEN WERDEN.<br />
BESONDERS GEFÄHRDET IST ISTANBUL<br />
TEXT DAVID SCHELP<br />
Mit den Bildern kehrte die Angst<br />
zurück nach Istanbul. Sie zeigten<br />
Trümmer, wo vorher Gebäude gestanden<br />
hatten, in ihnen Menschen,<br />
die Freunde und Verwandte beweinten.<br />
Und sie zeigten die Toten. Über<br />
220 000 Menschen starben, als Haiti<br />
am 12. Januar <strong>2010</strong> bebte. Es war das<br />
verheerendste Erdbeben des 21. Jahrhunderts.<br />
Bislang. Das ist es, was den<br />
Einwohnern Istanbuls Angst macht.<br />
Denn in das Mitleid, das Meschen<br />
weltweit für die Opfer von Haiti empfinden,<br />
mischt sich in der 15-Millionen-<br />
Metropole das Bewusstsein, dass ihr<br />
schon bald ein ähnliches Schicksal<br />
drohen könnte. Forscher rechnen für<br />
Istanbul mit einem Großbeben, das<br />
mindestens 50 000 Menschen töten<br />
und eine halbe Million obdachlos machen<br />
wird. Einige Schätzungen gehen<br />
sogar von mehreren Hunderttausend<br />
Toten aus. Die Vereinten Nationen<br />
warnen, dass nirgends auf der Welt<br />
mehr Menschen bei einem Erdbeben<br />
umkommen würden als in Istanbul.<br />
Die Stadt liegt in einem seismischen<br />
Hochrisikogebiet. Und die meisten<br />
Häuser sind so gebaut, dass sie nicht<br />
standhalten werden. Die Katastrophe<br />
ist unausweichlich.<br />
Und nicht nur Istanbul, auch viele<br />
andere Städte stehen auf unsicherem<br />
Terrain: Basel, das im 14. Jahrhundert
FOTO NATIONAL ARCHIVES AND RECORDS ADMINISTRATION<br />
durch das stärkste Erdbeben nördlich<br />
der Alpen seit Menschengedenken<br />
verwüstet wurde und für das Forscher<br />
erneut gewaltige Erdstöße voraussagen.<br />
San Francisco, das zuletzt 1989<br />
von einem Großbeben heimgesucht<br />
wurde, an dessen Westrand gefährlich<br />
nahe die erschütterungsreiche<br />
San-Andreas-Verwerfung verläuft.<br />
Bukarest, wo das Zentrum des drohenden<br />
Bebens bekannt ist, wo die<br />
Bewohner rechtzeitig vorgewarnt<br />
werden könnten.<br />
Die Städte wurden dort errichtet,<br />
wo sie besser nicht stehen sollten: auf<br />
Böden, unter denen sich Kontinentalplatten<br />
aneinander reiben, ineinander<br />
verkeilen, in denen sich gewaltige<br />
Spannungen aufbauen und irgenwann<br />
in Erdstößen entladen. „Die Erde bebt<br />
und schwankt, das Meer braust auf, die<br />
Schiffe schlagen zusammen, die Häuser<br />
stürzen ein“, schreibt Johann<br />
Wolfgang von Goethe über ein Erdbeben,<br />
das 1755 Lissabon zerstörte. Schon<br />
immer hinterlässt die Natur die größten<br />
Schäden dort, wo der Mensch dachte,<br />
sie ausgesperrt zu haben – in der Stadt.<br />
„Das Istanbul-Beben ist längst<br />
überfällig“, sagt Marco Bohnhoff vom<br />
Geoforschungszentrum Potsdam,<br />
„nur, wann genau es kommt, können<br />
wir leider nicht voraussagen.“ Mit<br />
türkischen Kollegen forscht Bohnhoff<br />
seit Längerem am Bosporus. Nicht<br />
nur Asien und Europa, Morgen- und<br />
Abendland treffen hier aufeinander,<br />
unter der Erdoberfläche kollidieren<br />
tektonische Platten. Etwa 20 Kilometer<br />
südlich der Stadtgrenze unter dem<br />
Marmarameer schiebt sich die anatolische<br />
Mikroplatte im Jahr etwa 25<br />
Millimeter an der eurasischen Platte<br />
entlang. Mittlerweile haben sich die<br />
beiden Platten fest ineinander verhakt,<br />
unter der Erdkruste sind gewaltige<br />
Spannungen entstanden. Schon bald<br />
könnten sie sich ruckartig lösen.<br />
In einem Beben.<br />
Fast 70 Prozent beträgt die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass es in Istanbul in<br />
den kommenden 30 Jahren zu einem<br />
»BIS STÄRKE 7,6<br />
IST ALLES DRIN«<br />
heftigen Erdstoß kommen wird. „Bis<br />
Stärke 7,6 ist alles drin“, sagt Bohnhoff.<br />
In keiner Stadt der Welt würden die<br />
Schäden so groß sein wie hier. Rund<br />
90 Prozent der Gebäude sind nicht<br />
erdbebensicher, zu oft wurde am Baumaterial<br />
gespart. Wie ernst die Lage<br />
ist, zeigt auch ein Merkblatt des deutschen<br />
Generalkonsulats in Istanbul.<br />
„Packen Sie einen Rucksack mit den<br />
notwendigen Dingen, um drei Tage auf<br />
San Francisco wurde 1906 von<br />
einem Erdbeben zerstört.<br />
Über 3000 Meschen starben. In Istanbul<br />
kann jederzeit Ähnliches passieren<br />
einem Sammelplatz im Freien durchzuhalten“,<br />
steht da. Oder als Tipp an<br />
verschüttete deutsche Staatsbürger:<br />
„Schlagen Sie an eine Wand und<br />
versuchen Sie Geräusche zu erzeugen.<br />
Vergessen Sie nicht, dass Suchtruppen<br />
Sie in der Stille der Nacht<br />
besser hören können.“<br />
Die Menschen in Istanbul kennen<br />
die Bedrohung. Sie haben gelernt mit<br />
der Gewissheit zu leben, dass der<br />
Boden unter ihren Füßen jederzeit beben<br />
kann und dass ihre Häuser dann<br />
zur Falle werden könnten. Die Stadtverwaltung<br />
hat begonnen, besonders<br />
marode Viertel zu sanieren. Sie bietet<br />
Erdbebenseminare in wackelnden<br />
Klassenzimmern an, in denen Schulkinder<br />
lernen, wie sie sich bei einem<br />
Beben verhalten müssen und richtet<br />
Warnsysteme ein. Die sollen im Notfall<br />
binnen weniger Sekunden die Gasversorgung<br />
unterbrechen, Bahnen stoppen<br />
und chemische Fabriken abschalten,<br />
um so Schlimmeres zu verhindern.<br />
Manche Istanbuler sorgen trotzdem<br />
lieber selbst vor: Sie schlafen auf dem<br />
Dach, um nicht verschüttet zu werden,<br />
tragen zu Hause Sturzhelme und horten<br />
Wasserkanister und Konserven in<br />
ihren Wohnungen. Die Bilder aus Portau-Prince<br />
haben sie wach gerüttelt.<br />
Sie haben Angst, dass bald ähnliche<br />
Bilder um die Welt gehen. Aus Istanbul.<br />
67
ABGESANG AUF…<br />
68<br />
DIE<br />
PANFLÖTE<br />
TEXT FLORIAN HAAS<br />
ILLUSTRATION JUDITH URBAN<br />
Wo ist sie hin? Sie ist nicht mehr<br />
zu hören. Und auch nicht mehr zu<br />
sehen. Die Panflöte hat sich aus<br />
der Fußgängerzone verabschiedet.<br />
Nirgends tönt mehr „El Cóndor Pasa“.<br />
Kein Cóndor, kein Pasa! Qué pasa?<br />
Zeit für den Abgesang auf ein Instrument, das <strong>2010</strong> von uns<br />
gegangen ist. Das so vieles in den Abgrund mitgerissen hat.<br />
Und dessen Niedergang vorherbestimmt war.<br />
Lange schon zeichnete sich der Absturz ab. Die alten<br />
Griechen nannten die kleine Braune nach ihrem Erfinder,<br />
nach Pan, dem Gott der Natur. Damit waren die Weichen<br />
gestellt. Ein nach dem Naturgott bezeichnetes Musikspielzeug<br />
musste in der Großstadt einfach scheitern! Zudem<br />
entwickelte das Instrument eine desaströse Aura: 1970<br />
veröffentlichten Simon und Garfunkel die globale Hymne<br />
aller Panflötisten: „El Cóndor Pasa“. Das dazugehörende<br />
Album „Bridge Over Troubled Water“ war die letzte Zusammenarbeit<br />
der Musiker, danach trennte sich das Duo; viele<br />
der 78 (offiziell bekannten) Coverversionen des peruanischen<br />
Volksliedes brachten ihren Interpreten kein Glück,<br />
Bata Illic wurde für sein Musikverbrechen noch 40 Jahre<br />
später mit dem RTL-Dschungelcamp bestraft; der Kondor<br />
kam im Erscheinungsjahr von „El Cóndor Pasa“ auf die Liste<br />
der bedrohten Tierarten; Hertie ging 2008 pleite, Karstadt ein<br />
Jahr später insolvent, das Pangeflöte stand den Kaufhäusern<br />
stets zur Seite (oder eher: vor der Türe).<br />
So setzte sich das Unglück fort: Wer mit der verfluchten<br />
Panflöte und ihrem Lied in Verbindung kam, war dem Untergang<br />
geweiht. Pan, Wort des Verderbens! Unheilbringender<br />
Name von Peter Pan, das Kind, das in Neverland<br />
lebt und… Neverland! So hieß doch die<br />
Ranch von Michael Jackson, der 2009 starb, dem<br />
Jahr, in dem die Schweinegrippen-Pandemie über den Erdball<br />
rollte. All die Katastrophen! Der frühere Fußballnationalspieler<br />
Christian Pander musste seinem Namen Tribut zollen<br />
und sein Sportgeschäft im vergangenen Herbst wegen roter<br />
Zahlen schließen. Dem Panda fehlt der Nachwuchs, das<br />
Pestizid-Aktions-Netzwerk PAN kann den steigenden Absatz<br />
von Insektensprays nicht verhindern, die Sammelbilder-Firma<br />
Panini hinkt dem Rekordjahr 2006 hinterher. Panama leidet<br />
unter der Weltwirtschaftskrise, der zuckrige Pancake kämpft<br />
wie auch die cremige Panna Cotta mit diäthypebedingten<br />
Imageverlusten. Panzer, Panne, Pansche – Panik! Die drei<br />
diabolischen Buchstaben ziehen das Negative so zwingend<br />
nach sich wie der Manager seinen Trolley. Kein Wunder,<br />
dass die Flöte sterben musste.<br />
Doch vielleicht gibt es die Auferstehung: Simon und<br />
Garfunkel sind auf Comeback-Tournee, die Welthits-CD des<br />
deutschen Panflötengotts Hans Eiter (!) erfreut sich wieder<br />
großer Beliebtheit, und die Uni Linz sammelt mit dem Studienfach<br />
Panflöte die verbliebenen Talente. Ein Ersatzname<br />
stünde auch parat. In Bayern nennen die Alpen-Indigenos<br />
die Panflöte Fotzenhobel. Fotzenhobel! Pantastischer Name!<br />
WWW. klartext-magazin.de<br />
Alles rund um die Flöte,<br />
den Kondor und Hans<br />
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Die Gesundheitsreform<br />
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dass künftig alle<br />
gesetzlichen Krankenkasseninsolvenzfähig<br />
sind.<br />
Auch für die landesunmittelbaren<br />
Krankenkassen,<br />
die derzeit noch<br />
als insolvenzunfähig<br />
gelten, soll die<br />
Insolvenzfähigkeit<br />
hergestellt werden.<br />
Gleichzeitig<br />
werden die bestehendenBundesverbände<br />
als soli<br />
Wettbewerb für Printmedien,<br />
Hörfunk und Fernsehen!<br />
Zugelassen sind Beiträge junger Jour -<br />
nalistinnen und Journalisten bis 35 Jahre<br />
zu den Themen Gesundheit und Soziales,<br />
die <strong>2010</strong> in einer in Bayern erscheinenden<br />
Zeitung bzw. Zeitschrift veröffentlicht<br />
oder von einem Rundfunksender<br />
mit Sitz in Bayern ausgestrahlt worden<br />
sind. Beiträge aus den elektronischen<br />
<strong>Medien</strong> außerhalb Bayerns sind zulässig,<br />
wenn sie einen thematischen Bezug zum<br />
Freistaat haben.<br />
Im Printbereich wird zudem ein bundesweiter<br />
Sonder<strong>preis</strong> ohne Altersbeschränkung<br />
vergeben.<br />
Der <strong>Medien</strong><strong>preis</strong> ist mit insgesamt<br />
25.500 Euro dotiert.<br />
Informationen und Anmeldung:<br />
Internet: www.aok-medien<strong>preis</strong>.de<br />
e-mail: presse@by.aok.de<br />
Telefon: 089 62730-146<br />
AOK Bayern, Zentrale, Pressestelle<br />
Carl-Wery-Str. 28, 81739 München<br />
Ausgeschrieben von der AOK Bayern in<br />
Zusammenarbeit mit den Nachwuchsjournalisten<br />
in Bayern (NJB) e.V. - unterstützt<br />
von der Deutschen Journalistenschule<br />
(DJS) e.V. München.
BLINDTEXT<br />
70<br />
MEXICO CITY<br />
MADRID
FEHLER<br />
IN DER<br />
MATRIX<br />
VERMESSUNG DER WELT: FÜR SEIN STREET VIEW-PROGRAMM FOTOGRAFIERT<br />
GOOGLE JEDEN WINKEL IN UNSEREN STÄDTEN. SCHON BALD WIRD DER KON-<br />
ZERN DIE DEUTUNGSHOHEIT ÜBER DEN ÖFFENTLICHEN RAUM GEWONNEN<br />
HABEN. DAS MÜNCHNER KÜNSTLERDUO LANG & TROIA ZEIGT IN EINER SERIE,<br />
WIE STREET VIEW IM INTERNET EINE NEUE HYPERREALITÄT ERSCHAFFT<br />
BILDER AUS DER SERIE „LOST IN ABBILDUNG“ VON FUDO LANG & ALBERTO TROIA<br />
NEW YORK<br />
71
72<br />
TOKIO<br />
MADRID
... DIE IN STÄDTEN VERBOTEN SIND<br />
KONZEPT DIANA AUST<br />
10 DINGE…<br />
§ 1 LONDON STERBEN IM WEST-<br />
MINSTER-PALAST § 2 LOS ANGELES<br />
AN KRÖTEN LECKEN § 3 SINGAPUR IM<br />
FAHRSTUHL PINKELN § 4 ATLANTA<br />
GIRAFFEN AM LATERNENPFAHL<br />
FESTBINDEN § 5 MIAMI MÄNNER<br />
IN BADEMÄNTELN OHNE GÜRTEL<br />
§ 6 WINNIPEG NACKTSEIN IM EIGENEN<br />
HAUS OHNE DIE ROLLLÄDEN<br />
RUNTERZULASSEN § 7 DALLAS HUNDE<br />
OHNE RÜCKLICHTER BEI NACHT<br />
§ 8 DETROIT MÄNNER, DIE FRAUEN<br />
AM SONNTAG BÖSE ANGUCKEN<br />
§ 9 WASHINGTON ALLES AUSSER MISSI-<br />
ONARSSTELLUNG § 10 SHANGHAI<br />
HUNDE IN DER INNENSTADT<br />
QUELLE „NACKT DUSCHEN STRENG VERBOTEN“ VON ROMAN LEUTHNER<br />
73
STADTFINDEN<br />
74<br />
WELCHE STADT<br />
SUCHEN WIR?<br />
KOMBINIEREN SIE<br />
VOR-/NACHNAME<br />
MIT EINEM BEGRIFF<br />
(DEUTSCH ODER<br />
ENGLISCH).<br />
FALSCHSCHREIBEN<br />
ERWÜNSCHT!<br />
KONZEPT DIANA AUST &<br />
DAVID SCHELP<br />
WWW. klartext-magazin.de<br />
Die Aufl ösung<br />
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in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Journalisten-Verband<br />
Chancen nutzen.<br />
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vom 6. bis 8. Oktober <strong>2010</strong><br />
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Das Finanz-Presse-Forum der Sparkassen-Finanzgruppe Bayern und des Bayerischen Journalisten-Verbands<br />
ist eine in der bayerischen <strong>Medien</strong>welt einmalige Veranstaltung und<br />
in vielen Redaktionen eine feste Größe der journalistischen Weiterbildung.<br />
Durch Vorträge, Diskussionen und spannende Expertengespräche zu aktuellen Wirtschaftsthemen<br />
können Jungjournalisten und Volontäre ihr Wissen zu finanzwirtschaftlichen<br />
Zusammenhängen vertiefen und Kontakte zu erfahrenen <strong>Medien</strong>profis und anderen<br />
Teilnehmern knüpfen.<br />
Die vier finanzwirtschaftlichen Themenblöcke werden von Alexander Kain, Stv. Chefredakteur<br />
der Passauer Neuen Presse, moderiert. Höhepunkte an den beiden Abenden<br />
sind die Diskussionen mit Bernd Ernemann, Chefredakteur von MUNICH ONLINE und<br />
<strong>Dr</strong>. Wolfram Weimer, dem neuen Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Focus.<br />
Bewerben Sie sich zeitnah für diese kostenfreie Veranstaltung. Die Teilnehmerzahl ist<br />
limitiert. Weitere Informationen und das Anmeldeformular finden Sie im Internet unter:<br />
www.finanz-presse-forum.de.<br />
Bayerischer Journalisten-Verband