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DIE SUCHE NACH AL-ANDALUS, Teil II. - Syrien und al-Andalus

Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, mit dem überraschenden Welterfolg der Erzählungen von der Alhambra des Amerikaners Washington Irving, besann sich die arabische Welt wieder auf al-Andalus und das Abendland entdeckte es mit romantischer Begeisterung. Die Blütezeit der islamischen Kultur hatte mit den osmanischen Eroberungen im Vorderen Orient ein jähes Ende gefunden: vom Byzantinischen Reich (1453) über Persien, Syrien, Ägypten und ganz Nordafrika bis an die Grenze des marokkanischen Königreichs. Die Schönen Künste, die Wissenschaften, der gepflegte Lebensstil wurden vom sorgenvollen Alltagsgeschehen überlagert. Der fast gleichzeitig stattfindende Überlebenskampf und letztendliche Untergang von al-Andalus am Ende des 15. Jh., mehrere tausend Meilen westwärts, blieb unbemerkt. Mit der Wiederentdeckung des Themas al-Andalus rollte eine Welle verzweifelter Nostalgie über den Verlust vom verlorenen Paradies al-Andalus durch die arabische Welt. Im 20. Jh. waren es marokkanische, ägyptische und arabische Poeten, die ihrer Sehnsucht und ihrer Trauer in romantisch-verklärten, aber durchaus auch selbstkritischen Klagen in bewegenden Worten Ausdruck verliehen. Bei meiner Suche nach Zusammenhängen oder Hinweisen hoffte ich Antworten auf meine Fragen in den Ländern der islamischen Welt zu finden von denen ich wusste oder vermutete, dass ich eine Verbindung mit al-Andalus herstellen konnte: Marokko, Syrien, Jordanien, Usbekistan und die Große Seidenstraße und Iran (das Alte Persien). Meine Fragen waren bei jeder Reise die selben: ... s. dazu Seite 3 des Dokuments ...

Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, mit dem überraschenden Welterfolg der Erzählungen von der Alhambra des Amerikaners Washington Irving, besann sich die arabische Welt wieder auf al-Andalus und das Abendland entdeckte es mit romantischer Begeisterung. Die Blütezeit der islamischen Kultur hatte mit den osmanischen Eroberungen im Vorderen Orient ein jähes Ende gefunden: vom Byzantinischen Reich (1453) über Persien, Syrien, Ägypten und ganz Nordafrika bis an die Grenze des marokkanischen Königreichs. Die Schönen Künste, die Wissenschaften, der gepflegte Lebensstil wurden vom sorgenvollen Alltagsgeschehen überlagert. Der fast gleichzeitig stattfindende Überlebenskampf und letztendliche Untergang von al-Andalus am Ende des 15. Jh., mehrere tausend Meilen westwärts, blieb unbemerkt.
Mit der Wiederentdeckung des Themas al-Andalus rollte eine Welle verzweifelter Nostalgie über den Verlust vom verlorenen Paradies al-Andalus durch die arabische Welt. Im 20. Jh. waren es marokkanische, ägyptische und arabische Poeten, die ihrer Sehnsucht und ihrer Trauer in romantisch-verklärten, aber durchaus auch selbstkritischen Klagen in bewegenden Worten Ausdruck verliehen.
Bei meiner Suche nach Zusammenhängen oder Hinweisen hoffte ich Antworten auf meine Fragen in den Ländern der islamischen Welt zu finden von denen ich wusste oder vermutete, dass ich eine Verbindung mit al-Andalus herstellen konnte: Marokko, Syrien, Jordanien, Usbekistan und die Große Seidenstraße und Iran (das Alte Persien). Meine Fragen waren bei jeder Reise die selben: ... s. dazu Seite 3 des Dokuments ...

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<strong>DIE</strong> <strong>SUCHE</strong> <strong>NACH</strong> <strong>AL</strong>-AND<strong>AL</strong>US<br />

in Marokko – <strong>Syrien</strong> – Usbekistan – Jordanien – Iran<br />

<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>. – <strong>Syrien</strong><br />

Reichtum <strong>und</strong> Toleranz<br />

© Isabel Blanco del Piñ<strong>al</strong>


<strong>DIE</strong> <strong>SUCHE</strong> <strong>NACH</strong> <strong>AL</strong>-AND<strong>AL</strong>US<br />

in Marokko – <strong>Syrien</strong> – Usbekistan – Jordanien – Persien (Iran)<br />

©Isabel Blanco del Piñ<strong>al</strong><br />

Inh<strong>al</strong>t der Reihe<br />

<strong>Teil</strong> I. Marokko <strong>und</strong> <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us – Hüter des maurischen Erbes<br />

(veröffentlicht)<br />

https://www.yumpu.com/user/rosenoiregf<br />

<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>. <strong>Syrien</strong> <strong>und</strong> Al-And<strong>al</strong>us – Reichtum <strong>und</strong> Toleranz<br />

(veröffentlicht)<br />

https://www.yumpu.com/user/rosenoiregf<br />

<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>I. Usbekistan, die Seidenstraße <strong>und</strong> Al-And<strong>al</strong>us – Wissen <strong>und</strong> Handel<br />

(veröffentlicht)<br />

https://www.yumpu.com/user/rosenoiregf<br />

<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>I. Uzbekistan, the Silk Road and <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us – Knowledge and Trade<br />

English version – (published)<br />

https://www.yumpu.com/user/rosenoiregf<br />

<strong>Teil</strong> IV. Jordanien <strong>und</strong> <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us – Herrschen <strong>und</strong> Genießen<br />

https://www.yumpu.com/user/rosenoiregf<br />

(veröffentlicht)<br />

<strong>Teil</strong> V. Persien (Iran) <strong>und</strong> <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us – Wasserbau <strong>und</strong> paradiesische Gärten<br />

https://www.yumpu.com/user/rosenoiregf<br />

(veröffentlicht)<br />

Ψ<br />

Titelbild: Orient<strong>al</strong>ischer Iwan, ein hohes, überkuppeltes H<strong>al</strong>br<strong>und</strong> das sich zu einem Innenhof<br />

öffnet. Ein Iwan kann auch ein von Säulen gestütztes Vordach bezeichnen.<br />

Anmerkung:<br />

Ich möchte darauf hinweisen dass in diesem <strong>Teil</strong> <strong>II</strong>. – <strong>Syrien</strong> meine Erfahrungen <strong>und</strong> Eindrücke nur<br />

bis ins Jahr 2010 wiedergeben sind. Alle Bilder datieren vonvon meiner letzten Reise dorthin im<br />

September 2010.<br />

2011 begannen die ersten Demonstrationen <strong>und</strong> wenig später der Bürgerkrieg.<br />

Webseite: www.rosenoire.de – Email: rosenoiregf@gmail.com<br />

Alle digit<strong>al</strong>en Veröffentlichungen: https://www.yumpu.com/user/rosenoiregf<br />

Ψ<br />

2


Einstimmung<br />

Erst gegen Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, mit dem überraschenden Welterfolg der ERZÄHLUNGEN VON<br />

DER <strong>AL</strong>HAMBRA des Amerikaners Washington Irving, besann sich die Arabische Welt wieder auf die<br />

Maurenzeit in Spanien, <strong>und</strong> das Abendland entdeckte <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us mit romantischer Begeisterung.<br />

Der Glanz der arabischen Hochkultur im Abendland <strong>und</strong> ihr dramatischer Untergang fesselten <strong>und</strong><br />

berührten auch mich. Das Ergebnis waren vier Bücher 1 – jedes für sich betrachtet die spanische<br />

Maurenzeit aus einer anderen Warte. Die Blütezeit der islamischen Kultur hatte mit den osmanischen<br />

Eroberungen im Vorderen Orient ein jähes Ende gef<strong>und</strong>en: vom Byzantinischen Reich (1453) über<br />

Persien, <strong>Syrien</strong>, Ägypten <strong>und</strong> ganz Nordafrika bis an die Grenze des marokkanischen Königreichs. Der<br />

fast zu gleicher Zeit stattfindende Überlebenskampf der spanischen Mauren mehrere tausend Meilen<br />

westwärts <strong>und</strong> der letztendliche Untergang von <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us am Ende des 15. Jh., blieben fast unbemerkt.<br />

Meine Suche nach Zusammenhängen führte mich in die Länder von denen ich wusste oder vermutete,<br />

dass sie schon im frühen Mittel<strong>al</strong>ter einen kulturellen Einfluss, einen bedeutenden Anteil an der<br />

erstaunlichen Entwicklung des früheren, recht rustik<strong>al</strong>en. westgotischen Hispanien zum legendären, im<br />

Orient <strong>und</strong> Abendland gleichermaßen <strong>und</strong> bis heute viel gepriesenen "Paradies <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us" gehabt<br />

hatten: Marokko, <strong>Syrien</strong>, Usbekistan, Jordanien <strong>und</strong> Iran. Könnte ich heute noch in diesen Ländern<br />

anschauliche Spuren, greifbare Zeugen von ihrem Einfluss auf <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us oder ihrer befruchtenden<br />

Verbindung mit dem islamischen Spanien finden die mir erlaubten das nachzuvollziehen? Oder<br />

umgekehrt, in welchem Land hatte <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us seinerseits ein nachh<strong>al</strong>tiges Erbe hinterlassen? Bei <strong>al</strong>len<br />

Reisen waren meine Fragen dieselben:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Vom 8. bis zur Mitte des 13. Jh. erlebte die gesamte arabische Kultur eine Blütezeit die<br />

<strong>al</strong>lgemein <strong>al</strong>s „Goldenes Zeit<strong>al</strong>ter des Islam 2 “ bezeichnet wird. Wie konnte das maurische<br />

Spanien den außerordentlichen Wissensstand, das hohe Niveau an Gelehrtheit erreichen die<br />

auch das mittel<strong>al</strong>terliche Europa bereicherten <strong>und</strong> befruchteten? Lag das Land nicht am<br />

äußersten westlichen Ende der dam<strong>al</strong>s bekannten Welt?<br />

Fast 8 Jahrh<strong>und</strong>erte lang war die Iberische H<strong>al</strong>binsel die Heimat der Mauren gewesen. Al-<br />

And<strong>al</strong>us gilt heute <strong>al</strong>s leuchtendes Beispiel für das tolerante Miteinander der Religionen.<br />

Tatsächlich gab es diese Toleranz nur in wenigen Jahrh<strong>und</strong>erten. In welchem muslimischen Land<br />

würde ich noch greifbare Hinweise auf diese Toleranz finden?<br />

Wie kam es zu dem legendären Reichtum von <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us?<br />

In welchem Land würde ich Zeugen finden von der Lebensfreude der syrischen <strong>und</strong> maurischen<br />

Omaijaden? Im 8. Jh., in der Zeit des noch jungen Islam, herrschten sie über ein Großreich: vom<br />

dam<strong>al</strong>igen <strong>Syrien</strong> über ganz Nordafrika <strong>und</strong> den größten <strong>Teil</strong> der Iberischen H<strong>al</strong>binsel. Unter den<br />

maurischen Emiren <strong>und</strong> K<strong>al</strong>ifen der Dynastie erreichte das orient<strong>al</strong>isch-sinnliche Raffinement in<br />

<strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us einen Höhepunkt <strong>und</strong> … gab es schon immer ein Bilderverbot im Islam?<br />

Al-And<strong>al</strong>us war auch berühmt für Wasserbau, für hydraulische Systeme <strong>und</strong> paradiesische<br />

Gärten. Woher hatten die spanischen Araber dieses Wissen? Nach der Eroberung von <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us<br />

gegen Ende des 15. Jh. übernahmen die Christen das fortschrittliche Wassermanagement der<br />

spanischen Araber – die maurische Institution des Wassergerichts in V<strong>al</strong>encia tagt heute noch –<br />

es gilt <strong>al</strong>s die älteste Institution Europas.<br />

Ψ<br />

1 s. Anhang ganz am Ende<br />

2 Mehr über diesen Begriff unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Bl%C3%BCtezeit_des_Islam<br />

3


Vergib uns,<br />

Granada ...<br />

Denn Klagen sind unsere einzigen Taten.<br />

Schon seit Jahrh<strong>und</strong>erten<br />

ermorden wir Geschichte <strong>und</strong> Propheten.(…)<br />

(…) Und Lorca, der Araber,<br />

geistert durch die Viertel von Granada<br />

<strong>und</strong> singt den Armen der Welt aufrührerische Verse.<br />

Und schlägt ihnen damit eine Brücke,<br />

ein Soldat in den Heerreihen der arabischen Eroberung (…)<br />

Hādī Buštà, Marokko, 20. Jh. 3<br />

Ψ<br />

3 Geb. 1951. Die Verse sind ein Auszug, das gesamte Gedicht wurde Ende 1977/Anfang 1978 in der marokkanischen<br />

Presse veröffentlicht. Darin verschmelzen das verlorene <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us <strong>und</strong> der im spanischen Bürgerkrieg ermordete Lorca<br />

zu einem einzigen Symbol für Widerstand <strong>und</strong> schmerzlichen Verlust.<br />

Aus Ich pflückte die Rose …, © Isabel Blanco del Piñ<strong>al</strong>, Verlag RoseNoire, 2005, S. 128 (vergriffen)<br />

4


<strong>Syrien</strong> <strong>und</strong> <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us<br />

Der Streifzug durch die gemeinsame Geschichte von <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us <strong>und</strong> des Königreichs Marokko 4 hat<br />

gezeigt, dass <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us in der Geschichte des maghrebinischen Königreichs, in der Musik, der<br />

Architektur <strong>und</strong> in den Menschen fest verankert ist. Wenn Marokko auch eine ganz eigenständige<br />

Persönlichkeit entwickelt hat, kann der aufmerksame Beobachter Par<strong>al</strong>lelen entdecken <strong>und</strong> den Geist<br />

von <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us erahnen. Nun begann die Suche nach Spuren <strong>und</strong> Zusammenhängen in Ländern die im<br />

zweiten Jahrtausend nicht mehr ganz so eng mit dem muslimischen Spanien verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> dennoch<br />

für seine Entwicklung von großer Bedeutung waren.<br />

An nächster Stelle stand <strong>Syrien</strong>, dort waren zwar die Wurzeln der arabischen Kultur im Abendland<br />

gewesen aber das Große K<strong>al</strong>ifat von Cordoba sagte sich im 10. Jh. von seinem arabischen Mutterland –<br />

das maurische Spanien war nicht länger ein Übersee-Emirat, es war unabhängig geworden <strong>und</strong><br />

entwickelte einen ganz eigenen, and<strong>al</strong>usischen Charakter, der zu einem großen <strong>Teil</strong> auch von den<br />

günstigen, klimatischen Gegebenheiten bestimmt wurde: selbst im südlichen Hispanien war die Erde<br />

fruchtbar, es gab ausgedehnte Wälder <strong>und</strong> Wasser im Überfluss. Die Fragen waren für <strong>Syrien</strong> dieselben<br />

geblieben wie für <strong>Teil</strong> I. der Suche: Marokko <strong>und</strong> <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us. Immer wieder werden heute noch im<br />

Zusammenhang mit <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us Begriffe wie „religiöse Toleranz“, „märchenhafter Reichtum“ „Blütezeit<br />

der Wissenschaften“ angeführt. In Damaskus <strong>und</strong> Aleppo hoffte ich weitere Spuren oder Hinweise zu<br />

finden.<br />

Zwei Städte schienen mir für die Suche nach Antworten von Bedeutung: Damaskus, die Wiege von <strong>al</strong>-<br />

And<strong>al</strong>us <strong>und</strong> Aleppo, <strong>al</strong>s zweitgrößter Handelsplatz des mittel<strong>al</strong>terlichen Vorderen Orients. Einst war<br />

Damaskus die glanzvolle Hauptstadt des ausgedehnten Omaijadenreichs, von hier aus flüchtete der<br />

letzte Überlebende der Herrscherfamilie nach Nordafrika, setzte in der Mitte des 8. Jh. nach Hispanien<br />

über <strong>und</strong> wurde schließlich <strong>al</strong>s Emir Abd <strong>al</strong>-Rahman I. Stammvater der Omaijadendynastie in <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us.<br />

Als ich im September 2010 in Damaskus war, nur 6 Monate vor Beginn der ersten friedlichen<br />

Demonstrationen, ahnte ich noch nicht dass dieser Beitrag einem Requiem für ein w<strong>und</strong>erbares Land<br />

gleichkommen würde, einer Klage um die vielen liebenswürdigen, gastfre<strong>und</strong>lichen <strong>und</strong> friedliebenden<br />

Menschen die ich traf <strong>und</strong> um Jahrtausende <strong>al</strong>te historische Bauwerke. Es gab weder in den neuen<br />

Stadtteilen noch in den Souks, auch nicht in den christlichen oder in den bescheidenen <strong>al</strong>ten<br />

Stadtvierteln ein Anzeichen dafür, dass das Land <strong>und</strong> seine Menschen b<strong>al</strong>d in einen Strudel von Gew<strong>al</strong>t<br />

gerissen würden, der inzwischen zig-Tausende Leben gekostet <strong>und</strong> Millionen Flüchtlinge gefordert hat.<br />

Die Par<strong>al</strong>lele zu <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us ist erschütternd: Am Anfang des 11. Jh. brach ein Bürgerkrieg im großen<br />

K<strong>al</strong>ifat von Cordoba aus der die dam<strong>al</strong>ige Hauptstadt des großen Reichs verwüstete <strong>und</strong> ganz <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us<br />

destabilisierte. Nach dem Tod des großen Omaijadenk<strong>al</strong>ifen Abd <strong>al</strong>-Rahman <strong>II</strong>I. im Jahr 961 hatte sein<br />

Sohn K<strong>al</strong>if <strong>al</strong>-Hakam <strong>II</strong>. noch den Frieden in dem großen K<strong>al</strong>ifat bewahren <strong>und</strong> die kluge Herrschaft<br />

seines Vaters fortsetzen können. Bei seinem Tod im Jahr 976 war sein Sohn <strong>und</strong> Nachfolger K<strong>al</strong>if <strong>al</strong>-<br />

Hischam <strong>II</strong>. gerade einm<strong>al</strong> 10 Jahre <strong>al</strong>t gewesen. Der Kindk<strong>al</strong>if musste im Jahr 997 einem Usurpator<br />

namens Almanzor weichen, der die absolute Macht beanspruchte. Im Jahr 1009 brach ein Bürgerkrieg in<br />

Cordoba aus, der auf ganz <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us übergriff. Die herrliche P<strong>al</strong>aststadt des Abd <strong>al</strong>-Rahman <strong>II</strong>I. K<strong>al</strong>ifen,<br />

Medinat <strong>al</strong>-Zahara, acht Kilometer vor den Toren Cordobas gelegen, wurde niedergebrannt <strong>und</strong><br />

vollkommen zerstört. Was könnte hier <strong>al</strong>s Überleitung zu früheren, friedlicheren Zeiten in <strong>Syrien</strong> besser<br />

geeignet sein <strong>al</strong>s ein Gedicht des maurischen Poeten Ibn Schuhaid <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>usí aus Cordoba in dem er<br />

die Verwüstungen der ehem<strong>al</strong>s glanzvollen Metropole bitter beklagt. Ibn Schuhaid war vor dem<br />

Bürgerkrieg geflohen. Als er nach Cordoba zurückkam konnte er angesichts des Trümmerfelds seine<br />

Tränen nicht zurückh<strong>al</strong>ten:<br />

4 https://www.yumpu.com/de/document/view/24891541/die-suche-nach-<strong>al</strong>-and<strong>al</strong>us-teil-i-marokko-<strong>und</strong>-<strong>al</strong>-and<strong>al</strong>us<br />

5


Ruinen niemand bleibt der mir vom Schicks<strong>al</strong><br />

derer erzählt, die wir liebten – wen können wir fragen,<br />

was aus ihnen geworden ist?<br />

Nur die Trennung könnt ihr fragen, nur sie <strong>al</strong>lein weiß,<br />

wohin die Fre<strong>und</strong>e flohen, ob auf die Berge oder in die Täler ...<br />

Das Schicks<strong>al</strong> zeigte sich grausam, sie sind in <strong>al</strong>le Winde verstreut<br />

<strong>und</strong> die meisten sind tot ...<br />

Da zwischen den<br />

Sie <strong>und</strong> die Heimat erlitten grauenvolle Schrecken,<br />

sie sind seither nicht mehr dieselben.<br />

Bitte das Schicks<strong>al</strong>, dass es in ihren Gärten Blumen blühen lässt,<br />

so leuchtend <strong>und</strong> so strahlend schön,<br />

dass ihr Glanz ihre Herzen erhellt.<br />

Für eine Stadt wie Cordoba sind Tränen, selbst wenn sie ewig<br />

fließen, nicht genug. Als ich sie kannte, herrschte Frieden <strong>und</strong><br />

Einigkeit <strong>und</strong> das Leben war schön; <strong>und</strong> das Strahlen ihres Glanzes<br />

lag über <strong>al</strong>len, wie Amber duftender Wohlgeruch.<br />

Der P<strong>al</strong>ast der Omaijaden war angefüllt mit <strong>al</strong>lem,<br />

was das Herz begehrt, <strong>und</strong> das K<strong>al</strong>ifat war das Größte!<br />

Die Große Moschee quoll über von Gläubigen im Gebet,<br />

die den Worten der Gelehrten lauschten <strong>und</strong> staunend um sich schauten.<br />

Die Gassen zu den Märkten schienen ein lebendes Meer,<br />

<strong>und</strong> selbst das Jüngste Gericht hätte <strong>al</strong>l die Menschen nicht aufh<strong>al</strong>ten können.<br />

Welch‘ Schmerz der meine wenn ich seh‘ dass der Tod dich ereilte!<br />

Die Trauer um dich ist nur gerecht, denn <strong>al</strong>s du noch am Leben warst,<br />

sonnten wir uns stolz im Glanz deiner Herrlichkeit!<br />

O Heimat mit deinem Volk, auf beiden ließ sich der Vogel des<br />

Unglücks nieder! Danach erkenne ich sie nicht mehr wieder.(…)<br />

Ibn Schuhaid <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>usí, Cordoba, 11. Jh. . 5<br />

5 Text gekürzt, aus: El Diwán de Ibn Schuhaid <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>usí, James Dickie, Re<strong>al</strong> Académia de Córdoba, Cordoba 1975,<br />

S. 150–152. Die Botschafter der gekrönten Häupter aus der ganzen Welt machten K<strong>al</strong>if Abd <strong>al</strong>-Rahman <strong>II</strong>I., dem<br />

mächtigsten Herrscher der dam<strong>al</strong>igen westlichen Welt, in der P<strong>al</strong>aststadt Medinat <strong>al</strong>-Zahara ihre Aufwartung.<br />

Bild: Ruinen des Haupteingangs im Osten der P<strong>al</strong>aststadt. Im 10. Jh. glich er einer imposanten Theaterkulisse, um die<br />

Besucher zu beeindrucken. Die gleichen Bögen wiederholten sich noch einm<strong>al</strong> hinter den gezeigten, dazwischen verlief<br />

ein Korridor. Über dem großen mittleren Bogen gab es eine kleine überdachte Terrasse, von hier aus konnte der K<strong>al</strong>if<br />

den Appell seiner Soldaten auf der großen Esplanade vor der Stadt beobachten.<br />

6


Damaskus vom Berg Qassioun aus gesehen. Bildmitte: die Omaijadenmoschee, ein großer Rechteckbau<br />

mit einer erhöhten Fassade in der Mitte einer der Längsseiten. Darum herum scharen sich die dicht<br />

aneinander gedrängten Häuser <strong>und</strong> engen Gasse der Altstadt.<br />

Damaskus ist eine der ältesten durchgehend bewohnten Orte der Welt. Das wurde vor Ort durch<br />

F<strong>und</strong>stücke aus der Steinzeit, aus dem Prä-Keramischen Neolithikum (ca. 9000-6500 v. Chr.) <strong>und</strong> aus der<br />

Bronzezeit belegt. Mit einer Bevölkerungsdichte von ca. 2 Millionen Einwohnern im Stadtbereich <strong>und</strong><br />

fast einer weiteren Million in den Vororten (Stand 2010) fällt es schwer sich die Stadt so vorzustellen<br />

wie sie noch vor mehr <strong>al</strong>s 1000 Jahren war: eine der größten <strong>und</strong> fruchtbarsten Oasen Vorderarabiens<br />

<strong>und</strong> zugleich heiß ersehntes Ziel für <strong>al</strong>le Karawanen.<br />

Eine verlässliche Erfassung der syrischen Landesgeschichte gibt es erst ab der Eroberung durch<br />

den Pharao Thutmosis <strong>II</strong>I. (geb. 1486, gest. 1425 v. Chr.). Im 1. Jahrtausend unserer Zeitrechnung hatte<br />

<strong>Syrien</strong> ein wechselhaftes Schicks<strong>al</strong>: kurzzeitig gehörte es zum neubabylonischen Reich des<br />

Nebukadnezar <strong>und</strong> wurde 332 vor Chr. von Truppen Alexander des Großen erobert. Es folgten kurze<br />

Zugehörigkeiten zu den Reichen der Seleukiden <strong>und</strong> der Nabatäer, bis das Land in das Oströmische<br />

Imperium eingegliedert wurde. Den Nabatäern werden wir in <strong>Teil</strong> <strong>II</strong>I. meiner Suche im Zusammenhang<br />

mit der Weihrauchstraße wieder begegnen.<br />

Mit kurzen Interv<strong>al</strong>len verblieb die Zugehörigkeit <strong>Syrien</strong>s beim (Ost-)Römischen Reich, bis das<br />

Land 635 n. Chr. von Arabern erobert <strong>und</strong> Damaskus 661 unter K<strong>al</strong>if Muawiya I. zur Hauptstadt des<br />

Omaijadenreiches ausgerufen wurde. Die ebenf<strong>al</strong>ls arabischen <strong>und</strong> muslimischen Abbasiden setzten 750<br />

der Herrschaft der Omaijaden ein gew<strong>al</strong>tsames Ende. Einem Prinzen der Dynastie gelang die Flucht <strong>und</strong><br />

erreichte über Nordafrika in der Mitte des 8. Jh. die Iberische H<strong>al</strong>binsel. Als Emir Abd <strong>al</strong>-Rahman I. war<br />

er der Stammvater der spanischen Omaijadendynastie.<br />

Die Abbasiden erklärten Bagdad zu ihrer Hauptstadt. Damaskus verlor an politischer, wenn auch<br />

nicht an wirtschaftlicher Bedeutung <strong>al</strong>s Drehkreuz ur<strong>al</strong>ter Handelsrouten wie die Seiden- <strong>und</strong> die<br />

Weihrauchstraße. In P<strong>al</strong>myra 6 gabelte sich die Seidenstraße, nach Westen führte sie über Aleppo bis ins<br />

heutige Istanbul; nach Süden verlief sie über Damaskus über Petra im heutigen Jordanien <strong>und</strong> folgte<br />

dann dem Verlauf der Weihrauchstraße. Die heutige syrische Hauptstadt <strong>und</strong> Aleppo blieben bis ins<br />

späte Mittel<strong>al</strong>ter ein Umschlagplatz auch für Luxusgüter wie Seidenstoffe, kostbare Düfte, exotische<br />

Gewürze <strong>und</strong> feinstes Porzellan aus China.<br />

6 Die Stadt war die erste Oase nach dem Durchqueren der irakischen Wüste. Sie war bekannt für ihren Reichtum <strong>und</strong><br />

erreichte einen glanzvollen Höhepunkt unter römischer Herrschaft.<br />

7


An der Zitadelle: kleine, weißgetünchte Häuschen wie in vielen Dörfern And<strong>al</strong>usiens<br />

Neben grünem Jade aus China, Gewürzen aus Indien, Eisen oder Porzellan, wurde die Seide zu einer der<br />

wertvollsten Handelswaren auch für antike westliche Zivilisationen, wie für die <strong>al</strong>ten Griechen oder die<br />

Römer. Die Mittelmeerländer belieferten China <strong>und</strong> Indien u. A. mit Edelsteinen, mit Gold oder<br />

Glaswaren.<br />

Wasserträger am Eingang des Souk<br />

Augen von der gleißenden Sonne erholen.<br />

Jeder erste Besuch gilt wahrscheinlich der Großen<br />

Moschee der Omaijaden. Der Weg über die Zitadelle,<br />

durch den ausgedehnten Souk <strong>al</strong>-Hamidiyya macht es<br />

möglich langsam in die <strong>al</strong>ten Zeiten einzutauchen.<br />

Von der Zitadelle sind nur noch die Außenmauern<br />

erh<strong>al</strong>ten, innen ein paar Mauerreste <strong>al</strong>s Andeutungen<br />

von Räumen – hier <strong>und</strong> da sind einige historische<br />

Steinzeugen platziert, zu wenig um an einen<br />

Wiederaufbau zu denken. Aber direkt neben einer<br />

der Festungsmauern könnte man fast meinen in<br />

Südspanien zu sein: Kleine weiß getünchte Häuschen<br />

an einem Bach – ein Bild wie wir es von and<strong>al</strong>usischen<br />

Dörfern kennen. Der lebhafte Souk erfüllt genau die<br />

Erwartungen: Wasserverkäufer mit großen, blank<br />

polierten Kannen auf dem Rücken7, rechts <strong>und</strong> links<br />

der Hauptgasse ein kleines Lädchen neben dem<br />

anderen mit einem Angebot <strong>al</strong>ler möglichen Waren<br />

<strong>und</strong> ein nicht enden wollender Strom von Menschen,<br />

die hier ihre täglichen ihre Besorgungen machten.<br />

Das gewölbte Dach über der Hauptgasse machte die<br />

Hitze erträglich, im H<strong>al</strong>bdunkel konnten sich die<br />

7 Bild unten: Eingang zum Souk <strong>al</strong>-Hamidiyya <strong>und</strong> ein Wasserverkäufer. Ein orient<strong>al</strong>ischer Souk ist nach Berufs- <strong>und</strong><br />

Artikelgruppen gegliedert. Hier werden <strong>al</strong>le Einkäufe für den täglichen Bedarf erledigt<br />

8


Beim Anblick der Bilder kommt man nicht umhin sich an die Zeilen aus der Klage des Poeten Ibn<br />

Schuhaid über den Bürgerkrieg in Cordoba zu erinnen:<br />

(…)„Die Gassen zu den Märkten schienen ein lebendes Meer <strong>und</strong> selbst<br />

das Jüngste Gericht hätte <strong>al</strong>l die Menschen nicht aufh<strong>al</strong>ten können“(…)<br />

Am Ende der breiten Händlergasse durch den Souk blendet grelles Sonnenlicht die Augen. Durch die<br />

römischen Arkaden zum ehem<strong>al</strong>igen Jupitertempel ist schon eins der drei Minaretts der Moschee, das<br />

Jesusminarett 8 , zu sehen. Die Gasse führt direkt zum Hauptport<strong>al</strong> der Gebetsh<strong>al</strong>le.<br />

8 Viele Muslime glauben dass Jesus vor dem Ende <strong>al</strong>ler Zeiten noch einm<strong>al</strong> auf die Erde <strong>und</strong>, begleitet von zwei Engeln,<br />

auf ein weißes Minarett herabsteigen wird.<br />

9


Das Haupttor der Moschee ist nicht immer geöffnet,<br />

Auf dem Vorplatz bieten kleine Händler einen kleinen<br />

Imbiss an oder Erfrischungen, wie vor einem<br />

Seiteneingang, einen köstlichen, selbstgepressten Saft<br />

von Granatäpfeln mit viel Eis (Bild links unten).<br />

Es gibt einen gesonderten Eingang für weibliche Nicht-<br />

Muslime, vorschriftsmäßig gekleidet kann man das<br />

ehrwürdige Gebetshaus auch durch einen<br />

Seiteneingang betreten, nicht selten inmitten einer<br />

wahren Menschentraube von Besuchern die<br />

vorwiegend arabischen Reisegruppen angehörten.<br />

Diese Moschee ist einer der vielen heiligen Orte, die<br />

ein Muslim in seinem Leben besucht haben sollte. Bei<br />

großem Andrang wird man eher hineingeschoben:<br />

man sieht sie nicht, spürt aber an den Füßen die<br />

Schwelle vor der es Pflicht ist die Schuhe auszuziehen.<br />

Inmitten der nachdrängenden Menschenmenge kann<br />

das zu einem Kunststück geraten.<br />

Der erste Eindruck von der berühmten Moschee ist<br />

immer überwältigend: hoch gebaut <strong>und</strong> lichterfüllt,<br />

ohne übermäßigen Prunk, mit weichen Teppichen<br />

ausgelegt heißt sie die Gläubigen mit fre<strong>und</strong>lichen<br />

Farben willkommen. Einzeln oder in Gruppen streifen<br />

Besucher durch das Gebetshaus, andere sitzen im<br />

Kreis um ihren Fremdenführer, um einen<br />

Religionsgelehrten der Fragen beantwortet, oder<br />

beten mit einem Imam in ihrer Mitte. Wieder andere<br />

sitzen zum Ausruhen auf dem Boden an die Wand<br />

gelehnt. Trotz der vielen Menschen strahlt der weite<br />

Raum Ruhe <strong>und</strong> Frieden aus.<br />

10


Am Schrein Johannes des Täufers. Wie im Islam üblich, sind Sarkophage oder Kenotaphe von heiligen oder<br />

besonders verehrten Persönlichkeiten mit einem reich bestickten, grünen Tuch bedeckt.<br />

Der erste Hinweis auf die Toleranz die für die Dynastie der Omaijaden bezeichnend war, ist nicht zu<br />

übersehen: betende Muslime vor dem herrlichen Schrein Johannes des Täufers. Wie Damaskus selbst<br />

hat auch die Omaijadenmoschee eine sehr <strong>al</strong>te <strong>und</strong> bewegte Vergangenheit, sie gehört mit der<br />

Moschee-Kathedr<strong>al</strong>e von Cordoba zu den ältesten Moscheen weltweit. In der Antike stand an ihrer<br />

Stelle ein römischer Jupitertempel. Noch unter den Römern wurde sie im 4. Jh. in die Johannesbasilika<br />

umgewandelt. Der Überlieferung nach wird hier seit Anfang des ersten Jahrh<strong>und</strong>erts der frühen<br />

Christenzeit das Haupt Johannes des Täufers aufbewahrt.<br />

Johannes der Täufer war der Sohn des Schriftgelehrten Zacharias, beide werden <strong>al</strong>s Propheten<br />

auch im Koran erwähnt. Der Koran erzählt weiter, dass Zacharias <strong>und</strong> seine Frau Elisabeth lange<br />

kinderlos blieben bis ihnen der Erzengel Gabriel die Geburt eines Knaben verhieß. Wie vor mehr <strong>al</strong>s<br />

1000 Jahren kommen Muslime, arabische Christen <strong>und</strong> christliche Pilger weiterhin in die Moschee um,<br />

an diesem Schrein zu beten.<br />

Nach der arabischen Eroberung von Damaskus im Jahr 636 wurde die Basilika noch ungefähr 70<br />

Jahre lang von Muslimen <strong>und</strong> Christen gemeinsam genutzt. Zwischen 705 <strong>und</strong> 715 ließ K<strong>al</strong>if <strong>al</strong>-W<strong>al</strong>id Ibn<br />

Abd<strong>al</strong>m<strong>al</strong>ik auf den F<strong>und</strong>amenten der Basilika die Moschee errichten <strong>und</strong> sprach den Christen ein<br />

Gr<strong>und</strong>stück für den Bau einer neuen Kirche zu. Nach gleichem Muster verfuhr auch der erste arabische<br />

Emir von Cordoba Abd <strong>al</strong>-Rahman I. Auch in der Hauptstadt des arabischen Spaniens nutzten Muslime<br />

<strong>und</strong> Christen im 8. Jh. noch dasselbe Gebetshaus bis es wegen der starken Zuwanderung nach <strong>al</strong>-<br />

And<strong>al</strong>us vor Allem nach Cordoba, zu klein wurde. Die F<strong>und</strong>amente <strong>und</strong> einige Außenmauern der<br />

Omaijadenmoschee in Damaskus datieren noch aus vorchristlicher Zeit. Die Säulen, die man zwischen<br />

dem Souk <strong>und</strong> dem Hauptport<strong>al</strong> sieht, gehören noch zu dem antiken Jupitertempel. Die Innengest<strong>al</strong>tung<br />

wurde nach einem verheerenden Brand 1893 in osmanisch-neoklassizistischem Stil vorgenommen.<br />

Ψ<br />

11


Links: Die Aufteilung in ein Mittelschiff <strong>und</strong> zwei Seitenschiffe erinnert stark<br />

an eine Basilika; daher könnte es sein, dass der Baumeister aus dem<br />

christlichen Byzanz stammte. Rechts: Im Hintergr<strong>und</strong> der aufwändig<br />

gefertigte Minbar, die Predigerkanzel.<br />

Unten: Gläubige beim Gebet<br />

12


Im Innenhof. In der Mitte der Brunnen für die rituellen Waschungen <strong>und</strong> rechts, auf Säulen, die sogenannte<br />

Schatzkammer. In den Anfängen der Moschee kursierte das Gerücht darin ruhe der Schatz des K<strong>al</strong>ifen. Das ist<br />

unwahrscheinlich, das wäre in diesen heiligen Mauern eine zu profane Bestimmung gewesen.<br />

Wahrscheinlicher ist, dass dort die Spenden der Gläubigen aufbewahrt wurden. Unten: die Schatzkammer<br />

<strong>und</strong> ein Blick in den r<strong>und</strong>um laufenden Säulengang mit Spuren <strong>al</strong>ter Fresken an den Wänden.<br />

13


Die Fliesen im Innenhof sind so blank poliert dass sich Besucher <strong>und</strong> Gebäude darin spiegeln. Da kein<br />

Besucher Schuhe trägt sind sie bei Tagestemperaturen von oft mehr <strong>al</strong>s 40 Grad, glühend heiß.<br />

Die Innenwände der Säulengänge r<strong>und</strong> um den Hof <strong>und</strong> die Fassade des Hauptport<strong>al</strong>s sind<br />

aufwändig mit Wandm<strong>al</strong>ereien <strong>und</strong> Mosaiken verziert. Hauptmotive sind Wasser <strong>und</strong> üppiges<br />

Pflanzengrün auf goldenem Gr<strong>und</strong>. Sie sollen zum Einen auf den Ursprung von Damaskus <strong>al</strong>s Oase<br />

hinweisen, gleichzeitig sind Pflanzen <strong>und</strong> Bäume ein Symbol für das Paradies. Für die Wüstensöhne<br />

war <strong>und</strong> ist eine üppige Vegetation die nur Dank reichlicher Wasservorräte entstehen kann, der<br />

Inbegriff für das islamische Paradies.<br />

Ψ<br />

14


Auf dem Gelände der Omaijadenmoschee in Damaskus<br />

gibt es ein ganz besonders geschichtsträchtiges Gebäude:<br />

Das Mausoleum über dem Grab des S<strong>al</strong>ah ad-Din Yusuf<br />

ibn Ayyub ad-Dawīnī, der <strong>al</strong>s einer der größten Helden<br />

der islamischen Welt verehrt wird <strong>und</strong> im Abendland <strong>al</strong>s<br />

Sultan S<strong>al</strong>adin, der Gegenspieler von Richard Löwenherz<br />

berühmt ist. Beide Männer waren Gegner, begegneten<br />

einander jedoch immer mit großer Hochachtung.<br />

Sultan S<strong>al</strong>adin wurde 1137 oder 1138 in Dwin 9 im Schoß<br />

einer kurdischen Familie geboren <strong>und</strong> starb am 3. oder<br />

4. März 1193 in Damaskus. Von 1171 an war er Sultan<br />

von Ägypten <strong>und</strong> von 1174 bis zu seinem Tod zugleich<br />

Emir von Damaskus. Sein Name wurde im Orient <strong>und</strong><br />

Okzident zum Mythos <strong>und</strong> sein Leben, in der Literatur<br />

<strong>und</strong> in Filmen romanhaft verklärt. Im Juli 1187 errang er<br />

einen bedeutenden Sieg über die Kreuzfahrer <strong>und</strong><br />

konnte im Oktober desselben Jahres Jerus<strong>al</strong>em<br />

zurückerobern. Die christliche Herrschaft über die Stadt<br />

hatte gerade einm<strong>al</strong> 88 Jahre gedauert. Im Jahr 1192,<br />

nach den ersten Niederlagen gegen die Kreuzritter,<br />

vereinbarten Sultan S<strong>al</strong>adin <strong>und</strong> Richard Löwenherz<br />

einen Waffenstillstand, der etwas mehr <strong>al</strong>s 3 Jahre<br />

dauern sollte.<br />

Im Zusammenhang mit Sultan S<strong>al</strong>adin in Kairo gibt es<br />

auch eine Verbindung zu <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us: Der jüdische<br />

Philosoph, Arzt <strong>und</strong> Rechtsgelehrte Moses Maimonides<br />

wurde zwischen 1135 <strong>und</strong> 1138 in Cordoba geboren. Als<br />

die Almohaden 10 <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us eroberten wurde das Leben<br />

für Angehörige anderer Religionen schwierig wenn sie<br />

nicht zum Islam übertreten wollten. Die Familie des<br />

Maimondes wanderte zunächst nach Marokko aus, blieb<br />

dort einige Jahre, zog 1165 weiter nach Jerus<strong>al</strong>em <strong>und</strong><br />

kam ein paar Jahre später in Fustat 11 , in Ägypten an.<br />

Sicher ist, dass er Leibarzt des Sekretärs S<strong>al</strong>adins wurde,<br />

einige Quellen berichten dass er auch den Sultan <strong>und</strong><br />

dessen Sohnes betreute. Er starb im Dezember 1204 in<br />

Kairo. Sein berühmtestes Werk ist der Führer der<br />

Unschlüssigen.<br />

Der Kenotaph Sultan S<strong>al</strong>adins ist mit grünem,<br />

reich verzierten Samt bedeckt.<br />

9 Heute in Armenien<br />

10 Eine marokkanische Berberdynastie. Die Suche nach <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us – <strong>Teil</strong> I. – Marokko, Isabel Blanco del Piñ<strong>al</strong>, unter:<br />

https://www.yumpu.com/de/document/view/24891541/die-suche-nach-<strong>al</strong>-and<strong>al</strong>us-teil-i-marokko-<strong>und</strong>-<strong>al</strong>-and<strong>al</strong>us<br />

11 Heute ein Stadtviertel von Kairo<br />

15


Neben dem Kenotaph des Sultans steht ein weißer<br />

aufwändig gearbeiteter Marmorsarkophag: Ein<br />

Messingschild weist darauf hin dass er ein Geschenk des<br />

deutschen Kaisers Wilhelm <strong>II</strong>. für die sterblichen<br />

Überreste Sultan S<strong>al</strong>adins war. Er besuchte Damaskus im<br />

Jahr 1878, in der Regierungszeit des osmanischen<br />

Sultans Abdul Hamid <strong>II</strong>. 12 . Aus Höflichkeit wurde der marmorne Sarkophag ebenf<strong>al</strong>ls im Mausoleum<br />

aufgestellt, wohlweislich wird aber auf einer Tafel darauf hingewiesen dass er leer ist [the marble empty<br />

tomb…].<br />

Ψ<br />

Wenn von christlichen Vierteln im Orient die Rede ist wird<br />

nicht selten angenommen dass dort vorwiegend Christen aus<br />

der westlichen Welt leben. Dem ist nicht so, die Mehrzahl der<br />

ansässigen Christen sind arabischen <strong>und</strong> in <strong>Syrien</strong>, auch<br />

kurdischen Ursprungs. In Damaskus lag der Anteil der<br />

christlichen Bevölkerung vor dem Ausbruch der Unruhen bei<br />

ca. 15 Prozent. Der Übergang zu den christlichen Vierteln von<br />

Damaskus <strong>und</strong> auch in Aleppo war fließend. Man sieht nur an<br />

den zahlreichen Kirchen <strong>und</strong> mehreren, westlich anmutenden<br />

Restaurants, dass man im christlichen Stadtteil angekommen<br />

ist. Es war erstaunlich wie viele verschiedene Glaubensrichtungen<br />

hier vertreten waren: die melkitisch-orthodoxe<br />

Gemeinde, die armenisch-apostolische, die syrisch-kathoische,<br />

die griechisch-katholische, die protestantische, die syrischorthodoxe<br />

oder die römisch-katholische mit dem Sitz des<br />

Erzbischofs von Damaskus. Hier <strong>und</strong> da in den Gassen sind<br />

Madonnenhäuschen angebracht.<br />

12 Das Osmanische Reich (auch: Türkisches Reich) eroberte ab dem 15. Jh. den größten <strong>Teil</strong> der Mittelmeerländer. Der<br />

Einflussbereich reichte zeitweise bis nach Ungarn. <strong>Syrien</strong> fiel 1516 an die Osmanen. Die Herrschaft der Osmanen im<br />

Vorderen Orient endete mit dem sogenannten „Arabischen Aufstand“ der Anfang des 20. Jh. von England <strong>und</strong><br />

Frankreich organisiert wurde. Ein berühmter britischer Militärberater der den Widerstand auf der Seite der Beduinen<br />

organisierte, war Lawrence von Arabien. Das offizielle Ende des Osmanischen Reichs war der 04. November 1922.<br />

16


In der Geschichte von Damaskus kam es einige M<strong>al</strong>e zu<br />

Auseinandersetzungen zwischen den Konfessionen: Im<br />

Jahr 1860, noch unter osmanischer Herrschaft, wurde ein<br />

Blutbad unter den hier lebenden Christen angerichtet<br />

<strong>und</strong> bis heute konnte nicht geklärt werden was den<br />

Anlass dazu gegeben hatte. Der osmanische Statth<strong>al</strong>ter<br />

gebot dem Gemetzel keinen Einh<strong>al</strong>t, er schickte sogar<br />

noch Soldaten in das Viertel die für Ruhe sorgen sollten.<br />

Dam<strong>al</strong>s kamen weit mehr <strong>al</strong>s 5000 Christen ums Leben.<br />

Im Zusammenhang mit den Nahostkonflikten kam es hier<br />

<strong>und</strong> da auch immer wieder zu Anschlägen auf jüdisches<br />

Eigentum. Im Allgemeinen kann man aber sagen, dass<br />

sich das Zusammenleben der verschiedenen Religionen<br />

in <strong>Syrien</strong> seit Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts vorwiegend<br />

friedlich gest<strong>al</strong>tete. Das ist bemerkenswert <strong>und</strong> durchaus<br />

nicht selbstverständlich. Wenn man aus der Richtung der<br />

Moschee kommt, liegt das christliche Viertel von<br />

Damaskus links vom letzten Abschnitt der <strong>al</strong>ten<br />

römischen Via Recta. Rechterhand davon liegt das<br />

ehem<strong>al</strong>ige jüdische Viertel.<br />

Medhat Pascha, der obere <strong>Teil</strong> der „geraden Straße“,<br />

beherbergt links <strong>und</strong> rechts sehr schöne, fast schon<br />

kunstgewerbliche Lädchen wie Keramik-, Tuch- oder<br />

Teppichhändler. Der untere <strong>Teil</strong> heißt Bab 13 Sharqi <strong>und</strong> endet am Stadttor gleichen Namens – dort<br />

stehen noch einige wenige Ruinen der früheren römischen Prachtstraße.<br />

Bab Sharqi, am Ende der ehem<strong>al</strong>igen<br />

römischen „Geraden Straße“ (Via<br />

recta). Die beeindruckende Stadtmauer<br />

verläuft direkt rechts <strong>und</strong> links<br />

nach diesem Tor.<br />

Leider gibt es keinen R<strong>und</strong>gang<br />

mehr um die Stadtmauer, sie wird<br />

immer wieder von der modernen<br />

Stadtplanung unterbrochen, teilweise<br />

fehlt sie ganz. Aber man<br />

bekommt einen guten Eindruck<br />

wenn man nach dem Torbogen<br />

nach rechts oder links geht.<br />

Rechts an der Stadtmauer entlang<br />

erreicht man die Kapelle des Hlg.<br />

Paulus, geht man nach links,<br />

erreicht man Bab Touma, das Tor des Hlg. Thomas. Bemerkenswert: Der Name des Tors ist derselbe<br />

geblieben wie vor Jahrh<strong>und</strong>erten, er zeugt von seinem christlichen Ursprung, obwohl Damaskus<br />

eindeutig eine muslimische Hauptstadt ist.<br />

Ψ<br />

13 arab. Bab = Tor<br />

17


Im Säulengang vom Sitz der Melkitisch-<br />

Griechisch-Katholischen Kirche<br />

Sitz des Griechisch-Orthodoxen Patriarchats<br />

Alle sakr<strong>al</strong>en Bauwerke sind durchweg geschmackvoll,<br />

überwiegend schlicht gest<strong>al</strong>tet <strong>und</strong> recht großzügig<br />

angelegt, mit mäßig hohen Kirchtürmen. Gemäß<br />

orient<strong>al</strong>ischer Tradition haben <strong>al</strong>le einen Innenhof<br />

eingerahmt von Säulengängen <strong>und</strong>, je nach Möglichkeit, ein<br />

Wasserbecken in der Mitte. Sie gleichen den Innenhöfen<br />

der Kreuzgänge von Klöstern.<br />

Die Wände der Säulengänge sind mit gem<strong>al</strong>ten<br />

Heiligenbildern geschmückt. Erstaunlich ist, dass so vielen<br />

christlichen Gemeinden die Genehmigung zur Errichtung<br />

ihrer Gebetshäuser selbst in jüngerer Zeit, erteilt worden<br />

war, wie der Bau der griechisch-orthodoxen St. Paul‘s<br />

Chapel 14 (20. Jh.), die in eine Lücke in der Stadtmauer nahe<br />

dem Tor Bab Kisan hineingesetzt wurde. Man kommt nicht<br />

umhin daran zu denken wie oft <strong>und</strong> mit wie vielen<br />

Schwierigkeiten <strong>und</strong> Protesten der Neubau einer Moschee<br />

doch im Abendland verb<strong>und</strong>en ist.<br />

Armenisch-Apostolisch-Orthodoxe Kirche St. Sarkis.<br />

Die Glaubensgemeinschaft ist Sitz des gleichnamigen<br />

Bistums. Es besteht seit dem 3. Jh. n. Chr.<br />

Ψ<br />

14 St. Paulus Kirche/Kapelle<br />

18


Links: Ganz unauffällig ist der Eingang zum Haus des Ananias.<br />

Rechts: Die St. Ananias Kapelle<br />

Die Geschichte des Apostels Paulus findet gleich an zwei Orten in Damaskus große Beachtung: in einem<br />

der weltweit ältesten, frühchristlichen Sakr<strong>al</strong>bauten der St. Ananias Kirche 15 (1. Jh.) im <strong>al</strong>ten christlichen<br />

Viertel <strong>und</strong> in der St. Paulus Kapelle/St. Pauls Chapel (20. Jh.). Die St. Ananias ist eher eine Kapelle, sie<br />

liegt sechs Meter unter der Erde im <strong>al</strong>ten christlichen Viertel unter einem kleinen Anwesen, das <strong>al</strong>s das<br />

Haus des Hananias, eines Jüngers Jesu, bekannt ist.<br />

Der biblischen Legende nach war Saul von Tarsos ein Thor<strong>al</strong>ehrer, gehörte zur elitären Schicht der<br />

Pharisäer, besaß das römische Bürgerrecht <strong>und</strong> hatte in jungen Jahren den Beruf eines Zeltmachers<br />

erlernt. Er g<strong>al</strong>t <strong>al</strong>s erbitterter Christengegner. Als er eines Tages auf dem Weg nach Damaskus war<br />

wurde er von Gott mit Erblindung gestraft. Der hilflose Mann fand Aufnahme im Haus des Ananias,<br />

eines gläubigen Christen in Damaskus der ihn bekehrte <strong>und</strong> Saul wurde von der Blindheit geheilt 16 . Da<br />

Saul viel reiste um die Lehre Jesu zu verbreiten nahm er später den Namen Paulus an, zu jener Zeit ein<br />

geläufigerer Name. Um sich seinen Lebensunterh<strong>al</strong>t zu verdienen arbeitete er an jedem Ort <strong>al</strong>s<br />

Zeltmacher. Die St. Paulus Kapelle (St. Paul’s Chapel) ist der Fortsetzung der Legende gewidmet: Als<br />

Saul/Paulus von Christengegnern gefangen genommen werden sollte wurde er von seinen Anhängern in<br />

einem Korb an der Stadtmauer heruntergelassen <strong>und</strong> konnte den Häschern entkommen. In Anlehnung<br />

daran ist in der Kapelle gleich am Eingang auf einer Tafel das Abseilen des Paulus von der Stadtmauer<br />

dargestellt. Darunter ist in einer Nische ein großer Korb zu sehen. Ananias hatte nicht das Glück seinen<br />

Häschern zu entkommen. Er soll bei einer späteren Missionsreise verhaftet, gefoltert <strong>und</strong> zu Tode<br />

gesteinigt worden sein. Seine sterblichen Überreste wurden später nach Konstantinopel 17 überführt.<br />

15 auch: Hananias. Der Sakr<strong>al</strong>bau ist von den Maßen her eher eine Kapelle. Es werden dort jedoch regelmäßige<br />

Gottesdienste abgeh<strong>al</strong>ten.<br />

16 s. das Lukas-Evangelium. Dort wird die ganze Begebenheit anschaulich geschildert.<br />

17 Konstantinopel war die Hauptstadt des (Ost-)Römischen Reichs <strong>und</strong> blieb es fast ohne Unterbrechung bis zur<br />

Eroberung durch die Osmanen (1453).<br />

19


Oben: Die wuchtige Fassade der Kapelle in der Stadtmauer<br />

von Damaskus. Bei ihrer Errichtung wurden auch <strong>al</strong>te Steine<br />

aus der Stadtmauer verbaut.<br />

Links: An der Stadtmauer, auf dem Weg zur Paulus Kapelle.<br />

Unten links: Das Bild zeigt wie Paulus, begleitet von einem Engel, in einem Korb die Stadtmauer<br />

heruntergelassen wird.<br />

Unten rechts: Innenansicht der St. Paulus Kapelle. Auch hier werden regelmäßig Messen gelesen.<br />

20


Im Zusammenhang mit Damaskus <strong>und</strong> dem Begriff Toleranz darf auch der maurische Philosoph,<br />

Mystiker <strong>und</strong> Sufi, Muhyi 18 ad-Din Ibn ‘Arabi, nicht fehlen. Er hatte großen Einfluss auf die Entwicklung<br />

des Sufismus <strong>und</strong> wird daher in der islamischen Welt oft „der größte Meister“ genannt. Am 07. 08. 1165<br />

im maurischen Murcia geboren wirkte er viele Jahre in Cordoba <strong>und</strong> in <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us <strong>und</strong> starb am<br />

16.11.1240 in Damaskus. Toleranz <strong>und</strong> Liebe waren sein Leitmotiv, zwei Begriffe die gerade in unserer<br />

Zeit so bedeutend sind wie selten zuvor. Vor dem äußeren Mauergürtel um die Altstadt von Cordoba,<br />

ganz am Ende des Viertels San Basilio, steht sein Denkm<strong>al</strong> das die Stadt Ibn ‘Arabi gewidmet hat. Streng<br />

sieht er aus mit seinem einfachen Gewand <strong>und</strong> dem charakteristischen Mantel der Sufis.<br />

Schon in seiner Jugend war er ein überzeugter Anhänger des Sufismus, eine vorwiegend spirituell<br />

ausgerichtete islamischen Glaubensrichtung, die auf einem einfachen entbehrungsreichen Leben<br />

beruht, auf der Liebe zu Gott, auf dem Glauben dass das Göttliche der Ursprung von Allem ist <strong>und</strong> dass<br />

die letztendliche Vereinigung mit Gott das Ziel <strong>al</strong>len Strebens sein sollte 19 . Selbst die fleischliche Liebe<br />

war für ihn im Göttlichen begründet. Hier ein Auszug aus einem seiner Werke zum Thema Liebe:<br />

„Jede Liebe ist Wunsch nach Vereinigung. Jede Liebe ist bewusst oder unbewusst Liebe zu Gott. Noch in<br />

der körperlichen Vereinigung in der du lustvolle Verzückung suchst, spürst du die Sehnsucht, das<br />

Bedürfnis nach dem was nicht du selbst bist, <strong>und</strong> liebst du das geliebte Wesen nur um seinetwillen, ist dir<br />

seine Freude wichtiger <strong>al</strong>s die deine, so lehrt dich diese Liebe das Opferbringen. Gott ist die Einheit, er ist<br />

die Einheit von Liebe, Liebendem <strong>und</strong> Geliebtem. Es gibt eine göttliche Liebe, die höchste: Du liebst in<br />

<strong>al</strong>lem den, der es geschaffen hat, <strong>und</strong> liebst Gott nur um seiner selbst willen. Ohne Furcht vor Strafe <strong>und</strong><br />

ohne Wunsch nach Belohnung (...)“. Über die Toleranz schrieb er diese Verszeilen:<br />

„Es gab eine Zeit, da ich meinen Nächsten ablehnte<br />

wenn sein Glaube nicht der Meine war.<br />

Heute ist mein Herz Herberge für <strong>al</strong>le Religionen:<br />

Weide für Gazellen <strong>und</strong> Kloster für Christenmönche,<br />

Tempel für Götzenbilder <strong>und</strong> Kaaba für Pilger,<br />

es ist Gefäß für die Tafeln der Thora<br />

<strong>und</strong> für die Verse des Koran. Denn meine Religion ist die Liebe,<br />

<strong>und</strong> wohin auch ihre Karawane zieht,<br />

dort ist auch mein Weg.<br />

Denn die Liebe ist mein Bekenntnis <strong>und</strong> mein Glaube.“<br />

Ψ<br />

18 Auch: Mohi ad-Din ibn Arabi<br />

19 Berühmte Sufis wie Dsch<strong>al</strong><strong>al</strong> ad-Din <strong>al</strong> Rumi (13. Jh., Persien), auch kurz Rumi genannt, bezeichnen den Tag ihres<br />

Todes <strong>al</strong>s Hochzeitstag, es ist der Tag ihrer Vereinigung mit Gott. Rumi war der Begründer des Mevlevi-Derwisch-<br />

Ordens in Konya/Türkei. Es heißt, dass er nach Damaskus reiste um Ibn ‘Arabi zu treffen.<br />

21


Minarett der Moschee Mohi ad-Din Ibn ‘Arabi<br />

Das Mausoleum mit dem Schrein des Ibn ‘Arabi liegt im<br />

Stadtviertel <strong>al</strong>-S<strong>al</strong>ihiya, im Norden von Damaskus am Fuß<br />

des Berges Qassioun, in entgegengesetzter Richtung zum<br />

damaszenischen Altstadtkern. Über der Grablege wurde<br />

die Moschee Mohi ad-Din errichtet, ein Zeugnis für die<br />

große Verehrung die Ibn ‘Arabi durch <strong>al</strong>le Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

entgegengebracht wurde. Die Moschee <strong>und</strong> die Grablege<br />

sind das ganze Jahr über Ziel zahlreicher Pilger.<br />

Das Viertel <strong>al</strong>-S<strong>al</strong>ihiya hat etwas von Kleinstadtatmosphäre,<br />

mit dicht gedrängten kleinen Häusern <strong>und</strong><br />

engen Gassen. Die heilige Stätte liegt an der Hauptgasse<br />

des Viertels, darum herum herrscht geschäftiger<br />

Marktbetrieb. Nach dem hübschen Innenhof des<br />

Gebetshauses laden weit geöffnete Türen in der Mitte<br />

zum Betreten der Moschee ein, die linke Tür führt hinab<br />

zur Grabkammer. Sie ist großzügig angelegt, hinter zwei<br />

Kenotaphen öffnet sich ein weiter mit einem Teppich<br />

ausgelegter Raum. Wie in muslimischen Mausoleen<br />

üblich ist immer ein Imam anwesend, er spricht Gebete<br />

mit den Gläubigen die die Grabstätte besuchen.<br />

Eingang zur Moschee Mohi ad-Din<br />

Ibn ‘Arabi<br />

Der Kenotaph des Ibn ‘Arabi steht<br />

ganz nah neben dem von Abu Ishaq<br />

Schami, dem Gründer des Sufi-<br />

Ordens Chishtiya, der nach dem<br />

gleichnamigen Ort in der Nähe von<br />

Herat 20 benannt wurde. Abu Ishaq<br />

Schami starb im Jahr 940, ein<br />

Geburtsdatum ist nicht überliefert.<br />

Beide Kenotaphe stehen<br />

nebeneinander wobei der<br />

Scheinsarg des Ibn ‘Arabi mit der<br />

durchsichtigen Glashülle, <strong>und</strong> einem<br />

zusätzlichen, kunstvoll gearbeiteten<br />

Silbergehäuse beeindruckend ist.<br />

20 Heute in Afghanistan gelegen. Angesichts seines Todesjahrs könnte es sein, dass der Chishtiya-Orden einer der<br />

ältesten, wenn nicht der älteste Sufi-Orden überhaupt ist.<br />

22


Links: Innenhof der Moschee des<br />

Ibn ‘Arabi Unten: Hinter der<br />

durchsichtigen Hülle des Kenotaphen<br />

öffnet sich ein Gebetsraum.<br />

Der Vater des Ibn ‘Arabi war ein<br />

einflussreicher Mann zu dessen<br />

Fre<strong>und</strong>en unter anderem auch der<br />

Philosoph Averroes zählte, der<br />

ebenf<strong>al</strong>ls in Cordoba beheimatet<br />

war. Mit der Erziehung des jungen<br />

Ibn ‘Arabi waren zwei angesehene<br />

<strong>al</strong>te Frauen betraut, eine von ihnen<br />

soll schon 90 Jahre <strong>al</strong>t gewesen<br />

sein. Nach der Besetzung von<br />

Murcia durch die berberischen<br />

Almohaden 21 siedelte die Familie<br />

des dam<strong>al</strong>s Achtjährigen nach<br />

Sevilla um. Dort studierte er den<br />

Heiligen Koran <strong>und</strong> seine Auslegung, arabische Grammatik <strong>und</strong> hörte Vorträge der berühmtesten Lehrer<br />

seiner Zeit. Er heiratete Maryam bint Muhammad ibn Abdun, eine beliebte <strong>und</strong> einflussreiche Frau die<br />

wie er den Wunsch hatte, ihre Kenntnisse der Mystik zu vertiefen <strong>und</strong> ihm auf diesem Weg zu folgen.<br />

1193 verließ Ibn ‘Arabi zunächst <strong>al</strong>-<br />

And<strong>al</strong>us, reiste nach Nord-afrika,<br />

kehrte aber im selben Jahr nach<br />

And<strong>al</strong>usien zurück. Er blieb eine<br />

Zeit lang in Granada <strong>und</strong> besuchte<br />

eine Sufi-Schule in Almeria. Immer<br />

wieder gingen er <strong>und</strong> seine Frau<br />

auf Reisen, wieder nach<br />

Nordafrika, dann nach Ägypten,<br />

blieben eine Zeit lang in Kairo <strong>und</strong><br />

besuchten zwei M<strong>al</strong> das Heiligtum<br />

in Mekka. Wo immer Ibn ‘Arabi<br />

auch hinkam drängten sich die<br />

Schüler die von ihm unterrichtet<br />

werden wollten. Im Jahr 1223<br />

wanderte das Ehepaar nach<br />

Damaskus aus. Dort blieb Ibn ‘Arabi<br />

<strong>al</strong>s hoch geachteter Sufimeister bis<br />

zu seinem Tod im Jahr 1240. Er<br />

hinterließ zahlreiche Werke <strong>und</strong> eine Sammlung von herrlichen Liebesgedichten, die <strong>al</strong>le sein Credo von<br />

der Liebe zu Gott <strong>al</strong>s Gr<strong>und</strong>lage haben.<br />

21 Die Almohaden waren eine muslimische Berberdynastie die von 1147 bis 1269 auch über <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us herrschte.<br />

Ausführliche Information über die Almohaden in Die Suche nach <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us – <strong>Teil</strong> I. – Marokko, Isabel Blanco del Piñ<strong>al</strong>,<br />

s. unter: https://www.yumpu.com/de/document/view/24891541/die-suche-nach-<strong>al</strong>-and<strong>al</strong>us-teil-i-marokko-<strong>und</strong>-<strong>al</strong>and<strong>al</strong>us<br />

23


Sein weit über die Grenzen von <strong>al</strong>-<br />

And<strong>al</strong>us hinaus reichender Ruf <strong>al</strong>s<br />

Mystiker war auch teilweise darin<br />

begründet dass er in Nordafrika<br />

eine Begegnung mit <strong>al</strong>-Chidr 22<br />

gehabt haben soll, dem mythischen<br />

Weggefährten des Moses <strong>und</strong><br />

spiritueller Führer der Mystiker <strong>und</strong><br />

<strong>al</strong>-Chidr persönlich habe ihm den<br />

Mantel umgehängt. Das Umhängen<br />

des Mantels ist ein<br />

Einweihungsritu<strong>al</strong> mit dem Sufi-<br />

Schüler von ihrem Meister in die<br />

Mystik initiiert werden.<br />

Nachfolgend eins seiner mystischen<br />

Gedichte: Vision des<br />

Göttlichen Wesens. Auf den ersten<br />

Blick scheint es die Schilderung einer <strong>al</strong>ltäglichen Szene zu sein. Die eher ban<strong>al</strong>e Wortwahl verschleiert<br />

die tiefgründige Beziehung zum Göttlichen in jeder Verszeile. Wie für <strong>al</strong>le mystischen arabischen <strong>und</strong><br />

religiösen Texte gibt es auch für dieses Gedicht eine Erläuterung <strong>und</strong> eine Interpretation, nachzulesen in<br />

„Mystische Texte aus dem Islam. Drei Gedichte des Arabi 1240“ unter dem Link:<br />

http://archive.org/stream/mystischetexteau00ibnauoft#page/n1/mode/2up 23<br />

„1. In der T<strong>al</strong>biegung zwischen den zwei steinigen Plätzen ist das Stelldichein.<br />

Dort lass unsere Kamele niederknien; denn dieses ist die Tränke.<br />

2. Suchet nichts weiter <strong>und</strong> rufet nicht nach etwas Anderem<br />

nachdem wir diesen Ort erreicht haben. O Bárik! O Hágir! O Tahmad!<br />

3. Und gebet euch dem Spiele hin nach Art fre<strong>und</strong>licher Mädchen mit schwellenden Brüsten,<br />

<strong>und</strong> erfreuet euch der üppigen Weide nach Art weiblicher Gazellen.<br />

4. Auf einer Wiese summten <strong>und</strong> surrten die Bienen.<br />

Da antwortete ihnen freudig munter ein zwitschernder Vogel.<br />

5. Weich ist der Boden der Wiese, weich auch der über ihr fächelnde Wind.<br />

Dann blitzt es in den Wolkenschleiern <strong>und</strong> donnert in den weißen Wolkenmassen.<br />

6. Dabei f<strong>al</strong>len Regentropfen aus den Rissen der Wolken hernieder –<br />

wie Tränen eines Liebenden, vergossen ob der Trennung von der Geliebten.<br />

7. Trinke die reine Essenz des Weines der mystischen Liebe<br />

mit seinem betäubenden Inh<strong>al</strong>t <strong>und</strong> lausche in freudiger Ekstase einem Sänger,<br />

der dort leise <strong>und</strong> zart singt:<br />

8. „Oh des reinen Weines, der in Adams Zeit vom Paradiese<br />

<strong>al</strong>s Wohnort der Menschen eine sichere Erzählung berichtete.<br />

9. Schöne Jungfrauen ließen ihn aus ihrem Speichel tropfen wie Moschus,<br />

<strong>und</strong> züchtige Jungfrauen kredenzten ihn uns in selbstloser Weise“.“<br />

22 Al-Chidr ist ein ewig lebendes Wesen in Menschengest<strong>al</strong>t, dem nur Auserwählte begegnen. Er kann nicht <strong>al</strong>s Engel<br />

bezeichnet werden. Als Wegbegleiter des Moses habe <strong>al</strong>-Chidr durch einen Zuf<strong>al</strong>l die Lebensquelle entdeckt <strong>und</strong> darin<br />

gebadet. Er wird von Religionsforschern mit Gottesknecht benannt. Eine faszinierende Gest<strong>al</strong>t, die in verschiedenen<br />

Religionen jeweils unter einem anderen Namen vorkommt, sogar schon in der archaischen Religion der Zoroastrier.<br />

23 Aus dem Arabischen übersetzt <strong>und</strong> erläutert von M. Horten, Privatdozent für orient<strong>al</strong>ische Sprachen zu Bonn.<br />

A. Markus <strong>und</strong> E. Weber’s Verlag Bonn, 1912.<br />

24


Religiöse Toleranz <strong>al</strong>s F<strong>und</strong>ament für die<br />

Blütezeit von <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us?<br />

Das muslimische Spanien mit<br />

Nordmarokko (Ende (8. Jh. bis 1031)<br />

Zur Erinnerung hier noch einm<strong>al</strong> ein<br />

kurzer Überblick über die historischen<br />

Abläufe im Orient <strong>und</strong> in <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us. Die<br />

Omaijadendynastie die von 661 bis 750 n.<br />

Chr. in Damaskus regierte, hatte in dieser<br />

Zeit ihr Reich bis an den Indus 24 im Osten<br />

<strong>und</strong> über Ägypten <strong>und</strong> Nordafrika bis<br />

nach <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us 25 im Westen ausgedehnt.<br />

Die Ent-machtung durch die arabischen<br />

Abbasiden überlebten nur wenige<br />

Angehörige der Herrscherfamilie. Einem<br />

Prinzen gelang die Flucht über Marokko<br />

nach <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us. Im Jahr 756 wurde er <strong>al</strong>s<br />

Emir Abd <strong>al</strong>-Rahman I. Stammvater der<br />

Omaijadendynastie in Spanien.<br />

In den Anfängen seiner Herrschaft folgte<br />

der Emir dem Beispiel des ersten Omaijadenk<strong>al</strong>ifen in Damaskus: Bis zum Jahr 784 teilten sich Muslime<br />

<strong>und</strong> Christen mehrere Jahre lang die Kirche St. Vinzenz der Märtyrer 26 in Cordoba, der Hauptstadt von<br />

<strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us. Die muslimische Gemeinde wurde im Lauf der Jahre durch den Ansturm von Zuwanderern<br />

aus dem Orient <strong>und</strong> dem nordafrikanischen Mittelmeerraum so zahlreich, dass eine neue Moschee<br />

dringend nötig war. Die Christen erhielten das Recht außerh<strong>al</strong>b des inneren Mauergürtels von Cordoba<br />

eine neue Kirche zu bauen. Die Große Moschee wurde auf den Gr<strong>und</strong>festen der christlichen Kirche<br />

errichtet. Jeder Herrscher von <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us nach Abd <strong>al</strong>-Rahman I. erweiterte das Gebetshaus das heute<br />

zu den ältesten <strong>und</strong> berühmtesten der Welt gehört: die Moschee-Kathedr<strong>al</strong>e von Cordoba.<br />

Die Toleranz könnte der Schlüssel zur wirtschaftlichen <strong>und</strong> wissenschaftlichen Blütezeit in <strong>al</strong>-<br />

And<strong>al</strong>us gewesen sein. Sie war der fruchtbare Boden auf dem Handel, Handwerk <strong>und</strong> Wissenschaften<br />

sich entf<strong>al</strong>ten konnten. In dem Dreireligionenreich war sie ein Garant für sozi<strong>al</strong>en Frieden – die<br />

wichtigste Voraussetzung für wirtschaftliches Wohlergehen eines Landes. Lange bevor die Araber nach<br />

Spanien kamen lebten dort schon Christen <strong>und</strong> Juden 27 . Nach der Eroberung durch die Muslime waren<br />

viele im arabischen <strong>Teil</strong> der H<strong>al</strong>binsel geblieben. Die Hispano-Araber waren in gewisser Weise milde<br />

Herren, vorausgesetzt ihr Herrschaftsanspruch wurde anerkannt <strong>und</strong> ihre Religion gebührend geachtet.<br />

Für die spanischen Omaijaden g<strong>al</strong>t offenbar eine einfache Weisheit: „Lass den Untertanen ihre Bräuche<br />

<strong>und</strong> religiöse Traditionen, gib ihnen die Möglichkeit einen bescheidenen Wohlstand zu schaffen, dann<br />

werden sie zufrieden ihre Arbeit verrichten <strong>und</strong> die Steuerquellen werden sprudeln“.<br />

24 Der Indus hat seine Quelle in Tibet, seine Wasser durchbrechen den Him<strong>al</strong>aya. In Pakistan bildet der Fluss ein 7800<br />

km2 großes Delta bevor er im Arabischen Meer endet.<br />

25 Das muslimische Spanien<br />

26 Ihre F<strong>und</strong>amente liegen unter der heutigen Moschee-Kathedr<strong>al</strong>e von Cordoba.<br />

27 Die Juden waren schon unter den Römern nach Spanien eingewandert, sie sahen im dam<strong>al</strong>igen Hispanien ein<br />

gelobtes Land im Westen, das mythische Sefarad. Daher werden die jüdischen Einwohner von <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us Sefarden<br />

genannt.<br />

25


Obwohl die Herrschaft der Omaijaden im Vorderen Orient schon im 8. Jh. gew<strong>al</strong>tsam beendet worden<br />

war, regierten sie in <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us durchgehend bis zum Jahr 1009. Von fast acht Jahrh<strong>und</strong>erten der<br />

Muslime in Spanien war diese doch recht kurze Epoche das F<strong>und</strong>ament der maurischen Hochkultur: Sie<br />

begann Ende des 9. Jh. <strong>und</strong> erreichte ihren Höhepunkt im 10. Jh. unter K<strong>al</strong>if Abd <strong>al</strong>-Rahman <strong>II</strong>I. 28 <strong>und</strong><br />

seinem Sohn K<strong>al</strong>if Hakam <strong>II</strong>. 29 Al-And<strong>al</strong>us wurde berühmt für den märchenhaften Reichtum der K<strong>al</strong>ifen,<br />

für eine tolerante H<strong>al</strong>tung gegenüber Andersgläubigen <strong>und</strong> für eine Blütezeit der Wissenschaften, des<br />

Handwerks <strong>und</strong> des Handels. Für die Einwohner der großen Städte wurden menschenwürdige<br />

Lebensbedingungen geschaffen: Cordoba hatte die ersten Straßenlaternen in Europa, Abwässer wurden<br />

unterirdisch entsorgt. Nach dem Tod von Hakam <strong>II</strong>., im Jahr 1010 brach ein verheerender Bürgerkrieg<br />

aus, er erschütterte ganz <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us bis in die Gr<strong>und</strong>festen. Bis ins Jahr 1031 hinein gab es noch eine<br />

schnelle Reihenfolge von K<strong>al</strong>ifen <strong>und</strong> Antik<strong>al</strong>ifen, dann zerfiel <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us in eine Vielzahl kleine<br />

Splitterreiche: die Königreiche taifa 30 .<br />

Handwerk <strong>und</strong> Handel, die Schlüssel zu Reichtum <strong>und</strong> Macht<br />

Wenn auch in <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us, am äußersten Ende der dam<strong>al</strong>s bekannten westlichen Welt, die Nachkommen<br />

der Omaijaden herrschten <strong>und</strong> im Orient die Abbasiden in Bagdad, war das kein Hindernis für regen<br />

Warenaustausch <strong>und</strong> Wissenstransfer. Zudem unterhielt <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us intensive Handelsbeziehungen nicht<br />

nur mit <strong>al</strong>len muslimischen Mittelmeerländern von Marokko über Tunesien <strong>und</strong> Ägypten bis in den<br />

Vorderen Orient sondern auch mit dem christlichen Kaiserreich Byzanz. Das muslimische Spanien<br />

unterhielt seit dem 9. Jh. eine große Flotte von Handelsschiffen in den Häfen von Almeria, M<strong>al</strong>aga <strong>und</strong><br />

Cartagena; von dort aus wurden Häfen wie Ceuta (Marokko) oder Oran (Algerien), Tripolis (Libyen) oder<br />

Alexandria (Ägypten) <strong>und</strong> Byzanz (Konstantinopel, heute Istanbul) angelaufen. Sogar der Hafen von<br />

Fraxinetum 31 im heutigen Frankreich war ein maurischer Stützpunkt von der Mitte des 9. Jh. bis ca. 975,<br />

er diente vorwiegend dem Verladen von Holz <strong>und</strong> dem Sklavenhandel.<br />

Seit Beginn der Islamisierung in Nordafrika im 8. Jh. hatte <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us dank bester Beziehungen<br />

zu Marokko auch Zugang zu den Goldminen in Ghana. Al-And<strong>al</strong>us exportierte ab dem 9. Jh. Rohstoffe<br />

wie Merkur, Holz <strong>und</strong> Eisen <strong>und</strong>, nach dem Bekanntwerden der Seidenraupenzucht, in großem Maß<br />

wertvolle Seidenstoffe, Wandbehänge <strong>und</strong> Teppiche in <strong>al</strong>ler Herren Länder. Die Zucht von Seidenraupen<br />

war unter der glühend heißen Sonne im Orient nicht möglich, dagegen bot das ausgewogene Klima in<br />

<strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us ide<strong>al</strong>e Bedingungen: Die Maulbeerbäume wuchsen hervorragend in der Alpujarra, eine<br />

Gegend am Südhang der Sierra Nevada unweit von Granada. Die Fertigung <strong>und</strong> Ausfuhr von<br />

Seidenprodukten wurde mehr <strong>und</strong> mehr zu einem vorrangigen Wirtschaftsfaktor. Überlieferte<br />

Chroniken berichten dass im 11. Jh. <strong>al</strong>lein in der Hafenstadt Almeria an die 5000 Einwohner an<br />

Webstühlen in ihren Häusern arbeiteten. Mit dem zunehmenden, exquisiten Lebensstil in <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us<br />

wurden unter anderem kostbare Duftstoffe wie Weihrauch, Myrrhe, Moschus <strong>und</strong> Ambra zur<br />

Herstellung von Parfüm importiert <strong>und</strong> begehrte Gewürze wie Pfeffer, Safran <strong>und</strong> Zimt <strong>und</strong> Glas- <strong>und</strong><br />

Porzellanwaren aus China oder dem Orient.<br />

Im 10. Jh. hatten die spanischen Araber die Kontrolle über einen guten <strong>Teil</strong> der<br />

nordafrikanischen Küste <strong>und</strong> über die B<strong>al</strong>earen <strong>und</strong> Sizilien; das östliche Mittelmeer mit Zypern <strong>und</strong><br />

Kreta machten sich abwechselnd das Byzantinische Reich <strong>und</strong> die Araber des Vorderen Orients streitig.<br />

Es wechselte je nach Kriegsglück von Einem zum Anderen <strong>und</strong> <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us pflegte jederzeit beste<br />

Beziehungen mit beiden.<br />

Ψ<br />

28 Er regierte von 912-961<br />

29 Hakam <strong>II</strong>. regierte von 961-976<br />

30 Aus dem Arabischen: Splitterpartei, auch Abtrünnige<br />

31 Im heutigen Südfrankreich, heute La Garde-Freinet in der Nähe von Fréjus. Arab. Farahsani. Erst <strong>al</strong>s Burg<strong>und</strong> unter<br />

den Ottonen wieder an Bedeutung gewann, konnte Fraxinetum den Arabern abgenommen werden.<br />

26


Verlauf der Großen Seidenstraße vom äußersten Osten bis an den Bosporus <strong>und</strong> Alexandrien 32<br />

Der wichtigste Garant für einen ununterbrochenen Warenfluss in den Vorderen Orient <strong>und</strong> in Folge in<br />

Richtung Westen, war die Große Seidenstraße. Und auch die Weihrauchstraße war bedeutend für die<br />

Versorgung des Vorderen Orients <strong>und</strong> der westlichen Welt mit kostbaren Düften <strong>und</strong> begehrten<br />

Gewürzen. Sie führte von Oman über Petra im heutigen Jordanien bis nach Damaskus Im Allgemeinen<br />

reisten die Händler nicht von einem Ende zum anderen, sie legten kleinere Strecken auf ihr zurück um<br />

ihre Waren in den großen Städten entlang der Seidenstraße zu verkaufen <strong>und</strong> neue einzukaufen bevor<br />

sie zurück reisten. Ihre Waren reisten jedoch weiter. In P<strong>al</strong>myra gabelte sich die Seidenstraße: Im<br />

Nordwesten führte sie von Damaskus über Aleppo bis an den Bosporus. Selbst stürmische Jahreszeiten<br />

konnten den Handel am Mittelmeer nicht mindern; war keine Schifffahrt möglich nahmen die<br />

Karawanen den Weg von Damaskus über die Weihrauchstraße 33 nach Südwesten, durch Jordanien bis<br />

Alexandria <strong>und</strong> folgten dann dem <strong>al</strong>ten Römerweg entlang der nordafrikanischen Küste bis nach Tanger,<br />

an der Meerenge von Gibr<strong>al</strong>tar.<br />

Die Seidenstraße gab es bereits vor unserer Zeitrechnung, sie wird schon von Herodot, dem<br />

Geschichtsschreiber der griechischen Antike um 5. Jh. v. Chr. erwähnt. Auf ihr gelangten nicht nur<br />

begehrte Handelsgüter aus dem Fernen Osten in den Westen <strong>und</strong> umgekehrt, auch der Wissenstransfer<br />

wie die chinesische Kunst der Papierherstellung, die Seidenraupenzucht oder richtungweisende<br />

medizinische <strong>und</strong> mathematische Errungenschaften aus Choresmien 34 nahm diesen Weg. Selbst<br />

Religionen verbreiteten sich über die Karawanenstraße: Der Buddhismus nach Westen <strong>und</strong> das<br />

Christentum nach Osten. Bis zum Ende des Mittel<strong>al</strong>ters blieben Damaskus <strong>und</strong> Aleppo die wichtigsten<br />

Metropolen im Vorderen Orient für den Handel mit <strong>al</strong>len nur erdenklichen, oft kostbaren Waren aus<br />

dem Fernen Osten, dem ebenso fernen Westen <strong>und</strong> dem tiefsten Süden der arabischen H<strong>al</strong>binsel.<br />

32 http://de.wikipedia.org/wiki/Handelsstra%C3%9Fe#mediaviewer/File:Seidenstrasse_GMT.jpg<br />

Das Origin<strong>al</strong> wurde von Captain Blood in der deutschen Wikipedia hochgeladen.<br />

33 Die Weihrauchstraße begann in Oman, verlief durch das heutige Jemen am Roten Meer entlang, über die Städte<br />

Mekka <strong>und</strong> Medina nach Ägypten <strong>und</strong> Jordanien bis nach Damaskus<br />

34 Siehe <strong>Teil</strong> IV. der „Suche nach <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us; Usbekistan <strong>und</strong> <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us“ unter:<br />

https://www.yumpu.com/de/document/view/22472214/die-seidenstrasse-usbekistan-<strong>und</strong>-<strong>al</strong>-and<strong>al</strong>us-dasmuslimische-spanien<br />

27


Damaskus …<br />

… Häuser wie Juwelen<br />

Ganz versteckt, zumeist nur über enge<br />

Gassen zugänglich, liegen über die ganze<br />

Altstadt von Damaskus verstreut<br />

Dutzende von großzügig angelegten,<br />

Herrenhäusern, die fast schon <strong>al</strong>s<br />

Stadtp<strong>al</strong>äste bezeichnet werden<br />

können. Alle waren sie einst in<br />

Privatbesitz, manche sind es noch heute<br />

– sie wurden über Jahrh<strong>und</strong>erte von<br />

Generation zu Generation vererbt. Sie<br />

zeugen vom großen Reichtum der<br />

syrischen Hauptstadt bis ins 17./18. Jh.<br />

hinein. Mit zunehmender Handelsschifffahrt von China <strong>und</strong> Indien nach Westen <strong>und</strong> umgekehrt, verlor<br />

Damaskus an langsam an Bedeutung <strong>al</strong>s Umschlagplatz des Karawanenhandels. Von außen ist von<br />

diesen herrlichen Häusern nur eine schlichte, weiße Mauer zu sehen wie auf dem Bild oben, hinter der<br />

sich das Beit Nizam 35 verbirgt. Vergeblich sucht man eine seiner Bedeutung entsprechende Fassade<br />

oder Eingangsport<strong>al</strong>.<br />

Unten: Blick in einen Innenhof des Beit Nizam. Es hat 35<br />

Räume <strong>und</strong> drei Innenhöfe.<br />

Bei <strong>al</strong>len Häusern, wie auch dem Nassan P<strong>al</strong>ast 36 im<br />

<strong>al</strong>ten christlichen Viertel, auf dem Weg zur Ananias-<br />

Kirche, bleibt die Intimität der Bewohner getreu dem<br />

Jahrtausende <strong>al</strong>ten orient<strong>al</strong>ischen Gr<strong>und</strong>satz „das<br />

Äußere gewährt keinen Einblick in das Innere“, bewahrt.<br />

Innen sind sie weitläufig, zuweilen sogar mit mehreren<br />

Innenhöfen mit Wasserbecken <strong>und</strong> zahlreichen, zuweilen<br />

prunkvollen Räumen wie im Beit Nizam.<br />

Nicht ganz so beeindruckend aber entzückend ist das<br />

Beit <strong>al</strong>-Aqqad, heute Sitz des Dänischen Instituts in<br />

Damaskus. Es scheint das älteste unter den gehobenen<br />

Bürgerhäusern zu sein, die Geschichte des Hauses kann<br />

bis zu 2.000 Jahren zurückverfolgt werden. <strong>Teil</strong>e des<br />

Hauses wurden in den letzten Jahrh<strong>und</strong>erten mehrfach<br />

umgebaut – einige stammen aus dem 15., andere aus<br />

dem 18. Jh. Bemerkenswert ist ein großes, in eine Mauer<br />

des Innenhofs eingelegtes Steinornament.<br />

Kein damaszenisches Herrenhaus ist ohne Iwan denkbar,<br />

ein hohes, überkuppeltes H<strong>al</strong>br<strong>und</strong>. Die Vorderseite<br />

öffnet sich zum Innenhof, oft mit einem Wasserbecken,<br />

mit Blumen <strong>und</strong> Pflanzen.<br />

35 Beit (arab. = Haus). Das Beit Nizam (auch: Nizam P<strong>al</strong>ast) wurde im 18. Jh. erbaut <strong>und</strong> war im 19. Jh. Sitz der<br />

Französischen Botschaft. Das Haus dient heute häufig <strong>al</strong>s Filmkulisse<br />

36 s. Bilder nächste Seite<br />

28


Die Häuser Beit Nizam <strong>und</strong> Beit Nassan haben<br />

aufwändig dekorierte Räume mit bem<strong>al</strong>ten Holzvertäfelungen<br />

<strong>und</strong> Intarsien. Beide Häuser sind<br />

charakteristisch für die Raumgest<strong>al</strong>tung mehrerer<br />

Jahrh<strong>und</strong>erte bis zum 18./19. Jh.<br />

Im Beit Nassan, Damaskus:<br />

Oben links: Iwan<br />

Oben rechts: geschnitzte <strong>und</strong> bem<strong>al</strong>te Tür,<br />

Unten links: Türflügel. Jede Tür des großzügigen Hauses ist mit anderen<br />

geschnitzten Motiven verziert<br />

Unten rechts: Blick vom Iwan in den Innenhof<br />

29


Innenhof des Beit Aqqad, heute Sitz des Dänischen Instituts, Damaskus.<br />

Vom christlichen <strong>Teil</strong> der Stadt führt der Weg zum <strong>al</strong>ten Stadttor Bab <strong>al</strong>-S<strong>al</strong>aam durch ein sehr viel<br />

bescheideneres Viertel. Früher waren viele Stadtteile, darunter auch der christliche, durch mächtige<br />

Holztore voneinander getrennt, wie im Bild unten rechts. Des Nachts wurden <strong>al</strong>le Zugänge geschlossen.<br />

Heute ist der Übergang fließend aber abrupt, plötzlich findet man sich um Jahrh<strong>und</strong>erte zurückversetzt<br />

– die prächtigen Herrenhäuser <strong>und</strong> das gepflegte, christliche Viertel gehören, so könnte man sagen, in<br />

eine andere Welt.<br />

Auf dem Weg vom christlichen Viertel zum Stadttor Bab <strong>al</strong>-S<strong>al</strong>aam, Damaskus<br />

30


echts oben: Nur die erkerähnliche Ausbuchtung aus Holz <strong>und</strong><br />

Glas an der Hauswand mit einer Messingkugel <strong>und</strong> einem<br />

H<strong>al</strong>bmond auf der Spitze zeigt an, dass dieses Haus eine kleine<br />

Moschee beherbergt.<br />

links oben <strong>und</strong> unten: Auf dem Weg zum Stadttor Bab <strong>al</strong>-S<strong>al</strong>am<br />

rechts unten: Damaskus hatte einst acht Stadttore, einige sind<br />

erh<strong>al</strong>ten geblieben: Hier das Tor Bab <strong>al</strong>-S<strong>al</strong>am<br />

31


Karawansereien wie P<strong>al</strong>äste – Souks wie Irrgärten<br />

Die großzügigen Herrenhäuser in Damaskus zeigen den Reichtum der Stadt im Mittel<strong>al</strong>ter. Sie waren im<br />

Besitz des damaszenischen Stadtadels, wichtiger Hofbeamten, Honoratioren <strong>und</strong> begüterten<br />

Händlerfamilien, einige gehören ihren Nachkommen noch heute. Unerlässlich für den Handel waren die<br />

Karawansereien. Damaskus war immer das Drehkreuz für <strong>al</strong>le möglichen Waren <strong>und</strong> Kostbarkeiten aus<br />

dem fernen Osten, dem fernen Westen <strong>und</strong> dem Süden der arabischen H<strong>al</strong>binsel gewesen. Hier<br />

kreuzten sich ein Arm der Großen Seidenstraße <strong>und</strong> die Weihrauchstraße. Sie teilte sich in P<strong>al</strong>myra 37<br />

Nach Westen führte sie über Aleppo bis an den Bosporus, nach Süden folgte sie dem Verlauf der<br />

Weihrauchstraße bis nach Ägypten, von dort aus konnten die Waren mit Karawanen auf dem <strong>al</strong>ten<br />

Römerweg an der nordafrikanischen Küste entlang bis nach Marokko an die Straße von Gibr<strong>al</strong>tar<br />

gebracht werden.<br />

Die wichtigsten Gebäude entlang der Handelsrouten waren die Karawansereien, sie lagen zwischen 20<br />

bis maxim<strong>al</strong> 30 km voneinander entfernt, das entsprach der Tagesstrecke die eine Karawane<br />

zurücklegen konnte. Manche glichen wahren Festungen, r<strong>und</strong>um mit starken Mauern befestigt <strong>und</strong><br />

mächtigen Eingangstoren die des Nachts verriegelt wurden. Sie boten Karawanenführern <strong>und</strong><br />

Begleitern, den mitgeführten Waren <strong>und</strong> Lasttieren Schutz. Hier konnten sie ausgiebig rasten,<br />

übernachten <strong>und</strong> sich von den Mühen des Weges erholen.<br />

In <strong>Syrien</strong> wird eine Karawanserei Khan 38 genannt, die bedeutendsten lagen direkt in den Souks oder in<br />

unmittelbarer Nähe dazu, das konnten sich nur Karawanenführer leisten die Luxuswaren<br />

transportierten; bescheidenere Herbergen waren meistens am Stadtrand angesiedelt <strong>und</strong> es gab sie<br />

zuhauf. Dort waren Rast <strong>und</strong> Übernachtung günstiger, es waren ja nicht nur Karawanen mit Luxuswaren<br />

aus <strong>al</strong>len Herren Länder unterwegs. Unerlässlich für eine Karawanserei war ein Wasserbecken im Hof,<br />

daran sind sie heute noch erkennbar. Der herrliche Khan <strong>al</strong>-Shounah in Aleppo zum Beispiel hat keine<br />

Wasserstelle, wahrscheinlich war er nur ein großer Handelshof war.<br />

Die Karawansereien waren nicht nur sichere Herbergen: Hier verkauften, kauften oder tauschten<br />

Karawanenführer <strong>und</strong> ortsansässige Händler ihre Waren. War eine Karawane angekommen verbreitete<br />

sich die K<strong>und</strong>e wie ein Lauffeuer, die Händler aus den Souks drängten sich am Tor einer Karawanserei<br />

um die mitgeführten Waren in Augenschein nehmen <strong>und</strong> für ihre K<strong>und</strong>en das Beste aussuchen zu<br />

können. Aber die Herbergen dienten nicht nur der Rast oder jeglicher Art von Kauf- <strong>und</strong><br />

Tauschgeschäften. Bevor die Kunst der Papierherstellung Chinas Grenzen überschritt, wurde in der<br />

gesamten dam<strong>al</strong>s bekannten Welt jede Nachricht, jedes Gerücht, jede Entdeckung <strong>und</strong> jedes politische<br />

Ereignis mündlich weitergegeben. Die Herbergen waren Orte an denen Wissenswertes aus fernen<br />

Ländern Neuigkeiten ausgetauscht wurden. Man könnte sagen, die Begleiter <strong>und</strong> Mitreisenden einer<br />

Karawane waren die Reporter ihrer Zeit.<br />

Manche Karawanserei glich einer befestigten Luxusunterkunft wie der Khan As‘ad Pascha in<br />

Damaskus 39 , andere kleinere, stellten sich bescheidener dar. Je weiter man die Seidenstraße nach Osten<br />

zurückverfolgt, desto ursprünglicher waren die Herbergen.<br />

Ψ<br />

37 s. S. 30<br />

38 In Usbekistan sind sie <strong>al</strong>s Caravanserai/Carvansaray ausgewiesen <strong>und</strong> in der Türkei <strong>al</strong>s Han (s. Sari Han, Sultan Han<br />

oder Karatay Han). In Usbekistan bedeutet das Wort Khan Fürst oder Emir.<br />

39 aus dem späten Mittel<strong>al</strong>ter<br />

32


Damaskus: Eine beeindruckende Karawanserei war der Khan Pacha Asad (18. J.). Er liegt im Souk, in der Nähe der<br />

Omaijadenmoschee <strong>und</strong> war Herberge <strong>und</strong> Handelshof zugleich. Er bot Mensch <strong>und</strong> Tier <strong>al</strong>les was sie zum Rasten<br />

brauchten: Ausreichend Wasser, Lagerräume im Erdgeschoss um mitgeführte Waren sicher aufzubewahren <strong>und</strong> im<br />

oberen Stockwerk zellenartige Schlafkammern. Bis September 2010 wurde die <strong>al</strong>te Luxusherberge <strong>al</strong>s<br />

Kulturzentrum für Ausstellungen <strong>und</strong> Konzerte genutzt.<br />

unten rechts: An einer Seite der Karawanserei schaut man von den Schlafzellen im Obergeschoss des Khan As‘ad<br />

Pacha hinunter auf das geschäftige Treiben im Souk.<br />

33


Eingang <strong>und</strong> Innenhof einer kleinen Karawanserei in Damaskus.<br />

Auch sie bot den Reisenden <strong>al</strong>les was sie zum Rasten brauchten.<br />

Neben den Prunkkarawansereien in Damaskus oder Aleppo<br />

gab es eine Vielzahl bescheidener Herbergen am Rand der Souks <strong>und</strong> vor den Stadtmauern. Auch sie<br />

verfügten über <strong>al</strong>les was Karawanen brauchten: ein Wasserbecken, sichere Lagermöglichkeiten für die<br />

mitgeführten Waren, Schlafzellen im Obergeschoss <strong>und</strong> einen Innenhof, um vor ortsansässigen<br />

Händlern die Waren auszubreiten.<br />

Außenansicht <strong>und</strong> Eingangstor der Karawanserei Nogai in<br />

Buchara/Usbekistan, direkt neben einem Basar. Auch Buchara war ein<br />

florierendes Handelszentrum mit herrlichen, historischen Gebäuden. 40<br />

40 Buchara hat eine 2500-jährige Geschichte <strong>und</strong> liegt direkt an der Großen Seidenstraße. Die Handelsroute wird bereits<br />

von Herodot, einem Geschichtsschreiber <strong>und</strong> Geographen im antiken Griechenland (ca. 490/480 v. Chr. bis ca. 424 vor<br />

Chr.) in einem seiner Werke erwähnt. Usbekistan wurde immer wieder von schweren Erdbeben erschüttert dem<br />

Zahllose historische Gebäude zum Opfer fielen. Viele wurden restauriert, jedoch ohne den Prunk vergangener Zeiten.<br />

34


links: Der Corr<strong>al</strong> de Carbón 41 in Granada (14. Jh.). rechts: Im gew<strong>al</strong>tigen Torbogen der ehem<strong>al</strong>igen Karawanserei<br />

ist das mittel<strong>al</strong>terliche St<strong>al</strong>aktitengewölbe 42 erh<strong>al</strong>ten geblieben. Die Karawanserei wurde unter der<br />

Nasridendynastie) direkt an der Alcaicería von Granada, dem Souk für Rohseide <strong>und</strong> Seidenprodukte, gebaut.<br />

Viele Karawansereien in großen Handelsmetropolen wie Damaskus, Aleppo, am türkischen Abschnitt<br />

der Seidenstraße oder in Granada waren besonders imposant <strong>und</strong> besaßen kunstvoll mit Arabesken <strong>und</strong><br />

St<strong>al</strong>aktitengewölben verzierte Eingangsport<strong>al</strong>e. Je mehr sich die Große Seidenstraße dem Abendland<br />

näherte, umso eindrucksvoller wurden die Karawansereien. Daraus könnte man schließen, dass<br />

vorwiegend wertvollere Waren nach Westen transportiert wurden, wie kostbare Düfte, exotische<br />

Gewürze <strong>und</strong>, bevor das Geheimnis der Zucht von Seidenraupen im Westen bekannt wurde, auch große<br />

Mengen des wertvollen Tuchs.<br />

Ψ<br />

In Damaskus <strong>und</strong> Aleppo konnte man im Mittel<strong>al</strong>ter wie heute auch, <strong>al</strong>les kaufen was das Herz begehrte<br />

– die orient<strong>al</strong>ischen, nordafrikanischen <strong>und</strong> zentr<strong>al</strong>asiatischen Souks sind heute noch Markth<strong>al</strong>len <strong>und</strong><br />

Luxusmeilen zugleich. In den neueren Stadtvierteln haben sich zwar Einzelhandelsgeschäfte oder<br />

shopping m<strong>al</strong>ls nach westlichem Muster niedergelassen, sie werden vorrangig von privilegierten<br />

Bevölkerungsschichten oder von Touristen besucht. Die Mehrzahl der Bevölkerung im Orient, in<br />

Nordafrika oder in Zentr<strong>al</strong>asien kauft im Souk ein, seien es Gewürze, Lebensmittel, Alltagsbekleidung,<br />

Bettzeug, Möbel, Teppiche, Glas <strong>und</strong> Porzellan, moderner Haush<strong>al</strong>tsbedarf oder Küchenutensilien aus<br />

Holz, Drogerieartikel oder Kurzwaren, aber auch Luxuswaren wie Parfum, Gold- <strong>und</strong> Silberschmuck,<br />

Seidenstoffe oder Abendkleider.<br />

41 Span. Der Kohlehof. Im 16. Jh., unter christlicher Herrschaft wurde das Gebäude Herberge <strong>und</strong> Lager für Kohlehändler<br />

42 Auch: Muqarnas (arab.) genannt. Diese kunstvolle Verzierung von Gewölben <strong>und</strong> Kuppeln der arabischen Architektur<br />

verbreitete sich ab dem 10. Jh. in der gesamten islamischen Welt, von Zentr<strong>al</strong>asien über die Türkei bis nach <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us.<br />

Die herrlichsten Muqarnas sind in der Alhambra von Granada erh<strong>al</strong>ten.<br />

35


oben <strong>und</strong> unten: Am Stadttor Bab Antakia, Aleppo.<br />

Im Gegensatz zum größten Souk <strong>al</strong>-Hamidiyya 43 in der<br />

syrischen Hauptstadt, entspricht der Altstadtkern von<br />

Aleppo genau den Vorstellungen die man von einer<br />

mittel<strong>al</strong>terlichen Medina hat. Noch im September 2010<br />

gehörte sie zu der größten <strong>und</strong> schönsten der islamischen<br />

Welt. 44<br />

Aleppo ist wie Damaskus eine der wenigen Städte auf der<br />

Welt die seit mindestens 3.000 Jahren, lange vor unserer<br />

Zeit durchgehend bewohnt ist. Die befestigte Altstadt mit<br />

ihren gew<strong>al</strong>tigen Mauern <strong>und</strong> 9 Stadttoren begann während<br />

der Omaijadendynastie (8. Jh.) <strong>al</strong>s Wohnviertel, die<br />

berühmten Souks entwickelten sich darin nach den<br />

Bedürfnissen der Einwohner.<br />

Das Besondere an diesen Souks ist dass ein großer <strong>Teil</strong> der<br />

Marktgassen tunnelartig aus festem Stein gebaut wurde.<br />

Dieser <strong>al</strong>te Stadtkern mit dem Händlerviertel wurde von<br />

einem schier uneinnehmbarem Mauergürtel <strong>und</strong> gew<strong>al</strong>tigen<br />

Toren geschützt, die nachts geschlossen wurden.<br />

43 Al-Hamidiyyah ist 500 m lang, die Hauptgasse ist auf der <strong>al</strong>ten Römerstraße Via Recta angelegt, die recht breit <strong>und</strong><br />

fast schnurgerade am ehem<strong>al</strong>igen Jupitertempel endet auf dessen F<strong>und</strong>amenten die Umayyadenmoschee steht. Der<br />

Souk ist seit dem 13. Jh. fast unverändert, nur sein Dach aus Holz wurde durch ein gewölbtes Wellblechdach ersetzt.<br />

44 Es heißt dass die Gassen der Souks von Aleppo aneinandergereiht eine Länge von ca. 13 km ergeben <strong>und</strong> eine Fläche<br />

von ca. 10 Quadratkilometer einnehmen. Der größte <strong>Teil</strong> der befestigten Altstadt von Aleppo stammt inzwischen aus<br />

dem 14. Jh. <strong>und</strong> wurde 1986 zum Weltkulturerbe erklärt.<br />

36


Aleppo. Links: Im Souk. Rechts: Mitten in einer dämmrigen, engen Gasse ragt das gew<strong>al</strong>tige Port<strong>al</strong> des Khan <strong>al</strong>-<br />

Gumruk empor. Die Karawanserei wurde 1574 gebaut, ihr angegliedert war ein weitläufiger, eigener<br />

Händlerbereich. Dazu gehörten zwei eigene Souks <strong>und</strong><br />

gesonderte Räume für Zoll- <strong>und</strong> Steuerbeamte.<br />

Links unten: Im Souk <strong>al</strong>-Shounah (1546)<br />

Kaum durch eins der imposanten Stadttore in der Altstadt<br />

angekommen wird man förmlich verschluckt vom<br />

geschäftigen Treiben; durch Luken in den Gassentunneln<br />

fällt schwaches Tageslicht, ein Lädchen reiht sich an das<br />

andere <strong>und</strong> H<strong>und</strong>erte von Menschen sind unterwegs. Zum<br />

Glück gibt es schnurgerade Hauptgassen die die<br />

Orientierung erleichtern. Verlässt man sie ist das<br />

Zurechtfinden zuweilen nicht ganz einfach, die Altstadt ist<br />

immer noch Wohnviertel <strong>und</strong> Souk zugleich. Leicht erweist<br />

sich ein Weg <strong>al</strong>s Sackgasse die an ineinander<br />

bienenstockartig verschachtelten Hofhäusern 45 endet.<br />

Wenn es die Enge der Gassen erlaubte hatten die<br />

Karawansereien noch etwas gemeinsam: gew<strong>al</strong>tige <strong>und</strong><br />

mit K<strong>al</strong>ligraphie <strong>und</strong> Ornamenten versehene Fassaden;<br />

manche Herbergen waren so groß, dass sie eine kleine<br />

Moschee <strong>und</strong> einen oder zwei eigene Souks hatten.<br />

45 Wohnhäuser mit eigenem Innenhof.<br />

37


Aleppo, links: So imposant das Eingangsport<strong>al</strong>, so reizvoll der<br />

Innenhof der Karawanserei Khan <strong>al</strong>-Saboun 46 , erbaut 1492. Er<br />

liegt im Viertel der Seifensieder. Wie eh <strong>und</strong> je lagern Händler<br />

ihre Waren im Erdgeschoss.<br />

Aleppo Ein Bereich der Souks der immer noch den Eindruck von Luxus vermittelt ist der Khan <strong>al</strong>-Shounah, erbaut<br />

1546. Hier wird heute auch geschmackvolles Kunsthandwerk angeboten.<br />

46 Das arabische Wort <strong>al</strong>-Saboun (auch as-Saboun) für Seife fand, wie viele arabische Wörter, über das muslimische<br />

Spanien seinen Platz im heutigen, kastilischen Sprachschatz. Im Lauf der Jahrh<strong>und</strong>erte wurde daraus jabón (Seife)<br />

38


Aleppo. Das historische Minarett der Omaijadenmoschee (12 Jh.) wurde im April 2013 durch eine der<br />

Bürgerkriegsparteien so schwer beschädigt dass es einstürzte. Die Moschee selbst liegt zum <strong>Teil</strong> in Trümmern<br />

Unten: Das Stadttor Bab Quennesrin/Bab Qinnasrin (Mitte 13. Jh.)<br />

39


Fast ein kleiner P<strong>al</strong>ast war dieses maurische Wohnhaus Casa de Zafra, Granada. Es wurde<br />

um 14./15. Jh., in der Zeit der Könige der Alhambra gebaut <strong>und</strong> restauriert. Es ist heute ein<br />

Informationszentrum für den Albaicín, das älteste Stadtviertel von Granada. Die Stadt<br />

wurde auf dem Hügel Albaicín im 11. Jh. von einem Berberfürst gegründet.<br />

Auch in <strong>Syrien</strong>, an der Wiege der maurischen Hochkultur im Abendland, fand ich Par<strong>al</strong>lelen <strong>und</strong><br />

Verbindungen zu <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us. Sie waren umso eindrucksvoller weil sehr viel ursprünglicher: es war eine<br />

Reise in die Vergangenheit. In Damaskus <strong>und</strong> Aleppo fand ich beeindruckende Beispiele religiöser<br />

Toleranz <strong>und</strong> konnte mir in den mittel<strong>al</strong>terlichen Souks lebhaft vorstellen wie geschäftiges<br />

Handeltreiben mit Waren aus <strong>al</strong>ler Welt auch in <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us Reichtum erzeugt hatte der märchenhafte<br />

Herrenhäuser <strong>und</strong> herrliche Karawansereien entstehen ließ.<br />

Ich hatte auch aufgeschlossene Herzlichkeit <strong>und</strong> liebenswürdige Gastfre<strong>und</strong>lichkeit selbst in den<br />

Stadtvierteln erlebt wo selten oder so gut wie nie weibliche Alleinreisende gesehen werden. Vieles<br />

erinnerte mich an And<strong>al</strong>usien die einzige spanische Provinz, die noch die Erinnerung an die maurische<br />

Vergangenheit der Iberischen H<strong>al</strong>binsel in ihrem Namen trägt. Lange war And<strong>al</strong>usien auch meine<br />

Heimat gewesen, in <strong>Syrien</strong> hatte ich mich zu Hause gefühlt.<br />

Dieser <strong>Teil</strong> der Suche nach <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us geht mit einer melancholisch-nost<strong>al</strong>gischen Note zu Ende. Einiges<br />

auf den Bildern gehört inzwischen der Vergangenheit an. Vor den Augen der Welt spielt sich ein<br />

historisches Drama ab. Dramatisch ist nicht nur dass das Land <strong>Syrien</strong> dabei ist seine jahrtausende<strong>al</strong>te<br />

Geschichte zu begraben, noch dramatischer ist, dass die Menschen ihre Wurzeln verlieren. Ganz am<br />

Ende schlagen die traurigen Verse des syrischen Dichters Ibn Qabbani eine Brücke nach Spanien <strong>und</strong><br />

erinnern an <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us, an die Zeit in der die arabische Kultur im Abendland unterging, in der<br />

h<strong>und</strong>erttausende Menschen aus ihrer Heimat vertrieben wurden <strong>und</strong> in der ein ganzes Land seine<br />

Identität verlor …<br />

Ψ<br />

40


An der Mauer der Moschee-Kathedr<strong>al</strong>e von Cordoba<br />

„Spanien ...<br />

Leichte Fächer kämmen die Brise,<br />

<strong>und</strong> Augen, tief <strong>und</strong> schwarz,<br />

ohne Anfang, ohne Ende.<br />

Ein Hut fliegt von einem B<strong>al</strong>kon,<br />

<strong>und</strong> eine duftende Rose<br />

ruft einen And<strong>al</strong>usier<br />

der mit dem Tode spielt,<br />

der nur ein Schwert besitzt<br />

<strong>und</strong> seinen Stolz.<br />

Spanien ...<br />

Gitarre mit melancholischem Lied,<br />

das Himmel <strong>und</strong> Erde<br />

in seinen Reimen vereint.<br />

Flamenco ...<br />

Flamenco ...<br />

Die dämmrige Taverne erwacht;<br />

eine traurige Stimme hebt an,<br />

ergießt sich wie ein goldener Fluss<br />

zum Schlagen der Kastagnetten.<br />

Und ich, mit schwerem Herzen<br />

sitze in einer Ecke <strong>und</strong><br />

sammle jede einzelne meiner Tränen,<br />

<strong>und</strong> trage die Reliquien der Araber zusammen.“<br />

Nizar Qabbani, Damaskus, 20 Jh. 47<br />

47 Aus Ich pflückte die Rose …, © Isabel Blanco del Piñ<strong>al</strong>, Verlag RoseNoire, 2005, S. 127<br />

41


Bücher von Isabel Blanco del Piñ<strong>al</strong><br />

GESCHICHTE, GESCHICHTEN <strong>und</strong> GEDICHTE<br />

aus der<br />

SPANISCHEN MAURENZEIT <strong>und</strong> MAROKKO<br />

Isabel Blanco del Piñ<strong>al</strong> geht die Geschichte von <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us -dem maurischen Spanien- nicht<br />

wissenschaftlich an, sie ist eine leidenschaftliche Erzählerin <strong>und</strong> folgt dem Schreibstil arabischer<br />

Chronisten aus der Zeit der klassischen islamischen Literatur: Geschichtliche Ereignisse <strong>und</strong> Entwicklungen<br />

wurden mit Gedichten, amüsanten Anekdoten, P<strong>al</strong>astgeflüster <strong>und</strong> romantischen oder tragischen<br />

Geschichten aus dem Leben von K<strong>al</strong>ifen <strong>und</strong> Königen, von Wesiren, Poeten, heiligen Männern oder<br />

berühmten Frauen ihrer Zeit ausgeschmückt.<br />

Damit waren die arabischen Chronisten nicht nur Geschichtsschreiber, ihre Jahrh<strong>und</strong>erte <strong>al</strong>ten Werke<br />

liefern uns gleichzeitig ein gesellschaftliches Spiegelbild, sie geben den Zeitgeist der jeweiligen Epoche<br />

wieder. In den vielen Jahrh<strong>und</strong>erten arabischer Herrschaft in Spanien hatte es Blütezeiten der<br />

Wissenschaften gegeben, die auch das Abendland befruchteten, Zeiten des friedlichen Zusammenlebens<br />

der drei Religionen aber auch Epochen ausufernder Dekadenz.<br />

Es war eine ganz besondere Ehre dass Frau Dr. Dr. h.c. mult. Annemarie Schimmel das Vorwort zu Isabel<br />

Blancos erstem Buch „GESCHICHTEN aus <strong>AL</strong>-AND<strong>AL</strong>US“, schrieb. Die stimmungsvollen Lesungen <strong>und</strong><br />

lebendigen Vorträge von Isabel sind beliebt, besonders ihre Ausführungen zur Toleranz im Reich der drei<br />

Religionen. Auf der Webseite www.rosenoire.de finden Sie Leseproben <strong>und</strong>/oder Inh<strong>al</strong>tsverzeichnisse der<br />

verschiedenen Bücher <strong>und</strong> Rezensionen. Wir sind für Sie da, gern beantworten wir weiterführende Fragen<br />

per Email.<br />

Herausgeber: RoseNoire Gisela Fischer, D - 81827 München,<br />

Tel. 089/439 53 21, Fax 089/439 75 89<br />

Email: rosenoiregf@gmail.com<br />

Alle digit<strong>al</strong>en Veröffentlichungen: https://www.yumpu.com/user/rosenoiregf<br />

Ψ<br />

42


GESCHICHTEN AUS <strong>AL</strong>-AND<strong>AL</strong>US (3. Auflage)<br />

Die Königreiche Taifas, ein and<strong>al</strong>usischer Traum<br />

Isabel Blanco del Piñ<strong>al</strong><br />

Vorwort von Frau Dr. Dr. h.c. mult. Annemarie Schimmel<br />

Geschichten, Geschichte <strong>und</strong> Gedichte: Die Autorin schreibt lebendig <strong>und</strong><br />

abwechslungsreich über Glanz <strong>und</strong> Untergang der maurischen Kultur in<br />

Spanien. Viele Jahrh<strong>und</strong>erte lang pflegten arabische Literaten <strong>und</strong> Chronisten<br />

die Tradition der, jede auch noch so winzige Kleinigkeit erfassenden,<br />

Überlieferungen. Sie verknüpften historische Fakten mit dramatischen<br />

Geschichten, mit Lyrik <strong>und</strong> Prosa jener Zeiten, mit amüsanten oder<br />

tragischen Anekdoten aus dem Leben von Königen, Dichtern, Wesiren,<br />

Philosophen oder Prinzessinnen. Ihre Chroniken bieten eine Überfülle an<br />

Informationen <strong>und</strong> enth<strong>al</strong>ten auch P<strong>al</strong>astgeflüster, bösartige Intrigen,<br />

bewegende Liebes-geschichten oder Eifersuchtsdramen – zuweilen lesen sich<br />

diese Schriften wie orient<strong>al</strong>ische Märchen.<br />

Isabel Blanco del Piñ<strong>al</strong> hat diesen Schreibstil übernommen <strong>und</strong> lässt nicht nur die Blütezeit der maurischen<br />

Hochkultur noch einm<strong>al</strong> aufleben, die auch die abendländische Philosophie, Wissenschaft <strong>und</strong> Religion<br />

inspiriert <strong>und</strong> bereichert hat. Sie erzählt auch von dem dramatischen Untergang der spanischen Araber. Die<br />

Geschichten aus <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us sind ursprünglich in drei Bänden erschienen. Bei der ersten überarbeiteten <strong>und</strong><br />

erweiterten Neuauflage wurden sie in einem Sammelband zusammengefasst. Die liebevoll gest<strong>al</strong>tete<br />

hochwertige Veröffentlichung erschien <strong>al</strong>s Hardcover.<br />

64 Bilder in nost<strong>al</strong>gisch-braunem Duplex-Druck, 224 S. – 16x21cm, ISBN 978-3-933653-07-9<br />

Inh<strong>al</strong>tsverzeichnis <strong>und</strong> Leseprobe finden Sie auf unserer Website www.rosenoire.de.<br />

Ψ<br />

LAND AM SONNENUNTERGANG – MAROKKO<br />

Isabel Blanco del Piñ<strong>al</strong><br />

Bereits im 4. Jahrh<strong>und</strong>ert n.Chr. verließen die <strong>al</strong>ten Araber ihre H<strong>al</strong>binsel,<br />

um die angrenzenden Kontinente zu erk<strong>und</strong>en. Im äußersten Westen gebot<br />

ein Furcht einflößendes <strong>und</strong> legendenumwobenes Meer ihrem<br />

Entdeckungsdrang Einh<strong>al</strong>t. „(...) Dort im Okzident beginnt das westliche<br />

Meer, das man auch das Meer der Dunkelheit nennt. Weiter darüber hinaus<br />

weiß niemand, was dort existiert (...)“ schrieb der Geograph <strong>al</strong>-Idrisi im 12.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert. Dort, am Ende des afrikanischen Erdteils, lag ein Land, das die<br />

Araber <strong>al</strong>-Maghrib <strong>al</strong>-aqsa nannten, „den äußersten Westen“ - ein Land am<br />

Rande des Sonnenuntergangs.<br />

Isabel Blanco schöpft wieder aus der reichen Fülle der überlieferten<br />

Literatur <strong>und</strong> verleiht der bewegten Geschichte des Königreichs Marokko<br />

menschliche Züge: Im Land der Berber erwachen Sultane <strong>und</strong> Poeten zu<br />

neuem Leben, heilige Männer <strong>und</strong> Geistwesen sind der Ursprung für faszinierende Legenden. Daneben lässt<br />

die Autorin auch eigene Reiseeindrücke einfließen. Große Bedeutung kommt der Epoche vom 11. bis zum<br />

14. Jahrh<strong>und</strong>ert zu in der die Schicks<strong>al</strong>e von <strong>al</strong>-Maghrib <strong>und</strong> <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us, dem arabischen Spanien, besonders<br />

eng miteinander verb<strong>und</strong>en waren. Dicht an dicht sind die and<strong>al</strong>usischen Ornamente in den<br />

farbenprächtigen Teppich der marokkanischen Geschichte eingewoben.<br />

Es ist ein lebendig geschriebenes Portrait eines Landes in dem historische Zusammenhänge aufgedeckt<br />

werden <strong>und</strong> sich Vergangenheit, Traditionen <strong>und</strong> Gegenwart zu einem schillernden Mosaik zusammenfügen.<br />

Hardcover, 304 S. – 38, ganzseitige Bilder (S/W), 17x21cm<br />

ISBN 378-3-933653-06-2 – Inh<strong>al</strong>tsverzeichnis auf www.rosenoire.de<br />

43


ROSEN DER WÜSTE – Die Architektur in der arabischen Literatur<br />

von María Jesús Rubiera – Übersetzung aus dem Spanischen von Isabel<br />

Blanco del Piñ<strong>al</strong><br />

ROSEN DER WÜSTE – ein poetisches Symbol für die prunkvollen,<br />

märchenhaften Bauwerke der arabischen Architektur. Ihre P<strong>al</strong>äste <strong>und</strong><br />

Gartenanlagen wurden aus der Wüste geboren. In der Fantasie der Beduinen<br />

verwandelten sich Hitze flimmernde Trugbilder in Türme <strong>und</strong> Kuppeln, die<br />

vor Gold <strong>und</strong> Edelsteinen glitzern, <strong>und</strong> dem erlösenden Wohlgefühl bei der<br />

Ankunft in schattigen, grünen Oasen sind üppig blühende Gärten mit leise<br />

plätschernden Wasserläufen nachempf<strong>und</strong>en. Die arabische Architektur<br />

inszenierte ein dynamisches Schauspiel, erfüllt von Licht, Farben, Klängen <strong>und</strong><br />

Düften. Sie erschuf Bauwerke <strong>al</strong>s Lustobjekte <strong>und</strong> Orte der Lust zugleich.<br />

Die Autorin gibt in diesem Band mittel<strong>al</strong>terliche Texte von arabischen<br />

Chronisten, Hofpoeten <strong>und</strong> Reisenden wieder. Sie beschreiben bis ins kleinste<br />

Detail die ehem<strong>al</strong>ige Pracht von Städten, P<strong>al</strong>ästen, Moscheen, Bädern <strong>und</strong><br />

Gärten im <strong>al</strong>ten Arabien <strong>und</strong> im islamischen Spanien. María Jesús Rubiera interpretiert Fakten <strong>und</strong><br />

Legenden, jedoch ist dies keine Abhandlung über Kunst oder Archäologie. Es ist eine lange Reise durch die<br />

arabische Architektur mit weit geöffneten <strong>und</strong> verträumten Augen – ein Buch verführerischer ferner <strong>und</strong><br />

fremder Visionen.<br />

Paperback, 256 Seiten, 20 x15cm, ISBN 978-3-93365305-5<br />

Inh<strong>al</strong>tsverzeichnis <strong>und</strong> Leseprobe auf www.rosenoire.de<br />

Ψ<br />

ICH PFLÜCKTE <strong>DIE</strong> ROSE …<br />

Eine Auswahl der schönsten Verse <strong>und</strong> Gedichte<br />

Aus der spanischen Maurenzeit<br />

Die überlieferte Lyrik in diesem Band lässt den verführerischen Zauber von<br />

<strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us, dem maurischen Spanien, wieder auferstehen. Sie beflügelt<br />

unsere Fantasie <strong>und</strong> erfüllt uns mit einer unbestimmten Sehnsucht, die<br />

unsere Seele wie eine sanft gezupfte Saite vibrieren lässt. Ist es unser<br />

Verlangen nach märchenhafter, schwärmerischer Romantik, nach einer<br />

heilen Welt die heute mehr denn je in fast unerreichbare Ferne gerückt<br />

scheint? Doch die Zeiten, die uns hier bewegen, waren keineswegs nur<br />

paradiesisch. Die Anthologie spiegelt auch ein Gesellschaftsbild wieder <strong>und</strong><br />

am Ende erwartet uns, wie eine historisch logische Folge, die raue<br />

Wirklichkeit, denn der Zauber von <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us zerbrach an der christlichen<br />

Rückeroberung.<br />

Isabel Blanco del Piñ<strong>al</strong> führt mit Versen <strong>und</strong> Gedichten durch die Glanzzeit der maurischen Kultur bis hin zu<br />

ihrem dramatischen Untergang. Abschließend lässt sie auch zeitgenössische arabische Dichter mit ihren<br />

Klagen über den Verlust vom Paradies <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us zu Wort kommen. Die Verse <strong>und</strong> Gedichte sind<br />

chronologisch nach Jahrh<strong>und</strong>erten geordnet <strong>und</strong> mit zahlreichen Erläuterungen zum Hintergr<strong>und</strong> ihrer<br />

Entstehung versehen.<br />

Hardcover, 144 S., 21x17cm, ISBN 978-3-933653-08-6<br />

Vorwort kostenlos <strong>al</strong>s PDF lesen unter: https://www.yumpu.com/user/rosenoiregf<br />

Unter dem Titel: Historische Arabesken – Die hispano-arabische-Dichtkunst<br />

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MAURENLAND, CHRISTENLAND<br />

Ein Ritter, ein König <strong>und</strong> ein Poet: Drei Jahrh<strong>und</strong>erte spanische<br />

Reconquista Isabel Blanco del Piñ<strong>al</strong><br />

Nach den „Geschichten aus <strong>al</strong>-And<strong>al</strong>us“, in denen Isabel Blanco del Piñ<strong>al</strong><br />

die Geschichte Spaniens von der arabischen Eroberung der Iberischen<br />

H<strong>al</strong>binsel im Jahre 711 bis zum Untergang der maurischen Kultur im<br />

Abendland mit der Stimme <strong>und</strong> aus der Sicht der spanischen Mauren<br />

erzählte, widmet sie in diesem Band ihre Aufmerksamkeit der<br />

Gegenseite, der spanischen Christenwelt. Drei berühmte<br />

Persönlichkeiten führen durch die drei wichtigsten Jahrh<strong>und</strong>erte zähen<br />

Ringens um die Reconquista, die christliche Rückeroberung des<br />

muslimischen Spaniens: der Ritter Rodrigo Díaz aus Vivar (11. Jh.) kurz<br />

"der Cid" genannt, König Alfons X. von Kastilien <strong>und</strong> Leon (13. Jh.), dem<br />

die Nachwelt den Beinamen „der Gelehrte“ verlieh <strong>und</strong> Miguel de<br />

Cervantes Saavedra (16./17. Jh.), der Autor des Don Quijote von der<br />

Mancha.<br />

Alle drei waren sie Grenzgänger zwischen den Religionen <strong>und</strong> Kulturen, ihr Leben <strong>und</strong> ihr Vermächtnis<br />

führen anschaulich vor Augen, wie facettenreich das Verhältnis von Christen <strong>und</strong> Mauren im dam<strong>al</strong>igen<br />

Spanien bis über das Mittel<strong>al</strong>ter hinaus war. Sie zeigen uns Welten politischer Grauzonen <strong>und</strong> innerer<br />

Zerrissenheit, <strong>und</strong> es wird in jedem F<strong>al</strong>l offenbar, dass nichts so war, wie es auf den ersten Blick scheint. So<br />

unterschiedlich sie von ihrem Stand her waren, haben sie doch etwas gemeinsam: Mit Leidenschaft lebten<br />

sie ihre Visionen, sie verfolgten unbeirrt ihre Ziele <strong>und</strong> vollbrachten Außergewöhnliches. Und wenn auch das<br />

Leben jedes Einzelnen, <strong>al</strong>ler Berühmtheit zum Trotz, nicht einer gewissen Tragik entbehrt, haben ihre Werke<br />

<strong>und</strong> Taten sie doch unsterblich gemacht.<br />

Hardcover, 21x16cm, 100 Bilder in Farbe, 440 S.,ISBN 978-3-933653-09-3<br />

Inh<strong>al</strong>tsverzeichnis auf www.rosenoire.de<br />

Die letzte Rezension (14. Juni 2014) für diesen Titel …:<br />

MAURENLAND, CHRISTENLAND,<br />

Ein Ritter, ein König <strong>und</strong> ein Poet,<br />

drei Jahrh<strong>und</strong>erte spanische Reconquista<br />

… finden Sie unter:<br />

http://afarab.blogspot.com/2014/06/maurenland-christenland-rezension.html<br />

Frau Birgit Agada ist eine bekannte Reisejourn<strong>al</strong>istin, Reiseunter-nehmerin <strong>und</strong> selbst auch Autorin<br />

von Reiseliteratur. Sie ist spezi<strong>al</strong>isiert auf arabische <strong>und</strong> nordafrikanische Länder <strong>und</strong> Kulturen.<br />

Kontakt:<br />

RoseNoire<br />

Gisela Fischer – Isabel Blanco del Piñ<strong>al</strong><br />

Günderodestraße 20, D-81827 München<br />

Tel. +49 (0)89 439 53 21 – Fax +49 (0)89 439 75 89<br />

e-Mail: rosenoiregf@gmail.com<br />

Webseite: www.rosenoire.de<br />

Facebook: https://www.facebook.com/isabel.blancodelpin<strong>al</strong><br />

Alle digit<strong>al</strong>en Magazine gratis lesen: https://www.yumpu.com/user/rosenoiregf<br />

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