wasserstoff-infrastruktur für eine nachhaltige mobilität - e-mobil BW
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Kapitel 4<br />
Tabelle 6: Vor- und Nachteile der On-site-Erzeugung Tabelle 7: Prognose der zukünftigen Versorgung von Wasserstoff-Tankstellen 2<br />
Vorteile Nachteile H2-Mobility-Größen XS + S H2-Mobility-Größen M + L<br />
Coalition Study<br />
Größe L (nach 2030)<br />
■ Versorgungssicherheit bzw. Unabhängigkeit von Anlieferung durch Gaslieferant<br />
■ Größerer Platzbedarf<br />
Maximaler Verbrauch < 212 kg/d < 1.000 kg/d < 2.500 kg/d<br />
■ Sinnvolle Ergänzung der gasförmigen Lagerung existierender Tankstellen<br />
■ Grüner Wasserstoff bei Verwendung von Ökostrom /Biogas /Biomasse<br />
■ Höhere Anschaffungskosten<br />
■ Zusätzliche Infrastruktur notwendig (Gas-/Strom- / Wasseranschluss)<br />
Innerstädtisch<br />
(begrenztes Platzangebot)<br />
CGH2-Anlieferung von<br />
grünem Wasserstoff<br />
LH2-Anlieferung von grünem Wasserstoff<br />
LH2-Anlieferung von grünem<br />
Wasserstoff oder Pipeline<br />
■ Ggf. Mehrgewinn jenseits der Wasserstoff-Erzeugung (Netzdienstleistungen)<br />
■ u. U. Höherer Genehmigungsaufwand<br />
Tankhof / Stadtrand<br />
(ausreichendes Platzangebot)<br />
CGH2-Anlieferung von<br />
grünem Wasserstoff<br />
Elektrolyse On-site und<br />
CGH2-Anlieferung kombiniert<br />
LH2-Anlieferung von<br />
grünem Wasserstoff<br />
Großmaßstäbliche On-site-<br />
Elektrolyse an Tankstelle<br />
2<br />
Eine Erläuterung der H2-Mobility-Größen befindet sich in Kapitel 4.4.1<br />
mit Gas- oder Flüssiganlieferung bevorzugen. Energieversorger<br />
verfolgen das Thema Wasserstoff u. a. mit der Motivation, zusätzliche<br />
Netzdienstleistungen (bspw. Leitungsentlastung oder Powerto-Gas-Koppelung)<br />
zu bieten.<br />
VERSORGUNGSSICHERHEIT<br />
Die Wahl der On-site-Erzeugung bietet auch <strong>eine</strong> zusätzliche Versorgungssicherheit<br />
durch <strong>eine</strong> Unabhängigkeit von Gaslieferanten<br />
und aktueller Verkehrswegesituationen.<br />
4.2.3 TECHNISCHE ENTWICKLUNG DES<br />
TANKSTELLENNETZAUSBAUS<br />
Als einfach zu regelnde Energieverbraucher müssen sich Wasserstoff-Erzeugungs-<br />
und Tankstellenkonzepte mittelfristig in lokale<br />
und regionale Energiekonzepte integrieren. Dies muss nicht zwangsläufig<br />
<strong>eine</strong>r Standardisierung widersprechen. Die Einbindung des<br />
Themas <strong>nachhaltige</strong> Wasserstoff-Erzeugung in regionale Konzepte<br />
eröffnet neue Möglichkeiten in der politisch und gesellschaftlich<br />
gewollten Energiewende und bietet Synergien mit <strong>eine</strong>r <strong>nachhaltige</strong>n<br />
Mobilität.<br />
Zum aktuellen Zeitpunkt mit überwiegend geringer Auslastung sind<br />
vor allem Tankstellen mit gasförmiger Anlieferung und Speicherung<br />
sinnvoll. Dies gilt auch weiterhin <strong>für</strong> kl<strong>eine</strong> Tankstellen mit geringer<br />
Auslastung und bestätigt sich auch darin, dass Tankstellen mit<br />
Flüssig<strong>wasserstoff</strong>-Speicherung in letzter Zeit eher rückgebaut<br />
wurden.<br />
Im Zuge der zunehmenden Auslastung der Anlagen können<br />
kl<strong>eine</strong> Tankstellen graduell durch größere ersetzt werden. Das H2-<br />
Mobility-Lastenheft (siehe Kapitel 4.4.1), adressiert diesen Punkt<br />
und fordert <strong>für</strong> Tankstellen der Größen XS und S <strong>mobil</strong>e Containerlösungen,<br />
die dann im Erweiterungsfalle an <strong>eine</strong>n anderen Standort<br />
versetzt werden können. Am bisherigen Standort kann dann bedarfsgerecht<br />
<strong>eine</strong> größere stationäre Anlage installiert werden.<br />
Dieses Konzept wird in der Roadmap <strong>für</strong> Baden-Württemberg in<br />
Kapitel 5.3 aufgegriffen.<br />
Mit steigender Größe werden andere Konzepte sinnvoller. Für<br />
kl<strong>eine</strong> Tankstellen ist <strong>eine</strong> gasförmige Anlieferung (max. 800 kg pro<br />
Trailer) angebracht. Mit steigender Anlagengröße und Pro-Tag-<br />
Umsatz wird aus logistischen Gründen <strong>eine</strong> Flüssiganlieferung (bis<br />
ca. 3500 kg pro Trailer) empfehlenswert bzw. auch notwendig. Als<br />
untere Akzeptanzgrenze wird allgemein <strong>eine</strong> Anlieferfrequenz von<br />
<strong>eine</strong>m Trailer pro Tag und Tankstelle angesehen. Die optimale Losgröße<br />
wäre <strong>eine</strong> Traileranlieferung alle zwei Tage pro Tankstelle.<br />
Die On-site-Erzeugung (siehe Kapitel 3.2.1) stellt <strong>eine</strong> Alternative<br />
zur gasförmigen oder flüssigen Anlieferung dar und eröffnet bei<br />
Verwendung von regenerativ erzeugtem Strom die Möglichkeit,<br />
CO2-neutralen, grünen Wasserstoff zu verkaufen. Damit ist die<br />
On-site-Erzeugung über Elektrolyse dort, wo es die Rahmenbedingungen<br />
erlauben, <strong>eine</strong> wichtige Möglichkeit, grünen Wasserstoff<br />
– die Basis <strong>für</strong> den Ausbau der Wasserstoff-Mobilität – zu erzeugen.<br />
Bei alkalischen Elektrolyseanlagen im großindustriellen Maßstab<br />
können derzeit Module bis zu 1.600 kg/d (entspricht 760 Nm³/h, siehe<br />
[22]) realisiert werden. In diesem Kontext benötigen Tankstellen mit<br />
On-site-Erzeugung jedoch <strong>eine</strong>n deutlich größeren Platzbedarf und<br />
stoßen damit in innerstädtischen Standorten an ihre Grenzen.<br />
Daher ist bei großen Tankstellen im innerstädtischen Raum bzw. bei<br />
beengten Verhältnissen eher <strong>eine</strong> flüssige Anlieferung sinnvoll.<br />
Stadtkernferne Standorte wie Tankhöfe sch<strong>eine</strong>n <strong>für</strong> On-site-Erzeugung<br />
eher geeignet – vor allem auch aufgrund der räumlichen Möglichkeiten,<br />
die Erzeugungskapazität modular zu erweitern.<br />
Langfristig (nach 2030) werden Pipeline-Konzepte interessant, da<br />
dann in Ballungszentren von <strong>eine</strong>r großen Auslastung und Tankstellendichte<br />
ausgegangen werden kann. Vor allem in Ballungszentren,<br />
in denen ein geringes Platzangebot zur Verfügung steht und<br />
<strong>eine</strong> Anlieferung mit Trailern <strong>eine</strong> logistische Herausforderung darstellt,<br />
werden Tankstellen mit Pipelineversorgung wirtschaftlich und<br />
bezüglich des Platzbedarfes interessant. In diesem Kontext könnte<br />
man sich im Umfeld von Städten größere Wasserstoff-Erzeugungsanlagen<br />
in der Nähe von regenerativen Strom- oder Gaserzeugungsanlagen<br />
vorstellen, die Wasserstoff großmaßstäblich erzeugen und<br />
dann über ein Pipeline-Netzwerk innerstädtische Tankstellen versorgen.<br />
In diesem Pipeline-Netzwerk können dann auch größere,<br />
zentrale Wasserstoffspeicher (Gaskugeln, Kavernen, usw.) integriert<br />
werden, die <strong>eine</strong> krisensichere Versorgung und <strong>eine</strong> stromangebotsorientierte<br />
Erzeugung ermöglichen.<br />
Je nach betrachtetem Stromerzeugungs- und Stromnutzungsszenario<br />
(typische Situation: große Windparkkapazitäten im Norden<br />
und großer verbraucherseitiger Bedarf im Süden) kann auch <strong>eine</strong><br />
Flüssiganlieferung von Wasserstoff aus dem Norden Deutschlands<br />
oder ggf. sogar <strong>eine</strong> überregionale Wasserstoff-Transportleitung<br />
sinnvoll sein [31]. Eine Betrachtung in diesem Maßstab soll aber<br />
nicht Teil dieser Studie sein. Tabelle 7 fasst die Ausführungen des<br />
Kapitels noch einmal zusammen.<br />
4.3 BETRIEBSVERHALTEN UND ZUVERLÄSSIGKEIT EXISTIEREN-<br />
DER WASSERSTOFF-TANKSTELLEN UND DEREN KOMPONENTEN<br />
BETRIEBSVERHALTEN<br />
Die Wasserstoff-Tankstellen werden analog zu den Benzintankstellen<br />
auf <strong>eine</strong>n automatisierten Betrieb ausgelegt und dementsprechend<br />
betrieben. Eine Ausnahme sind Stand-alone-Tankstellen<br />
(nicht angegliedert an <strong>eine</strong> konventionelle Tankstelle) – hier übernimmt<br />
das Tankstellenpersonal oder der Pächter die Aufsichtsfunktion.<br />
Die Tankstellen sind durchgehend in Betrieb und werden nur<br />
<strong>für</strong> geplante Wartungen oder automatisch bei der Erkennung von<br />
Defekten oder sicherheitskritischen Ereignissen abgeschaltet.<br />
ZUVERLÄSSIGKEIT<br />
Der automatisierte Betrieb ist an sich funktionsfähig. Die Tankstellen<br />
leiden jedoch immer wieder unter Ausfällen und zeigen <strong>eine</strong><br />
Zuverlässigkeit von, je nach Tankstelle 90–95 %. Im Gegensatz zu<br />
Ausfällen von Fahrzeugen betrifft der Ausfall <strong>eine</strong>r Tankstelle gleich<br />
mehrere Fahrzeuge, ein Effekt der bei der momentan geringen Tankstellendichte<br />
sogar verstärkt wirkt. Aus diesem Grund wird dem<br />
Thema Zuverlässigkeit in der Einführungsphase <strong>eine</strong> besondere<br />
Aufmerksamkeit gewidmet.<br />
URSACHEN<br />
Die Ursachen der Ausfälle sind vielfältig. Genannt werden von den<br />
Anlagenbetreibern als Ausfallursachen die Kompressoren (bei<br />
neueren Anlagen mit sinkender Tendenz), die Vorkühlung, geplante<br />
Wartungen und vielfältige „Kinderkrankheiten“.<br />
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