Yorcker Nr. 110 (Dez/Jan/Febr 13/14) - Yorck Kino GmbH
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ONLY LOVERS LEFT ALIVE<br />
usa 20<strong>13</strong><br />
Jim Jarmusch hat einen philosophischen Liebesfilm mit Vampiren<br />
inszeniert. Tilda Swinton und Tom Hiddleston brillieren darin als<br />
rastlose Untote, deren Schönheit der Film in jeder Minute spiegelt.<br />
start<br />
25.12.<strong>13</strong><br />
regie<br />
Jim Jarmusch<br />
filmographie auswahl<br />
1984 Stranger than<br />
Paradise<br />
1986 Down by Law<br />
1995 Dead Man<br />
1999 Ghost Dog<br />
2005 Broken Flowers<br />
2009 Limits of Control<br />
drehbuch<br />
Jim Jarmusch<br />
darsteller auswahl<br />
Tom Hiddleston<br />
Tilda Swinton<br />
Mia Wasikowska<br />
kamera<br />
Yorick Le Saux<br />
musik<br />
Jozef van Wissem, Sqürl<br />
länge<br />
122 min<br />
bei uns in D und OmU<br />
Es beginnt mit einer magischen Kreisbewegung.<br />
Zu einer verkratzten Version von Wanda Jacksons<br />
funnel of love dreht sich die Kamera um<br />
Adam und Eve, umgarnt sie aus der Vogelperspektive<br />
und zieht uns sogartig in die Schattenwelt<br />
zweier Vampire, deren Liebe die Jahrhunderte<br />
überdauert hat. Adam ist Musiker und lebt<br />
zurückgezogen in einer alten Villa in Detroit,<br />
einer verlassenen Stadt, die hochsymbolisch für<br />
ein zivilisatorisches Scheitern steht und gleichzeitig<br />
für eine umso vitalere Musikszene.<br />
Am anderen Ende der Welt, inmitten der verwinkelten<br />
Gassen der Hafen- und Transitstadt<br />
Tanger, hat Eve zwischen Bücherbergen eine vorläufige<br />
Herberge gefunden. Die letzten Liebenden<br />
haben schon vieles gesehen von der Welt und<br />
ihrer Geschichte; so viel, dass sich bei Adam der<br />
Wunsch einstellt, seinem Leben als Untoter mit<br />
einer Pistolenkugel aus Holz ein Ende zu bereiten.<br />
Für eine rettende Wiedervereinigung packt<br />
Eve ihren Koffer und bucht unter einer ihrer<br />
zahlreichen Identitäten einen Nachtflug über den<br />
Atlantik.<br />
Das Melancholische und das Lakonische gehen<br />
bei Jim Jarmusch seit Beginn Hand in Hand,<br />
und so überrascht es nicht, dass der Meister der<br />
schönen Bilder und des leisen Humors mit seiner<br />
Vampirgeschichte weniger an eine filmische<br />
Mode anknüpft, sondern vielmehr das philosophische<br />
und poetische Potential seiner Figuren<br />
und ihrer Geschichten kunstvoll auslotet. Hier<br />
geht es zwar auch um Blut und Lichtallergien, die<br />
Metapher der Unsterblichkeit, doch der damit<br />
einhergehende kulturelle Verdruss wurden nie<br />
schöner und leichtfüßiger zu einer Reise ins Existentielle.<br />
Die Magie der Bilder wird auf der Tonebene<br />
mit einem – wie zu erwarten – erstklassigen<br />
Soundtrack untermalt, der mehr als einmal zum<br />
eigenständigen Teil der Handlung wird, etwa<br />
wenn die Sängerin Yasmine Hamdan ihren atemberaubenden<br />
Auftritt hinlegt. In Nebenrollen<br />
verzaubern Mia Wasikowska und John Hurt als<br />
Teile der illustren Vampirfamilie, die versuchen,<br />
ihre Identität geheimzuhalten, und dabei doch<br />
die Welt der Sterblichen aus dem Gleichgewicht<br />
bringen.<br />
Zum Ende schließen sich mit einem Augenzwinkern<br />
zwar zahlreiche Kreise, doch die Magie des<br />
Films lebt noch lange nach der Projektion weiter.<br />
tob<br />
<strong>13</strong>