Yorcker Nr. 110 (Dez/Jan/Febr 13/14) - Yorck Kino GmbH
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DISCONNECT<br />
usa 2012<br />
Henry-Alex Rubin zeigt uns in seinem nahezu dokumentarischen<br />
Thriller auf eine so eindrucksvolle wie gruselige Art, wie schnell ein<br />
kleiner Fehler im Internet ein Leben zerstören kann.<br />
start<br />
30.01.<strong>14</strong><br />
regie<br />
Henry-Alex Rubin<br />
filmographie<br />
1997 Who Is Henry<br />
Jaglom (Doku)<br />
2005 Murderball (Doku)<br />
drehbuch<br />
Andrew Stern<br />
darsteller<br />
Jason Bateman<br />
Hope Davis<br />
Michael Nyqvist<br />
Paula Patton<br />
Andrea Riseborough<br />
Alexander Skarsgård<br />
kamera<br />
Ken Seng<br />
länge<br />
115 min<br />
bei uns in D und OmU<br />
2006 erklärte das Time Magazin uns alle zur Person<br />
of the Year – mit der Begründung, dass wir alle<br />
durch die Vernetzung im Internet das Informationszeitalter<br />
kontrollieren. Die Schattenseiten<br />
dieser schönen neuen Welt zeigt uns nun Henry-Alex<br />
Rubins Spielfilmdebüt. Die Protagonisten,<br />
die eigentlich allesamt auf der Suche nach<br />
menschlicher Nähe sind, geraten durch kleine<br />
Unachtsamkeiten in der digitalen Welt in einen<br />
unkontrollierbaren Strudel an Ereignissen.<br />
Zwei Jungs machen sich über einen Mitschüler<br />
lustig. Das klingt zunächst einmal nach alltäglichen<br />
Hänseleien. Doch dass so etwas mithilfe sozialer<br />
Netzwerke und anderer moderner Kommunikationsmittel<br />
schnell zur unkontrollierbaren<br />
Katastrophe ausarten kann, zeigt disconnect<br />
mehr als deutlich. Die beiden setzen ein falsches<br />
Facebook-Profil eines Mädchens auf und lassen<br />
den einsamen Jungen fies auflaufen.<br />
Ein Ehepaar ist durch den frühen Tod ihres<br />
Sohnes schwer traumatisiert und spricht kaum<br />
noch miteinander. Sie flüchtet in Selbsthilfe-<br />
Chatrooms, während er mit Online-Poker gegen<br />
die Einsamkeit kämpft. Plötzlich sind ihre Konten<br />
leer geräumt. Jemand hat irgendwo online<br />
ihre Kreditkartendaten gestohlen.<br />
Eine Fernsehjournalistin macht einen Teenager<br />
ausfindig, der sich im Internet als Lustobjekt<br />
für Webcam-Sex verkauft, und überredet ihn<br />
Gerade durch die erstklassige Arbeit des<br />
Darstellerensembles wirkt der Film so real<br />
zu einem Interview. Was zunächst ihre Karriere<br />
befeuert, wird schließlich zur emotionalen<br />
Gratwanderung.<br />
All diese Personen aus dem Film zeigen uns deutlichst,<br />
wie wenig Kontrolle wir eigentlich über<br />
dieses von uns erschaffene Medium Internet haben.<br />
Obwohl die Geschichten fiktional sind, hat<br />
man doch oft den Eindruck, eine Dokumentation<br />
zu sehen. Gerade durch die erstklassige Arbeit<br />
des Darstellerensembles wirkt der Film so real<br />
wie die Geschichten, die er erzählt. Solche Dinge<br />
passieren Tag für Tag, überall und Menschen wie<br />
dir und mir.<br />
Und so ist der Film nicht nur ein spannender und<br />
moderner Thriller, sondern leistet auch ein gutes<br />
Stück Aufklärungsarbeit. Höchste Zeit also,<br />
noch einmal die Privatsphäre-Einstellungen bei<br />
Facebook & Konsorten zu überprüfen.<br />
es<br />
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