02.01.2015 Aufrufe

Yorcker Nr. 110 (Dez/Jan/Febr 13/14) - Yorck Kino GmbH

Yorcker Nr. 110 (Dez/Jan/Febr 13/14) - Yorck Kino GmbH

Yorcker Nr. 110 (Dez/Jan/Febr 13/14) - Yorck Kino GmbH

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

NEBRASKA<br />

usa 20<strong>13</strong><br />

Was können wir hier in Berlin – immerhin dem Nabel der Welt – schon<br />

erwarten von einem sehr breitwandigen schwarz / weißen Film, der in<br />

obigem US-amerikanischen Bundesstaat spielt<br />

start<br />

16.01.<strong>14</strong><br />

regie<br />

Alexander Payne<br />

filmographie<br />

1996 Baby Business<br />

2002 About Schmidt<br />

2004 Sideways<br />

2011 The Descendants<br />

drehbuch<br />

Bob Nelson<br />

darsteller<br />

Bruce Dern<br />

Will Forte<br />

June Squibb<br />

Bob Odenkirk<br />

Stacy Keach<br />

kamera<br />

Phedon Papamichael<br />

musik<br />

Mark Orton<br />

länge<br />

115 min<br />

bei uns in D und OmU<br />

Genau: wenig<br />

Und dann gehen wir mächtig beseelt nach 115<br />

min mit dem Gedanken aus dem <strong>Kino</strong>, dass ein<br />

großes Herz gepaart mit intuitiv, respektlosen<br />

Sprüchen aus jeder Lebenssituation in jedem<br />

noch so langweilig erscheinenden Fleckchen auf<br />

unserer geduldigen Erde ein lustiges Paradies<br />

erschaffen könnte. Bingo: Hier haben wir z. B.<br />

eine der ultimativen Antworten auf das deutsche<br />

Schubladen-Pflegesystem.<br />

Ein erst nur leicht sympathischer, jedoch mehr<br />

genervter Sohn will dem von ihm vernachlässigten<br />

angegrauten wackligen Vater Woody – einem von<br />

Bruce Dern hinreißend dargebotenen, teils dementiös<br />

gespieltem, scheinbar eingebildeten Trottel<br />

– mittels einer aufwendigen Autofahrt in die<br />

väterliche Vergangenheit, die Vergeblichkeit des<br />

… ein Kabinettstück hohen Filmschaffens<br />

Einlösens eines Fake-Postgewinns ein für alle Mal<br />

beweisen. Wir ahnen es. Wir liegen halb richtig.<br />

Was nun folgt, ist ein Kabinettstück hohen Filmschaffens,<br />

unerzählbar, schreiend komisch und<br />

abgrundtief traurig gleichzeitig. Die Traurigkeit<br />

ist aber mehr mit den anderen, denn wir könnten<br />

aus ihr den Mut schöpfen, ruhig mal etwas<br />

scheinbar Sinnloses zu wagen – und entspannt<br />

auf das Ergebnis zu warten: Wenn wir Glück haben,<br />

großes Glück, geht es uns so wie Sohn Will.<br />

Die Welt ist nicht ausrechenbar und die Zufriedenheit<br />

kommt trotzdem nicht von ungefähr.<br />

Wir sollten es vielleicht auch nicht erforschen,<br />

aber während die Bilder vorüberziehen, kann jeder<br />

etwas für sich finden. Na, jedenfalls wäre das<br />

ganz nett. Vielleicht sollten wir mehr unseren Intuitionen<br />

folgen, die Einsatz/Nutzen-Gedanken<br />

zurückstellen: Wer viel gibt, könnte noch viel<br />

mehr zurückbekommen.<br />

Lakonische Bilder, der nordamerikanischen<br />

Einöde, großartig in ihrer Kargheit, spiegeln<br />

(vielleicht) exakt die inneren Welten vieler seiner<br />

Bewohner.<br />

Natürlich wissen Sie jetzt nicht, was Sie in<br />

nebraska konkret erwartet, aber noch so viel<br />

Worte könnten Bruce Derns traurige Augen (und<br />

die langsam erwachenden seines Sohnes) nicht<br />

beschreiben. Das müssen Sie sehen – sonst funktioniert<br />

es nicht.<br />

Wie schön kann Filmkunst sein.<br />

ast<br />

21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!