leseprobe - Verband binationaler Familien und Partnerschaften
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FACHTAGUNG | 13<br />
Wir wünschen uns als binationale <strong>und</strong> Migrantenfamilien ein größeres Mitspracherecht<br />
bei der Politik <strong>und</strong> der Gestaltung der Gesellschaft. Politik geschieht<br />
zu sehr »von oben herab« <strong>und</strong> die Kommunen mit ihren verschiedenen Vereinen,<br />
Gruppen <strong>und</strong> Angeboten werden nicht oder nur zu wenig gehört.<br />
Die familiäre Beziehungspflege über Grenzen hinweg<br />
stellt eine reiche Quelle an Information, Unterstützung<br />
<strong>und</strong> Rückhalt dar, sie erstreckt sich teilweise<br />
über mehrere Länder <strong>und</strong> Kontinente hinweg.<br />
Sprachkurse für Migrant/innen sollten<br />
enger mit dem Arbeitsmarkt verzahnt<br />
<strong>und</strong> berufsorientierter gestaltet werden.<br />
Schutz der Familie umfassend, für alle, im<br />
Blick haben <strong>und</strong> auch die über die Kernfamilie<br />
hinausgehenden <strong>Familien</strong>formen<br />
berücksichtigen.<br />
Auch die Bildungs- <strong>und</strong> Arbeitsmarktpolitik<br />
beinhaltet Barrieren, die das Entfalten<br />
der Stärken verhindern. So werden vielfach<br />
die gesprochenen Sprachen, sofern<br />
es nicht international hoch angesehene<br />
Sprachen wie Englisch oder Französisch<br />
sind, nicht als arbeitsmarktrelevante<br />
Qualifikationen gewertet. Auch in den<br />
Schulen sind die mitgebrachten <strong>Familien</strong>sprachen<br />
nicht als erste, zweite oder dritte<br />
Fremdsprache anerkannt <strong>und</strong> werden<br />
nicht unterrichtet. Die in Drittländern<br />
erworbenen Abschlüsse <strong>und</strong> Qualifikationen<br />
werden oft nicht anerkannt. Aus<br />
dieser Analyse ergeben sich Handlungsforderungen:<br />
Anerkennung der Mehrsprachigkeit<br />
mit entsprechender Einbindung<br />
in den Schulunterricht, anonymisierte<br />
Bewerbungsverfahren, Anerkennung von<br />
im Ausland erworbenen Qualifikationen,<br />
eventuell eine Beschäftigungsquote für<br />
Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />
Die <strong>Familien</strong>- <strong>und</strong> Sozialpolitik könnte die<br />
<strong>Familien</strong> unterstützen, indem sie ihre Instrumente<br />
an modernen <strong>Familien</strong>formen<br />
orientiert <strong>und</strong> sich vom gesellschaftlich<br />
überholten Bild der Kernfamilie (Beispiel:<br />
Ehegattensplitting) verabschiedet. Dies<br />
käme nicht nur <strong>Familien</strong> mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
zugute. Die augenblickliche<br />
Sozial- <strong>und</strong> <strong>Familien</strong>politik an sich sei<br />
ungerecht, stellten die Teilnehmer/innen<br />
fest. Die Frage sei nicht, ob jemand<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> habe oder nicht,<br />
sondern ob jemand arm oder reich sei –<br />
die Leistungen würden entlang dieser<br />
Unterscheidung ungerecht verteilt.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich müsse die <strong>Familien</strong>- <strong>und</strong><br />
Sozialpolitik differenzierter werden, damit<br />
sie die gesellschaftliche Realität besser<br />
abbilde.<br />
Bis die ganze Fülle von notwendigen<br />
Änderungen in den Rahmenbedingungen<br />
umgesetzt ist, haben <strong>Familien</strong> mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> trotz aller Stärken<br />
einen besonderen Beratungsbedarf.<br />
Dieser umfasst alle Lebensbereiche: Wie<br />
funktioniert Deutschland Besonderen<br />
Beratungsbedarf gibt es bei Rechts- <strong>und</strong><br />
Bildungsfragen. Die Beratung sollte dabei<br />
niederschwellig, ortsnah <strong>und</strong> mehrsprachig<br />
angeboten werden.<br />
Zusammenfassung Dagmar Rees