Solarstrom bleibt sichere Alternative - SolarWorld AG
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HINTERGRUND<br />
Vom eigentlichen Geschehen war „über Tage“<br />
kaum etwas zu sehen: Ein schräg stehendes<br />
Bohrgestänge, eine Arbeitsbühne und ein<br />
Lkw. Doch es verbarg sich mehr hinter der Erkundungsbohrung<br />
der <strong>SolarWorld</strong> <strong>AG</strong> im ostsächsischen<br />
Zinnwald im April.<br />
Unter Tage arbeiteten sich die Bohrer bis in<br />
eine Tiefe von 250 Meter hinab, um die etwa<br />
1200 Meter lange und 500 Meter tiefe Lithiumlagerstätte<br />
auszuloten. Im März 2011 hatte<br />
die <strong>SolarWorld</strong> <strong>AG</strong> die Aufsuchungsrechte erhalten,<br />
um in der traditionsreichen Bergbauregion<br />
nach dem strategisch wichtigen Rohstoff<br />
Lithium zu suchen.<br />
„Bereits zu DDR-Zeiten wurde die Lagerstätte<br />
ausgiebig erkundet, dennoch gibt es<br />
Lücken in der Datenlage, die durch die Kernbohrungen<br />
geschlossen werden sollen: Wie<br />
groß ist die Lagerstätte? Wie hoch ist der Gehalt<br />
an Lithium? Wie ist es bergmännisch zu gewinnen,<br />
welche Logistik ist unter und über Tage<br />
notwendig?“, sagte Kersten Kühn von der Ingenieurgesellschaft<br />
GEOS, die das Projekt gemeinsam<br />
mit der <strong>SolarWorld</strong> Solicium GmbH<br />
und der Bergakademie Freiberg durchführt.<br />
Mit einer Geschwindigkeit von zehn bis<br />
15 Metern pro Tag gruben sich die Bohrtechniker<br />
von zwei Seiten durch den Gesteinskörper.<br />
PRESSE-INFORMATIONSDIENST DER SOLARWOLRD <strong>AG</strong> | JUNI 2012<br />
Probehalber in die Tiefe<br />
Schätze aus der Tiefe: Bürgermeister Thomas Kirsten, Professor Armin Müller, Kersten Kühn von GEOS,<br />
Jörg Neßler von der TU Freiberg und Mitarbeiter der Bohrfirma präsentieren die ersten lithiumhaltigen<br />
Bohrkerne in Zinnwald am 20. April 2012.<br />
Die 101 Millimeter breiten Bohrkernrohre trafen<br />
in etwa 73 Metern Tiefe auf die Grenze<br />
zur lithiumhaltigen Schicht. Weißlich-graue<br />
Einsprenkelungen im Gestein zeigten an:<br />
Hier ist Zinnwaldit zu finden, das Mineral, das<br />
Lithium enthält. Dass die Bohrrohre schräg in<br />
den Untergrund getrieben wurden, war ein<br />
Zugeständnis an die jahrhundertelange Bergbaugeschichte<br />
von Zinnwald: „Unter uns befinden<br />
sich 500 Jahre alte Stollen und das Besucherbergwerk,<br />
an denen wir natürlich<br />
vorbei bohren müssen. Außerdem stellt es<br />
uns vor technische Probleme, wenn der Bohrer<br />
plötzlich in unbekannte Hohlräume<br />
stößt“, so Kersten Kühn.<br />
Fein säuberlich markiert und in langen<br />
Holzkisten verpackt wurden die Bohrkerne zu<br />
Analysen an ein zertifiziertes kanadisches<br />
Labor geschickt, wo sie auf ihren Lithiumgehalt<br />
untersucht werden. Dabei analysieren<br />
die Chemiker die Proben auch auf wertvolle<br />
Elemente wie Wolfram, Cäsium, Scandium<br />
und Indium, die ebenfalls gewonnen werden<br />
könnten.<br />
Aus den Ergebnissen der Lagerstättenerkundung<br />
und der chemischen Analysen<br />
werden dann die nächsten Arbeitsschritte<br />
ab geleitet, erklärte Professor Armin Müller,<br />
Geschäftsführer der <strong>SolarWorld</strong> Solicium GmbH,<br />
Foto: SW<strong>AG</strong>/Detlev Müller<br />
die für die Lithium-Aktivitäten bei <strong>SolarWorld</strong><br />
zuständig ist: „Wenn sich unsere Erwartungen<br />
bestätigen, können wir die Kosten für Abbau,<br />
Aufbereitung und die chemische Prozessierung<br />
des Materials zu Lithiumkarbonat schätzen.“<br />
Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit<br />
des Projektes ist der Weltmarktpreis für Lithiumkarbonat,<br />
der derzeit bei 6000 bis 7000 US-<br />
Dollar pro Tonne liegt. Etwa 40 000 Tonnen<br />
Lithium werden auf deutscher Seite vermutet,<br />
noch einmal etwa 80 000 Tonnen auf tschechischer<br />
Seite, wo die <strong>SolarWorld</strong> seit dem vergangenen<br />
Jahr mit tschechischen Partnern die<br />
Erkundung anstrebt. Experten vermuten, dass<br />
die Gesamtmenge der Vorkommen sogar doppelt<br />
so groß sein könnte.<br />
Fällt die Wirtschaftlichkeitsanalyse positiv<br />
aus, werden anschließend die Anlagen für<br />
Gewinnung und Verarbeitung des Lithiums<br />
geplant. Im letzten Schritt werden Bergwerk,<br />
Aufbereitungs- und chemische Prozessanlagen<br />
eingerichtet. „Mit der Machbarkeitsstudie<br />
ist frühestens Ende 2012 zu rechnen,<br />
dann benötigen wir etwa zwei Jahre für die<br />
Errichtung der Gebäude, so dass Anfang 2015<br />
der Produktionsbetrieb aufgenommen werden<br />
kann“, so Professor Armin Müller.<br />
Für den Bürgermeister von Altenberg,<br />
Thomas Kirsten, sind das gute Neuigkeiten:<br />
Das Bergwerk könnte 250 bis 300 neue Arbeitsplätze<br />
in die strukturschwache Region<br />
bringen. ■<br />
Vom Lithium …<br />
Lithium ist ein weiß-silbriges Leichtmetall<br />
und wird als Rohstoff der Zukunft gehandelt,<br />
da es als wichtiger Bestandteil der<br />
Lithium-Ionen-Batterien in Handys und<br />
Laptops zum Einsatz kommt. Mit seiner<br />
hohen Energiedichte bei niedrigem Gewicht<br />
liefert es auch die mobile Energie in den<br />
Elektro- und Hybridautos der Zukunft. Je<br />
nach Art des Akkus werden für eine Kilowattstunde<br />
Speicherkapazität etwa 80<br />
Gramm bis 130 Gramm reines Lithium als<br />
Metall oder als Lithiumverbindung benötigt.<br />
Die weltweiten Lithiumvorkommen<br />
werden auf 29 Millionen Tonnen geschätzt.<br />
… zum Karbonat<br />
Zuerst wird das Material zerkleinert,<br />
anschließend das Mineral Zinnwaldit vom<br />
nichtmagnetischen Gestein getrennt.<br />
Danach werden die unterschiedlich schweren<br />
Bestandteile des Minerals bei der „Flotation“<br />
in Wasser von kleinen Gasblasen<br />
aufgenommen, an die Oberfläche getragen<br />
und anschließend abgeschöpft. Dieses Konzentrat<br />
wird gelaugt, wobei das Lithium aus<br />
dem Mineral herausgelöst wird. Diese lithiumhaltigen<br />
Lösungen werden chemisch zu<br />
Lithiumkarbonat weiterverarbeitet.