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Durchgangslager Friedland | Janne Teller - Pony

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Abgetragene Kleidung können die Flüchtlinge<br />

von Steinbergs Innerer Mission kostenlos erhalten.<br />

Auch eine Beratung zum Asylverfahren bieten<br />

die Christen neben Seelsorge und Gottesdienst<br />

an. Auf Informationsveranstaltungen erklären<br />

sie das Gesundheits- und Bildungssystem. »Und<br />

wie bargeldloser Geldverkehr funktioniert«, sagt<br />

Steinberg.<br />

Auch Sprachkurse erhalten die Asylbewerber<br />

bislang keine, anders als die Spätaussiedler im Lager.<br />

Sie sind für den Aufenthalt nicht vorgesehen.<br />

»Zwei Monate ohne jedes Angebot ist ›ne Härte«,<br />

findet Pastor Steinberg. Deswegen versucht die Diakonie<br />

gerade, niedrigschwellige Sprachangebote zu<br />

finanzieren. Hinter den unterschiedlichen Privilegien,<br />

die die jeweiligen Gruppen im Flüchtlingslager<br />

haben, vermutet er Konfliktpotential. »Wir<br />

werden schlichten müssen!«<br />

Auch für Heinrich Hörnschemeyer hat sich einiges<br />

verändert. Sein Grenzdurchgangslager ist jetzt<br />

keine eigene Behörde mehr, sondern untersteht<br />

der niedersächsischen Landesaufnahmebehörde.<br />

Weil die neuen Flüchtlinge unterschiedliche<br />

Sprachen sprechen, braucht er neue Dolmetscher.<br />

»Wir haben derzeit 240 Dauergäste«, sagt der Lagerleiter.<br />

Damit meint er die Spätaussiedler und<br />

jüdische Zuwanderer, die nach wie vor hier ihre<br />

sechsmonatigen Integrationskurse absolvieren. Für<br />

die Asylbewerber sind zunächst 150 Betten vorgesehen,<br />

bis Mitte des Jahres sollen es 350 werden.<br />

»Wir werden in <strong>Friedland</strong> nicht die Welt verändern«,<br />

glaubt Pastor Steinberg. Aber er will es<br />

versuchen, den Flüchtlingen »offen, freundlich<br />

und hilfreich« begegnen. »Wir dürfen aber auch<br />

keine falschen Versprechungen machen«, betont<br />

er. Steinberg ist sich sicher: Einige der Flüchtlinge<br />

werden nach ihrem Aufenthalt in <strong>Friedland</strong> wieder<br />

abgeschoben werden. Wenn das Bundesamt für<br />

Migration und Flüchtlinge eine negative Prognose<br />

stellt, werden die Flüchtlinge ins Lager nach Bramsche<br />

verlegt und dort auf ihre Abschiebung vorbereitet.<br />

Auch das ist neu im Grenzdurchgangslager.<br />

Ab 16:30 Uhr gibt es im Lager Abendessen. Bereits<br />

einige Minuten zuvor stehen die Flüchtlinge in der<br />

Kälte Schlange vor dem Speisesaal. »Da ist der junge<br />

Mann, der vorhin um Hilfe gebeten hatte«, bemerkt<br />

Lagerleiter Hörnschemeyer. Dann läuft er<br />

ihm hinterher, um zu sehen, ob er helfen kann.<br />

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