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Durchgangslager Friedland | Janne Teller - Pony

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Mörderische Träume<br />

Tina Fibiger<br />

die Kriegshelden spüren noch den Rausch der<br />

Schlacht. Vollgepumpt mit Adrenalin und auf dem<br />

absoluten Testosteron-Trip stürmen sie die Bühne<br />

des Deutschen Theaters. Allen voran Macbeth,<br />

Shakespeares ungestümer Königsmörder.<br />

In Mark Zurmühles Inszenierung von »Macbeth«<br />

erzählen zunächst die Körper von überschwänglichen<br />

Kraftakten, auch wenn längst kein<br />

Blut mehr fließt und nur noch ein paar Verräterköpfe<br />

rollen müssen. Frauen stören da nur, so wie jetzt<br />

Katharina Heyer, deren sportliche Artistik belächelt<br />

wird. Ihre Lady Macbeth punktet erst später, auf einem<br />

anderen Schlachtfeld, um Schottlands Krone<br />

für ihren siegreichen Kämpfer zu sichern. Ein<br />

neckisches Hexentrio macht sich bereit: Koboldhaft<br />

und gewitzt sonnen sich die drei in seinen Einflüsterungen<br />

und genießen die Irritation im Kopf<br />

des immer noch euphorisierten Macbeth. Sie haben<br />

es im Grunde mit einem Zeitgenossen zu tun,<br />

der neben seinen militärischen Meriten ganz gern<br />

auf Moral und Anstand vertrauen würde. Dies um<br />

so mehr, als er nun in die Abgründe seiner Machtfantasien<br />

blickt.<br />

Den souveränen Strategen verweigert ihm Alois<br />

Reinhardt von Anfang an, indem er in seinem Macbeth<br />

eine explosive Mischung aus Panik, Misstrauen<br />

und Aggression freisetzt, die sich an den Konsequenzen<br />

des Königsmordes entzündet. Vergiftet ist bald<br />

auch das Ehebündnis, in dem die eigentliche Karriereantreiberin<br />

ihre Alptraumfantasien noch weniger<br />

zu bändigen weiß. Es fließt kein Tropfen Theaterblut<br />

in Shakespeares mörderischer Tour de Force, an der<br />

Zurmühle die Stadien einer psychischen Deformation<br />

sondiert und sein Schauspielteam bis auf das Königspaar<br />

mit wechselnden Rollen und Positionen<br />

konfrontiert, die sich in der Körpersprache mehr<br />

noch als im Text entladen. Jede mutige, verzweifelte<br />

oder verräterische Geste wird sichtbar entlarvt als<br />

das, was sie in diesem politischen Schlachtfeld bedeutet:<br />

wenn sich der Machthunger verselbstständigt,<br />

bis hin zu einem Nullsummenspiel, von dem am<br />

Ende nur die existenzielle Leere bleibt.<br />

Szenenwechsel. Das Diktat der Ökonomie duldet<br />

keine Schwächen, schon gar nicht solche, wie<br />

18 Theater<br />

Tod eines Handlungsreisenden (DT) | Jan Reinartz<br />

sie Willy Loman mehr und mehr zusetzen. Er ist<br />

müde und verbraucht, macht keinen Umsatz mehr<br />

und lebt nur noch von falschen Hoffnungen. Mit der<br />

Familienenklave als Stützkorsett, wo die Söhne Biff<br />

und Happy eigentlich auf Erfolgskurs getrimmt werden<br />

sollten, Ehefrau Linda die fürsorgliche Kontrolle<br />

bekam und das Eigenheim fast abbezahlt ist.<br />

»Der Tod eines Handlungsreisenden« ist<br />

auch in der Inszenierung von Andreas Döring am<br />

Jungen Theater längst Fakt, auch wenn sich Arthur<br />

Millers Überlebenskämpfer den Realitäten<br />

verweigert und seine Erfolgsfassade wütend und<br />

uneinsichtig verteidigt. Das Bühnenbild mit der<br />

häuslichen Kulisse, die nach außen hin so wohnlich<br />

geordnet anmutet, ummantelt nur die Risse, die<br />

diese Familie nicht zu bewältigen vermag. In den<br />

Innenräumen kommen andere Verletzungen zur<br />

Sprache als draußen. Und doch fehlen die Worte,<br />

offen mit den gescheiterten Lebens- und Karriereträumen<br />

umzugehen, weil die zwanghaft optimistischen<br />

Parolen dieses Willy Loman keine Alternativen<br />

vorsahen. All das ganz im Vertrauen auf ein<br />

System, in dem nur Leistungswille und selbstbewusstes<br />

Auftreten zählen. So stürzt auch diese Familie<br />

ab. Die Kraft ihrer Lebenslügen hat sich verbraucht.<br />

Foto Clemens Eulig<br />

deutsches theater<br />

Telefon: 4 96 911 | www.dt-goettingen.de<br />

2.3. 19.45 Cabaret<br />

3.3. 18.00 DTS Das Wolkenzimmer<br />

19.45 Macbeth<br />

20.00 DTK Alter Ford Escort Dunkelblau<br />

4.3. 19.45 Eine Familie<br />

20.00 DTS Der Tod des Bunny Munro<br />

5.3. 19.45 Göttinger Elch 2011<br />

20.00 DTS A True Lovestory<br />

6.3. 16.00 Die Mittagsfrau<br />

20.00 DTK Wer kocht, schiesst nicht<br />

8.3. 19.45 Macbeth<br />

9.3. 10.30 DTS Das Wolkenzimmer<br />

19.45 Eine Familie<br />

20.00 DTK Wer kocht, schiesst nicht<br />

10.3. 19.45 Der Mann in Schwarz<br />

20.00 DTS Beautiful – Ein Bindegewebe<br />

21.00 DTK StudiDT<br />

11.3. 19.45 Macbeth<br />

20.00 DTS Kassandra – Ein Monolog<br />

20.00 DTK Zurück zur Natur<br />

12.3. 19.45 Wunderkinder<br />

16.00 Der kleine Vampir<br />

18.00 DTS Der kleine Prinz<br />

19.45 Wunderkinder<br />

15.3. 10.00 DTS Beautiful – Ein Bindegewebe<br />

19.45 Macbeth<br />

16.3. 20.30 Cabaret<br />

17.3. 19.45 2. Konzert Sonderzyklus Wiener<br />

Klassik<br />

20.00 DTK Alter Ford Escort Dunkelblau<br />

18.3. 19.45 Eine Familie<br />

20.00 DTS Kassandra – Ein Monolog<br />

19.3. 18.00 DTS Das Wolkenzimmer<br />

19.45 Cabaret<br />

20.3. 16.00 DTS Sophiechen und der Riese<br />

20.00 DTK Zurück zur Natur<br />

21.3. 19.45 Eine Familie<br />

23.3. 17.00 DTK Wer kocht, schiesst nicht<br />

24.3. 19.45 Wunderkinder<br />

20.00 DTS Kassandra – Ein Monolog<br />

20.00 DTK Alter Ford Escort Dunkelblau<br />

25.3. 19.45 DTK Hauptsache Arbeit!<br />

26.3. 19.30 DTS Der Tod des Bunny Munro<br />

19.45 Wunderkinder<br />

27.3. 19.45 Cabaret<br />

28.3. 10.30 DTS Das Wolkenzimmer<br />

19.45 Diebe<br />

29.3. 19.45 Wunderkinder<br />

30.3. 19.45 Um alles in der Welt<br />

20.00 DTS Der kleine Prinz<br />

31.3. 19.45 Eine Familie<br />

20.00 DTK Wer kocht, schiesst nicht<br />

Junges theater<br />

Telefon: 4 95 015 | www.junges-theater.de<br />

1.3. 20.00 Nach dem Ende<br />

3.3. 20.00 Tod eines Handlungsreisenden<br />

4.3. 20.00 Warteraum Zukunft<br />

5.3. 20.00 Die Physiker<br />

6.3. 11.00 New Orleans Syncopators - Jazz<br />

8.3. 20.00 Tod eines Handlungsreisenden<br />

9.3. 20.00 Die Präsidentinnen – öffentl. GP<br />

10.3. 20.00 Die Präsidentinnen<br />

11.3. 20.00 Wir müssen reden<br />

12.3. 20.00 Die Präsidentinnen<br />

14.3. 20.00 Jan Weiler – Mein Leben als Mensch<br />

15.3. 20.00 Die Präsidentinnen<br />

16.3. 20.00 Nach dem Ende<br />

17.3. 20.00 Die Berater<br />

18.3. 20.00 Wir müssen reden<br />

19.3. 20.00 Außer Kontrolle<br />

20.3. 16.00 Pinocchio<br />

22.3. 20.00 Tod eines Handlungsreisenden<br />

23.3. 20.00 Die Physiker<br />

24.3. 20.00 Die Präsidentinnen<br />

25.3. 20.00 Außer Kontrolle<br />

26.3. 20.00 Die Berater<br />

29.3. 20.00 Die Berater<br />

30.3. 20.00 Woyzeck – öffentl. GP<br />

31.3. 20.00 Woyzeck<br />

Lumière<br />

Telefon: 48 45 23 | www.improshow.de<br />

13.3. 20.00 KUNST-Gala (Stadthalle)<br />

19.3. 20.00 Impro Show<br />

Literarisches zentrum<br />

Telefon: 4 95 68 23 | www.lit-zentrum-goe.de<br />

6.3. 15.00 Ole Könnecke – Ein bunter Mitmach-<br />

Sonntag<br />

7.3. 20.00 Rosemarie Tietze, neu_übersetzt:<br />

Tolstois »Anna Karenina«<br />

11.3. 20.00 M. Günter & C. Hölscher – Stolz und<br />

Vorurteil<br />

24.3. 20.00 Angela Krauß – Im schönsten Fall<br />

28.3. 19.00 <strong>Janne</strong> <strong>Teller</strong> - Nichts<br />

31.3. 20.00 Arno Geiger – Der alte König in<br />

seinem Exil<br />

thop<br />

Telefon: 39 70 77 | www.thop.uni-goettingen.de<br />

Die Kunstmaschine:<br />

9./ 11./ 12./ 15./ 16./ 18./ 19./ 22./ 23./ 25. Und 26.3.<br />

jeweils um 20.00 Uhr<br />

Theaterprogramm 19

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