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Wie schaut die Welt wohl in 50 Jahren aus? Di - Kindergarten und ...

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E<strong>in</strong> Strafverteidiger br<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong>en<br />

kle<strong>in</strong>en Sohn zu Bett. Der Kle<strong>in</strong>e<br />

hat im Laufe des Tages <strong>aus</strong> Gesprächen<br />

zwischen Erwachsenen<br />

mitbekommen, dass e<strong>in</strong> Mandant se<strong>in</strong>es<br />

Vaters h<strong>in</strong>gerichtet werden soll. Der Sohn<br />

fragt also den Vater: „Warum soll der<br />

Mann sterben?“<br />

Der Vater antwortet: „Er soll sterben, weil<br />

er e<strong>in</strong>en anderen Menschen getötet hat!“<br />

Der Sohn fragt weiter: „Muss jeder sterben,<br />

der e<strong>in</strong>en Menschen getötet hat?“<br />

Der Vater bestätigt: „Ja, so will es das Gesetz:<br />

Wer tötet, der muss sterben!“<br />

Der Sohn überlegt e<strong>in</strong>e Weile <strong>und</strong> entgegnet<br />

dann: „Wenn der Staat <strong>die</strong>sen Mann<br />

tötet, wer tötet dann den Staat?“<br />

Aus dem Buch „Dead Man Walk<strong>in</strong>g“<br />

Def<strong>in</strong>ition des Begriffs Todesstrafe:<br />

<strong>Di</strong>e schon seit Jahrt<strong>aus</strong>enden angewandte<br />

Todesstrafe ist <strong>die</strong> gesetzlich<br />

vorgesehene Tötung e<strong>in</strong>es Menschen als<br />

Strafe für e<strong>in</strong> Verbrechen. <strong>Di</strong>e Todesstrafe<br />

wird durch H<strong>in</strong>richtung mittels e<strong>in</strong>es Henkers<br />

vollzogen.<br />

Geschichte<br />

Im Laufe der Zeit veränderten sich <strong>die</strong><br />

Methoden der H<strong>in</strong>richtung jeweils mit dem<br />

Stand der Technik. Im Alten Orient war es<br />

<strong>die</strong> Ste<strong>in</strong>igung, im römischen Reich wurde<br />

das Kreuz zur Folter <strong>und</strong> zur Tötung verwendet.<br />

<strong>Di</strong>e <strong>wohl</strong> bekannteste H<strong>in</strong>richtung<br />

<strong>die</strong>ser Art war <strong>die</strong> Kreuzigung Jesu.<br />

Im Mittelalter erfand man neue Methoden:<br />

Das Erhängen, das Erwürgen mit<br />

e<strong>in</strong>em Strick <strong>und</strong> das Rädern wurden bei<br />

schweren Vergehen angewandt. Wobei<br />

beim Rädern mittels e<strong>in</strong>es Wagenrades<br />

<strong>die</strong> Glieder des Verurteilten zerschmettert<br />

wurden. <strong>Di</strong>e von der Kirche als „Ketzer“<br />

Bezeichneten wurden auf dem Scheiterhaufen<br />

verbrannt. <strong>Di</strong>e Enthauptung durch<br />

das Schwert war den Adligen vorbehalten.<br />

In Frankreich benutzte man für <strong>die</strong> Adligen<br />

später <strong>die</strong> Guillot<strong>in</strong>e.<br />

In der Zeit des Nationalsozialismus gab<br />

es e<strong>in</strong>en weiteren „Fortschritt“ bei der Art<br />

der H<strong>in</strong>richtung: <strong>die</strong> Gaskammer. Sie wurde<br />

allerd<strong>in</strong>gs nicht als Strafe für Verbrechen<br />

verwendet, sondern für <strong>die</strong> Tötung<br />

der Juden.<br />

E<strong>in</strong> Mittel der H<strong>in</strong>richtung, das früher wie<br />

heute verwendet wird, ist der Galgen, bei<br />

dem der Verurteilte durch Erhängen getötet<br />

wird.<br />

Nicht <strong>in</strong> allen Ländern, <strong>in</strong> denen <strong>die</strong> Todesstrafe<br />

noch praktiziert wird, ist der Galgen<br />

erlaubt. Nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen afrikanischen<br />

<strong>und</strong> asiatischen Ländern (etwa Iran, Japan<br />

<strong>und</strong> Ägypten) ist das Erhängen noch<br />

e<strong>in</strong>e übliche H<strong>in</strong>richtungsart.<br />

Seit dem 20. Jahrh<strong>und</strong>ert wird der zum<br />

Tode Verurteilte durch den elektrischen<br />

Stuhl oder <strong>die</strong> letale Injektion (tödliche<br />

Giftspritze) exekutiert.<br />

60 Pfennig Schulden - drei Schulk<strong>in</strong>der<br />

getötet<br />

„In Ch<strong>in</strong>a s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Spielhallenbesitzer<br />

<strong>und</strong> se<strong>in</strong> Bruder am 28. März 2003 zum<br />

Tode verurteilt worden. Sie hatten drei<br />

Gr<strong>und</strong>schüler getötet <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gully<br />

verbrannt. <strong>Di</strong>ese hatten sich nach dem<br />

Videospielen davongemacht, ohne zu bezahlen.<br />

<strong>Di</strong>e drei K<strong>in</strong>der schuldeten dem<br />

Spielhallenchef umgerechnet 60 Pfennig.“<br />

Ist es auch bei uns üblich, dass K<strong>in</strong>der umgebracht<br />

werden, wenn sie e<strong>in</strong>en Streich<br />

spielen? In Ch<strong>in</strong>a werden Todesurteile<br />

auch bei Bestechung, Geld- <strong>und</strong> Scheckfälschung,<br />

Steuerh<strong>in</strong>terziehung, <strong>Di</strong>ebstahl<br />

<strong>und</strong> Zuhälterei verhängt. <strong>Di</strong>e Angeklagten<br />

werden öffentlich h<strong>in</strong>gerichtet, um <strong>die</strong><br />

Macht des Staates zu demonstrieren. Frage:<br />

<strong>Wie</strong> viele Menschen müssten dann <strong>in</strong><br />

Italien wegen Steuerh<strong>in</strong>terziehung h<strong>in</strong>gerichtet<br />

werden? Fünf bis zehn Millionen?<br />

In Ch<strong>in</strong>a, e<strong>in</strong>em Land mit 1,314 Milliarden<br />

E<strong>in</strong>wohnern <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Fläche, <strong>die</strong> 31mal<br />

mal größer ist als jene Italiens, darf pro<br />

Familie nur e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d geboren werden. Da<br />

s<strong>in</strong>d natürlich <strong>die</strong> Buben erwünscht. Und<br />

wenn es mal ke<strong>in</strong> Junge ist, was passiert<br />

dann? <strong>Wie</strong> viele K<strong>in</strong>der werden da heimlich<br />

getötet? Wenn es <strong>in</strong> jedem Land so<br />

weitergehen würde wie <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a mit der<br />

„K<strong>in</strong>dergeburtskl<strong>aus</strong>el“, wäre <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>in</strong><br />

spätestens zwei Jahrh<strong>und</strong>erten unterbevölkert.<br />

Bei uns werden Ehen mit mehreren<br />

K<strong>in</strong>dern bevorzugt. In Ch<strong>in</strong>a werden<br />

sie verboten <strong>und</strong> im Falle e<strong>in</strong>er weiteren<br />

Geburt wird das K<strong>in</strong>d vom Staat umgebracht.<br />

K<strong>in</strong>dermörder soll wie se<strong>in</strong> Opfer<br />

sterben<br />

Als ich den Artikel über <strong>die</strong> Todesstrafe<br />

schrieb <strong>und</strong> mich <strong>in</strong>tensiver mit <strong>die</strong>sem<br />

Thema beschäftigte, stieß ich auf e<strong>in</strong>er<br />

Website auf e<strong>in</strong>en Artikel, der mich schockierte:<br />

E<strong>in</strong> Chemie<strong>in</strong>genieur <strong>in</strong> Pakistan war mit<br />

se<strong>in</strong>em Komplizen zum Tode verurteilt<br />

worden, weil sie über 100 K<strong>in</strong>der umgebracht<br />

hatten. Sie hatten sie erwürgt <strong>und</strong><br />

ihre Leichen zerteilt, um sie dann <strong>in</strong> Säure<br />

aufzulösen. Der Richter entschied, dass<br />

<strong>die</strong> Angeklagten genau wie ihre Opfer<br />

sterben sollten. <strong>Di</strong>e Eltern werden bei der<br />

H<strong>in</strong>richtung anwesend se<strong>in</strong>.<br />

Kann der Wunsch nach Rache wirklich so<br />

groß se<strong>in</strong>, dass man als Eltern jemandem<br />

e<strong>in</strong>en so furchtbaren <strong>und</strong> erniedrigenden<br />

15<br />

Tod wünscht? Und selbst wenn: Ist es erträglich,<br />

dabei zuzuschauen? Ich glaube<br />

nicht. Besonders nicht, wenn man weiß,<br />

dass dem eigenen K<strong>in</strong>d genau dasselbe<br />

schreckliche Schicksal widerfahren ist.<br />

<strong>Di</strong>e Todesstrafe für Saddam Husse<strong>in</strong><br />

Saddam Husse<strong>in</strong> wurde vor zwei Monaten<br />

von e<strong>in</strong>em Sondertribunal <strong>in</strong> Bagdad<br />

angeklagt <strong>und</strong> zum Tode durch Erhängen<br />

verurteilt. Das Urteil gegen Saddam Husse<strong>in</strong><br />

wurde am 30. Dezember 2006 kurz<br />

nach 6 Uhr Ortszeit vollstreckt.<br />

Der Sunnit ist wegen Völkermord an r<strong>und</strong><br />

290.000 Kurden <strong>und</strong> Schiiten angeklagt<br />

worden. Weitere Anklagepunkte waren:<br />

Verfolgung der Kurden mit illegalen chemischen<br />

Waffen <strong>und</strong> Vergehen gegen das<br />

Völkerrecht.<br />

Wir wollten <strong>die</strong>se Thematik <strong>aus</strong> drei verschiedenen<br />

Blickpunkten betrachte, nämlich<br />

<strong>aus</strong> religiöser, philosophischer <strong>und</strong><br />

gesetzlicher Sicht.<br />

Das erste Interview führten wir mit unserem<br />

Religionslehrer Christian Brunner.<br />

Als wir den Artikel für „Reality“ verfassten,<br />

war Saddam Husse<strong>in</strong> noch nicht h<strong>in</strong>gerichtet<br />

worden. Deshalb entsprechen <strong>die</strong><br />

Antworten im Interview nicht mehr dem<br />

letzten Stand.<br />

Herr Brunner, haben Sie als Religionslehrer<br />

sich schon öfters mit dem Thema<br />

Todesstrafe <strong>aus</strong>e<strong>in</strong>andergesetzt?<br />

Es gibt sehr viele kritische Themen <strong>und</strong><br />

Bereiche auch außerhalb der Todesstrafe.<br />

Klarerweise wird man als Religionslehrer<br />

mit <strong>die</strong>sen ethischen Fragen etwas mehr<br />

konfrontiert <strong>und</strong> man muss sich notgedrungen<br />

auch damit <strong>aus</strong>e<strong>in</strong>andersetzen.<br />

Halten Sie das Todesurteil für Saddam<br />

Husse<strong>in</strong> für richtig?<br />

Ich b<strong>in</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich gegen <strong>die</strong> Todesstrafe.<br />

Warum?<br />

Zentral für mich ist <strong>die</strong> biblische Botschaft<br />

der Gottes- <strong>und</strong> Nächstenliebe. Jesus<br />

verkündete sogar e<strong>in</strong>e radikale Gewaltlosigkeit<br />

<strong>und</strong> Fe<strong>in</strong>desliebe. Auch <strong>die</strong> Zehn<br />

Gebote im Alten Testament sagen uns:<br />

„Du sollst nicht töten!“ Außerdem glaube<br />

ich, dass <strong>die</strong> Todesstrafe angehende<br />

Verbrecher oder Mörder ke<strong>in</strong>eswegs abschrecken<br />

wird. Gewalt provoziert immer<br />

auch Gegengewalt.<br />

Was halten sie davon, dass Saddam<br />

erhängt wird?<br />

<strong>Wie</strong>so der Tod Husse<strong>in</strong>s gerade durch<br />

Erhängung erfolgen soll, weiß ich nicht.<br />

Hatte er selber etwa Menschen <strong>in</strong> der gleichen<br />

Art h<strong>in</strong>richten lassen?<br />

Will man durch <strong>die</strong> Erhängung vielleicht

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