Geschichte - Gymnasium St. Antonius Appenzell
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<strong>Gymnasium</strong> <strong>St</strong>. <strong>Antonius</strong><br />
<strong>Appenzell</strong><br />
. MATURA 2009 .<br />
5. PRÜFUNGSFACH GESCHICHTE<br />
NAME PUNKTE (max. 62) NOTE<br />
ERSTER TEIL: ABHANDLUNG<br />
Bearbeite eine der folgenden zwei Aufgaben (1.a. oder 1.b.). Schreibe eine Abhandlung zum<br />
jeweiligen Thema und gehe dabei auf die entsprechenden Quellentexte ein. Umfang: ca. 1-2 A4-<br />
Seiten.<br />
Bei der Beurteilung werden historisches Grundwissen, zusammenhängendes Denken, Bezug zur<br />
Quelle, der Aufbau des Textes und sprachliche Ausdrucksfähigkeit berücksichtigt.<br />
1. a. Eingreifen oder nicht Appeasement-Politik im 20. Jahrhundert<br />
Wie sollen sich demokratische <strong>St</strong>aaten angesichts der Bedrohung durch totalitäre Systeme verhalten<br />
Ist eine zurückhaltende, auf Diplomatie setzende Politik erfolgversprechender als eine militärische<br />
Intervention Beleuchte diese Fragen anhand konkreter Beispiele aus der <strong>Geschichte</strong> des 20.<br />
Jahrhunderts. Gehe dabei auf die folgenden Quellentexte und ihren jeweiligen historischen<br />
Hintergrund und auf weitere konkrete Beispiele ein. [20 PUNKTE]<br />
Am 20. März 1938 trug der britische Premierminister Neville Chamberlain in sein<br />
Tagebuch ein:<br />
„Man braucht nur auf die Landkarte zu sehen, um zu erkennen, dass nichts, was Frankreich und wir<br />
tun können, möglicherweise die Tschechoslowakei davor bewahren kann, von den Deutschen<br />
überrannt zu werden, wenn das Deutsche Reich es will ... Wir können daher der Tschechoslowakei<br />
nicht helfen. Sie würde nichts als ein Vorwand für uns sein, Krieg mit Deutschland anzufangen. Daran<br />
aber dürfen wir nur denken, wenn wir eine vernünftige Aussicht haben darauf, Deutschland in einer<br />
angemessenen Zeit auf die Knie zu zwingen, und ich sehe dafür keinerlei Aussichten. Ich habe daher<br />
jegliche Idee fallen lassen, der Tschechoslowakei Garantien zu geben oder den Franzosen im<br />
Zusammenhang mit ihren Verpflichtungen gegenüber der Tschechoslowakei Versprechungen zu<br />
machen.“<br />
(Zitiert nach: M. Freund: <strong>Geschichte</strong> des Zweiten Weltkrieges in Dokumenten. Bd. I. Freiburg/München 1953, S.<br />
10)<br />
Aus einer Rede Präsident Johnsons am 7.April 1965:<br />
„Heute Abend sterben Amerikaner und Asiaten für eine Welt, in der jedes Volk seinen eigenen Weg<br />
wählen kann. Das ist das Prinzip, für das unsere Vorfahren in den Tälern von Pennsylvania gekämpft<br />
haben. Das ist das Prinzip, für das unsere Söhne … kämpfen... Der Krieg ist schmutzig, brutal und<br />
schwierig... Warum mußte diese Nation ihre Ruhe, ihre Interessen und ihre Macht für das Heil eines<br />
so fernen Volkes aufs Spiel setzen Wir kämpfen, weil wir kämpfen müssen, wenn wir in einer Welt<br />
leben sollen, in der jedes Land sein eigenes Schicksal bestimmen kann, und nur in einer solchen Welt<br />
wird unsere eigene Freiheit endgültig sicher sein.“<br />
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1. b. Die Schweiz im Zweiten Weltkrieg<br />
Das folgende Zitat beschreibt die Rolle und das Selbstbild der Schweiz zur Zeit des Zweiten<br />
Weltkriegs. Erläutere die Aussagen des Textes mit konkreten Beispielen und beurteile, inwiefern das<br />
Verhalten der offiziellen Schweiz zu rechtfertigen ist oder nicht. [20 PUNKTE]<br />
Herbert Lüthy, Professor für Allgemeine und Schweizer <strong>Geschichte</strong>, über die Rolle der<br />
Schweiz im 2. Weltkrieg (1945):<br />
„Die Schweizer glaubten in diesen Jahren, die Hand Gottes so sichtbarlich über ihr Land gebreitet zu<br />
sehen, dass sie in ungetrübtester Selbstzufriedenheit sich als auserwählt zu betrachten begannen: «0<br />
Gott, ich danke Dir, dass ich nicht so bin wie die übrigen Menschen, Räuber, Ungerechten, Ehebrecher<br />
oder auch wie dieser Zöllner.» Wir haben uns schlecht und recht durchgewurstelt, und die Kosten<br />
dieses Daseins extra humanitatem [ausserhalb der Menschheit bzw. Menschlichkeit] blieben dank der<br />
hochgeheimen Vertraulichkeit, in der unsere Aussenpolitik vor sich ging, unbekannt, so dass unser<br />
verblüffendes Sonderschicksal als unzweideutiges Verdienst erscheinen musste; es gab eine<br />
schweizerische Innenpolitik, und es gab eine Weltpolitik, aber zwischen beiden gab es im<br />
schweizerischen Bewusstsein keine Verbindung. Es ist schwer möglich, dass der Kontakt ohne heftigen<br />
Schock wiederhergestellt wird. Wir erwarten den Dank der Welt für die Caritas [=Nächstenliebe], die<br />
wir übten, und werden tödlich erschrecken, wenn wir statt dessen Undank finden, der bis zum Hass<br />
gehen kann. Die Schweiz hat viel getan, gewiss, aber allzu oft tat sie es kalten Herzens, ohne Güte,<br />
als notwendig empfundene Rechtfertigung unseres Ausnahmeschicksals, als Rolle, die zu spielen wir<br />
verpflichtet waren, und allzu oft sah diese Caritas einer Reklameabteilung des Grossunternehmens<br />
Schweiz ähnlich, das die dabei angelegten Spesen mit Zins und Zinseszins wieder einzubringen hofft.“<br />
(Lüthi, H.: Bis zur Neige, Epilog des Zweiten Weltkrieges 1944/45. <strong>St</strong>. Gallen 1945)<br />
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KURZAUFGABEN<br />
Eine <strong>St</strong>reichfrage bei den Aufgaben 2 bis 9.<br />
2. Erster Weltkrieg: Kriegsausbruch<br />
Rechts befindet sich eine Liste mit der Abfolge der<br />
Kriegserklärungen im Jahr 1914. Löse dazu folgende<br />
Aufgaben. [6 PUNKTE]<br />
a. Erkläre, warum es am 28. Juli zur<br />
Kriegserklärung Österreichs an Serbien<br />
kommt. Gehe dabei auf die wichtigsten<br />
Ereignisse vor Kriegsbeginn ein, die direkt<br />
mit dem Ausbruch des Krieges zu tun haben.<br />
[4 PUNKTE]<br />
b. Erkläre, warum in so kurzer Zeit eine ganze<br />
Reihe von Ländern sich gegenseitig den<br />
Krieg erklären, obwohl sie nicht direkt in den<br />
Konflikt zwischen Österreich und Serbien<br />
involviert sind. [2 PUNKTE]<br />
28. Juli: Österreichische Kriegserklärung an Serbien<br />
1. August: Deutsche Kriegserklärung an Russland<br />
3. August: Deutsche Kriegserklärung an Frankreich<br />
3. August: Deutscher Einmarsch in Belgien<br />
4. August: Britische Kriegserklärung an Deutschland<br />
6. August: Serbische Kriegserklärung an Deutschland<br />
6. August: Österreichische Kriegserklärung an Russland<br />
11. August: Französische Kriegserklärung an Österreich<br />
12. August: Britische Kriegserklärung an Österreich<br />
23. August: Japanische Kriegserklärung an Deutschland<br />
3. Zwischenkriegszeit: Deutsche Aussenpolitik<br />
Im Quellentext geht es um die Visionen des<br />
deutschen Aussenministers Gustav <strong>St</strong>resemann in<br />
Bezug auf die Ziele der deutschen Aussenpolitik.<br />
Beurteile, inwiefern Deutschland in den<br />
darauffolgenden Jahren (auch zur Zeit des<br />
Nationalsozialismus bis 1939) diese Ziele in die<br />
Realität umgesetzt hat. [6 PUNKTE]<br />
Auszug aus einem Brief des deutschen<br />
Aussenministers Gustav <strong>St</strong>resemann vom 7.<br />
September 1925 an den ehemaligen<br />
deutschen Kronprinzen:<br />
„Die deutsche Außenpolitik hat nach meiner<br />
Auffassung für die nächste absehbare Zeit drei<br />
große Aufgaben: Einmal die Lösung der<br />
Reparationsfrage in einem für Deutschland<br />
erträglichen Sinne und die Sicherung des Friedens.<br />
die die Voraussetzung für eine Wiedererstarkung<br />
Deutschlands ist. Zweitens rechne ich dazu den<br />
Schutz der Auslandsdeutschen, jener zehn bis zwölf<br />
Millionen <strong>St</strong>ammes genossen, die jetzt unter<br />
fremdem Joch in fremden Ländern leben.<br />
Die dritte große Aufgabe ist die Korrektur der<br />
Ostgrenzen [...] Im Hintergrund steht der<br />
Anschluss von Deutsch-Österreich [...].“<br />
Gustav <strong>St</strong>resemann. Vermächtnis. hg. v. H. Bernhard. 3 Bde.<br />
Berlin 1932/33. Bd. 2. S. 553<br />
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4. Nationalsozialismus und deutsche Gesellschaft<br />
Löse die folgenden Aufgaben. [6 PUNKTE]<br />
a. Erkläre den Begriff „Gleichschaltung“ [1 PUNKT]<br />
b. Betrachte die nebenstehende Grafik. Erkläre, warum viele Lehrer, Beamte und Selbstständige<br />
Mitglied der NSdAP waren, Arbeiter und Frauen hingegen im Verhältnis zu ihrem Anteil an der<br />
Bevölkerung relativ schwach vertreten waren. [5 PUNKTE]<br />
5. Zweiter Weltkrieg: Totaler Krieg<br />
Im Zusammenhang mit den letzten Kriegsjahren des Zweiten Weltkriegs wird oft vom „Totalen Krieg“<br />
gesprochen. [6 PUNKTE]<br />
a. Erkläre, den Begriff „Totaler Krieg“ in Bezug auf den Zweiten Weltkrieg allgemein und anhand<br />
von konkreten Beispielen. [4 PUNKTE]<br />
b. Vergleiche mit dem Ersten Weltkrieg. Kann in Bezug auf den Ersten Weltkrieg auch von einem<br />
„Totalen Krieg“ gesprochen werden oder nicht Begründe deine Meinung. [2 PUNKTE]<br />
6. Zweiter Weltkrieg: Frankreich<br />
Schildere und beurteile die Rolle Frankreichs im Zweiten Weltkrieg. Gehe dabei auf die<br />
grundlegendsten Entwicklungen ein und beurteile das Handeln der politischen Akteure. [6 PUNKTE]<br />
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7. Kalter Krieg: Antikommunismus<br />
Lies den Quellentext unten und löse die folgenden Aufgaben. [6 PUNKTE]<br />
a. Erkläre, aus welchen Gründen es zu den im Text beschriebenen Ausschreitungen kam.<br />
Schildere das politische Klima in der Schweiz zu jener Zeit, insofern es für das Verständnis des<br />
Textes wichtig ist. [4 PUNKTE]<br />
b. Vergleiche das politische Klima in der Schweiz mit demjenigen in den USA zu Beginn der 50er<br />
Jahre. [2 PUNKTE]<br />
Antikommunistische Ausschreitungen in der Schweiz: der Fall Farner (1956)<br />
Konrad Farner (1903-1974): geboren In Luzern. <strong>St</strong>udium der Geisteswissenschaften. 1923 Beitritt zur<br />
Kommunistischen Partei Schweiz. 1969 Ausschluss aus der PdA (Partei der Arbeit). Verschiedene Lehraufträge<br />
an der Universität Zürich.<br />
Erinnerungen von Frau Martha Farner:<br />
„[…] und dann gegen 19.00 Uhr begann die Hausglocke furchtbar zu läuten, und das hörte nicht<br />
mehr auf, bis ich die Glocke verstopfen ging. Es hatte einen Haufen Leute da […]; und ich sah, wie<br />
sie die <strong>St</strong>rasse vermalten mit Schifflilack, riesige Pfeile und gerade vor der Haustür mit grossen<br />
Buchstaben „Kreml“ […] Die Leute draussen lärmten: „Hängt ihn, Hängt ihn!“ Ich hatte Angst. dass<br />
sie die Türe eindrücken würden. […]<br />
Jeden Morgen stand ich eine <strong>St</strong>unde früher auf und ging vor die Haustüre, um zu sehen, was wieder<br />
gemacht worden war. Entweder hatte es grosse <strong>St</strong>eine vor der Tür oder sie war frisch verschmiert,<br />
manchmal mit menschlichem Unrat... So habe ich jeden Morgen früh diesen Dreck weggeputzt. im<br />
Bewusstsein, dass man mir von vis-a-vis zuschaut. Das war ein ekelhaftes Gefühl, mir kamen dann<br />
immer die Juden in den Sinn. […]<br />
Es hatte eine PdA-Sitzung gegeben. an die auch mein Mann ging, und dort hatte er die Genossen<br />
aufgerufen durchzuhalten. Koni hat den Einmarsch der Russen ja nicht bejaht, aber es ging ihm um<br />
den Kampf gegen den Kapitalismus, und man merkte rasch, dass in Ungarn fremde Machte<br />
arbeiteten.“<br />
8. Osteuropa<br />
Interpretiere die<br />
nebenstehende Karikatur<br />
und die dargestellten<br />
Bildelemente. Ordne die<br />
Karikatur zeitlich ein und<br />
gehe auf ihre historischen<br />
Hintergründe und die<br />
vermutliche Herkunft ein. [6<br />
PUNKTE]<br />
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Aufschriften von links nach rechts: Poland, Czechoslovakia,<br />
Romania, E. Germany, Bulgaria, Hungary
9. Die Schweiz und Europa<br />
Beantworte die folgenden Aufgaben zur Entwicklung des Verhältnisses zwischen der Schweiz und<br />
Europa. [6 PUNKTE]<br />
a. Definiere den Begriff „EWR“ und erkläre, inwiefern die Auseinandersetzung mit dem EWR die<br />
Schweizer Europapolitik massgeblich beeinflusste. [3 PUNKTE]<br />
b. Erkläre die Grundzüge der Schweizer Europapolitik in den letzten 15 Jahren. [3 PUNKTE]<br />
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