DIE ERZIEHUNG DER GEFÃœHLE EINER SCHLANGENFRAU

(Sie nimmt die Schachtel aus Plexiglas und nimmt einen Brief, sie liest, nach und nach Majas
Stimme.)
Mein Wunsch? Lieber Weihnachtsmann, ich wünsche, dass mir meine Töchter anruft, hier in
diese Klapsmühle, wie sie sagt. Aber wahrscheinlich steht es nicht in deinen Kräften, ihr
Handykredit aufzuladen. Entschuldige mich, auf das zweite Mal werde ich auf mich denken. Ich
möchte TänzerinAkrobatinChansonsängerinUndSchauspielerin werden, aber es ist irgendwie
anders geschehen, ich habe dieser Welt geglaubt, in unserem Dorftheater habe ich mich sicher
gefühlt… Ada hat Theaterstücke geschrieben, wir haben sie gespielt. Ich möchte in einem Stück
über die Mutter, das meine Schwester schreiben wird, spielen. Meine Stimme zittert nicht mehr.
Und ich sehe gut. Ich nähe doch den ganzen Tag. Keine Halluzinationen. Schau in ihre
Schublade und nehme ihr Notizbuch aus. Obendrauf ist Alino aufgeschrieben, nach ihrem ersten
Freund. Dort stehen auf Adas Notizen über uns und über die Mutter. Ich bin traurig, auch das
Begräbnis war ohne mich… Und die Schwester schreibt mir keinen Brief. Und ich habe auch
keinen Mut. Will ich zu viel? Ein Telefongespräch und eine kleine und normale Rolle für mich, um
mit dem Sticken zu enden. Danke schön. Entschuldige mich, Gott, ich weiß nie wenn Schluß
machen. .
Ada: (trocken) Ich habe kein Notizbuch. Ich errinere mich auf nichts. Das ist das Beste, was mir
passiert ist.
Aja: Was wir nicht haben, können wir einmal haben.
Ada: Ich hasse diesen deinen professionellen Optimismus.
Sie nimmt die Texte aus der Tasche.
Aja: (das Lächeln) Wir sind gut bezahlt. Ich danke, auch wenn ich nicht muß.
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