Seite 24 <strong>Wohnungswechsel</strong> Nr. 1 | Januar 2006 Meldeamt online: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit liegen Welten E-Government auf der Kriechspur Nutzen Stadtverwaltungen das Internet für besseren Bürgerservice? Sind die Online-Rathäuser informativ und bürgernah gestaltet? Wo kann man schon jetzt online Ummeldeformalitäten erledigen? Das <strong>Wohnungswechsel</strong>-Magazin hat fast 200 deutsche Online-Stadtverwaltungen unter die Lupegenommen. Der im Jahr 2003 erstmals durchgeführte Meldeämtertest der Pronto GmbH wurde im Herbst 2005 aktualisiert, um Veränderungswerte zu überprüfen und diese zu dokumentieren. Geprüft wurden die Online-Inhalte virtueller Rathäuser von 190 deutschen Großstädten mit mehr als 50.000 Einwohnern hinsichtlich ihrer Bürgernähe im Bereich des Meldewesens. Der Test umfasste damals wie heute Folgendes: Stehen Meldeformulare zum Download bereit und sind diese gegebenenfalls online ausfüllbar? Außerdem wurde ermittelt, ob eine Kontaktmöglichkeit per E-Mail angeboten ist und ob im Web u. a. Adresse und Öffnungszeiten des zuständigen Amtes angegeben sind. Schließlich wurden die Webseiten bezüglich der Übersichtlichkeit und Benutzerfreundlichkeit (Usability) ihres Inhaltes beurteilt. Die Ergebnisse im Einzelnen: „Formularservice“ Bei 129 von 190 beurteilten Städten (68 Prozent) fi nden interessierte Privatpersonen alle erforderlichen Formulare vor. Gegenüber 2003 haben sich somit 23 Städte-Websites gesteigert, das entspricht einer Verbesserung von 12 Prozent. Verwunderlicherweise haben vier Großstadtportale inzwischen die vormals vorhandenen Meldeformulare von ihren Seiten verbannt. Insgesamt verbleiben immerhin 61 Städte (32 Prozent), die nach wie vor keinerlei Meldeformulare auf ihren Internet-Seiten bereitstellen. Wo sind Formulare sogar online ausfüllbar? Von den 129 Städten, die auf ihrer Homepage Formulare anbieten, können diese bei lediglich drei Städteauftritten nicht online ausgefüllt werden. Auch hier registrierten die Tester einen ähnlichen Zuwachs im Vergleich zu 2003: 24 Großstadtportale bieten inzwischen online ausfüllbare Formulare an, was einem Zuwachs von immerhin 18 Prozent entspricht. Dutzende veraltete Vordrucke Ein zu beklagendes Manko ist, dass auf diversen Städteseiten weiterhin veraltete Anmeldungsvordrucke bereitgestellt werden, in denen die Meldung des Wohnungsgebers (Vermieters) erfragt wird. Dieser Teil muss jedoch bereits seit Sommer 2004 nicht mehr ausgefüllt werden. Zwar weisen einige Meldebehörden textlich auf diesen Umstand hin, doch da davon auszugehen ist, dass viele Besucher diesen Hinweis überlesen, wäre es in puncto Bürgerservice-Gedanke wünschenswert, die Formulare zu aktualisieren. Eine weitere nütz- liche Serviceleistung (die sich bei weitem nicht bei allen Städteauftritten fi ndet) ist, zusätzlich zum Link auf das jeweilige Formular den kostenlosen Download des Adobe-Readers anzubieten. Dies erspart weniger versierten Internet-Usern – die dieses Modul zuvor nicht auf ihrem PC installiert hatten – einige Unklarheiten und Mühen. Adresse, Öffnungszeiten und E-Mail-Kontakt Adresse und Öffnungszeiten fi ndet der User glücklicherweise durchweg auf allen Städteseiten, auch wenn er leider des Öfteren aufgrund schlechter Navigationsstrukturen zunächst lange und umständlich danach suchen muss. Vereinzelt ist es möglich, den ausgefüllten und unterschriebenen Meldeschein zusammen mit einer Kopie der Ausweispapiere an das Meldeamt zu schicken oder zu faxen. Dies ist ein lobenswertes und zugleich zeitsparendes Serviceangebot. Da diese Verfahrensweise in der Regel (noch?) keinesfalls allerorts gebräuchlich ist, wird sich in vielen Großstädten der persönliche Gang zum jeweils zuständigen Einwohnermeldeamt auch in Zukunft nicht vermeiden lassen. „Informationen bündeln“ lautet das Motto Bezüglich der Möglichkeit, bei anstehenden Fragen unkompliziert per E-Mail mit dem Amt in Verbindung zu treten, gibt es Folgendes zu vermelden: Zwar haben lobenswerterweise inzwischen acht der vor zwei Jahren ermittelten noch neun ausstehenden Großstadtmeldeämter ihren E-Mail- Kontakt zu den Sachbearbeitern des Einwohnermeldeamtes ergänzt, doch es bleibt ein allerletztes „schwarzes Schaf“, das nach wie vor keine Kontaktmöglichkeit auf diesem Weg bietet: Der unzeitgemäße Internetauftritt der Stadt Pulheim. Allgemein gilt: Nützlich wäre es, die E-Mail-Adresse sowie alle notwendigen Formulare und Informationen auf einer Webseite zu bündeln (oder wenigstens auf einer Seite zu integrieren, auf der sich sämtliche Angaben des jeweiligen Meldeamtes befi nden). Denn teilweise sucht man nach den begehrten Informationen leider so zeitintensiv wie nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen … Fazit des Meldämtertests Umziehenden sämtliche notwendige Informationen online anzubieten funktioniert vielerorts einwandfrei. Das stellen diverse Stadtverwaltungen anschaulich unter Beweis. Die vorgefundenen – noch dazu leicht zu behebenden – Service-Lücken damit zu rechtfertigen, dass große Städte bessere Möglichkeiten und Ressourcen hätten, ihren Internet-Auftritt zu gestalten, sollte kein akzeptabler Grund sein. Denn zwar fi nden sich einige Großstadtportale (wie beispielsweise München), deren Service durchweg gut und kaum mehr zu verbessern ist. Betrachtet man jedoch gleichzeitig den Endbereich der nach Einwohnerzahlen gestaffelten Liste von 190 Städten, so fi nden sich darunter auch kleinere Städte wie Delmenhorst, Kerpen oder Neu-Ulm, bei denen Umziehende sämtliche notwendigen Informationen und Formulare vorfi nden. Dies sollte ein Beleg dafür sein, dass bürgernaher und benutzerfreundlicher Online-Meldeservice unabhängig von der Größe einer Stadt einwandfrei funktionieren kann. STS Den komplette Einwohnermeldeämtertest inklusive Direkt-Links zum jeweiligen Meldeamt hält die Webseite www.meldeaemter.de bereit.
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