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die weichen für eine gute zukunft österreichs sind heute ... - periskop

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gemeinsam mit der Gebietskrankenkasse den Ärzten ein Mittel in<br />

<strong>die</strong> Hand geben, um <strong>die</strong>ses Kostenbewusstsein mit <strong>eine</strong>m relativ<br />

geringen Arbeitsaufwand zu schaffen“, so Dr. Walter Arnberger,<br />

Vizepräsident und Kurienobmann niedergelassener Ärzte, Ärztekammer<br />

<strong>für</strong> Salzburg. Eine weitere Voraussetzung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ärztekammer<br />

ist, dass das Arzt-Patienten-Verhältnis dadurch nicht<br />

gestört wird. „Jeder Patient sucht sich <strong>eine</strong>n Arzt aus, zu dem er<br />

Vertrauen hat. Das Wichtigste ist, dass <strong>die</strong>ses Vertrauen nicht<br />

durch Vorschriften untergraben wird, dass auf <strong>die</strong> individuelle<br />

Betreuung des Patienten Rücksicht genommen wird. Diese<br />

Vereinbarung nimmt Rücksicht darauf. Der Arzt entscheidet, was<br />

verschrieben wird“, so Arnberger weiter. Die wirtschaftliche Mitverantwortung<br />

bekräftigt auch der Präsident der Österreichischen<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Allgemeinmedizin, Dr. Erwin Rebhandl. Gleichzeitig<br />

weist er aber auch darauf hin, dass im Zentrum aller Überlegungen<br />

immer der Patient stehen müsse. „Der Kern unserer<br />

Tätigkeit ist <strong>eine</strong> Vereinbarung zwischen uns und dem Patienten<br />

und im Zentrum der Überlegungen muss der Patient stehen“,<br />

bekräftigt Rebhandl.<br />

Compliance sollte im Vordergrund stehen<br />

Laut den Ergebnissen des Patientenberichts Angststörung und<br />

Depression legen 20 Prozent der Betroffenen großen Wert auf<br />

<strong>eine</strong> <strong>gute</strong> Verträglichkeit ihres Medikaments. Ist ein Patient gut<br />

eingestellt, gilt es <strong>die</strong>sen Zustand beizubehalten. „Natürlich ist<br />

jede Umstellung <strong>für</strong> uns ein Aufwand, weil der Patient auch darüber<br />

aufgeklärt werden muss, dass <strong>die</strong>ses Medikament <strong>die</strong>selbe<br />

Substanz beinhaltet und mit ziemlicher Sicherheit <strong>die</strong> gleiche<br />

Wirksamkeit hat, und das, obwohl wir wissen, dass von <strong>eine</strong>m<br />

Originalpräparat zu Generika und unter den Generika auch<br />

gewisse Unterschiede in der Wirkpotenz bestehen können.<br />

Manchmal ist <strong>die</strong> Galenik nicht zu 100 Prozent identisch. Galenik<br />

bedeutet, dass der Wirkstoff in der Tablette der gleiche ist, aber<br />

<strong>die</strong> Zusatzstoffe unterschiedlich sein können. Dadurch kann es<br />

bei den einzelnen Patienten manchmal <strong>eine</strong> andere Freisetzung<br />

geben“, so Rebhandl. Umso wichtiger werden auch <strong>die</strong> Art der<br />

Vermittlung und <strong>die</strong> Arzt-Patienten-Beziehung. Medikamente<br />

haben, ob Original oder Generikum, auch <strong>eine</strong> Placebowirkung.<br />

Die Art, wie das Medikament verschrieben wird, wie es erklärt<br />

wird, spielt ebenfalls <strong>eine</strong> wesentliche Rolle <strong>für</strong> <strong>die</strong> Compliance<br />

und <strong>die</strong> Wirksamkeit der Therapie“, so Rebhandl weiter. In <strong>die</strong>sem<br />

Sinne appellierte Rebhandl abschließend, dass <strong>die</strong> Vereinbarung<br />

bestenfalls <strong>eine</strong> Empfehlung sein könne, <strong>die</strong> freie Entscheidung<br />

der Verschreibung aber bei den Ärzten liegen und in <strong>eine</strong>r Vereinbarung<br />

mit dem Patienten umgesetzt werden müsse.<br />

Patienten sollen nicht verunsichert werden<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Christoph Stuppäck, Vorstand der Uniklinik<br />

<strong>für</strong> Psychiatrie und Psychotherapie 1, sieht das ein wenig anders:<br />

„Ökonomisches Bewusstsein zu schaffen ist legitim. Aber wie<br />

bereits angesprochen, wird es schwierig sein, Patienten umzustellen,<br />

<strong>die</strong> schon lange gut eingestellt <strong>sind</strong>. Viele, nicht nur psychisch<br />

kranke Patienten, hinterfragen sehr genau, wenn ein Medikament<br />

auf einmal anders aussieht. In der Praxis gibt es also<br />

erhebliche Probleme.“ Nach Schätzungen des Obmanns des<br />

Dachverbandes der Selbsthilfe Salzburg, Dr. Johann Ebner, gibt<br />

es ca. 20 Selbsthilfegruppen, <strong>die</strong> sich im Umfeld der psychiatrischen<br />

Erkrankungen bewegen. Nach dem Feedback aus <strong>die</strong>sen<br />

Gruppen sei bislang kein chronisch oder psychisch Kranker<br />

gezwungen worden, ein anderes Medikameht einzunehmen. Er<br />

betonte, dass vonseiten der Gebietskrankenkassen versichert<br />

worden sei, dass ein Betroffener, der gut auf ein Medikament eingestellt<br />

ist, nicht auf ein Generikum umgestellt werde, wenn er<br />

nicht zustimme.<br />

Aus Sicht der Patientenvertretung, Dr. Mercedes Zsifkovics,<br />

wurden bisher k<strong>eine</strong> Probleme in der ersten Umstellungsphase<br />

gemeldet, <strong>die</strong>s könne sich jedoch noch ändern, da es einige Zeit<br />

dauert, bis Rückmeldungen einträfen. Probleme sieht <strong>die</strong> Patientenvertreterin<br />

bei der Schnittstelle zwischen Krankenhaus und<br />

niedergelassenem Bereich. „Mögliche Nachteile oder Verunsicherungen<br />

und Verwirrung beim Patienten sehe ich da, wo ein Medikament<br />

im Krankenhaus verschrieben wird, der Patient zum<br />

Hausarzt kommt und dort nach ökonomischen Richtlinien umgestellt<br />

wird. Der Betroffene erhält ein anderes Medikament, es sieht<br />

anders aus, vielleicht hat es auch <strong>eine</strong> andere Darreichungsform.<br />

Überlegen muss man, wie <strong>die</strong> therapeutische Breite ist und ob<br />

das Medikament wirklich gleich wirkt“, so Zsifkovics. Die Patientenvertreterin<br />

forderte in <strong>die</strong>sem Zusammenhang <strong>eine</strong> <strong>gute</strong> Aufklärung.<br />

„Man weiß, dass psychiatrische Patienten häufigere stationäre<br />

Aufenthalte haben. Was passiert Der Patient kommt<br />

wieder ins Krankenhaus, wird möglicherweise wieder umgestellt,<br />

wird dann wieder entlassen, kommt wieder zum Hausarzt oder<br />

Psychiater. Die Aufklärung ist hier wirklich wichtig“, betonte<br />

Zsifkovics. Die Salzburger Gesundheitslandesrätin Erika Scharer<br />

verwies an <strong>die</strong>ser Stelle erneut auf <strong>die</strong> Kostenentwicklung. „Es ist<br />

dringend notwendig, dass wir den Mut haben, Dinge zu verändern.<br />

Gerade <strong>die</strong>se Salzburger Vereinbarung bietet viele Möglichkeiten.<br />

Die Bewusstseinsbildung,<strong>die</strong>se Aufklärung durch den Arzt<br />

ist <strong>für</strong> mich der Schlüssel zu <strong>eine</strong>m <strong>gute</strong>n Ergebnis unseres<br />

Projektes.<br />

Umstellung der Medikamente kann auch rechtliche<br />

Folgen nach sich ziehen<br />

Einen wichtigen Aspekt stellt bei der Umstellung auch <strong>die</strong> rechtliche<br />

Situation dar, <strong>die</strong> Frage der Haftung, wenn sich der Patient<br />

wehren sollte, da er <strong>für</strong> sich nachteilige Folgen sieht. „Natürlich<br />

hat der Arzt <strong>die</strong> alleinige Haftung. Die kann ihm niemand<br />

abnehmen, weder <strong>die</strong> Ärztekammer als Interessenvertretung<br />

noch <strong>die</strong> Sozialversicherung. Das heißt, der Arzt muss all<strong>eine</strong> entscheiden<br />

können. Und wenn es zum Beispiel <strong>eine</strong> Umstellung ist,<br />

<strong>die</strong> medizinisch nicht begründet ist, sondern nur ökonomisch,<br />

und dem Patienten erwächst ein Schaden daraus, ist das natürlich<br />

in der Verantwortung des Arztes“, so <strong>die</strong> Medizinrechtlerin<br />

Dr. Maria-Luise Plank. Dass <strong>die</strong> Verantwortung hier<strong>für</strong> beim Arzt<br />

bleibt, bestätigt auch Dr. Arnberger. „Es verschreibt der behandelnde<br />

Arzt und er hat <strong>die</strong> alleinige Verantwortung da<strong>für</strong>. Selbstverständlich<br />

gilt das auch <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Umstellung. Es ist nicht unser<br />

Ziel, jetzt möglichst viele Umstellungen zu erreichen, sondern es<br />

geht primär um <strong>die</strong> Neueinstellung.“<br />

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