Heimzeitung Ausgabe 11 - und Pflegeheim Maria Rast in Maria ...
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Früher <strong>und</strong> heute<br />
Fasten– <strong>und</strong> Osterzeit<br />
„Fastenzeit <strong>und</strong> Osterbräuche zu me<strong>in</strong>er Zeit“<br />
Frau <strong>Maria</strong> Kletzl, geboren <strong>in</strong> Mondsee, er<strong>in</strong>nert<br />
sich an ihre K<strong>in</strong>dheit <strong>und</strong> Jugend. Sie erzählt uns,<br />
wie <strong>in</strong> ihrer Familie die Fastenzeit damals geprägt<br />
war. Elisabeth Damberger bedankt sich bei ihr<br />
sehr herzlich für dieses aufschlussreiche Gespräch<br />
<strong>und</strong> die wertvollen Informationen. Wir freuen<br />
uns, dass wir diese E<strong>in</strong>drücke an unsere Leser<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Leser weitergeben dürfen.<br />
Die Eltern von <strong>Maria</strong> Kletzl waren sehr gläubige<br />
Katholiken <strong>und</strong> das hat sie <strong>in</strong> ihrem Leben<br />
auch so beibehalten. Der Aschermittwoch<br />
war e<strong>in</strong> sehr strenger Fasttag, es gab<br />
zu Mittag meistens e<strong>in</strong>e Erbsensuppe <strong>und</strong><br />
Schwarzbrot. In der Fastenzeit wurde generell<br />
e<strong>in</strong>faches Essen gekocht. Sie er<strong>in</strong>nert<br />
sich noch, als ihre Mutter sie mit 14 Jahren<br />
an e<strong>in</strong>em Sonntag um 5.00 Uhr aufweckte<br />
<strong>und</strong> es zum „Kreuzweg beten“ war.<br />
Bei Prozessionen, Festtagen <strong>und</strong> auch am<br />
Palmsonntag wurde geme<strong>in</strong>sam zur<br />
„Rotkreuzkapelle“ gepilgert. Es g<strong>in</strong>gen alle<br />
K<strong>in</strong>der mit ihren Eltern, Bauern <strong>und</strong> Bäuer<strong>in</strong>nen,<br />
alte Männer <strong>und</strong> Frauen mit. Neben<br />
der Kapelle stand e<strong>in</strong>e riesengroße L<strong>in</strong>de<br />
<strong>und</strong> r<strong>und</strong>herum waren Bänke. Auf diesen<br />
wurde dann gemütlich zusammengesessen<br />
<strong>und</strong> die geweihten Lebensmittel verzehrt.<br />
Für die K<strong>in</strong>der damals war das e<strong>in</strong> sehr<br />
schönes Ereignis. Diese schöne Kapelle<br />
steht noch heute <strong>in</strong> Mondsee auf e<strong>in</strong>em<br />
kle<strong>in</strong>en Hügel.<br />
Für den Palmsonntag haben ihr Vater <strong>und</strong> ihr<br />
Bruder immer Palmbuschen geb<strong>und</strong>en. Meistens<br />
um die 50 Stück, große <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>e. Diese<br />
wurden schon vorher von den Leuten bestellt.<br />
Manche Buschen wurden auch damals<br />
schon mit Äpfel, Brezen <strong>und</strong> bunten Bändern<br />
verziert. Sie wurden verkauft <strong>und</strong> danach geweiht.<br />
Dieses Geld wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Schachtel gegeben,<br />
wo darauf stand:<br />
„PALMBUSCHENGELD“<br />
Es wurde gespart <strong>und</strong> bei Bedarf für dr<strong>in</strong>gende<br />
Anschaffungen verwendet. Der letzte<br />
Palmbuschen wurde von den Bauern <strong>in</strong>s Feld<br />
gesteckt, um für e<strong>in</strong>e fruchtbare <strong>und</strong> ertragreiche<br />
Ernte zu bitten.<br />
In der Karwoche wurden auch die Ostereier<br />
gemacht, aber nicht so, wie wir das Eierfärben<br />
gewöhnt s<strong>in</strong>d: Le<strong>in</strong>enfleckerl wurden hergeschnitten,<br />
Kräuter, Blumen, Blätter gesammelt.<br />
Man legte das rohe Ei <strong>in</strong> das Le<strong>in</strong>enfleckerl,<br />
gab Blätter oder Blumen darauf, es<br />
wurde e<strong>in</strong>gerollt, zusammengeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
gekocht. Dadurch entstanden die tollsten<br />
Muster.<br />
Der Karfreitag war e<strong>in</strong> strenger Fasttag, es<br />
wurde wieder Erbsensuppe <strong>und</strong> Brot gegessen.<br />
Die Fastenzeit endete am Karsamstag<br />
mittags.<br />
In Mondsee gab es e<strong>in</strong> Heiliges Grab. Wenn<br />
man den langen schwarzen Vorhang wegzog,<br />
konnte man h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>sehen. Hier er<strong>in</strong>nert sich<br />
Frau Kletzl an e<strong>in</strong>en sehr schönen Brauch:<br />
Der Mesner brachte e<strong>in</strong>en Korb, <strong>in</strong> dem bunte<br />
Kugeln lagen. Die K<strong>in</strong>der durften die Kugeln<br />
mit Öl befüllen, den Docht h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geben <strong>und</strong><br />
diese Kugeln wurden dann über dem Grab<br />
aufgehängt <strong>und</strong> angezündet. Es war für die<br />
K<strong>in</strong>der w<strong>und</strong>erschön zu sehen, wie die Kugeln<br />
leuchteten <strong>und</strong> es <strong>in</strong> dem dunklen Grab<br />
langsam hell wurde.<br />
Am Ostersonntag wurde geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> die<br />
Kirche gegangen, danach Eier gepeckt <strong>und</strong><br />
zu Mittag gab es e<strong>in</strong> Festessen.<br />
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