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Jenaer Glas: Durchblick – die Küche als Labor<br />

Im Rahmen des Schwerpunktprogramms zur Designgeschichte<br />

des <strong>20</strong>. Jahrhunderts zeigt das Wagner-Werk Museum<br />

Postsparkasse noch bis 18. August <strong>20</strong>12 die S<strong>on</strong>derausstellung<br />

„Durchblick – Jenaer Glas, Bauhaus und die Küche als<br />

Labor“. Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte die Firma<br />

Schott in Jena ein völlig neuartiges hitzebeständiges Glas für<br />

den Haushaltsbereich. <strong>Die</strong> K<strong>on</strong>sumenten waren aber gegenüber<br />

dem undekorierten durchsichtigen Glas skeptisch. Für sie<br />

schien es eher für ein Labor als für eine Küche geeignet. Schott<br />

erkannte, dass derart moderne Produkte nicht ohne Formgestaltung<br />

und Werbung erfolgreich verkauft werden k<strong>on</strong>nten.<br />

Es beauftragte Künstler, die im benachbarten Weimar, später<br />

in Dessau am Bauhaus lehrten oder studiert hatten, um dem<br />

noch unbekannten Produkt Gestalt und Image zu geben.<br />

Beim Hauptk<strong>on</strong>kurrenten „Corning Glassworks“ in den<br />

Vereinigten Staaten wurde während des Ersten Weltkriegs<br />

ebenfalls ein hitzebeständiges Glas entwickelt, das als Haushaltsglas<br />

unter dem Handelsnamen „Pyrex“ bekannt wurde.<br />

An diesem Vorbild sollte sich nun auch der Jenaer Betrieb orientieren,<br />

um einen neuen Markt zu erschließen. Ab 1918<br />

wurde daher erstmals eine gläserne Milchflasche angeboten.<br />

Spurey: Japanische Teeinspirati<strong>on</strong>en<br />

Drei Jahre später folgten Teegläser und kurz darauf das „Durax“<br />

Backgeschirr. Schott wurde zu einem wichtigen Partner<br />

für die künstlerische Moderne. Im Auftrag der Firma Schott<br />

entwickelte Gerhard Marcks die Grundform der Kaffeemaschine<br />

„Sintrax“ aus der Kombinati<strong>on</strong> v<strong>on</strong> Zylinder und Halbkugelformen<br />

und schuf damit die erste künstlerisch gestaltete<br />

Industrieform aus Jenaer-Glas. Großen Absatz fanden die<br />

neuen Hauswirtschaftsgläser aber noch immer nicht, noch<br />

standen die K<strong>on</strong>sumenten dem Glas skeptisch gegenüber.<br />

Daher engagierte Schott 1931 Wilhelm Wagenknecht<br />

als freiberuflichen Mitarbeiter und Produktgestalter und holte<br />

László Moholy-Nagy für eine zeitgemäße Werbung nach<br />

Jena. Gemeinsam schafften sie den Durchbruch und Erfolg<br />

des Jenaer Glases. Sowohl die gestalterischen Akzente v<strong>on</strong><br />

Gerhard Marcks und vor allem v<strong>on</strong> Wilhelm Wagenfeld als<br />

auch die Ideen und Werbek<strong>on</strong>zepte v<strong>on</strong> László Moholy-Nagy<br />

werden in der Ausstellung im Wagner-Werk Museum großzügig<br />

und gek<strong>on</strong>nt präsentiert. Mit Jahresende 2<strong>00</strong>5 wurde<br />

die Haushaltsglasfertigung in Jena eingestellt. Seit 1. Jänner<br />

2<strong>00</strong>6 erfolgt die Produkti<strong>on</strong> v<strong>on</strong> Jenaer Glas durch die Zwiesel<br />

Kristallglas AG in der niederbayerischen Stadt Zwiesel.<br />

Kultur kompakt<br />

Eierbecher,<br />

Design Wilhelm<br />

Wagenfeld (o. li.)<br />

Ausschnitt aus<br />

einem der<br />

Werbek<strong>on</strong>zepte<br />

v<strong>on</strong> lászló<br />

Moholy-Nagy<br />

(o. M.)<br />

Teekanne<br />

v<strong>on</strong> Wilhelm<br />

Wagenfeld,<br />

hergestellt in<br />

Jena (o. re.)<br />

V<strong>on</strong> Oktober <strong>20</strong><strong>09</strong> bis März <strong>20</strong>10 fand im Museum für Angewandte Kunst in Wien<br />

die Ausstellung „Chawan – Teeschalen“ statt. Kurt Spurey – seit Jahrzehnten einer<br />

der profiliertesten künstlerischen Keramiker Österreichs – ließ sich v<strong>on</strong> den japanischen<br />

Teeschalen inspirieren und setzte diese in zeitgerechte künstlerische Formen<br />

um, führte das Thema aber gleichzeitig weiter. Er wählte für seine Arbeiten den japanischen<br />

Titel – obwohl seine Schalen zum Gebrauch nicht geeignet sind – aufgrund des hohen Standards der Qualität und Ästhetik der japanischen<br />

Keramik. Er bricht am Weg zur „brauchbaren Schale“ die Arbeit ab und belässt<br />

das Stadium des unvollendeten. So hat jedes Keramikobjekt seine unwiederholbare<br />

Form. Kurt Spurey verzichtet auf den Einsatz der traditi<strong>on</strong>ellen Drehscheibe. im Formen,<br />

Drücken und Schneiden kommt seine Kraft zum Ausdruck. Darüber hinaus experimentiert<br />

er mit Brand und Glasuren. Er wählt die japanische Raku-Technik für den<br />

Brand, die den „Zufall“ als Gestaltungselement für seine Arbeiten verstärkt.<br />

in vier Farben und vier Formen präsentiert Kurt Spurey bis 19. August 1<strong>20</strong> Schalen<br />

in der Schausammlung Asien des Museums für Angewandte Kunst in Wien.<br />

DIE VITRINE 311 Juli-AuGuST 12<br />

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