Lilliput (Heuck, Sigrid 1996) - Perthes-Gymnasium

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der Wal verschwand im Meer. Als der Fischer am nächsten Tag an der gleichen stelle vorbeipaddelte, da war er schon fast sicher, nur geträumt zu haben. Aber etwas war von jenem Tag an anders. Sooft der Fischer aufs Meer fuhr, nie kehrte er mit leeren Händen heim. Selbst wenn die anderen Fischer keinen einzigen Fisch gefangen hatten, er machte jedes mal reichen Fang. Mit seinem Boot war nämlich etwas Seltsames vorgegangen -es fuhr seine eigenen Wege: stets dorthin wo auch Fischschwärme zogen. Oft geschah es, dass der Fischer nach links steuerte, das Boot aber in die entgegengesetzte Richtung fuhr, dorthin wo Fische waren.Und so kam der Fischer mit der Zeit zu der Überzeugung, dass das alles nicht mit rechten Dingen zuging.Und es gab dafür nur eine Erklärung: der Wal Hat sein versprechen gehalten. Der Fischer behielt sein Geheimnis für sich, und das Jagdglück verließ ihn nie mehr, solange er lebte. Eskimo-Geschichte; Katja Schellin -10-
Die Prinzessin auf der Erbse Es war einmal ein Prinz, der war auf der Suche nach einer Gemahlin. Er wollte nicht einfach nur eine Prinzessin heiraten, nein es musste eine ganz besondere, wirkliche, eben eine echte Prinzessin sein! Er reiste in der ganzen Welt herum, besuchte unzählige Königshäuser, aber er fand seine Traumprinzessin nicht. An jeder hatte er etwas auszusetzen. Die eine war ihm zu klein, die andere zu groß. Die eine war ihm zu dünn, die andere zu dick. Manche waren ihm zu ernst, andere zu albern und immer zu fort. Und schön genug war ihm sowieso keine, geschweige denn, vornehm genug. Vor allem aber konnte er einfach nicht festellen, ob es auch wirkliche, eben echte, Prinzessinnen waren. So kam er unverrichteter Dinge wieder zurück in das Schloss seiner Eltern. Fortan war er tief traurig und ging überhaupt nicht mehr aus dem Haus. Eines Abends, als der Prinz mit seinen Eltern im großen Saal vor dem gemütlichen, prasselnden Kaminfeuer saß, zog draußen ein gewaltiges Unwetter auf. Es blitzte und donnerte und es goss in Strömen. Da klopfte es an das Schlosstor und der alte König ging hin, um aufzumachen. Eine Prinzessin stand draußen vor der Tür. Aber wie sah sie aus, pitschnass vom Regen und völlig zerzaust vom Wind! Das Wasser lief ihr von den Haaren und Kleidern herunter, vorn in die Schuhe hinein und hinten wieder heraus. Doch trotzdem konnte man erkennen dass das Mädchen sehr schön war und es behauptete auch, eine wirkliche, echte Prinzessin zu sein. Mitleidig bat der König die Fremde herein und die besorgte Königin kümmerte sich sofort um sie. Sie führte die Prinzessin in eines der vielen prunkvollen Gästezimmer, gab ihr Handtücher und ein feines Nachthemd, sorgte sich um warme Pantoffeln und lies ihr in der Küche einen warmen Schlaftrunk zubereiten. Während sich die Prinzessin im Gästebad die Haare trocknete und sich für die Nacht ankleidete, ließ die Königin das Bett für sie richten. ,,Wollen wir doch mal sehen, ob es sich bei der jungen Dame tatsächlich um eine wirkliche Prinzessin handelt", dachte sie. Sie legte eine winzige getrocknete Erbse auf den Lattenrost des Bettes. Dann wies sie die Zimmermädchen an, zwanzig Matratzen herbeizutragen, die auf den Lattenrost -11-
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