Lilliput (Heuck, Sigrid 1996) - Perthes-Gymnasium

stand bereits des Igels Zwillingsbruder und rief höhnisch: "Endlich kommst du!
Ich warte schon lange!" Der Hase, dessen Mund vom Laufen trocken war, traute
seinen Augen nicht und japste: "Lass uns noch einmal laufen!" "Kein Problem",
erwiderte der Igel. Und beide liefen los. Noch nie in seinem Leben war der Hase
so schnell gelaufen, auch als Hunde hinter ihm herjagten, war er langsamer
gewesen als jetzt bei dem Wettlauf. Doch als er dort eintraf, wo das Rennen
begonnen hatte, winkte ihm der erste Igel entgegen und lachte; "Ich bin schon
da! Du bist schon wieder nur Zweiter!" Doch der Hase wollte unbedingt den
Wettkampf gewinnen, und so lief er den ganzen Tag den Acker auf und ab, ohne
jedoch ein einziges Mal als Erster im Ziel zu sein, denn jedes Mal stand einer
der Igel schon dort und verkündete ihm höhnisch, er habe wieder verloren. Der
hochmütige Hase ermattete immer mehr, so dass der erste Igel schließlich
spottete: "Du solltest wissen, mein Lieber, dass mein Großvater zu seiner Zeit
der schnellste Igel der Welt gewesen ist. Er hat zwar keine Goldmünzen
gewonnen, aber dafür habe ich ja nun deine erlangt." Der Hase ließ sich
erschöpft zu Boden fallen. Alles drehte sich und seine Beine schmerzten.
"Dieser Wettkampf ist mein Ende. Dabei wollte ich auf dem Acker nur Ruhm
erlangen, doch nun werde ich voller Schmach zu Grunde gehen." Völlig ermattet
schleppte er sich nach Hause, um die Goldmünze zu holen und drückte sie, den
Tränen nah, dem Igel in die Hand. Damit hatte er nicht gerechnet!" "Was bin ich
froh, dass mein Großvater dies nicht mehr erleben muss. Sein Enkel und Schüler
unterliegt einem Igel und verliert dabei die wertvolle Goldmünze!", jammerte er.
Im Igelhaus jedoch wurde an jenem Abend sehr fröhlich gefeiert, die Brüder
tanzten ausgelassen mit der Goldmünze durch die Stube. Zum Glück hörte der
Hase nicht, wie die drei über die gelungene List lachten, denn sonst...
Diese Geschichte wurde abgetippt von Sabine Leining.
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