Lilliput (Heuck, Sigrid 1996) - Perthes-Gymnasium
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Die Prinzessin auf der Erbse<br />
Es war einmal ein Prinz, der war auf der Suche nach einer Gemahlin. Er wollte<br />
nicht einfach nur eine Prinzessin heiraten, nein es musste eine ganz besondere,<br />
wirkliche, eben eine echte Prinzessin sein! Er reiste in der ganzen Welt herum,<br />
besuchte unzählige Königshäuser, aber er fand seine Traumprinzessin nicht. An<br />
jeder hatte er etwas auszusetzen. Die eine war ihm<br />
zu klein, die andere zu groß. Die eine war ihm zu<br />
dünn, die andere zu dick. Manche waren ihm zu<br />
ernst, andere zu albern und immer zu fort. Und<br />
schön genug war ihm sowieso keine, geschweige<br />
denn, vornehm genug. Vor allem aber konnte er<br />
einfach nicht festellen, ob es auch wirkliche, eben<br />
echte, Prinzessinnen waren. So kam er<br />
unverrichteter Dinge wieder zurück in das Schloss<br />
seiner Eltern. Fortan war er tief traurig und ging überhaupt nicht mehr aus dem<br />
Haus. Eines Abends, als der Prinz mit seinen Eltern im großen Saal vor dem<br />
gemütlichen, prasselnden Kaminfeuer saß, zog draußen ein gewaltiges Unwetter<br />
auf. Es blitzte und donnerte und es goss in Strömen. Da klopfte es an das<br />
Schlosstor und der alte König ging hin, um aufzumachen. Eine Prinzessin stand<br />
draußen vor der Tür. Aber wie sah sie aus, pitschnass vom Regen und völlig<br />
zerzaust vom Wind! Das Wasser lief ihr von den Haaren und Kleidern herunter,<br />
vorn in die Schuhe hinein und hinten wieder heraus. Doch trotzdem konnte man<br />
erkennen dass das Mädchen sehr schön war und es behauptete auch, eine<br />
wirkliche, echte Prinzessin zu sein. Mitleidig bat der König die Fremde herein<br />
und die besorgte Königin kümmerte sich sofort um sie. Sie führte die Prinzessin<br />
in eines der vielen prunkvollen Gästezimmer, gab ihr Handtücher und ein feines<br />
Nachthemd, sorgte sich um warme Pantoffeln und lies ihr in der Küche einen<br />
warmen Schlaftrunk zubereiten. Während sich die Prinzessin im Gästebad die<br />
Haare trocknete und sich für die Nacht ankleidete, ließ die Königin das Bett für<br />
sie richten. ,,Wollen wir doch mal sehen, ob es sich bei der jungen Dame<br />
tatsächlich um eine wirkliche Prinzessin handelt", dachte sie. Sie legte eine<br />
winzige getrocknete Erbse auf den Lattenrost des Bettes. Dann wies sie die<br />
Zimmermädchen an, zwanzig Matratzen herbeizutragen, die auf den Lattenrost<br />
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