Merkblatt 821 Edelstahl Rostfrei - Sachverstand Gutachten.de
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4 Korrosionsbeständigkeit<br />
4.1 Allgemeines<br />
Bekanntlich weisen die nichtrosten<strong>de</strong>n<br />
Stähle eine im Vergleich zu<br />
<strong>de</strong>n unlegierten und niedriglegierten<br />
Stählen <strong>de</strong>utlich verbesserte<br />
Korrosionsbeständigkeit auf. Sie<br />
sind gegen zahlreiche aggressive<br />
Medien beständig und bedürfen<br />
keines weiteren Oberflächenschutzes.<br />
Diese Passivität wird durch<br />
Zulegieren von min. 10,5 % Cr zum<br />
Eisen bewirkt. Bei mechanischer<br />
Beschädigung <strong>de</strong>r Passivschicht<br />
bil<strong>de</strong>t sich diese spontan wie<strong>de</strong>r aus.<br />
Die Korrosionsbeständigkeit von<br />
<strong>E<strong>de</strong>lstahl</strong> <strong>Rostfrei</strong> ist vorrangig abhängig<br />
von <strong>de</strong>r Legierungszusammensetzung<br />
<strong>de</strong>s Stahls, daneben<br />
von seiner Oberfläche und vom<br />
Gefügezustand. Daher ist die<br />
Wahl <strong>de</strong>r richtigen Stahlsorte im<br />
richtigen Wärmebehandlungszustand<br />
mit <strong>de</strong>r richtigen Oberflächenbearbeitung<br />
wesentlich für<br />
die Korrosionsbeständigkeit.<br />
4.2 Korrosionsarten<br />
Abtragen<strong>de</strong> Flächenkorrosion<br />
Abtragen<strong>de</strong> Flächenkorrosion ist<br />
durch einen gleichmäßigen o<strong>de</strong>r<br />
annähernd gleichmäßigen Abtrag<br />
gekennzeichnet. In <strong>de</strong>r Regel wird<br />
eine Abtragungsrate unter<br />
0,1 mm/Jahr als ausreichen<strong>de</strong> Beständigkeit<br />
gegen Flächenkorrosion<br />
angesehen. Für die Massenverlustrate<br />
pro Flächeneinheit gilt<br />
für nichtrosten<strong>de</strong> Stähle die Beziehung<br />
1 g/h x m 2 =1,1 mm/a.<br />
Gleichmäßige Flächenkorrosion<br />
kann bei nichtrosten<strong>de</strong>n Stählen<br />
nur in Säuren und starken Laugen<br />
auftreten. Sie wird wesentlich von<br />
<strong>de</strong>r Legierungszusammensetzung<br />
bestimmt. So sind z.B. die 17 %-<br />
Chromstähle wesentlich beständiger<br />
als die 13 %-Chromstähle.<br />
Eine noch höhere Beständigkeit<br />
gegen Flächenkorrosion zeigen<br />
die austenitischen Chrom-Nickel-<br />
Stähle. Zusätzlich kann die Beständigkeit<br />
durch Zulegieren von Molybdän<br />
in vielen Fällen weiter erhöht<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Lochkorrosion (Pitting)<br />
Lochkorrosion kann auftreten,<br />
wenn die Passivschicht örtlich<br />
durchbrochen wird. Wenn Chloridionen,<br />
beson<strong>de</strong>rs bei erhöhten<br />
Temperaturen, vorliegen, können<br />
an diesen Stellen – häufig nur na<strong>de</strong>lstichartig<br />
– Löcher entstehen.<br />
Durch Ablagerungen, Fremdrost,<br />
Schlackenreste und Anlauffarben<br />
auf <strong>de</strong>r Oberfläche wird die Gefahr<br />
einer Lochkorrosion verstärkt.<br />
Durch weitere Erhöhung <strong>de</strong>s<br />
Chromgehalts, insbeson<strong>de</strong>re<br />
durch Zusatz von Molybdän und<br />
z.T. von Stickstoff, wird die Beständigkeit<br />
<strong>de</strong>r nichtrosten<strong>de</strong>n<br />
Stähle gegenüber Lochkorrosion<br />
erhöht. Dies kommt in <strong>de</strong>r sog.<br />
Wirksumme<br />
W = % Cr + 3,3 x % Mo<br />
zum Ausdruck. Für sehr hochlegierte<br />
austenitische und ferritischaustenitische<br />
Stähle wird auch das<br />
Legierungselement Stickstoff mit<br />
unterschiedlichen Faktoren in die<br />
Wirksumme einbezogen.<br />
Spaltkorrosion<br />
Spaltkorrosion ist – wie <strong>de</strong>r Name<br />
schon sagt – an das Vorhan<strong>de</strong>nsein<br />
von Spalten gebun<strong>de</strong>n. Diese<br />
können konstruktiv o<strong>de</strong>r betriebsbedingt<br />
(z.B. Ablagerungen) sein.<br />
Da die Spaltkorrosion im wesentlichen<br />
<strong>de</strong>n gleichen Mechanismen<br />
unterliegt wie die Lochkorrosion,<br />
gelten die o.g. Ausführungen<br />
einschl. Legierungseinfluß und<br />
Wirksumme auch hier.<br />
Spannungsrißkorrosion<br />
Bei dieser Korrosionsart entstehen<br />
Risse, die bei nichtrosten<strong>de</strong>n Stählen<br />
im allgemeinen transkristallin<br />
verlaufen. Nur wenn die folgen<strong>de</strong>n<br />
drei Bedingungen gleichzeitig vorliegen,<br />
ist Spannungsrißkorrosion<br />
möglich:<br />
a) die Oberfläche <strong>de</strong>s Bauteils<br />
steht unter Zugspannungen,<br />
b) Einwirkungen eines spezifisch<br />
wirken<strong>de</strong>n Mediums (meist<br />
Chloridionen),<br />
c) Neigung <strong>de</strong>s Werkstoffs zur<br />
Spannungsrißkorrosion.<br />
Bei Zugspannungen ist es gleichgültig,<br />
ob sie von außen durch Zugo<strong>de</strong>r<br />
Biegespannungen aufgebracht<br />
wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r als Eigenspannungen<br />
(z.B. durch Schweißen,<br />
Kaltwalzen o<strong>de</strong>r Tiefziehen) vorliegen.<br />
Die Zugspannungen lassen<br />
sich durch Strahlen abbauen.<br />
Die austenitischen CrNi- und CrNi-<br />
Mo-Standardstähle sind in Chloridlösungen<br />
empfindlicher gegen<br />
Spannungsrißkorrosion als die ferritischen<br />
und austenitisch-ferritischen<br />
Stähle. Bei <strong>de</strong>n austenitischen<br />
Stählen läßt sich die Spannungsrißkorrosionsbeständigkeit<br />
durch Erhöhen <strong>de</strong>s Nickelgehalts<br />
ganz wesentlich verbessern.<br />
Schwingungsrißkorrosion<br />
Bei reiner Schwingungsbeanspruchung<br />
(ohne Korrosionsbelastung)<br />
gibt es eine untere Wechselspannung,<br />
unterhalb <strong>de</strong>r kein Bruch<br />
mehr beobachtet wird: die Dauerschwingfestigkeit.<br />
Demgegenüber<br />
fehlt bei Schwingungsrißkorrosion<br />
meist eine Dauerschwingfestigkeit,<br />
und <strong>de</strong>r Stahl kann auch unterhalb<br />
dieser Grenze zu Bruch<br />
gehen.<br />
Im Unterschied zur Spannungsrißkorrosion,<br />
die nur in spezifisch wirken<strong>de</strong>n<br />
Medien auftritt (s.o.), kann<br />
Schwingungsrißkorrosion grundsätzlich<br />
in allen korrosiv wirken<strong>de</strong>n<br />
Medien in Verbindung mit Wechselbelastungen<br />
auftreten. Die Beständigkeit<br />
gegen Schwingungsrißkorrosion<br />
nimmt zu<br />
– mit zunehmen<strong>de</strong>r<br />
Korrosionsbeständigkeit <strong>de</strong>s<br />
Werkstoffs in <strong>de</strong>m gegebenen<br />
Medium,<br />
– mit zunehmen<strong>de</strong>r Festigkeit<br />
<strong>de</strong>s Stahls.<br />
Diese Korrosionsart tritt in vielen<br />
Bereichen, z.B. im Bauwesen und<br />
im Konsumgüterbereich, praktisch<br />
nicht auf.<br />
Interkristalline Korrosion<br />
Die interkristalline Korrosion stellt<br />
heute bei geeigneter Werkstoffwahl<br />
kein Problem mehr dar. Interkristalline<br />
Korrosion kann in sauren<br />
Medien auftreten, wenn sich<br />
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