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Merkblatt 821 Edelstahl Rostfrei - Sachverstand Gutachten.de

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Bei <strong>de</strong>n dünneren kaltgewalzten<br />

Blechen und Bän<strong>de</strong>rn ist diese Beeinträchtigung<br />

geringer als bei<br />

größeren Querschnitten, beson<strong>de</strong>rs<br />

wenn beim Schweißen möglichst<br />

wenig Wärme in <strong>de</strong>n Nahtbereich<br />

eingebracht wird. Beim Stahl<br />

1.4003 wird die Gefahr <strong>de</strong>r Grobkornbildung<br />

durch an<strong>de</strong>re legierungstechnische<br />

Maßnahmen weitgehend<br />

vermie<strong>de</strong>n. Auf Grund <strong>de</strong>r<br />

günstigen Umwandlungseigenschaften<br />

sind auch größere Querschnitte<br />

ohne Wärmebehandlung<br />

schweißbar. Der Stahl zeigt auch<br />

in <strong>de</strong>r Wärmeeinflußzone gutes<br />

Dauerschwing-, Festigkeits- und<br />

Biegeverhalten.<br />

Sicherheit gegen interkristalline<br />

Korrosion im geschweißten Zustand<br />

bieten die stabilisierten ferritischen<br />

Stähle 1.4509, 1.4510,<br />

1.4511, 1.4512, 1.4520, 1.4521<br />

und 1.4589.<br />

Während die martensitischen<br />

Stähle mit geringen Kohlenstoffgehalten<br />

bedingt schweißgeeignet<br />

sind, wer<strong>de</strong>n die Stähle mit höheren<br />

Kohlenstoffgehalten nicht geschweißt.<br />

Sowohl bei ferritischen als auch<br />

bei martensitischen Stählen wer<strong>de</strong>n<br />

für das Verbindungsschweißen<br />

austenitische Schweißzusätze<br />

empfohlen. Im Hinblick auf die<br />

Korrosionsbeständigkeit kann es<br />

zweckmäßig sein, die Decklagen<br />

artgleich zu schweißen.<br />

Austenitische nichtrosten<strong>de</strong> Stähle<br />

lassen sich leichter schweißen<br />

als ferritische Stähle, jedoch sind<br />

auch hier einige Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

zu beachten:<br />

– Der Wärmeaus<strong>de</strong>hnungskoeffizient<br />

liegt um ca. 50 %<br />

höher, wodurch die Entstehung<br />

von Verformungen und Restspannungen<br />

begünstigt wer<strong>de</strong>n.<br />

– Die Wärmeleitfähigkeit ist um<br />

ca. 60 % niedriger; hierdurch<br />

wird die Wärme in <strong>de</strong>r<br />

Schweißzone konzentriert.<br />

Durch Kupferunterlagen kann<br />

sie wirkungsvoll abgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Die austenitischen Stähle wer<strong>de</strong>n<br />

im Hinblick auf die For<strong>de</strong>rung<br />

nach gleich guter Korrosionsbeständigkeit<br />

von Grundwerkstoff<br />

und Schweißgut mit artgleichen<br />

o<strong>de</strong>r höherlegierten Schweißzusätzen<br />

gefügt. Diese sind in <strong>de</strong>r chemischen<br />

Zusammensetzung so abgestimmt,<br />

daß sie auch gegen<br />

Heißrißbildung beim Schweißen sicher<br />

sind. Die Ti- o<strong>de</strong>r Nb-stabilisierten<br />

Sorten und die Stähle mit<br />

abgesenktem Kohlenstoffgehalt<br />

sind ohne Wärmenachbehandlung<br />

im geschweißten Zustand gegen<br />

interkristalline Korrosion (s. Kapitel<br />

4.2) beständig. Liegt die Blechdicke<br />

über 5 mm, so ist <strong>de</strong>r Kohlenstoff<br />

auf Werte unter 0,03 % zu beschränken.<br />

Die Schweißbarkeit <strong>de</strong>r austenitisch-ferritischen<br />

(Duplex-)Stähle<br />

mit Zusatzwerkstoff wird hauptsächlich<br />

durch die Eigenschaften<br />

<strong>de</strong>r Wärmeeinflußzone bestimmt.<br />

Deshalb sollte eine darauf abgestimmte<br />

Schweißtechnik eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Zum Schweißen<br />

wird ein Zusatzwerkstoff mit angehobenem<br />

Nickelgehalt empfohlen.<br />

Anlauffarben sind entwe<strong>de</strong>r zu vermei<strong>de</strong>n<br />

(Formieren) o<strong>de</strong>r nach<br />

<strong>de</strong>m Schweißen mechanisch o<strong>de</strong>r<br />

chemisch sorgfältig zu entfernen,<br />

um die Korrosionsbeständigkeit<br />

<strong>de</strong>r Schweißnähte sicherzustellen.<br />

Detaillierte Angaben zum Schweißen<br />

nichtrosten<strong>de</strong>r Stähle sind in<br />

<strong>de</strong>m ISER-<strong>Merkblatt</strong> Schweißen<br />

von <strong>E<strong>de</strong>lstahl</strong> <strong>Rostfrei</strong> (MB 823)<br />

enthalten.<br />

6 Umformbarkeit<br />

Die nichtrosten<strong>de</strong>n Stähle weisen<br />

in <strong>de</strong>r Regel ein gutes Umformverhalten<br />

auf, so daß sie für eine Vielzahl<br />

verschie<strong>de</strong>ner Anwendungen<br />

in Betracht kommen. Von Be<strong>de</strong>utung<br />

sind hier insbeson<strong>de</strong>re die<br />

Flachprodukte aus nichtrosten<strong>de</strong>n<br />

Stählen, die ihren Gebrauchswert<br />

in vielen Fällen erst durch einen<br />

nachfolgen<strong>de</strong>n Umformvorgang erhalten.<br />

Zu <strong>de</strong>n wichtigsten Umformverfahren<br />

für Flacherzeugnisse zählt das<br />

Tiefziehen. Man unterschei<strong>de</strong>t je<br />

nach <strong>de</strong>m vorliegen<strong>de</strong>n Spannungszustand<br />

zwischen <strong>de</strong>m „echten“<br />

Tiefziehen (z. B. Näpfchen-<br />

Tiefziehen) und Streckziehen.<br />

Beim „echten“ Tiefziehen ist das<br />

Nachfließen <strong>de</strong>s Zuschnittes über<br />

<strong>de</strong>n Ziehring möglich, während <strong>de</strong>r<br />

Zuschnitt beim Streckziehen durch<br />

<strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rhalter starr gehalten<br />

wird und kein Nachfließen möglich<br />

ist. Die Verformung erfolgt in diesem<br />

Fall allein aus <strong>de</strong>r Blechdicke.<br />

Viele reale Umformteile, insbeson<strong>de</strong>re<br />

solche mit komplizierter Geometrie,<br />

stellen eine Kombination<br />

von „echtem“ Tiefziehen und<br />

Streckziehen dar.<br />

Für Flacherzeugnisse ist weiterhin<br />

das Biegen ein häufig angewen<strong>de</strong>tes<br />

Umformverfahren. Es kann entwe<strong>de</strong>r<br />

auf einer Abkantpresse im<br />

Gesenk durchgeführt wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />

mittels Rollenprofilierung in Walzgerüsten<br />

erfolgen. Beispiele für<br />

letzteres sind das Kaltprofilieren<br />

sowie die Herstellung von längsnahtgeschweißten<br />

Rohren.<br />

Bei Langerzeugnissen aus nichtrosten<strong>de</strong>n<br />

Stählen kommt in erster<br />

Linie die Kaltmassivumformung<br />

zur Anwendung. Hierzu zählen das<br />

Kaltfließpressen und das Kaltstauchen.<br />

Als weiteres Umformverfahren<br />

wird das Ziehen angewen<strong>de</strong>t.<br />

Es hat zum Ziel, das Produkt in die<br />

gewünschte Abmessung zu bringen<br />

(z.B. Drahtdurchmesser). In<br />

vielen Fällen ist aber auch die mit<br />

<strong>de</strong>r Verformung verbun<strong>de</strong>ne Kaltverfestigung<br />

erwünscht. Typische<br />

Beispiele sind das Ziehen von Fe<strong>de</strong>rdraht<br />

sowie das Rohrziehen bei<br />

<strong>de</strong>r Präzisionsrohrherstellung.<br />

Die ferritischen nichtrosten<strong>de</strong>n<br />

Stähle verhalten sich hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Umformkräfte<br />

annähernd wie die unlegierten<br />

Stähle. Sie sind jedoch im Vergleich<br />

zu unlegierten Tiefziehstählen<br />

in ihrem Verformungsvermögen<br />

eingeschränkt, da nicht die<br />

Umformbarkeit, son<strong>de</strong>rn die Korrosionsbeständigkeit<br />

die oberste<br />

Priorität in <strong>de</strong>n gewünschten Eigenschaften<br />

besitzt.<br />

Beim Näpfchen-Tiefziehen erreichen<br />

ferritische nichtrosten<strong>de</strong> Stähle,<br />

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