Merkblatt 821 Edelstahl Rostfrei - Sachverstand Gutachten.de
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1 Einleitung<br />
<strong>E<strong>de</strong>lstahl</strong> <strong>Rostfrei</strong> ist ein Sammelbegriff<br />
für die nichtrosten<strong>de</strong>n Stähle.<br />
Sie enthalten min<strong>de</strong>stens 10,5 %<br />
Chrom (Cr) und weisen gegenüber<br />
unlegierten Stählen eine <strong>de</strong>utlich<br />
verbesserte Korrosionsbeständigkeit<br />
auf. Höhere Cr-Gehalte und<br />
weitere Legierungsbestandteile<br />
wie z.B. Nickel (Ni) und Molybdän<br />
(Mo) erhöhen die Korrosionsbeständigkeit<br />
weiter. Darüber hinaus<br />
kann das Hinzulegieren bestimmter<br />
an<strong>de</strong>rer Elemente auch weitere<br />
Eigenschaften positiv beeinflussen,<br />
z.B.<br />
– Niob, Titan (Beständigkeit<br />
gegen interkristalline<br />
Korrosion),<br />
– Stickstoff (Festigkeit,<br />
Korrosionsbeständigkeit) und<br />
– Schwefel (Spanbarkeit).<br />
Damit verfügen die Konstrukteure,<br />
Verarbeiter und Verwen<strong>de</strong>r über<br />
eine Vielzahl von Stahlsorten für<br />
mannigfaltige Anwendungsgebiete.<br />
Seit Erfindung <strong>de</strong>r nichtrosten<strong>de</strong>n<br />
Stähle im Jahre 1912 haben Hersteller<br />
und Verarbeiter unterschiedliche<br />
Han<strong>de</strong>lsnamen verwen<strong>de</strong>t,<br />
wie V2A/V4A, NIROSTA, REMA-<br />
NIT, Cromargan. Das Wort „<strong>E<strong>de</strong>lstahl</strong>“<br />
ohne <strong>de</strong>n Zusatz „<strong>Rostfrei</strong>“<br />
reicht als Bezeichnung nicht aus;<br />
<strong>de</strong>nn zu <strong>de</strong>n E<strong>de</strong>lstählen gehören<br />
auch die Gruppen E<strong>de</strong>lbaustahl,<br />
Wälzlagerstahl, Schnellarbeitsstahl,<br />
Werkzeugstahl mit wesentlich<br />
an<strong>de</strong>ren Gebrauchseigenschaften.<br />
Ausgehend vom Konsumgüterbereich<br />
hat sich <strong>de</strong>r Begriff <strong>E<strong>de</strong>lstahl</strong><br />
<strong>Rostfrei</strong> durchgesetzt. <strong>E<strong>de</strong>lstahl</strong><br />
<strong>Rostfrei</strong> hat in seiner langjährigen<br />
Geschichte aufgrund <strong>de</strong>r ihm<br />
eigenen Korrosionsbeständigkeit<br />
und guter mechanischer Eigenschaften<br />
zunehmen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung<br />
in immer mehr Verarbeitungsbereichen<br />
erlangt. Das spiegelt sich in<br />
einer beachtlichen Steigerungsrate<br />
<strong>de</strong>r Produktion: Zwischen 1950<br />
und 2000 ist die Jahres-Rohstahlerzeugung<br />
an nichtrosten<strong>de</strong>n Stählen<br />
in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik von ca.<br />
38.000 t auf rund 1,6 Mio t gestiegen.<br />
Auch die Zahl <strong>de</strong>r Verarbeitungsbetriebe<br />
hat zugenommen. Heute<br />
sind mehr als 700 Verarbeiter im<br />
Warenzeichenverband <strong>E<strong>de</strong>lstahl</strong><br />
<strong>Rostfrei</strong> e.V. zusammengeschlossen<br />
und verwen<strong>de</strong>n das eingetragene<br />
Markenzeichen (Bild 1).<br />
Die nichtrosten<strong>de</strong>n Stähle wer<strong>de</strong>n<br />
als Walz- und Schmie<strong>de</strong>stähle und<br />
als Stahlguß gefertigt. Diese<br />
Schrift behan<strong>de</strong>lt die Walz- und<br />
Schmie<strong>de</strong>stähle. Sie soll die Unterschie<strong>de</strong><br />
zwischen <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />
<strong>E<strong>de</strong>lstahl</strong> <strong>Rostfrei</strong>-Sorten ver<strong>de</strong>utlichen<br />
und die Auswahl für die<br />
Anwendungen erleichtern. Auf die<br />
Verarbeitung wird nur eingegangen,<br />
soweit dies zum Verständnis<br />
erfor<strong>de</strong>rlich ist. Ausführlich ist darüber<br />
im ISER-<strong>Merkblatt</strong> 822 Die<br />
Verarbeitung von <strong>E<strong>de</strong>lstahl</strong> <strong>Rostfrei</strong><br />
berichtet. Weitere Einzelheiten<br />
über Eigenschaften, Verarbeitung<br />
und Verwendung können <strong>de</strong>m Literaturnachweis<br />
entnommen wer<strong>de</strong>n<br />
o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Lieferfirmen erfragt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
2 Einteilung <strong>de</strong>r<br />
nichtrosten<strong>de</strong>n<br />
Stähle<br />
Tabelle 1 enthält die chemischen<br />
Zusammensetzungen <strong>de</strong>r wichtigsten<br />
genormten Walz- und Schmie<strong>de</strong>stähle.<br />
Darüber hinaus gibt es<br />
für spezielle Anwendungen weitere<br />
nichtrosten<strong>de</strong> Stähle, die in<br />
EN 10088 genormt und in <strong>de</strong>r<br />
Stahl-Eisen-Liste aufgeführt sind.<br />
Die nichtrosten<strong>de</strong>n Stähle wer<strong>de</strong>n<br />
nach ihrer chemischen Zusammensetzung<br />
in die vier in Tabelle 2<br />
genannten Gruppen nachfolgend<br />
eingeteilt, die sich auf <strong>de</strong>n Gefügezustand<br />
beziehen (Bild 2).<br />
Darüber hinaus haben ausscheidungshärtbare<br />
nichtrosten<strong>de</strong> Stäh-<br />
Bild 2: Beispiele typischer Gefügeausbildung bei verschie<strong>de</strong>nen Stahlsorten:<br />
a) Stahl Werkstoff-Nr. 1.4511 mit ferritischem Gefüge<br />
b) Stahl Werkstoff-Nr. 1.4313 mit martensitischem Gefüge<br />
c) Stahl Werkstoff-Nr. 1.4301 mit austenitischem Gefüge<br />
d) Stahl Werkstoff-Nr. 1.4462 mit austenitisch-ferritischem Gefüge<br />
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