Download Homes 4/2010 (PDF) - BILANZ Homes
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«Die industrielle Umgebung<br />
ist gewöhnungsbedürftig»<br />
Die in New York lebende Architektin Winka Dubbeldam hat in Manhattan,<br />
der Wiege der Loftkultur, zahlreiche Umnutzungen verwirklicht.<br />
Winka Dubbeldam, leben sie<br />
selbst in einem Loft?<br />
Ja, ich habe während vier Jahren<br />
in unserem Greenwich<br />
Street Project gelebt. Kürzlich<br />
haben wir aber ein altes Industriegebäude<br />
in TriBeCa gekauft,<br />
in dem ich nun einen Loft direkt<br />
über dem Büro bewohne.<br />
Was ist das greenwich street<br />
Project?<br />
Ein historisches Lagerhaus, das<br />
wir renoviert und mit einem<br />
zeitgenössischen An und Aufbau<br />
ergänzt haben. Es umfasst<br />
über 7000 Quadratmeter auf elf<br />
Stockwerken. Darin befinden<br />
sich 25 Wohnlofts sowie Läden<br />
und Kunstgalerien. Die Lofts<br />
haben wir als offene Räume mit<br />
je einem komplett ausgestatteten<br />
Badezimmer konzipiert.<br />
Den Grundriss konnten die Bewohner<br />
selber bestimmen.<br />
Was ist bei einer solchen umnutzung<br />
die grösste schwierigkeit<br />
für den architekten?<br />
Das Einholen der Bewilligungen.<br />
Der Amtsschimmel bei der<br />
Stadtplanung und die Wartezeiten<br />
bei der Antragsstellung<br />
sind unglaublich.<br />
und bautechnisch?<br />
Da sind die Aufgaben ähnlich<br />
wie bei jedem anderen Wohnprojekt.<br />
Wir versuchen, möglichst<br />
gerade Achsen durch die<br />
Gebäude zu legen, sodass die<br />
Bewohner bei der Planung flexibel<br />
sind und ihre Küchen und<br />
Bäder nach Belieben platzieren<br />
können.<br />
Was ist die grösste herausforderung<br />
für den angehenden<br />
Loftbewohner?<br />
Oft ist schon die industrielle<br />
Umgebung gewöhnungsbedürftig.<br />
Dazu kommen die Offenheit<br />
und die hohen Decken<br />
der Räume. Wenn man selbst<br />
nicht umbauen kann, braucht es<br />
einen Innenarchitekten und<br />
Bauunternehmer. Wichtig ist,<br />
dass man die Dämmwerte prüft,<br />
denn Industriegebäude sind oft<br />
sehr kalt.<br />
Wie richtet man einen solch<br />
riesigen raum am besten ein?<br />
Gewöhnliche Möbel wirken in<br />
grossen Lofts mickrig. Wenn<br />
der Kunde die Atmosphäre eines<br />
offenen Lofts mag, schaffen wir<br />
Funktionszonen mit fliessenden<br />
Übergängen. Anstatt mit Türen<br />
und Wänden arbeiten wir mit<br />
Material und Grössenunterschieden<br />
und kreieren so private<br />
und öffentliche Bereiche.<br />
Was macht die attraktivität<br />
des Lebens in einem Loft aus?<br />
Der Freiraum. Noch in den<br />
neunziger Jahren hat man mehr<br />
Raum für weniger Geld bekommen,<br />
vor allem auch deshalb,<br />
weil die Besitzer oder<br />
Investoren kaum etwas in den<br />
Ausbau investierten. Das ist<br />
mittlerweile anders. Dafür befinden<br />
sich Lofts heute in noch<br />
spannenderen Stadtteilen.<br />
Bleiben die Leute in ihren<br />
Lofts, oder werden sie dieser<br />
Wohnform irgendwann<br />
überdrüssig?<br />
Wenn sie die Lofts nicht aus<br />
finanziellen Gründen ausbauen<br />
Das Greenwich Street<br />
Project ist ein historisches<br />
Industriegebäude<br />
in Manhattan, das<br />
Winka Dubbeldam<br />
renovierte und mit<br />
einem gläsernen An-<br />
und Aufbau ergänzte.<br />
und weiterverkaufen – wie es<br />
hier in New York sehr oft passiert<br />
–, bleiben die meisten Bewohner.<br />
Aber das kommt natürlich<br />
sehr auf die Stadt an. New<br />
Yorker sind nomadisch!<br />
Zur Person: Die gebürtige Holländerin Winka Dubbeldam studierte in Rotterdam und New York Architektur, bevor sie 1994 das Büro<br />
ArchiTectonics gründete. Neben ihren Umbau und Einrichtungsprojekten unterrichtet sie an mehreren amerikanischen Hochschulen.<br />
Sie lebt in Manhattan. adresse: ArchiTectonics, 11 Hubert Street, New York, NY 10013, T +1 212 226 03 03, www.architectonics.com<br />
4 // <strong>2010</strong> // <strong>BILANZ</strong>homes 19