Download Homes 4/2010 (PDF) - BILANZ Homes
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interview // annette gigon / mike guyer<br />
«Mal<br />
laut, mal<br />
leis»<br />
Das Architekturbüro von Annette<br />
Gigon und Mike Guyer gehört<br />
zu den gefragtesten der Schweiz.<br />
Nach Museen im In- und Ausland<br />
baut das Duo zurzeit in Zürich<br />
das höchste Gebäude der Schweiz.<br />
46 <strong>BILANZ</strong>homes // 4 // <strong>2010</strong><br />
mirko Beetschen, intervieW //<br />
sandro fiechter, fotos<br />
BiLanZ homes: frau Gigon, herr Guyer, haben sie unter<br />
ihren vielen Projekten einen Liebling?<br />
annette Gigon (a.G.): Diese Frage wird uns immer wieder<br />
gestellt. Sicher weil unsere Arbeit in den letzten Jahren an Spannbreite<br />
gewonnen hat und heute ebenso Wohnbauten umfasst wie<br />
Umbauten, Museen und Bürogebäude. Aber wir müssen Sie<br />
enttäuschen: Es ist nicht eines, sondern es sind viele Lieblingsprojekte,<br />
darunter die fertig gestellten und die neuen, mit denen<br />
wir noch beschäftigt sind.<br />
Bekannt geworden sind sie mit museumsprojekten wie dem<br />
museum Liner in appenzell oder dem kirchner museum<br />
in davos, Bauten, die horizontal ausgerichtet sind. mit dem<br />
Prime tower in Zürich gehen sie nun massiv in die vertikale.<br />
War dieser Wechsel schwierig?<br />
a.G.: Museen und Ausstellungsbauten sind tendenziell auf einem<br />
Geschoss konzentriert, weil die Menschen sich auf einer einzigen<br />
Ebene am leichtesten bewegen und orientieren können. Aber es<br />
gibt in unserem Werk Ausnahmen. Bei zwei Museumsgebäuden<br />
haben wir dieses horizontale Prinzip der Raumanordnung verlassen:<br />
Das Archäologische Museum Kalkriese in Deutschland ergänzt<br />
mit einem Aussichtsturm beim ehemaligen Schlachtfeld der<br />
Hermannsschlacht die horizontal angeordneten Museumsräume,<br />
und auch das Museumsgebäude im französischen MouansSartoux<br />
ist als kleiner Turm konzipiert, in dem sich die Ausstellung von<br />
Halbgeschoss zu Halbgeschoss in die Höhe schraubt.<br />
mike Guyer (m.G.): Ein wichtiger Unterschied zwischen den<br />
Museumsbauten und dem Prime Tower ist, dass die Museen<br />
öffentlich zugänglich sind, die Büros nicht. Bei unseren Museumsbauten<br />
sind Gebäudevolumen und Ausstellungsräume eine untrennbare<br />
Einheit, beim Prime Tower bilden Gebäudehülle,<br />
Struktur und Erschliessungsräume den übergeordneten Rahmen<br />
für sehr verschiedene, individuell gestaltete Arbeitswelten.<br />
Was ist die besondere architektonische herausforderung bei<br />
einem hochhaus?<br />
a.G.: Der Wettbewerb für den Prime Tower 2004 war für uns die<br />
erste Gelegenheit, uns fundiert mit der Thematik eines Bürohochhauses<br />
auseinanderzusetzen. Neben der Schaffung von gut belichteten<br />
Arbeitsplätzen, immer im Verhältnis zu Fluchttreppenhäusern<br />
und Liften, nahmen wir uns vor, für das grosse Gebäude<br />
eine Form und Materialität zu finden, die komplex und vielfältig<br />
ist und nicht nur dem alltäglichen Gebrauch der Büromieter dient,<br />
sondern auch dem täglichen optischen Gebrauch der ganzen Stadtbevölkerung.<br />
Das Gebäude ist schliesslich von weit her sichtbar<br />
und bildet einen neuen Orientierungspunkt in Zürich West.<br />
mit dem Prime tower und den hochhäusern auf dem<br />
Löwenbräu-areal prägen sie das stadtbild Zürichs nachhaltig.<br />
Wie geht man mit dieser verantwortung um?<br />
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