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Die Kadrierung der Macht bei David Lynch

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3. Disziplinierung durch die Mo<strong>der</strong>ne<br />

4.2.1 Körperliche Gewalt und Blick<br />

Im Film wird vor allem in <strong>der</strong> Unterschicht das Thema <strong>der</strong> körperlichen Gewalt themati-<br />

siert und inszeniert. Neben <strong>der</strong>ben Sprüchen ist körperliche Gewalt ein Artikulations-<br />

merkmal <strong>der</strong> im Film dargestellten Unterschicht, zu <strong>der</strong> letztlich auch Bytes zählt. <strong>Die</strong>ser<br />

wendet gegenüber Merrick Schläge an, um diesen gefügig zu machen. <strong>Die</strong>se peinlichen,<br />

unmittelbaren Strafen, sieht Foucault als eine Strafzeremonie an (vgl. Foucault 2008, 711).<br />

Mit Blick auf den Film findet diese jedoch nur in einem kleinen Kreis statt. Somit kann sich<br />

Bytes zum einen Merrick gefügig machen und gleichzeitig den Jungen, <strong>der</strong> <strong>bei</strong> ihm lebt<br />

einschüchtern. <strong>Die</strong>se Einschüchterung kommt vor allem in jener Szene zum Eindruck, als<br />

Treves den von Bytes geschlagenen Merrick untersucht. Als sein Blick auf den des Jun-<br />

gen neben Bytes trifft, schaut dieser verängstigt (vgl. <strong>Lynch</strong> 1980, 00:24:43f).<br />

Jedoch beschränkt sich diese <strong>Macht</strong>strategie seitens Bytes nicht nur auf seinen „Elefan-<br />

tenmenschen“ und den Jungen. Immer wie<strong>der</strong> packt er auch Treves am Kragen und ver-<br />

sucht diesen somit einzuschüchtern <strong>Die</strong>se Einschüchtern wird im Film vor allem durch<br />

nahe Einstellungen inszeniert, die somit unmittelbar wirken. Hier<strong>bei</strong> sind die Blicke von<br />

Bytes immer starr auf seinen Gegenüber gerichtet, um die Ernsthaftigkeit des Anliegens<br />

deutlich zu machen. <strong>Die</strong> körperliche Gewalt im Film funktioniert daher nur über körperli-<br />

che Nähe und direkte Blicke. Bytes steht somit für einen vormo<strong>der</strong>nen, peinlichen <strong>Macht</strong>-<br />

typus, welcher im Verlauf des Films immer weniger Akzeptanz findet. Vor allem am Ende<br />

des Films, als Bytes Merrick in Frankreich ausstellt, wirken die Zuschauer schockiert über<br />

Bytes Verhalten. <strong>Die</strong>ser sich durchsetzende <strong>Macht</strong>typ im Film beschreibt Foucault als<br />

Disziplinarmacht, <strong>der</strong>en Mechanismen und Ergebnisse im Film an mehreren Stellen zu se-<br />

hen sind. Zeithistorisch erklärt Foucault: „[I]m Laufe des 17. und 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts sind die<br />

Disziplinen zu allgemeinen Herrschaftsformen geworden. Sie unterscheiden sich von <strong>der</strong><br />

Sklaverei, da sie nicht auf den Besitz des Körpers beruhen; das ist ja gerade die Eleganz<br />

<strong>der</strong> Disziplin, daß sie auf ein so kostspieliges und gewaltsames Verhältnis verzichtet und<br />

da<strong>bei</strong> mindestens ebenso beachtliche Nützlichkeitseffekte erzielt“ (Foucault 2008, 839).<br />

4.2.2 Disziplinierung<br />

<strong>Die</strong>se Nutzbarmachung des Körpers, sieht man vor allem in jenen Szenen, in denen Tre-<br />

ves Blick durch die Straßen streift und die sich gleichmäßig bewegenden Menschen an<br />

den Maschinen sieht. <strong>Die</strong>se nehmen ohne Androhung von Folter die Ar<strong>bei</strong>t an und fügen<br />

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