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Die Kadrierung der Macht bei David Lynch

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„Der Sühne, die dem Körper rasende Scherzen zufügt, muß eine Strafe folgen, die in<br />

<strong>der</strong> Tiefe auf das Herz, das Denken, den Willen, die Anlagen wirkt. Ein für allemal hat<br />

Mably das Prinzip formuliert: ‚<strong>Die</strong> Strafe soll, wenn ich so sagen darf, eher die Seele<br />

treffen als den Körper‘“ (Foucault 2008, 719).<br />

Mit Blick auf diese Feststellung, stellt Foucault in Bezug auf die <strong>Macht</strong> heraus, dass<br />

<strong>Macht</strong> keine Sache sei, die man besitzen könne, son<strong>der</strong>n vielmehr eine Strategie:<br />

„<strong>Die</strong>se <strong>Macht</strong> ist nicht so sehr etwas, was jemand besitzt, son<strong>der</strong>n vielmehr etwas,<br />

was sich entfaltet; nicht so sehr das erworbene o<strong>der</strong> bewahrte ‚Privileg‘ <strong>der</strong> herrschen-<br />

den Klasse, son<strong>der</strong>n vielmehr die Gesamtwirkung ihrer strategischen Positionen – eine<br />

Wirkung, welche durch die Position <strong>der</strong> Beherrschten offenbart und gelegentlich er-<br />

neuert wird. An<strong>der</strong>erseits richtet sich diese <strong>Macht</strong> nicht einfach als Verpflichtung o<strong>der</strong><br />

Verbot an diejenigen, welche ‚sie nicht haben‘; sie sind ja von <strong>der</strong> <strong>Macht</strong> eingegrenzt,<br />

die <strong>Macht</strong> verläuft über sie und durch sie hindurch; sie stützt sich auf sie, ebenso wie<br />

diese sich in ihrem Kampf gegen sie darauf stützen, daß sie von <strong>der</strong> <strong>Macht</strong> durchdrun-<br />

gen sind.“ (Foucault 2008, 729).<br />

<strong>Die</strong>se Durchdringung <strong>der</strong> <strong>Macht</strong> wird nach Foucault durch die Disziplinen realisiert, die<br />

sich zwischen dem 17. Und 18. Jahrhun<strong>der</strong>t formieren und weiterentwickeln.<br />

2.1.3 Disziplinen und Wissen<br />

Unter dem Begriff <strong>der</strong> Disziplin versteht Foucault zunächst ein komplexes <strong>Macht</strong>system:<br />

„<strong>Die</strong> ‚Disziplin‘ kann we<strong>der</strong> mir einer Institution noch mit einem Apparat identifiziert<br />

werden. Sie ist ein Typ von macht; eine Modalität <strong>der</strong> Ausübung von Gewalt; ein Kom-<br />

plex von Instrumenten, Techniken, Prozeduren, Einsatzebenen, Zielscheiben; sie ist ei-<br />

ne ‚Physik‘ o<strong>der</strong> eine ‚Anatomie‘ <strong>der</strong> <strong>Macht</strong>, eine Technologie“ (Foucault 2008, 922).<br />

Foucault stellt fest, dass die Justiz als <strong>Macht</strong>system sich im zunehmenden Maße die Hu-<br />

manwissenschaften wie die Medizin, die Psychologie o<strong>der</strong> die Pädagogik zu nutze mache<br />

(vgl. Foucault 2008, 933f). Das habe zum einen den Effekt, dass sich Wissen formieren<br />

und sich die <strong>Macht</strong> in den Disziplinen gegenseitig steigern würde. Zum an<strong>der</strong>en würde<br />

dieses Wissen dazu benutzt werden, um fallorientiert disziplinieren zu können. Foucault<br />

spricht daher von einem Disziplinarindividuum als Zielscheibe dieser <strong>Macht</strong> (vgl. Foucault<br />

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