Bewertungs- und Beurteilungsverfahren - Mebis - Bayern

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Bewertungs- und Beurteilungsverfahren I. Veränderungen durch veränderte Unterrichtsformen In Notebook-Klassen entwickeln sich auf ganz natürliche Weise freie Unterrichtsformen mit einer Abkehr vom Frontalunterricht. 1. Ist-Stand Leistungsbewertung Schüler in Notebook-Klassen arbeiten verstärkt im Team, in freien, selbst organisierten Unterrichtsformen und bilden ein Tutorensystem aus. Jeder Lehrer bemerkt in solchen Klassen die Ausbildung von weiteren Kompetenzen, die mit dem herkömmlichen Bewertungsstandards nicht erfasst werden können. Die übliche Leistungsbewertung besteht aus zwei Komponenten, den schriftlichen Arbeiten und mündlichen Epochalnoten. Die Notenstufen sollen ausdrücken, wie sehr der Schüler den Anforderungen gerecht wird. Die Bewertung erfolgt je nach dem wie gut ein Ziel erreicht wurde. Darüber hinausgehender Wissens- und Kompetenzerwerb wird nicht erfasst. 2. Veränderte Unterrichtsformen Durch Notebook-Klassen verändert sich der Unterricht, dem auch die Bewertung gerecht werden muss. Freie Unterrichtsformen und Teamarbeit sowie fächerübergreifende Arbeiten werden verstärkt. Die Rolle des Lehrers ändert sich. Aber auch durch den Notebook-Einsatz ergeben sich neue Möglichkeiten zur Bewertung. Für den Notebook-Unterricht bieten sich vor allem offene Unterrichtsformen an, wie z. B. Freiarbeit und Projektunterricht. Individuelle Freiarbeit ermöglicht einen klar definierten Raum, der Schülern Gelegenheit gibt, nach eigener Wahl, eigenem Rhythmus und in frei gewählter Sozialform selbstständig zu arbeiten, z. B. Stationentraining oder Wochenplan. Der Lehrer bietet den Schülern ausgewählte Arbeitsmittel an, die sie selbsteinschätzend verwenden können, um vom Lehrer festgesteckte inhaltliche Lernziele erreichen zu können. Freiarbeit im Team im Rahmen von Projektunterricht, bei dem anfangs ein Plan steht, der von Schülern und Lehrer gemeinsam erarbeitet wird, der eine arbeitsteilige Form erfordert und an dessen Ende meist eine Präsentation von Arbeitsergebnissen steht, stellt eine weitere sinnvolle Unterrichtsform für den Notebook-Unterricht dar. Die Arbeitsmaterialien besorgen sich die Schüler weitgehend selbst und es erfolgt ein regelmäßiger Rollenwechsel vom Lernenden zum Lehrenden und zurück. (WELL-Prinzip = wechselseitiges Lernen und Lehren) Die Schülerrolle verändert sich vom passiven Wissensaufnehmer zum aktiven Wissenserwerber bis hin zum Wisssensvermittler. Seite 2
Bewertungs- und Beurteilungsverfahren Die Lehrerrolle verändert sich vom Instrukteur zum Berater, Moderator, Beobachter und wenn nötig Regulator. Der Lernprozess nimmt eine ebenbürtige Stufe neben der Zielerreichung ein. Auf dem eigenverantwortlichen Lernen (EVA) liegt das Gewicht. Selbstständigkeit und -organisation, aber auch selbstkritische Fehleranalyse sind Kernpunkte dieser Unterrichtsformen, sodass Schüler Lern- und Wissensdefizite selbstgesteuert schließen können. 3. Spannungsfeld zwischen Vorgaben und transparenter Bewertung Jeder Lehrer, der schon einmal Gruppenarbeit durchgeführt hat, kennt das Problem der Bewertung dieser Unterrichtsform, denn die herkömmlichen Bewertungsstandards gehen davon aus, dass Leistung individuell erbracht wird (vgl. Bayerisches Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen, BayEUG, Art. 52). Somit kann nicht jedem Schüler in einer Gruppe die gleiche Note gegeben werden. Doch wie kann der Lehrer individuelle Bewertungsmaßstäbe in der Gruppenarbeit finden und vor allem auch belegen (vgl. MODUS 21 Maßnahme, Nr. 15). Zudem steht am Ende jeder Schulkarriere eine Abschlussprüfung, die nach den herkömmlichen Bewertungsstandards bewertet wird und auch für Notebook-Klassen keine Ausnahme macht und Schüler auch dahingehend vorbereitet werden müssen. Wissenschaftliche Studien belegen, dass Notebook-Klassen, die mit herkömmlichen Bewertungsstandards beurteilt wurden nur einen geringen bis keinen Leistungsunterschied zu herkömmlich unterrichteten Klassen zeigen. Allerdings erwerben die Notebook-Klassenschüler weitere Handlungskompetenzen und Schlüsselqualifikationen. Sie entwickeln also auf mehreren Gebieten Fähigkeiten, die bei der klassischen Notengebung und Testung kaum Berücksichtigung finden (vgl. Notebook-Klassen in der Schule - was spricht dafür im Portal medieninfo bayern). Wenn die Schüler aber diese zusätzlichen Fähigkeiten erwerben, sollten sie auch darüber eine Rückmeldung und Beurteilung bekommen. Wie das eingehende Beispiel Gruppenarbeit zeigt, kann eine Lösung die Bewertung nach einheitlichen Bewertungskriterien (vgl. S. 5) sein, die sowohl dem Schüler angemessen als auch für den Lehrer praktikabel sind, sodass sie die Schüler nicht beim Lernen ablenken oder behindern. Seite 3
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