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Predigt zu 1. Joh 4, 7-12 am Sonntag, den 29. August 2010

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<strong>Predigt</strong> <strong>zu</strong> <strong>1.</strong> <strong>Joh</strong> 4, 7-<strong>12</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>Sonntag</strong>, <strong>den</strong> <strong>29.</strong> <strong>August</strong> <strong>2010</strong><br />

Schriftlesung, Matthäus 6,1-4:<br />

„Hütet euch, eure Frömmigkeit vor <strong>den</strong> Menschen <strong>zu</strong>r Schau <strong>zu</strong> stellen! Denn dann<br />

habt ihr keinen Lohn mehr von eurem Vater im Himmel <strong>zu</strong> erwarten.<br />

Wenn du also einem Bedürftigen etwas spendest, dann häng es nicht an die große Glocke!<br />

Benimm dich nicht wie die Scheinheiligen in <strong>den</strong> Synagogen und auf <strong>den</strong> Straßen.<br />

Sie wollen nur von <strong>den</strong> Menschen geehrt wer<strong>den</strong>. Ich versichere euch: Sie haben ihren<br />

Lohn schon kassiert. Wenn du also etwas spendest, dann tu es so unauffällig, dass deine<br />

linke Hand nicht weiß, was die rechte tut. Dein Vater, der auch das Verborgene<br />

sieht, wird dich dafür belohnen.“<br />

Bei der Schriftlesung, liebe Gemeinde, sind wir <strong>den</strong> Gedanken nachgegangen, was uns<br />

bewegt oder eben auch nicht bewegt, Gutes <strong>zu</strong> tun. Ob wir es spontan tun oder berechnend.<br />

Vor allem haben wir gehört, was Jesus von uns erwartet – nämlich dass wir Gutes<br />

tun, ohne nach Anerkennung oder Vorteil <strong>zu</strong> fragen. Hier setzt der <strong>Predigt</strong>text ein<br />

und erklärt dann, was Gott bewegt hat, Gutes <strong>zu</strong> tun.<br />

Textlesung, <strong>1.</strong> <strong>Joh</strong>annesbrief 4,7-<strong>12</strong>:<br />

Ihr Lieben, wir wollen einander lieben, <strong>den</strong>n die Liebe kommt von Gott! Wer liebt, hat<br />

Gott <strong>zu</strong>m Vater und kennt ihn. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; <strong>den</strong>n Gott ist Liebe.<br />

Dadurch ist Gottes Liebe unter uns offenbar gewor<strong>den</strong>, dass er seinen einzigen<br />

Sohn in die Welt sandte. Durch ihn wollte er uns das neue Leben schenken.<br />

Das Einzigartige an dieser Liebe ist: Nicht wir haben Gott geliebt, sondern er hat uns<br />

geliebt. Er hat seinen Sohn gesandt, d<strong>am</strong>it er durch seinen Tod Sühne leiste für unsere<br />

Schuld. Ihr Lieben, wenn Gott uns so sehr geliebt hat, dann müssen auch wir einander<br />

lieben. Niemand hat Gott je gesehen. Aber wenn wir einander lieben, lebt Gott in uns.<br />

Dann hat seine Liebe bei uns ihr Ziel erreicht.<br />

Liebe Gemeinde,<br />

ist es so einfach, Liebe weiter<strong>zu</strong>geben<br />

Was <strong>Joh</strong>annes in seinem Brief fordert, möchte ich mit einer Beispielgeschichte vergleichen…<br />

Der Besitzer eines kleinen Gartens machte sich Sorgen (sicherlich war es nicht dieses<br />

Jahr). Der Sommer war außergewöhnlich trocken, und seine Blumen waren <strong>am</strong> verwelken.<br />

Auch die Sträucher brauchten dringend Wasser. Eine Wasserleitung gab es nicht.<br />

Nur im rechten Nachbargarten entsprang eine kleine Quelle. Darum blühte es dort drüben<br />

auch ganz üppig, und das Gras war dort noch saftig grün. So fasste sich der Gärtner<br />

ein Herz und ging <strong>zu</strong>m Eigentümer des Nachbargrundstückes. „Würdest du mir erlauben,<br />

von deiner Quelle aus einen kleinen Graben <strong>zu</strong> ziehen, d<strong>am</strong>it ich meine Blumen<br />

mit Wasser versorgen kann“<br />

Der Nachbar gab <strong>zu</strong>r Antwort: „Ja, du kannst gern einen Graben von dir <strong>zu</strong> mir ziehen.<br />

Allerdings unter einer Bedingung: Du musst noch einen Graben ziehen!“ „Zwei<br />

Gräben“ fragte der andere verständnislos. „JA! Ein Graben führt von meiner Quelle <strong>zu</strong><br />

deinem Garten. Und der zweite Graben führt von dir <strong>zu</strong>m nächsten Nachbarn!“<br />

Der Gärtner staunte nicht schlecht. Dann machte er sich fröhlich an die Arbeit. Wenn es<br />

ihm gut ging, warum sollte er dann nicht <strong>den</strong> Nachbarn dran Teil haben lassen! Ja, er<br />

wollte gerne davon weitergeben!“


„Lasst uns einander lieb haben, <strong>den</strong>n die Liebe ist von Gott!“ so bringt es der <strong>Joh</strong>annesbrief<br />

auf <strong>den</strong> Punkt. Gott gibt uns aus seiner reichen Quelle. Das Wasser, das aus seiner<br />

Quelle fließt, ist die Liebe. Sie ist unbegrenzt.<br />

Das ist der große Unterschied zwischen der Liebe, mit der Gott liebt und der Liebe, mit<br />

der wir Menschen lieben können. Unsere Liebe ist begrenzt und darum meist die Reaktion<br />

auf etwas, das uns angetan wird. Die Liebe Gottes ist unbegrenzt und vorausset<strong>zu</strong>ngslose<br />

Aktion. Er liebt. Punkt. Er ist die Quelle der Liebe, und wir sind Empfänger<br />

und Boten der Liebe.<br />

Von Natur aus lieben wir, weil wir geliebt wer<strong>den</strong>. Wir lieben, weil wir jemand schön<br />

oder sympathisch fin<strong>den</strong>. Wir lieben einen Fußballclub, weil er erfolgreich ist, und die<br />

Liebe schlägt in Wut um, wenn die Erwartungen enttäuscht wer<strong>den</strong>. Liebe als Reaktion.<br />

Gott dagegen liebt. Er ist die Quelle der Liebe. Darum gibt es für diese Liebe, die nur<br />

Gott hat und nur Gott uns schenken kann, ein eigenes Wort: Agape. Gott ist die Quelle<br />

der Agape. Darum können wir großzügig davon weitergeben. Wer Liebe verschenkt,<br />

wird noch reicher. Er wird aus der Quelle frische Liebe hin<strong>zu</strong>bekommen.<br />

Wir gleichen in der Beziehung einem Behälter. Wenn er geschlossen wird und alles<br />

Wasser für sich behält, ist es bald abgestan<strong>den</strong>. Es s<strong>am</strong>meln sich Algen an, und er wird<br />

schmutzig. Er wird <strong>zu</strong>r Brutstelle für Schnakenlarven und Ungeziefer.<br />

Egoismus oder Selbstliebe nennen wir das. Es kann <strong>zu</strong> einer stinken<strong>den</strong> Brühe wer<strong>den</strong>,<br />

die wir Selbstverliebtheit nennen. Menschen, die nur auf sich selbst bezogen sind, wer<strong>den</strong><br />

anderen <strong>zu</strong>r Last.<br />

Wenn jedoch einer Liebe weitergibt, ist er wie eine Regentonne, die ständig Wasser an<br />

andere abgibt und sie erfrischt. Unter dem Regen wird diese Regentonne immer frisch<br />

aufgefüllt. Mit der Liebe ist es nicht anders. Wer davon weitergibt, ist reich an Liebe. Der<br />

hat reine Liebe.<br />

Liebe Gemeinde, der Vergleich ist sicher anschaulich.<br />

Aber gelingt es uns auch immer im normalen Leben Da haben wir, <strong>den</strong>ke ich, eine<br />

ernste, große Aufgabe! Und ein wunderbares Ziel, <strong>den</strong>n an der Liebe soll man uns<br />

Christen erkennen!<br />

Wir können uns an <strong>Joh</strong>annes, der <strong>den</strong> <strong>Joh</strong>annesbrief schrieb, selbst ein Beispiel nehmen.<br />

Jesus hat <strong>den</strong> temper<strong>am</strong>entvollen und aufbrausen<strong>den</strong> Mann „Donnersohn“ genannt.<br />

Und das Donnerkind, das die Probleme mit Feuer vom Himmel lösen wollte, wird<br />

durch Jesus <strong>zu</strong>m Sonnenkind. <strong>Joh</strong>annes sucht immer die Nähe von Jesus und will sich<br />

in seiner Liebe sonnen.<br />

Das brauchen wir. Wir müssen mehr Zeit im Sonnenstudio der Liebe Gottes verbringen.<br />

Wir müssen in seiner Liebe ba<strong>den</strong>. Die Zeit <strong>zu</strong> Gebet und Anbetung in der Gegenwart<br />

Gottes füllt uns auf. Und wenn Gottes Wort in unserer Seele wirkt, macht es sie frei.<br />

Das ist der Weg, wie unser innerer Liebesakku immer wieder aufgela<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> kann.<br />

Gottes Liebe erreicht uns noch anders. Indem er uns die Dinge neu sehen lässt. Im<br />

Haus von Simon wur<strong>den</strong> die Gäste von einer Prostituierten überrascht, die sich Jesus<br />

näherte und ihm ihre Dankbarkeit zeigte, indem sie weinte, seine Füße küsste und sie<br />

mit kostbarem Salböl salbte. Das löste allgemeines Unverständnis aus. Doch Jesus<br />

schaut seine Gastgeber an und entgegnet: „Ihre vielen Sün<strong>den</strong> sind vergeben, <strong>den</strong>n sie<br />

hat viel Liebe gezeigt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig“ (Lukas 7,47).


Wenn wir wenig Liebe füreinander haben, könnte es doch auch daran liegen, dass uns<br />

unsere Sün<strong>den</strong> nicht mehr bewusst sind und dass uns nicht mehr klar ist, was das bedeutet,<br />

dass Jesus uns vergibt. Dann kann es helfen, dass Du Dir einmal wieder deine<br />

Sün<strong>den</strong> der Vergangenheit bewusst machst. Empfinde Reue, sieh die Größe deiner<br />

Sün<strong>den</strong> an und spüre wieder neu, was es heißt, dass diese vielen Sün<strong>den</strong> alle vergeben<br />

sind. Der Preis ist bezahlt, die Strafe ist erlassen. Dir sind deine Sün<strong>den</strong> vergeben!<br />

„Lasst uns lieben, <strong>den</strong>n er hat uns <strong>zu</strong>erst geliebt.“ Die <strong>zu</strong>vorkommende Liebe Gottes<br />

gibt die Reserve, Liebe weiter<strong>zu</strong>geben. Wer geliebt ist, kann andere lieben. Wer sich<br />

angenommen weiß, kann andere annehmen.<br />

Wenn es um die Liebe der Geschwister in der Gemeinde geht, ist für <strong>Joh</strong>annes nun<br />

aber ein ganz zentraler Gedanke der, dass die Liebe <strong>zu</strong> Gott und die Liebe <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Brüdern<br />

und Schwestern ganz eng miteinander verbun<strong>den</strong> sind.<br />

Es gibt zwei Wege, Jesus <strong>zu</strong> lieben. Entweder indirekt im Hören auf seine Worte und im<br />

Gebet oder direkt über die Liebe <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Geschwistern. Beides gehört <strong>zu</strong>s<strong>am</strong>men. Beides<br />

lässt sich nicht voneinander trennen. Wir müssen in der Gemeinde ernst d<strong>am</strong>it machen,<br />

dass Jesus Christus in allen lebt, die ihn aufgenommen haben und von seinem<br />

Geist erfüllt sind.<br />

Das heißt: Wenn du Jesus begegnen willst, wenn du ihm gegenübertreten willst, musst<br />

du in die Gemeinde gehen. Wenn du einen Bruder oder einer Schwester ansiehst,<br />

siehst du Jesus in die Augen. Wenn du ihnen die Hand gibst, schüttelst du Jesus die<br />

Hände. Wenn du sie verachtest, verachtest du Jesus. Wenn du im Unfrie<strong>den</strong> lebst, lebst<br />

du mit Jesus im Unfrie<strong>den</strong>.<br />

Denken Sie jetzt an ein ganz bestimmtes Gemeindeglied und sehen Sie diesen Bruder<br />

oder diese Schwester mit diesem Bewusstsein an. <strong>Joh</strong>annes spricht an dieser Stelle<br />

auch von der Liebeslüge. Er sagt: „Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott und hasst seinen<br />

Bruder, der ist ein Lügner“.<br />

Die Tatsache, ob jemand Gott liebt, lässt sich nicht nachprüfen. Gott ist unsichtbar. Die<br />

Intensität der Liebe <strong>zu</strong> Gott kann ich von außen nicht feststellen. Da kann einer viel erzählen<br />

und viel behaupten.<br />

Mit der Liebe <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Geschwistern in der Gemeinde ist das ganz anders. Liebe und Gegenliebe,<br />

aber auch Lieblosigkeit, Hass und Verachtung lassen sich in der Gemeinde<br />

sehr wohl feststellen. Daher kann ich nicht sagen: „Ich liebe Gott“ und mein Verhältnis<br />

<strong>zu</strong> <strong>den</strong> Glaubensgeschwistern ist nicht von Liebe geprägt.<br />

Den Bruder und die Schwester kann man sich nicht heraussuchen wie einen Freund<br />

oder eine Freundin. Sie sind einem vorgegeben. Sie wur<strong>den</strong> einem <strong>zu</strong>r Seite gestellt. In<br />

die F<strong>am</strong>ilie der Gemeinde Jesu werde ich durch die Wiedergeburt hineingeboren.<br />

<strong>Joh</strong>annes macht daher keine Aussagen über die Liebenswürdigkeit meiner Glaubensgeschwister.<br />

Er nennt keine Bedingungen, die eintreten müssen, d<strong>am</strong>it ich sie lieben<br />

kann. Die einzige Aussage, die <strong>Joh</strong>annes macht ist: Sie sind sichtbar. Daher: Liebe sie!<br />

Die anderen Seiten, die nicht <strong>zu</strong> Jesus passen, sind natürlich bei <strong>den</strong> Geschwistern in<br />

der Gemeinde auch da. Ich sehe in ihnen nicht nur Jesus, sondern auch all<strong>zu</strong> menschliches.<br />

Bei allem, was wir <strong>am</strong> anderen sehen, entdecken wir schnell die Schattenseiten.<br />

Aber bei mir ist das doch genauso.


Einer hat das so formuliert: „Jesus hat sich darauf eingestellt, mir lebenslang die Füße<br />

<strong>zu</strong> waschen.“ Das bedeutet: Die Liebe von Jesus <strong>zu</strong> mir ist illusionslos. Er kennt meine<br />

Macken, meine Ecken und Kanten. Er weiß, wer ich bin.<br />

Und weil diese Liebe <strong>zu</strong> mir so illusionslos stark ist, hat sie unbedingt die Folge, dass<br />

ich die Geschwister liebe, und zwar genauso illusionslos. Nicht weil sie so nett sind,<br />

sondern weil Jesus in ihnen lebt und weil sie Jesus so kostbar sind, dass er für sie gestorben<br />

ist.<br />

Manchmal wer<strong>den</strong> wir einander lieben, indem wir einander immerhin ertragen, wie Paulus<br />

es ganz nüchtern sagt: „Ertragt einer <strong>den</strong> andern in Liebe“ (Epheser 4,2). Aber wir<br />

wer<strong>den</strong> einander nicht aus dem Weg gehen. Wir wer<strong>den</strong> uns nicht voneinander trennen.<br />

Genauso wie wir bei Jesus bleiben, wer<strong>den</strong> wir an der Einheit mit dem Bruder und der<br />

Schwester festhalten.<br />

Amen.

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