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Alle ETFs im überblick - EXtra-Magazin

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Interview<br />

und sehen uns dann die positiven oder<br />

negativen Abweichungen an. Liegt die Abweichung<br />

<strong>im</strong> Rahmen unserer Erwartung,<br />

ist es in Ordnung, ansonsten suchen wir<br />

Kontakt zum Fondsmanagement und hinterfragen<br />

die Gründe.<br />

Barbara Claus (Morningstar): Wir gehen<br />

in der Morningstar Fondsanalyse ähnlich<br />

vor. Sehen wir gravierende Abweichungen in<br />

der Performance, dann fragen wir nach, ob<br />

sich die Strategie geändert hat und suchen<br />

in unserer Datenbank nach ähnlichen Konzepten,<br />

um den Fonds besser einschätzen<br />

zu können. Ein Strategiewechsel stellt für<br />

uns <strong>im</strong>mer einen Grund dar, unsere Fondseinschätzung<br />

zu überprüfen.<br />

Winker: Die Frage zum Umgang mit den<br />

Managern in schlechten Phasen ist eine sehr<br />

spannende. Wenn wir von einem Fondsmanager<br />

überzeugt sind und wissen, dass er<br />

seiner Strategie treu bleibt, dann kaufen wir<br />

gerne seinen Fonds gerade dann, wenn er<br />

eine schlechte Phase hat. Denn wir gehen<br />

davon aus, dass diese Strategie die negative<br />

Phase irgendwann wieder aufholt. Genau<br />

dann möchten wir investiert sein, um daran<br />

überproportional zu partizipieren.<br />

Selbach: Die Frage ist, aus welchen Quellen<br />

ein Fondsmanager seine Performance<br />

schöpfen kann, wenn er aktive Selektion<br />

betreibt Und hier sind wir uns einig, dass<br />

ein Rentenfonds mit einem 4-6-jährigen<br />

Laufzeitenband nur sehr schwer einen Mehrwert<br />

generieren kann. Ein Emerging Markets<br />

Rentenfonds hat aber <strong>im</strong> Vergleich dazu eine<br />

ganze Menge mehr Optionen. Da gibt es die<br />

Währung, die Laufzeit, die Schuldner, die<br />

Sektoren – eine ganze Menge Möglichkeiten<br />

um die Managerfähigkeit zu beweisen. Ihre<br />

Aussage, Herr Winker, dass es kaum Manager<br />

gibt, die den Markt schlagen können,<br />

möchte ich daher so nicht stehen lassen.<br />

Guseck: Dazu hätte ich eine Frage an Professor<br />

Weber. Wenn ich es richtig verstanden<br />

habe, dann beziehen sich vielzitierten<br />

Studien von Brinson und Ibbotson zum<br />

Thema Asset Allokation auf die Schwankung<br />

des Portfolios und nicht die Wertentwicklung.<br />

Wenn ich ein Portfolio zu 90%<br />

aus Aktien oder zu 90% aus Renten aufbaue,<br />

dann ist doch klar, dass die Schwankungen<br />

über die Asset Allokation erklärt<br />

werden. Daraus abzuleiten, man sollte<br />

passiv investieren und sich nur auf die<br />

Asset Allokation fokussieren, ist für mich<br />

unverständlich. Wenn man am Kapitalmarkt<br />

langfristig eine reale Rendite von 2-3<br />

Prozent erzielen kann und durch aktives<br />

Management nochmal 2 Prozent erzielt<br />

werden können, dann hat man einen riesen<br />

Mehrwert für den Kunden erzielt. Man<br />

muss sich dann nicht die Frage stellen, ob<br />

der Markt steigt oder fällt, sondern kann<br />

sich auf eine vernünftige Asset Allokation<br />

und die entsprechende Managerselektion<br />

konzentrieren.<br />

Prof. Dr. Martin Weber (Uni-Mannhe<strong>im</strong>):<br />

Die Aussage, dass durch aktives Management<br />

ein Mehrertrag von 2-3 Prozent<br />

erzielt werden kann, glaube ich nicht. Die<br />

Wissenschaft zeigt eindeutig, dass das<br />

nicht möglich ist.<br />

Guseck: Das ist nicht richtig. Die Wissenschaft<br />

zeigt, dass es keine persistenten Renditen<br />

bei Fonds gibt.<br />

Weber: Ja, das ist aber schon ein Wort,<br />

oder<br />

Guseck: Die Frage ist jedoch, wie der<br />

Gleichgewichtsmechanismus bei Investmentfonds<br />

funktioniert. Es ist nicht der<br />

Preis, weil <strong>im</strong> Schnitt alle Fonds in etwa<br />

die gleichen Kosten haben. Somit muss<br />

es einen anderen Faktor geben, der das<br />

Marktgleichgewicht bei aktiven Fonds<br />

herbeiführt und der erklärt, dass es keine<br />

Persistenz in den Überrenditen gibt. Und<br />

das ist meiner Ansicht nach das Fondsvolumen.<br />

Es ist deutlich einfacher mit einem<br />

kleinen Fondsvolumen Überrenditen zu erzielen<br />

als mit einem großen. Es gibt auch<br />

Studien die zeigen, dass neue Gelder in<br />

die Fonds gehen, die sich in der Vergangenheit<br />

gut entwickelt haben. Wenn es<br />

dann schwieriger wird für den Fondsmanager,<br />

eine Outperformance zu generieren<br />

erklärt sich somit eine Mean Reversion<br />

der Überrenditen, und es lässt sich keine<br />

Persistenz dieser feststellen. Es sei denn<br />

Fonds würden ihre Fondsgröße rechtzeitig<br />

begrenzen und ab einem best<strong>im</strong>mten Volumen<br />

keine neuen Gelder mehr annehmen.<br />

Da aber die Kapitalanlagegesellschaften<br />

nach dem Fondsvolumen bezahlt werden,<br />

passiert das viel zu selten.<br />

Weber: Das tolle ist ja, das wir in der Forschung<br />

die gleichen Daten bekommen wie<br />

Sie und damit auch Analysen machen können.<br />

Ziel unser jungen Studenten ist es,<br />

ohne Arbeit reich werden. Aber es gelingt<br />

ihnen nicht. Es gibt unzählige Studien die<br />

belegen, dass aktives Management nicht<br />

funktioniert. Aber Sie haben recht, dass die<br />

Fondsgröße auf alle Fälle einen Einfluss<br />

auf die Qualität des Fonds hat, schon allein<br />

wegen dem Market Impact und vielen<br />

anderen Punkten.<br />

Es gibt in großen Anlagemärkten einfach<br />

keinen Informationsvorteil. Jede Information<br />

ist in den Preisen bereits berücksichtigt. Ich<br />

hätte einen Vorteil, wenn ich mich bei einem<br />

mittelständischen Unternehmen abends auf<br />

den Parkplatz setze und mit den Arbeitern<br />

spreche – dann erfahre ich vielleicht Informationen<br />

eher als andere.<br />

Guseck: Ich kann aber auch einen analytischen<br />

Informationsvorsprung haben.<br />

Weber: Ja, aber auch die analytischen Vorteile<br />

zweifle ich an. Denn wenn ein Marktteilnehmer<br />

mit jemanden von z.B. Goldman<br />

Sachs handelt, ist es sehr unwahrscheinlich,<br />

dass der wesentlich besser oder schlechter<br />

ist. An der Börse handeln meist Profis miteinander.<br />

Warum sollte einer dauerhaft besser<br />

sein als der andere<br />

Guseck: Ich gebe Ihnen recht, dass das<br />

nicht einfach ist solche Personen zu identifizieren,<br />

aber es gibt sie und man kann sie finden,<br />

wenn man weiß, wonach man suchen<br />

muss.<br />

Weber: Aber nur wenn Fondsmanager aktiv<br />

„wetten“ eingehen, um dem Markt zu<br />

schlagen. Das kann dann gutgehen – oder<br />

aber auch nicht.<br />

Selbach: Das ist genau das Problem. Fonds<br />

haben es bisher als Aufgabe gesehen, über<br />

Researchleistung auf Einzeltitelebene Alpha<br />

zu generieren. Die Frage ist, ob sich die Zeit<br />

nicht verändert hat. Also sollte ein einzelner<br />

Aktienfonds nicht aktiver gesteuert werden,<br />

also in schlechten Phasen Cash aufgebaut<br />

werden Dies passiert aus Sicht der Privatanleger<br />

<strong>im</strong>mer noch viel zu selten.<br />

Claus: Das halte ich für gefährlich, da es<br />

Seite 18 September 2012

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