Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Rassistische Vorfälle · Polizei<br />
Abteil kontrolliert wird. Auf Nachfrage wird ihm jedes<br />
Mal mitgeteilt, dass es sich um eine stichprobenartige<br />
Zoll- bzw. Identitätskontrolle handelt. Nachdem seiner<br />
Beobachtung nach immer ausschließlich „fremd“<br />
wirkende Personen kontrolliert werden, spricht er die<br />
BeamtInnen auf diesen Umstand an, der für ihn auf<br />
eine ethnisch diskriminierende Vorgangsweise der<br />
Polizei hinweist. Er ersucht auch um Bekanntgabe der<br />
Dienstnummer des Beamten, welche er erhält. Die BeamtInnen<br />
fordern ihn auf, mit ihnen das Abteil zu verlassen,<br />
und verlagern die Kontrolle in den Ausstiegsbereich<br />
des Waggons, damit „niemand gestört werde“.<br />
Nun will ein Beamter wissen: „Haben sie Waffen mit<br />
Haben sie Drogen, Spritzen mit“ Ohne eine Antwort<br />
abzuwarten, durchwühlt ein Beamter seinen Rucksack.<br />
Herr A. teilt den BeamtInnen mit, dass er sich<br />
als Student auf dem Weg zu seiner Fachhochschule<br />
befindet und nur Bücher und seinen Laptop mit sich<br />
führt. Während sein Rucksack durchwühlt wird, teilt<br />
er einer Beamtin mit, dass diese Kontrolle für ihn eine<br />
Diskriminierung darstelle, da die kontrollierten Personen<br />
wie er allein aufgrund ihres „fremden“ Aussehens<br />
ausgewählt würden. Die Polizistin meint, dass seine<br />
Empfindungen nachvollziehbar seien, aber dies sei<br />
„nun mal eine Probe, welche dazu dient, Asylanten zu<br />
orten.“<br />
Herr A. meldet den Vorfall an ZARA und kritisiert<br />
diese Kontrollen als „geplante kontinuierliche Aktionen“,<br />
um den „MigrantInnen“ das Gefühl zu geben,<br />
kein Teil von Österreich zu sein. Herr A. hofft, dass<br />
die Polizei sich dessen bewusst wird und die Durchführung<br />
derartiger Kontrollen überdenkt. ZARA dokumentiert<br />
den Vorfall und bestätigt Herrn A., dass<br />
es sich hierbei um eine Form des ethnic profiling (➞<br />
Glossar) handelt.<br />
33<br />
Frau E. hat einen indischen Vater und eine<br />
Schweizer Mutter. Sie wurde in Wien geboren<br />
und ist österreichische Staatsbürgerin. In einer Septembernacht<br />
sitzt sie mit einem Freund gambischer<br />
Herkunft im Wiener Volksgarten auf einer Parkbank.<br />
Plötzlich werden die beiden von einem Scheinwerferlicht<br />
geblendet. Ihr Bekannter meint: „Na toll, schon<br />
wieder.“ Frau E. bemerkt erstaunt, dass fünf Polizeibeamten<br />
auf sie zukommen und sie nach Ausweisen<br />
fragen und diese kontrollieren. Aufgrund des Umstandes,<br />
dass außer Frau E. und ihrem Freund sonst keine<br />
anderen ParkbesucherInnen im Umkreis kontrolliert<br />
werden, ersucht sie die Beamten um Auskunft ob<br />
des Anlasses der Kontrolle. Sie äußert außerdem die<br />
Vermutung, dass der Grund für die Ausweiskontrolle<br />
ihre Hautfarbe sein könnte. In unfreundlichem Ton<br />
antwortet ihr einer der Beamten, dass sie ihm nicht<br />
<strong>Rassismus</strong> unterstellen solle. Er fügt hinzu, dass Frau<br />
E. eine Rassistin gegenüber „Weißen“ sei. Nachdem<br />
die Beamten die Ausweise unbeanstandet retourniert<br />
haben, gehen sie weiter. Einer der Beamten sagt<br />
laut hörbar: „Ich hasse diese Rassisten!“ Frau E. ist geschockt.<br />
Ihr Bekannter teilt ihr mit, dass solche Kontrollen<br />
für ihn alltäglich sind. Frau E. ersucht ZARA um<br />
Dokumentation des Vorfalls.<br />
34<br />
Frau S. wendet sich mit folgendem Fall an<br />
ZARA:<br />
Werkstätten- und<br />
Kulturhaus<br />
Als sie an einem Nachmittag im Juni ein Haus im 16.<br />
Wiener Gemeindebezirk betritt, fällt ihr Rauchgeruch<br />
auf, welcher aus dem ersten Stock zu kommen scheint.<br />
Als sie dem nachgeht, trifft sie dort auf drei PolizistInnen,<br />
die vor der Wohnungstür eines der Hausbewohner<br />
stehen und mit diesem sprechen. Dieser öffnet<br />
gerade das Gangfenster, um den aus seiner Wohnung<br />
dringenden Rauchgeruch zu beseitigen. Frau S. wird<br />
Zeugin, wie einer der Polizisten den Ausweis des dunkelhäutigen<br />
Mannes auf den Boden wirft und zu ihm<br />
sagt: „Geh rein und lass‘ dich ja nicht wieder blicken!<br />
Wenn wir noch einmal kommen müssen, dann wirst<br />
du was erleben!“ Frau S. ist schockiert über das ihrer<br />
Meinung nach respektlose Verhalten der PolizistIn-<br />
WUK<br />
www.wu<br />
27<br />
Währinger Straße 59, 1090 Wien<br />
Telefon 01-40121-0<br />
www.wuk.at<br />
Bildung & Beratung<br />
Gesellschaft & Politik<br />
Interkulturelle Initiativen