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Rassismus Report 2010 - Zara

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cyber hate · The Love-Hate-Net – Ergebnisse der INACH Konferenz<br />

von links nach rechts:<br />

Dieter Schindlauer (Vorsitzender von ZARA, Österreich), Ronald Eissens (Generaldirektor und Mitbegründer der Magenta Foundation; Leiter der Meldestelle für Diskriminierung<br />

im Internet, Niederlande), Axel Maireder (wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Publizistik, Universität Wien, Österreich), Stefan Glaser (stv. Direktor von jugendschutz.net,<br />

Deutschland ), Igor Vejnovic (Mitarbeiter im Regionalen Zentrum für Minderheiten, Serbien), Jonathan Vick (Berater für Internettechnologie bei der Liga gegen Diffamierung, USA)<br />

Good-will Kooperationen mit den Providern funktionieren<br />

gut, wenn ein persönlicher Kontakt besteht,<br />

bestätigt INACH-Geschäftsführerin Suzette Bronkhorst.<br />

Generell berufen sich IT-Service- und NetzwerkbetreiberInnen<br />

allerdings auf nationales Recht und<br />

lehnen Verantwortung für Inhalte ab – das Internet<br />

gehöre allen und die Inhalte seien privat. Wenn jede<br />

Firma Nutzungsbestimmungen festlegen würde,<br />

gäbe es keinen Raum mehr für freie Meinungsäußerung,<br />

rechtfertigen die VertreterInnen von Microsoft<br />

Europe ihre Politik. Facebook geht einen Schritt weiter:<br />

Die sozialen Netzwerke seien letztendlich eine private<br />

Kommunikationsplattform, und ohne Austausch<br />

gäbe es keine Meinungsbildung. Facebook glaube<br />

diesbezüglich an den Sieg des Guten über das Böse,<br />

sagte Richard Allan, Facebook Policy Officer Europe,<br />

auf der Konferenz, dennoch hat er INACH in Aussicht<br />

gestellt, Richtlinien ausarbeiten zu wollen, nach denen<br />

Anfragen bezüglich rassistischer Inhalte künftig<br />

an Facebook gestellt werden können.<br />

Anders als am Schulhof oder Fußballplatz, sind<br />

die Kommunikationsräume der sozialen Netzwerke<br />

vermittelt, halb-öffentlich und stark vernetzt<br />

– dazu kommen spezifische Risiken und<br />

Herausforderungen wie die unmittelbare und<br />

schwer-kontrollierbare Verbreitung von Nachrichten<br />

durch die Überschneidung von sonst getrennten<br />

Gruppen.<br />

Axel Maireder<br />

Eine solche Entwicklung, gibt eine Vertreterin der<br />

Sonderbeauftragten für Medienfreiheit der Organisation<br />

für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa<br />

(OSZE) zu bedenken, könne zu einer Privatisierung der<br />

Zensur führen, nämlich dann, wenn privatwirtschaftliche<br />

Unternehmen ausschließlich nach ihren eigenen<br />

Richtlinien handeln würden. Ihre Aufgabe müsse es<br />

sein, sich an der Gesetzeslage zu orientieren. Strafverfolgt<br />

werden können aber, je nach Rechtslage, nur die<br />

Verantwortlichen für die Inhalte – und Serviceprovider<br />

im Ausland können nicht nach österreichischem<br />

Recht für Inhalte belangt werden. Die Poster zu lokalisieren,<br />

so Gertraud Eppich vom Bundesministerium<br />

für Justiz, sei in diesen Fällen ebenfalls schwer.<br />

Um der Privatisierung der Zensur vorzubeugen<br />

und gleichzeitig einen bewussteren Umgang mit den<br />

Themen <strong>Rassismus</strong> und cyber hate (➞ Glossar) zu<br />

fördern, wäre die Entwicklung von codes of conduct<br />

(➞ Glossar) wünschenswert, die Richtlinien für den<br />

Umgang mit diesen beiden Phänomenen in Internetforen<br />

oder sozialen Netzwerken beinhalten. Provider<br />

könnten damit ihrer sozialen Verantwortung nachkommen,<br />

indem sie Menschenrechten wie beispielsweise<br />

dem Schutz der Würde des Menschen, dem<br />

Recht auf Nicht-Diskriminierung und dem Recht auf<br />

freie Meinungsäußerung zum Durchbruch verhelfen<br />

und mit ihren Policies über die gesetzlichen Vorgaben<br />

hinausgehen. Darüber hinaus würden solche codes of<br />

conduct (➞ Glossar) transparent machen, was erlaubt<br />

und was nicht erlaubt ist. Die Einrichtung von Meldestellen<br />

innerhalb der Provider, die sich der Überwachung<br />

dieser Verhaltenskodices annehmen, wäre<br />

ebenso wünschenswert wie die tatkräftige Unterstützung<br />

von zivilgesellschaftlichen Einrichtungen wie<br />

beispielsweise INACH und Behörden beim Aufspüren<br />

von virtuellen TäterInnen.<br />

Wir sind überzeugt, dass sich die Bekämpfung<br />

von cyber hate positiv auf den Umgang mit<br />

Menschenrechten, Extremismus, Verhetzung<br />

und Diskriminierung ist und der Zukunft und<br />

Sicherheit der gesamten OSZE Region zuträglich<br />

ist.<br />

Ronald Eissens<br />

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